DUBLIN DEATH PATROL kann man durchaus als eine Supergroup des Thrash bezeichnen – wobei wir es hier ja nicht mit einem „neuen“ Projekt zu tun haben – denn DUBLIN DEATH PATROL ist faktisch eine Art Wiederauferstehung. Eine Reihe alter Kumpels aus Dublin, Kalifornien (bei Oakland), welche in der damaligen fulminanten Szene der Bay Area Anfang der 80er ihre musikalische Entjungferung erlebten firmieren unter diesem Namen. Das sind dann in Gänze 11 (!) Musiker, wobei vor allem Chuck Billy (TESTAMENT) und Zetro Souza (ex-TESTAMENT, EXODUS) eine hervorragende Figur abgeben. Aber auch Bassist Willy Lange (RAMPAGE, LAAZ ROCKIT), Greg Bustamante (RAMPAGE), Ernie Boehm (RAMPAGE), der Schlagzeuger Troy Luccketta (TESLA) sowie drei von Billy Chucks Brüdern und ein Bruder von Zetro Souza gehören u.a. zu den sich an den Instrumenten abwechselnden Line-Up.
Musikalisch allerdings geht es aber der DUBLIN DEATH PATROL wie manch anderen dieser Projekte auch – handwerklich über jeden Zweifel erhaben fehlt einigen der Songs der letzte Tick um zu überzeugen. Dabei bieten die zum Teil aus 25 Jahren alten Fragmenten bestehenden Songs auf „Death Sentence” einen angenehmen old-schooligen Touch und animieren sofort zum Bangen und Luftgitarrespielen. Songs wie das protzige „Mind Sewn Shut“, das von tollen Riffs getragene „Blood Sirens“, dem mit viel Drive daherkommenden Hammer „My Riot“ und dem Highlight „Broken“ zeigen wie es geht. Vor allem bei „Broken“ zeigt das Shouter-Duett und die Instrumentalfraktion was Niveau ist – toller Song. Den kontrastierenden Abschluss bildet dann das Punk-Cover „Butcher Baby“. DUBLIN DEATH PATROL machen Spaß und sind für Genre-Affinados sicherlich sehr interessant; auch Fans genannter Frontmänner kommen an dem Teil kaum vorbei – die beste Thrashplatte des Jahres ist „Death Sentence” aber nicht.
Eigentlich wollten die Australier THE SUNPILOTS nur ein Jahr in Europa bleiben, doch mittlerweile läuft hier alles so gut für sie, dass sie sich dauerhaft in Berlin niedergelassen haben. Dabei haben sie kein Management im Rücken, sondern organisieren alles selbst und veröffentlichen ihre Musik auf dem eigenen Label. Das neue und zweite Album trägt den etwas umständlichen Titel „King Of The Sugarcoated Tongues“, und dessen acht Songs versteht die Band als acht Kapitel, in denen es um das menschliche Bedürfnis nach Sicherheit und die Freiheiten, die man dafür erhält, geht. Mit „3 Minutes To Midnight“ geht es zwar etwas poppig und eine Spur zu eingängig los, aber auch bei SPOCK'S BEARD gibt es ja immer diese etwas zu schönen Passagen. An diese erinnern die SUNPILOTS ziemlich oft, wobei auch immer wieder ein gewisser RADIOHEAD-Einfluss zum Tragen kommt. Die Tiefe und Intensität beider Bands erreichen die SUNPILOTS zwar nicht, aber immer wieder fallen tolle Melodien und spannend vertrackte Riffs ab. Und musikalisch machen sie ihre Sache wirklich gut, hier sitzt wirklich jeder Ton an genau der richtigen Stelle. Der Sound könnte noch etwas dicker sein, und besonders der Gesang ist für meinen Geschmack zu sehr in den Vordergrund gemischt. Aber hier sitzt eben keine große Plattenfirma im Hintergrund, die eine teure Produktion bezahlt, was ja wiederum sehr sympathisch ist. Allerdings wird es zwischendurch auch ab und zu etwas langatmig, wodurch die Spannung verloren geht, so etwa im etwas schwerfälligen „Sex And TV“. Man wünscht sich, die Band würde öfter direkt zum Punkt kommen, dann könnte sie für großes Kino sorgen. Das komplette Album bietet die Band auf ihrer Website übrigens gratis zum Download an.
Dass die beiden Gitarristen Ronny Østli und Thomas Ljosåk auch noch bei der hervorragenden Doom-/Occult Rock-Band DEVIL ihr Unwesen treiben, mag man angesichts dieses Albums kaum für möglich halten. Die Norweger VESEN, die bereits seit Ende des letzten Jahrtausends unterwegs sind und schon drei Alben auf dem Buckel haben, erinnern eher an DESASTER, ROOT oder NOCTURNAL und würzen ihren knackigen Thrash Metal mit einer gehörigen Prise Schwarzwurzel, die ab und an Erinnerungen an spätere IMMORTAL oder SATYRICON (etwa im rock´n´rolligen „Where The Children Go To Die“) weckt. Der Titel von „This Time It´s Personal“ spricht Bände; man glaubt sofort, dass die Jungs hier ein ganz persönliches Werk abliefern wollten, was ihnen auch gelungen ist. Schnörkellos, ohne Ballast und aufs Nötigste reduziert donnern Midtempo-Hymnen wie das Titelstück, „Billions“, der arschcoole Groover „Pressure“ oder der stellenweise relaxte, überlange Abschluss „Fear Of Skin“ durch die Boxen und dürften jedem Black Thrasher problemlos zusagen, auch wenn VESEN es (noch) nicht ganz hinbekommen, dass sich die durchweg sehr guten Songs auf Dauer im Ohr festsetzen. Eine Empfehlung ist „This Time It´s Personal“ aber allemal!
Die Österreicher von FREUND HEIN dümpeln schon seit über zehn Jahren durch die Underground-Szene des deutschsprachigen Raums. Zwar haben sie durch zahlreiche Support-Gigs bei bekannten Bands immer schon für Wirbel gesorgt, doch die richtige Etablierung einer Veröffentlichung gelang den fünf Herren bisher noch nicht so richtig. Mit “Bourbon Triggered Death Machine” sollte das anders werden. Mit Produzent Matt Bayles (MASTODON, ISIS, BURNT BY THE SUN) gewann man den perfekt passenden Mann, um “Bourbon Triggered Death Machine” richtig fett aufzunehmen und zu produzieren. Der Herr war seiner Zeit so angetan, dass er extra ins Alpenland einflog, um FREUND HEINs neueste musikalische Ergüsse zu veredeln. Eine nicht alltägliche Geschichte auf jeden Fall. Doch nicht zu überraschend wenn man die Platte zu Gehör bekommt. “Bourbon Triggered Death Machine” ist ein wahres Biest aus psychedelischem Prog Thrash Metal. Psychedelisch vor allem wegen der ungewöhnlichen Orgel Sounds, die immer wohl temperiert im Hintergrund wabern und zum einen eben diese angesprochene psychedelische Ebene eröffnen aber auch genauso gut für richtig rockige Moment sorgen, die sich dann in vertrackte thrashige Attacken verlieren. Das Geshoute ist immer schön mit Stimme angereichert und passt wie die Faust aufs Auge zum Gesamtsound von FREUND HEIN. Die zehn Songs verlieren auch in den letzten Minuten keinen Deut an Abwechslung, Spannung und Mosh- Verlangen. Hier werden wirklich gekonnt die angesprochen Stile überkreuzt und mit gehörigem Spielvergnügen und Können auf den Silberling gebracht. Bayles tut natürlich auch seinen Senf dazu und so entsteht mit “Bourbon Triggered Death Machine” eine sehr hörenswerte Platte, die man sich als Metaller jedweden Geschmacks dringend anhören sollte. Bleibt zu hoffen, dass die Herren nun von ihren unsäglichen Support-Slots weg kommen, um endlich eine eigene kleine Club-Tour zu starten. Verdient hätte die neueste Platte es auf alle Fälle. Cheerz!
Der Gitarrist Luka Milojica ist HAIDUK. Das Ein-Mann-Solo-Death-Metal-Projekt aus Kanada bringt mit „Spellbound“ sein erstes ganzes Album raus. Mächtig derbe geht es zur Sache. Leider nervt der Drumcomputer von Anfang an und kann auch nach zehn Stücken keinen guten Eindruck hinterlassen. Ganz anders dagegen die Gitarren, die wirklich überzeugen können, hier wird schön gradliniger und richtig fixer Death Metal geboten. Gepaart mit dem saftig, fiesen Geshoute macht „Spellbound“ ordentlich Dampf unterm Kessel. Ganz klar „Spellbound“ ist nen Gitarren Album geworden. Ich weiß nicht wie viele Spuren, aber es werden einige sein, sind hier übereinander gelegt und gniedeln und fiedeln dem Hörer um die Ohren. Vom Songwriting sind die Stücke leider keine aufgehende Sonne. Das hat man doch alles schon gehört und dann als ganze Band mit fleischgewordener Drummaschiene. Daher fließt „Spellbound“ auch irgendwie nur so daher, weiß aber aufgrund seiner Sterilität und nicht vorhandenen Dynamik letztendlich nicht zu überzeugen. Schade.
Die mittlerweile ja wieder in Originalbesetzung angetretenen P.O.D. hängt ihr 2001er Überflieger „Satellite“ schon etwas nach. An den damaligen Erfolg konnten die Jungs aus San Diego nie mehr richtig anknüpfen, obwohl die Folgealben zumindest in den Staaten durchaus achtbare Chartplatzierungen in den Top 10 einfuhren. Mit „Murdered Love“ und neuem (alten) Produzenten jetzt also zurück in die Zukunft? Zum Teil schon. Eine eigenständige Note hatten P.O.D. (das übrigens für „payable on death“ steht) dank gediegenem Reggae-Einfluss und Paul „Sonny“ Sandovals Gesang zwischen melodischen Refrains und Hip-Hop Gewurstel eh. Zwar ist nicht jede Komposition ein Volltreffer, aber mit „Eyez“ und dem Titeltrack „Murdered Love“ greift man wieder auf härtere Riffs und derbere Strukturen ohne sich auch nur annähernd des Vorwurfs von „Geprügel“ aussetzen zu müssen – Retro-Nu-Metal. Auch die folgenden „Higher“ und „Lost In Forever“ atmen dann so was von deutlich die Nostalgie von vor über 10 Jahren und gehen über die Grenze zum gezielten Airplay – Futter fürs Westcoast-Cabrio. Das fast schon entspannte, funkige „Bad Boy“ hätte dabei durchaus auch auf einen INCUBUS-Album Platz gefunden. Ergo: P.O.D. reissen auch mit „Murdered Love” keine Bäume aus und pflanzen auch keine Neuen. Aber die Rückbesinnung auf ihre Wurzeln funktioniert gut und dürfte den mittlerweile auch gereifteren P.O.D. Fans reinlaufen.
HELLTRAIN machen ihre Mucke aus Spaß an der Freud – und das hört man auch. Nicht nur das die Band ihre Songs für „Umme“ ins Netz stellt (was auch für die beiden Vorgängerscheiben gilt), auch musikalisch geht es in erster Line um Spielfreude und Rock’n‘Roll. Harte Death-Wurzeln paaren sich mit Hammond & Co., melodische Refrains zielen aufs Kleinhirn. Dabei startet die Scheibe mit „Juggernaut“ und dem Titeltrack „Death Is Coming“ erst mal reichlich derb, bevor im weiteren Kontext der Rock’n‘Roll Anteil die Oberhand gewinnt und HELLTRAIN mit verschiedenen Gimmicks und Instrumenten Abwechslung in die doch etwas gleichförmigen Spaßmacher bringen. „Mr. Cooger“ mit seiner auf den ersten Hör ungewöhnlichen Gesangline ist dann der Song, welcher am ehesten im Ohr hängen bleibt. Als weitere Anspieltipps macht man „The Killer Come“ (klasse Pianoeinlage), und „Slay The Beast“ aus. Von ENTOMBED & Co. ist man dabei weit weg, aber „Death Is Coming” eignet sich gut als harte Partyplatte, auch wenn der erdige Charme des tollen 2004er Debüts „Route 666”, ähnlich wie beim nicht ganz so gelungenen zweiten Album „Rock’n’Roll Devil“ (2008) nicht erreicht wird. Runterladen kann die Zieltruppe sich das allemal.
BLIND STARE werden als Band beworben, die Death Metal mit PINK FLOYD mischt, was direkt vergessen werden kann, sobald „The Dividing Light“ angeschmissen wird. Die Finnen haben zwar immer mal wieder progressivere Gitarrenriffs als im melodischen Death Metal üblich, aber ist noch weit von weg von der in der Werbung vermittelten Idee. Macht aber nix, immerhin ist „The Dividing Light“ eine solide Platte geworden, die im Fahrwasser von CHILDREN OF BODOM unterwegs ist. Die Keyboards sind ein wichtiger Bestand im BLIND STARE-Sound und arbeitet mit den schön melodischen Gitarren immer gut zusammen. Beim Gesang gibt es von starkem klaren Gesang über Growls bis zu gekreischten Einlagen das volle Spektrum und auch hier machen BLIND STARE alles richtig, ihr Mann am Mikro nutzt sein großes Potential immer aus. Einziger Schwachpunkt ist das Songwriting, bei dem sich BLIND STARE zu oft verzetteln und sich lieber am eigenen Spiel berauschen als jedem Song eine klare Linie zu geben. Wenn sie da noch etwas straffen, wird das dritte Album für Finnenmetal-Fans ein Fest, aber bis dahin kann „The Dividing Light“ im Player bleiben, denn acuh bei allen Verbesserungsmöglichkeiten im Songaufbau ist das doch eine solide Melodic Death-Scheibe geworden.
DIABLO SWING ORCHESTRA haben mit ihren bisherigen Alben für kontroverse Diskussionen in der Metal-Welt gesorgt, wie es bei einer derart durchgeknallten Mischung auch nicht anders sein. Auch „Pandora’s Piñata” gönnt dem Durchschnitts-Metaller keine Verschnaufpause, sondern führt ihn an die Grenzen seiner musikalischen Toleranz. Direkt mit dem Opener und dessen Big Band-Swing geht es los, „Voodoo, Mon Amour“ mixt den mit viel Groove und Metal, was (für Neueinsteiger in den Sound) sehr gut klappt und fast schon tanzbar ist. Eine Metalkante hat die Band dabei in jedem Song, wie das Riffing von „Exit Strategy Of A Wrecking Ball“ zeigt. Gemischt mit einer Poppigkeit und einem Gespür für das Zusammenbringen auf den ersten Blick unvereinbarer Stile, wird auch das neue DIABLO SWING ORCHESTRA-Werk den unvoreingenommenen Hörer fesseln. Klassik, Swing, Metal und zwei erstklassige Sänger sind der Garant dafür, dass sich die Band auch mit diesem Album in die Herzen ihrer Fans spielen wird. Feines Ding. Total durchgeknallt, aber total gut. War schon bei „ Sing Along Songs For The Damned And Delirious” so, ist auch bei „Pandora’s Piñata” so.
Die junge Formation DEAD HORIZON legt mit “Enter The Threshold” eine wahrlich gelungene Platte ab: hinter den zwölf Songs verbergen sich richtig ausgefeilte und gelungen produzierte Stücke Musik. Der deutlich thrashige Background lässt keineswegs die ordentlichen Todeswalzen hinten anstehen und so ist “Enter The Threshold” eine moderne Kombination dieser beiden Spielarten, kombiniert mit manch Black Metal-Gekeife. Die fünf Herren wissen auf alle Fälle, wo sie mit ihrer Musik hin wollen. Eigenständigkeit und Spielfreude beweist nicht nur das Ukulelen-Solo in „Closed Eyes In A Black World“. DEAD HORIZON meinen das Ernst und das dürfen sie auch. Munter wird auf “Enter The Threshold” ein Kracher nach dem nächsten gezündet und man vergisst leicht, dass man es hier „nur“ mit einer deutschen Newcomer Band zu tun hat. Mutig und zugleich absolut professionell bringen die jungen Männer auf den Punkt, was man so verbinden kann an Spielarten des Metals heutzutage, ohne dabei die Wurzeln zu vergessen und den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Dabei werden spielerische Fähigkeiten der „Gro0en“ mit einer Leichtigkeit und Natürlichkeit dargeboten, dass man schon langsam anfängt zu glauben, das DEAD HORIZON noch einen ganz langen und erfolgreichen Werdegang vor sich haben. Großes Lob auch an die Produktion und das Ideenreichtum dieser Band! Nicht nur das angesprochene Ukulelen-Solo, sondern auch unzählige exakt auf Punkt eingesetzte Effekte, die jeden Song zu einer neuen spannenden Entdeckung machen, unterstreichen die Intelligenz im Songwriting von DEAD HORIZON. “Enter The Threshold” ist wirklich eine absolute Überraschung und Empfehlung aus dem Gro an jungen Nachwuchsbands. Ich hoffe die Jungs haben es live genauso drauf, wie auf Platte. Oftmals wurde ja dann doch zuviel in die Produktion gesteckt, ohne das man die ganzen Frickeleien und Effekte auch live auf die Reihe bekommt. Zeit zum üben hätten sie auf alle Fälle noch, angesichts ihres Alters. Respekt!