Live sind DEATH BEFORE DISHONOR nach zehn Jahren und mehr als tausend Shows eine echte Macht, mit „Count Me In“ haben die Bostoner bestes Songmaterial am Start. Auf die nächste Dekade und die nächsten tausend Shows – da macht sich ein neues Album ganz gut, oder? „Better Ways To Die“ beginnt mit dem knackigen „Peace And Quiet“ erwartet und hat neben der typischen Stimme auch die Verquickung von Metal und Hardcore, für den die Band steht, zu bieten. „Coffin Nail“ und „Remember“ stehen dem in nichts nach und machen einmal mehr klar, dass DEATH BEFORE DISHONOR ganz in der Tradition der alten New Yorker Schule stehen. Die folgenden Songs überraschen dann aber ein wenig, denn statt auf Nummer Sicher zu gehen, bringen B-Roll & Co. Streetpunk und MOTÖRHEAD ins Spiel („Black Cloud“) und erweitern so ihren Sound, ohne dass es aufgesetzt klingt. Die neuen Einflüsse fügen sich harmonisch in den brachialen Grundtenor der Songs ein, was für die Songwriting-Qualitäten der Bostoner spricht. „Bloodlust“ erinnert gar an die seligen BLOOD FOR BLOOD, während das abschließende „Our Glory Days“ richtiggehend punkig ausgefallen ist. DEATH BEFORE DISHONOR setzen mit „Better Ways To Die“ ihren Weg konsequent fort, ohne auf der Stelle zu treten und erweitern ihren Sound in einer Art und Weise, die ihren Fans gefallen dürfte, ist das doch ehrlich und in sich stimmig ausgefallen. Ganz starkes Album, das ein würdiger „Count Me In“-Nachfolger ist!
Eine der eindrucksvollsten Stimmen der Welt – die hat John Jones. Der Herr aus Wales wandelt hier erstmals und im wahrsten Sinne des Wortes auf Solo-Pfaden. Der passionierte Wandersmann hat sich quasi seine Begleitmusik für den eigenen Walk gemacht. „Rising Road“ besteht aus eigenen Kompositionen und für Jones wichtige Traditionals. Unterstützt von Oysterband-Kollegen und anderen mehr oder minder bekannten Akteuren (Benji Kirkpatrick von Bellowhead, Folkmusikerin Sophie Walsh) schafft John erneut eine wirklich durchdringende, sehr melancholische und dennoch hoffnungsvolle Atmosphäre, die in „Henry Martin“ einen echten Höhepunkt findet. Aber schon der Opener „Let Me Fall“ zeugt von der enormen Macht der Stimme dieses Mister Jones. Lediglich das ziemlich poppige „Searching For Lambs“ trübt den großartigen Eindruck dieses Albums – das ändert aber nichts an der Größe dieses Musikers. Fazit: Ein Folk-Highlight der Extraklasse mit viel Identität, noch mehr Gefühl und ohne Klischees - Weltklasse.
Es hat ja in diesem Jahr 2009 schon einige recht gute Hardrock bzw. Melodic Metal Scheiben gegeben, aber „Land Of The Free“ dieses schwedischen Allstar-Projektes gehört definitiv nicht dazu. Neben einem oberkitschigen Cover und einem äußerst nach Nichts klingenden Bandnamen hat es bisher auch noch nicht mal zu einer eigenen Präsenz im Internet gereicht (was schon etwas die Ernsthaftigkeit dieses Projekts belegt) - sicher über die Musik sagt dies gar nichts aus, aber diese ist ebenfalls äußerst bieder sowie belanglos und vor allem so innovativ wie das 50’ste STATUS QUO-Album. Nee ehrlich, was hier Mastermind Ralf Jederstedt mit seinen Mitstreitern aus ehemaligen Mitmusikern von u.a. von MALMSTEEN, JOHN NORUM, HAMMERFALL, BRAZON ABBOT (die Namen der weiteren Protagonisten erspar ich uns jetzt mal) da zusammengeschustert haben, lockt nun wirklich keinen mehr hinter dem Ofen oder jetzt da wir ja Sommer haben vor dem Cabrio vor. Sicher die Herren können ihre Instrumente einwandfrei bedienen, die Produktion ist solide, aber die Songs sind dermaßen ausgelatscht und ohne Esprit, ein Bandfeeling geht dem ganzen ebenfalls ab es klingt alles ein wenig arg gewollt - hier mal ein bisschen wie DEEP PURPLE („Fruits Of Life“) klingen, da ein wenig YNGWIE MALMSTEEN („Xtacy“) und hier noch was von xy, kennt man alles schon. Dann gibt es auch mal ein wenig AOR oder Melodic Rock, mal mit netter Hookline wie bei „Living Generation“ der Sänger müht sich durch diesen braven Song, ist aber dann doch eher ein Mann für die schnelleren etwas härteren Sachen, die ganz zahnlosen Tracks sind seine Sache scheinbar eher nicht. Die Mucke erinnert bei den softeren Geschichten teilweise etwas an alte FATE („Innervations“), aber es fehlt einfach die Lockerheit und der Zeitgeist von damals. Der Funke springt irgendwie nie über, die Band spult ihr Programm mit Marke Baukastensongwriting routiniert runter, aber so richtig überzeugend als Einheit hört sich dies nur ganz selten an. „Land Of The Free“ als Album sowie auch der Song haben leider garnix mit GAMMA RAY zu tun, obwohl man bei selbigen beinahe krampfhaft mit neoklassische Einschlag versucht etwas speediger in Gang zu kommen. Sorry aber dies gelingt trotz auch ein paar ganz gelungener Gitarrensolis nur sehr beschränkt. Bei der Ballade „Mr. Cain“ startet man dann noch den halbgaren Versuch etwas nach guten GUNS’N ROSES Zeiten in der Art von „November Rain“ klingen zu wollen geht aber leider auch nach hinten los.
Der hier servierte aber zuvor bereits hundertfach besser interpretierte skandinavische Hardrocks mit leichten Tendenzen zum Melodic Metal bietet wirklich nichts weltbewegendes. Wer also auf solche Mucke abfährt, wie dies hier viel zu konstruiert passiert ist, dem seien statt GEFF als absolute bessere Alternativen die aktuellen Werke von CHICKENFOOT oder SHAKRA empfohlen, denn dort wird wirklich klasse Material abgeliefert ohne jede Einschränkung.
Cool. Der Einstieg in diese – ich nehm’s vorweg – ausgesprochen gelungene Melodic Metal-Veröffentlichung weckt Erinnerungen an das superbe Sonata Arctica-Debüt: Dunnemals gab’s auch statt einlullendem Introgeschwurbel erstmal voll auf die Nuss. Im Affenzahn von Null auf Hundert und dann ab dafür, so auch hier – großartig! Der Vergleich kommt nicht von Ungefähr, handelt es sich bei CAIN’S OFFERING doch um die Ausgeburt von Jani Liimatainen, dem ehemaligen Klampfer von – tadaa! – Sonata Arctica. Dass das Songmaterial da nach seinen ehemaligen Bandmates in den konstant schlecht ausgesuchten Klamotten klingt, liegt auf der Hand. Der Rest seiner neuen Combo CAIN’S OFFERING rekrutiert sich nun – Kleidungswahl hin oder her – aus dem Besten, was die finnische Szene an Melodic-Größen zu bieten hat, allen voran Timo „Stratovarius“ Kotipelto, der hier förmlich aufzublühen scheint. „Gather The Faithful“ ist mit seinen majestätischen Arrangements, großartigen Melodien und vereinzelt eingesetzten (harten) Reizpunkten ein Gourmethappen für ausgehungerte Sonata-Fans, denen ihre Schützlinge zuletzt etwas von der Spur schienen, für Freunde des melodischen Power Metals ohnehin und für jeden Liebhaber härterer Klänge, der nicht gleich beim ersten Streicher- oder Keyboardeinsatz die Flucht ergreift. Ob die Jungs ihr Piano-Thema für die hübsche Rausschmeißer-Ballde „Elegantly Broken“ allerdings absichtlich 1:1 beim 1987er Dancefloor-Classic „Tell It To My Heart“ (Taylor Dane – remember?) stibitzt haben, wird mich zwar noch ein Weilchen beschäftigen, aber jetzt drück ich erstmal erneut auf die Play-Taste. Und los geht’s, voll auf die Nuss..! (heavy)
Mit ihrem 2006er Zungenbrecher-Album “Hrimthursum” (siehe Review) haben die Schweden einen grandiosen Meilenstein ihrer landestypischen Heimatmusik erschaffen und ihrem bisherigen, ebenfalls superben Schaffen ein echtes Krönchen verpasst. Daher war es eine nicht ganz einfache Aufgabe, diesem Knaller einen ebenbürtigen Nachfolger zur Seite zu stellen, doch das Quartett hat die Aufgabe bestens gemeistert. „Death To All“ schließt nahtlos an „Hrimthursum“ an und treibt einem ebenfalls literweise Freudentränen aus den Glubschern. Die Herren Ramstedt, Bergebäck und Co. haben den Bombastfaktor des Vorgängers etwas zurückgeschraubt und klingen dadurch wieder einen Zacken aggressiver, was grandiosen Hymnen der Marke „Revelation 666“ (Ohrwurm ahoi!), „Temple Of Damnation“, „Wings Of Death“ oder dem überragenden, dreiteiligen Titelsong keinen Abbruch tut. Die Band kann es sich sogar erlauben, mit „Celebration Of The Goat“ recht sperrig einzusteigen und das Niveau der Eingängigkeit auf dem ganzen Album nicht übermäßig zu steigern, was „Death To All“ eine enorme Halbwertzeit beschert, die diesen Hammer nie langweilig werden lässt. Und mit „For Those Who Stayed Satanic“ haben die Jungs eine ihrer allergrößten Hymnen verzapft, die man am Liebsten den ganzen Tag lang mit gereckter Faust und amtlicher Beule in der Hose mitbölken möchte. Fazit: auch wenn „Hrimthursum“ vielleicht nicht übertroffen werden konnte, haben NECROPHOBIC mit „Death To All“ einen weiteren Killer erschaffen, den sich alle (ja, wirklich alle!) Möchtegern-Melo-Schwedentod-Kapellen mit einem dicken Ausrufezeichen hinter den Spiegel stecken können. Wieder mal ein Kandidat für das Album des Jahres!
DISPARAGED-Kopf Tom hat mit seinem Engagement bei CATARACT mehr Erfolg als mit mit seiner ersten Band, was angesichts der konstant guten DISPARAGED-Alben unverstädnlich ist. „The Wrath Of God“ ist der neueste Streich aus dem Hause der sich nicht unterkriegen lassenden Schweizer und hat elf neue Death Metal-Nummern, die durchweg zu gefallen sind und wie gehabt an MALEVOLENT CREATION zu ihren besten Zeiten erinnern. Das technische Niveau der DISPARAGED-Leute ist sehr hoch, wobei sich alle immer in den Dienst des jeweiligen Songs stellen, was die zu einer groovig-brutalen Angelegenheit und zugleich sehr abwechslungsreich macht – von gnadenlos schnellem Material („Tales Of Creation“) bis zum Dampfwalzen-Sound („Swallow The Earth“) ist alles dabei. Das durchweg gute Songwriting und die herrlich drückende Jacob Hansen-Produktion tragen ihr Übriges dazu bei, dass „The Wrath Of God“ eine formidable Death Metal-Scheibe geworden ist, mit der sich DISPARAGED hoffentlich endlich die Aufmerksamkeit erkämpfen können, die ihnen schon so lange zusteht.
Für ihre Promofotos zu “Shifting Through The Wreckage” werden sich FALL FROM GRACE hoffentlich bald, ganz bald, tüchtig schämen. Wird noch die Tatsache, dass alle Bandmitglieder irgendwelche Schicksalsschläge für die Promotion ausschlachten, frei nach dem Motto “wir hatten es alle so schwer, doch mit der Band haben wir es endlich geschafft“, wird es end-peinlich. Das Sahnehäubchen ist die Tatsache, dass FALL FROM GRACE ihren Plattendeal einer Casting-Show verdanken. Oh man. Da kann nicht viel Gutes bei rumkommen, auch wenn mit Terry Date (PANTERA, DEFTONES) ein guter Mann als Produzent dabei war. „Shifting Through The Wreckage” ist erwartungsgemäßg der kleinste gemeinsame Nenner für alle Kids, die auf Gitarrenmusik stehen – irgendwo bei DEFTONES, PAPA ROACH und ein bisschen Punkrock. Wirklich ernstnehmen kann die Band niemand und musikalisch gibt es nicht viel Spannendes: Peinlich bis belanglos sind so einige Songs des Albums, das zahnlose „Destroy The Champion“ oder die usäglich kitschige quasi-Ballade „Picture On The Wall“ sind da die besten Beispiele. Ein paar gute Ideen haben sich in die zwölf Songs geschlichen, aber wirklich gut ist trotzdem kein Song geworden. Zwar geht die Produktion in Ordnung, aber das reicht nicht, um aus diesem zahnlosen Haufen Songs eine ordentliche rockende Platte zu machen. Dafür klingt „Shifting Through The Wreckage” zu bieder, zu bemüht, zu berechnend.
Auch in Schweden sind verkiffte KYUSS-Anhänger zu finden, die sich statt skandinavischem Klima eine echte heiße staubige Wüste wünschen. NEW KEEPERS OF THE WATER TOWERS sind da im gleichen Boot wie die famosen ASTROQUEEN oder LOWRIDER und rockern sich auf „Chronicles“ durch eine gute Stunde Mid Tempo-Wüstenrock. Der weiß mit vertracktem Songaufbau zu gefallen, genauso wie mit einem markant-dunklem Sänger und sorgt mit allerlei Anleihen an andere Genres (sogar in Richtung Death Metal schauen die Herren mal, liegt als Schwede aber auch irgendwie nah…) für interessante Songs, die im richtigen Augenblick auch mal doomig werden, BLACK SABBATH als Vorreiter für alle Stoner-Bands lassen da grüßen. Die Mischung aus verkifftem Rock und Metalkante macht „Chronicles“ (das im Grunde ein Re-Release zweier EPs ist) eine ordentlich rockende Scheibe, die sowohl KYUSS-Fans wie Metallern gefallen könnte, zumal sich unter den 15 kein Ausfall findet und so value for money geboten wird.
SUFFERAGE haben sich Heimlich, still und leise an die Arbeiten zu ihrem neuem Album gemacht, dem zweiten mit männlichem Sänger. Und was sich schon auf „Everlasting Enmity” gezeigt hat, wird mit “Death Nation Anarchy” bestätigt: die Hamburger haben sich zu einer schlagkräftigen Death Metal-Truppe entwickelt, die Sebastian voll ins Line-Up integriert hat. Der dankt es mit einer formidablen Leistung („Clone Faces Breeding“), die nicht nur der von Vorgängerin Jasmin in nichts nachsteht, sondern auch mit den Großen des Genres locker mithalten kann. Beim Songwriting haben Ole, Lasse & Co. mittlerweile auch den Dreh raus (ok, hatten sie spätestens mit „Raw Meat Experience“) und 13 Songs geschrieben, die schnörkellos auf die Fresse geben, viel Groove haben und zu keiner Sekunde langweilig sind. Eine rundum schöne Death Metal-Scheibe, die durchweg hohe Qualität bietet und in Zeiten des unsäglich Deathcore betitelten Trends erfrischend old schoolig ist, ohne verstaubt zu wirken. Sehr geil!
Veränderungen bewirken oft einen Richtungswechsel – mal mehr mal weniger gelungen. Diesmal hat es NARNIA getroffen. Die schwedischen Vorzeigemetaller konnte man sich wohl schwerlich ohne Sänger Christian Rivel (alias Christian Liljegren) vorstellen. Ist aber so – und Nachfolger Germán Pascual (ex-MIND'S EYE) steht nicht nur für eine neue Stimme am Mikro welche den guten Vorgänger schnell vergessen macht (erinnert in der Stimmlage etwas an den Kollegen Johansson von ASTRAL DOORS) - NARNIA 2009 haben hörbar härteres Material am Start ohne auch nur einen Tick ihrer melodiösen Eingängigkeit preis zu geben oder auf Carl Johan Grimmark druckvolle Gitarrensoli zu verzichten. Wie anfangs erwähnt – Wandel bringt Neues hervor – und bei NARNIA wohl eines ihrer stärksten, wenn nicht das stärkste Album der Bandkarriere. Mit dem heftigen Opener „Sail Around The World” und dem vertrackteren „When The Stars Are Falling“ starten NARNIA furios und halten das hohe Niveau bis zu den drei Überfliegern zum Schluss – dem orientalisch angehauchten „One Way To Freedom“ und den beiden Ohrwürmern „Miles Away“ und „Behind The Curtain“ – klasse. Auch anderweitig passt das. NARNIA ist ja bekanntlich der White Metal Szene zuzuordnen; platte Texte gibt es aber auf „Course Of A Generation” glücklicherweise noch weniger als zuvor, so dass man als Fan hochwertigen Melodic Metals auch hier unvoreingenommen reinhören sollte. NARNIA’s „Course Of A Generation” ist wohl eines der Genre-Alben des Jahres.