Review: A Long Cosmic Trip
DICE haben mal wieder was neues am Start und stilecht wie immer bestens auf ihre Musik projeziert ist der Titel „ A Long Cosmic Trip“ absolut passend. Diese zweite DVD (bereits 2003 war die DVD "Cosmic-Prog In Concert (At The Theatron - Munich)" erschienen) aus dem Hause der Psychedelic Space-Prog Spezialisten um Mastermind Christian Nóvé beinhalten zehn unterschiedliche Video-Clips, die mehr oder weniger in einer Art Best-Of verschiedenste Songs aus dem sehr umfangreichen Backkataloges (vornehmnlich aus den letzten 10 Jahren) der Band bestens unterlegen. Über einen Zeitraum von vier Jahren wurden diese Kurzfilme von zwei Videokünstlern Stefan List (Berlin) und Tobias Günther (Leipzig) produziert.
Im Bonusteil sind außerdem drei Tracks von der letzten Veröffentlichung, der Live-CD "The Torgau Show", enthalten. Alle drei Songs sind nicht auf dieser CD enthalten. Der Sound dieser Songs ist in Ordnung, aber die Aufnahme in einem eher kleinen Club kommt doch eher, sagen wir mal, spartanisch daher. „Full Moon“ hingegen kommt songlich sehr gut rüber und auch „Under Candlelight“ mit schönen Keyboards, in leicht an (alten) MARILLION angelehnter Form, ist überzeugend. „Beyond The Horizon“ ein relativ simpler Song, zwar inhaltlich passend mit einer Sonnenuntergangsperspektive von einem Kohleabbaubagger unterlegt, ist mir trotzdem bildlich etwas zu statisch.
Den Abschluss bildet eine relativ biedere Photoshow mit Bildern der Band von den 70ern bis heute, na ja die Sache hat vornehmlich einen gewissen Nostalgiefaktor was Klamotten und Frisuren angeht, mehr aber nicht.
Seit ca. 34 (!) Jahren besteht diese Formation mit Unterbrechungen und musikalisch hat sich in den Jahren trotz vieler personeller Wechsel nicht viel verändert. Es gibt bluesig geprägten Breitwand-Prog mit viel floydigem Gitarrenspiel, ohne große Wendungen oder harte Breaks, vornehmlich im Midtempobereich sowie der charakteristischen, manchmal etwas leicht dünnen Stimme von Nóvé. Zusammengehalten wird die ganze Schose von den mehr oder weniger stark betont spacigen Keyboards.
Die Videos sind recht unterschiedlich gehalten, viele verschiedene Techniken werden dabei eingesetzt. Egal ob in Farbe oder schwarz-weiß werden typisch verworrene psychedelische Computeranimationen, dann wieder Splitt-Screen Collagen, oder auch Puppentrickaufnahmen mit eingebaut, dann gibt es Städte- und Landschaftaufnahmen oder auch spacige Sequenzen vermischt mit Privataufnahmen. Das alles versprüht einen spröden Charme von Schülerprojekt bis hin zur Hochglanzproduktion. Ich finde die Sache trotz des experimentellen Charakters ganz unterhaltsam gemacht, die Höhepunkte sind für mich auch songlich „Time Machine“, „Goodbye“, „Black Dreams“ und „Things Are Getting Better“. Durch die optische Ergänzung wird insgesamt viel erreicht, denn diese zweite Ebene hilft der Musik natürlich den Sound passend zu visualisieren und auch noch besser zu transportieren. Die Intensität der Melodien ist höher und vielfach kommt die Mucke um einiges eindringlicher, verständlicher und auch irgendwie erlebbarer daher. Die unterschiedlichen Macharten eines jeden Videos, auch was den optischen Eindruck betrifft, von einfach bzw. minimalistisch wirkend bis hin zu verschwommen, surreal leicht abgefahren passend meist bestens zu den Songs. Daher kann man sich den „A Long Cosmic Trip“ von Dice durchaus auch als Nichtproger mal geben, da gibt es wahrlich viele schlechtere DVDs von größeren Kapellen.
A Long Cosmic Trip
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
13
Länge:
89:10 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Live! In Hollywood
NASHVILLE PUSSY haben sich mal wieder bei einer Show filmen lassen und das Ergebnis zusammen mit Backstage-Szene und ein paar Gimmicks auf DVD gebrannt. Warum sie sich aber ausgerechnet die Show in Hollywood ausgesucht haben, bleibt ein Rätsel, da gibt es enthusiastischere Zuschauer an anderen Orten und nicht so hüftsteife Amis wie in der Glitzerstadt. Naja, irgendwas ist ja immer. Dafür geben die vier Pussys richtig gut Gas und liefern eine gewohnt schweißtreibende Rock’n’Roll-Show ab, deren Setlist alle Klassiker enthält und um ein paar Schmankerln aufgewertet wurde. Der Ton (wahlweise in 5.1 oder 2.0) überzeugt voll und ganz, während das Bild besser sein könnte, was aber auch der nur durchschnittlichen Lightshow anzukreiden ist. Guter Standard ist das aber noch immer. Sehr witzig sind einige der Bonussachen, besonders das Interview mit MOTÖRHEAD-Lemmy ist saucool und zeigt, dass auch in rotzigen Amis ein kleiner Fan stecken kann. Für einen gepflegten Abend mit Freunden und kalten Getränken ist die DVD genau das Richtige, danach kann es auf die Piste gehen, um die Songtexte auszuleben.
Tracklist:
01. Pussy Time
02. Going Down Swinging
03. High As Hell
04. Piece Of Ass [Rick Sims-Cover]
05. Come On Come On
06. Good Night For A Heart Attack
07. She's Meaner Than My Momma
08. Go Motherfucker Go
09. I'm Gonna Hitchhike Down To Cincinnati And Kick The Shit Outta Your Drunk Daddy
10. One Way Down
11. Hell Ain't What It Used To Be
12. Hate And Whiskey
13. I'm The Man
14. Nutbush City Limits [Ike And TinaTurner-Cover]
15. The Bitch Just Kicked Me Out
16. She's Got The Drugs [Mike Campbell-Cover]
17. Shoot First Run Like Hell
18. Lazy White Boy
19. Snake Eyes
Bonus-Material:
01. Adventures In France (Canal+ TV Show Live)
02. Australia With Pete Wells
03. Pussy Home Movies
04. Mancow Morning Radio Show Live Performance
05.Interviewe By Psychobabble TV
06. Aqua Teen Hunger Force Movie Alternate Intro
07. Jamming With Blaine
08. „Get Some“ Studio Session
09. Interview By Lemmy
10. Fan Footage Canada
Live! In Hollywood
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
19
Länge:
146:0 ()
Label:
Vertrieb:
Eine Live DVD von NEW MODEL ARMY kann eigentlich nur eine runde Sache sein, bei den Stärken dieser Formation. Hier ist zwar ein schon etwas älterer Gig anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens der Army aus dem Dezember 2003 im altehrwürdigen Astoria Club in London aufgezeichnet worden, aber mit gutem Unterhaltungswert. Diese Aufnahmen „Live 161203“ sind recht authentisch gehalten, ohne große Schnörkel oder gar zuviel technischem Schnickschnack. Wer die Band schoneinmal livehaftig erlebt hat, weiß wo von ich spreche. Alle anderen dürfte dieser Mitschnitt überzeugen, einnmal werden mehr die Qualitäten und Stärken dieser legendären britischen Formation rübergerbacht: Live auf der Bühne zu stehen und ihren typisch etwas rauh angehauchten Independent Rock mit gelungenen Melodien vor einem bereitwilligen Publikum zu zelebrieren. Diese Kapelle kommt live einfach immer noch einen Tick stärker als auf ihren Studiotonträgern zur Geltung. Die ganze urwüchsige Kraft sowie mitreißende Energie ist in dieser kleinen Location mit einer wunderbar clubmäßigen Atmosphäre von Beginn an mit jedem Akkord greifbar. Vor der Bühne im Zuschauerraum ist viel Bewegung angesagt, es gibt immer wieder Moshpits und ja, man kann den Schweiß förmlich riechen, fühlt sich als Zuschauer mitten in dem Konzert, das von der Decke tropfende Kondenswasser meint man ebenfalls zu spüren.
Ebenfalls klar heraus kommt hier erneut, NEW MODEL ARMY sind die Band von Justin Sullivan oder auch: Er ist zum größtenteil die Band. Dies hat nichts mit einer Abqualifizierung der Restmitglieder zu tun, aber der rein äußerlich nicht gerade smarte Fronter und Sänger drückt der Musik seinen ureigenen Charakter auf.
Meist etwas verschmitzt-diabolisch grinsend mit großer rockender Zahnlücke (das britische Gesundheitssystem lässt grüßen) schmettert er seine oftmals sozialkritischen Vocals ins weite Rund.
Die Band versteht sich seit ihrer Gründung Ende der 1970er Jahre in Bradford von Justin Sullivan (Gesang, Gitarre), Stuart Morrow (Bass) bis teilweise auch heute noch als Sprachrohr der (unterdrückten) Arbeiterklasse. Die Musik drückt dies bestens aus mit einer wilden Mischung aus Post Punk, klassischem Rock und etwas Folklore, jenseits des irischen Saufliederpathos. Die Inhalte der Texte sind oft politisch gehalten und das Dreigestirn Sullivan, Morrow und Heaton traf mit seiner Musik zu Beginn der 1980er Jahre den Nerv der Zeit. Den stilistischen Stempel der unbequemen Rockrevoluzer haben die Herren bis heute nicht abgelegt. Die Setlist dieses Gigs umfasst 21 Tracks mit einem gelungenen Querschnitt durch die gesamte Bandhistorie. Sullivan hält sich verbal auch nicht zurück, als er Klassiker wie „51st State“ anstimmt oder bei Here Comes The War“ äußerst wütend seine starke Kritik an US-Präsident Busch und seinem regierungsstil ins Spiel bringt.
Insbesodnere auch die alten Kracher wie „Over The Wire“ „Wounderful Way To Go“ oder das energetische „Purity“ werden sehr kraftvoll durchgezogen. Balladeske Momente oder gar Pausen sind hier eher selten. Die Musiker sind voll dabei, wenn dabei auch stets das Instrument im Blick bleibt, Show oder gar Posing sind hier völlig außen vor, „Poison Street“ (mit einem klasse Harmonicasolo von Mark Feltham) oder „Stupid Questions“ zeigen eine bestens eingespielte Band. Es geht 90 Minuten musikalisch sehr gut ab, die Lightshow ist bestens abgestimmt, nichts spektakuläres aber solide genauso wie das Bildmaterial. Keine tausend Kameraperspektiven oder zig Schnitte werden hier dauernd gezeigt, nein hier reichen auch mal „normale“ unhektische Bilder ohne zuviel Anspruch aus. Allein die Extras der DVD sind eher verzichtbar - es gibt eine äußerst dünne Bandbiografie zum selber Ablesen, unspektakuläre Aufnahmen vom Soundcheck sowie ein Interview (leider ohne Untertitel mit Justin). Aber auf das kommt es bei einem NEW MODEL ARMY Konzert und auch auf dieser DVD sowieso nicht an, denn hier zählen einfach nur (handgemachte) Musik und Emotionen pur.
Live 161203
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
21
Länge:
152:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Posthumous Silence: The Show
Über die musikalischen Inhalte des Albums „Posthumous Silence" (2006) der Hamburger Formation SYLVAN muss an dieser Stelle sicher nicht mehr viel geschrieben werden, ich verweise da auf das Review des regulären Studiooutputs.
Nur kurz soviel - es handelt sich dabei um eines der besten Progalben der letzten Jahre, quailtätsmäßig auf absolut internationalem Niveau. Anhänger von intensiv-melancholischer Progmucke mit unglaublichen Atmosphären sowie packender Tiefe sei es hier nochmal eindrücklich empfohlen.
Passend zum 10-jährigen Bandbestehen haben die Jungs jetzt diese Hammer-Live-DVD auf ihre Fans losgelassen und dieses Teil topt die natürlich recht hohen Erwartungen sogar nochmal, denn die musikalische Umsetzung dieser Konzept-CD ist schlicht überragend. Am 1. September 2007 fand in Hamburg auf Kampnagel die sogenannte „Posthumous-Silence-Show“ statt. Dabei wurde das gesamte Album aufgeführt und in der zweiten Hälfte Gigs auch noch eine Art Best-Of aus (fast allen Alben) bzw. dem Backkatalog von SYLVAN der letzen 10 Jahre gespielt.
Für manchen „Die-Hard“ Fan mag es zwar etwas schmerzlich sein, dass leider nicht das gesamte Konzert per DVD erhältlich ist (außer Posthumous Silence" wurde hier aber noch der 18-minütige Klassiker „Artificial Paradise" draufgepackt) aber SYLVAN haben dafür fast 100 Minuten Bonus-Material dazugestellt. Und dieser Stoff hat es wirklich in sich, ist sehr unterhaltsam gemacht und fällt beileibe nicht so langweilig bzw. standardisiert aus, wie dies aktuell bei vielen Produktionen der Fall ist. Nur der Vollständigkeit halber: den Rest des Konzerts bekommt man dann auf der Doppel-Live-CD "Leaving Backstage" zu hören, die ebenfalls empfehlenswert ist.
Der Extra-Bereich ist üppigt, dies fängt schon an mit einem klasse Artwork und geht mit dem super animiertem Benutzermenü, Interviews mit Band und Technikern (!), Slideshows, lustigen Outtakes und vielen Auswahlmöglichkeiten weiter. Als Untertitelwahl kann man sich hier nämlich die Lyrics entweder auf Englisch oder Deutsch einblenden lassen und die Musiker geben auf einer separaten Tonspur eigene Kommentare über die Show, Musik usw. ab. Der Auftritt ist audiomäßig in Stereo 2.0 und Dolby Digital 5.1 zu hören. Außerdem würde ich empfehlen zunächst nicht das Konzert an sich zu schauen sondern zuerst das Making-of „In the Studio 2005-2006". Da gibt es ein 22-minütiges Tagebuch zu den Aufnahmen von „Posthumous Silence" sowie dem gleichzeitig entstandenen Nachfolgealbum „ Presets" zu sehen. Absolut beeindruckend sind hier die Einblicke in die Entstehungsprozesse der Stücke geworden, mit den verschiedenen Musikern und ihren Instrumenten, das arrangieren des "Soundmannes" am Aufnahmepult (der mich mit seinem absoluten Gehör und Notenverständnis für dieser komplexe Musik absolut begeistert), es gibt Ausschnitte einer Chorprobe zu sehen so dass man fast das Gefühl hat als Bandmitglied dabei gewesen zu sein - klasse. Danach würde dann „34 Days" passen, denn hier wird gezeigt wie sich die gesamte Show langsam in der zunächst nackten Location vom ersten Bühnenbodenteil, steigernd mit der gesamten Technik, Sopundchecks bis hin kurz vor dem Auftritt der Band aufbaut.
Jetzt erst passt dann das eigentliche Konzert im dramaturgischen Aufbau dieser DVD. Die Band hat dabei ein echtes Heimspiel, die Zuschauer sind absolut gespannt und werden nicht enttäuscht. SYLVAN sind super drauf, in bester Spiellaune, die vielen Proben haben sich absolut gelohnt. Die Band zockt diese ungeheuere Dichte der Geschichte vom Vater, der in dem Tagebuch seiner toten Tochter liest, dermaßen überragend runter, das hat schon allerhöchstes Niveau.
Als zweiter Gitarristen ist der Studiomusiker Guido Bungenstock ein echter Bringer und zusammen mit dem neuen Saitenmann Jan Petersen liefern die beiden, so eingespielt als hätten sie nie was anderes gemacht, ein Melodiefeuerwerk der Extraklasse ab. Wie schon an anderer Stelle erwähnt: so gut waren MARILLION wohl selbst in ihrer besten Hogarth Phase eher selten (wenn dann zu "Brave"-Zeiten!). Sänger Marco Glühmann bietet natürlich ebenfalls einen sehr emotionalen Vortrag mit authentischem Ausdruck und gänsehautmäßiger Intensität ab. Die Rhythmusfraktion sorgt für einen stets klasse Groove. Aber auch die Cellistin sowie die Backroundsängerinnen leisten ihren Beitrag zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk.
Der übersichtliche Bühnenaufbau, eine sehr dezent abgestimmte Lightshow mit bewußten "Farbtupfern" zu jedem der 15 Tracks sowie behutsam eingestreuten Videoinstallationen sorgen für tolle optische Reize ohne dabei den Zuschauer zu erschlagen. Richtig zur Geltung kommt diese sehr üppige Produktion natürlich erst durch den genialen Schnitt, bei dem aus satten zehn Kameraperspektiven die Bilder zusammengesetzt wurden. Trotz vieler getragener Parts gelingt es hier eine intensive Konzertatmosphäre in Verbindung mit genügend Fluss zu präsentieren ohne dabei zu hektische Wechsel einzubauen. Der Sound mit schönen Momentaufnahmen der Musiker wird durch geschickte Bildschnitte sowie Ein- und Überblendungen aus verschiedenen Perspektiven einfach perfekt unterstützt, so dass hier der Gesamtkontext die Musik zur Geschichte von „Posthumous-Silence“ bestens gewahrt wird und nicht vom eigentlichen Thema ablenkt.
Ich übertreibe nicht, diese liebevoll zusammengebastelte DVD sollte in keinem Haushalt fehlen, musikalisch und audiovisuell absolute Spitzenklasse. SYLVAN haben sich hier schon selbst eine Art Denkmal gesetzt, gefühlvoller Perfektismus in bester Qualität mit fetten Bonusfeatures - das ist eigentlich fast schon nicht mehr zu toppen.
Posthumous Silence: The Show
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
15
Länge:
175:0 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten