Die Österreicher von FREUND HEIN dümpeln schon seit über zehn Jahren durch die Underground-Szene des deutschsprachigen Raums. Zwar haben sie durch zahlreiche Support-Gigs bei bekannten Bands immer schon für Wirbel gesorgt, doch die richtige Etablierung einer Veröffentlichung gelang den fünf Herren bisher noch nicht so richtig. Mit “Bourbon Triggered Death Machine” sollte das anders werden. Mit Produzent Matt Bayles (MASTODON, ISIS, BURNT BY THE SUN) gewann man den perfekt passenden Mann, um “Bourbon Triggered Death Machine” richtig fett aufzunehmen und zu produzieren. Der Herr war seiner Zeit so angetan, dass er extra ins Alpenland einflog, um FREUND HEINs neueste musikalische Ergüsse zu veredeln. Eine nicht alltägliche Geschichte auf jeden Fall. Doch nicht zu überraschend wenn man die Platte zu Gehör bekommt. “Bourbon Triggered Death Machine” ist ein wahres Biest aus psychedelischem Prog Thrash Metal. Psychedelisch vor allem wegen der ungewöhnlichen Orgel Sounds, die immer wohl temperiert im Hintergrund wabern und zum einen eben diese angesprochene psychedelische Ebene eröffnen aber auch genauso gut für richtig rockige Moment sorgen, die sich dann in vertrackte thrashige Attacken verlieren. Das Geshoute ist immer schön mit Stimme angereichert und passt wie die Faust aufs Auge zum Gesamtsound von FREUND HEIN. Die zehn Songs verlieren auch in den letzten Minuten keinen Deut an Abwechslung, Spannung und Mosh- Verlangen. Hier werden wirklich gekonnt die angesprochen Stile überkreuzt und mit gehörigem Spielvergnügen und Können auf den Silberling gebracht. Bayles tut natürlich auch seinen Senf dazu und so entsteht mit “Bourbon Triggered Death Machine” eine sehr hörenswerte Platte, die man sich als Metaller jedweden Geschmacks dringend anhören sollte. Bleibt zu hoffen, dass die Herren nun von ihren unsäglichen Support-Slots weg kommen, um endlich eine eigene kleine Club-Tour zu starten. Verdient hätte die neueste Platte es auf alle Fälle. Cheerz!
Der Gitarrist Luka Milojica ist HAIDUK. Das Ein-Mann-Solo-Death-Metal-Projekt aus Kanada bringt mit „Spellbound“ sein erstes ganzes Album raus. Mächtig derbe geht es zur Sache. Leider nervt der Drumcomputer von Anfang an und kann auch nach zehn Stücken keinen guten Eindruck hinterlassen. Ganz anders dagegen die Gitarren, die wirklich überzeugen können, hier wird schön gradliniger und richtig fixer Death Metal geboten. Gepaart mit dem saftig, fiesen Geshoute macht „Spellbound“ ordentlich Dampf unterm Kessel. Ganz klar „Spellbound“ ist nen Gitarren Album geworden. Ich weiß nicht wie viele Spuren, aber es werden einige sein, sind hier übereinander gelegt und gniedeln und fiedeln dem Hörer um die Ohren. Vom Songwriting sind die Stücke leider keine aufgehende Sonne. Das hat man doch alles schon gehört und dann als ganze Band mit fleischgewordener Drummaschiene. Daher fließt „Spellbound“ auch irgendwie nur so daher, weiß aber aufgrund seiner Sterilität und nicht vorhandenen Dynamik letztendlich nicht zu überzeugen. Schade.
Die mittlerweile ja wieder in Originalbesetzung angetretenen P.O.D. hängt ihr 2001er Überflieger „Satellite“ schon etwas nach. An den damaligen Erfolg konnten die Jungs aus San Diego nie mehr richtig anknüpfen, obwohl die Folgealben zumindest in den Staaten durchaus achtbare Chartplatzierungen in den Top 10 einfuhren. Mit „Murdered Love“ und neuem (alten) Produzenten jetzt also zurück in die Zukunft? Zum Teil schon. Eine eigenständige Note hatten P.O.D. (das übrigens für „payable on death“ steht) dank gediegenem Reggae-Einfluss und Paul „Sonny“ Sandovals Gesang zwischen melodischen Refrains und Hip-Hop Gewurstel eh. Zwar ist nicht jede Komposition ein Volltreffer, aber mit „Eyez“ und dem Titeltrack „Murdered Love“ greift man wieder auf härtere Riffs und derbere Strukturen ohne sich auch nur annähernd des Vorwurfs von „Geprügel“ aussetzen zu müssen – Retro-Nu-Metal. Auch die folgenden „Higher“ und „Lost In Forever“ atmen dann so was von deutlich die Nostalgie von vor über 10 Jahren und gehen über die Grenze zum gezielten Airplay – Futter fürs Westcoast-Cabrio. Das fast schon entspannte, funkige „Bad Boy“ hätte dabei durchaus auch auf einen INCUBUS-Album Platz gefunden. Ergo: P.O.D. reissen auch mit „Murdered Love” keine Bäume aus und pflanzen auch keine Neuen. Aber die Rückbesinnung auf ihre Wurzeln funktioniert gut und dürfte den mittlerweile auch gereifteren P.O.D. Fans reinlaufen.
HELLTRAIN machen ihre Mucke aus Spaß an der Freud – und das hört man auch. Nicht nur das die Band ihre Songs für „Umme“ ins Netz stellt (was auch für die beiden Vorgängerscheiben gilt), auch musikalisch geht es in erster Line um Spielfreude und Rock’n‘Roll. Harte Death-Wurzeln paaren sich mit Hammond & Co., melodische Refrains zielen aufs Kleinhirn. Dabei startet die Scheibe mit „Juggernaut“ und dem Titeltrack „Death Is Coming“ erst mal reichlich derb, bevor im weiteren Kontext der Rock’n‘Roll Anteil die Oberhand gewinnt und HELLTRAIN mit verschiedenen Gimmicks und Instrumenten Abwechslung in die doch etwas gleichförmigen Spaßmacher bringen. „Mr. Cooger“ mit seiner auf den ersten Hör ungewöhnlichen Gesangline ist dann der Song, welcher am ehesten im Ohr hängen bleibt. Als weitere Anspieltipps macht man „The Killer Come“ (klasse Pianoeinlage), und „Slay The Beast“ aus. Von ENTOMBED & Co. ist man dabei weit weg, aber „Death Is Coming” eignet sich gut als harte Partyplatte, auch wenn der erdige Charme des tollen 2004er Debüts „Route 666”, ähnlich wie beim nicht ganz so gelungenen zweiten Album „Rock’n’Roll Devil“ (2008) nicht erreicht wird. Runterladen kann die Zieltruppe sich das allemal.
BLIND STARE werden als Band beworben, die Death Metal mit PINK FLOYD mischt, was direkt vergessen werden kann, sobald „The Dividing Light“ angeschmissen wird. Die Finnen haben zwar immer mal wieder progressivere Gitarrenriffs als im melodischen Death Metal üblich, aber ist noch weit von weg von der in der Werbung vermittelten Idee. Macht aber nix, immerhin ist „The Dividing Light“ eine solide Platte geworden, die im Fahrwasser von CHILDREN OF BODOM unterwegs ist. Die Keyboards sind ein wichtiger Bestand im BLIND STARE-Sound und arbeitet mit den schön melodischen Gitarren immer gut zusammen. Beim Gesang gibt es von starkem klaren Gesang über Growls bis zu gekreischten Einlagen das volle Spektrum und auch hier machen BLIND STARE alles richtig, ihr Mann am Mikro nutzt sein großes Potential immer aus. Einziger Schwachpunkt ist das Songwriting, bei dem sich BLIND STARE zu oft verzetteln und sich lieber am eigenen Spiel berauschen als jedem Song eine klare Linie zu geben. Wenn sie da noch etwas straffen, wird das dritte Album für Finnenmetal-Fans ein Fest, aber bis dahin kann „The Dividing Light“ im Player bleiben, denn acuh bei allen Verbesserungsmöglichkeiten im Songaufbau ist das doch eine solide Melodic Death-Scheibe geworden.
DIABLO SWING ORCHESTRA haben mit ihren bisherigen Alben für kontroverse Diskussionen in der Metal-Welt gesorgt, wie es bei einer derart durchgeknallten Mischung auch nicht anders sein. Auch „Pandora’s Piñata” gönnt dem Durchschnitts-Metaller keine Verschnaufpause, sondern führt ihn an die Grenzen seiner musikalischen Toleranz. Direkt mit dem Opener und dessen Big Band-Swing geht es los, „Voodoo, Mon Amour“ mixt den mit viel Groove und Metal, was (für Neueinsteiger in den Sound) sehr gut klappt und fast schon tanzbar ist. Eine Metalkante hat die Band dabei in jedem Song, wie das Riffing von „Exit Strategy Of A Wrecking Ball“ zeigt. Gemischt mit einer Poppigkeit und einem Gespür für das Zusammenbringen auf den ersten Blick unvereinbarer Stile, wird auch das neue DIABLO SWING ORCHESTRA-Werk den unvoreingenommenen Hörer fesseln. Klassik, Swing, Metal und zwei erstklassige Sänger sind der Garant dafür, dass sich die Band auch mit diesem Album in die Herzen ihrer Fans spielen wird. Feines Ding. Total durchgeknallt, aber total gut. War schon bei „ Sing Along Songs For The Damned And Delirious” so, ist auch bei „Pandora’s Piñata” so.
Die junge Formation DEAD HORIZON legt mit “Enter The Threshold” eine wahrlich gelungene Platte ab: hinter den zwölf Songs verbergen sich richtig ausgefeilte und gelungen produzierte Stücke Musik. Der deutlich thrashige Background lässt keineswegs die ordentlichen Todeswalzen hinten anstehen und so ist “Enter The Threshold” eine moderne Kombination dieser beiden Spielarten, kombiniert mit manch Black Metal-Gekeife. Die fünf Herren wissen auf alle Fälle, wo sie mit ihrer Musik hin wollen. Eigenständigkeit und Spielfreude beweist nicht nur das Ukulelen-Solo in „Closed Eyes In A Black World“. DEAD HORIZON meinen das Ernst und das dürfen sie auch. Munter wird auf “Enter The Threshold” ein Kracher nach dem nächsten gezündet und man vergisst leicht, dass man es hier „nur“ mit einer deutschen Newcomer Band zu tun hat. Mutig und zugleich absolut professionell bringen die jungen Männer auf den Punkt, was man so verbinden kann an Spielarten des Metals heutzutage, ohne dabei die Wurzeln zu vergessen und den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Dabei werden spielerische Fähigkeiten der „Gro0en“ mit einer Leichtigkeit und Natürlichkeit dargeboten, dass man schon langsam anfängt zu glauben, das DEAD HORIZON noch einen ganz langen und erfolgreichen Werdegang vor sich haben. Großes Lob auch an die Produktion und das Ideenreichtum dieser Band! Nicht nur das angesprochene Ukulelen-Solo, sondern auch unzählige exakt auf Punkt eingesetzte Effekte, die jeden Song zu einer neuen spannenden Entdeckung machen, unterstreichen die Intelligenz im Songwriting von DEAD HORIZON. “Enter The Threshold” ist wirklich eine absolute Überraschung und Empfehlung aus dem Gro an jungen Nachwuchsbands. Ich hoffe die Jungs haben es live genauso drauf, wie auf Platte. Oftmals wurde ja dann doch zuviel in die Produktion gesteckt, ohne das man die ganzen Frickeleien und Effekte auch live auf die Reihe bekommt. Zeit zum üben hätten sie auf alle Fälle noch, angesichts ihres Alters. Respekt!
Eine schwierige Angelegenheit sind HORSEBACK. Relapse sind ja immer mal recht experimentierfreudig, die jetzt veröffentlichte Kapelle passt in diese Phasen gut rein. Zum Teil Soundtrackartige Soundkollagen aus dreckigem Black Metal-Geblubber, minutenlangem psychedelischen Fusion-Passagen und spirituellen und okkulten Hippie Rock-Momenten, verlangen dem Hörer reichlich Energie und Geduld ab. Auf solche Platten wie „Half Blood“ eine ist, muss man sich einstellen können, denn diesen Trip mitzugehen ist wahrlich nicht einfach. Für Freunde kakophonischer Kunstmusik einen Versuch wert. Alle Anderen werden mit diesem Stückchen Musik hoffungslos überfordert sein.
EWIGHEIM, das Projekt von einem EISREGEN- und zwei THE VISION BLEAK-Leuten, hat mit „Bereue Nichts“ ihr drittes Album fertig, mit dem sie bei Massacre Records angedockt haben. Geboten wird in den zehn Songs überraschend klischeefreier deutschsprachiger Gothic Rock, der in Momenten wie dem knackigen „Staub“ oder dem opulenten „Morgenrot“ überzeugen kann und an eine Mischung aus RAMMSTEIN, unpeinlicher NDH und finnischem Düstermetal erinnert. Zwar gibt es auch einige Hänger in Form eher belangloser Songs, aber alles in allem ist „Bereue Nichts“ eine solide Platte geworden, deren Texte zum Nachdenken anregen und über die erwarteten Plattitüden weit hinausgehen. Angesichts des Unsinns, den UNHEILIG in der Ecke verzapfen, ist das eine echte Erleichterung. Kann man machen.
Hinter SOPHICIDE steckt mit Adam Laszlo ein einzelner Typ, der nicht nur alle Instrumente eingespielt, sondern „Perdition Of The Sublime” auch produziert und gemastert hat. Totale künstlerische Kontrolle also – und ein Ergebnis, das klar macht, warum Willowtip und Hammerheart Records sich die Rechte an dem Album geschnappt haben. Vom Opener „The Art Of Atrocity“ an geht die Scheibe in die vollen und bietet technischen Death Metal auf höchstem Niveau. Vergleiche mit den Landsleuten OBSCURA und NECROPHAGIST sind da ebenso erlaubt wie mit den Szeneikonen ATHEIST und DEATH. Mr. Laszlo hat sich glücklicherweise nicht darauf beschränkt, sein handwerkliches Können zu präsentieren, sondern hat beim Songwriting viel Zeit und Hirnschmalz investiert, wodurch „Perdition Of The Sublime“ den Spagat zwischen technischen Anspruch und Hörbarkeit gekonnt vollzieht. „Blood For Honour“ oder das fast schon eingängige „Lafayettes Deception“ zeigen die Fähigkeiten des Mannes beim Songwriting, während jeder einzelne der elf Songs ein Beweis für seine handwerklichen Talente ist. Hier stimmt einfach alles, was „Perdition Of The Sublime” zu einer Pflichtveranstaltung für Fans technisch-komplexen Death Metals macht. Bleibt nur die Frage offen, ob SOPHICIDE auch einmal live zu sehen sein werden und ob sie dann interessanter sind als Salzsäulenbands wie NECROPHAGIST.