New York ist echt eine ungewöhnliche Heimat für eine Band, die Old School Black Metal der Marke HELLHAMMER/CELTIC FROST, VENOM, DARKTHRONE oder POSSESSED mit einer Hingabe spielt, die die meisten ihrer Artgenossen ziemlich blass aussehen lässt. BLACK ANVIL rüpeln nämlich nicht stumpf durch die Botanik, sondern wissen, wie man diesen alten Sound in kernige, knackige und mit ordentlich knarzenden Gitarren versehene (Midtempo-) Songs verpackt. Hochgeschwindigkeitsrekorde werden definitiv woanders gebrochen, und auch mit gotischen Pomp-Symphonien haben diese Jungs selbstredend nichts am Hut. Hier ist alles Old School as fuck, und Songs wie „Ten Talons Deep“ (klasse!) oder „On This Day Death“ (mit endgeilen Riffs und Schmerzensschreien!) überzeugen durch die Bank und dürften jedem Fan der oben genannten Bands herunter laufen wie Bier, Glühwein oder Synthetiköl. Aber auch Freunde von jüngeren SATYRICON oder DESASTER sollten sich „Time Insults The Mind“ mal einverleiben und einen echten Überraschungsknaller genießen, der als „Hidden Track“ (irgendwann treffe ich vielleicht noch mal einen alten, weisen Mann mit Stock, der mir diese Unsitte erklären kann…) zusätzlich eine sehr gelungene Coverversion von CELTIC FROST´s „Dethroned Emperor“ auffährt. Zugreifen!
ELVENKING hatten unter den Millionen italienischen Power Metal Bands immer eine Sonderstellung. Einerseits hatten sie nie einen verhinderten Michael Kiske Klon am Mikro und andererseits schon seit dem Debut „Heathenreel“ eine starke Folk Schlagseite. Dieser Liebe zum Folk setzen ELVENKING mit „Two Tragedy Poets“ nun die Krone auf. So wie vor ca. 11 Jahren SKYCLAD auf „Qui Avantgarde A Chance“ setzen auch ELVENKING auf akustische Folkweisen, welche überraschender Weise ziemlich rocken und zeigen, wie auch ohne volles Gitarrenbrett so richtig die Kuh fliegen kann. Bevor also 2009 das nächste ELVENKING Metal Album das Licht der Welt erblickt, gibt es nun zwei alte Klassiker, ein Cover des 80er Pop-Hits „Heaven Is A Place On Earth“, sowie 10 neue Songs im Folk Rock Gewand. Selbiges steht ELVENKING genauso gut zu Gesicht wie den legendären Engländern um Obersympath und Lispelkönig Martin Walkyier. Egal ob flott („Another Awful Hobs Tale“) oder eher getragen („The Winter Wake“), ELVENKING machen einfach eine Menge Spaß und verbreiten gute Laune vom Fass. Live kommt das Ganze bestimmt noch eine Ecke geiler. Außerdem bietet „Two Tragedy Poets“ eine tolle Alternative zu den ganzen nordischen Folk / Pagan / Black Metal Bands, denn ELVENKING unterscheiden sich doch sehr von ENSIFERUM, TURISAS, FINNTROLL und Konsorten und segeln recht einsam in Gewässern, welche vor ihnen nur die bereits erwähnten SKYCLAD befahren haben. Perfekt für die nächste Guinness Probeverkostung und die anschließende Party.
Thrash Metal und kein Ende. Als 1997 GUILLOTINE debutierten war traditioneller Thrash so ziemlich das Uncoolste überhaupt und so verwunderte es nicht, dass sich Fredrik Mannberg und Nils Eriksson eher auf ihre Melodic Power Metal Kapelle NOCTURNAL RITES konzentrierten. Dass dann auch noch die damalige Plattenfirma pleite machte half auch nicht wirklich weiter und so schlief die Band trotz des erstklassigen Debuts über die Jahre ein. Da bei NOCTURNAL RITES eine durch einen Besetzungswechsel bedingte Pause ansteht, haben Nils und Fredrik nun Zeit und Muse um mit Hilfe zweier PERSUADER Jungs GUILLOTINE wieder aufleben zu lassen. Und 2008 stehen die Zeichen so gut wie niemals zuvor. Alte Thrash Heroes hauen ein Hammerteil nach dem anderen raus und junge Bands gibt es wieder wie Sand am Meer. Auf Konzerten sieht man plötzlich wieder 18jährige Kuttenträger, die Patches von DARK ANGEL, EXUMER, EXODUS oder LIVING DEATH mit Stolz tragen. Während viele der jüngeren Bands mit eher rumpeligem Charme zu Werke gehen, herrscht bei GUILLOTINE tödliche Perfektion. Am ehesten taugt der Vergleich mit KREATOR zu „Extreme Aggressions / Coma Of Souls“ – Phase. „Blood Money“ besticht durch eine Kombination aller Merkmale, welche ein gutes Thrash Album auszeichnen: Durchweg hohe Geschwindigkeit, trotzdem ein Maximum an Abwechslung, aggressiven Gesang, eine Fülle an gnadenlosen Hooks, Killerriffs en Masse und immer wieder extrem melodische Leads. Dazu kommt eine kraftvolle und zeitlose Produktion plus ein Coverartwork von Altmeister Ed Repka (MEGADETH, TOXIK, EVIL DEAD etc…). Einzelne Songs hervorzuheben lohnt sich nicht, da das Album eine konstant hohe Qualität auszeichnet. Man merkt zu jeder Sekunde, dass hinter GUILLOTINE Musiker stecken, die Thrash lieben und sich einen Scheißdreck um kommerzielle Gesichtspunkte scheren. Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, dann müssten GUILLOTINE im momentanen Thrash Revival ganz vorne dabei sein.
Wie schon auf dem Vorgänger scheinen sich SARKOM niemandem mehr beweisen zu müssen. Sie spielen so schnell, wie sie wollen – nämlich mal (meist) nicht so. Dafür gelangen sie nie in die oftmals doch recht monotone Reichweite des Suizid-Black-Metal und haben unbedingt das gewissen Etwas, den Black-Metal-Groove, der vielen Genre-Kollegen zugunsten echter Wahrheiten, unsinniger Elektro-Rasierer-Klänge oder klischeehafter Verlorenheit völlig abgeht. Mir scheint, Unsgaard und seine beiden kollegialen Menschenfeinde sind erwachsen genug, um einfach Musik ohne große Umschweife zu machen. Zudem kommt das neue Werk schneller auf den Punkt, verliert den roten Faden nicht durch bisweilen orientierungslose Ausflüge. „Bestial Supremacy“ ist wild und gehorsam, böse und schön, ungehobelt und schmeichelnd – kurzum interessant. Und genau das ist im Black Metal selten genug geworden. Dass die Band humanoide Verbindungen zu den unsäglichen TrollfesT (und natürlich, wie fast alle norwegischen Bands, auch zu den guten Urgehal) unterhält, macht diese Scheibe übrigens nur noch besser. Bei drei Songs mischt übrigens Mannevond von KOLDBRANN mit, für Fans sicherlich ein Kaufgrund mehr.
Die janze Metal-Welt is eene Blase: Da servieren Herr Brutz und Herr Brakel alljährlich die schärfsten Sache auf dem Partysan, andererseits machen die Partysan-Jungs ein Label,auf dem nu die neue Scheibe von POSTMORTEM erscheint – die Band mit einem Herrn B. anner Klampfe und den anderen Servicekräften im Umfeld. Was nach Cliquenwirtschaft stinkt, macht aber so viel Spaß, dass einem die Gedanken über jedwede Seilschaft schnell am Allerwertesten vorbei gehen. Die Scheibe macht von vorn bis hinten jeder Menge Spaß, der wilde Bastard aus Thrash und Death groovt wie zehn Eiterogen („Suffer,“ „Killing Days…“, irgendwie fast alle). Mehr als 41 Minuten gibt es auf die Nuss, mit einfachen Mittel und gutem Mix rödeln die Berliner auf einer gesunden Thrash-Basis mit gehörig vielen Death-Elemente, eine Entwicklung, die der Band sicher so gut tut, wie anderen zwölf weiße Russen. „Constant Hate“ ist eine echte Überraschung – eine Scheibe mit jeder Menge Umdrehungen (die es übrigens auch in einer speziellen Edition mit Shirt, Button, Sticker und B&B-Überraschung gibt). Super, janz Metal-Bärlin is eene Wolke. Saufen, Junge und mehr POSTMORTEM hören – laut!
Donald Duck zieht von Entenhausen an die norwegischen Fjorde, er klont sich mit einem Kampfhund und bekommt dessen Beißerchen, fertig ist das grelle Cover, kunterbunt. Außerdem singt Disneys Vorzeigepechvogel zu dem Humppa-Klängen TROLLFESTs. Damit sie aber den strapazierten Genre-Namen nicht nutzen müssen, nennen den Stil ihrer dritte Scheibe „Ompa“, was dann wohl norwegisch sein soll. Außerdem quäkt der Enterich in einer eigenen Sprache, einer Mischung aus allen möglichen Landeszungen - soll wohl exotisch und lustig klingen. Musikalisch gibt es eine schlecht zusammen gemixte Soße aus Black Metal und Folk (angeblich bulgarisch – was vor allem nach Mandoline klingt). Dann soll es Comedy geben, die versteht aber sicher nicht ein jeder, auf jeden Fall findet sie sicher nicht jeder witzig und Progressivität. Letztere suchte der Rezensent vergebens. Die Plattenfirma empfiehlt, Bier zu stapeln, Wein zu öffnen und sich für den Suff bereits zu machen. Wir wissen nicht, was der örtliche Apotheker empfiehlt: METAL INSIDE empfiehlt: Lest ein Donald-Duck oder sogar Mickey-Mouse-Sammelband und hört Finntroll dazu – das macht mehr Spaß, ist lustiger und vor allem besser.
CARPATHIAN haben sich für ihr zweites Album in die Hände von Jay Mass begeben, der schon VERSE und SHIPWRECK A.D. fette Sounds verpasst hat. Und siehe da, auch „Isolation“ knallt ohne Ende und hat erinnert immer wieder an die letzte VERSE oder „Songs To Scream At The Sun“. Da passt es, dass HAVE HEART-Pat bei „Ceremony“ mitmacht. Wie klingen CARPATHIAN denn anno 2008? Intelligent aufgebaute Songs, die jederzeit druckvoll sind und mit einem dicken Grundgroove ausgestattet sind, ganz wie es eben VERSE und HAVE HEART auch machen. Weit weg vom Bollo-Beatdown-Hardcore, stattdessen fast schon epische Songs, die es trotzdem nie an Durchschlagskraft mangeln lassen, wie schon der fantastische Opener und gleichzeitige Titelsong beweist. Dass sich keiner der beteiligten Musiker technisch eine Blöße gibt, ist da schon fast selbstverständlich, hier sitzt jedes Break, passt jedes Riff, jedes Fill-In, jeder Schrei. „Isolation“ ist eine der Platten, die vom Start weg kicken und mit jedem Durchgang mehr von sich preisgeben. So muss intelligenter Hardcore klingen!
BORN FROM PAIN hatten es in der zurückliegenden Zeit nicht wirklich einfach und neben Sänger Che auch den Drummer verloren, vom Verlust des Che-Ersatzes gar nicht zu reden. So hat sich der bisherige Basser Rob da Mikro geschnappt und liefert mit „Survival“ seinen Einstand als Sänger ab. Schnell ist klar, dass das eine gute Entscheidung war, der Kerl macht einen sehr guten Job und bringt etwas mehr Hardcore-Flair in die Musik zurück. Seine Stimme ist kraftvoll, rau und abwechslungsreich, auch wenn Che noch nicht ganz das Wasser reichen kann – einen guten Job macht er allemal. Unterstützt wird er von kräftigen Backingshouts („Sons Of A Dying World“). Musikalisch gehen BORN FROM PAIN etwas in der Zeit zurück, viele Parts erinnern an die Anfangstage der Band und sind mehr Hardcore als Metal, wobei letzterer natürlich trotzdem nicht zu kurz kommt, selbst Soli finden sich in den Songs. Die Songs selbst sind gewohnt mitreißend und groovig, was durch die stellenweise sehr melodische Gitarrenarbeit unterstrichen wird. „Sons Of A Dying World“ oder das fiese „Zeitgeist“ sind Paradebeispiele für die Scheibe und beste Beispiele dafür, dass BORN FROM PAIN allen Problemen zum Trotz noch nicht am Ende sind – im Gegenteil! „Survival“ braucht sich vor seinen Vorgängern nicht zu verstecken und ist ein deutliches Zeichen an die Konkurrenz, dass mit BORN FROM PAIN weiterhin zu rechnen ist. Und das ist auch gut so.
Das Wetter lädt zum Verbleib zu Hause ein und darüber hinaus weihnachtet es sehr – wenig überraschend kommt somit auf den konsumfreudigen Fan auch dieses Jahr wieder eine Unmenge von DVD’s für die heimische Flimmerkiste zu. NICKELBACK sind zwar schon mit ihrem neuen Album „Dark Horse“ gut im Geschäft, wollen aber DVD-mäßig auch nicht nachstehen und veröffentlichen ihren Auftritt aus 2006 beim legendären Biker-Meeting in Sturgis, South Dakota (sozusagen in the middle of nowhere). Vor 40.000 enthusiastischen Amis - im Schnitt nicht unbedingt das jüngste Publikum, aber trotzdem mit einigen leicht bekleideten ansehnlichen Bräuten im Publikum - bietet man eine Stadionshow die von 15 Kameras richtig gut in 16:9 eingefangen wurde (einschließlich Hubschrauber und angenehm ruhig geschnitten). Das Livemitschnitt ist eine Zusammenstellung der größten Hits der Multi-Millionen-Seller, wobei man neben einer gewissen Härte auch nicht vor den unverzichtbaren Balladen zurückschreckt (siehe Trackliste unten) – und Sturgis war dafür deutlich empfänglich. Bandleader, Gitarrist und Sänger Chad Kroeger kommt nicht zu distanziert rüber und mit Pyros und härterem Sound als auf den Studio-Alben kriegt man die Menge sicht- und hörbar in Wallung. Die Kollegen sind da deutlich weniger charismatisch und bilden damit eher den Background (Bassist Mike Kroeger, Gitarrist Ryan Peake und Schlagzeuger Daniel Adair). Deutlich wird dabei aber auch das NICKELBACK zwar eine erfolgreiche und professionelle Rockband sind aber nicht gerade von der Strasse kommen, trotz allen Bemühungen sich dieses Image auf der Bühne zu geben. Für Fans der Band sicher eine Runde Sache – weil vor allem auch der fette 5.1 Sound stimmt. Neues Publikum wird NICKELBACK mit der „Live At Sturgis 2006“ DVD aber eher nicht erreichen. Dazu sind 75 Minuten Live (60 auf der Promo) und das Bonusmaterial doch etwas zu wenig. Jene dürften mit dem neuen Studioalbum erst mal besser bedient sein.
Tracklist:
01 Animals
02 Woke Up This Morning
03 Photograph
04 Because Of You
05 Far Away
06 Never Again
07 Savin' Me
08 Someday
09 Side Of A Bullet
10 Drum Solo
11 How You Remind Me
12 Too Bad
13 Figured You Out
Bonus:
Behind the Scenes with Nickelback
Photogallery
"Making It All Happen" Production Time Lapse Vignette
CROWPATH waren noch nie für leicht zugängliche Musik bekannt und ändern diese Einstellung auch mit „One With Filth“ nicht, auch wenn manches Mal das Tempo rausgenommen wird und die Songs dadurch relativ leicht nachvollziehbar sind („Where Dolls Do Sin“). Relativ, wohlgemerkt, denn was CROWPATH die meiste Zeit auffahren, ist ein dermaßen technisch komplexes Brett, dass mehrere Durchgänge nötig sind, um auch nur ansatzweise zu verstehen, was die Musiker machen. Dabei bewegen sich alle Beteiligten auf hohem Niveau und garantieren, dass kein Song zu einer reinen Lärmorgie verkommt. So bleibt am Ende die Gewissheit, dass „One With Filth“ ein Album von Musikern für Musiker und einen kleinen Kreis beinharter Freaks bleibt. Aber die werden mit der Scheibe bestens bedient.