Review:

Where Mountains Hide

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SOMETIME IN FEBRUARY legen mit ihrem aktuellen Album "Where Mountains Hide" ihr Full Length Debüt vor und das weiß gleich zu begeistern. Die rein instrumentale Musik des Trios aus Carolina überzeugt mit einem hohem handwerklichen Niveau, ohne dabei die Kunst des Songwritings zu vergessen. Und so verkommt man nicht zu einer reinen "Musik-für-Musiker-Band", sondern begeistert mit abwechslungsreichen und hochmelodischen Lied-Skulpturen. Gegründet wurden SOMETIME IN FEBRUARY von Gitarrist Tristan Auman als Solo-Projekt bevor Drummer Scott Barber und Bassist Morgan Johnson als permanente Mitglieder einstiegen. 

Bereits der Albumtitel und das stimmungsvolle Cover geben einen Vorgeschmack auf die weiten und offenen Klangwelten hin, die sich innerhalb der zehn Tracks entfalten. Dabei sind die instrumentalen Fähigkeiten der Drei wirklich beeindruckend. Man zeigt sich inspiriert von modernem Metal wie BORN OF OSIRIS als auch von Instrumentalkollegen der Marke I BUILT THE SKY bis hin zu Fusion-Klängen und eher klassischem Prog der Marke DREAM THEATER. Dabei erschaffen SOMETIME IN FEBRUARY einige echte Perlen wie den flotten Opener "Palantir" oder das ruhig beginnende "Homeworld I: Green Mountain". Immer wieder entlockt Tristan Auman seinen sechs Saiten traumhafte Melodien und so entwickelt "Where Mountains Hide" einen wirklichen Suchtfaktor. Packen einen die Songs erst sanft am Schlafittchen, überwältigen sie spätestens beim dritten Hören voll und ganz.

SOMETIME IN FEBRUARY ist mit ihrem Debüt ein Werk gelungen, das musikalische Exzellenz mit ergreifenden Melodien verbindet. Auch wenn Instrumental-Musik oft mit einem Schattendasein leben muss, darf man gespannt sein, was diese junge Truppe in Zukunft noch zustande bringt. Mit "Where Mountains Hide" ist schon mal ein starkes Ausrufezeichen gesetzt.

 

 

 

Where Mountains Hide


Cover - Where Mountains Hide Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 43:33 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Liveforms: An Evening with Haken

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HAKEN, die Londoner Progressive Metaler, legen mit "Liveforms: An Evening with Haken" ihr zweites Live-Album vor und feiern damit auch gleich ihren letzten Longplayer oder besser gleich ihre aufregende Karriere mit. 2007 gegründet und 7 Studioalben später hat sich die Band mit zur Speerspitze des Progressive Metals gemausert. Und da macht es durchaus Sinn, das mit Selbstbewusstsein zu feiern. Und das machen HAKEN mit einem fetten Live-Album. Und mit fett meine ich fett: 3 CDs mit einer Spielzeit von bummeligen 160 Minuten, 21 Songs und das ganze auch als Blu-ray DVD, damit man auch was fürs Auge hat.

Es war im September 2024 eine Art Heimkehr nach der Tour ins Londoner O2 Forum. Auf "Liveforms: An Evening With Haken" ist das gefeiert Heimspiel der Progressive Pioniere enthalten. Die Show wurde in zwei Teile gegliedert. Auf Set 1 wird das komplette "Fauna"-Album gespielt und auf Set 2 werden die Hits ihrer bewegten Laufbahn performt. Die Qualität der Veröffentlichung ist makellos und hochwertig. Sowohl Sound als auch Bildqualität und Schnitte sind sauber, klar, echt und nachvollziehbar. Der Klang der Instrumente, das filigrane Spiel der Protagonisten und dazu Ross Jennings klarer melodiöser Gesang - das alles kommt in ganzer Hülle und Fülle perfekt zur Geltung. Für HAKEN-Fans ein must have, für Progressive Anhänger eine klasse Gelegenheit, die Band in aller Breite kennenzulernen.

Die uns vorliegende 3 CD+1 Blu-ray-Edition enthält das Konzert in voller Länge (ohne Ein- und Ausblendungen) als Audio- und Videoaufzeichnung sowie als Bonus nie zuvor gezeigte Interviews, in denen die Band auf ihre bisherige glanzvolle Karriere zurückblickt. Das Album gibt es auch in einer Vinylversion, allerdings mit dem Makel, dass nur Set 1 auf zwei Vinylscheiben zu hören ist.

 

 

 

Liveforms: An Evening with Haken


Cover - Liveforms: An Evening with Haken Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 21
Länge: 157:55 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Live ID.

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Ähnlich wie beim Live-Album "Wasteland Tour 2018-2020", steht auch beim neuen Live-Album von RIVERSIDE das vorangegangene Studioalbum ("ID.Entity") im Fokus dieses Releases. Von den gebotenen 12 Songs stammt die Hälfte vom aktuellen Longplayer. Aufgenommen wurde am 1. Juni 2024 im COS Torwar in RIVERSIDEs Heimatstadt Warschau. Immer eine Erwähnung wert ist die Tatsache, dass es sich um einen Gig, eine Aufnahme, also keinen Zusammenschnitt einer Tour handelt. Das macht so ein Live-Album immer authentisch und echt. Auch die beigefügte DVD unterstreicht das und bietet zum Gehörten zusätzlich die visuellen Eindrücke an. Das, inklusive eines reichbebilderten Bookletts im 2 CDs und 1 DVD Blue Ray umfassenden Digi Pack, ist ein rundum feines sowie vollständiges Angebot.

RIVERSIDE haben sich seit ihrem Beginn künstlerisch stark verändert. Von scharf gezeichneten Kontrasten zwischen Metal und Rock hin zu weicheren und immer mehr elektronischen Konturen. Mariusz Dudas Bandprojekt LUNATIC SOUL hinterlässt mehr Spuren bei RIVERSIDE und bietet die perfekte Melange aus beiden künstlerischen Ausdrucksfarben an. "Live ID." trägt dem Rechnung. Bandgründer, Sänger, Bassist und Songschreiber Mariusz Duda gehört ohne Frage zu dem großen Taktgeber im Genre. Mit Lead-Gitarrist Maciej Meller hat er nun auch die Lücke, die das Schicksal schlug, beständig füllen können.

RIVERSIDE präsentieren sich aufgeräumt, selbstbewusst und als Einheit. Die Live-Atmosphäre ist wunderbar eingefangen. Die teils englischen, teils polnischen Interaktionen mit dem Publikum unterstreichen die besondere Bindung zur Heimatstadt. Der Sound ist glasklar und druckvoll. Und die Darbietung lässt keine Zweifel aufkommen: RIVERSIDE sind gereift, in Topform und als Kollektiv auf der Bühne eine Macht. Die Songauswahl bietet neben dem bereits erwähnten aktuellen Album auch Nummern aus "Anno Domini High Definition", "Love, Fear and the Time Machine", "Rapid Eye Movement" und "Second Life Syndrome"; so sind Überschneidungen aus vorher veröffentlichten Live-Werken minimal.

"Live ID." ist eine Augen- und Ohrenweide von einer der stärksten Progressive Bands unseres Planeten.

 

 

 

 

 

Live ID.


Cover - Live ID. Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 109:44 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Parasomnia

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Kann man von einer echten Reunion sprechen, wenn „nur“ der Drummer einer Band zurückkehrt? Im Fall von DREAM THEATER ergibt dies definitiv Sinn, da Mike Portnoy nicht nur einer der Hauptsongwriter der Progkünstler war, sondern für viele Fans auch eine echte Identifikationsfigur darstellt. Portnoy bringt definitiv neuen Schwung in das Bandgefüge von DREAM THEATER und man kann erahnen, dass es der Band einen Heidenspaß gemacht hat, die Scheibe aufzunehmen.

Zu Beginn wird der Hörer etwas hingehalten und es gilt die technische Raffinesse von „In The Arms Of Morpheus“ zu begreifen und abzufeiern. Der fehlende Gesang macht nur noch neugieriger auf die folgenden Songs und die Scheibe wird stilvoll eingeläutet. Mit „Night Terror“ konnten die Prog-Urgesteine bereits punkten und die Vorabsingle vereint alle bekannten Trademarks, welche DREAM THEATER zu dem machen, was sie sind: Ein Garant für eine technisch und musikalische Vollbedienung. „A Broken Man“ hätte auch auf einem Album wie „Images And Words“ punkten können – Sänger James LaBrie beweist eindrucksvoll, dass er noch immer 99 % aller Kollegen in Grund und Boden singen kann. Apropos „Images and Words“ – es ist bestimmt kein Zufall, dass das Coverartwork von „Parasomnia“ viele Querverweise zu dem Alltime-Klassiker vorweist. Ein Mädchen im Schlafkleid, ein Bett und ein markanter Raum lassen Erinnerungen aufkommen, nur dass die Szenerie auf „Parasomnia“ deutlich düsterer ausfällt. „Dead Asleep“ beginnt klassisch, um dann drückenden Gitarren den gewünschten Freiraum zu überlassen, welche dann wieder Platz für typische DREAM THEATER Leadgitarren einräumen. Der Song ist ein Wechselbad der Gefühle, bis LaBrie das Zepter in die Hand nimmt und den Song in eine fast hypnotische Richtung lenkt. Leider ist der Refrain nicht wirklich zwingend und der Song wird deutlich ausgebremst. Egal, denn mit „Bend The Clock“ haben die Jungs ein ganz schweres Geschütz aufgefahren, welches ruhige Töne zulässt, aber trotzdem enormen Druck verbreitet. Richtig gut! DREAM THEATER hatten schon immer ein Faible für lange Songs und mit „The Shadow Man Incident“ bleibt sich die Band treu. In den knapp 20 Minuten lässt es die Band in alle Richtungen krachen und es gibt auch beim x-ten Durchlauf etwas Neues zu entdecken (tolles Piano-Solo im Mittelpart).

DREAM THEATER haben auf „Parasomnia“ zu alter Stärke zurückgefunden und die Reunion hat besonders LaBrie spürbar gutgetan. Die Vocals wirken frischer denn je und der Gesamtsound klingt kompakt und modern. Wer DREAM THEATER in Höchstform erleben möchte, der kommt an „Parasomnia“ nicht vorbei!

 

 

 

Parasomnia


Cover - Parasomnia Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 71:16 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Oceans Without A Shore

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Wo WEATHER SYSTEMS draufsteht ist ANATHEMA drin. Auch wenn das Statement wohl nicht zu 100% passt – stehen lassen kann man die Aussage bezüglich des neuen Albums von Daniel Cavanagh schon. So spielte der ANATHEMA-Gitarrist das Album fast im Alleingang ein – nur an die Drums durfte ANATHEMA-Kollege und Produzent Daniel Cardoso. Auch scheinen ein Großteil der Songs ihren Ursprung in den Sessions zu einem neuen ANATHEMA-Album zu haben. Allerdings nahm sich die Band ja bekanntlich in 2020 eine unbefristete Auszeit. Daniel dazu: "Es war zu 80% eine Anathema-Platte, die wir gemacht hätten", fährt er fort. "Es ist definitiv eine Fortsetzung dessen, was ich mit der Band gemacht habe. Wenn Anathema Game of Thrones war, dann ist Weather Systems House of the Dragon. Es ist Teil desselben Universums, aber es ist eine neue Geschichte. Es ist anders, weil es ein bisschen schwerer ist. Ich werde immer die Anathema-Songs spielen, die ich geschrieben habe, weil ich sie so sehr liebe. Weather Systems ist der Name unseres besten Albums, meiner Meinung nach. Ocean Without A Shore ist wie eine Fortsetzung."

Jetzt aber genug mit ANATHEMA und der Vergangenheitsbewältigung – wenden wir uns WEATHER SYSTEMS und dem Album „Oceans Without A Shore“ zu. Und da ist es erst Mal wie bei vielen richtig guten Alben, „Oceans Without A Shore“ benötigt mehr wie einen Durchlauf, um seine Intensität in Gänze zu entfalten. Aber dann darf man sich durchaus 15 Jahre zurückversetzt fühlen. Denn die Analogien zu Cavanagh’s „ehemaliger“ Stammformation sind unüberhörbar und gewollt. Der Unterschied zu den letzten Werken macht vor allem auch die etwas rauere Herangehensweise aus. Der über 9-minütige Opener „Synaesthesia“ zeigt dies schon auf – erhalten die Gitarren bei dem meist flotten Stück doch hörbar mehr Raum wie vorher. Die Single „Do Angels Sing Like Rain?“ dagegen schwelgt dann sehr nah im gewohnten ANATHEMA-Kosmos und überzeugt durch songwriterische Finesse und starken Refrain. Auch als Sänger macht Daniel Cavanagh eine durchaus gute Figur (und auch nicht weit von seiner Stammformation entfernt) – trotzdem sind mit Peter Carlsen, Oliwia Krettek, Paul Kearns und Soraia Silva weitere Gesangstimmen an Bord, welche nicht nur im Background zu hören sind, sondern zum Teil auch ihr Leads haben. Bringt Abwechslung, denn an Bruder Vincent kommt er nicht ganz ran. Stark auch noch „Still Lake” und vor allem „Untouchable Part 3“. Letzterer spannt als Prog-Blaupause auch den Bogen zum ANATHEMA-Album „Weater Systems“. Nicht alles auf „Oceans Without A Shore” kann derart überzeugen – mit „Take Me With You“ hat man sowas was für die Skip-Taste (die Ballade ist einfach zu träge). Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Für ANATHEMA-Fans ist „Oceans Without A Shore“ sicher ein Must-have. Man darf hoffen, dass Meister Cavanagh mit WEATHER SYSTEMS kein „Einmal-Ding“ am Start hat, sondern hier zeitnah nachgelegt wird.

 

 

Synaesthesia 9:12

Do Angels Sing Like Rain? 5:06

Untouchable Part 3 5:55

Ghost In The Machine 4:53

Are You There? Part 2 5:59

Still Lake 5:59

Take Me With You 6:10

Ocean Without A Shore 7:18

The Space Between Us 6:05

Oceans Without A Shore


Cover - Oceans Without A Shore Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 56:33 ()
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Review:

TODAY WAS YESTERDAY

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TODAY WAS YESTERDAY sind Schlagzeuger, Perkussionist und Programmierer Ty Dennis sowie Leadsänger, Hauptsongwriter, Bassist, Gitarrist, Pianist und Programmierer Angelo Barbera, ein Duo aus zwei Studio- bzw. Bühnenmusikern, die sich aus ihrer gemeinsamen Zeit bei THE MOTELS und der ROBBY KRIEGER BAND kennen. Unter diesen Bandnamen veröffentlichen die zwei heuer ihr Debütalbum. Das besondere dabei ist, dass Alex Lifeson (RUSH) bei 6 der 10 Songs die Gitarre beisteuert, und auch Robby Krieger (THE DOORS) ist bei einem Song beteiligt. Selbstredend ist ein gewisser Prog und Psychedelic Rock-Einfluss nicht von der Hand zu weisen. Es ist aber eher eine Form von sphärischem Ambient und Art Rock in einem zeitgenössigen, modernen Gewand.

Der Beginn des Albums weckt Erinnerungen an RUSH , gepaart mit frühen GENESIS. Der Gesang bei "Grace" ist ätherisch, zart, zur Hälfte fast gesprochen, die Rhythmik dynamisch und lebendig. Die Stimme von Angelo Barbera ist nicht sonderlich charismatisch, der Sound indes schon. Bei "A Louder Silence" entwickelt sich der Song, er wird Zusehens voller und dichter, hat aber dabei eine sehr synthetische Anmutung. Alex Lifesons Spiel ist wohl temperiert und nur partiell zu hören, bei "On my Own" dagegen fester Bestandteil und auf Albumlänge immer eine Bereicherung und Belebung der Komposition. TODAY WAS YESTERDAY bieten zu Beginn sowohl Einflüsse aus Classic als auch aus Prog Rock mit poppigen Harmonien vereint. Leider verliert die Band gerade hinten heraus an Kraft, zu gleichförmig und zu dünn wirken manche Songs. Es fehlt einigen Nummern an Wirkung, zu viel Kopf und zu wenig Herz. Das jazzige, lässige Ambient-Stück "If I Fall" hat seine Momente, macht aber dem Hörer auf Länge auch die Augenlider schwer.

TODAY WAS YESTERDAY können mit "Grace", "On My Own" und der Schlussnummer "My New Low" gefallen. Leider verzettelt sich das Duo an mancher Stelle in zu luftig leichten, zu gleichförmigen Songideen, die dabei zu wenig musikalischen Grip und Gewicht aufbringen.

 

 

TODAY WAS YESTERDAY


Cover - TODAY WAS YESTERDAY Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 45:46 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Charcoal Grace

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Das düstere Artwork, welches an Francis Bacon mahnt, hilft dem Hörer beim Ausrichten seiner Erwartungen. Denn richtig ist, das neue, sechste Album der Australier CALIGULA'S HORSE ist dämmrig und zuweilen bedrückend. Das wundert nicht, ist "Charcoal Grace" doch in einer Bandepisode der Hoffnungslosigkeit, mitten in der Hochphase der Pandemie entstanden. Gleichwohl lässt das Werk aber auch einige Sonnenstrahlen zu; diese sind wohl dosiert und finden sich z.B. in der Melodie des an PORCUPINE TREE ersinnenden "The World Breathes With me". Die Band versteht das Spiel mit den Kontrasten, wie hier, auch schön zu beobachten, bei dem zum Teil schroffen "Golem", das trotz aller Härte von Sänger Jim Grey mit zartem Gesang fast geflüstert wird. Mir ist bei dem aktuellen Werk der zugegeben emotionale Gesang bei mancher Nummer zu gleichförmig, gerade im Vergleich zur vitalen Instrumental-Fraktion.

Modern anmutender Progressiv-Rock mit metalartiger Beilage, in dunkler Gewandung sind die Hauptzutaten des Albums. Dem Kollektiv aus Brisbane gelingt es dabei, eine gewisse Tiefe und Feierlichkeit in ihre Nummern einzuweben. Das Album ist songwriterisch ambitioniert, der Titelsong wird in vier Teilen kredenzt und wankt zwischen schattiger Melancholie, aufhellender Hoffnung und wieder zurück in harter Form gegossener Trostlosigkeit. 

"Charcoal Grace" haftet eine tiefe Ernsthaftigkeit an, diese ist in allen Nummern spürbar, und macht das Album eindeutig in seinem Ausdruck. Anhänger von anspruchsvollem Progressiv-Rock sollten die Band kennen. 

Uns liegt das Werk als Vinyl-Version vor - hier kommt selbstredend das starke Artwork im Gatefold wunderbar zur Geltung. Es sind drei Vinylseiten zu hören mit einer Laufzeit von über einer Stunde. Die Verarbeitung der schwarzen 180g Scheiben ist klasse, diese stecken in gepolsterten Innersleeves, und ein vierseitiges Textblatt gibt es auch noch dazu. Nice!

 

 

 

 

 

 

Charcoal Grace


Cover - Charcoal Grace Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 61:56 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Mit Gitarrist André von THE CRYPTEX!

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Interview

"André, Du bist nun fast schon 10 Jahre Mitglied von THE CRYPTEX und auch stark am Bandsound und Songwriting beteiligt. Nervt es Dich manchmal, dass Euer Frontmann mit seiner profilgebenden Stimme und einziges Gründungsmitglied immer so im Fokus steht?“

Eigentlich garnicht. Und wie du selbst sagst, ist es ja mittlerweile so dass Simon allein nicht mehr ausschlaggebend die Musik von The Cryptex prägt, sondern auch Ich ein integraler Teil davon geworden bin, was mich sehr freut! Das hat nichts mit Ego zu tun, sondern Stolz. Ich bin schon seit vielen Jahren Musiker und Songwriter und ich finde, dass uns mit dieser Platte echt ein Wurf gelungen ist. So etwas hätten wir vor 5 Jahren nicht komponieren können. Ich glaube auch Simon hätte das nicht vor 5 Jahren schreiben können, und da geht es uns allen gleich. Wir haben großen Respekt voreinander und bereichern uns gegenseitig. Und so können dann meiner Meinung nach auch große Sachen entstehen. Es gibt Dinge, die er besser kann und genauso gibts auch Dinge, die ich besser kann. Wie es auch Parallelen gibt, aber auch Unterschiede und somit bleibt es spannend und ist teilweise unvorhersehbar, was entsteht wenn wir uns zusammen an einen Tisch setzen und Songs schreiben, das macht den Reiz für mich aus. Auf dieser Platte ist es auch das erste mal wirklich, dass ich nicht nur Background Vocals beisteuere, sondern auch einige Lead Vocals und das freut mich wirklich sehr! Ich seh mich nicht nur als dudelnden Gitarristen, sondern singe auch für mein Leben gern. Mit Fall Down hat es mal ein recht alternativer Hard Rock Song auf die Platte geschafft, den ich vor einigen Jahren geschrieben habe. Hier teilen sich Simon und Ich einfach den Gesang auf und ich finde es funktioniert super zusammen. Genauso gibts auf der Platte auch Songs, die sehr „Cryptex Typisch“ sind und sehr hymnisch geworden sind, wie beispielsweise das grandiose „Devils Casino“. Auch das sehr atmosphärische „The Day We Will Meet Again“ haut mich immer wieder aufs neue von den Socken. Ich finde den Kontrast auf der Platte einfach sehr gelungen. Man hat Kracher wie Fall Down, Cobra, Sugarleaf mit krassem Tapping Solo, was wir noch nie hatten bisher. Dann aber auch hymnische Songs wie „Devils Casino“ und poppige Klänge in "How Many Days“ und epischen Prog Rock bis hin zu Metal in Songs wie „Holy Ground“ und „Son of Fortune“. Man ist ständig auf der Suche nach neuen Inspirationen und dann kommt auf einmal eine Corona Pandemie daher. Dann merkt man erstmal, wie wenig man eigentlich wirklich in der Hand hat. Wir Menschen tendieren immer dazu, uns als unbesiegbar anzusehen. Doch genau das sind wir eben nicht. Das hat Corona verdeutlicht. Als Künstler konnten wir aber durch diese harte Zeit alles als Ventil nutzen und haben neue Musik geschaffen, die ohne Corona wohl nicht so entstanden wäre. Natürlich war es eine Zeit mit sehr vielen Zäsuren und eine Welt Katastrophe. Ich denke aber, dass wenn Corona nicht gekommen wären, wir nicht solche Songs geschrieben hätten. Wir haben all unsere Wut und Verzweiflung in diese Platte gesteckt und ich denke, dass man das hört !

"Das neue Album ist, wie bei meiner Review schon erwähnt (Review "Nimbus"), sowohl optisch als auch musikalisch härter, um nicht zu sagen brutaler als der direkte Vorgänger. Erklärt doch mal unseren Lesern, warum das so ist. Sind das gar Nachwirkungen von Corona und der gerade für Künstler existenzbedrohenden Situation geschuldet?“

Jetzt habe ich die Frage sogar schon indirekt vorweg genommen. Ein kleiner CoInzidenz hehe. Genau so ist es. Man könnte sagen, dass die Corona Zeit ein erheblichen Impact auf das kreative Schaffen unserer Band hatte. Negativ, aber auch positiv. Natürlich ist es eine Katastrophe, wie sehr die künstlerische Landschaft darunter gelitten hat. Zahlreiche Clubs mussten schließen und auch der erhoffte Boom kam nicht, als Veranstaltungen jeglicher Art wieder stattfinden durften. Die Leute sind vorsichtiger geworden, aber auch fauler. Man rennt zu den großen Stadion Konzerten und gibt Hunderte von Euros aus. Aber für eine kleine geile Club Band 15 Euro, oder 20 Euro zu investieren, ist dann zuviel. Wenn ich mal ehrlich sein darf, ist das doch absurd und eigentlich auch echt lächerlich. Aber da müssen wir alle durch. Selbst mittelgroße Bands, die in 3-5.000 Läden spielen, mussten Tourneen wegen schlechten VVK´s absagen. Aber was tut man dann als kleinere Band, die aber wie wir schon einen Fuß in der Tür hat und weltweit eine Fanbase vorweisen kann ? Wir trotzen dem Trend und nehmen alles im Studio auf, komplett echt, teilweise analog und mit extrem viel Liebe zum Detail. Ist das teuer ? Absolut! Deswegen ein Appell an alle Leser: Kauft unsere Platte, streamt bis der Arzt kommt, damit wir weiterhin solche Musik schreiben und produzieren können.

"Warum habt ihr den Namen von CRYPTEX in THE CRYPTEX geändert? Hat das ausschließlich mit Google zu tun?“

Grundsätzlich liegt es eigentlich nur an einem Artist, genauer gesagt einem Dubstep DJ, der den selben Namen hat wie wir und durch „The Walking Dead“ bekannt geworden ist. Sobald wir oder auch dieser DJ eine Single veröffentlicht haben, wurden die Tracks bei uns als auch bei ihm online gestellt. Das hat uns mittlerweile so sehr genervt, dass wir uns entschlossen haben einfach ein „The“ vor unseren Namen zu setzen, simple as that. Und irgendwie gefällt uns das auch. Es gibt ja unzählige Bands, die diesen Zusatz auch im Namen haben. The Beatles, The Who, The Offspring, The Red Hot Chili Peppers, und unzählige mehr. Und es passiert jetzt auch nicht mehr, dass man unseren Namen zu deutsch bzw. Englisch ausspricht. Mit dem „The“ davor, sprechen jetzt fast alle den Namen richtig aus.

“Warum habt ihr schon wieder das Label gewechselt?“

Weil wir von unserem bisherigen Label SPV gedroppt wurden. Thats Business. Ein Album in der Hochphase der Corona Pandemie zu veröffentlichen war leider nicht sehr klug, von unserer als auch von Labelseite gewesen. Konnte damals in der ganzen Vorplanung natürlich niemand wissen, was da auf uns zurollt. Hauptgrund ist vor Allem, dass wir keine Tour spielen konnten. Eigentlich lief die Platte sogar verhältnismäßig gut, trotz keiner Konzerte und wir waren in den midWeek TOP100 Charts drin. Sind aber kurz vor knapp wieder rausgeflogen. Letzendes muss man halt in die schwarzen Zahlen kommen. Aber halb so wild. Das war für uns einfach der Ansporn, eine noch viel bessere Platte zu komponieren, als dass es „Once upon a Time“ war. Und ich bin der vollsten Überzeugung, dass uns das gelungen ist. Mit Phonotraxx und Axxis, sowie den digitalen Strukturen von Broken Silence und The Orchard konnten wir die Platte glücklicherweise Ende September endlich releasen.

"Wie schaut es bei euch mit Tour-Aktivitäten aus?“

Wir sind derzeit im Booking für eine Headliner Tour, die wir im Frühjahr 2024 planen. Klingt noch lange hin, aber wie man bekanntlich weißt, rennt einem die Zeit förmlich davon. Wir hoffen einige Shows hinzubekommen und natürlich wären ein paar Festivals auch etwas feines, oder eine Tour als Support Band. Mal sehen was kommt. Wir sind auf jeden Fall dran, also stay tuned. "

"Was ist euch live lieber? Eine Tour als Supporter einer namhaften Prog-Band oder selbst als Headliner unterwegs zu sein?“

Puuh, schwierige Frage. Beides ist geil. Bei einer Headliner Tour können wir eben machen was wir wolle und unser volles Set spielen, ohne auszusparen. Wir sind mit eigener kleiner Produktion unterwegs und geben die Marschrichtung an. Aber natürlich ist es auch eine tolle Sache, eine größere Band zu supporten, die mehr Fans hat, So erreicht man natürlich direkt viel mehr Leute, und das ist unser aller Ziel. Mit den Mitteln, die wir selbst bereit sind zu geben, soviele Menschen wie möglich mit unserer Musik zu erreichen. Am besten ist finde ich eine Kombi. Erst Support Tour und danach direkt eine Headliner Tour. Thats the way it goes, so haben es alle kleinen Bands zu den großen geschafft, die sie irgendwann geworden sind. Egal ob es Maiden, Metallica oder Ghost sind. That´s the game. Mein ultimativer Traum wird wohl immer sein, mal mit Iron Maiden zu touren. Meine absolute Lieblingsband. Da Maiden nicht mehr allzuviele Jahre spielen werden, müssen wir uns anstrengen vielleicht doch noch dort hinzukommen.

"Wie sind eure Pläne für die Zukunft?

Die Weltherrschaft natürlich. Hehe, Spaß beiseite. Wir wollen erstmal den Fokus auf das Album „Nimbus“ setzen. Wir waren mit der Platte auch auf dem Prog Power Festival in Atlanta, USA. Das war eine tierische Erfahrung und wir sind echt richtig gut angekommen bei allen Fans und das große Theater war direkt rappelvoll, was uns unheimlich gefreut hat. Dann hatten wir am 29.09 unsere Album Release, sowie 15th Anniversary Show in Hannover. Das sind aber gerade mal 2 Shows, also gilt es soviel wie möglich zu spielen und die Platte auf die Bühne zu bringen. Wir haben in der ganzen Corona Zeit soviele Songs geschrieben, dass wir mit insgesamt 18 Titeln ins Studio gegangen sind. Somit sind noch 5-6 Songs auf der Halde und müssen nur noch gemischt werden. Sprich, nachdem wir Nimbus im Optimalfall viel bespielt haben, kommt in nicht allzweiter Ferne wieder neues Material von uns.

Zu guter Letzt habt ihr noch die Möglichkeit, ein Wort an unsere Leser zu richten.

Vielen Dank, dass ihr bis hier gelesen habt und ich hoffe, euch gefällt unsere neue Platte „Nimbus“. Kommt zu unseren Konzerten und wenn euch die Musik gefällt, lasst einen Like da, folgt uns auf Spotify, haut uns in eure Playlists rein, erzählt es euren Freunden, so könnt ihr Teil von etwas großem werden!

Vielen Dank für das Interview.

Ich habe auch zu danken, macht weiter so und toll, dass es auch in heutiger Zeit immer noch so geile Magazine, wie eures gibt, danke für den Support!

Gerne

 

 



Review:

Nimbus

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Sind das noch die Corona-Nachwirkungen? Allenthalben war gerade in der Kulturszene erkennbar, dass die Pandemiezeit eine bewölkte und recht schroffe Verarbeitung bei vielen Künstlern ausgelöst hat. Auch "Nimbus", das neue THE CRYPTEX-Werk, unterscheidet sich doch erheblich von seinem Vorgänger "Once Upon a Time" (2020), und ich vermute auch hier diesen Grund dafür (dieser These werde ich in Kürze in einem Interview auf den Grund gehen). Schon visuell erscheint das geschmeidige Vorwerk leichter, mit lieblich-bunter Motte; im Kontrast dazu knurrt uns ein blutbesudelter Löwe auf "Nimbus" an. Und ja, tatsächlich werden auch inhaltlich, zumindest partiell, mächtig viel Zähne gezeigt.

So präsentieren uns die zum Quartett gewachsenen Norddeutschen mit "Fall Down" und dem schon recht wüsten, fast thrashigen "Cobra" gleich zu Beginn zwei düstere, sehr dynamische und absolut ausgehärtete Nummern. So hart kannte man THE CRYPTEX bisher nicht. Simon Moskons Stimme ist noch immer das große, profilgebende Markenzeichen der Band. Heuer setzt sich aber auch Langzeit-Gitarrist André Jean Henri Mertens sehr gekonnt und raumfüllend in Szene. Man höre sich nur mal das Riffing bei "Sugarleaf" an - und trotz aller Härte gelingt es THE CRYPTEX, hier folkige Moves einzubauen. Das Kollektiv zeigt sich wandlungsfähig wie eh und je, und fordert wieder mehr von ihren Hörern, gerade im Vergleich mit dem geschmeidigen und gut konsumierbaren Vorgänger. Die 12 Nummern und fast einstündige wilde Fahrt ist nicht in einem Durchlauf erfassbar. Ich freue mich, dass ich als Rezipient genug Zeit hatte, mich diesem Album mit all seinen Wechselspielen und Facetten ausgiebig zu stellen. Natürlich sind auch wieder Nummern dabei, denen ich nicht in vollem Umfang folgen will; das sperrige "Holy Ground" ist so ein Stück. Aber genau das ist auch die Kunst, die THE CRYPTEX auszeichnet. Die Band scheint an ihrer kreativen Kraft Freude zu haben und sich zum Teil quasi selbst daran zu berauschen. Egal, ob das der Hörer gut findet oder eben nicht. Das wunderbar relaxte und hymnische (geht beides überhaupt?) "Devils Casino" muss hier noch Erwähnung finden. Den Rest lasse ich mal im Dunkeln, empfehle Euch aber, das Album selbst zu erforschen. Es lohnt sich!

Wieder ist dieser vielseitigen und ganz eigenen Truppe ein bemerkenswertes Album gelungen, Dankeschön dafür!

 

 

 

 

Nimbus


Cover - Nimbus Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 56:54 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Imago

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Slowenien macht dem Metal-Fan in den letzten Jahren viel Freude. Tolle Bands wie ERUPTION, PANIKK oder NEGLIGENCE verschafften dem kleinen Land zu Recht einen guten Ruf in Sachen harter Mucke. Waren diese Bands eher im klassischen (Thrash) Metal unterwegs, sind HEI`AN im modernen Prog Metal beheimatet - oder “Post Progressive Metal” wie es die Band selbst formuliert.

“Imago” ist veredelt mit einem extrem geschmackvollen Artwork und damit kommt direkt eine Verbindung zu Genre-Größen wie ALCEST, LEPROUS oder TESSERACT auf. Genau wie die letztgenannten, englischen Modern Prog-Pioniere sind auch HEI`AN ursprünglich als Ein-Mann-Projekt gestartet. Bei den Slowenen ist nach wie vor Matic Blagonic Herz und Hirn der Sache, hat aber HEI`AN mittlerweile zu einem Quartett mit fester Besetzung erweitert. Auf ihrem Debütalbum wildert die junge Band auch ziemlich genau im Dreieck der oben genannten Platzhirsche, erweitert um das eine oder andere Shredding-Solo und dreamtheatereske Passagen. Eine extrem große stilistische Spanne also, die beim Hören entsprechende Offenheit und Aufmerksamkeit erfordert - von sphärisch-akustischen Klängen, über episch-symphonische Passagen bis zu Blastbeats mit schwarzmetallischen Gekeife ist hier alles vertreten.

Dabei sind HEI`AN an ihren Instrumenten absolut kompetent, auch die Produktion ist state-of-the-art. Was (noch) fehlt sind wirklich griffige Melodien bei den cleanen Passagen, aber ein zweiter Daniel Tompkins fällt auch mal nicht eben so vom Himmel. Wer sich für das Genre generell begeistert, macht mit “Imago” sicher keinen Fehlgriff, auch wenn die Scheibe mit zwölf Songs und über 69 Minuten Laufzeit einfach zu lang ausgefallen ist. Man sollte HEI`AN jedoch im Auge behalten. Hier ist alles vorhanden, was zur Grundlage wirklich genialer Musik gehört, es fehlt nur die letzte Konsequenz und Kompaktheit im Songwriting. Dem Hörer werden auch jetzt schon Gänsehautmomente geboten und das bekommen auch weitaus erfahrenere Bands nicht immer zustande. Bands wie HEI`AN gehört die Zukunft!

Anspieltipps: “Embers”, das mächtige “Escape” und der abschließende Titeltrack.

 

Imago


Cover - Imago Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 59:7 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

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