Seit über 15 Jahren Bestandteil des finnischen Deibel-Untergrunds, reihen sich BEHEXEN nicht nur musikalisch in die mal strittige, mal geniale, aber immer kompromisslose Riege der Landsleute BEHERIT, HORNA oder ARCHGOAT ein, wobei sie dennoch einen eigenen Stil auffahren. Die Basis ist einerseits eiskaltes, reduziertes Schwarzmetall mit typisch finnischer Handschrift, andererseits jedoch weder so kultig-rumpelig wie bei BEHERIT noch so frostig wie bei HORNA noch so dampfhämmernd in die Fresse wie bei ARCHGOAT. BEHEXEN gehen dafür als fast schon „sauber“ durch: die relativ voluminöse, unterkühlte, dabei aber immer noch alles andere als sterile Produktion passt gut zu dem hallenden Krächzgesang, und die durchweg starken Riffs dröhnen unverwaschen und kraftvoll aus den Boxen. Es mag sicher Black Metaller geben, denen „Nightside Emanations“, das mittlerweile vierte Album des Quartetts, nicht abgefuckt genug klingt, doch die Band hat hier eine wirklich gute Mischung aus Professionalität und Authentizität gefunden, die in abermals hörenswerten, zumeist sehr flotten Krawallnudeln wie „Death´s Black Light“, „We Burn With Serpent Fire“ oder dem saucoolen Stampfer „Awaken Tiamat“ gipfelt. Das alles macht „Nightside Emanations“ zu einer gelungenen bis guten, wenn auch unspektakulären Scheibe.
Nach ihrer in Eigenregie produzierten Debüt-EP “Means To A Dead End” hauen diese vier Jungs aus Colorado ihren hierzulande noch sehr wenigen Fans ihr erstes Album um die Ohren. „Between Hell And Oblivion“ bietet schnörkellosen, ballastfreien und herrlich oldschooligen Death Metal, der gekonnt zwischen mächtigem Midtempo und durchgetretenem Gaspedal hin- und her pendelt. Technisch verfrickelt sind ENEMY REIGN dabei nicht; Granaten wie „Seven Deadly Sins“, „Realm Of The Hungry Ghost“ oder „Abducted“ dürften Fans von MALEVOLENT CREATION, OBITUARY oder auch POSTMORTEM problemlos reinlaufen. Richtig gut ist auch das fiese, kellertiefe Gegrunze von Steve Boiser, der hier SKINLESS-Röhre Sherwood Webber ersetzt. Auch wenn „Between Hell And Oblivion“ spektakuläre Überraschungen auslässt, und Songwriting sowie Eigenständigkeit noch keine großen Würfe zulassen, ist dieses ebenfalls selbst produzierte Werk eine sehr hörenswerte, blutig rohe Angelegenheit, die Hoffnungen weckt, es hier demnächst mit einer neuen Genre-Perle zu tun zu haben.
SIMEON SOUL CHARGER hatten vor zwei Jahren mit „Meet Me In The Afterlife“ ein Ausrufezeichen gesetzt und die Prog-Szene durchaus überrascht. Die auf einen bayrischen Bauernhof lebenden US-Immigranten legen nun mit „Harmony Square“ nach und liefern eine Konzeptstory über Unterdrückung, Missstände und eine daraus herauswachsende Revolte – das Ganze im Umfeld von Prog, Artrock und Psychedelic. Verteilt auf 15 ineinander gewobenen Tracks taucht man tief in 60er und 70er – THE BEATLES auf modern Progrock meint man da des Öfteren zu hören – folkige Passagen erweitern das an sich schon ungewohnte Klangbild weiter, auch für harte Riffs ist man sich nicht zu schade. SIMEON SOUL CHARGER spielen mit Querflöte, Streichern, Percussion und ausufernden Gitarrensolos – die fast 70 Minuten sind als Gesamtwerk zu verstehen, wer hinhört vernimmt den roten Faden; das komplexe Wirken lässt keine Langeweile aufkommen. Auch ist man ruhiger und melodischer als beim Vorgänger, nicht eingängiger, das textliche Konzept gibt vieles vor – erwachsener? „Harmony Square“ ist alles andere als leichte Kost, „Harmony Square“ benötigt Zeit, „Harmony Square“ setzt eine eigene Marke in der zum Teil vor sich dahindümpelten Prog-Szene. Wer sich darauf einlässt, findet mit SIMEON SOUL CHARGER Stoff zum eintauchen.
FREDDIE MERCURY, seines Zeichens Frontmann der 70er und 80er Hitmaschine von QUEEN wurde am 05. September 1946 als Farrokh Bulsara als Sansibar geboren und verstarb am 24. November 1991, mit dem HIV-Virus infiziert an einer Lungenentzündung. Er galt mit seiner 3 ½ Oktaven umfassenden Stimme und seiner charismatischen Bühnenpräsenz als einer der, wenn nicht der beste Rocksänger der Welt.
Die Dokumentation „The Great Pretender” konzentriert sich dabei auf den Menschen FREDDIE MERCURY und seinen Soloprojekte, weniger auf QUEEN. Wer hier reichliche Clips und Livemitschnitte erwartet liegt falsch – zwar untermalen die QUEEN und Solosongs die Dokumentation, aber das musikalische Bild-/Tonmaterial wird ausschließlich zur Verdeutlichung der Interviewaussagen herangezogen. Dabei ist vor allem auch FREDDIE selbst zu hören – alte Interviewaufnahmen machen es möglich. Manches davon, wie z.B. die Schnipsel von einem geplanten Duett mit MICHAEL JACKSON („There Must Be More To Life Than This”) unveröffentlicht. In „The Great Pretender“ kommen QUEEN-Bandmitglieder zu Wort (Brian May, Roger Taylor), seine Manager, Produzenten, Freunde und Lebensgefährten. Es zeichnet sich das facettenreiche Bild eines eher unsicheren, verletzlichen nachdenklichen und großzügigen Menschen – eine Mensch der privat anders war als auf der Bühne. Ein Schwerpunkt bilden seine Soloambitionen, insbesondere seine Zusammenarbeit mit der Opernsängerin Montserrat Caballé. Alles im O-Ton und Format 16:9 – natürlich mit deutschen Untertiteln. Für Fans von QUEEN und FREDDIE eine gelungene Zusammenfassung des Werdeganges des Menschen FREDDIE MERCURY.
Als Bonusmaterial gibt es ein FREDDIE Interview ungekürzt, ein Interview mit Montserrat Caballé und ein spezielles Making Of von „Barcelona“.
Bei „The Body“ handelt es sich nicht um ein neues Album des Duos, sondern um das wiederveröffentlichte, selbst betitelte Debüt von 2004. Seit 1999 sind Lee Buford und Chip King (der sein abartiges Stimmorgan hier wesentlich fieser einsetzt als bei seinem Gastausflug zum Frauenchor ASSEMBLY OF LIGHT) schon unterwegs, und es wundert mich nicht, dass die Band aus Rhode Island zumindest in Deutschland noch kaum bis gar nicht bekannt ist. THE BODY spielen übelst müffelnden Sludge mit kellertiefen Riffs und einer kranken Mischung aus Minimalismus und Monotonie. Klar gibt´s hier auch das übliche Quäntchen BLACK SABBATH und hörbare Doom-Wurzeln, doch THE BODY treiben diese musikalische Herkunft auf ihre völlig eigene Spitze. Hört Euch nur mal das genial-kranke „Failings“ an: acht Minuten mit einem einzigen, nur gegen Ende leicht veränderten Riff, zu dem sich dann das psychopathische Kreischen von Herrn King gesellt. Und eine Schrammel-Achterbahnfahrt wie das knapp viertelstündige „Final Words“ muss man sich auch erstmal aus dem schrägen Schädel pulen. „The Body“ ist eine Doom/Sludge-Platte, die ohrenscheinlich in der geschlossenen Abteilung aufgenommen wurde und darum auch so abgefuckt klingt. Und wenn ich jetzt den verdienten „Tipp“ vergeben würde, dann kommt nachher noch einer an und hat sich das Ding besorgt - daran will ich nicht Schuld sein. Geiler Scheiß, aber echt!
Mit einem breiten Grinsen in der Visage registriert der qualitätsbewusste Folk-/Viking-/Pagan-Fan, dass es abseits aller Tanz- Hüpf- und Metkapellen noch Bands gibt, die nicht auf Forst-Musikantenstadl setzen, sondern unter dieser Art von Genre eher BATHORY (bevorzugt zu „Blood Fire Death“/„Hammerheart“/“Twilight Of The Gods“-Zeiten) als ELUVEITIE verstehen. Die Iren SIROCCO gehören zu diesen Bands auf der roten Liste, und dass sie fast wie eine etwas zahmere, melodischere Version der göttlichen PRIMORDIAL durchgehen, liegt sicher nicht nur an der gemeinsamen Heimat. Das Quartett bedient sich keiner ostisländischen Nebelhörner, braucht keine mittelfinnischen Waldharfen und keine sibirischen Gletschertröten, sondern zaubert seine Melodien ausschließlich mit der klassischen Rockinstrumentierung inklusive glasklaren Gesangs zusammen. Auch SOLSTAFIR oder HEL könnten hier als etwaige Wegweiser herhalten, aber bei aller Referenz sprechen die durchweg guten bis sehr guten, melancholisch-epischen und ausschließlich Midtempo-lastigen Songs der Marke „Lambay“, „Fallow; Unearth“, „Mael Suthain“, „The Towers“ oder „Kingdom Of Oriel“ schon allein für die Band und dieses starke Album. Und auch wenn das hohe Niveau sämtlicher oben genannter Truppen auf „Lambay“, dem Drittwerk der Jungs, noch nicht ganz erreicht wird, vergebe ich hier gerne (wenn auch knapp) den „Tipp“, weil SIROCCO gerade aufgrund eines fehlenden Labels und daraus resultierender Produktions-Sparflamme (obwohl das Album einen wirklich annehmbaren Sound hat!) einfach Eure Aufmerksamkeit verdient haben. Eine sehr lohnenswerte Entdeckung!
Ich will ja nicht kleinlich sein, aber es ist (nicht nur im Zeitalter der Globalisierung…) für eine Band etwas Banane, auf sämtlichen Internetpräsenzen die eigene Biografie und sämtliche Infos nur in der Muttersprache zu veröffentlichen. Dabei haben es die Schweden doch so mit Englisch… und praktizierende Misanthropen sind nicht bei „Facebook“, sonst sind es keine. Musikalisch sind die ZOMBIEKRIGer jedenfalls nicht auf die Instrumente gefallen und reißen auf ihrem Zweitwerk „Den Vänstra Stigens Ljus“ eine fett produzierte Mischung aus Thrash- und Melodic Death Metal runter, die durch die gelungene Kombination aus kernigen Riffs und melodischen Soli in ihren besten Momenten an frühe IN FLAMES oder sogar die allmächtigen AT THE GATES erinnert. Leider klappt es mit dem Songwriting nicht ganz so gut, denn auch nach mehreren Durchläufen hakt man Stücke wie „Träl“, „Evigt Död“ oder „Anklagaren“ als gelungen ab, richtig festbeißen kann sich jedoch keine der Nummern auf dem Album. Überhaupt hinterlässt das Quintett einige Fragezeichen: weißes Cover-Artwork mit umgedrehten Kreuzen und eine musikalische Mischung, die man demnach nicht erwarten würde, und die trotz erwähnter Qualitäten doch irgendwo zwischen mehreren Stühlen sitzt. „Den Vänstra Stigens Ljus“ ist eine hörenswerte Scheibe, aber keine, die man unbedingt haben muss.
RICHIE SAMBORA dürfte dem geneigten Rockfan als Bandmitglied der Megaseller von BON JOVI ein Begriff sein. Auch Solo ist der Gitarrist unterwegs und liefert mit „Aftermath Of The Lowdown” sein drittes Album ab („Stranger in This Town“ 1991 und „Undiscovered Soul“ 1998), auf welchem es nicht ganz so verschmust wie bei seiner Stammband zugeht, er aber seine musikalische Heimat nicht verleugnen kann. So kommen einem insbesondere bei den langsameren Songs wie zum Beispiel „You Can Only Get So High“ eine Mixtur aus eben BON JOVI und BRUCE SPRINGSTEEN in den Sinn. Mit „Burn That Candle Down“ startet man laut, gar rau, mit verzerrtem Gesang und 70er Gitarrensolo – anders, und sicher nicht jedermann Sache – ähnlich, aber irgendwie nicht auf den Punkt kommend: „Sugar Daddy“. Zum Antesten darf man sich mal das im Midtempo angesiedelte BON JOVI Schmankerl „Every Road Leads Home To You“ (auch die Single), das eingängige, flotte „Nowadays“ und der Mid-Western Rocksong „Learning How To Fly With A Broken Wing“ notieren. Ansonsten ist „Aftermath Of The Lowdown” ein Album, welches sich nach einigen Durchläufen im Auto gut nebenbei hören läßt, aber den großen Wurf trotz vermissen läßt. Die Aufarbeitung des schlagzeilenträchtigen Lebens von SAMBORA (Scheidung, Sucht, Alleinerziehender) bietet von den obigen Highlights abgesehen eher gute Durchschnittsware furs AOR-Radio und Futter für die BON JOVI Fans.
Nachdem unsere französischen Nachbarn bereits eine höchst kreative und originelle Black Metal-Szene etabliert haben, schickt sich mit HUATA eine Truppe aus der Bretagne an, den Doom Metal zu bereichern. Seit 2006 befindet sich das psychedelisch-okkulte Quartett bereits auf Hexenjagd (die Bedeutung des Bandnamens) und nennt Bands wie CHURCH OF MISERY, ELECTRIC WIZARD, die in diesem Genre unvermeidlichen BLACK SABBATH sowie den Occult Rock-Urschleim COVEN als Inspiration, was man nach dem Genuss von ATAVIST OF MANN problemlos unterschreiben kann. Sehr gelungen sind bei HUATA die Wechsel zwischen typisch harten, schrammeligen Passagen, bei denen die mächtigen Breitwandriffs den Ton angeben und ruhigen, teilweise mystischen Parts, bei denen die Hammond-Orgel einen vorderen Platz einnimmt und auch Spoken Word-Passagen für fast schon gruselige Stimmung sorgen. Dort liegen auch die Stärken dieser wirklich tollen Band, bei der lediglich der raue, im Gegensatz zur Musik recht uncharismatische Gesang von Bandgründer Ronan noch verbesserungswürdig ist. Und selbst überlange Songs wie „Thee Imperial Wizard“, „Templars Of The Black Sun“ und „Fall Of The 4th“ verkommen bei HUATA nicht zum langweiligen Selbstzweck, sondern verströmen sogar aufgrund ihrer (auch produktionsbedingten) Monotonie eine packende, unheilvolle Atmosphäre. „Atavist Of Mann“ ist kein Konsensprodukt, nur für beinharte Genre-Fans geeignet und ein sehr gelungenes Bindeglied zwischen doomigem Metal und okkultem Rock. Nicht leicht verdaulich, aber eine echte Empfehlung.
Was Ian Gillan, Ritchie Blackmore, Jon Lord (R.I.P.), Roger Glover und Ian Paice im Dezember1971 im Rolling Stones Studio im schweizerischen Montreux aufnahmen, war ein Album welches die Musikwelt veränderte und ungemein beeinflusste. 1972 – also vor 40 Jahren - veröffentlichten DEEP PURPLE dann ihr sechstes Studioalbum unter dem Titel „Machine Head“. DEEP PURPLE waren damit zusammen mit LED ZEPPELIN („IV“) und BLACK SABBATH („Paranoid“) die Wegbereiter des harten Rock und des Heavy Metal. Zum Jubiläum haben sich jetzt Größen des Musik-Biz dazu aufgemacht, das Album unter dem Titel RE-MACHINED „A Tribute To Deep Purple’s Machine Head” einzuspielen.
Dass man die CARLOS SANTANA & JACOBY SHADDIX (PAPA ROACH) Version des größten DEEP PRUPLE Songs „Smoke On The Water“ an den Anfang setzte, sei der Bekanntheit des Tracks geschuldet. Wobei vor allem SANATANA sich eine gewisse Interpretationsfreiheit nimmt, welche dem Song überraschend gut steht. Danach gibt es das Album in Originalreihenfolge - und zum Schluss die während den Sessions zu „Machine Head“ entstandene B-Seite „When A Blind Man Cries“ – von METALLICA. Highlight aus meiner Sicht dabei dass richtig fett rockende „Highway Star“ von CHICKENFOOT und eine unglaublich geile Version von „Lazy“ von JIMMY BARNES und einem unter Adrenalin stehenden JOE BONAMASSA als Überzeugungstäter. Die anderen Tracks (siehe Trackliste unten) sind aller Ehren wert, können den oben genannten aber in ihrer Tribute-Form nicht das Wasser reichen. METALLICA und IRON MAIDEN machen das eher routiniert, ZAKK WYLDE und seine BLACK LABEL SOCIETY aber auch ex-DEEP PURPLE Sänger GLENN HUGHES & CHAD SMITH (RED HOT CHILI PEPPERS) sowie die ex-G’N’R Jungs DUFF MCKAGAN und MATT SORUM zusammen mit JOE ELLIOT (DEF LEPPARD) und STEVE STEVENS (BILLY IDOL) bleiben in erdig, rotzige Form am Original. Minuspunkt die sehr verfremdete und nicht in den Gesamtkontext passende „Smoke On The Waters“-Version von FLAMING LIPS – darauf hätte man durchaus verzichten können und lieber CARLOS SANTANA & JACOBY SHADDIX an diese Stelle platziert. Dann hätte das Ganze vollends Stil gehabt. Trotzdem macht es Laune die zeitlosen Klassiker (vor allem die beiden oben genannten Tracks) in neuem Gewande zu hören.
Tracks:
1) Smoke On The Water – Carlos Santana & Jacoby Shaddix
2) Highway Star – Chickenfoot
3) Maybe I’m A Leo – Glenn Hughes & Chad Smith
4) Pictures Of Home – Black Label Society
5) Never Before – Kings Of Chaos (Joe Elliott, Steve Stevens, Duff McKagan, Matt Sorum)