Ich gehörte vor dem Ansehen dieser neuen DVD "Alive & Rockin´" von FOREIGNER ganz klar zu den Lou Gramm Leadsänger Verfechtern und konnte mir diese Band nicht ohne dessen charismatisches Organ vorstellen! Aber ich muß jetzt öffentlich Abbitte leisten, denn was sein Nachfolger Kelly Hansen hier abliefert, ist aller erste Sahne, der Junge läßt Gramm schlicht vergessen - er klingt dabei stimmlich fast genauso mit seinem vielschichtigen Timbre und vor allem mit sehr viel Power im Ausdruck. Ende der 70’er, Anfang der 80er waren FOREIGNER eine der größten und erfolgreichsten (70 Millionen vertickte Alben!) Stadionrockbands der Welt, danach folgten lange Zeiten (auch aufgrund von Krankheiten) der Zurückgezogenheit ehe man in den letzen Jahre wieder zu touren begann. Derzeit ist man ebenfalls wieder auf Europatour und wenn die Jungs nur annähernd so gut drauf sind wie bei diesem mitgeschnittenen Gig des Auftritts vom "Bang Your Head!!!" Festival 2006 dann sollte man jedem nur raten hinzugehen, um sich eine klasse Band anzuschauen. Der Titel spricht es aus "Alive & Rockin´" zeigt eine unheimlich tighte Formation, die ihre Hits nicht nur einfach so runter zockt sondern mit zahlreichen Instrumentalen oder auch gesanglichen Schmankerln (die Backings sind weltklasse) aufwertet und den typischen Foreigner Sound rüberbringt verbunden mit einer sehr rockigen Note. Leider ist das Balinger Konzert nur rund 65 Minuten (9 Tracks) lang aber mehr geht bei Festivals halt meistens nicht. Zum Ausgleich ist dieser DVD die schon mal veröffentlichte Live CD eines kompletten Konzerts (75 Min.) aus 2005 in Las Vegas nochmal beigelegt worden. Die DVD ist optisch gelungen umgesetzt, das Bild kommt klar ohne Verzerrungen rüber, die Schnitte sind nicht übertrieben hektisch gemacht, man behält als Zuseher stets die Übersicht und auf weitere technische Gimmicks wurde dankenswerterweise verzichtet. Der Sound bei dieser imposanten Kulisse ist glasklar sowie transparent gehalten, die Bühnenshow ist zwar nix besonderes aber ebenfalls solide, hier wird halt großen Wert auf die Musik gelegt, die Gruppe ist absolut super aufeinander eingespielt. Bandleader/Gitarrist Mick Jones (einziges noch vertretenes Ur-Mitglied) hat sich da aber auch eine Superkapelle zusammengestellt mit Drummer Jason Bonham (Sohn der LED ZEPPELIN Legende), Bassist Jeff Pilson (ex-DOKKEN), Rhythmusgitarrist Tom Gimbel (u.a. Tourmusiker von AEROSMITH) spielt neben einem flöten auch noch ein megastarkes Saxophonsolo sowie Keyboarder Jeff Jacobs (u.a. Billy Joel) - alle zusammen sind live ein Macht. Es gibt viele klasse Einlagen u.a. das Solo bei "Starrider" oder der endgeile Anfang von "Urgent" und Kracher wie "Head Games", "Cold As Ice" sowie das miteinanderverwobene "Juke Box Hero/Whole Lotta Love" - Foreigner lassen (fast) keine Wünsche offen. Die CD-Ausgabe hat dann insgesamt 12 Titel zu bieten hier ist dann natürlich fast alles dabei, was das Herz begehrt "Dirty White Boy", "Blue Morning", "that was Yesterday” und natürlich auch die Megaballade "I Want to Know What Love Is”. Ansonsten gibt’s noch ein paar Interviews (leider allesamt ohne Untertitel) sowie ein paar Liveimpressionen "Foreigner TV", ist ganz nett gemacht. Ansonsten beide Daumen hoch für diese DVD, die eine Band in Bestform zeigt und somit auch heute noch ihre Daseinsberechtigung eindrucksvoll unterstreicht. Derzeit arbeitet man sogar an ganz neuem Material, die Fans inklusive mir werden gespannt darauf warten. Dieses DVD sowie Live CD Package "Alive & Rockin´" ist ansonsten für recht faires Geld zu haben und natürlich nicht nur deshalb sondern aufgrund der beschriebenen musikalischen Qualität eine lohnenswerte Sache.
Es ist schon traurig, alte Helden untergehen zu sehen. Diesen Eindruck hinterlässt auf jeden Fall das ziemlich grauenhafte Live-Video von einem Gig auf dem "Louder Harder Faster Festival" im Juni 2005 in Allentown, Pennsylvania. Die Bühnenpräsenz ist mit Ausnahme des Kiffer-Dannys langweilig bis panne (Bramante scheint völlig deplaziert, Tanzbär in Rente), tight ist was völlig anderes und Sound und Kameraführung sind nach aktuellen Maßstäben auch höchstens mittelmäßig. Da geraten sogar echte Hits wie "Game Over" völlig aus den Fugen. Also ist der Gucker froh, wenn die zehn Songs fertig sind. Und: Wo ist eigentlich "Brain Death"??? Nun gut: In den Boni finden sich dann echte Perlen. Zwar keine Perlen guten Geschmacks und professioneller Qualität - es sind eher zeitgeschichtliche Statements der Thrash-Bewegung aus der Bay Area. Live-Mitschnitte wie der von 1985 gleichen eher einem Schattenkabinett mit im Sturm abgefackeltem Sound. Aber die Auftritte in Japan, wo das Publikujm komplett ausrastet, im Hammersmith Odeon, im legendären CBGB’s oder beim New Jersey Metalfest bringen die Erinnerungen zurück, als der Thrasher noch gegen den Poser aktivistete oder in Stretch-Jeans stagedivte, ohne Fotograben und Ordner. Ja ja, das waren noch Zeiten. Außerdem gibt’s jede Menge Blicke hinter die Kulissen, Unmengen an Fotos, coole Videoclips (‚Price Of Freedom’ und das country-mäßige "Long Haired Asshole’) ein Interview ohne bewegte Bilder mit Danny Lilker und Glenn Evans sowie zwei unveröffentlichte Audio-Songs (‚Celtic Frost Cold Beer’ und ‚Folsom Prison Blues’) (nur Ton) runden diesen Mega-Bonus-Block ab. Für jüngere Fans mag diese DVD einen guten Eindruck der wilden Achtziger geben, aber echt vergnügen dürften sich die Herrschaften nicht. Aber Zeitzeugen werden sich prima amüsieren - man denke nur an den nur in Tennishose inklusive weißer (!!!) Tennissocken unter den Sportstiefeln herumhüpfenden John Connelly. Wenn da nur der aktuelle Auftritt aus Pennsylvania nicht wäre…
Wer braucht denn bitteschön solche *gähn* Langweiler DVD’s wie "Born Again DVD: Delvis Video Diaries" von den ehemaligen Ami Poserkönigen WARRANT? Selbst die größten Nostalgiker werden hier eher enttäuscht sein, insbesondere deshalb da (leider) keinerlei Aufnahmen aus den glorreichen Endachtziger Zeiten der Jungs zu sehen sind, hiervon zeugen lediglich ein paar Fotos. Stattdessen wurden die kompletten Songs des 2006er Comebackwerkes "Born Again" einfach mit ein paar recht dürftigen Videos "hinterlegt". Ehrlich, wenn wenigstens als Zugabe einer der Hits aus dem soliden "Cherry Pie" Album von 1990 vertreten gewesen wäre, hätte diese DVD gerade noch ihre Daseinsberechtigung gehabt aber so? Gräusliche Videos teils mit uralten Schneidetechniken, aufgenommen auf einer armseeligen Studiobühne manchmal mit Bühnenliveszenen aber nicht mit richtigen Audio-Liveaufnahmen ergänzt, und dann alles auch noch herrlich mit gestelztem Playback präsentiert - man wendet sich ab mit Kopfschütteln. Im engeren Sinne handelt es sich nichtmal um "richtige" Videoclips sondern um eine Art Bühnenshow in einem Studio mit wenigen, spärlichen Lichttraversen sowie Minimalschlagzeug aufgenommen. Hinterher durfte sich ein Nachwuchsregisseur austoben ein paar optische Filter hier einfügen, ein paar Einblendungen da (die manchmal sogar nichts mit den Songs zu tun haben), konfus-wirre Effekte ohne Ende und dann immer mal wieder Foto- und Filmeinspielungen, es wirkt vieles stark improvisiert und chaotisch. Selbst der anscheinend auf Teufel komm raus witzig sein wollende Kurzfilm "Mini Monster" mit Szenen aus dem täglichen Tourleben sowie auf dem Golfplatz und der akustische Running Gag mit zigfachen "Bullshit" Wiederholungen will auch nicht so recht zünden. Hat man alles schon viel besser gesehen, sorry, erweckt den Eindruck einer abgehalfteter B-Klasse Band. Auch "In The Studio" mit WARRANT bei den Aufnahmen für die CD lockt niemand mehr hinterm Ofen vor. Genauso wie die obligatorische aber recht überflüssige Fotoshow. Bei den Videos verzichtet die Band dann zumindestens auf die ganz engen Spandexhöschen der Vergangenheit und nimmt deutlich weniger Harrspray aber auch diverse Klamottenwechsel machen die Sache nicht unterhaltsamer. Außerdem gefiel mir Ursprungssänger Jani Lane optisch aber vor allem gesangstechnisch um einiges besser als der jetzt singende Jaime St. James (ex-BLACK’n’BLUE, KEEL). Die Truppe von damals ist dabei überwiegend wohl wieder zusammen, die Jungs geben auch posermäßig wirklich alles - allein es wirkt oftmals verkrampft sowie stellenweise so richtig unecht und keinesfalls irgendwie lustig oder mit irgendeinem seeligen Retrogefühl. Nee, diese DVD hätten sie mal lieber bleiben lassen, auch weil das Songmaterial recht dünne ausgefallen ist und allenfalls noch Durchschnitt darstellt. Neben "Dirty Jack" (cooles Solo), überzeugen lediglich "Hell, Ca", "Rollercoater" (der Song hat was von Diamond Dave) sowie das schmissige "Roxy" ansonsten fehlt es mir bei den restlichen 8 Tracks einfach an griffigen Refrains bzw. den typischen Killerkooks. Da gibt es heutzutage einige bessere Combos die Hardrock neu definieren, authentisch und nicht nach miefigen 80’ern klingen wie WARRANT hier. Mir hat diese Band schon damals, als man in den USA mit mehr oder weniger zwei soliden Alben Millionen von Platten verkaufte, nicht so besonders dolle gefallen. Da gab es wesentlich stärkere Acts wie MÖTLEY CRÜE, POISON oder auch CINDERELLA, die außerdem deutlich mehr Substanz und bessere Alben zu bieten hatten! Wer also mal wieder richtig in die guten 80er Jahre Hairspray-Metal Zeiten eintauchen möchte, sollte sich leiber die aktuelle EUROPE Live-DVD besorgen, diese Scheibe "Born Again DVD: Delvis Video Diaries" muß man sich wirklich nicht antun.
Nachdem FISH bereits eine Doppel-CD von der "Misplaced Childhood Anniversary Tour" veröffentlicht hatte (siehe unser ausführliches Review) gibt es nun auch eine DVD-Version mit dem MARILLION Klassiker von 1985 im Mittelpunkt. Gegenüber der Audioausgabe von "Return To Childhood" sind hier eigentlich genau die gleichen 22 Tracks aus dem ersten Teil dieser Tour enthalten d.h. zunächst also einige Fish Solo-Highlights (z.B. eine göttliche Version von "Credo"), danach folgt nach dem bekannten klassischen Intro "La Gazza Ladra" das komplette MPC Album und gegen Schluss noch ein paar Knaller (u.a. "Fugazi") aus seiner Marillion Ära. Dieses Konzert wurde in einem tollen richtig alten Theatersaal mit sehr viel Flair aufgenommen. Im Amsterdamer Paradiso-Club wurde aus zwei Gigs am 15./18. November 2005 diese DVD zusammengeschnitten.
Gegenüber der CD bietet die DVD doch deutliche Vorteile insbesondere auch klanglich wirkt hier alles etwas besser, der Sound ist zwar nur Stereo aber trotzdem irgendwie transparenter mit großem Sättigkeitsgrad. Onkel Fish wirkt auch komplett entspannter, scherzt, erzählt, tanzt und hüpft über die Bühne und er nuschelt deutlich weniger ins Mikro. Mittlerweile habe ich auch einen direkten Vergleich, denn der Besuch auf einem Konzert der Fortsetzung dieser Jubitour in Aschaffenburg und daher kann ich sagen - die DVD transportiert hervorragend den dort erlebten absolut positiven Eindruck: Meister Fish ist omnipräsent auf der Bühne (in AB gleich von Beginn an mit Rotweinschwenker!), da gibt er von Anfang bis Ende den Messias, seine Fans fressen ihm quasi aus den Händen, hängen an seinen Lippen und warten auf seine (politischen) Statements. Ja dieser charismatische Schotte schafft es mit einer unglaublichen Leichtigkeit und absoluter Authentizität die Zuschauer locker in seinen Bann zu ziehen. Auch die Band gefällt mir auf DVD musikalisch insgesamt wesentlich besser, wenn auch dieser positivere Eindruck allein schon durch das Bild zustanden kommen könnte, ist schwierig zu sagen aber egal. Die klasse Backgroundsängerin war bereits auf der CD mehr als nur geil. Im Gegensatz dazu, hat man hier nicht das Gefühl, dass die stimmgewaltige Lady den guten Onkel mehrfach an die Wand singt bzw. aus der Predulie rettet - nein man ergänzt sich zu einem besseren Ganzen und stachelt sich förmlich gegenseitig an. Es kommt ansonsten eine klasse Partystimmung von Beginn an auf, wenn auch natürlich alle auf MPC gewartet haben - das Publikum feiert Fish frenetisch ab und er geniest dies zu Recht in vollen Zügen. Diese DVD lebt mehr vom nostalgischen Wert dieses besonderen Konzerts als von technischen Finessen. Daher werden Puristen wohl eher weniger bedient. Das Bild ist meistens leider "nur" Solide, die Schnitte manchmal etwas hektisch/unorthodox, außerdem sind einige deutliche Wackler zu sehen, auf andere visuelle Einspielungen oder Schmankerl wurde völlig verzichtet. Insgesamt werden satte 192 Minuten Material geboten, die größtenteils sehr ansehnlich sind nur die Klangfreaks müssen auf eine Surroundspur verzichten. Ansonsten gibt es keine besonderen Gags oder etwaige Überraschungen, lediglich ein sehr ausführliches Interview mit dem Classic Rock Magazine folgt dann noch am Schluss. Leider völlig ohne deutsche Untertitel und wer den Urschotten Fish schon mal sprechen gehört hat, weiß wie schwer man seinen Dialekt überhaupt versteht, mit Englisch hat dies nur im weiteren Sinne noch zu tun.
Gesanglich kämpft sich Fish trotz bekannter Schwächen bei den Höhen mit deutlich dunklerem Klangbild (auch der Musik) mit viel Einsatz, Wut sowie Heißerkeit durch "seine" Lebensgeschichte - und dies viel besser als erwartet. Der MAN besitzt eine schlichte aber unheimliche packende Bühnenpräsenz, kombiniert mit seinem einmaligen Charisma macht er diese DVD zu einem historischen Dokument. Für alle FISH Fans sowie MARILLION Nostalgiker stellt "Return To Childhood" natürlich eine klare Kaufempfehlung dar und ist gegenüber der CD-Version sogar deutlich besser. Der kauzige Schotte hat es letztlich wieder mal allen gezeigt.
Man kann sich nach wie vor die Frage stellen, ob eine Band, die gerade mal erst drei Alben auf dem Buckel hat, eine DVD unter´s Volk jubeln muss. Im Falle von ANDROMEDA hat man jedoch genug Argumente aufgefahren, die gegen die übliche Fan-Abzocke sprechen. "Playing Off The Board" ist für die Anhänger der Schweden ein echter Leckerbissen geworden, denn mit rund 205 Minuten (offizielle Angabe auf dem Backcover) und 7,4 Gigabytes wurde zumindest schon mal die Kapazität des Mediums sehr gut ausgeschöpft. Das Herzstück der DVD ist ein Gig, den die Band im "Slaski Theatre" in Polen im Rahmen ihrer "Chimera"-Tour aufgenommen hat. Diese Räumlichkeit ist tatsächlich ein Theater, in dem das Publikum unten und auf den oberen Rängen sitzt, was nicht gerade viel Aktionsradius und ausrastende Moshpits garantiert. Für wildes Headbangen ist die Mucke von ANDROMEDA auch nicht unbedingt geeignet, so dass dieser Umstand für Proggies vielleicht nicht so wichtig sein könnte. Schade ist dabei aber, dass dadurch (und wie leider auch auf sehr vielen anderen DVDs) kaum echte Live-Atmosphäre entsteht, weil das Publikum nur ganz am Rande mitwirkt und kaum zu hören ist, was angesichts eines 5.1-Mixes (wahlweise auch 2.0) nicht wirklich das Nonplusultra darstellt. Musikalisch sind ANDROMEDA jedenfalls topfit und erinnern des Öfteren sogar an die allmächtigen DREAM THEATER. Als Extras gibt es neben ausführlichen Biografien der einzelnen Musiker, einer Discography, Desktop Images, einer Fotogalerie und den üblichen Weblinks noch eine ganze Reihe an Filmchen zu bestaunen. Darunter befinden sich etwa Interviews mit den Herren Reinholdz, Hedin, Fremberg und Lejon, ein Rehearsal, sowie Tourimpressionen und altes Live-Material. Zwar ist "Playing Off The Board" eine sehr spezielle Veröffentlichung und nur für waschechte Proggies geeignet, jedoch zeigt die Scheibe auch, wie man eine DVD sinnvoll (und hoffentlich zu einem fairen Preis) veröffentlichen kann. ANDROMEDA-Fans müssen hier zuschlagen!
Kinder, was waren das noch Zeiten: Lange Dauerwelle, enge Stretchhosen, weiße Turnschuhe, Muskel-Shirts…. Und vor allem: Das Dynamo-Festival stand (noch) in voller Blüte. Jetzt hat die schwedische Firma Escapi Music eine Weltidee: Sie sicherte sich die Rechte an Dynamo-Auftritten und startet mit METAL CHURCH von 1991. Keine Spirenzchen - nur der Live-Gig, ungeschminkt und nicht bearbeitet, Da singt Mike Howe schon mal gurkengleich ins falsche Ende des Mikros, trifft nicht jeden Ton und auch die Gitarristen greifen nicht immer ins Glück. Und? Das Line-Up seinerzeit lässt die derzeitige, keineswegs üble Besetzung zur Cover-Band werden, die Songs sind Gott, wenn man mal so sagen will - abgesehen davon, dass dieses Dokument die Premiere der Kirche auf DVD ist. Die Songs sind ausnahmslos Klassiker, natürlich fehlen auch Hits und die Qualität der Ton- und Bildaufnahme ist eben nicht auf modernstem Standard. Doppel-Und? Als METAL CHURCH das letzte, gleichnamige Stück parallel zum Feuerwerk spielen, ist Gänsehaut garantiert, zumindest wenn man damals dabei war. Diese DVD ist ein beinahe romantischer, zu Tränen rührender Zeitzeuge eine echt geilen Zeit - als Pfingsten ohne Dynamo noch war wie Tee ohne Beutel.
DIE KNEIPENTERRORISTEN um Remedy-Jörn und Paragon-Porn-King sind die wohl authentischste Onkelz-Cover-Band - und wohl auch die erfolgreichste. Beinahe jedes Wochenende rocken sie die Häuser, die Leute rasten aus. Klar, wo sonst gibt es die Gelegenheit, die ollen Kamellen von einst zu hören, selbst die Frankfurter themselves spielten sie ja zuletzt nicht mehr. Und so macht die DVD auch viel Lust auf alles, was die Hessen ausmachte: Rocken, Texte mitsingen süppeln und Co. Das kriegen die Hamburger Streitsucher auch prima hin. Gut, da sitzt nicht jede Gesangslinie hundertpro, da ist nicht alles so, wie es bei den Originalen klingt. Aber Perfektion ist auch nicht das Ziel der Terroristen, sondern "Spass an der Freud". Und den transportieren die Nordlichter in Pahlen einmalig. Die DVD enthält zwei zusammen gefasste Gigs in der Eiderlandhalle zu Pahlen, Steffi fehlt auch nicht - es macht Bock - mit Bier noch mehr!
Nun hat das DVD-Virus auch die finnischen Melodic Black Metaller CATAMENIA infiziert, die mit "Bringing The Cold To Poland" ihre erste audiovisuelle Veröffentlichung in die Regale stellen. Das Herzstück dieser Scheibe bildet der etwas über 50-minütige Gig der Band im "Stodola Club" in Warschau am 24. August 2006. Warum man sich ausgerechnet diesen Gig für einen Mitschnitt ausgesucht hat, kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn der Club ist weder annähernd voll, noch lassen sich die Polen zum ordentlichen Abbangen, etc. bewegen. Es wirkt oft, als habe man ein paar Dutzend Pappkameraden vor die Bühne gestellt, und selbst beim Cover von W.A.S.P.´s "I Wanna Be Somebody" ist von Stimmung oder gar "good friendly violent fun" nichts zu spüren. Ein wenig Höflichkeitsapplaus ist zwar drin, aber mehr nicht! Auf jedem deutschen Konzert oder Festival wäre die Aufnahme deutlich essentieller gewesen, mutmaße ich mal. Aber auch die Band gehört nicht zu den agilsten, wobei die beiden Sänger Olli Mustonen und Kari Vähäkuopus noch am Bewegungsfreudigsten sind. Der "Dolby 5.1"-Sound (wahlweise auch "2.0") klingt authentisch und eindeutig live, wobei natürlich im Sinne einer aufnahmeverträglichen Qualität leicht nachbearbeitet wurde, was sich hier aber im Rahmen hält. Als Bonus findet man einen gut viertelstündigen Beitrag aus Backstage-Impressionen, Studioarbeit und privaten Bildern, ein 25-minütiges Interview mit der Band, eine Fotogalerie, die schriftliche Biografie und Discographie, Desktop-Bilder, sowie die beiden Demos von 1995 und 1996 ("Winds") als Audiotracks. Letztere sind zwar klanglich natürlich nicht herausragend, für Fans aber eine sehr coole Zugabe. Im Ganzen ist auch diese DVD wieder eine zwiespältige Angelegenheit, da der Gig nicht unbedingt mitreißend herüberkommt, die Bonüsse für Kenner der Band vermutlich eher verzichtbar sind, die Spielzeit dieses Mediums mit rund 3,9 GB längst nicht ausgereizt wurde und das Ganze für weit über 20 Euro (!!!) angeboten wird. Es gibt deutlich schlechtere Releases, aber auch auf DVD wesentlich gelungenere.
Das polnische Label Metal Mind scheint auf Fließband-DVD-Produktion zu machen, liefert aber eine professionelle Veröffentlichung nach der anderen ab. Da machen auch die Rachel-losen SINISTER aus Holland keine Ausnahme. Das Herzstück des Datenträgers bildet ein Auftritt der Death-Metal-Urgsteine vom August vergangenen Jahres aus dem Warschauer Stodola Club, eingefangen in professioneller Bildqualität mit erfrischend stressfreier Schnittfrequenz. Gut 57 Minuten prügeln sich die Oranjes auch ohne Meisje durch ihre Band-Geschichte sehr dickem Sound. Wie von anderen Produkten des Labels bekannt, kommen die Käufer in den Genuss von etwa 100 Minuten Zusatzmaterial darunter vier "Bootlegs", deren Qualität die des beschriebenen Gigs naturgemäß unterschreiten und so eher für absolute SINISTER-Fans geeignet sind. Die Doku ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen, das Interview mit Grunzer Aad Kloosterwaard und Gitarrist Alex Paul liefert ein paar Hintergründe und viel Persönlichkeit. "Prophecies Denied" ist eine lohnende DVD vor allem für SINISTER-Fans, aber auch für Anhänger des traditionelleren Metzel-Metals insgesamt. Hier noch mal die Inhalte:
Live in Warschau:
(Intro)
Bleeding Towards The Wendigo
Epoch Of Denial
The Grey Massacre
Sadistic Intent
Into The Forgotten
Men Down
Barbaric Order
(Enslave The Weak Intro)
Enslave The Weak
Altruistic Suicide
Afterburner
(Cross The Styx Intro)
Cross The Styx
To Mega Therion
Boni:
Angels Of The Apocalypse (Dokumentation)
"Bootlegs”
Men Down, Enslave the Weak (Kset, Zagreb, Kroatien)
Afterburner, Cross The Styx (Up From The Ground, Gemünden)
CROWBAR waren noch nie die Schnellsten, da passt es ins Bild, dass die Südstaatler für die Veröffentlichung ihres Gigs vom 2004er With Full Force beinahe drei Jahre gebraucht haben. Immerhin gibt es auf dem Silberling neben den acht Songs von der Show am regnerischen Sonntagmittag auch noch alle Clips der Band und ein paar Backstage-Szenen, Geblödel und Kurzinterviews, so dass die Scheibe auf knapp 70 Minuten Spielzeit kommt, also ganz beachtlich ist. Die Show beim WFF ist professionell gefilmt und fängt die ausgelassene Atmosphäre gut ein, auch wenn die Großaufnahmen von Herrn Windstein beim Rotzen Geschmackssache sind. Die Band präsentiert sich als sehr gut eingespielte Combo, die zu Späßchen aufgelegt ist und einen abwechslungsreichen Set spielt, für den sie vom großen Publikum gut gefeiert wird. Die Clips schwanken natürlich in der Qualität, sind aber allesamt sehenswert, ebenso die vielen Backstage-Eindrücke. So wird die erste CROWBAR-DVD zu einer soliden Sache, die sich zumindest alle Fans der Band bedenkenlos ins Regal stellen können.