IAN GILLAN ist eine lebende Legende, mittlerweile satte 62 (!) Jahre alt ist er für mich ganz nebenbei der einzig wahre Sänger von DEEP PURPLE, da kann man all die COVERDALES, HUGHES, TURNERS komplett eintüten. Hammeralben wie „In Rock“, „Machine Head“, „Fireball“ oder „Perfect Strangers“ und natürlich das wohl unvermeidliche „Smoke On The Water“, die Bandhymne schlechthin, sind ganz eindeutig stimmlich nur von ihm geprägt.
Doch zurück zum Thema: Neben dieser Hauptband hat er immer mal wieder klasse Soloalben abgeliefert sowie einige Touren dazu gespielt. Ein Live-Doppelalbum dieses Konzerts aus dem September 2006 in dem berühmten Anaheim (Kalifornien) im noch bekannteren House Of Blues Club (hat was von Joe’s Country Bunker - BLUES BROHTER’S Fans wissen was ich meine) kam ja bereits vorher raus, jetzt folgt hiermit der audiovisuelle Nachschlag per DVD.
Und diesee Silberling ist musikalisch wirklich sehr gelungen und bringt einen GILLAN in absoluter Höchstform bestens rüber. Er wirkt absolut entspannt und singt wie immer barfüßig Titel und Songs, die er größtenteils so mit PURPLE so wohl nie bringen könnte. Seine Stimme klingt nach wie vor bestens, selbst bei höheren Shouts. Bei "No Worries" spielt er sogar eine extatische Mundharmonika wie in den wilden 7'0er Jahren. Die Bildqualität ist dabei zwar insgesamt nicht berauschend, aber der Sound dafür peinfach klasse - Rock’n’Roll pur und mitreißend absolut energieverströmend und in schön intimer Wohnzimmeratmosphäre dieses rauchigen Clubs. Auch die Begleitband gefällt mir sehr gut, die Jungs haben an hren Instrumenten voll was drauf, zwischendurch wird dann bei der Spaßnummer „Rivers Of Chocolate“ gejammt was die Bude hergibt, die Tasten orgeln, dass es eine Freude ist (der Keyboarder spielt auch noch einige tolle Saxophoneinlagen) und die Gitarren mit schönen Soloparts braten ebenfalls ordentlich – so muss gearbeiteter hemdärmeliger Hardrock einfach klingen bzw. leben. Die Band ist auf dieser 10.000 Meilen Tour bestens mit Gillan eingegrooved und legt eine tolle Spielfreude an den Tag. Apropos: passend dazu sind auch die Schweißringe des Meisters unter den Armen. Nach vier Stücken sind diese bereits auf LKW-Reifengröße angewachsen, aber das juckt hier niemand, hier ist echtes Livefeeling angesagt. Die Optik ist zweitrangig, daher sind auch die bildlichen Highlights eher minimal, die Show steht im Hintergrund – die reine Musik ohne irgendwelche Nacharbeiten spricht für sich selbst. Einzig das ab und an auf der Bühne erscheinende Nummerngirl im knappen Bikini sorgt für etwas Ablenkung, dann wird wieder gnadenlos weiter gerockt was die Bude hergibt.
Das kurz vor diesem Gig erschienene Werk „Gillan’s Inn“ stellt dann auch die Grundlage für dieses klasse Set, denn er bringt hier die besten Songs aus seiner Solokarriere, einige Raritäten (u.a. „Have Love I’ll Travel“), ein paar zunächst gewöhnungsbedürftige Coverversionen sowie natürlich ein paar Tracks von DEEP PURPLE. Klar darf „Smoke On The Water“ nicht fehlen aber noch etwas besser gefallen mir „Into The Fire“, das megageile „When A Blind Man Cries“, ein wunderbar leicht umarrangiertes „Wasted Sunsets“, das kraftvolle „Not Responsible“ und einer meiner absoluten Favoriten, das bombastische „Knocking On Your Back Door“ (alle Song sind vom 1984’er Comebackalbum „Perfect Strangers“). Ansonsten gibt es noch als Unterschied zur Live–CD ein kurzes Interview mit dem Meister (leider ohne Untertitel), verzichtbare Fotogalerien sowie „Behind-The-Scenes“ und ein paar Tourbookaufnahmen.
Fazit:
IAN GILLAN zeigt sich hier von seiner besten Seite, befindet sich in seinem gefühlten 25ten Frühling, da kann man nur respektvoll den Hut ziehen. Für Fans ist diese DVD "Live In Anaheim" eine Art offizielles Bootleg und daher wohl ein sicherer Pflichtkauf - für alle anderen dürfte es auch die Doppel-CD tun.
Live in Anaheim
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
19
Länge:
95:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Live! - The Unexpected Concert
CENTRAL PARK sind eigentlich, rein vom "Alter" her gesehen, richtige Prog-Urgesteine (gegründet bereits 1983) und hätten bis heute gefühlte 20 Scheiben abliefern können. Wenn sich diese vier Herren nicht 1989 ohne ein einziges offiziell erschienenes Album aufgelöst hätten. Nach schlappen 17 Jahren Pause haben die Münchner dann 2006 quasi im Nachhinein ihr Debüt-Album "Unexpected" mit den damals nicht veröffentlichten Songs sowie einer Bonus Live-DVD mit diversen alten und neuen Aufnahmen herausgebracht.
Dieses opulente Debüt ging damals leider völlig an mir vorbei. Und da habe ich scheinbar wirklich was verpasst, denn die hier vorliegende neue DVD "The Unexpected Concert DVD " ist teilweise hervorragend gelungen und zeigt, was diese Band musikalisch, trotz oder gerade aufgrund der hohen Erfahrungswerte noch so alles drauf hat. CENTRAL PARK spielen hier, trotz ständig irgendwie auftauchender Sound-Dejavus mit bekannten Kapellen aus den glorreichen 70/80 er Jahren, ihren trotzdem irgendwie ganz eigenen Mix aus Neo, Bombast sowie straighten Prog Rock. Trotz der vielen längeren Parts bzw. opulenterer Stücke geht es dabei (fast) nie zu kopflastig zu und es artet auch nie zu selbstschwelgerischem Gefrickel aus. Formationen wie ELP, GENESIS, YES, ASIA, PINK FLOYD oder KING CRIMSON haben hier erfreulicherweise ihre spürbaren Einflüsse hinterlassen.
Diese DVD wurde während eines Gigs im Rahmen der ersten Münchner Prog Nacht im Januar 2007 mitgeschnitten. Bis auf zwei Stücke sowie das Schlagzeugsolo ist hier die vorher erwähnte Comeback Studio-Scheibe enthalten und außerdem ist mit dem starken "Another Million” auch ein komplett neuer Track dabei. Auf dieser DVD gibt es nur das Konzert zu sehen, ohne großen Schnickschnack drumherum, keine langweiligen Bildergalerien und auch keine Interviews. Die wohltuend wenig hektischen Schnittfolgen und übersichtlichen Einstellungen sind relativ unspektakulär (genauso wie die Lightshow), passen aber bestens zum Sound, der wiederum, trotz natürlich reichlich Retroambiente, recht frisch und ruckvoll aus den Boxen kommt. Die einzelnen Musiker bewegen sich kaum bei ihrer Performance, der Basser mit wirklich coolem Groove versteckt sich bühnentechnisch fast immer hinter der Gitarre, der Keyboarder ist meist vertieft in sein Spiel und auch Gitarrist Hans Ochs ist kein Bewegungswunder aber spielt wirklich geile Solis. Einzig der umtriebige und ständig irgendwie grinsende Drummer Artur Silver hält mit viel Action auch das Rock'n'Roll Feeling etwas am Leben. Der Sänger Heiko Möckel wirkt ebenfalls etwas nervös bzw. hüftsteif, eine große Ausstrahlung besitzt er leider nicht. Und der große Frontmann wird er wohl auch nicht mehr werden, aber sein Gesang ist aber meist sehr solide. Insgesamt merkt man der Band schon etwas an, dass sie live lange nicht mehr gespielt hat. Für manche Songs und als Ausgleich für die eben erwähnten leichten Minuspunkte in Punkto "Selbstdarstellung" hat man sich aber noch einen optischen auf jeden Fall absolut gelungenen Augenschmaus ab dem fesselnden 20-minütigen Longtrack "Don' t Look Back" mit auf die Bühne geholt: Die junge Sängerin Cory Godess. Diese Lady kann stimmlich ihr überragendes Äußeres leider nicht ganz halten, insbesondere die die hohen Sopranparts im Stile derzeit angesagter Gothicfrontfräuleins bei manchen Parts gehen gar nicht, da fehlt es deutlich an Volumen. Ansonsten sind die Duette mit der männlichen Stimme gut gelungen (wenn auch der häufige Augenkontakt der beiden im "Dirty Dancing" Kitschstil etwas zu übertrieben wirkt oder haben dies was miteinander?! (Sorry für die Abschweifung aber das musste sein). Zurück zum Thema: Wenn sie sich auf normalen Terrain ohne diese gekünstelten Schlenker bewegt ist der Gesang dann wieder voll in Ordnung, und auch die balladesken Töne sowie etwas pathetischen Momente verschmelzen zusammen mit der Instrumentalfraktion zu einem stimmigen Ganzen. Die Musik hat mich restlos überzeugt, selbst den ein oder anderen Schlenker in die "mainstreamigere" Richtung - bei "Desert Angels" oder "She's In The Case klingt es u.a. etwas nach TOTO zu "Isolations"-Tagen - kann man da verzeihen, es macht die Schose sogar noch etwas abwechslungsreicher.
Wer keine großen Licht- sowie klangtechnischen Sperenzchen erwartet sondern auf ein authentisches Livekonzertfeeling steht, der liegt hier goldrichtig. Regisseur Wolfgang Kerinnis (Gitarrist von DREAMSCAPE) hat diese Atmosphäre mit den vorhanden beschränkten Mitteln bestens mitgefilmt und zusammengestellt. Diese anspruchsvolle Musik wird mit viel Herz präsentiert und das ist es doch, was letztlich auch zählt. Jetzt bin ich aber wirklich auf das nächst Studiowerk von CENTRAL PARK gespannt.
Live! - The Unexpected Concert
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
9
Länge:
67:24 ()
Label:
Vertrieb:
Mensch, ECHO & THE BUNNYMEN gibt es wieder, eine Live-DVD („Dancing Horses“) hat man am Start - wenn auch in etwas anderer Besetzung, aber immerhin. Damals in den 80er Jahren bin ich zunächst mal wegen des ungewöhnlichen Namens auf die Band aufmerksam geworden und habe mir dann aber auch eine Platte zugelegt. Die Jungs kommen aus Liverpool und haben sich 1978 im Umfeld des Postpunk gegründet und waren zu den Hochzeiten des New Wave ebenfalls im Geschäft, wenn auch trotz einiger Singlehits nie der ganz große Durchbruch gelang. Die Band hatte gleichfalls einige melancholische Songs, die mehr Pop als Rock waren, im Programm.
Sänger Ian McCullochs hat eine recht präsente charakteristische Stimme und sein Kompagnon im Songwriting, Will Sergeants, pflegt eine eher atmosphärische, leicht psychedelische Gitarre ohne große Posen oder gar fette Licks. Der coole Name stammt von einem Drumcomputer Namens Echo, den die Jungs zu Beginn ihrer Kariere im Einsatz hatten. Man hatte dann zwar auch gleich einen echten Drummer an Bord, doch der Namen blieb. Wie gesagt, ihr typischer Sound war schon recht speziell, so eine Art Indie meets Pop. Trotz relativ präsenter Keyboards war man nie so technisch tastengeprägt wie etwas JOY DIVISION, so indieartig schludrig bei den Gitarren wie THE SMITHS oder auch so glatt poppig bei den Melodien wie OMD - diese Band verströmte ein eher mystisches ganz eigenes Charisma.
Doch jetzt zur aktuellen DVD „Dancing Horses“. Es handelt sich um einen relativ unspektakulären Mitschnitt aus dem Londoner Shepherds Bush Empire vom November 2005. Der Gig in diesem Theater zeigt die Mannen um Fronter Ian McCulloch recht gut in Form, wenn auch die Aufnahmen relativ düster-dunkel wirken, bei den ersten drei Songs erkennt man kaum die Gesichter sechs Musiker. Aber egal, die vermeintlichen Highlights, größtenteils aus den Anfängen der Formation, wie u.a. „Cutter“, „Killing Moon“, „Ocean Rain“ oder „The Back Of Love“ sind vertreten, das Publikum geht gut mit, wenn auch nicht allzu überschwänglich. Sänger Ian McCulloch mit Sonnenbrille und tausend Kippen rauchend intoniert solide, der Rest der Band strahlt ein typisch britisches Understatement aus, als sei man etwas gelangweilt bei diesem Auftritt, Gefühlausbrüche oder große Bewegungen sind ihnen völlig fremd. Den Schwerpunkt des Materials bilden die ersten vier Alben der Band, die Bildqualität ist o.k., die Schnitte ordentlich, nichts Besonderes - genauso wie die eher spartanische Lightshow. Alles etwas weniger spektakulär, die Musik soll es richten. Trotzdem hat die DVD rein zum Anschauen einige Längen, auch weil doch recht wenig passiert ist, aber als Retrospektive durchaus ganz nett. Seit 2005 haben die Herren wieder einen Deal bei ihrem alten Label unterschrieben und arbeiten an einem Comebackwerk. Da sind wir durchaus gespannt. Die DVD „Dancing Horses“ ist insgesamt durchaus solide wenn auch nicht der ganz große Reißer. Nach irgendwelchen Extras sucht man vergeblich, das Interview mit McCulloch und Sergeant ist leider ohne Untertitel und auch so ziemlich einschläfernd. Für Fans sicher eine lohnenswerte Sache und vor allem nostalgische Zeitreise alle anderen sollten vielleicht eher mal die Originalalben von ECHO & THE BUNNYMEN der Anfangsphase antesten.
Dancing Horses
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
19
Länge:
135:0 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten