THROW THE FIGHT aus Minneapolis bieten weder textlich noch musikalisch neuartiges – aber wer sich mit einer auf noch mehr Eingängigkeit getrimmten Variante von BULLET FOR MY VALENTINE anfreunden kann, der liegt mit „In Pursuit Of Tomorrow“ richtig. Die Amis setzen durchweg auf hymnenhaftes und mit Ohrwurm-Refrains versehenes Songwriting, wobei vor allem das Opener-Duo „Ready For War“ und „Weakest Hour“ sowie das heftigere „Into The Fire“ auf Anhieb zu gefallen wissen. Gesanglich lehnt man sich am Emo-Stil an (der beliebte Wechsel zwischen cleanen und harten Vocals wird ausreichend genutzt), Metalriffs bilden oft das Grundgerüst („Stop Yourself“); aber THROW THE FIGHT bleiben meist auf Nummer Sicher und kriegen (gewollt) immer die Kurve Richtung Rock. Nicht alle der 9 vollwertigen Tracks können an den genannten zwar mithalten – das darf aber durchaus Ansichtssache sein. So ärgert eigentlich nur die knapp bemessene Spiellänge von 34 Minuten. Ansonsten dürften Genre-Freaks bei THROW THE FIGHT und „In Pursuit Of Tomorrow“ schon mal reinhören.
Mit ihrem letzten Werk “Liberty Or Death” feierten Onkel Reaper und seine Totengräber-Rasselbande ihren Einstand bei Locomotive Records, der allerdings nicht ganz so zugänglich ausfliel wie viele frühere GRAVE DIGGER-Alben und gleichzeitig das Geschäftsverhältnis mit Locomotive auch schon wieder beendete. Da sich die Band auch gerne mal gebremster gibt und nicht immer nur Götterhymnen verbricht, hat schon die selbst betitelte 2001er Scheibe gezeigt, doch anno 2009 lodert die Flamme nur noch auf Zimmertemperatur. Der Einstand bei Napalm Records ist nochmal einen ganzen Tick schwächer ausgefallen als der bei den Spaniern; vom grandiosen Bratgitarrensound des letzen Albums ist nichts mehr übrig geblieben, alles hier klingt zwar immer noch nach GRAVE DIGGER, aber auch irgendwie matschig und lieblos. Auch die Songs tönen über weite Strecken wie eine Sammlung von „B-Seiten“ der Band. Was der schwache Titelsong („Ohoho – Hangman – ohoho – Hangman“) andeutet, wird mit „Sorrow Of The Dead“, „Grave Of The Addicted“, “Lonely The Innocence Dies” (im Duett mit Veronica Freeman von BENEDICTUM gesungen, aber kompositorisch sehr mäßig), “The Shadow Of Your Soul“ (Totalausfall!) und „Funeral For A Fallen Angel“ nahtlos fortgesetzt. Lediglich „Hell Of Disillusion“ , die flotten „Into The War“ und „Stormrider“ sowie der vorab veröffentlichte Stampfer „Pray“ halten das hohe Niveau, das wir von dieser Band kennen und erwarten. Gerade im Bereich der Refrains, die man früher in göttlicher Form im Dutzendpack rausfeuerte, schwächeln die Jungs wie auf keinem (!) Album zuvor. Auch Neuzugang Thilo Hermann (Ex-RUNNING WILD) ändert nichts an der Tatsache, dass „Ballads Of A Hangman“ zwar stilisitsch typisches GRAVE DIGGER-Futter bietet, in kompositorischer Hinsicht jedoch das bislang schwächste Album dieser wegweisenden Band darstellt. Ich bin jedenfalls ziemlich enttäuscht!
Sieht man sich die Bandfotos von ENDEVERAFTER aus Las Vegas an, ist sofort klar, dass man es hier mit vier Typen zu tun hat, die sich 80s Hard Rock und Glam Rock verschrieben haben. Ihr Debüt-Album „Kiss Or Kill“ bestätigt das dann auch größtenteils, nur dass sich auch einige moderne Einflüsse aus Emo und Mainstream-Rock eingeschlichen haben. Die Spannbreite reicht dabei von oldschooligen Rock-/Metal-Krachern wie dem Opener „I Wanna Be Your Man“ oder „Tip Of My Tongue“ bis zu flachem, MTV-tauglichem Geseier wie in „Gotta Get Out“ oder „All Night“. Musikalische Innovationen darf man hier nicht erwarten, vielmehr werden altbekannte Klischees rauf- und runtergebraten. Dafür ist das alles aber hervorragend und mit viel Energie gespielt und geht gut nach vorne, und vor allem die immer wieder eingebauten zweistimmigen Gitarrenläufe machen großen Spaß. Leider ist die Produktion etwas zu clean geraten, der Sound hätte mehr echten Dreck vertragen können. Dazu gehen einem die Mainstream-/Emo-orientierten Songs ziemlich direkt schwer auf die Nerven. Unterm Strich ist „Kiss Or Kill“ sicher alles andere als ein schlechtes Album, aber für die nächste Scheibe wünsche ich mir mehr Rotz und Kompromisslosigkeit.
So,so, da ist es also, das zweite Album von Finnlands wohl jüngstem Metal-Export. Hieß das erste Werk noch "Learning To Rock", ist man nun wohl der Ansicht, das Rock-Handwerk nun weit genug erlernt zu haben, um sich "Rock´ N Roll Children" nennen zu dürfen. Und um es mal gleich vorweg zu nehmen: den Titel haben sich STURM UND DRANG auch wirklich verdient, rocken lernen müssen die Jungs trotz ihres recht zarten Alters definitiv nicht mehr. "Rock´ N Roll Children" macht genau da weiter, wo der Vorgänger "Learning To Rock" aufhörte, STURM UND DRANG bleiben der bewährten Rezeptur treu und sind somit auf "Rock `N Roll Children" sofort unschwer zu erkennen. Die Songs gehen sofort ins Ohr, verleiten zum Mitsingen und machen ziemlich Laune. Mit "A Million Nights" und "Heaven (Is Not Here)" finden sich neben dem überwiegenden (zumindest vom beim Hörer entstehenden Gefühl her) Gute-Laune-Material auch noch zwei ruhigere und etwas schwermütigere Lieder, der Rest rockt drauflos und lässt es mit eingängigen Melodien gutgelaunt krachen. Wer "Learning To Rock" mochte, dem sei "Rock `N Roll Children wärmstens ans Herz gelegt- macht Spaß!
MORKOBOT sind drei nicht ganz dichte Italiener, die sich noisigem Rock verschrieben haben und dabei gleich auch den Gesang entsorgt haben. Im Grunde ist auf „Morto“ nur ein Song zu hören, der aber, aus welchen Gründen auch immer, in drei Teile gesplittet wurde. Stellenweise etwas zu bemüht abgefahren, haben MORKOBOT ihre besten Momente, wenn sie in ruhigeren Fahrwassern unterwegs sind und einfach drauflosjammen, wie gegen 3:00 im zweiten Song. An anderen Stellen wird chaotischer zu Werke gegangen, an die großen Namen wie MR BUNGLE kommen die Italiener aber zu keiner Zeit ran, dafür wirkt das Ergebnis dieser Parts zu berechnend und immer noch zu beider. Im Großen und Ganzen kann „Morto“ aber überzeugen, falls ein Faible für abgedrehte songs da ist und Gesang als eher unwichtig angesehen wird. In der richtigen Stimmung kann die Scheibe streckenweise richtig gut sein, ist aber definitv kein Soundtrack für jeden Moment des Lebens.
Die Berliner Black Metaller AKRIVAL räubern schon seit 1994 durch den heimischen Underground und haben bereits ein halbes Dutzend Veröffentlichungen auf dem Buckel. Das „Party.San“-Open Air durften sie 2006 nach Maß rocken, und auch einen Deal haben die Jungs inzwischen eingefahren. „Vitriolic“ nennt sich das neueste Album der Band und bietet ordentlich fett produziertes, aber dennoch nicht „kommerzielles“ Schwarzmetall, das einmal mehr völlig ohne Klimperkommode auskommt und durch gute, ausgetüftelte Tempowechsel und ordentlich Dampf in den Kesseln besticht. Frontermann Scarog erinnert in seinen besten Momenten an Shagrath von DIMMU BORGIR, wobei die Mucke von AKRIVAL stilistisch tatsächlich ein Stückweit an die Dimmus in flotteren Regionen und ohne Keyboards erinnert. „Vitriolic“ erreicht trotz seiner unbestrittenen Qualitäten und zahlreicher guter Songs nicht ganz den hohen Hymnenfaktor, der die Norweger schließlich irgendwann mal zu einer der größten Genre-Bands der Welt gemacht hat. Momentan müssen sich AKRIVAL noch mit einem Platz in der zweiten Reihe geschlagen geben, aber ein „Tipp“-Album ist bei dem Quintett ohne Frage drin. Stark, aber auch noch verbesserungswürdig!
Mit „Southern Born Killers“ gelang den Groove Metal-Pionieren aus Atlanta nach sechs Jahren ein mehr als überzeugendes Comeback. Dass STUCK MOJO heutzutage kaum weniger Feuer im Allerwertesten haben als zu ihren großen Zeiten („Pigwalk“, „Rising“, „Declaration Of A Headhunter“), stellt auch „The Great Revival“ unter Beweis, das sich kaum hinter seinem Vorgänger verstecken muss. Wieder einmal zelebrieren die Jungs ihre Vorlieben für staubigen Südstaaten-Dampf, melodischen Druck und intelligente Hörspiele/Soundcollagen, die zwar nicht Jedermanns Sache sind, die Atmosphäre aber um ein ganzes Stück bereichern. Auch Lord Nelson hat sich als Frontmann ein ganzes Stück weiterentwickelt und agiert noch abwechselungsreicher als auf „Southern Born Killers“, wobei man sich natürlich immer noch streiten kann, ob er seinem Vorgänger Bonz das Wasser reichen kann. Objektiv macht er einen super Job und passt perfekt zu Stücken wie dem grandiosen, nach vorne wummerndem Opener „15 Minutes Of Fame“, dem zwar etwas kitschigen, aber sehr effektiven Ohrwurm „Friends“, der relaxten Hymne „Now That You´re All Alone“, dem Stakkato-Geschoss „The Fear“ (Gastsängerin Christie Cook, die bei einigen Songs zu hören ist, passt als Begleitung sehr gut ins Bild) oder der coolen Cover-Version des John Denver-Klassiker „Country Road“. Lediglich das zweiteilige „Superstar“ ist eine Spur ZU schmalzig geworden, doch trübt das den sehr guten Gesamteindruck von „The Great Revival“ nur wenig. Das Album kommt im Ganzen sehr verspielt und weniger hart daher, doch Hörer ohne Scheuklappen sollten erkennen, dass es in diesem Bereich (wenn überhaupt) kaum eine stärkere Band als STUCK MOJO gibt, die sich zudem extrem spielfreudig präsentiert. Hut ab!
Sie sind anscheinend vorbei, die Tage von FEAR FACTORY. Da ist jede Band willkommen, die sich einem ähnlichen Sound verschrieben hat, ohne in STRAPPING YOUNG LAD-Geballer abzugleiten. Dickes Plus also schon mal für GRENOUER, die der Beweis sind, dass auch in Russland FEAR FACTORY-Fans zu finden sind. Nicht weiter überraschend, dass „Life Long Days“ über weite Strecken ein lupenreiner Klon ist, der nur gelegentlich durch MESHUGGHA-artige Versatzstücke erweitert wurde. Während die Saitenfraktion ihren Vorbildern durchaus das Wasser reichen kann (und einen Produzenten gefunden hat, der ihnen einen ähnlichen Sound geschaffen hat), fallen Drummer und Sänger gegen Raymond Herrera und Burton C. Bell klar ab – ersterer spielt zu statisch, zweiter ist gerade in den clean gesungenen Parts keine solche Offenbarung wie Mr. Bell. Auch in Sachen Songwriting haben GRENOUER bei weitem nicht das Genie, das Scheiben wie „Demanufacture“ ermöglicht hat, auch wenn sich auf „Life Long Days“ einige starke Songs finden, gerade zu Beginn. Fazit: Hoffnungsvoller Newcomer, der eine gute Scheibe abliefert und sich auf dem richtigen Weg zeigt.
GRONIBARD sind nicht ganz dicht, dass ist bekannt, von daher überraschen Cover und Artwork des neuen Albums keineswegs. 17 Tracks haben die Franzosen auf „We Are French Fukk You“ gepackt (der Titel mag eine Anspielung auf die SADISTIK EXEKUTION-Scheibe sein), in denen ordentlich gegrindet wird. In der beinahe-Porngrind-Variante, NASUM’sche Sounderuptionen gibt es nicht zu hören. Entsprechend gibt es feinen Gurgelgesang, ein Cover von NECROPHAGIA („Cannibal Holocaust“), aber das Ganze mit einem Augenzwinkern versehen und mit viel Gespür für groovende Songs. ROMPEPROP sind da ein passender Vergleich, mit denen auch GRONIBARD leben können dürften. Wer auf solche Musik steht, bekommt mit „We Are French Fukk You“ eine solide Scheibe, die kurzweilige Unterhaltung bietet.
Kris Norris, ehemaliger Teil des kongenialen DARKEST HOUR-Gitarrendoppels, hat nach seinem Weggang von den Washingtoner Dudes Zeit für eine Soloprojekt gefunden, das unter seinem Namen veröffentlicht wird. 14 Instrumentalsongs hat er dafür geschrieben und auf Platte gebracht. Instrumentalsongs eines Gitarristen, da kommt Panik auf, endlose Frickelorgien und Soloparts ohne Ende werden befürchtet. Weit gefehlt in diesem Fall, denn Mr. Norris ist kein selbstverliebter (und meist selbsternannter) Gitarrenvirtuose, sondern jemand der Bock auf knackige Metalsongs hat. Ergibt 14 Songs, die ohne viele Breaks auskommen und auf Soli weitgehend verzichten, dafür gut Druck machen und selbst Blastparts aufweisen können. Randy Blythe (LAMB OF GOD) hat zudem bei seinen Stücken seine Stimmbänder strapaziert und dafür gesorgt, dass diese beiden Songs zu den Besten des Albums gehören und den Wunsch nach einem kompletten Album in der Besetzung aufkommen lassen. Die zwölf Instrumentalsongs sind in Ordnung, auch wenn das Schlagzeug manchmal zu sehr im Vordergrund steht, aber wie bei den meisten Scheiben dieser Art geht auch hier irgendwann die Luft aus. Kris Norris nutzt die Gelegenheit und macht deutlich, dass ein begnadeter Gitarrist und guter Songschreiber ist (letzteres hat er bei DARKEST HOUR schon zur Genüge bewiesen) – bleibt zu hoffen, dass er sich ein paar Mitstreiter sucht und wieder eine richtige Band an den Start bringt.