ROYAL THUNDER hatten mit ihrer EP einen Eindruck als solide vor sich hin rockende Band im Fahrwasser der Occult Rock-Vorreiter hinterlassen. „CVI“ ist ihr Debütalbum - und was sich auf „Royal Thunder“ angedeutet hat, setzt sich auch in der Langdistanz fort: ROYAL THUNDER sind auf einem guten Weg, müssen aber noch eine Schippe drauflegen, um ganz an die Spitze zu kommen. Beim Songwriting machen sie im Grunde alles richtig, verpassen aber die Chance, richtig fesselnde Songs zu schreiben, so dass „CVI“ ohne Höhepunkt bleibt. Immerhin ist das Gesamtniveau hoch, was auch für die handwerkliche Seite gilt – hier kann vor allem Frontfrau Miny Akzente setzen (was ja schon auf der EP der Fall war) und die nötige Dosis Mystik in die Musik bringen. Songs wie das doomige „Sleeping Witch“ in einer überarbeiteten Version oder das schöne „Blue“ sind feine Rocksongs, mit denen ROYAL THUNDER ihr Potential zeigen. „CVI“ ist ein gutes Debütalbum, das Fans von GRAVEYARD über THE DEVIL’S BLOOD bis hin zu LED ZEPPELIN/ BLACK SABBATH gefallen wird, auch wenn noch Raum nach oben ist.
Die Brasilianer von SODAMNED beweisen viel Enthusiasmus, kommt doch eine CD extra aus Übersee eingeflogen, um hier besprochen zu werden. Die Infrastruktur wie Label, Vertrieb, Booking usw. fehlt den Herren nämlich noch.
SODAMNED existieren seit 1999 und bringen nun nach zwei Demos ihren ersten Langspieler an den Start. Die vier Männer beweisen viel spielerisches Können und eine unheimliche Liebe zum Metal. Werden doch auf „The Loneliest Loneliness“ viele Rezepte aus dem Thrash, aus dem Black und aus dem Death Metal in einen Topf gegossen, um eine wirklich gute und eigenständige Platte präsentieren zu können. Reitende Thrash Metal-Parts werden gekonnt mit infernalischen Black Metal Blast-Teilen und fiesem und fixen Death Metal Stampfern verschachtelt und mit ordentlich Spielfreude gekonnt dargeboten. SODAMNED erfinden das Rad nicht neu, aber die angesprochene Freude am Spielen, dem abwechslungsreichen Schrei-Grunz-Gesang und den technischen Fähigkeiten der Instrumentalisten erzeugen einfach großen Abgehfaktor und unheimliches Mitreißgefühl. So können SODAMMEND mit ihrem ersten richtigen Album wirklich überzeugen. Bleibt zu hoffen, dass sie viele Fans in Europa sammeln können, um dann auch bald mit einem Label und einen Vertrieb im Nacken richtig auf die Kacke hauen zu können. Prost!
Die Schwaben HELLDORADOS setzen sich mit ihrem selbstbetitelten „Sleaze Metal“ genau in die Lücke zwischen klassischem Heavy Metal und L.A.-mäßiger Posermucke. Das Ganze funktioniert dann auch erstaunlich gut. Hier werden Freunde von THUNDERHEAD und GUN BARREL genauso bedient wie Supporter von BULLET, HARDCORE SUPERSTAR oder alten MÖTLEY CRÜE. Die Chose wird dann mit recht eingängigen Refrains und eine Prise punkiger Rotzigkeit garniert. Sänger Pierre gehört zwar (noch) nicht zu den ganz Großen seiner Zunft, jedoch weiß er seine Stimme recht geschickt einzusetzen. Das größte Plus von HELLDORADOS sind die meist gelungen Hooklines. Songs wie die quasi Bandhymne „Never Gonna Stop“, das treibende „Go To Hell“ oder die neue Hymne der Occupy-Bewegung „Double Dealer“ bekommt man nicht mehr aus dem Kopf. Die beiden ruhigen Nummern „Gone“ und „Changes“ hingegen tönen noch etwas beliebig. Aber Alles in Allem ist den HELLDORADOS ein gutes Debutalbum gelungen, dessen energetische Songs im Livekontext sicherlich noch mehr Druck aufbauen werden. Produzentenlegende Frank Bornemann hat den Schwaben dann auch noch einen druckvollen und transparenten Sound verpasst. Es gibt also wenig Gründe warum man dieses Album nicht antesten sollte, zumal es für nen 10er im Elektrogroßmarkt deines Vertrauens zu haben sein dürfte.
Die drei Thüringer von BIG EDEN sind seit 2005 als Band aktiv und haben seitdem schon in ganz Deutschland gespielt und bei diversen lokalen Band-Contests die vorderen Plätze abgeräumt. „Side By Side“ ist ihr zweites Studioalbum, und auf diesem präsentieren sie 15 Songs (plus Bonus-Track) lang ihren typischen Sound: melodischen, dreckigen Punkrock mit gelegentlichen Ska-Einflüssen. Geht es mit dem Opener „What Are You Waiting For“ noch relativ verhalten los, wird beim folgenden Titelsong gleich mal ein Zacken zugelegt. Das steht ihnen gut, und so wird auch im Folgenden immer mal wieder aufs Gaspedal getreten. Daraus ergibt sich am Ende eine vielseitige Mischung, die trotzdem einen Band-eigenen Sound erkennen lässt. Wer besonders die Ska-Parts fürchtet, dem sei gesagt, dass BIG EDEN komplett Bläser-frei zur Sache gehen und sich mit z. B. „All Bad Times“ oder „Destruction“ gerade hinter den Stücken, die in die oft gescholtene Sparte Ska-Punk fallen, mit die stärksten Songs des Albums verbergen. Klar, der Sound könnte insgesamt dicker, differenzierter und ausgewogener sein, aber dass hier kein fettes Plattenlabel im Hintergrund steht, darf man ja ruhig hören. Was man aber auch hört: Dass die Jungs ein gutes Händchen für eingängige Songs und Mitgröl-Refrains, aber auch ordentlich Energie im Allerwertesten haben. Auch wenn sie mit „Side By Side“ das Rad nicht neu erfunden haben, was sicherlich auch nicht ihre Absicht war, macht diese sympathische Scheibe von vorne bis hinten großen Spaß und Lust darauf, die Band einmal live zu sehen.
Die Truppe aus Indianapolis gibt als Einflüsse unter Anderem Frank Zappa, PINK FLOYD, VAN DER GRAAF GENERATOR und Danny Elfman an, was DWELLERS schon nominell nicht gerade für den Durchschnittsmetaller verträglich macht. Und so ist es dann auch: die zwar sehr groovigen, teilweise psychedelischen, leicht jazzigen und auch gerne mal an Southern Rock-Größen der Marke LYNYRD SKYNYRD erinnernden Kompositionen besitzen zwar ein solide rockendes Fundament und lassen eine wirklich fähige Band erkennen, langweilen auf die Dauer aber mit ihrer trockenen Monotonie und vor Allem dem völlig uncharismatischen Gesang. Unterm Strich ist „Good Morning Harakiri“ eine zähe Angelegenheit; Stücke wie das halbwegs flotte „Black Bird“, das ebenfalls immerhin noch kurz und knackig gehaltene „Lightening Ritual“, aber vor Allem die beiden überlangen „Vultures“ und „Old Honey“ verführen eher zum gemütlichen Einschlafen denn zum staunenden Hörgenuss, was besonders hinsichtlich der angegebenen musikalischen Vorbilder enttäuschend ist. Da gab es schon bedeutend mitreißendere Aufgüsse alten Klangkulturguts. Weder Heiße Ratte noch Mutter Vom Atomherz.
Mit dem „777“-Zyklus (Teil drei erscheint noch in diesem Jahr) nähert sich die französische Band langsam aber sicher dem perfekten Wahnsinn an. Dass mein Kollege Wolfgang mit dem Nachfolger „The Desanctification“ nichts anfangen konnte, liegt da fast auf der Hand; schon frühere Alben wie „The Mystical Beast Of Rebellion“ oder „Odinist-The Destruction Of Reason By Illumination“ waren selbst im Black Metal-Genre nur für eine kleine Handvoll Klangverrückter ein Hochgenuss, der große Rest saß sprachlos da. „Sect(s)“ macht da keine Ausnahme: schon der gut achtminütige Opener „Epitome I“ (alle Stücke des Zyklus´ tragen ausschließlich diesen – durchnummerierten –Titel) durchläuft alle Facetten gleichermaßen düsterer wie anspruchsvoller Verneinungsschwärze und ist nur ein Puzzleteil in einem genial ausgetüftelten Gesamtbild. Je genauer man sich mit „Sect(s)“ befasst, desto mehr musikalische Details und Kabinettstückchen offenbaren sich dem Hörer, vorausgesetzt, er ergreift nicht allzu früh die Flucht. Ein mehr als gewöhnungsbedürftiges, langatmiges Werk wie „Memoria Vetusta II-Dialogue With The Stars“ würde mache pseudointellektuelle Möchtegern-Black Metal-Combo als Höhepunkt ihres Schaffens sehen, bei BLUT AUS NORD war es nur ein Schritt hin zu einem völlig eigenständigen Klangkosmos, der mit dem „777“-Mammutwerk seinen bisherigen Höhepunkt erlebt. Doppelbödig wäre untertrieben!
Man wird auch als altgedienter Fan und Kritiker immer wieder überrascht. Und wenn es, wie in diesem Fall, auch noch so positiv ist, dann umso besser. Als erstes fällt auf, dass BURNING SHADOWS ihre Eigenpressung mit einem Werk von Altmeister J.P. Fournier (u.A. Cover für EDGUY, PHARAOH, BLASPHEME, STEEL ATTACK und viele mehr) haben veredeln lassen. Das Info dann verspricht eine Mischung aus alten Meistern, wie IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST und Euro Melodic Metal à la BLIND GUARDIAN, RHAPSODY oder GAMMA RAY. So weit, so nix besonderes. Auch das klassische Intro ist noch nichts aufregendes. Was aber dann folgt, lässt den Puls des wahren Metal Fans nach oben schnellen. Mitnichten nämlich die millionste Helloween-Kopie, sondern ein episch-kauziges US Metalfeuerwerk der Sonderklasse. Hat das Hirn erst einmal registriert, dass es eben keinen Melodic Metal von der Stange zu hören gibt, lassen sich Parallen zu Bands wie SKULLVIEW (weniger) und SLOUGH FEG (mehr) ausmachen. Zwischen den 11 Songs auf „Gather, Darkness!“, welches konzeptionell auf einem Buch von Fritz Leiber basiert, gibt es keine Pausen, alles ist im Fluß und nimmt den Hörer mit auf eine Reise. Dadurch, dass die Songs inhaltlich wie musikalisch zusammenhängen, wirkt das ganze Album sehr kompakt und die 45 Minuten gehen vorbei wie im Fluge. Die kauzigen Melodien muten bei erstmaligem Hören etwas sperrig an, fressen sich dann aber umso unerbittlicher in deine Gehörgänge und Hirnwindungen. BURNING SHADOWS ist ein erstklassiges US Metal Album gelungen, welches sich Fans dieser Musikrichtung sofort ins heimische Regal stellen sollten. Ich persönlich wäre stark dafür, dass die Jungs aus Washington zum nächsten KIT eingeflogen werden.
Die Ruhrpottler PSYCHOLOVE geben auf „Hardcore Rock 'n Roll“ so richtig Vollgas. Ihr punkiger Mix aus MOTÖRHEAD und ROSE TATTOO klingt nach Schweiß, Bier und Motorenöl. Da Ex-SODOM Klampfer Andy Brings hier seine Finger im Spiel hatte, sind auch Parallelen zu seinen TRACEELORDS auszumachen. Es wird schön schnörkellos nach vorne losgerockt und Verschnaufpausen gibt es nur wohl dosiert, es regiert hauptsächlich das Brett. Songs wie „A Prayer For Charlie“, „H-Bomb Boogie“ und „Fuck Me, I'm Famous“ sollten jeden Club und jede Party in Schwung bringen. Mit „Candlelight“ und „Deathrow Inn“ gibt es dann tatsächlich auch zwei ruhigere Stücke zu vernehmen, welche aber glücklicherweise recht kitschbefreit daherkommen. PSYCHOLOVE bedienen zwar sämtliche Rock 'n Roll-Klischees, bieten selbige aber mit einer gehörigen Portion Selbstironie dar. „Hardcore Rock 'n Roll“ hält im Endeffekt genau das, was der Titel verspricht. Rock on!!!
„His allseeing spy-glass is aiming at the sea; no mariner has the slightest chance to flee; his crystal-ball revealing where he has to steer; he fights the covered evil without fear; oh, the privateer.“ Selbige Textzeile stammt nicht von den hier zu besprechenden THE PRIVATEER, sondern von den Ur-Vätern aller Metaller-Piraten RUNNING WILD, aus einer Zeit, da diese noch musikalische Relevanz besaßen. Nachdem ja nun schon einige Bands versuchen, das Erbe RUNNING WILD's mehr oder weniger erfolgreich fortzusetzen, probieren es nun THE PRIVATEER mit einer Mischung aus Schunkelmetal, ein bissi Folk und maritimen Melodien. Das klingt leider eher nach kraftlosen TURISAS denn nach RUNNING WILD in ihrer Hochphase. Der Wechsel zwischen (austauschbarem) Cleangesang und (noch austauschbarerem) Böse-Buben-Growls plus weiblichem Gesäusel im Hintergrund lockt weder meine Katzen noch irgendeinen Hund hinter dem Ofen (oder in meinem Fall hinter dem Fernseher) hervor. Für Piraten klingen THE PRIVATEER erschreckend kraft- und saftlos. Ich fürchte die Herrschaften müssen noch ein paar Runden auf der „Gorch Fock“ drehen, bevor sie reif für die „Black Pearl“ werden. Ich zieh' mir jetzt erstmal „The Privateer“ von RUNNING WILD rein.
Das österreichisch / holländische Konglomerat INSANITY ALERT ballert einem in knapp 12 Minuten 6 knackig-kurze Crossover Thrash Knaller um die Ohren, dass es eine wahre Freude ist. Eindeutig von Crossover Pionieren wie SUICIDAL TENDENCIES, S.O.D. und vor allem NUCLEAR ASSAULT inspiriert, holzen sich INSANITY ALERT durch ihr Programm. Unnötige Füllparts gibt es keine. Die Songs erreichen meist nicht einmal die 2 Minuten Marke. Textlich geht es um Zombies, Gras rauchen und um Thrash Metal und dessen gesellschaftliche Relevanz. Good ol' violent fun eben...;-) Das abschließende „Run To The Pit“ entpuppt sich als runtergerotzte Thrash Version von Maiden's „Run To The Hills“ mit neuem Text. 12 Minuten macht das durchaus Spaß, bin aber gespannt, ob es INSANITY ALERT schaffen, das Ganze auch über die Distanz eines Longplayers spannend zu gestalten.