Hat Vera um 11:11 Uhr einen Unfall gebaut, oder was wollen uns Bandname und Albumtitel sagen?! Na gut, nach Karneval klingt das neueste Werk der italienischen Stoner Rocker nicht gerade, eigentlich auch nicht nach Stoner Rock, sondern mehr nach lahmarschiger Kiffersession. Die Herren Menghi, De Salvo, Corbetta und Mancuso langweilen sich hier durch neun Songs, die zwar schön staubtrocken und undergroundig-schrammelig produziert wurden, ansonsten aber so viel Aussagekraft besitzen wie eine übliche, banale Waschmittelwerbung. Und der quakige, völlig undynamische, einschläfernde Gesang von Gitarrist Francesco Menghi nervt nach ein paar Stücken gewaltig. Auch die ständigen Beat- und Riff-Wiederholungen tragen zumindest in diesem Fall nicht dazu bei, diesen „Helau!“-Schrei toll zu finden. Würde die Scheibe nur 11 Minuten und 11 Sekunden dauern, wäre sie erträglicher…
Ich glaube, wenn man den ganzen Tag flaschenweise Möbelpolitur säuft und dabei rhythmisch die Rübe gegen die Wand haut, schreibt man solche Musik wie ANAAL NATHRAKH. Die Anaal-Fetischisten um Irrumator und BENEDICTION-Recke V.I.T.R.I.O.L. haben mit „In The Constellation Of The Black Widow“ eine Scheibe vorgelegt, die selbst für Black Metal-Verhältnisse in jeder Hinsicht extrem ist. Mr. Hunt (also V.I.T.R.I.O.L.) kreischbrüllt sich ultraverzerrt (und am Rande der Schmerzgrenze!) durch die Songs, die beim ersten Höreindruck noch klingen, als wären sie in der Klapsmühle eingespielt worden, später aber zu Bombenhymnen mutieren, die sogar enorme Eingängigkeit offenbaren. Die pfeilschnellen Riffs sind Sahne, die oftmals hymnischen, clean gesungenen Refrains passen wie Arsch auf Eimer, und mit knapp 35 Minuten Spielzeit wird hier nicht ein einziger Ton zu viel gespielt. Es bedarf schon echter Kunst, wahnsinnige Stücke wie den Opener und Titelsong, „More Of Fire Than Blood“ oder „So Be It“ zu scheiben, die zudem gleichermaßen heavy wie bombastisch daherkommen. Da wundert es auch nicht, dass diese Formation schon bekannte und in Szenekreisen geschätzte Musiker wie Shane Embury, Nick Barker oder Attila Csihar auf ihrem jetzt zehnjährigen Weg begleitet haben. „In The Constellation Of The Black Widow“ ist ein Meisterwerk irrer, abgefuckter, aber gleichermaßen durchdachter, rasender, extremer Schwarzmetallmucke und geht von den Zehenspitzen bis in die Brille – solange, bis die Herren in weiß kommen!
Was THE SETUP mit ihrer „Crawl & Reign”-EP begonnen haben, setzen sie auf „Torchbearer” fort – der neue Mann am Mikro hat nicht nur einen eigenständigen Gesangsstil vorzuweisen, sondern auch frischen Wind ins Songwriting gebracht. Zwar ist die Grundstimmung noch immer düster, wie es bei TURMOIL ähnlich ist, aber deutlich gradliniger als bei den Amis und dem eigenen Vorgängeralbum. Heftig gehen THE SETUP dabei jederzeit zur Sache, egal ob der jeweilige Song im kriechenden Gang kommt oder flott unterwegs ist, dafür sorgt die Verbindung der stellenweise heftigen Riffs und des fiesen Shoutings. Die immer wieder eingestreuten klassischen Hardcore-Riffs lockern die Chose etwas auf, ohne dass „Torchbearer“ an Intenstiät verliert („Awake“).Zur Mitte flacht das Album etwas ab und kann den Spannungsbogen nicht ganz halten, erst „One Of Wolves“ arbeitet dagegen an und bringt die Scheibe ein Level nach oben, wie sie dann in den restlichen Songs bleibt. So ist „Torchbearer“ kein Überflieger, aber eine solide metallische Hardcore-Platte, die intensiv und düster ist und unter den New School-Kids ihre Freunde finden wird.
Mit ihrem vor knapp zwei Jahren veröffentlichten Album „Anima“ haben die französischen Proggies ein hörenswertes, wenn auch nicht gerade überragendes Scheibchen abgeliefert. Eine deutliche Leistungssteigerung stellt das neue Werk „Unreal“ zwar nicht dar, doch klingt das ausladende Songmaterial hier deutlich schlüssiger und eingängiger als auf dem zerfahren wirkenden Vorgänger. Auch die teilweise hymnischen Chöre und Refrains sorgen für ordentliche Abwechselung und machen Songs wie den starken Opener „White Willow“, das treibende „Down Memory Lane“ oder das ebenfalls gut nach vorne peitschende „3RD Type“ zu richtig hörenswerten Angelegenheiten. Auffällig ist auch, dass die üblichen Verdächtigen, (jüngere) FATES WARNING oder DREAM THEATER, die fast jede Progressive Metal-Band bewusst oder unbewusst heimsuchen, hier zwar ab und an mal aufblinken, aber ansonsten (außer beim harten Riffing, das mitunter an die späteren, heftigeren Werke von Mike Portnoy und Co. erinnert) angenehm außen vor bleiben, so dass der Plagiatvorwurf hier kaum zum Tragen kommt. Kleine Abzüge in der B-Note gibt es für die Produktion, bei der man sich allem Anschein nach dann doch an den Schandtaten von Kevin Shirley orientiert hat: „dumpf“, „matt“ und „unvoluminös“ sind die ungeliebten Adjektive, die leider ebefalls, wenn auch erträglich, bei „Unreal“ zum Tragen kommen. Ansonsten aber geht das Album als gelungene Sache für traditionelle Proggies durch.
Ab und zu erlebt man doch noch angenehme Überraschungen! Mit ihrem Debütalbum „Nouveau Gloaming“ haben die norwegisch-englischen Black Metaller eine gute, aber noch nicht bahnbrechende Scheibe abgeliefert, doch schon der Nachfolger „Resplendent Grotesque“ entpuppt sich als düsteres Songwriting-Kunstwerk, das nahezu perfekt aggressives Schwarzmetall mit Killermelodien verknüpft. Dabei berufen sich CODE nicht auf schwülstige Keyboardorgien, sondern integrieren die mitunter ungemein hymnischen Passagen und clean gesungenen Chöre höchst wirkungsvoll und dynamisch in das blackmetallische Grundgerüst. Ohrwürmer wie der superbe Opener „Smother The Crones“, „The Rattle Of Black Teeth“, “Jesus Fever” (absolutes Highlight des Scheibe!), “I Hold Your Light” oder “The Ascendent Grotesque” setzen sich spätestens nach dem dritten Hördurchlauf erbarmungslos in den noch verbliebenen Hirnwindungen fest. Einigen Black Metal-Fans mag insbesondere der pathetische Gesang zu theatralisch und „soft“ erscheinen, aber hier wurde wirklich das Maximum an Intensität herausgeholt und alles sehr geschickt miteinander verzahnt. Fans von anspruchsvollem, melodischem Black Metal jenseits DIMMU´scher Orchestralattacken müssen sich „Resplendent Grotesque“ unbedingt mal geben. Einer der größten Geheimtipps seit langem!
Mit "Gardens Of Elysia" erblickt RAWKFISTs zweites Baby das Licht der Welt. Nach wie vor im melodischen Symphonic Metal angesiedelt, mischen sich hier in guter alter Female-Fronted-Gothic-Metal-Tradition elfengleicher Gesang mit fetten Metallgitarren. Highlight bildet das mittelalterlich eingefärbte "The Princess And The Dragon", auch "Holy Flame" und das stellenweise vom Gesang her ein klein wenig druckvollere "Scared To Breathe" gehen hübsch ins Ohr. Etwas aus dem Rahmen, da deutschsprachig gehalten, fällt "Die Propheten". Wirklich hart klingen RAWKFIST nie, dazu sind die Gitarren oft zu weit in den Hintergrund gemischt und Sängerin Bines Stimme zu zart. Legt man jedoch keinen gesteigerten Wert auf knallharten Metallsound, stellt das Album ein einschmeichelndes Hörerlebnis da. Was noch schön wäre, wäre etwas mehr Variation beim Gesang, aber das kann ja noch werden.
Da gibt es ganz sicher bescheuertere Bandnamen als DEEP FRYING PAN, so dachte sich dies wohl auch dieser Fünfer aus Augsburg, der uns sein gleichnamiges Debütalbum präsentiert. Es wird dabei relativ schnörkelloser, sehr melodischer Alternative Rock mit viel Energie präsentiert, ergänzt um einem deutlich hörbaren Grunge-Touch, der sich insbesondere in den heftigeren Momenten mit dem etwas gepressten Gesang des Fronters widerspiegelt. Der Junge hat vom Timbre auch etwas von GLEN DANZIG, steht aber auch bei den etwas gefühlvolleren Momenten wie bei dem gelungenen „Addicted“ seinen Mann und kann nicht nur etwas rotzig-räudig lospoltern. Klar, die üblichen Laut-Leise Dynamiken kommen auch hier zum Einsatz und dies wirkt alles durchaus gekonnt. Trotzdem ist hier schon noch etwas mehr „Breite“ beim Ausdruck der Stimme bei den „cleaneren“ Parts aus meiner Sicht zukünftig schon noch wünschenswert. Die Instrumentenfraktion arbeitet recht ordentlich (der Bass ist solide groovig, die Gitarren gehen gut ab und den ein oder anderen etwas nervige Schepper-Schlagzeugsound wie bei „I Sold My Rock For Rock’ Roll“ sehen wir mal nicht so eng), wenn auch nicht betont innovativ. Das hat man natürlich alles schon mal entweder noch catchiger z.B. bei Formationen wie STAIND oder „extrem“ härter wie bei SEETHER gehört. Diese Schubladen müssen sich die „Fritierpfannen“ zwar als grober Vergleich erst mal gefallen lassen, aber letztlich machen sie schon ihr eigenes Ding - eine Kante dreckiger, rotziger und auch unpolierter ungestüm, einfach drauf los. Die relativ einfach aufgebauten Nummern besitzen meist recht eingängige Melodien und sind ganz unterhaltsam. Von der letztjährigen Debüt-EP "Sin" sind auch alle vier Tracks nochmals enthalten. Die Band selbst will ihren Sound als Post-Grunge-Rock verstanden wissen, dies kann man durchaus auch so bestätigen. Fett geschrabbelter Rock mit viel Power und Energie mit rauen Vocals, keine Hochglanzproduktion und auch keine pathetische Selbstverliebtheit sondern knackige Gitarren und ein treibendes Schlagzeug prägen das Klangbild. Live gehen die Herren sicher ganz gut ab, bei Sachen wie "Ultimate Control" werden wohl alle wild umherhüpfen. „Smoking Gun" geht ebenfalls ganz gut ab mit der vollen Breitseite, zunächst etwas verhalten dann mehr lospolternd krachender Alternative - insgesamt wirklich nicht schlecht was DEEP FRYING PAN da zusammengeköchelt haben.
Im Zeitalter von Mathcore-Rumgewichse und Dicke-Hose-Gefrickel erfreuen sich technische Krawallcombos wieder steigender Beliebtheit. GOROD aus Frankreich sind bereits seit 1997 aktiv, aber durch zahlreiche Besetzungswechsel in den ersten Jahren kam die Band erst 2004 dazu, ihr Debütalbum „Neurotripsicks“ aufzunehmen. Mit „Process Of A New Decline“ steht jetzt das dritte Album der Chaostruppe in den Regalen und verwöhnt den Hörer mit wildesten Tonfolgen, unvorhersehbaren Breaks und monotonen, heiseren (und nach einer Weile arg nervigen) Growls. Gegen GOROD kommen einem CANNIBAL CORPSE auf einmal höllisch eingängig vor, und zugegebenermaßen haben die Jungs einige coole Ideen und Melodien auf der Pfanne, doch strengt der in höchstem Maße technische Death Metal nach einer Weile regelrecht an. An Bands wie CYNIC (deren Einfluss man hier ab und an deutlich raushört, zum Bleistift in „The Path“ und „Guilty Of Dispersal“), NECROPHAGIST, PESTILENCE oder OBSCURA reichen GOROD jedoch nicht heran, dafür klingen ihre Songs zu konstruiert und wenig mitreißend. Hightech-Todesmetaller können in „Process Of A New Decline“ ruhig mal reinhören, aber auch in diesem Genre gibt es einige deutlich stärkere Platten.
Obwohl THORNIUM bereits 1993 gegründet wurden, kam die Band bislang auf gerade mal ein Demo (1993) und ein Album (1995), was unter Anderem daran lag, dass Bandgründer Thyph irgendwann zwischen 1995 und heute die Gardinen seiner schwedischen Heimat einige Jahre lang von hinten begutachten durfte. Aber nun ist er wieder draußen und haut uns mit „Mushroom Clouds And Dusk“ sein Comeback um die Ohren, das rasenden, fiesen Black Metal offeriert. Dabei bedient sich Herr Thyph nicht unwesentlich bei seinen Landsmännern DARK FUNERAL (auch IMMORTAL schimmern öfter durch), von denen auch gleich der Opener „Döden“ fast schon eins zu eins stibitzt wurde („The Arrival Of Satans Empire“ lässt grüßen…). Zwar wird man von dem Album nicht enttäuscht, doch bieten THORNIUM nichts, was nicht schon zig andere, deutlich bessere Bands des Genres hinbekommen hätten. Neben den offensichtlichen „Inspirationen“ stört vor Allem die verwaschene, matschige Produktion, die sowohl von voluminösem Bollersound wie auch von rotzigem Underground-Geschrubbe meilenweit entfernt ist. Stücke wie „Horns And Hoofs“ oder „Melankoli Och Död“ rasen durch die Botanik, tun niemandem weh, entfachen aber leider auch keinen „Aha-Effekt“. „Mushroom Clouds And Dusk“ ist für die Zielgruppe eine objektiv hörenswerte, aber auch irgendwie banale Scheibe, die einen dann doch lieber wieder zu den „Originalen“ greifen lässt.
ILLUSION SUITE wandeln tapfer auf den von DREAM THEATER, SYMPHONY X und PAGAN’S MIND vorgegeben Pfaden – melodischer progressiver Metal mit Ohrwurmrefrains und fetten Riffs. Die Norweger schaffen es aber im Gegensatz zu manch anderer vergleichbarer Kapelle durchaus eigenen Akzente zu setzen. Da wären nicht nur die hörbar vorhandenen Fertigkeiten und eine für diesen Art unabdingbare transparent Produktion welche den Erstling „Final Hour“ aus einem Guss erscheinen lassen, auch der Gesang von Frontmann Bill Makatowicz der von hohen bis düsterer Vocals recht gut variiert und ein mit jedem Lauf wachsendes Album lassen ILLUSION SUITE zu einem hoffnungsvollen Newcomer wachsen. Die nicht nur für ein Debüt überraschend ausgereiften Kompositionen wie die rasch auf den Punkt kommenden eingängigen „Scarlet Skies“ (mit klasse groovenden Zwischenpart) und dem fetten „The Passage“, das als fast 8-minütige Bombast-Power-Ballade angelegte und mit weiblichen Vocals verfeinerte „A Moment To Remember“ und den 15-minütigen, alle Register ziehenden (Hammermelodien, hymnische Refrains, harte rhythmische Passagen, Akustikparts, weibliche Vocals) und trotz der Länge nie langweiligen Übertrack „The Adventure Of Arcan“ (von der gleichnamigen in 2005 erschienenen EP) überzeugen und sollten den geneigten Fan zum reinhören bewegen. Das abschließende „A Ghost From The Past" würde gar DREAM THEATER gut zu Gesicht stehen. Ich denke für ILLUSION SUITE dürfte dies nicht die „Final Hour“ sein – da geht zukünftig sicher mehr.