Bei dem Bandnamen und 24 Tracks auf einer Scheibe kann es sich nur im Grindcore handeln, oder? Zong. Falsch. ULTRA VOMIT sind ein Haufen Spaßvögel aus dem schönen Frankreich, die auf „Objectif : Thunes“ alle Metalsparten verwursten, die ihn in die Finger kommen, von fiesem Black Metal („Maite Ravendark“) über Metalcore („Pour Un Mosh“) bis MOTÖRHEAD („Quand J’etais Petit“). Das machen sie durchaus solide und mit viel Augenzwinkern, wodurch Vergeiche zu ZIMMERS HOLE erlaubt sind. Da allerdings die Texte bei ULTRA VOMIT schön auf Französisch sind, geht der halbe Witz bei den meisten Leuten flöten und damit ein wichtiger Grund, sich die Scheibe zuzulegen. Für einen Partyabend, an dem alle ZIMMERS HOLE-Scheiben schon durch sind und für JBO der Pegel noch nicht hoch genug ist (oder Prügel angedroht wird), kann diese Scheibe dank ihres Idioms eine witizge Abwechslung sein, ähnlich wie ELEKELÄISET. Wer Wert auf Sprachverständnis legt, kann dann aber auch gleich auf EXCREMENTORY GRINDFUCKERS zurückgreifen. Aber manchmal sind auch die nicht mehr erwünscht...
Bonuspunkte für den Split-Titel “New Kids On The Block“, Abzüge dagegen für Cover (die Farben sind echt übel). Soweit der erste Eindruck der Split von WE ONCE LOVED und WINSTON & GEORGE – und auch musikalisch setzt sich das Wechselspiel fort. WINSTON & GEORGE machen den Auftakt und geben in sechs Songs ihren melodischen Hardcore zum Besten, der instrumental und vom Songaufabu her überzeugen kann, aber ein großes Manko mit sich schleppt: den Gesang. Der ist in guten Momenten an BILLY TALENT erinnernd, quäkt die meiste Zeit aber derart kraftlos und nervtötend, dass es nicht zum Aushalten ist. Ein guter Song wie „All Has Its End“ leidet darunter massiv, denn außer in den kurzen gesprochenen Passagen nagt der Gesang an den Nerven und lässt alle anderen Musiker und ihre gute Leistung verblassen. Schade, aber hier wäre mehr drin gewesen.
Bei WE ONCE LOVED liegt die Aufmerksamkeit anfangs dann natürlich beim Gesang und da machen die Ruhrpottler nichts falsch. Auch wenn ihr Sänger kein Überflieger ist, so hat er eine klare, kraftvolle Stimme, die angenehm zu hören ist und viel Emotion transportiert. Des Sängers Sidekicks bauen derweil ein Fundament aus Punkrock-beeinflusstem modernem Hardcore auf, als Paradebeispiel muss das sehr gute „Count Me Out“ herhalten, bei dem besonders die Gitarren zur Hochform auflaufen und wie eine Mischung aus ENDSTAND, COMEBACK KID und BRIDGE TO SOLACE klingen, sehr gut.
Beide Bands haben ihren Reiz und können besonders beim Songwriting überzeugen, dank des besseren Gesangs gehen WE ONCE LOVED aber als klarer Sieg vom Platz. Freunde gepflegt melodischen Hardcore sollten die Split ruhig mal testen.
Über die Herkunft des Bandnamens wurden sicher schon verschiedenste Spekulationen angestellt. Noch merkwürdiger wird das Ganze, wenn man feststellt, dass RUMBLE IN RHODOS keineswegs aus Griechenland, sondern aus Norwegen kommen. Auch die Musik des Fünfers kann man kaum als alltäglich bezeichnen. Das aktuelle und zweite Album verbindet schräge, aber extrem treibende Beats mit eingängigen Melodien und hohem, teilweise ziemlich überdrehtem Gesang, der sich oft irgendwo zwischen Quäken und Schreien befindet. Diese Mischung bezieht ihre Einflüsse sowohl aus Postpunk wie auch frühem Emocore und erinnert oft stark an die texanischen AT THE DRIVE-IN. Insgesamt ist das alles gut gemacht und mit viel Druck gespielt, und immer wieder bleiben schöne Ohrwürmer hängen. Irgendwann stellt man aber fest, dass die Scheibe über ihre ganze Länge recht eintönig wirkt. Man vermisst echte Höhepunkte, und auf wirkliche Aggressivität und Wut wartet man vergebens. Stattdessen setzt die Band auf Sicherheit und bleibt an der Oberfläche. Dazu kommt, dass die schrille Stimme des Sängers nach einigen Songs nur noch schwer zu ertragen ist, was aber zugegebenermaßen Geschmackssache sein dürfte. Unterm Strich ist „Intentions“ sicher kein schlechtes Album. Um in einer Liga mit den oben genannten, offensichtlichen Vorbildern mitspielen zu können, fehlt der Band aber noch eine ordentliche Portion Kompromisslosigkeit und Authentizität.
Das Demo, das THE MODERN AGE SLAVERY vor einiger Zeit abgeliefert hatten, kam bei der Presse erstaunlich gut an. Das ist von daher verwunderlich, dass die Band auf ihrem Debüt „Damned To Blindness“ nicht wirklich die Wurst vom Teller zieht. Die Italiener wüten sich durch eine Mischung aus Hardcore und Death Metal mit ultra-aggressivem, monotonem „Gesang“ (Fronter Giovanni Berselli kennt nur eine einzige Tonlage, die aber richtig!) und legen ein Hassbrett vor, das sich gewaschen hat. Mit Metalcore hat die Band recht wenig am Hut, denn die genretypischen, MAIDEN-beeinflussten Schwedentod-Gitarren bleiben überraschenderweise aus. Die Jungs fahren eher Oldschool-Antikapitalistenmucke mit einer Prise High Tech-Todesblei der Marke HATE ETERNAL oder JOB FOR A COWBOY (inklusive einiger Growls) auf, schaffen es aber, fast völlig ohne Dynamik auszukommen - nur Gebrülle, nur Stakkato-Riffs, (fast) nur Vollgas. Das alles klingt absolut statisch und nervt nach einer gewissen Zeit sogar regelrecht! Da machen stilistisch verwandte Truppen wie HEAVEN SHALL BURN oder NEAERA einen deutlich besseren Job, eben weil sie nicht hochtechnisch aggro ohne Plan durch die Gegend rotzen, sondern erkannt haben, dass mächtige Midtempo-Walzen, geringe Abwechselung und vor Allem nachvollziehbare Songs nicht ohne sind. Da bleibt den Italienern, wie leider so oft im Leben, nur die Schlussleuchte.
Nachdem die neue Thrash-Welle unzählige gute, aber irgendwie nicht wirklich mitreissende Youngster hochspült, hat diese Band jede Menge Potential. Also erstmal viel krankes, denn die Vocals von Ami Lawless sind so fies wie weiland nur Dawn Crosby (RIP). Und die Kalifornier verlieren sich nicht in Old-School-Attitüde, obwohl das hässliche Repka-ähnliche Cover, das schwarz-weiße Bandphoto mit Bierbüchsen und das krakelige Logo des obermerkwürdigen Namens und die gar wutzigen Pseudonyme wie Jef Leppard oder Scotty Karate jede Menge Anbiederung vermuten ließen. Aber die lustige Truppe aus San Francisco bleibt nicht beim bloßen Rezitieren alter Vorbilder hängen, sie mischt in ihre Thrash-Ursuppe auch noch jede Menge Grindcore-Elemente. Das alles klingt dann so abgefahren wie Nuclear Assault meets Détente meets Grinder.Bisweilen wird es aufgrund der Mickey-Mouse/Donald-Duck-Stimme auch ein wenig nervig. Die Musik aber, die hat trotz des dürren Sounds viel Pfeffer im Popo.
Alter, zu viele Pilze im Süden Friscos genascht? Und dabei Hate Eternal und Morbid Angel gleichzeitig gehört? Einige Songs (wie das immerhin cool-betitelte ,Fuck The Humans’) stammen aus 2000, sind neu eingespielt, eine absolut aktuelle Scheibe ist dies also nicht. Wer bei Unique Leader bereits veröffentlicht hat, der ist auf jeden Fall eins nicht: Kompromissbereit. Und so haben die Amis den inzwischen beinahe ausgewimpten Würmern von Cryptopsy einiges voraus, an Kapellen wie Misery Index oder Origin reichen die Jungs einfach nicht heran. Und zwar nicht, weil sie ihre Instrumente nicht beherrschen oder so was – nein, es gelingt SEVERED SAVIOUR einfach nicht, einen Song zu schreiben, jedenfalls nicht zur Zeit. Jeder Song auf der Scheibe klingt, als müsse er alles, was die Band-Mitglieder können, in sich aufnehmen, und zwar gleichzeitig – möglichst laut, möglichst technisch. Dazu gibt es ganz viele Blasts, noch mehr Breaks und am meisten Gefrickel. Gefühl durch Technik? Wer meint, das funktioniert, der greife zu. Ich ganz persönlich gehe zur Kur oder höre jetzt was Verträgliches, Cannibal Coprse oder so.
Die guten, alten Zeiten lieber derzeit wieder auf. Staubiger Stoner Rock scheint den meisten Bands zu dröge, sie erweitern ihren Wüstenfahrt um ein paar chemische Elemente und – schwupps – schon sind sie in den schrillen Siebzigern. Prompt wabern LSD-geschwängerte Progressivtrips zwischen rustikalen Stoner-Parts umher. Bei „Infrarosse Pt. I Eterna“ scheint sich Sänger Filippo bei einem Drogenexzess auf eine blumige Wiese gelegt zu haben, von wo aus er uns bei Akustikklampfe und mit Helium-Stimme die Welt erklärt. Taugt aber andererseits auch als NDR-Pausenmusik - ihr wisst schon, da, wo der Ballon vorbeifährt und unten lustige Comicfiguren herumspringen. Doch die Welt sieht eben nicht immer so schön aus und so garniert eben jener Filippo die „normaleren“ Stoner-Songs mit einer ungewollt leierigen Stimme, die auch die zugegeben originell klingenden, italienischen Vocals nicht retten. Es bleibt also ein Leierkasten mit Zappa-, Stooges-, Hendrix-inspiriertem, experimentellen Stoner Rock. Funktioniert vielleicht auf einer 70er-Party oder am Strand von Sardinien beim Dunajam-Festival. Aber, wie gesagt, derzeit ist derartiges Aufwärmen ja sehr erwünscht, was an der -mir unverständlichen, aber allgegenwärtigen - Begeisterung für Bands wie Devil’s Blood abzulesen ist. Sei’s drum, wer die mag, muss hier jedenfalls auch reinhören.
Symphonischer Black Metal aus den USA ist relativ selten; hier handelt es sich um ein Quintett aus Los Angeles, das auf den Spuren von LIMBONIC ART, DIMMU BORGIR, CRADLE OF FILTH und Co. wandelt. Dass man in solch einem Fall immer wieder dieselben Bands als Referenz nennt, kommt nicht von ungefähr: seit den glorreichen Tagen dieser wegweisenden Größen (wir reden hier etwa von den Jahren 1996-2003, im Fall von LIMBONIC ART vom ersten Tag an bis heute…) hat es keine Band dieses Genres geschafft, erneut echte Maßstäbe zu setzen. Und das schaffen auch SOTHIS nicht, die in Sachen Atmosphäre, Düsternis und Aggression auf halber Strecke verpuffen. Zu unspektakulär kommen die von sehr dominanten Klimper-Keyboards untermauerten Songs daher und klingen so beliebig austauschbar, monoton und schlichtweg langweilig, dass nicht ein einziges Stück von „De Oppresso Liber“ hängen bleiben will. Rein handwerklich geht das Album in Ordnung, aber mehr haben SOTHIS auf ihrem Debüt leider nicht zu bieten, jedenfalls nichts, was man nicht schon bei oben genannten Vorreitern oder auch hoffnungsvollen Nachzüglern wie CHTHONIC um ein Vielfaches ausgefeilter gehört hätte. Ein Pflichtkauf sieht anders aus…
Es gibt Platten, die ihr Potential, ihre Schönheit erst nach und nach entfalten – das neue Werk von THESE ARMS ARE SNAKES gehört zweifellos in diese Kategorie, denn was die Seattler auf „Tail Swallower And Dove“ zelebrieren, lässt sch weder in einem Durchlauf noch beim Easy Listening erschließen. Die Songs brauchen Zeit und verlangen Hingabe, erst dann wird die Eleganz eines minimal-instrumentierten „Prince Squid“ deutlich, die erdrückende Schönheit von „Ethric Double“, die Intensität von „Red Line Season“ offenbart. Post-Hardcore mal anders, abseits von NEUROSIS, eher in Richtung FUGAZI und mit der Verspieltheit der aktuellen BURST-Platte wird hier Musik gemacht. THESE ARMS ARE SNAKES verlieren sich nicht in ultra-komplexen Songs und verschließen sich dem höher-härter-weiter-Wettbewerb – die Songs sind bei aller Finesse schlicht gehalten, der Gesang ist durchweg klar und in seiner Emotionalität der perfekte Partner der Instrumente. Gemeinsam haben sich THESE ARMS ARE SNAKES von ihrem Gefühl leiten lassen und homogene Songs geschrieben, die manchem Post-Hardcore-Fan zu soft sein mögen, dafür aber aufgeschlossen Alternative- und Indie-Freunde anlocken könnte, sofern die die nötige Geduld mitbringen, die „Tail Swallower And Dove“ erfordert. Wer das macht, wird mit einem Album belohnt, das zu den Highlights des Jahres zählt und ganz ganz schnell in Heavy Rotation laufen wird. THESE ARMS ARE SNAKES – merken
Ob man heutzutage noch Debüts von Bands braucht, die eine Mischung aus Melodic Death Metal und Metalcore spielen, sei mal dahingestellt. 2005 war diese Welle noch in vollem Gange, so dass „A Deceitful Calm“ quasi mit leichter Verspätung erscheint. Vielleicht kommt die Scheibe aber auch genau richtig, denn inzwischen hat sich in diesem Genre die Spreu vom Weizen getrennt, und Bands wie die Schweden UNDIVINE könnten sogar wieder Gehör finden. Das Album wäre zu Hochzeiten des Trends vermutlich untergegangen, und so kommt die Kombination aus Gitarrenorgien der Marke AT THE GATES und ruppiger Attitüde wieder etwas frischer daher, wobei UNDIVINE eindeutig zu den talentierteren Vertretern der Zunft gehören. Ihr Gespür für Dynamik und ordentlich nach vorne peitschende Songs ist jedenfalls beachtlich, auch wenn auf „A Deceitful Calm“ noch keine überragenden Hymnen dargeboten werden. Aber das komplette Album bewegt sich auf einem konstant hohen Niveau, und echte Ausfälle sucht man ebenso vergebens. Nur das letzte Tüpfelchen auf dem „I“ fehlt eben noch, dann sind UNDIVINE zumindest für meine Begriffe ein heißer „Tipp“-Kandidat. Falls die Jungs auf ihrem nächsten Werk noch mehr bärenstarke Stücke wie das mit zynischem Kathedralen-Sound unterlegte „Catholic“ (geiler Text!) darbieten, gibt´s unsere roten vier Buchstaben gratis oben drauf – versprochen!