OPPROBRIUM machen kein Brimborium, sind so schlecht, dass es schon lustig ist. Auf dem Standard der zweiten, hellblauen SEPUILTURA („Schizophrenia“) oder wahrscheinlich sogar eher auf „Morbid Visions“-Niveau scheppert das brasilianisch-stämmige Duo (das mal INCUBUS hieß und in Louisiana beheimatet ist) herum. Ich weiß nicht, was, Metal Mind geschnupft haben, aber wie das Label eine Scheibe (noch dazu im neumodischen Digi) wie diese veröffentlicht, mag sich vieler Leute Kenntnis entziehen – old-school hin oder her. Denn, wo die Seps damals nicht nur Exotenbonus einheimsten, ist ihnen ja ein gerüttelt Maß an Gradlinigkeit, wenn nicht sogar Innovation zu attestieren. Die Band mit dem unfallfrei hingegen kaum auszusprechenden Namen übt sich in hausbackenem Brasi-Thrash, der allenfalls eben angesprochenen Humorfaktor auf der Habenseite verbucht. Was aber neben schwachen Songs vor allem enttäuscht, ist der unterirdische Sound, der jede Proberaumkappelle mit debilen Pagan-Fähigkeiten zu echten Rockstars befördert. Ein Wattebausch ist dagegen so hart wie ein Tag im Schlachthaus. Und da will ich nicht hin, ich hör’ jetzt lieber die erste DESTRUCTION. Aber vielleicht meinen es die Herren Howard auch nicht wirklich ernst, dann ist es auch schon wieder …. echt witzig.
Post Black Metal, auch Avantgarde genannt – das macht Carl-Michael Eide (auch Aura Noir) alias Czral mit seinen Kollegen. Das tat er auch schon mit Ved Buens Ende. Fans dieser Band müssen nicht weiterlesen, sondern sollten sofort losrennen, um sich diesen schwarzen Ausfluss zu besorgen. Alle anderen aber sollten dieses Machwerk mit Vorsicht genießen. Ich persönlich bin mit ja ganz sicher, dass ohne die Beteiligung Bekannter (Ex-)-Black-Metaller auch nur ein harter Hahn nach diesem Scheibchen krähen täte. Denn wo sie die schwarze VIRUS-Seele, von der oft geschrieben wird, entdecken, bleibt ein Rätsel. Der „Gesang“ klingt leiernd wie Cure für Arme oder gesprochen wie vom affektierten Prediger in der leeren Kirche. Die beinahe ausnahmslos unverzerrten Instrumente dengeln orientierungslos durch die Gegend. Okay, wenigstens das Leiden Christi (oder von wem auch immer) dokumentiert VIRUS ganz passend. Die „Songs“ verweigern sich konsequent den üblichen Strukturen und dennoch wirkt hier jegliche Progressivität konstruiert, bisweilen langweilig. Der fortwährende Gebrauch von Dissonanzen trägt eben auch nicht zur Überraschung bei. Sicher, vor allem der Bass besticht durch jede Menge interessante Läufe stilfremder Genres und spielen können die VIRUS-Kameraden bestimmt alle wie verrückt. Aber wirkliche psychedelische Atmosphäre bauen sie nicht auf. Letztlich nervt „The Black Flux“ bestimmt einige, langweilt aber viele Hörer wohl noch mehr. Und was gibt es Schlimmeres für einen progressiven Avantgardisten?
Vrede, Saulc und Ynleborgaz (Angantyr) haben sich im Vergleich zum Vorgänger „Med Døden Til Følge“ zwar enorm gesteigert, richtig gut ist “Fragmenteret Okkult Bespottelse“ aber immer noch nicht. Klar, die Produktion ist besser, aber immer noch ziemlich dünn. Die Songs – irgendwie am Darkthrone-Tropf hängend – sind allesamt nicht schlecht, ganz nett und sehr alte Schule – nur zünden, das wollen sie nicht. So dengelt der Krempel am Hörer vorbei, auch extreme Tempowechsel mögen nicht an den effizienten Selbstmord denken, ebenso wenig, wie der Christenhass hier musikalisch brachiale Unterstützung. Diese Scheibe trödelt genauso traditionell aus den Boxen wie sich ein Spielmannszug beim Schützenumzug durch die Straße quält. Musik wie die von VARDLOKKUR ist weder böse antichristlich, noch total im Underground verwurzelt – im Grunde ist sie einfach nur spießig wie sonst was.
OUTLAW ORDER sind im Grunde EYEHATEGOD minus 1: Drummer Jimmy Bower ist nicht dabei, da er mit DOWN zu beschäftigt ist, weswegen EYEHATEGOD ja auch mehr oder weniger auf Eis liegen. Kein Wunder also, dass „Dragging Down The Enforcer“ eine Sludge-Dröhnung ist, die sich gewaschen hat. Etwas leichter zugänglich als EYEHATEGOD, mit manchmal sogar punkigen Parts, gehen die Kerle hier zu Werke, das verbitterte Gebrüll und der tiefer gestimmte Sound sind dabei Trademarks, die es von einer zur anderen Band geschafft haben. Die Songs pendeln zwischen noisig-fies und eingängig-groovend, ohne zu irgendeiner Zeit die unterschwellige Aggression zu verlieren. Klingt alles ganz passabel, zu jeder Zeit wird deutlich, dass hier Musiker am Werk waren, die einen Plan haben und wissen, wie ein guter Song zu klingen hat. Denn auch wenn kein ganz großer Knaller dabei ist, sind die neun eigentlichen Songs eine gelungene Sache, die zwar an EYEHATEGOD (noch) nicht heranreicht, Sludge-Fans aber trotzdem mächtig Spaß bereiten dürfte, auch wenn die Spielzeit deutlich zu kurz ausgefallen ist. Bleibt abzuwarten, wie lange OUTLAW ORDER aktiv sein werden und ob noch eine zweite Scheibe nachgeschoben wird.
Mit diesen kalten Balten ist das so eine Sache: Einerseits sind viele der Bands, gerade auf Ledo Tekas, echt gut. Andererseits nerven sie nicht selten mit einer ganz eigenen politischen Ansicht – wenn nicht schon verballhornte Sonnenkreuze überflüssig sind, dann ist es sicherlich verherrlichter Patriotismus…. Auch das Einmann-Projekt LUCTUS scheint „sein“ Litauen ganz dolle zu mögen, schimpft auf Christen, Juden, Menschlichkeit und vieles andere mehr. Letztlich ist das textlich grenzwertig, musikalisch aber sicherlich über jeden Zweifel erhaben. Zwar ist der schwedisch angehauchte Black Metal alles andere als sensationell innovativ, aber gut eingespielt und prima produziert ist’s allemal. Kalte Hymnen mit militaristischem Charakter, einem klitzekleinen Schuss Thrash und ein wenig mehr Progressivität und viel Aggression – und gerade in diesen Phasen mit nicht allzu viel Abwechslung. ARGHARUS unterscheiden sich eigentlich stilistisch wenig von den Kollegen, lediglich der militaristische Charme fehlt glücklicherweise - und ein wenig Tempo. Leider ist gleichzeitig der Produktionsstandard geringer. So klingt die Band dumpfer, aber nicht stumpfer (wobei eine Aussage über die Texte aufgrund ausschließlich heimischer Zunge entfallen muss). Letztlich machen LUCTUS sechs Stücke mit einem professionellen, schwedischen Antlitz, während ARGHARUS das Ganze viermal eher norwegisch und basischer aufziehen. Musikalisch wissen beide Kapellen zu gefallen.
P.L.F., was für PRETTY LITTLE FLOWER steht, lassen sich auf ihrer zweiten Full-Length nicht lumpen und haben neben den elf regulären Tracks noch sechs Bonussongs und sieben Live-Versionen gepackt, so dass das Ganze auf 24 Songs kommt – und trotzdem nicht die halbe Stunde knackt. Kann also nur Grindcore sein. Richtig. Gut produziert gibt es hier einen knallharte Grindplatte, die hin und wieder in Richtung Crust und Death Metal schielt, aber auch dann immer schön auf die Fresse gibt, wobei in der Gitarrenarbeit tatsächlich ein dezenter Thrash-Einschlag zu hören ist. Der ändert aber nichts an der generell kurz-heftigen Songstruktur, die die Tracks am Hörer vorbeiballern lässt, ohne ihn mal Luft holen zu lasen. Beim Gesang geht es konventioneller zu, das typische Psycho-Gekreische wechselt sich mit Growls ab, beides kann auf Dauer aber nicht wirklich überzeugen und stellt den Schwachpunkt einer ansonsten guten Grind-Scheibe da. Beinharte Grinder können mit der Platte wohl warmwerden, wer nur auf der Suche nach einer heftigen Scheibe ist, könnte hier schnell überfordert oder ermüdet sein, also besser vorher reinhören.
Aus dem schönen Westsachsen kommen ORLOG jetzt mit ihrer insgesamt vierten Veröffentlichung, dem zweiten ganzen Album. Nach dem schon echt guten Vorgänger „Reinigende Feuer“ besinnen sich ORLOG jetzt mehr auf die Ursprünge des Pagan Metal - und servieren echtes, schwarzes Metall, wesentlich düsterer und auch härter als zuletzt. Und dennoch vergessen die Jungs nicht die Vorzüge der sauberen Scheibe von 2006. „Elysion“ bewegt sich oft im höheren Tempo, trotzdem erklingen fabelhafte Melodien. Der Sound ist alles andere als garagig, die Gitarren klirren wiederum eisekalt. Und sogar die omnipräsenten Soli bringen effektive Unterstützung in ein gar kompaktes Werk. Wer es nicht besser weiß, versetzte die Ostdeutschen direkt nach Schweden, denn dort klingen (oder klangen) ein paar Bands sicherlich ähnlich, in Deutschland hingegen scheinen ORLOG nicht sonderlich viel Konkurrenz fürchten zu müssen. Textlich noch im heidnischen Bereich zu Hause, haben sich ORLOG musikalisch „emanzipiert“, gehen einen eigenen Weg. Alles andere wäre für eine ernsthafte Band dieser Güte auch mehr als verwunderlich.
Nach ihrem Debüt „Fire, Walk With Me“ in 2004 kommen VII GATES nun fast fünf Jahre später mit ihrem zweitem Werk „In Hoc Signo Vinces“ um die Ecke – eine halbe Ewigkeit in der Musikszene. „Guter Ding will Weil haben“ sagt man – kann man aber auch durchaus für VII GATES gelten lassen. Denn die 10 vollwertigen Songs (plus Intro und einem kleinen Zwischenpart) wissen mit ihrer Mixtur aus Siebziger Hard Rock Arrangement (Deep Purple und Rainbow lassen grüßen) und Neunziger Power Metal meist zu gefallen, auch wenn der Bombastfaktor etwas gekünstelt wirkt und man nicht jede Idee bis zu Ende gedacht zu haben scheint (bei „Immortal (Hymn Of The Prison Guard“ und „Lethal Attraction“ wäre sicher mehr drin gewesen) oder gar recht unpassend wirken (wie das fröhliche „Cat Eyes“). Interessenten sollten aber mal in „The Skyrider“ (Kopfschüttler in DIO Manier mit Grölfaktor), „Dreams They Haunt Me" (getragen atmosphärische Powerhymne), „Answer To You, Heart (Stranger In The Dark)“ mit seinem Ohrwurmpotential und das etwas komplexer arrangierte „Children Of The Corn“ reinhören. Von der Tonlage her gesanglich an sich voll in Ordnung fehlt dem Album aber soundtechnisch etwas der letzte Schliff – was sich neben dem dann dünn daherkommenden Gesang auch an einem mehr dumpfen als druckvollen Sound festmachen lässt. Freunde klassischen Power Metals mit hohem Melodic Faktor könnten hier trotzdem auf ihre Kosten kommen, auch wenn man vieles schon mal gehört hat. Und hoffen wir mal, das VII GATES sich für den Nachfolger von „In Hoc Signo Vinces“ nicht wieder fünf Jahre lang Zeit lassen – die Richtung stimmt nämlich schon.
Ob YNGWIE nun unter MALMSTEEN oder unter YNGWIE MALMESTEEN’S RISING FORCE firmiert bleibt sich gleich – geboten wird jeweils neo-klassischer Metal als Fortführung des in den Siebzigern erfolgreichen RAINBOW-Stils und als Fan von Heroen wie Blackmore und Roth. So servierte uns der seit Anfang der Achtziger in den Staaten lebende Schwede schon seit 1984 diverse gutklassige Alben; seine stärksten Momente liegen zwar in eben jenen Anfangsjahren, aber mit „Perpetual Flame“ hat der Saitenvirtuose ein richtig gutes Album mit klasse Kompositionen und nicht schon x-mal gehörten Gitarrenläufen am Start - und Überraschung - das mit Sänger Tim „Ripper“ Owens (BEYOND FEAR, ex-JUDAS PRIEST, ex-ICED EARTH) funktioniert für die neuen Tracks erstaunlich gut. Owens ist unbestritten einer der besten Shouter des ganzen Metal-Biz, seine Verbindung mit YNGWIE MALMSTEEN wurde aber anfangs belächelt (und die bisherigen Liveauftritte liefen auch nicht immer rund). Auf „Perpetual Flame“ bringt es Owens fertig, sein an sich raues Organ problemlos in den Dienst der melodischen und speedigen Kompositionen zu stellen und versieht damit alle Tracks (bis auf drei typische Instrumentalstücke an denen sich Nachwuchsgitarristen wieder erfolglos versuchen dürften und das von MALMSTEEN selbst eingesungene und eher belanglos am Blues orientierten „Magic City“) mit einer kraftvoll eigenen Note. Allerdings geht es ihm ähnlich wie dem Rest der hochkarätigen Besetzung, Keyboarder Derek Sherinian (ex-Dream Theater) und den Drummern Patrick Johannsson und Dean Markkley – sie fungieren trotz aller Klasse oft als Beiwerk, meist einen Tick zu weit im Back. Als Anspieltipps für Malmsteen & Owen kann man dann auch gleich den nach vorne preschenden Opener „Death Dealer“, den hymnischen Melodic-Hammer „Red Devil“ und das eher doomig stampfende „Priest Of The Unholy“ nennen (klasse Song). YNGWIE MALMESTEEN ist hier das beste Album seit Jahren gelungen – mit einem Wehrmutstropfen: Mr. Malmsteen hat (wahrscheinlich in einem seiner „seltenen Momenten“ von Selbstüberschätzung) die Produktion selbst übernommen und so „Perpetual Flame“ einiges an Schlagkraft genommen. Schade! Ansonsten sollte das Teil nicht nur für MALMSTEEN-Jünger ein gefundenes Fressen sein, sondern auch Metalfans überzeugen, die ansonsten einen Bogen um Gitarrenflitzereien machen.
Dass der Thrash Metal gerade seinen zweiten bzw. dritten Frühling erlebt, dürfte sich mittlerweile rumgesprochen haben. Sowohl ganz junge Künstler, als auch alte Hasen veröffentlichen recht überzeugende Werke. Was nun aber aus Frankfurt kommt setzt dem Ganzen die Krone auf. Besser kann man traditionellen Thrash einfach nicht machen. Ich hatte das Glück vor ein paar Monaten in die Demos zur aktuellen Scheibe reinhören zu dürfen und dachte damals schon, dass das eine ganz starke Scheibe werden würde. Dass nun DIE TANKARD Platte überhaupt dabei herauskommt überrascht mich dann doch. Was macht „Thirst“ nun so anders oder besser als die alles andere als schlechten ersten 12 (!!) Scheiben der trinkfesten Chaoten? Einerseits das unglaublich hohe Energielevel im Verbund mit Hammermelodien, andererseits die Tatsache, dass jeder Song absolut eigenständig ist. TANKARD bewegen sich in selbst gewählten engen stilistischen Grenzen und schaffen es trotzdem, dass jeder Song einzigartig klingt und zu keiner Sekunde Langeweile aufkommt. Die Riffs sind neu und originell, die Soli erstklassig und Hooklines gibt es Sackweise. Normalerweise kann ich bei Reviews immer Vergleiche mit anderen Bands ziehen: „Der Song klingt nach Band XY“ etc…das kann ich mir hier schenken, denn jeder Song klingt zu 100 % nach TANKARD und nur nach TANKARD. Textlich gewahrt man den Spagat zwischen Bandtypischem Humor („Stay Thirsty“, „Myevilfart“ oder auch „Sexy Feet Under“) und ernsteren Themen („Echoes Of Fear“, „When Daddy Comes To Play“). Aber auch wenn der Text mitunter kalauert, so bleibt das musikalische Gerüst zu jeder absolut ernst. Und als wenn das noch nicht Genug wäre, so macht auch der Sound keine Gefangen. Einfach nur Brett. Es wird, wenn über deutschen Old School Thrash gesprochen wird, meist vom Dreigestirn SODOM, DESTRUCTION und KREATOR geredet. Mit „Thirst“ haben TANKARD diese heilige Dreifaltigkeit auf die Plätze 2-4 verwiesen. Klassikeralarm!