Review:

Misplaced Cildhood

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Es war ein ziemlich warmer Sommer im Jahr 1985 und ein Song avancierte zum großen Hit in ganz Europa "Kayleigh".
Der Song war nach einem Mädel benannt, einer verflossene Jugendliebe die FISH, dem damaligen Sänger von MARILLION die hier auf so beeindruckende und mitreißende Art besungen wurde. Den Track kennt eigentlich jeder, findet sich auf zig 80er Jahre Samplern, wurde zum größten Singleerfolg der Band erwies sich aber auch lange als eine Art Fluch, denn die breite Masse hat MARILLION danach ständig an diesem Song gemessen bzw. auf den nachfolgenden Werken weitere solche Hammertracks erwartet.

Das dazugehörige Album MISPLACED CHILDHOOD ist ebenfalls bis heute zum meistverkauftesten Album der Band geworden, konnte aber vom Bekanntheitsgrad leider nicht so ganz durchstarten wie diese Single. MISPLACED CHILDHOOD ist ein Konzeptalbum durch und durch und war alleine schon deshalb, betrachtet man die damalige Zeit, im Gegensatz zu heute, schon recht ungewöhnlich. Das Album besteht, wenn man es ganz genau nimmt aus nur einem einzigen Track Misplaced Childhood, der dann wiederum in verschiedene Untertitel aufgeteilt ist. Diese Geschichte um die Auseinandersetzung der zurückliegenden Kindheit, die von Fish hier mit seinen wunderbar subtilen Lyrics verarbeitet wird, ist musikalisch hervorragend mit vielen Details von der gesamten Band umgesetzt worden. Die voluminösen sowie sphärischen Keyboardklänge von Mark Kelly sowie die singenden Gitarren sowie packenden Solos von Steve Rothery lassen den Hörer in eine andere Welt abtauchen. Betont wird der Zusammenhang der einzelnen Songs einerseits durch die authentischen Texte aber auch andererseits durch die ineinander fließenden Übergänge, z.B. von "Kayleigh" zu "Lavender" oder von "Childhoods End" zu "White Feather".

Das Konzept von Misplaced Childhood ist sowohl gesanglich als auch instrumental absolut durchdacht, ausgereift und perfekt arrangiert. Hier kommen Emotionen mit nicht mehr aus dem Kopf zu bringenden Melodien mit viel Atmosphäre und ehrlichem Pathos zusammen, wobei sich Fishs mit seinem einzigartigen Gesangsstil durch die verschiedenen Seelenzustände wie u.a. der Verliebtheit, Desillusion oder stumpfe Wut bis hin zur Eigenerkenntnis in "Childhoods End" hindurchkämpft. Es lohnt sich mit den Texten etwas näher auseinander zusetzen so noch weiter in die einzigartige Stimmung (die aber nie zu depressiv wird) dieses tollen Albums einzutauchen.

Marillion wurden damals von Kritikern oft mit PINK FLOYD (hab'’ich eigentlich nie verstanden!) oder GENESIS (kann man schon eher so sehen) verglichen und mußten sich dem Vorwurf des schlichten Plagiats immer zu unrecht erwehren aber mit diesem Album hatten sie sich endlich freigeschwommen und selbst einen Klassiker geschaffen. Für mich sind zwar auch die früheren Alben "Script For A Jesters Tear" und "Fugazi" kleine Meisterwerke aber in der Gesamtheit können sie doch nicht ganz mit Misplaced Childhood mithalten, den hier erreichen die "alten" Marillion ihren Höhepunkt. Hier werden die Komplexität und Virtuosität der Vorgängerscheiben nochmals gesteigert und mit einer genialen Eingängigkeit verbunden, die ihres Gleichen sucht. Die gleichen Lobeshymnen muß man übrigends auch dem Macher des überragenden Coverartworks, bescheinigen. Für den Neoprogrock stellt "Misplaced Childhood" mit seiner transparent packenden Produktion schlicht und einfach eines der wichtigsten und herausragensten Werke dar. Dies gilt auch für MARILLION als Band selbst während er Fish-Ära danach ging es leider stetig etwas bergab und endete schließlich 1989 mit dem Ausstieg des schottischen Hünen sowie den Aufbruch in teilweise gänzlich neue musikalische Stilrichtungen bzw. Dimensionen.

Misplaced Cildhood


Cover - Misplaced Cildhood Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 48:12 ()
Label:
Vertrieb:
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Unweaving The Rainbow

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Mit Superlativen sollte man ja immer etwas vorsichtiger umgehen aber bei der vorliegenden CD von FRAMESHIFT, ein neues Progressive-Rock-Projekt, das unter Hauptfederführung von Multiinstrumentalist Henning Pauly (CHAIN) entstand und wofür er als Vocalisten keinen geringeren als "Meistersänger" James LaBrie (DREAM THEATER) dazu gewinnen konnte, muß es ganz einfach mal wieder sein: Gegen Ende des eines musikalisch ereignisreichen Jahres 2003 kommt mit "Unweaving The Rainbow" quasi im Schlußspurt noch ein Progmetalhammer erster Kajüte und der absoluten der Kategorie Album des Jahres heraus, da kann auch die neue Scheibe von DT (leider) nicht ganz mithalten. Im Gegenteil FRAMESHIFT kann mit einem äußerst filigran-eingängigen Stil fast nahtlos an das legendäre "Images & Words" Werk der New Yorker anknüpfen und bietet 80 Minuten feinsten ProgressiveRock-Metal modernster Prägung mit zeitlosen Melodien. Ein zweites "Pull Me Under" gibt’s natürlich nicht aber einen legitimen Nachfolger von "Surrounded" ist mit "La Mer" und einer Hookline für die Ewigkeit durchaus gefunden. Wir hatten ja auf MI bereits vorab ohne die Musik überhaupt zu kennen im September ein ausführliches Interview mit Henning gemacht und waren dadurch schon sehr gespannt aber die CD übertrifft die kühnsten Erwartungen. Die Songs sind La Brie perfekt auf den Leib geschrieben und zeigen einige neue Facetten dieser genialen Stimme, er klingt irgendwie befreiter als bei seiner Stammkapelle und man hört den Spaß bei jeder gesungenen Note heraus. Die Stimme führt bzw. trägt alle 15 Titel spielerisch leicht. Elemente von modernem Metal mit klassischen progressiv rock Parts werden mit Filmmusikartigen Songstrukturen ("Above The Grass 2") verbunden, so daß ein genialer Mix aus in erster Linie super heavymäßigen sowie balladesken Tracks, die außerdem mit einigen opulenten Orchesterteilen arrangiert sowie diesen göttlich, eingängigen Refrains versehen sind, entstanden ist. Epische Passagen wie u.a. bei dem monumentalen "Message From A Mountain" wechseln sich ab mit härteren Riffs ("Spiders"), Hammondorgelsounds röhren liefern sich rasante Duelle zusammen mit "normalen" Keys und ein wuchtiger Drumsound sorgt für ein Übriges. "Unweaving the Rainbow" ist zwar ein Konzeptalbum kommt jedoch ohne reine Instrumentalstücke aus. Es wird keine einzelne Geschichte erzählt sondern das gemeinsame (Über-)Konzept verbindet alle Songs, denn dieses Album beschäftigt sich mit evolutionären Theorien, jeder der Songs basiert auf einem Kapitel aus einem der Bücher von Richard Dawkins, einem der meist respektierten modernen neo-darwinistischen Authoren. Henning Pauly hat die meiste Songs alleine geschrieben, wobei einige Lieder mit Nik Guadagnoli entstanden sind sowie ein Chorus von Stephan Kernbach (von CHAIN und jetzt auch TRANSMISSION) stammt. James war beim Schreiben der Gesangsmelodien ebenfalls beteiligt. Die Texte wurden von Matt Cash und Pauly geschrieben. Besonders erwähnenswert sind noch einige über das Album verstreute tolle Chorpassagen mit YES-artigen Ausprägungen im Stile der 901525 Phase u.a. herausragend bei "Nice Guys Finish First". Hier gibt’s genau das "richtige" will sagen ausgewogene Verhältnis zwischen Technik & Songs, Tiefe & Emotionen z.B. das leicht folkige "Your Eyes" oder fast schon mit einem popigen Refrain versehene "Off The Ground", nicht zu flach aber trotzdem gefühlvoll und mit einer Weite ausgestatte Songs, die den Zuhörer abtauchen lassen in den abwechslungsreichen Musikkosmos von FRAMESHIFT– sensationell gemacht. Genreübergreifend werden hier alle Rockfans bedient und wenn diese CD kein Erfolg wird dann weiß ich auch nicht. Also macht euch auf die Socken, damit "Unweaving The Rainbow" so schnell wie möglich zur aktuellen Lieblingsscheibe mutiert, denn daß passiert - garantiert!!

Unweaving The Rainbow


Cover - Unweaving The Rainbow Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 15
Länge: 79:30 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Yesspeak

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Mein persönliches MI Jubiläum - denn hiermit fabriziere ich doch tatsächlich mein Review Nummer 250 und da muß natürlich auch was besonderes her. Als die Dinosaurier des Progressive (Art-) Rocks kann man YES mit Goldkelchen Jon Anderson, Keyboarder Rick Wakeman, Bassist Chris Squire, Gitarrist Steve Howe sowie Drummer Alan White ganz ohne Zweifel bezeichnen, die Historie der Band wurde mit dem letzten Album erfolgreich fortgesetzt und momentan scheint man wiedereinmal als die "ultimative" Besetzung wiedervereint zu sein. Als beeindruckendes Ergebnis dieser Reunion ist nun eine aufwendige Doppel-DVD YES "Yes-Speak (35th Anniversary)" die während der "Full Circle"-Europatour 2003 aufgenommen wurde, herausgekommen. Der über dreistündige Konzertfilm beweist eindeutig, daß diese Formation auch im 35. Jahr (!) ihres Bestehens noch größere Fanscharen, die nicht nur aus vierzigjährigen Progies bestehen, mit ihrer Musik bewegen und sogar begeistern kann. Diese faszinierende Aufnahmen aus dem Jubiläumsjahr bieten einen umfassenden Einblick in die Welt von YES, den Konzertalltag aber auch die privaten Seiten dieser großartigen Instrumentalisten, einige humorvolle Anekdoten fehlen ebenfalls nicht. Rein äußerlich sehen die Jungs mit ihren wallenden und bunten Gewändern zwar aus wie vom letzten Esoterikseminar von Thomas Anders ("Es fährt ein Zug nach nirgendwo") entsprungen aber musikalisch gibt’s hier nichts zu kritisieren, die hohe Kunst der Improvisation und dabei trotzdem noch gute Songs mit erkennbaren Melodien zu spielen, beherrscht diese Legende perfekt. Zu Progressive-Symphonikrock Hochzeiten also zu Beginn der 70er-Jahre waren YES die führend Band in diesem Genre, dicht gefolgt von solchen Größen GENESIS sowie EMERSON, LAKE & PALMER. Mit ihrem unvergleichlichen Mix aus Rock- und Klassikelementen wurde die Gruppe auch zu einer Institution des Stadionrock und hat diesen Begriff überhaupt erst geprägt. Die Bandgeschichte, die von Anfang an stets mit vielen persönlichen Differenzen und damit einigen Besetzungswechseln geprägt war, was aber aufgrund der stark egozentrisch veranlagten Musiker aber auch nicht verwundert, wird hier auf der DVD zumindestens teilweise mitabgearbeitet. Auf einige der Gründe für die häufigen Wechsel wird im Film auch eingegangen außerdem gibt es interessante Aussagen zu den 80er Jahren, als Progressive Rock keinem mehr hinter dem Ofen vorlockte und sich YES in einer tiefen Krise befanden, die erst mit der 1983er "90125" Platte (u.a. mit "Owner Of A Lonely Heart") überwunden wurde. Leider ist von diesem genialen Werk kein einziger Track enthalten, wobei es so zu sein scheint, als wäre der Band selber, heute im Nachhinein, dieses Material zu mainstreamig bzw. geradlinig rockig (stellenweise gar popig) ausgefallen, was aber leider etwas schade ist. Die aktuelle Comebackphase von YES, die in den späten 90ern begann, ist daher eher als eine Fortführung der Bandphase der späten 70er-Jahre zu betrachten. Die unterschiedlichen Persönlichkeiten und Ideen, der musikalische Stilmix, die Bündelung aller kreativen Ströme zu einem einheitlichen Ganzen - all dies macht Yes zu etwas Besonderem. Kein Geringerer als Roger Daltrey (THE WHO) trägt mit dramatischer Stimme die Textpassagen aus dem Hintergrund vor. Interessanter sind aber die persönlichen Erzählungen der Musiker selbst, die einen Großteil von Yes-Speak ausmachen. So erzählen Jon Anderson & Chris Squire beispielsweise, wie der Bandname entstanden ist und Steve Howe berichtet von seiner Liebe zu seiner Gibson Gitarre, die so weit ging, dass er sie mit ins Bett nahm und für sie ein eigenes Flugticket kaufte, damit sie nicht im Frachtraum beschädigt werden konnte. Neben der Filmdokumentation ist auch ein zweieinhalbstündiges Liveset als Audio CD enthalten, bei der Fotos des Auftrittes wie in einer Diashow auf dem Bildschirm mitlaufen. Zu dem in zehn Kapitel unterteilten Film kann man sich Untertitel in Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch auswählen, ein Booklet gibt es allerdings leider nicht. So bietet "Yesspeak" nach den vielen Tourneen der letzten Jahre pünktlich zum 35-jährigen Geburtstag eine perfekte Rückschau und gleichzeitig Art Zwischenbilanz, die durchaus auf die Zukunft blickt, denn die Jungs wollen auch weiterhin auf Tour gehen und neue Alben aufnehmen.



Tracklist:



SIBERIAN KHATRU

MAGNIFICATION

DON´T KILL THE WHALE

IN THE PRESENCE OF

WE HAVE HEAVEN

SOUTH SIDE OF THE SKY

AND YOU AND I

TO BE OVER/CLAP SHOW ME

RICK WAKEMAN SOLO

HEART OF THE SUNRISE

LONG DISTANCE RUNAROUND

THE FISH

AWAKEN

I´VE SEEN ALL GOOD PEOPLE

ROUNDABOUT

YOURS IS NO DISGRACE

NO OPPORTUNITY NECESSARY, NO

EXPERIENCE NEEDED


Yesspeak


Cover - Yesspeak Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 18
Länge: 300:40 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Moving Pictures

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Während andere Bands ihre Energien für diverse Besetzungswechsel, "künstlerische" Eskapaden und handfeste Skandale verschwendet haben, steckten RUSH jede Mark in die Musik und keine Mark in die Werbung… ok, Scherz beiseite: es gibt auf der ganzen Welt keine(!!!) Andere Band, die so konstant (30 Jahre) auf derart überragendem Level musiziert und es schafft, mit jedem Album einen Meilenstein der Rockgeschichte zu fabrizieren. Dass dabei oftmals behauptet wird, die drei Kanadier können kaum irdischer Abstammung sein, belegt das 1981er Album "Moving Pictures" sehr gut, nennen es viele Fans als ihren Favoriten im beeindrucken Schaffen der Jungs. Ob man diese Ansicht teilen muss, ist fraglich; Fakt ist jedoch, dass diese Scheibe den stilistischen Querschnitt der Band sehr gut repräsentiert und von der ersten bis zur letzten Sekunde mit Jahrhunderthits gespickt ist, die fast alle ("The Camera Eye" ist, soweit ich weiß, gerne vernachlässigt worden) irgendwann in diversen Livesets der Drei aufgetaucht sind. "Tom Sawyer" (megageil), "Red Barchetta" (endgeil), das mit einem Grammy ausgezeichnete und auf einem Morsecode basierende "YYZ" (schweinegeil), das unglaublich melodische "Limelight" (mordsgeil), das überlange "The Camera Eye" (hammergeil), der riff, - und keyboardorgiastische Kracher "Witch Hunt" (arschgeil) und das verspielte, leicht psychedelische "Vital Signs" (knattergeil) sind Lehrstunden in Sachen Rockmusik, unübertroffen und in ihrer Genialität und definitiv unerreicht. Jede andere Band, die sich entschlossen hat, progressive und anspruchsvolle Musik zu machen und jeder Fan, der genau so etwas gerne hört, aufsaugt, verschlingt und absorbiert, hat "Moving Pictures" (dessen Coverartwork –von Hugh Syme- übrigens eine witzige Umsetzung des Albumtitels parat hält) neben gut 20 anderen RUSH-Alben in seinem Wohnzimmer-Tabernakel stehen. Perfekt ist nichts auf der Welt, aber hier waren die Jungs so nah dran wie möglich!

Moving Pictures


Cover - Moving Pictures Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 40:4 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

A Different Point Of You

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Zugegeben, ich hab' mich diesmal richtig schwer getan mit dem aktuellen Werk "A Different Point Of You" der Mannheimer Formation ALIAS EYE. Klar, auch beim Vorgänger "Field Of Names" gab es einen gewissen "Einhörungsbedarf" und als Progfan ist man ja eigentlich auch daran gewöhnt - trotzdem die Jungs haben so einen irren Mix aus verschiedensten Stilen, Rythmen und Sounds fabriziert, daß man sich zunächst (aber nur fast) schon irgendwo erschlagen, ob so vieler musikalischer Vielfalt vorkam. Von dem hervorragenden Coverartwork von Mattias Noren (war u.a. bisher für ARENA, EVERGREY oder Arjen Anthony Lucassen's STAR ONE erfolgreich tätig), der auch gleich die Homepage der Band re-designed hat (sollte man sich unbedingt mal antun) war ich allerdings gleich begeistert, ist wirklich toll geworden und entschädigt für so manche lieblose Cover der letzten Zeit.

Wie gesagt, findet man sich etwas besser in die Songs hinein, bekommt der Hörer wunderbaren Art Progrock der absolut gehobenen Güteklasse geboten. Was aber eigentlich noch positiver ist, wenn auch nicht allesentscheidend- ALIAS EYE haben anscheinend ihren ganz eigenen musikalischen Stil gefunden, der sich mit keiner mir bekannten Band irgendwie vergleichen läßt. Die neun Tracks auf dieser CD sind mit einer ungeheuren Intensität ausgestattet, wobei jeder einzelne seine ganz ureigene Charakteristik und ein stets wechselndes Klangbild mit unterschiedlichsten Rhythmen bzw. Stimmungen bietet. Natürlich nach wie vor prägend für den Sound der Band bildet die überragende Stimme von Philip Griffiths den vordergründigen Überbau für das Ganze aber bei näherem Hinhören zeigt sich auch die Instrumentenfraktion um einiges reifer bzw. mutiger und gehen auf "A Different Point Of You" jetzt noch viel mehr aus sich heraus. Hier zeigt sich eindrucksvoll daß Eingängigkeit und Harmonie nicht im Gegensatz zu anspruchsvollen Songs stehen müssen. Es fängt schon gut an mit "A Clown's Tale", ein Stück mit viel orientalischem Flair u.a. sind auch Sitar-Klänge miteingebaut, bei dem ein tolles Wechselspiel bei der Melodieführung zwischen relativ wuchtigen Gitarren und dem Tenorsaxophon (?) zu hören ist und geht weiter über das völlig anders geartete und ziemlich funkige mit Bläsersetzen versehene "Fake the right" bis hin zu dem Track "Your Other Way" mit seinen kanonartigen Chorgesängen, der sich im weiteren Verlauf in einen wahren "Prog-Tango" mit Akkordeonbegleitung verwandelt.

Es gibt viel interessantes zu entdecken im Mikrokosmos von Alias Eye als einer der Höhepunkte muß noch das wunderbar melodramatische "On the Frings" erwähnt werden, daß mit einer tollen Hook die leicht epischen und die instrumentalen Parts optimal miteinander verbindet. Als Raußchmeißer servieren uns die Jungs noch das relaxt-jazzige "Too Much Toulouse" mit einem irre lässig klimpernden Klavier sowie "Schneebesenpercussion", ein selbst für diese Formation recht ungewöhnlichen Song darstellt und der durch Phils ausdruckstarken Gesang erst seine wahre Klasse entfaltet. Artrock Progfans mit einem Faible für Melodie und Anspruch müssen bei "A Different Point Of You" ganz einfach zuschlagen.

A Different Point Of You


Cover - A Different Point Of You Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 51:8 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Moments

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Es bleibt aus aktuellem Anlass festzuhalten: Der ehemalige Ostblock marschiert in der letzten Zeit wieder verstärkt gen Westen auf - keine Angst dies ist natürlich rein musikalisch zu verstehen! Viele dieser talentierten Bands haben sich dabei erfreulicherweise vor allem dem Progmetal verschrieben wie auch in diesem Fall. PROSPECT nennt sich diese Kapelle aus Ljubljana (dies liegt in Slowenien) und die Jungs legen mit ihrem zweiten Output "Moments" ein sehr respektables Album auf den Tisch. Es muß an dieser Stelle auch nocheinmal an die wirklich hervorragende CD "Angelo Salutante" von STONEHENGE erinnert werden (siehe unser Review bei den Underdogs!). Zurück zum eigentlichen Thema PROSPECT - für Fans von SYMPHONY X (wobei eher ältere Werke maßgebend sind und nicht die letzte doch etwas schwächelnde CD!) MAGNITUDE NINE oder auch mit leichten Abstrichen PSYCHOTIC WALTZ als grobe Orientierung dürfte hier mehr als "nur" ein Reinhörtipp vorhanden sein. Die Bandwurzeln lagen ursprünglich zwar mal im reinen Heavy Metal (Judas Priest bzw. Iron Maiden) was sich in eher geringfügigen Ansätzen etwa bei den mehrstimmigen Gitarrenläufen oder einem leichten 80er Toch beim Riffing an sich ausdrückt aber durchaus nicht als negativ zu bewerten ist. Ganz im Gegenteil es bereichert den insgesamt äußerst melodischen Stil von PROSPECT durchaus. Progressiver Metal mit stellenweise wunderbar symphonischen Keyboardeinlagen (ohne daß hier typische Billig-Tralla-Sound diverser italienischer Powermetalbands herausgekramt wird!) kann hier über zehn Tracks lang auf unterhaltsame Art von hervorragenden Musikern rübergebracht ein Ausrufezeichen setzen. Besonders gelungen sind u.a. hervorragenden Instrumentalstücke "Orient Express" die (fast) ohne jeglichen Frickelfaktor, wie das so manche Bands des Genres leider immer mal wieder übertreiben, auskommen. Der Fünfer überzeugt auch beim Songwriting mit gekonnten Gesangs bzw. Spannungsbögen, vielen guten Ideen und Themenvarianten, die vermittelten Stimmungen passen gut zueinander und die Solis sind ebenfalls prägnant ohne aufgesetzt zu wirken. Der neue Sänger Simon Jovanovic (erinnert in den Höhen schon etwas an James LaBrie) )gehört zwar zur Kopfstimmenfraktion kann aber von wenigen "Kippern" durchaus eine solide Performance abzuliefern ohne einem auf Dauer auf den Zeiger zu gehen. Wie gesagt, hier agiert eine kompakte Einheit, wobei für mich mit Tastenmann & Musiklehrer in einer Person Rok Plestenjak mit wohltuend unaufdringlichen aber trotzdem akzentuierten Keyboardelementen (man höre nur mal "Unspoken") noch etwas stärker herausragt. Einzig der stellenweise etwas scheppernde bzw. dünne Drumsound auf meiner Promo tut dem Hörerlebnis einen gewissen Abbruch. Die Songhighlights sind für mich "Living In Silence" bzw. "Jaded Son" - ansonsten Daumen hoch für PROSPECT, die Band hat mit "Moments" viel Potential gezeigt und sollte mit noch ein klein wenig stärkerer Betonung auf die bereits vorhandenen eigenen Trademarks (die technischen Fähigkeiten sind dabei unbestritten) in einem hart umkämpften Markt auch eine Chance haben. Hier wird sich auf Dauer aber wahrscheinlich nur der Originellste durchsetzen können.

Moments


Cover - Moments Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 50:8 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The August Engine

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Diese Band ist eigentlich mehr ein Projekt von John Cobbett (SLOUGH FEG, LUDICRA, AMBER ASYLUM), der einige talentierte Musiker um sich geschart hat. Bereits seit den 90er Jahren existent, anfangs unter dem Namen UNHOLY CADAVER, brachte es die Truppe auf bisher einen Longplayer im Jahre 2000. Und den Projektcharakter hört man "The August Engine" an, denn das Album ist alles andere als für den Ottonormalmetaller geeignet. Selbst eingefleischte Proggies haben an dem sehr schwer einzuordnenden Stil des Quintetts ihre Nuss zu knacken, soviel ist sicher. Die irgendwo zwischen klassischem US Power Metal, Wahnsinnsgefrickel (WATCHTOWER, SIEGES EVEN) und PINK FLOYD-ähnlichen Soundgefilden angesiedelte Musik macht den Einstieg enorm schwer. Selbst nach 20 Durchläufen will sich keine erkennbare Struktur einstellen, obwohl alle Mitglieder eine enorme Spielfreude an den Tag legen. Irgendwann ist die CD durchgelaufen, man kann sich aber so richtig an nichts mehr erinnern, was dort gerade ablief. Die Vocals teilen sich alle Herr, - und Frauschaften brüder/schwesterlich, was zwar Abwechslung garantieren soll, sich aber im Wust der wirr aneinandergereihten Songideen verliert. Rein objektiv ist das Album nicht schlecht, und ein Song wie das anscheinend an die oben genannten PINK FLOYD angelehnte "Insect" kommt gut an, aber der Gros des Materials ist zu undurchschaubar, sperrig und experimentell. Leute, die musikalisch gesehen auf die berühmten drei ??? abfahren, sollten "The August Engine" jedoch als Pflichtkauf betrachten!

The August Engine


Cover - The August Engine Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 44:28 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

City Of Dis

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Dis. Das vierte Kreuz im Bunde. Oftmals ein Garant für verwirrte Musiker und dementsprechend chaotische Arrangements, die vom Komponisten wohl nur seltenst so gewollt wurden. Dem gemeinen Schulorchester haben THE MASS aber einiges voraus, E-Dur regiert auch nicht und vielleicht steht der Titel doch eher für die prägnanten Disharmonien. Und genau denen haben sich THE MASS unter anderem verschrieben. Hochgradig komplexe Musik im weiten Feld der FANTOMAS Riege, die kaum in Worte zu fassen ist. Verquere Rhythmen, synkopisch und von Tempiwechseln verseucht zeichnen das Bild einer Band, die wohl mit jeder anderen Musik unterfordert wäre. Und somit zwangsläufig beinahe jeden Hörer überfordern werden. Wem die technisch perfekten Strukturen zwischen Saxophon und Rock, mit Death Metal oder Easy Listening Passagen geschmückt, zumindest jetzt das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen: Genau für euch paar Leute wurde diese Musik gemacht. Oft zu hören bekommt man solch musikalische Anarchie nicht. Groß!

City Of Dis


Cover - City Of Dis Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 41:22 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Rush In Rio

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Mit "Different Stages" erschien 1998 bereits schon einmal ein (überragendes) RUSH-3-CD-Live-Album, was gleich zu Beginn die Frage gestattet, ob ein weiteres Produkt dieser Art in Ordnung geht, zumal das geniale Trio zwischen diesen beiden Releases erst ein einziges Studioalbum hat verstreichen lassen. Die Antwort lautet ganz klar: ja!!! Zwar deckt sich die Setlist von "RUSH In Rio" zu ca. 80% mit der von "Different Stages", aber war das 98’er Werk noch eine Zusammenstellung einer ganzen Tour (plus einem alten Gig), so ist das neue Meisterwerk die Momentaufnahme eines einzelnen Konzertes (im November 2002) vor etwa 40000 Leuten. Außerdem ist diese 3-CD ein "Nebenprodukt" der demnächst erscheinenden DVD und wurde aufgrund des brillanten Sounds einfach ausgekoppelt. Damit steht ein Fazit bereits fest: jeder RUSH-Fan benötigt nur eine der beiden Varianten dieser Mordsshow in seinem Regal und die Wahl sollte sich jeder Angesprochene sehr gut überlegen!!! Kommen wir zu den Fakten und die gelten jetzt erst einmal für die Audio-Version… RUSH sind die technisch beste Band der Welt und haben bis auf ganz, ganz, ganz wenige Ausnahmen nur Stücke und Alben für die Ewigkeit geschrieben. Da ist es nur logisch, dass hier, wie auch auf allen anderen Live-Alben der Band, der eine oder andere Fan einen Liebling vermissen wird. Ich für meinen Teil hätte mich noch über Masturbationshilfen wie "Jacob’s Ladder", "Subdivisions", "Red Barchetta" oder "Xanadu" mächtig gefreut, aber man kann nun mal nicht alles haben. Die vorhandenen 29(!!!) Songs des Rio-Gigs liegen allesamt in soundtechnisch überragenden Versionen vor, nachzuhören beim Opener "Tom Sawyer" (das Publikum ist lauter als die Band), "Distant Early Warning", "Roll The Bones" (mit Rap-Einlage), "Earthshine" (Gänsehaut pur), "The Pass" (einfach wundervoll), "Red Sector A" (arschgeil) "La Villa Strangiato" (mit coolem Gejaule von Alex Lifeson), dem jazzigen Instrumental-Intermezzo "O Baterista" ( Neil Peart ist nicht von dieser Welt!) oder dem (leider nicht kompletten) "2112" (Science Fiction-Metaller, wo seid Ihr???). JEDER Song ist ein Klassiker und gehört zu den besten Rock-Stücken aller Zeiten! Am Ende der dritten CD gibt es noch zwei nur auf dem Audio-Release erhältliche Stücke, nämlich "Between Sun & Moon" und "Vital Signs", die nicht in Rio, sondern in Nordamerika mitgeschnitten und nicht nachbearbeitet wurden. "RUSH In Rio" ist ein über zweieinhalbstündiger Höhepunkt der Rockgeschichte und deklassiert so ziemlich alle anderen Bands, die jemals Musik gemacht haben. Die Atmosphäre (die sogar noch einen Tick besser ist als auf allen anderen RUSH-Live-Alben, weil das Publikum beim Mix stärker einbezogen wurde) ist unglaublich, die drei Kanadier spielen sich in einen wahren Rausch und ich für meinen Teil fange vor der Anlage gleich an zu heulen…

Rush In Rio


Cover - Rush In Rio Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 31
Länge: 173:32 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Winter´s Edge

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Bereits von vielen Progies inklusive meiner Wenigkeit mit einiger Vorfreude erwartet, haben POOR GENETIC MATERIAL (PGM) jetzt den Nachfolger des bereits exquisiten "Leap Into Fall" auf den Weg gebracht: "Winter’s Edge" heißt das neue Werk und man kann die Scheibe ohne Übertreibung als konsequente Weiterentwicklung des bisherigen Bandschaffens, inklusive einiger deutlich hörbaren Erweiterungen im Klangspektrum, ansehen. Keine Angst, der scheinbar düstere Titel (die Band hat jetzt übrigends fast alle Jahreszeiten in ihren Albumtiteln durch) täuscht vielleicht auf den ersten Blick etwas aber glücklicherweise ist hier keinerlei Deprimucke zu erwarten, im Gegenteil PGM lassen es zwar spieltechnisch ziemlich locker bzw. relaxt angehen und haben trotzdem an Tiefe im Ausdruck gewonnen. Als modernen Artrock wollen die Jungs um ihren Leadsinger Phil Griffiths (u.a. auch erfolgreicher Vocalist bei ALIAS EYES) ihre Musik verstanden wissen und dies kann man durchaus so sehen, werden hier doch stets etwas melancholisch gehaltene progige Instrumental-Parts mit sehr gefühlvollen, sphärischen Elementen und typische (Neo) Prog-Rock Strukturen stilvoll miteinander verbunden. Besonders auffällig diesmal - die Gitarre ("Saitenzupfer" Stefan Glomb hat sich hier am deutlichsten weiterentwickelt) ist erfreulicherweise noch prägnanter in den Blickpunkt gerückt worden. Auf Album Nummero fünft wird erfolgreich die Metamorphose zur richtigen Band vollzogen, die Songs klingen noch gewachsener und etwas weniger konstruiert, ja stellenweise sogar mit einer gewissen Leichtigkeit - will sagen einfach weniger angestrengt. Die herausragenden Tracks sind für mich der megastarke Opener "Sharp Bends Sudden Crests" mit einem tollen Spannungsbogen bis hin zu dem fast sehnlichst erwarteten Refrain sowie die besonders akzentuierten beinahe schon punchigen Schlagzeugsound (dies könnte ruhig auch noch öfter so der Fall sein!) und natürlich das epische "Whitescape", daß durch besonders gelungene Arrangements besticht. Einzig bei "Winter’s Edge Part I" verzetteln sich die Jungs für meinen Geschmack stellenweise etwas, der Song hat zwar einige wunderbare Instrumentalparts aber irgendwie fehlt mir der mitreisende Zusammenhang und so kommt alles etwas zäh rüber. Weiterhin besonders positiv noch zu erwähnen bleibt "Nuage Bleu" eine Art Klangcollage mit Gesang und spitzenmäßiger Akustikgitarre - jawoll so muß intelligente Musik ohne zuviel Kopflastigkeit einfach klingen! Das von mir zuletzt noch bemängelte Coverartwork ist diesesmal ebenfalls wesentlich besser ausgefallen und so paßt auch die Optik zum hochwertigen Inhalt. Beinhaltete der Vorgänger "Leap Into Fall" vordergründig doch die etwas eingängigeren Kompositionen ist nun "Winter’s Edge" doch deutlich experimenteller ausgefallen freilich ohne deshalb weniger gut zu sein aber halt einfach anders. Egal, den wahren Progfans wird dies wahrscheinlich so eher noch besser gefallen wobei aber Fans ausdrucksstarker Rockmusik durchaus ebenfalls mal reinhören sollten.

Winter´s Edge


Cover - Winter´s Edge Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 64:23 ()
Label:
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