Durch "Rockin´ The Pumpkin" weht mächtig das staubige Straßenflair der späten 60er und frühen 70er in Anlehnung an Bands wie CROSBY, STILLS & NASH oder JEFFERSON AIRPLANE. Das Spektrum schwankt dabei zwischen ruhigen, getragenen Nummern wie dem Opener "Steely Fingers" oder "Sunset On My Shoulder" und deutlich flotteren Songs wie zum Beispiel "The Raven" , dem ein bisschen an den West Coast-Sound der EAGLES erinnernden "Darkness" und dem groovigeren "Borderline". Mit "Beggar´s Flight Tonight" befindet sich obendrein auch eine Instrumentalnummer auf dem Album. "Rockin´The Pumpkin" ist durchweg solide gemacht und begeht auch nicht den Fehler, der Retro-Rockern des öfter unterläuft, nämlich dezent angestaubt zu klingen. Aber richtige Hymnen befinden sich auf dem Album auch nicht, der Ohrwurmfaktor der Melodien hält sich in Grenzen und das eine oder andere wirkt auf Dauer doch etwas eintönig- daher trotz mitunter hochkarätiger Instrumenten-Besetzung hauptsächlich für Genre-Fans zu empfehlen.
MUTINY ON THE BOUNTY haben sich für ihre Debütscheibe einen schicken Titel ausgesucht, lässt sich „Danger Mouth“ leicht genuschelt auch als „Danger Mouse“ aussprechen. Ach ja, damals… Lübke und so. Am Sound der Luxemburger hätten indes eher die Bösewichter wie Mad Manuel Gefallen gefunden, für die Good Guys ist „Danger Mouth“ zu sperrig, zu irrwitzig, zu chaotisch. MUTINY ON THE BOUNTY bedienen sich munter bei THE BLOOD BROTHERS und EVERYTIME I DIE, garniert mit zweistimmigen Gesang und einem Gespür für coole Melodien. Langweilig wird das definitiv nicht, dafür haben die Musiker zu viele Ideen verarbeitet und überraschen den Hörer immer wieder aufs Neue, ohne zu abgedreht zu werden, Nachvollziehbarkeit der Songs war ihnen beim Schreiben erkennbar wichtig. Besonders beeindruckend ist die Gitarrenarbeit, die irrwitzig schnelle Finger voraussetzt, wie „Cruz Candalaria“ beweist. Wer auf frickelige Musik irgendwo zwischen Postcore, Indierock und Prog steht, die mit viel Energie aufwartet, ist mit dem MUTINY ON THE BOUNTY-Scheibchen gut bedient. Die Platte macht Laune, lässt den Hörer immer wieder neue Details entdecken und bewegt sich auf durchweg hohem Niveau. Mehr als solide Leistung.
Mir kommt Belgien in erster Linie für (gute) Popmusik in den Sinn. GWYLLION haben damit nun so aber gar nichts am Hut, sondern orientieren sich fraglos an dem im Nachbarland so erfolgreichen Female Fronted Symphonic Metal Bands, wobei sie weder mit AFTER FOREVER (keine Death-Anleihen), WITHIN TEMPTATION (definitiv schneller und mehr Metal) oder EPICA (weniger opernhaft) direkt zu vergleichen wären. Zwar ist auch bei GWYLLION das Keyboard nicht wegzudenken, aber das Grundgerüst des Sounds ist speediger Metal mit leichten Folk-Anleihen und eine Sängerin, welche ihr voluminös kräftiges Organ zwischen angenehmen Höhen und tieferen Parts verdammt gut beherrscht und nicht mal ansatzweise einen auf Heulboje macht. Dazu sich ins Ohr setzende Melodien, bombastische Arrangements und Ideen, welche mancher Prog-Combo gut zu Gesicht stehen würden. Die ausnahmslos guten Kompositionen überzeugen dabei durchweg. Das fast schon übermächtig progressive „Void“ mit seinem Tempiwechsel und das flotte „Rage“ mit seinem Duell zwischen Double-Bass und Piano sind einfach klasse. „Beyond Goodbye“ ist eine völlig kitschfreie Halbballade, das galoppierende „The Night Awakes“ mit deutlichem Folkanteil lässt einen kaum ruhig und „Roots Of Reality” zeigt Sängerin Annelore Vantomme in Höchstform (hier muss man dann doch mal die alten NIGHTWISH zitieren). Und selbst die obligatorische Ballade mit dem eher einfallslosen Titel „Angelheart“ zum Schluss wird dem positiven Gesamteindruck dank dezenter Pianoinstrumentierung und fehlendem Bombast gerecht. Dazu ein klasse Coverartwork, gut illustriertes Booklet und eine saubere, klare Produktion. GWYLLION haben mit ihrem ersten richtigen Longplayer (das 2007er-Album „Awakening The Dream“ erschien in Eigenregie) „The Edge Of All I Know“ einen klasse Start hingelegt, der von den Fans doch hoffentlich belohnt wird.
Wehrmutstropfen – aus Zeitgründen musste die noch auf diesem Album agierende Sängerin Annelore Vantomme das Handtuch werfen – hoffen wir mal, das die bereits feststehende Nachfolgerin Ann Van Rooy ihr in nichts nachsteht – wäre ansonsten echt Schade.
Mit einem atmosphärisch dunklen Keyboardintro eröffnen IN GRIEF aus Norwegen ihr Debütalbum „Deserted Soul“, bevor sie mit dem Opener „I Am“ in das sie kennzeichnende Soundgerüst einsteigen. Und der Song hat schon was – gekonnt lassen IN GRIEF schwelgerisch eingängige Keyboards recht dominant agieren und dabei mit an Death – und Black-Combos erinnernde Songstrukturen, harten Vocals und Growls sowie cleanen Chören zu punkten. Auch die weiteren Kompositionen auf „Deserted Soul“ bieten diese Mixtur, wobei die Gitarrensoli eher konservativ beschaulich gehalten werden. IN GRIEF geraten dabei nie an Härtegrenzen und dürften mit Songs wie „Modern Truth“ und „Weak“ von Verfechtern der reinen Lehre auch gerne als Popmusiker unter den Death Metallern bezeichnet werden. Natürlich bietet das alles nur Bekanntes in leicht verändertem Gewande. Aber wer einfach nur gut mit melodisch harter Mucke unterhalten werden will der darf bei IN GRIEF ruhig mal reinlauschen.
„Shackleton’s Voyage” ist die progressive Aufarbeitung einer aufsehenerregenden Antarktis-Expedition welche zwischen 1914 bis 1916 durch den Briten Sir Ernest Shackleton und seinem Schiff Endurance durchgeführt wurde. Der Hamburger Multiinstrumentalist Frank Bossart setzt dabei die komplette Geschichte der fast in eiern Katastrophe mündenden Expedition musikalisch um, unterstützt u.a. von Yogi Lang (RPWL, Moog und Synthies), Sänger Billy Sherwood (ex-YES) und dem britischen Erzähler Ian Dickinson der einzelne Parts miteinander verbindet. Im Vergleich zum Vorgänger „The Compass Rose“ legt Bossard diesmal betont mehr Wert auf Rockelemente, ohne die gewohnt atmosphärischen Part zu vernachlässigen – nur geht die Melange auf „Shackleton’s Voyage” nicht gänzlich auf. Sich Elemente von symphonischen Rock, Prog und Folk bedienend und nach eigener Aussage auch von Mike Oldfield inspiriert, sorgt letztere Einfluss eben dafür, dass dem Album eine gewisse instrumentale „Altmodischkeit“ anhaftet, welche vor allem durch die guten, mit Gesang ausgestatteten Nummern „The Challenge“, „Going Home“ und der gefühlvoll intensiven Ballade „Will You Ever Return?“ (mit weiblichen Vocals) durchbrochen wird. Eine musikalische Darstellung der kalten Südens vor den Augen des Hörers lässt sich so aber nicht erreichen. EUREKA kann so mit „Shackleton’s Voyage” den durchaus hohen Erwartungen der Prog-Gemeinde nicht entsprechen – nur „schön anzuhören“ (und das ist es) ist hier zu wenig.
Bands wie THE MORNING AFTER werfen immer die Frage auf, ob sie überhaupt irgendwas ernst nehmen und wenn ja, was. Ihr Album „You Can’t Hurt Steel” macht schon mit dem Titel klar, dass hier Metal durch den Kakao gezogen wird, ohne Gnade, ohne Rücksicht. Und richtig, von Stadionrock bis Power Metal, von Metalcore bis Glam Rock findet sich alles im Sound der Band wieder, die es dabei versteht, alles zu einer kurzweiligen Mischung zusammenzurühren. Tracks wie das extrem cheesige „Glitter And Bombs“, in denen der Sänger alles gibt, was ein Power Metal-Sänger zu geben in der Lage ist, oder die 80er Jahre-Hommage „Atlantis“ machen durchaus Laune, solange sie nicht zu ernst genommen werden. Aber das wirft die Frage auf, wer sich so eine Scheibe kaufen wird. Echten Metallern wird das im Zweifelsfall zu abwertend sein und wer mit dem ganzen Metalzirkus eh nicht viel anfangen kann, braucht auch „You Can’t Hurt Steel“ nicht. Zudem sind die Songs bei allem Stilmix mit starker Heavy Metal-Schlagseite, was die Originale besser können – für eine trashige Party taugen IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST und MÖTLEY CRÜE allemal besser als THE MORNING AFTER.
Das ewige Thema bei NIGHTRAGE sind Line Up-Wechel, scheint es. Vor „Wearing A Martyr’s Crown” musste Marios Iliopoulos schon wieder neue Leute suchen, wie ihm das bisher vor jeder Scheibe nach dem Debüt ging. Gefunden hat er Musiker, die bei Bands wie BURN YOUR HALO, DRAGONLAND oder SUICIDE OF DEMONS anzutreffen sind. Gefunden hat sich die neu zusammengestellte Mannschaft hörbar gut, die handwerkliche Leistung und das Zusammenspiel klappt auf „Wearing A Martyr’s Crown“ sehr gut. Besonders hervorzuheben ist Drummer Johan, der immer wieder Akzente setzt und mächtig Druck macht. Mario hat mittlerweile ein gutes Gespür dafür, wie ein melodischer Death Metal-Song zu klingen und aufgebaut zu sein hat und so gibt es auch auf diesem Album durchweg gelungene Songs, die zwar immer wieder an alte IN FLAMES, DARK TRANQUILLITY und den Rest der Göteborg-Band erinnern, aber gut genug sind, damit das nicht stört. „Collison Of Fate“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie catchy Schwedentod sein kann, während „A Grimm Struggle“ wuchtiger daherkommt und einen Hymnen-Charakter aufweist. Die beiden Gitarren machen ordentlich Dampf und haben viele sehr schöne Melodien in ihrem Repertoire, selbst vor Soli scheuen sie nicht zurück („Sting Of Remorse“). Insgesamt ist „Wearing A Martyr’s Crown“ ein gutes Melodic Death Metal-Album geworden, das in seiner Gesamtheit überzeugen kann und Erinnerungen an die gute alte Zeit weckt. Bleibt zu hoffen, dass die Band diesmal länger im gleichen Line-Up aktiv ist und die Anerkennung bekommt, die ihr zusteht.
Schon auf ihrem starken Debüt “Begins Here” (siehe Review) wusste die australische Alternative-Hoffnung zu überzeugen, und auch der Drittling „Final Conversation Of Kings“ (cooler Titel übrigens!) geizt nicht mit tollen Songideen und sehr gefühlvollen Melodien, die allerdings, im Gegensatz zu früher, nicht mehr ganz so „schrammelig“, bzw. „grungig“ daherkommen. Hat man beim Debüt noch partiell Bands wie PEARL JAM, DEFTONES oder auch mal NIRVANA rausgehört, tendiert der Sound von THE BUTTERFLY EFFECT anno 2009 etwas mehr in Richtung RUSH oder PORCUPINE TREE, was die Musik insgesamt etwas zugänglicher und für Proggies ebenfalls noch interessanter macht. Modern klingt die Band aber immer noch, wenn auch im positiven Sinn zeitlos, woran besonders Sänger Clint Boge großen Anteil hat, der es schafft stets kraftvoll und emotional zu klingen, was Songs wie „Final Conversation“, „… And The Promise Of The Truth“, „In These Hands“ oder dem geilen „Window And The Watcher“ (toller Refrain!) eine ganz eigene Note verleiht. Normalerweise würde ich “Final Conversation Of Kings” sofort einen “Tipp” verpassen, aber einige der Stücke (etwa der kaum in Fahrt kommende und am Ende sogar mit Bläsern getunte Opener „Worlds On Fire“, das ein wenig an U2 erinnernde „Rain“ oder das sperrige, abschließende „Sum Of 1“) wirken auf mich ein Stückweit so, als hätte man dort gute Ideen nicht zu Ende gedacht und die gelungenen Songwriting-Ansätze verpuffen lassen. Das ist aber natürlich lediglich ein rein subjektiver Eindruck, der modern angehauchte Proggies und alternative Rocker nicht davon abhalten soll, dieses sehr starke Album auszuprobieren!
Die Polen AZARATH sind in ihrer Heimat tief in der Death Metal-Szene verwurzelt, schließlich existiert die Band schon seit 1998, hat unter Anderem mit VADER und VESANIA getourt und hat mit Drummer und Gründungsmitglied Inferno den amtierenden BEHEMOTH-Wunderknüppeler in der Band. Erwähnte BEHEMOTH und VADER sind dann auch so etwas wie die Eckpfeiler des Sounds von AZARATH, die jedem Fan beider Bands ohne Umschweife zusagen dürften. Bollerndes Doublebase-Gewitter trifft auf messerscharfe Riffs und die ultratiefen, maßgeschneiderten Growls von Bassist Bruno. Das Niveau ihrer deutlich bekannteren Landsleute erreichen AZARATH trotz bereits drei Vorgängeralben nicht ganz, dafür ist das Songmaterial etwas zu eindimensional, vorhersehbar und wenig spektakulär. Aber besonders in technischer Hinsicht machen die Jungs absolut keine Gefangenen und können fast den Anschluss zu den „Stars“ finden. „Praise The Beast“ dürfte Todesmetallern, die auf schnörkelloses, anspruchsvolles Geballere stehen, ohne Probleme gefallen, auch wenn das Album gerade im Bereich der Kompositionen noch einige Luft nach oben lässt. Nix Besonderes, aber gut!
Schweden, Black Metal und auf dem Weg zur „destruction of the Christian beliefs” – klar soweit? Da passt eine Tour mit SETHERIAL wie die Faust aufs satanische Auge. VEMOTH haben null Anspruch auf Originalität, machen ihre Sache aber trotzdem gut. Schön am alten Black Metal Marke frühe MARDUK, NAGLFAR oder eben SETHERIAL orientiert knüppeln sich VEMOTH durch die Songs, mit dem richtigen Gespür für melodische Parts (in denen besonders die Gitarren glänzen) und auf-die-Fresse-Attacken. Die vier Schweden haben einfach den Dreh raus, wann welcher Part kommen muss, wie lang er dauern darf und schaffen es zudem noch, die neun Songs bei aller stilistischen Limitierung abwechslungsreich zu halten. Zudem ist die Produktion erste Sahne und die handwerkliche Leistung der Musiker sehr gut, allen voran der Herr am Mikro. „The Upcoming End“ ist ein gelungenes Beispiel für eine Innovationsarme aber trotzdem gelungene Black Metal-Platte. Saubere Leistung!