WITCHBREED sind das neue Projekt des Ex-MOONSPELL-Bassisten Ares, und mit dem Klischeebild, das man von in düsteren Gefilden Bands mit Frontfrauen hat, hat die Band ziemlich wenig am Hut. Verträumt ist hier wenig- WITCHBREED fahren nicht nur in instrumenteller Hinsicht ziemlich harte Bretter auf, sondern auch der Gesang von Sängerin Ruby drückt oftmals ziemlich auf die Tube. Das beginnt schon mit dem überaus druckvollen "Symphony For The Fallen" und zieht sich als roter Faden durch praktisch das ganze Album. Leider ist das ganze auf Dauer aber doch etwas eintönig geraten, da sich - Druck und gute Stimme hin oder her- die meisten Songs in ihrem Stakkato-Rhythmen doch stark gleichen und letztendlich nicht im Gedächtnis hängen bleiben. Überragende Ausnahme bildet der das Album abschließende Track "Heretica", der gänzlich aus dem restlichen Albumrahmen herausfällt. Nur mit Gesang, Chor und rhythmusgebenden Percussions im Hintergrund gibt das mittelalterlich anmutendende und sehr stimmungsvolle Lied Ruby Gelegenheit, ihre Stimme zur Abwechslung mal in anderer klanglicher Umgebung unter Beweis zu stellen. Noch etwas mehr davon hätte dem Album sicher gut getan.
SANCTIFICATION setzen sich aus ehemaligen Mitgliedern von IN BATTLE plus GOD AMONG INSECTS-Tomas und Masse "Emperor Magus Caligula" Broberg (DARK FUNERAL) zusammen, die anscheinend alle Bock auf brutalen Death Metal hatten. Also schön den Klassikern gelauscht, ein paar Songs geschrieben und ab zu den Tägtgren-Brüdern in Studio, fertig. „Black Reign“hat allerdings noch den alten Basser am Gesang, Herr Broberg kam erst später hinzu, hat aber ein schweres Erbe anzutreten, denn die Growls auf „Black Reign“ sind erste Klasse und passen wie Arsch auf Eimer zum mächtig schweren, mächtig groovenden Songmaterial. Im Stile alter Florida-Helden prügeln sich die Schweden durch die neun Songs, wobei sie immer wieder ihre eigenen Wurzeln einbringen und den Songs so den letzten Kick geben. Hier liegt der Fokus klar auf Death Metal, der gleichzeitig brutal wie groovig sein soll, ganz wie AEON (aka DEFACED CREATION) es auch machen. Unter den neun Songs gibt es keinen Ausfall, was angesichts der Routine der Beteiligten auch nicht zu erwarten war. So gibt es keinen Grund für Death Metal-Fans, „Black Reign“ im Regal stehen zu lassen, im Gegenteil!
Mit THE WANTED haben wir eine Band am Start welche (wieder mal) dem angesagten Göteborg-Sound frönt und demnach unter anderem IN FLAMES und die CHILDREN OF BODOM zu ihren Faves zählen dürften. Das Quintett aus dem bayrischen Cham bedient aber im Vergleich zu manch anderer der zahllosen Combo des melodischen Death Metal ihre Kundschaft gekonnt und vor allem auch gesangstechnisch mit Schmackes – will meinen: THE WANTED schreiben auf ihrem Debüt „The Scarcollector“ neben eingängigem Material und den unvermeindlichen Clean-Vocals das DEATH doch noch recht groß. Kompositionen wie der Mid-Tempo Stampfer „Reflection“, dem aggressiv flotten „Losing The Line“ oder auch dem interessanten „Trial Of Strenght” kann sich der geneigte Banger also ruhig mal als Anspieltipp reinziehen. Wer also auch mal einheimischen Bands eine Chance geben möchte und nicht ausschließlich gen Norden schielt, könnte bei THE WANTED durchaus fündig werden.
Die Macher hinter LEECHES OF LORE sind bisher noch nicht groß in Erscheinung getreten, haben aber ein hörbares Faible für klassischen Rock, Psychedelic-Kram und guten alten Metal. Jedenfalls sind das die Genres, in denen sie für ihr selbst betiteltes Debütalbum gewildert haben, das zudem nicht ohne Hinznahme von bewusstseinserweiternden Substanzen entstanden sein kann - anders lässt sich ein Mäander-Song wie der Titelsong nicht erklären, der eine Zeitreise in die 70er par excellence bietet. Dabei fällt besonders der Gesang auf, der schwer nach jungem Ozzy klingt und einfach perfekt zum erdig-räudigem Bandsound passt. Zwar verzetteln sich LEECHES OF LORE in manchen Songs zu sehr und verlieren dann den roten Faden, aber im Großen und Ganzen ist die Scheibe eine schöne Zeitreise in die 70er geworden, die sich an einem lauen Abend entspannt weghören lässt. Mit etwas mehr Fokus auf das Songwriting könnte die nächste Scheibe eine noch bessere Sache werden.
GOATWHORE haben sich für ihre zweites Metal Blade-Album einen richtig schönen Titel ausgesucht, der immerhin klarmacht, dass hier schwarzmetallisch gerockert wird. Und wie! Die Mannen um Ben Falgoust (SOILENT GREEN) und Sammy Duet (ex-CROWBAR) haben sich im Vorfeld zu den Aufnahmen zu „Carving Out The Eyes Of God“ wohl mehr Punk und Grind reingezogen, so räudig wie die zehn Songs ausgefallen sind. Dadurch klingt die Scheibe nicht so Black Metal-lastig wie der Vorgänger und geht dadurch noch mehr in Richtung aktuelle DARKTHRONE, mit einem Schuss IMPALED NAZARENE und der ganzen New Orleans-Chose. Dass hier gestandene Musiker am Werk waren, zeigt sich in den gut geschriebenen Songs, die mächtig Laune machen und vor Schwärze triefend rocken. Jeder Song ist auf einem hohen Niveau angesiedelt und trägt seinen Teil dazu bei, dass „Carving Out The Eyes Of God“ eine verdammt gute Black Metal-Platte geworden ist, mit der Puristen zwar nicht viel anfangen können, die aber aufgeschlossenen Schwarzkitteln gefallen wird und auch unter Punks und Grindheads ihre Freunde finden wird. Roh, dreckig, rockig, mitreißend – kann eine Scheibe schöner sein?
JUDAS PRIEST on Stage – das waren bange Erwartungen bezüglich Setlist und Performance; und vor allem Zweifel wegen Form und Zustand des Metal Gods Rob Halford selbst. Dabei boten die Liveauftritte ein unterschiedliches Bild. War die Setlist eigentlich immer mehr als zufriedenstellend, schwankte die Leistung und der Aktionsradius von Halford doch erheblich – von eher mäßigen (ich war selbst in Balingen) bis vielfach gelobte Auftritte reichte die Bandbreite - wobei die fast 20 Jahre seit den gefeierten PAINKILLER-Zeiten naturgemäß nicht zu übersehen und zu überhören sind. Aber was bieten nun die 11 Tracks auf „Touch Of Evil“ (Tracklist siehe unten). Erst mal einiges was man Live nicht gerade erwartet hatte, und somit einige Highlights für Fans – aber in erster Linie auch nur für diese. Denn PRIEST können mit „Touch Of Evil“ (ihrem 5. Live-Album) weder das unerreichbare (und nachbearbeitete) Live-Überwerk „Unleashed In The East", noch das gute „Priest... Live!" oder das klasse (mit Sänger Ripper Owens am Mikro) „'98 Live Meltdown" toppen. Was aber auffällt. Die Songs des kontrovers diskutierten aktuellen Album „Nostradamus“ fügen sich Live gut ein, Halford kann noch singen (wenn auch nicht mehr durchgehend screamen) und bleibt unverkennbar, musikalisch ist das zwar nicht mehr ganz so nach Vorne wie in den Achtzigern, aber immer noch ein Pfund (das geniale Gitarrenduo Glenn Tipton und KK Downing) und soundtechnisch geht das Album auch durch. Und das man trotz stimmlicher Differenzen mit „Painkiller“ den Voice-Control auf „Touch Of Evil“ belässt ist ehrlich und aller Ehren wert. Aber schon Schade das eine Ikone wie JUDAS PRIEST nicht einen vernünftigen Doppelpack zustande bringt - bei dem Backkatalog sind Wiederholungen von Klassikern bei Leibe keine Schande. Vor allem wenn ich daran denke das die japanische Veröffentlichung noch „Worth Fighting For" und „Deal With The Devil" als Bonus enthält und man zur Auswahl Aufnahmen aus den beiden letzten Touren (2005 und 2008) zu Verfügung hatte. Denke da wäre unter der Firmierung „Touch Of Evil“ doch mehr drinnen gewesen. Aber ich wiederhole mich gerne - trotzdem danke für einige schon ewig nicht mehr Live dargebotene Perlen.
Ach, was war „Five Deadly Venoms” für ein cooles Album, damals, zu Abi-Zeiten. MERAUDER standen auf einer Stufe mit MACHINE HEAD und ihren New Yorker Kollegen SICK OF IT ALL und MADBALL, kamen dann aber nicht so recht vom Fleck und machten ein paar Jahre Pause. Mit „God Is I“ melden sich die alten Herren wider zurück und zeigen, dass sie auch anno 2009 für metallischen Hardcore stehen und noch immer verdammt gute Songs schreiben können. Natürlich ist ihr Sound nichts Neues mehr, kann aber mit der zum Teil deutlich jüngeren Konkurrenz locker mithalten. „Forgotten Children“ ist ein gelungenes Beispiel für die Durchschlagskraft und die unpeinliche Art und Weise, mit der MERAUDER zu Werke gehen. Das zieht sich durch alle Songs, die zudem sehr effektiv auf den Punkt gespielt sind, große Spielereien finden sich nicht – hier gibt es heftig auf die Fresse, Punkt. Wer damit glücklich wird und eh’ mit der New Yorker Chose und Bands wie TERROR und MACHINE HEAD was anfangen kann, wird auch mit „God Is I“ glücklich.
YAWNING SONS sind das Ergebnis einer Kollaboration von SONS OF ALPHA CENTAURI und Gary Arcen (u.a. YAWNING MAN), die sich vor knapp einem Jahr auf der Insel trafen, um gemeinsam ein Projekt zu starten. Entstanden ist dabei das instrumentale Grundgerüst, das entspannt verdrogt und psychedelisch anmutet und dem Plattentitel Rechnung trägt. Richtig interessant wird das Ganz aber erst mit den Gastsängern, die im Laufe der Monate ihren Teil zu einzelnen Songs beitrugen: Wendy Fowler (QUEENS OF THE STONE AGE) macht aus „Ghostship/ Deadwater“ eine wunderschöne Nummer, die an GARBAGE erinnert, während Scott Reeder himself (KYUSS) „Garden Sessions III“ zu einem zwischen Stoner Rock und PINK FLOYD pendelnden Angelegenheit werden lässt. Überhaupt scheinen PINK FLOYD ein großer Einfluss gewesen zu sein, „Tomahawk Watercress“ könnte auch von ihnen geschrieben worden sein. YAWNING SONS weiß in allen sieben Songs zu begeistern und fühlt sich im Dreieck Stoner Rock – Instrumental – Progressive sehr wohl und kann den Hörer mit gelungen umgesetzten Ideen fesseln. Als Bonus gibt es die Scheibe in sehr hochwertiger Aufmachung, die unterstreicht, wie wichtig den Beteiligten dieses Projekt war.
SUICIDE SILENCE hatten mit ihrem Erstlingswerk mächtig Erfolg, da verwundert es nicht, dass mit „No Time To Bleed“ das nächste Album ansteht. Das bietet keine Überraschungen, die Band führt ihren Sound konsequent fort – am Auffälligsten ist noch de in vielen Song gedrosselte Geschwindigkeit, was als Stilmittel öfter als beim Vorgängeralbum eingesetzt wird. Dadurch sind die Songs einen Tick heftiger und brachialer, auch wenn das nicht reicht, um die Schwäche im Songwriting auszugleichen, die die Band schon beim letzten Album hatte und die auch dieses Mal deutlich wird. Der Opener ist ein völlig belangloser Metalcore-Song, der zwar mächtig heftig ballert, aber genauso mächtig heftig langweilig ist. SUICIDE SILENCE haben zwar im Laufe der Platte einige gute Ideen und daraus entstandene gute Parts, aber komplett gute Songs so gut wie gar nicht, was das Album anstrengend langweilig macht. Da nützt auch die gute Beherrschung der Instrumente und ein guter Shouter nicht mehr viel – „No Time To Bleed“ krankt am gleichen Problem wie das Debütalbum und ist so nur für eingefleischte Fans interessant, alle Anderen können ihr Geld in andere Platten sinnvoller investieren.
EPSYLON aus Belgien setzen Benelux-gerecht auf Metal mit weiblichen (und teilweise männlichen) Vocals, haben aber mit dem was man als Gothic Metal versteht eher wenig zu tun. Das Debüt „The Gift“ setzt vielmehr auf melodischen Metal und atmosphärischer Darkness. Allerdings wirken einzelne Songs so träge, dass man selbst mal gerne auf das Gaspedal treten würde (man nehme nur das mit guten Ideen versehene „Liar“ und „Broken Dreams“). Und dies ist auch das Hauptmanko von Sängerin Sylvie Boisieux und Kollegen. Tracks wie das mit engelsgleichen und kraftvollem Gesang zugleich ausgestattete „Journey Of Sacrifice“ und das komplexer arrangierte „Legacy” fehlt letztendlich der Kick. Die Kompositionen und die gewählte Mixtur sind für ein Debüt nämlich an sich mehr als nur recht ordentlich - nur dass die kraftlose Produktion einem das Hörvergnügen raubt. Da wäre mehr drin gewesen.