Review: Live At Wacken Open Air 2006
Es wurde aber auch wirklich Zeit: Das beeindruckende Livecomeback der SCORPIONS beim W:O:A aus 2006 erscheint nun endlich auf DVD. Unter der für manche vielleicht etwas großspurigen Unterfirmierung "Live At Wacken Open Air 2006 - A Night To Remember - A Journey Through Time" zeigen die Hannoveraner souverän, dass man die Daseinsberechtigung sowie die Albumkrise aus den 90er bis Anfang des neuen Jahrtausends überwunden hat und nach wie vor zu den besten Liverockbands der Republik zählt. Die SCORPIONS sind außerdem verkaufstechnisch immernoch Deutschlands erfolgreichster Musikexport - Bands wie VAN HALEN, BON JOVI oder DEF LEPPARD waren in jungen Jahren als Vorbands für Meine & Co. in den USA im Einsatz. Viele aus meiner Sicht sowie ungerechtfertigte sowie respektlose Kommentare zu dieser Band haben sich hiermit erledigt. Insbesondere das ständige Ankreiden des Kommerzverkaufs durch den "Wind Of Change" Erfolg, von vielen Leuten aus der Hartwursfraktion war eh schon immer Schwachsinn bzw. sehr ungerecht! Denn wie hätte die Band dies verhindern sollen, es war der richtige Song zum richtigen Zeitpunkt. Inhaltlich war die Kritik an den SCORPIONS da schon eher berechtigt, denn Totalausfälle wie "Pure Instinct" (1996) zeigten die Band musikalisch am Boden und meilenweit weg von ihrer eigentlichen Szene. Aber mit "Unbreakable" schaffte man 2006 die Wend und die letzte Scheibe "Humanity-Hour I" (2007) war sogar richtig klasse.
Doch zurück zu Wacken 2006 - im Vorfeld hatte man sich clevererweise die Setlist aus 50 Tracks von den Fans zusammenstellen lassen. Das Ergebnis war bis auf wenige Ausnahmen ganz passabel ("Don’t Believe Her") es wurden viele alte Klassiker gewünscht, so dass sich geradezu anbot als Special Guests und kleines Familientreffen auf ehemalige Bandmitglieder wie Michael Schenker, Uli Jon Roth sowie Herman Rarebell zurückzugreifen. Alle vor dem Festival bestehenden (leichten) Zweifel, ob sie die anwesende Metalgemeinde annehmen würde waren vom ersten Riff an wie weggeblasen, die Band wurde gnadenlos abgefeiert, man sorgte quasi selbst mit einer klasse Show sowie den ganzen alten Klassikern im Gepäck dafür, dass man noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Beim Anschauen dieser DVD wird einem wiedermal klar, wie viele geile Rockhymnen die SCORPIONS eigentlich aufgenommen haben. Egal ob "The Zoo", "No One Like You", "Coming Home", oder auch das obergeile "In Trance" es fehlt eigentlich keiner der großen Kracher. Balladentechnisch wurde auf das abgenudelte "Wind Of Change" gnädigerweise verzichtet. Dafür sind aber zu recht "Holiday" (mit schönem Mitsingteil) und "Still Loving you" dabei, die sowieso beide die besseren Gürtelrubbler sind. Insbesondere (der optisch sehr alt gewordene Roth) und Michael Schenker sind mit ihren Beiträgen sicherlich eine musikalische Bereicherung der Show. Granaten wie "Pictured Life" oder "Speedy's Coming" kommen absolut spitzenmäßig aus den Boxen. Auch Michael Schenker (im typischen Hippielook der totale Kontrast zu seinem hippen Bruder) zeigt einen ansprechende Performance. Gegen Ende darf auch noch sein Sohn Tyler mit auf die Bühne. Herman Rarebell sieht zwar am ältesten aus aber kann es immer noch: bei "Blackout" drischt er amtlich auf die Fälle. Hier auch noch gelungen: die mit zwei rauchenden Auspuffrohren versehene Gitarre sowie die Coverkostümierung des Originalcovers von Schenker mit Kopfverband. Zu Rarebells Nachfolger James Kottak ist leider zu bemerken, dass er hier ein ziemlich langweiliges, unspektakuläres und viel zu langes Drumsolo bietet - nee das machen sogar Coverbands in unserer Gegend amüsanter. Außerdem bin ich dafür, dass Schlagzeugsolos die länger als eine Minute dauern nur noch von Mike TERRANA oder Neil Peart (RUSH) gespielt werden dürften, alles andere kann man sich wirklich schenken. Das Gitarrensolo von Matze Jabs bei "Six String Sting" ist da schon etwas unterhaltsamer, viel kürzer und er zeigt dabei wie schnell er seine flinken Finger über die Griffbretter schicken kann. Bei einem meiner Favorites, dem rein instrumentalen "Coast To Coast" sind insgesamt fünf Gitarristen zu Gange, sogar Meine darf mal etwas "mitposen" und trotzdem kommt der Song hammermäßig rüber.
Insgesamt werden 26 Songs auf der DVD dargeboten. Der Sound ist solide, er klingt ziemlich naturbelassen, manche Verspieler sind deutlich zuhören, auch die manchmal etwas schiefen Backings wurden nicht kaschiert - dies macht die Band um so authentischer. Als Zuschauer fühlt man sich gut mitten im Geschehen, auch auf der Couch reißen die SCORPIONS einen mit. Man kann ansonsten zwischen PCM Stereo und Dolby Digital 5.1 auswählen. Die Kameraführung ist manchmal etwas leicht hektisch, manche Nahaufnahmen etwas verwackelt aber dafür sind die Kamerafahrten über die Zuschauer und die Bühne um so gelungener. Die Lightshow bzw. die Ausleuchtung während des Gigs sind dafür leider eher durchschnittlich, bei der aufgefahrenen Menge und der Größe hätte es ruhig noch fetter sein können. Weiteres Bonusmaterial, hier hätte doch mal bei diesen Gästen besonders der Backstagebereich interessiert, gibt’s leider nicht auf dieser DVD.
Trotz dieser kleinen Kritikpunkte bietet "A Night To Remember - A Journey Through Time” gelungen Unterhaltung im oberen Bereich und zeigt, dass der (Unter) Titel nicht übertrieben sondern absolut passend ist.
Setlist:
01 - Coming Home
02 - Bad Boys Running Wild
03 - The Zoo
04 - Loving You Sunday Morning
05 - Make It Real
06 - Pictured Life (mit Uli Jon Roth)
07 - Speedy’s Coming (mit Uli Jon Roth)
08 - We’ll Burn The Sky (mit Uli Jon Roth)
09 - Love ‘em Or Leave ‘em
10 - Don’t Believe Her
11 - Tease Me Please Me
12 - Coast To Coast (mit Michael Schenker)
13 - Holiday (mit Michael Schenker)
14 - Lovedrive (mit Michael Schenker)
15 - Another Piece Of Meat (mit Michael Schenker)
16 - Kottak Attack
17 - Blackout (mit Herman Rarebell)
18 - No One Like You (mit Herman Rarebell)
19 - Six String Sing
20 - Big City Nights
21 - Can’t Get Enough
22 - Still Loving You (mit Uli Jon Roth und Michael Schenker)
23 - In Trance (mit Uli Jon Roth und Michael Schenker)
24 - Bolero (mit Uli Jon Roth, Herman Rarebell und Michael Schenker)
25 - Ready To Sting
26 - Rock You Like A Hurricane
Live At Wacken Open Air 2006
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
26
Länge:
138:15 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Live From Radio City Music Hall (DVD)
Bei Sharon, Ozzy und ihr Big-Biz mit BLACK SABBATH blicken wohl nur noch Bunte-Leser und Reality-TV-Schauer durch. Kein Wunder, dass Tony Iommi es auch mal wieder mit der DIO-Besetzung probieren mochte, wenn auch unter dem Pseudonym HEAVEN & HELL. Und wenn dabei, wie in diesem Fall geschehen, ausverkaufte Tournee und Faninteresse zusammentrifft dann soll’s uns recht sein; fanatische BLACK SABBATH nur mit Ozzy Puristen mal ausgenommen. Denn was die Herren Tony Iommi, Geezer Butler, Vinny Appice und allen voran der über 60-jährige Ronnie James Dio live auf die Beine stellen ist mehr als aller Ehren wert und dürfte einigen Personen im oben genannten Umfeld schwer zu denken geben. Und so ist "Live From Radio City Music Hall” (vom 30.03.2007) ein Zeugnis voller Höchstnoten. Die 15 Songs kommen Live wie aus einem Guss, was auch der Klasse und Erfahrung der Musiker zu verdanken ist - zeitlos harter Metal in Reinkarnation. Der Sound ist Astrein - noch mehr Druck, insbesondere beim Schlagzeug, würde wohl auch die Atmosphäre der Klassiker arg verfremden. Das passt schon. Vom eher etwas umstrittenen 1992er-Werk "Dehumanizer" kommt der starke Opener "After All" (nach dem Intro "E5150"), das gute "Computer God" und ein fabelhaft heftig daherkommendes "I". Ansonsten dominieren die oft Überlangen Songs der beiden Klassiker "Heaven & Hell" (das bis auf "Walk Away" komplett präsentiert wird) und "Mob Rules" (5 Tracks, leider ohne "Turn Up The Night"), sowie zwei Tracks (das starke "The Devil Cried" und "Shadow Of The Wind") von der Compilation "The Dio Years", welche ja so was wie die Initialzündung für diese, nach bisherigen Aussagen zeitlich befristete Reunion darstellt. (Wer das Glück hatte die Performance Live zu sehen, hofft sicher auf mehr). Kleiner Hinweis für "Jüngere" - wer bei den älteren Stücken gut hinhört, erfährt auch recht genau etwas über die Einflüsse dieser Mucke auf Bruce’s IRON MAIDEN.
Stimmlich ist Ronnie James Dio bei HEAVEN & HELL kaum zu übertreffen, Drummer Mr. Appice darf sich gegen Ende von "Voodoo" richtig austoben, Bassist Geezer Butler setzt hörbar Akzente und Gitarrist Tony Iommi darf neben den endgeilen Riffs mehr wie einmal in den langen, gefühlvollen und immer heavy Soli brillieren. Neben den genannten "I" ist es vor allem "Children Of The Sea" (Gänsehaut), das epische "The Sign Of The Southern Cross", das in 15 Minuten zelebrierten "Heaven And Hell" und die beiden Zugaben "Lonley Is the Word" und "Neon Knights" die nach Repeat schreien - aber im Grunde kann man hier gar keine Songs hervorheben.
Zur Umsetzung der DVD selbst: der Ton ist auf DVD in Dolby und Surround zu haben und passt, wie bereits oben erwähnt. Dem steht das Bild im Format 16:9 in nichts nach. Kameraführung und Ausleuchtung überfordern nicht und lassen den Schwerpunkt auf der Musik. Trotzdem kommt das wechselnde Bühnenbild (vom "Heaven And Hell" Cover bis zu einem Kirchenaufbau) und die auf die Songs abgestimmte Lightshow mit gut gemachten Beamersequenzen sehr gut zur Geltung. Auch sieht man sehr deutlich dass der Mann für die Show am Gesangsmikro steht, Mr. Dio arbeitet richtiggehend mit den Fans. Weder Iommi noch Butler neigen zur Selbstdarstellung und bleiben meist recht ruhig in Position - und das kommt bei solch präsentiertem Können sehr sympathisch rüber. Das Vinnie Appice schon vor Jahrzehnten als Tier hinter der Schießbude galt, stellt er auch heute noch gut zur Schau. Augenscheinlich Spaß hatten alle anwesende in der New Yorker Radio City Music Hall.
Als Extras gibt es auf der DVD noch ein ca. 20-minütige "Heaven and Hell Road Movie" mit Intervieweinspielungen, "Hail The Gods Of Metal" (HEAVEN & HELL - wer sonst), "Meet The Mob” (kurze Einspielung von O-Tönen von Fans) und "Radio City” (Info über den Ort der Show). Somit hält sich das Bonuspaket zwar in Grenzen - kann aber nichts, aber auch gar nichts am Tipp für die verewigte Liveperformance ändern.
Setlist:
01 E5150/After All (The Dead)
02 The Mob Rules
03 Children Of The Sea
04 Lady Evil
05 I
06 The Sign Of The Southern Cross
07 Voodoo
08 The Evil Cried
09 Computer God
10 Falling Off The Edge Of The World
11 Shadow Of The Wind
12 Die Young
13 Heaven And Hell
14 Lonely Is The Word
15 Neon Knights
Live From Radio City Music Hall (DVD)
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
15
Länge:
115:0 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten