Review: Black Clouds And Silver Linings
Jeder DREAM THEATER-Fan hat sicher seine eigene Album-Ranking-Liste. Einig dürfte man sich aber darüber sein, dass „Images And Words“ und „Scenes From A Memory“ die großen Meilensteine der New Yorker sind, und bis heute wartet man auf ein weiteres Album, dass sich hier einreiht. Schenkt man einigen Besprechungen, die bereits seit einiger Zeit auf den Seiten gewisser Online-Versender zu lesen sind, Glauben, könnte „Black Clouds & Silver Linings“ dieses Werk sein. Die vorab von Roadrunner gratis als mp3 veröffentlichte Single „A Rite Of Passage“ aber enttäuschte. Zwar wird hier ein ganz nettes Old School-Riff ordentlich runtergebraten, aber der Chorus ist unerträglich poppig, die Solo-Passagen sind nicht gerade überwältigend, und insgesamt vermisst man das gewohnt herausragende musikalische Handwerk der Jungs. Dazu versucht LaBrie mal wieder bemüht, böse zu singen, und wie fast immer gelingt ihm das mal wieder gar nicht, weshalb diverse Effekte über seine Stimme gelegt wurden. Man durfte also gespannt sein, was das Album jetzt tatsächlich zu bieten hat.
Es beginnt erst mal gewaltig. Der 16-Minüter „A Nightmare To Remember“ startet düster mit doomiger Gitarre, Chor-Sounds im Hintergrund und Double-Bass-Gewitter, um dann in ein fettes Metal-Riff überzugehen. Das kickt direkt ordentlich, und hier kriegt LaBrie sogar endlich mal die Kurve, was harten Gesang angeht. Dies wird gekrönt durch einen getragenen Chorus, dem es gerade noch gelingt, nicht zu kitschig zu klingen. Nach fünf Minuten wird’s dann aber erst mal ruhig, worauf alles wieder langsam aufgebaut wird, hin zu Solo-Parts von Petrucci und Rudess. Schließlich legt Portnoy noch einen wirklich bösen Sprech-Gesang oben drauf, und ganz zum Schluss darf er dann auch noch mal ordentlich die Double Bass klackern lassen. Für meinen Geschmack: Ein wenn auch nicht subtiler, aber fetter Opener. Das nachfolgende „Rites Of Passage“ wurde ja oben schon angesprochen. Hinzuzufügen sei noch, dass der Song im Gesamtzusammenhang des Albums besser rüberkommt als separat betrachtet. Irgendwie macht das gerade Rumgebrate hier mehr Spaß, und über den Chorus muss man halt hinweghören. „Wither“ dagegen fällt in jeder Hinsicht durch und stellt wohl den Tiefpunkt des Albums dar. Hier gibt es eine oberschnulzige Pop-Rock-Ballade zu hören, wie sie ja leider immer mal wieder auf DT-Alben auftauchen. Aber diese ist besonders schlimm. Live ein perfekter Zeitpunkt, um Bier holen zu gehen. Das folgende, knapp 13 Minuten lange „Shattered Fortress“ entschädigt aber dafür. Dies ist sicher der Song des Albums, auf den man am meisten gespannt sein konnte, enthält er doch die drei abschließenden Parts von Portnoys zwölfteiliger, auf „Six Degrees Of Inner Turbulence“ begonnenen, Suite, in der er sich mit seinem (überwundenen) Alkoholismus auseinandersetzt. Wieder gibt es einen metal-lastigen Anfang, hart und treibend, der einen komplexen Aufbau einleitet. In diesen wiederum sind Zitate aus den Songs eingebaut, die die anderen Teile der Suite bilden, als da wären „The Glass Prison“, „This Dying Soul“, „The Root Of All Evil“ und „Repentance“. Und das ist wirklich meisterhaft gemacht. Ganz großes Kino! Mit „The Best Of Times“ folgt dann leider ein weiteres schwaches Stück. Zugegeben: Mike Portnoy verarbeitet in diesem Stück den Tod seines Vaters, der während der Aufnahmen zu dem Album mit seinem Krebs gekämpft hat, und da ist etwas Sentimentalität natürlich völlig in Ordnung, und auch das kitschige Violinen-Thema am Anfang sei ihm verziehen. Trotzdem ist der Song einfach viel zu schön, besonders die Kitsch-Orchester-Sound-Themen ziehen einem echt die Schuhe aus. Viel passieren tut eigentlich auch nicht, das Stück plätschert die meiste Zeit über recht unspektakulär vor sich hin. Die letzten drei Minuten gibt’s dann immerhin noch ein schönes, getragenes Gitarren-Thema mit anschließenden Variationen zu hören, das ein bisschen was wettmacht. So, letzter Song, das 19-minütige „The Count Of Tuscany“. Hoffentlich noch ein Knaller! Und ja, fängt gut und eher klassisch progig an, geht dann doch wieder in Richtung Metal, was dann wiederum in einen schönen Chorus mündet. Nach knapp neun Minuten beginnt dann ein Instrumentalteil, und endlich kommen mal wieder die lange ersehnten Takt-Frickeleien zum Zug. Allerdings währt die Freude nur kurz, dann geht es dynamisch runter und in einen fließenden PINK FLOYD-mäßigen Part, der schließlich langsam – vielleicht ein wenig zu langsam – wieder gesteigert wird, bis hin zum Finale – das für meinen Geschmack dann noch etwas bombastischer hätte ausfallen können.
Nein, ein Album, das sich in die eingangs genannten Über-Werke einreihen kann, ist „Black Clouds & Silver Linings“ ganz sicher nicht. Und auch an „Systematic Chaos“ reicht es nicht heran. Das hat vielleicht auch ein paar Schwachpunkte, aber mit Songs wie der Granate „Constant Motion“, dem intensiven „Repentance“ und natürlich dem zweiteiligen „In The Presence Of Enemies“ mit seinem überirdischen Haupt-Thema rangiert es – zumindest in meiner persönlichen Hitliste – dicht hinter den beiden großen Werken. Trotzdem enttäuscht das neue Album nicht. Auf immerhin zwei Drittel der Scheibe wird immer noch überdurchschnittlich gutes und süchtig machendes Material geboten. Und überhaupt: Es ist einfach immer wieder ein Genuss, den Jungs zuzuhören.
Black Clouds And Silver Linings
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
6
Länge:
75:29 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Rebell On The Run
Bereits das Vorgängerwerk des MOONSTONE PROJECT’s aus dem letzten Jahr „Hidden in Time“ (war bereits 2006 schon mal als "Time To Take A Stand") hat mich nicht so recht überzeugt. Jetzt gibt es zwar wieder ein schönes Booklet sowie Artwork aber „Rebel On The Run“ ist wieder keine so recht Offenbarung geworden. Hardrock der klassischen Ausprägung, es werden mehr oder weniger passend die üblichen Verdächtigen DEEP PURPLE, RAINBOW, URIAH HEEP oder BAD COMPANY im Beipackzettel genannt, wird hier zwar schon recht stilecht geboten aber das Songwriting sowie die musikalische Performance ist dann einfach oft nicht zwingend genug und die Musik klingt mitunter auch zu gewollt bzw. konstruiert. Die typische Leichtigkeit oder auch erdige Grundessenz des Hardrocks fehlt mir hier doch bei den meisten Tracks.
Vielleicht liegt es auch etwas an den zu vielen Köchen die den bekannten Brei verderben, denn der hinter dieser ganzen Schose, der italienische Mastermind und Gitarrist Matt Filippini hat neben seinem Landsmanngrundgerüst an Bass, Drums und Keyboards eine ganze Reihe Promis engagiert wobei Schlagzeuglegende Ian Paice (DEEP PURPLE, ex-WHITESNAKE) nur relativ kurz bei der unspektakulären Schlussnummer "Halfway To Heaven" trommelt und auch Sänger Ken Hensley (ex-URIAH HEEP) ist nur sporadisch zu hören ansonsten singt ein stimmlich exzellent aufgelegter James Christian (HOUSE OF LORDS) für ein paar weibliche Backing Vocals ist seine bessere Hälfte Robin Beck zu hören. Ganz klar an seinem variabel-bluesig-kraftvollen Gesang liegt es beileibe nicht, dass nur selten der Funke überspringen will, die Refrains sind einfach nicht zwingend genug, es bleibt nicht viel hängen.
Alessandro Del Vecchio als flinker Mann an den Tasten ist mit seinen Sounds ebenfalls sehr prägnant, wenn auch nicht zu übertrieben, mitunter garniert er seine ganz 70’s like mit viel Hammonds angereicherten Keyboards mit etwa spacigeren Vibes so etwa beim Opener „Sinner, Sinner“, ja kann man durchaus hören, wirkt nicht so altbacken, wie viele Sachen in ihrem Aufbau danach. Dann "Monster Booster" mit den etwas zu langen Instrumentalpassagen versprüht eine etwas funkige Aura, net schlecht aber gab’s alles schon. Der schon zigfach namentlich so erschienene "Cosmic Blues" ist dagegen ganz lässig gemacht, hat einen gewissen Drive, wenn auch hier etwas zu ausgedehnt nichtssagend „gejammt“ wird.
"From Another Time" mit interessanten Percussions ist ebenfalls in diesem Soul-Funk-Style gehalten diese verstärkte Ausprägung ist dann doch neu gegenüber dem Vorgängerwerk.
Der Titelsong is so ne Halbgare Mischung aus Whitesnake meets Deep Purple erneut mit spacigen Tasten, na ja geht so. auf "Closer Than You Think" ist dann tatsächlich „The Voice Of Rock“ GLENN HUGHES zu hören aber dieser recht seichte Track ist doch eher 2. Wahlware aus seinem eigenen Songfundus. Dann gibt es Sachen wie „Hey Mama“ mit Honky-Tonk Sound, Harmonika sowie Mitklatschpart, sorry soll wohl die echten Rock’n’ Roller zeigen, überzeugt mich nicht, wirkt zu aufgesetzt. Es wird viel probiert, zu eindimensional ist die Scheibe wirklich net aber die neuen Vibes, die diese „alte“ Musik braucht und Kapellen wie z.B. THE ANSWER absolut neu belebt haben, geht diesem Album zum größten Teil völlig ab-hier sind zu wenig Fluss und packendne Frische zu hören. Eine gewisse Spielfreude ist ebenfalls nicht zu überhören, aber die Songs auf „Rebel On the Run“ sind mit zu bieder, reichlich unspektakulär und wirken auf mich doch etwas zu zusammengewürfelt - Hardrockfans dürfen natürlich trotzdem gerne mal beim MOONSTONE PROJECT reinlauschen.
Rebell On The Run
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
52:11 ()
Label:
Vertrieb:
An der Entwicklung so manchen Musikkapellen über die Jahre hinweg merkt man selber erst wie schnell oder wie viel Zeit überhaupt vergangen ist. Mir geht es genauso bei den britischen Neo-Proggern von IQ. Diese Formation hat jetzt tatsächlich schon satte 28 Jahre auf dem Buckel und im Gegensatz zu vielen Bands die sich wie IQ Ende der 70er bzw. Anfang der 80er Jahre formiert haben, klingen IQ auch heute auf dem aktuellen ,„Frequency“ absolut frisch und beinahe unverbraucht. Das mag jetzt zwar etwas flapsig oder auch klischeehaft klingen, aber diese Band muss trotz teilweise sehr starker alter Alben nie diesen erfolgreichen Zeiten nachtrauern und schafft es dabei sich stets irgendwie neu zu erfinden. Dies können „Kollegen“ wie PENDRAGON, ARENA, MARILLION oder auch GLASHAMMER eher nicht so ganz sich behaupten, da gab und gibt es doch einige Durchhänger-Werke. IQ geling trotz fünf Jahren Pause ein klasse Comeback, beeindruckend erobert man sich einen Spitzenplatz gleich neben SYLVAN in der Progressive-Rock Champions-League zurück.
Dabei gab es zum letzten Werk einschneidende Veränderungen, denn mittlerweile ist vom ursprünglichen Gründerduo aus dem Jahre 1981 tatsächlich nur noch Gitarrist Mike Holmes übrig geblieben, denn Keyboarder Martin Orford hat sich bereits Ende 2007 verabschiedet. Doch diesen Abgang hat die Band auf ihrem neuen Output "Frequency " besser gestemmt als erwartet. Orfords typischer und sehr prägnanter Tastensound hat diese Band über die Jahrzehnte entscheidend geprägt aber der neue Mark Westworth (ex-DARWIN'S RADIO) macht einen hervorragenden Job und lässt den Vorgänger beinahe schon vergessen. Er hat einige andere Sounds (z.B. verstärkte Hammondorgellänge) aufgeboten aber zeigt sich insgesamt ähnlich virtuos sowie spielfreudig wie Olford. Weiterhin hat Andy Edwards Drummer Paul Cook (der aber bei der aktuellen Tournee aufgrund einer Babypause Edwards' live ein wenig aushilft) ersetzt und auch dessen etwas offensiverer Stil tut dem Bandsound insgesamt nur gut. Beide neuen Musiker haben sich bestens in der Band integriert, bringen neue Ideen sowie einfach andere Impulse mit in das Album ein.
"Frequency" hat es zunächst mal nicht leicht gegen den bärenstarken Vorgänger "Dark Matter" (2004) anzukommen, da diese Veröffentlichung nicht nur verkaufstechnisch sondern auch wegen der etwas anderen, sprich härteren, Grundausrichtung Maßstäbe gesetzt hat. Diese stilistische Wendung oder Ergänzung findet, ganz entgegen so manchen Kritiken über dieses Album, (leider) keine Fortsetzung. Die Scheibe bietet wieder diese typische Melancholie ist aber nicht so düster wie der Vorgänger. Die Band kehrt wieder etwas mehr zu ihren Urprüngen zurück, was ja auch nicht verkehrt ist, vor allem wenn dies so unverkrampft und spielfreudig aus den Boxen kommt wie hier. Trotzdem gibt es auch einige etwas andere Passagen, wie etwa bei dem eher getragenen „Life Support“, das nach normalem balladesken Beginn sich hinten raus fast schon spacig-ambient-artig entwickelt. Auch das etwas bedrohlich gehaltene „Ryker Skies“ ist gewöhnungsbedürftig und klingt etwas wie moderner Artrock. Mein klarer Favorit neben dem bärenstarken Titeltrack sowie „Stronger Than Fiction“ ist aber ganz klar „Province“ mit diesen ungemein kraftvoll rockigen Parts, satten Drums und fetten Hammondsounds (hat fast schon was von URIAH HEEP). Mit dem gediegenen sowie relativ einfachg und sehr entspannt gehaltenen „Closer“ haben IQ zum ersten Mal seit „Nomzamo“ (1987) und „Promises“ wieder eine Art Radiosingle geschrieben, die fast schon poppig und sehr fließend mit hymnischem Refrain daherkommt.
Insgesamt gelingt IQ erneut ein kompaktes Album mit viel Atmosphäre und relativ unterschiedlichen (klanglichen) Facetten zu kreieren sowie einem etwas ausgeprägteren Hang zu eingängigeren Melodien als zuletzt. Uber allem schwebt natürlich das charismatische-warme Organ Peter Nicholls, der diesmal positiverweise auf zu gezogene Parts verzichtet. Die Produktion mit klarem Sound passt wie immer bei den Briten bestens, die Band macht ihr typisches Ding mit der ein oder anderen kleinen Überraschung. Ansonsten stellt „Frequency“ die gewohnt hohe Qualität dar. Für alle Fans wird somit erneutn ein sehr starkes Album geboten, welches mit jedem Anhören noch weiter wächst, es gehört sicher zu den Top-Five die sie bisher gemacht haben.
Auf der (mir leider nicht vorliegenden) limitierten Version des Albums gibt es noch eine Bonus-DVD mit Liveaufnahmen aus Zoetermeer (2008) und live sind IQ ja immer etwas ganz besonderes.
Frequency
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
7
Länge:
62:0 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten