Rogga is back, diesmal hat er unter dem PAGANIZER-Banner ein paar Songs aufgenommen. So wirklich blickt wohl nur er, warum dieser und jener Song bei PAGANIZER, DEMIURG oder RIBSPREADER erscheinen muss, old schooligen Death Metal der schwedischen Sorte bieten alle seine Projekte. Gleich 16 Songs hat er diesmal zu einem Album zusammengestellt, da gerade zu Beginn viel Freude macht, der Titelsong, „Colder“ und „Thule In Flames“ sind richtig gute Death Metal-Songs, die den Spirit der 90er verbreiten und so nicht besser von keiner anderen Combo geschrieben werden könnten. Der Mann weiß mittlerweile einfach, wie ein guter Song zu klingen hat, wie die Gitarren am effektivsten das Schwedentod-Feeling vergangener Tage heraufbeschwören und wie er als Sänger growlen muss. Leider gehen ihm im weiteren Verlauf die Ideen aus, zum Ende hin kommt immer wieder das Gefühl auf, dass so manche Idee zweimal verwurstet wurde – weniger wäre hier mehr gewesen. Wäre „Scandinavian Warmachine“ nur halb so lang, wäre es ein knackig-kurzes gutes Album geworden, so zieht es sich zu sehr in die Länge. Old School-Freaks bekommen hier aber trotzdem eine gute Portion ehrlichen Death Metals und werden mit dem Scheibchen ihre Freude haben.
AIRBAG aus Norwegen orientieren sich stark am atmosphärischen Sound der Übervater von PINK FLOYD, wobei sie ihre Spielart des progressiven Rocks mit etwas Pop und Neo-Prog unterlegt haben – die sanft-gefühlvolle Stimme von Sänger Asle Tostrup verstärkt diesen Eindruck noch. Die Verwandtschaft zu den leisen Tönen von ANATHEMA bis PORCUPINE TREE ist ebenfalls durchaus deutlich zu vernehmen – den Anspruch jener Bands gibt sich das Debüt „Identity“ nicht. Dafür deren melancholische Grundstimmung, zusammen mit Gilmour-Soli und sphärischen Keyboardklängen. ARIBAG setzen also eher auf Entspannendes als auf gewollt Komplexes, demzufolge bewegt sich das Album auch fast ausschließlich auf ruhigen Pfaden und eignet sich hervorragend zum chillen und davongleiten. Und obwohl „Identity“ zwischendurch auch mal ein Ausbruch gut tun würde und AIRBAG eine eigene Identität erst ansatzweise erkennen läßt, kann man von einem gelungen Debüt sprechen.
BURY ME DEEP – das sind Michelle Darkness (Gesang, Gitarre), Leshi Love (Gitarre), Pain Pianowski (Bass) und Carl Lost (Schlagzeug) - oder auch END OF GREEN und DIE FUGE (praktisch die Vorgängerband von BURY ME DEEP). Mit „Nearly Deep“ frönen sie einer düsteren Traurigkeit welche aber immer noch weis, das neben Gothic hier auch noch das Rock steht. So klingt auch schon der Opener „Cobalt Blue Night“ nach einem Aufeinandertreffen der SISTERS OF MERCY, THE CURE und CULT und natürlich nach der einprägsamen TYPE O NEGATIVE-Stimme von Michelle Darkness. Aus diesen Zutaten sind dann auch die anderen Kompositionen gestrickt; wobei man triefende Melancholie gekonnt umschifft, eher auf atmosphärische Dunkelheit setzt ohne einen gewissen Druck zu verlieren und melodiesicher sich schon mal ins Epische fallen lässt. Das BURY ME DEEP dabei schon mal recht Airplay-orientiert klingen (man nehme nur das coole „The Pain“, den flotten Hit „Vampire's Empire“ oder das einfach nur schöne „Like Little Souls“) sei verziehen – zu schön lässt sich zu „Nearly Deep“ des Nachts schwelgen.
BLOODLINE SEVERED vermengen von Metalcore über Death Metal bis Alternative so ziemlich alles – Clean Vocals in Wechsel mit Growls und Gekeife inklusive. Das Quartett aus North Caroline offenbart dabei aber eine überraschende Eingängigkeit und eine bereits recht ausgereifte moderne Progressivität. Als Anspieltipp seien mal der hammermäßige Ohrwurm „A Visioned Revealed” (US-Stadion Rock trifft Göteborg), das mit Feinheiten und klasse Gitarrenparts gespickte „Silhouette Of Doubt”, das breaklastige „Solemn Goodbye” und das abwechslungsreiche, von Riffs und dominierte, mit doomigen Parts versehene und mit weiblichen Vocals angereicherte „Fear Of Reality“ genannt. Das die Band bereits 5 Jahre Bühnenpräsenz aufzuweisen hat und weis was geht hört man. Und das man das Teil erst mal komplett selbst einspielte, bevor man an Bombworks geriet spricht ebenfalls für die Ursprünglichkeit von BLOODLINE SEVERED. „Visions Revealed” ist ein hoffnungsvolles Debüt für Musikfreunde ohne Scheuklappen.
Mit MOLOTOV SOLUTION haben Metal Blade eine weitere Band unter Vertrag genommen, die sich der Metalcore-Variante des Death Metals verschrieben haben (Deathcore als dümmste Genre-Bezeichnung gibt es nicht). Der Metal Blade-Einstand fängt gut an, „The Harbinger“ kann mit den ersten zwei Songs punkten, da hier nicht stumpf die Beatdown-Growls-Death Metal-Schiene gefahren wird. Aber leider bleiben die Jungs nicht dabei, sondern verfallen im Laufe der Scheibe in tausendmal gehörte Schemata, mit denen sie sich nicht mehr von der Konkurrenz unterscheiden, jeder Song bringt sie näher zur Belanglosigkeit. Dazu kommt ein grandios nervender Sänger, der zwar mit den Screams was retten kann („Monolilthic Apparatus“), aber in der Growl-Stimmlage nur noch auf die Nerven geht. Ergibt mit dem langweiligem Songaufbau eine Scheibe, die nicht wirklich überzeugen kann.
Wie werden sich DARKEST HOUR ohne Kris Norris schlagen? Das war die Frage, der sich die Band mit „The Eternal Return“ stellen muss. Und siehe da, DARKEST HOUR haben eine Platte abgeliefert, mit der sie beweisen, dass sie auch Mr. Norris gute Songs schreiben können. Die sind anno 2009 klar im Metal verwurzelt, die Hardcore-Roots kommen nur noch selten durch, was ja aber schon beim Vorgängeralbum begonnen wurde. DAREKST HOUR setzen weiterhin auf ein konstant hohes Aggressionslevel gepaart mit melodischen Metal-Gitarren und dem markanten Gesang eines John Henry, dessen Wichtigkeit für die Band angesichts des Schleibaum/ Norris-Duos in der Vergangenheit oftmals unterschätzt wurde. Auf „The Eternal Return“ beweist er, wie wichtig er für die Band ist und wie sehr in den Sound mit prägt. DARKEST HOUR können auch mit neuem Gitarristen an Bord gute Songs schreiben, was Kracher wie „Bitter“ oder „No God“ unter Beweis stellen, ganz besonders aber „Into The Grey“, einem der besten Songs, den die Band jemals geschrieben haben und in dem sich alle Trademarks zu einem Killersong vereinen. Unter den zehn songs ist kein Ausfall zu finden, alle sind im gleichen, hohen Qualitätslevel angesiedelt und bewegen sich auch im Vergleich mit den anderen DARKEST HOUR-Platten auf diesem Level, auch wenn „The Eternal Return“ ob seiner Aggressivität ein, zwei Durchläufe braucht, bevor sich die Songs im Ohr festsetzen. Ganz starke Platte, mit der DARKEST HOUR zeigen, dass weiterhin mit ihnen zu rechen ist!
Mit EVERWAITING SERENADE schickt auch Luxemburg einen Vertreter ins Hardcore-Rennen. „Lungwork“ ist das zweite Album der Band, die in den ersten fünf Songs keine Gefangenen macht und ihren modernen Hardcore gnadenlos durchpeitscht, was etwas zu Lasten sowohl von Eingängigkeit als auch Abwechslung geht. Dafür ist die handwerkliche Leistung gut, besonders der junge dynamische Mann am Mikro macht mit seinem kehligen Gesang einen guten Job. Die für den Hörer dringend notwendige Verschnaufpause gibt es mit dem sechsten Track, der sich als Instrumental entpuppt und die zweite Hälfte einläutet, in der EVERWAITING SERENADE variabler zu Werke gehen und einige schöne Ideen in sehr gute Parts umwandeln konnten, was besonders gut im sieben Song deutlich wird. Ab dem Stück zeigen EVERWAITING SERENADE, dass viel Potential in ihnen schlummert und sie bei der New School-Fraktion punkten können, wenn sie sich aufs Songwriting konzentrieren. „Lungwork“ ist dabei ein Schritt in die richtige Richtung und sollte der Band einiges an Aufmerksamkeit und Wohlwollen einbringen.
„Hihihi, wir veräppeln mal alle und rumpeln was völlig Abstruses ein!“ oder in bester Monty Python-Manier: „Wir kommen jetzt zu etwas völlig Anderem!“… müssen sich die norwegischen Krawallbolzen 1349 in einem Rausch aus Dope, LSD, Lambrusco und Chanel Nr.5 irgendwie gedacht haben und stehen nun vor der völligen Entmündigung. Diese Wahnsinnsband, die auf ihren ersten drei Alben Legionen von Schwarzmetallern ins apokalyptische Krachinferno geführt hat, hat komplett umgesattelt und spielt auf ihrem neuen Werk eine Mischung aus Noise Rock, Industrial und nichts sagenden Soundcollagen, deren Sinn sich auch nach dem 666. Hördurchlauf nicht erschließen will. Das Tempo wurde (zumindest bei den Stücken, die noch als „Song“ durchgehen) zugunsten von pseudo-schweren Schrammelriffs merklich gedrosselt, und die Gitarren erinnern in ihren „besten“ Momenten an RAMMSTEIN für ganz Arme, wenn überhaupt. Auch der durchweg künstlich verzerrte Gesang wirkt wie ein Fremdkörper auf einem kaum nachvollziehbaren Album. Ich habe keinen blassen Schimmer, was in diese einst sehr geile Band gefahren ist, aber „Revelations Of The Black Flame“ ist ein derber Schlag ins Gesicht eines jeden 1349-Anhängers! Stellt Euch meinetwegen vor, OPETH würden jetzt Metalcore spielen oder DARKTHRONE mit Dancefloor experimentieren. Das wäre in etwa das Gleiche. Unglaublicher Mist und die bisherige Enttäuschung des Jahres!
Nach dem ersten Durchhören des neuen RANCID-Albums dachte ich mir: Und darauf haben wir sechs Jahre gewartet? Sicher, „Let The Dominoes Fall“ ist kein schlechtes Album, aber irgendwie bekommt man hier das gleiche wie immer geboten – nicht mehr, aber immerhin auch nicht weniger. Wieder gibt es jede Menge dreckigen Punkrock mit hymnischen Mitgröl-Refrains zu hören, wobei der CLASH-Einfluss unüberhörbar ist, und auch ein paar Ska-Songs im mittlerweile gewohnten Sound haben es wieder aufs Album geschafft. Highlight der letzteren ist sicher das flotte „Up To No Good“, bei dem der legendäre Soul-Musiker Booker T. Jones die Hammond-Orgel bedient. Dazu gibt es mit „Civilian Ways“ noch eine ruhige Akustik-Nummer, die etwas an Joe Strummer erinnert und in der Tim Armstrong durchaus textlichen Tiefgang beweist, indem er über seinen Bruder singt, der im Irak-Krieg gekämpft hat und wieder zurückgekehrt ist. An der Produktion, die wieder einmal von Brett Gurewitz stammt, gibt es rein gar nichts auszusetzen, die ist nämlich schön dreckig und rau geraten. Alles beim alten also, und alles gut gemacht, aber irgendwie hatte ich schon etwas Aufregenderes erwartet. Zum Beispiel hätte ich mir gewünscht, dass Lars Frederiksen mehr Einfluss im Stile seiner Alben mit den DIRTY BASTARDS einbringt. Dagegen klingt alles etwas aufgewärmt und mit weniger Energie als auf den vorigen Scheiben gespielt. Aber um noch mal auf den Anfang zurückzukommen: Wirklich schlecht ist das Album nicht. RANCID schreiben immer noch tolle Songs und hauen einen Ohrwurm nach dem anderen raus. Und in jedem Fall haben sie mit „Let The Dominoes Fall“ eine klasse Sommer-Platte abgeliefert.
Da sind eine recht gute Stimme und routiniert runtergezockter AC/DC-, Aerosmith-, Skid-Row-Rock, ein Pik-As, Skelette beim Kartenspielen, natürlich mit Whiskey und Kippe. Sie spielen das „Game of Fools“, unter Mister Korinte kackt dazu Texte von Wein, Weib und Gesang… Und Autos, logisch – V8 mindestens. Das ist genauso vorsehbar wie okay, genauso Klischee behaftet wie normal. Genauso Scheiße wie gut. Lex Koritni verhindert immerhin schmalzige Balladen (mal vom Akustik-Anfang des ansonsten brauchbaren „The Devil’s Daughter“ abgesehen) und Klimper-Keys und schafft es so tatsächlich, einen wieder an pinke Tigerhosen, fetzige Stirnbänder und gut schwingende Dauerwellen denken zu lassen. Die Mucke ist so amerikanisch wie neumodische Kaffeebecher zum Gehen oder Schnell-Essen mit gelbem M. Umso verwunderlicher, dass er wie die Elektro-Werker aus Down Under kommt. Aber auch da wird es Atombusen-Blondinen (samt Chopper fahrendem Beschäler) geben, die auf den Gute-Laune-Rock KORITNIs stehen. Und das ist das Erstaunliche: Selbst der motivierteste Versuch, diese Scheibe echt Mega-Kotze zu finden schlägt fehl. Denn Lex und seine Kumpels machen tatsächlich gute Stimmung, trotz vieler offensichtlicher "Fehler". Denn bei aller Ausrechenbarkeit ist das Spiel der Irren ein ganz amüsantes…