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Charismatic Leaders

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Um allen Verwechslungen vorzubeugen: "Charismatic Leaders" ist kein neues Album der deutschen Doomster gleichen Namens, sondern der dritte Longplayer der finnischen Band WHEEL. Diese frönen einem gänzlich anderen, jedoch äußerst interessanten Sound. Wenn wir uns ein Quadrat aus den Eckpunkten TOOL, THE INTERSPHERE, HELMET und Neunziger-Alternative-Metal der Marke MENTAL HIPPIE BLOOD vorstellen, liegen WHEEL genau im Zentrum dieser Koordinaten. Angeführt von Sänger und Gitarrist Steve Lascelles, wie man dem Namen unschwer entnehmen kann ein Wahl-Finne britischen Ursprungs, schmiedet das Trio aus diesen Zutaten ein ganz heißes Eisen. "Empire" eröffnet das Album schnell, hart und relativ kurz. Dabei hält der melodische Gesang Lascelles das finnische Prog-Schiff trotz aller technischer Feinheiten auf eingängigem Kurs. Denn spielen können Sie wie die Teufel - ohne dies jedoch dem Hörer plakativ um die Ohren zu hauen. Selbst die beiden zehnminütigen Longtracks "Submission" und das atemberaubende "The Freeze" verfallen nie in sinnlose Zurschaustellung technischer Fähigkeiten, sondern bleiben stets songorientiert. In diesem Punkt gleichen WHEEL sehr den deutschen THE INTERSPHERE, die beiden einem der Paten des Genres, nämlich TOOL, in dieser Hinsicht lange den Rang abgelaufen haben. Stärkster Beweis der Finnen: das gefühlvolle "Porcelain", das trotz druckvoller Rhythmik die Zerbrechlichkeit seines Titels widerspiegelt. Gleichzeitig macht das Trio aber auch im deftig riffenden "Saboteur" alles richtig. Mit dieser gesamten Melange sprechen WHEEL alle an, die auf hervorragend gespielten und elegant komponierten Prog-Metal stehen.

Unterstützung in der Produktion des Albums erhielten WHEEL vom prominenten MESHUGGAH-Duo Daniel Bergstrand und Fredrik Thordendal sowie beim Mix von Forrester Savell, der durch seine Arbeiten mit KARNIVOOL oder TESSERACT bewiesen hat, wie moderner Prog Metal zu klingen hat. Dabei ist der Sound keinesfalls zu klinisch oder überkomprimiert geraten, sondern lässt den dynamischen Kompositionen die notwendige Luft zum atmen. Wer zum Vinyl von "Charismatic Leaders" greift, wird von InsideOut wie immer durch hohe Qualität belohnt. Sei es das 180g-Vinyl selbst, das stabile und schön gestaltete Gatefold-Cover oder solche vermeintliche Kleinigkeiten wie eine gefütterte Innenhülle.

"Charismatic Leaders" ist eines der spannendsten Alben des Jahr 2024 und wächst mit jedem Durchlauf. Die sechs Songs plus Interludium sollte sich kein Fan anspruchsvoller Rockmusik entgehen lassen, genauso wenig wie die im Verlauf des Jahres folgende Tournee, im Package mit den ebenfalls großartigen MOLYBARON.

 

 

 

 

Charismatic Leaders


Cover - Charismatic Leaders Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 47:21 ()
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Opus Ferox II - Mark Of The Beast

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Die schwedischen Prog-Metaller LOCH VOSTOK präsentieren in diesen Tagen ihr bereits neuntes Studioalbum. Damit beweisen sie ein bewundernswertes Durchhaltevermögen, insbesondere da ihre Musik per se nicht für die breite Masse geeignet ist und sich größerer Erfolg bislang nicht einstellte. Ganz im Gegenteil werden selbst einige Szenekenner bei Nennung des Bandnamens passen müssen. Vielleicht ist auch eben jener verschrobene Name ein gewisser Stolperstein, weil er eher an pandagesichtigen Düster-Krims-Krams denken lässt als an fein ausgearbeitete, progressive Epen. Letztere haben die Schweden jedoch durchaus zu bieten. Vergaloppierten sie sich auf den ersten Alben noch teilweise in allzu kühnen Versuchen alle möglichen Stile und Elemente in ihre Songs zu packen, sind sie allerspätestens seit dem ersten Teil von "Opus Ferox" und dem Einstieg des großartigen Sängers Jonas Radehorn im Zentrum des europäischen Prog-Metal-Universums angekommen. 

Das neue Werk startet mit dem knüppelharten "Distant Assistance". Hier bilden der melodisch-kraftvolle Gesang (mit gelegentlichen Growls) und das irre instrumentale Treiben eine unheilige Allianz. Der Refrain offenbart trotz aller Brachialität echte Ohrwurmqualitäten. Trotzdem stellt sich die Frage, ob sich das Quintett einen Gefallen damit getan hat ausgerechnet diesen Song als Video zum Album auszuwählen. Repräsentativ ist er nicht unbedingt. Nach diesem kurzen, energischen Opener geht es weiter mit "Cult Status", das sich um einiges melodischer gibt und den eigentlichen Stil der Band sehr gut widerspiegelt. Immer wieder erinnern LOCH VOSTOK dabei an ein uneheliches Kind ihrer Landsleute von EVERGREY und SCAR SYMMETRY mit einigen modernen Verzierungen der Marke PROTEST THE HERO wie der Song "Senses" wohl am besten veranschaulicht. Wer sich als Hörer in diesem Spektrum wohlfühlt, dem sollte das neue Album von LOCH VOSTOK zusagen. Die zehn Tracks lassen keinen Ausfall erkennen und es wäre der Band aus Uppsala zu wünschen, dass sie mit "Opus Ferox II - Mark Of The Beast" ein größeres Publikum erreichen. Mit diesem Album haben sie jedenfalls alles dafür getan.

 

 

Opus Ferox II - Mark Of The Beast


Cover - Opus Ferox II - Mark Of The Beast Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 48:34 ()
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II:Frailty

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Das Leben hält immer wieder Überraschungen bereit. Ziemlich selten ist es jedoch geworden, dass diese aus dem Bereich der (harten) Rockmusik kommen. Schafften es Anfang der Neunziger noch Bands wie PSYCHOTIC WALTZ, ANACRUSIS oder THOUGHT INDUSTRY alte Muster in Sachen Musik und Text aufzubrechen, wurde es um wirklich innovative Sounds in der Heavy Metal-Szene in den letzten Jahren leider doch ruhig. OU (gesprochen "O") aus Bejing, China scheinen nun alles aufholen zu wollen und gehen gleich noch einige Schritte weiter. Mit prominenter Unterstützung durch keinen Geringeren als DEVIN TOWNSEND navigieren OU auf ihrem zweiten Album "II - Frailty" durch ein Klanglabyrinth, das eigentlich jeden ziemlich verstört zurücklassen muss, der sein Leben mit westlicher Musik zugebracht hat. OU setzen auf Harmonien, die stark von ihrer asiatischen Herkunft geprägt sind und verquicken diese mit modernstem Prog der Marke POLYPHIA.

Der Titeltrack eröffnet das Werk und eine säuselnde Keyboardmelodie wird nach exakt sieben Sekunden von instrumentalem Stolper-Stakkato und dem exzentrischen Gesang von Sängerin Lynn Wu überlagert. Eigentlich scheint hier nichts zusammen zu passen und es ist Geduld notwendig, um sich auf den musikalischen Kosmos von OU und dessen Sogwirkung einzulassen. Hier ist echte (Mit-)Arbeit durch den Hörer gefragt, ein Erfassen und Gefallen beim Erstkontakt ausgeschlossen. Gerade das macht jedoch den Reiz von "II - Frailty" aus. Dabei reicht die Bandbreite von brutalem Metal in "Purge" über hörbare Einflüsse von IDM à la APHEX TWIN in "Capture and Elongate (Serenity) bis zu sphärischen Klängen, die BJÖRK gut zu Gesicht stünden ("Reborn").

Endlich kommt eine Band mal wieder mit etwas komplett Außergewöhnlichem aus der Deckung, auch auf die Gefahr hin von Teilen der Szene belächelt zu werden. Aber das ging eingangs erwähnten Bands kaum anders. Nur sind wir jetzt über dreißig Jahre weiter. Jedem der an innovativer und wahrhaft progressiver Musik interessiert ist, muss sich mit diesem Album beschäftigen. Wer schon mit dem Debut "One" aus dem Jahr 2022 eingefangen wurde, wird ohnehin auf seine Kosten kommen, sind die Kompositionen bei aller Abgefahrenheit doch kompakter und (darf man in diesem Rahmen eigentlich sagen?) "eingängiger" ausgefallen. Ein Anwärter auf das Album des Jahres ist OU auf jeden Fall gelungen.

 

 

 

 

II:Frailty


Cover - II:Frailty Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 42:58 ()
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Let The Truth Speak

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„Let The Truth Speak“ wäre bei vielen Band das Highlight ihres Schaffens, bei den Amis von EARTHSIDE ist es „erst“ Album Nummer zwei (das bereits sehr gute Debüt „A Dream In Static“ erschien allerdings schon im Oktober 2015). Was Jamie van Dyck (Gitarren, Backing Vocals, Programmierung, Keyboards), Ben Shanbrom (Schlagzeug, Backing Vocals), Frank Sacramone (Keyboards, Synthesizer, Programmierung, Schlagzeug, Gitarre) und Ryan Griffin (Bass, Backing Vocals) dabei hier abliefern ist großes Kino, richtig großes Kino.

Die vier Instrumentalisten legen Wert auf größtmögliche Dynamik, schaffen es vertrackt und eingängig zugleich zu klingen, sind abwechslungsreich bis zum Anschlag – und trotzdem finden die meist überlangen Songs zusammen zu einem großen Ganzen. Obwohl der Fokus klar auf instrumentalen, modernen Prog liegt – wie der tolle, symphonisch untermalte Opener „But What If We're Wrong“ oder dass fast 12-minütige, nie langweilige „Watching The Earth Sink“ – geben die unterschiedlichen Gastsänger (siehe Tracklist unten) einzelnen Songs noch zusätzliche Facetten, ohne die instrumentale Intension zu stören. Prog, Post-Prog, Alternative? Whatever! Also was braucht der Progfan mehr? Zeit! Ja, man braucht einfach mehr Zeit um sich die Komplexität der Songs und die experimentellen Ausdrucksformen zu erschließen. Zeit die sich lohnt zu investieren – denn „Let The Truth Speak“ wächst mit jedem Durchlauf. Und diese Durchläufe sollte sich der einschlägig bewanderte Musiknerd auch gönnen. Denn was schrieb ich Anfangs über EARTHSIDE und ihr zweites Album: großes Kino, richtig großes Kino.

Kleiner Wermutstropfen zum Schluss – auf der mir vorliegenden Version der CD fehlt der 10 Song „All We Knew And Ever Loved“ mit LEPROUS-Drummer Baard Kolstad.

 

1.But What If We're Wrong (feat. Sandbox Percussion) 04:30

2.We Who Lament (feat. Keturah) 08:44

3.Tyranny (feat. Pritam Adhikary of Aarlon) 08:39

4.Pattern Of Rebirth (feat. AJ Channer of Fire From The Gods) 04:40

5.Watching The Earth Sink 11:46

6.The Lesser Evil (feat. Larry Braggs & Sam Gendel) 10:59

7.Denial's Aria (feat. Keturah, VikKe & Duo Scorpio) 05:26

8.Vespers (feat. Gennady Tkachenko-Papizh & VikKe) 02:41

9.Let The Truth Speak (feat. Daniel Tompkins of TesseracT & Gennady Tkachenko-Papizh) 10:47

10.All We Knew And Ever Loved (feat. Baard Kolstad of Leprous) 09:19

Let The Truth Speak


Cover - Let The Truth Speak Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 68:17 ()
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Urian

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Wir packen THE HIRSCH EFFEKT natürlich in keine Schublade, das wäre nicht möglich, bzw. es wären viele Schubladen: Indie-Rock, Progressive Metal, Emocore, Mathcore, auch von „Artcore“, „Indielectro Post Punk Metal“ oder einfach „Krawallkunst“ war zu lesen.

Zuletzt brachte das Trio 2020 den Longplayer „Kollaps“, 2021 die EP „Gregær“ und 2022 die EP „Solitaer“ auf den Markt. „Urian“ ist ihr sechstes Album.

Die Platte beginnt mit dem langsamen „Agora“. Der Song ist überraschend reduziert: nur Stimme, Akustikgitarre, Cello und Bass sind zu vernehmen. „Dieser Krieg, diese Pest, meine Welt findet nicht mehr zu mir zurück. Entgleist, entrückt“, heißt es. Nils Wittrock klingt gefühlvoll und verletzlich. „Otus” kommt sehr facettenreich, spannungsvoll und mit einer Postrock-Schlagseite und sphärische Passagen daher. Dem Prog-Track wohnt etwas Episches inne. Zu „2054“ heißt es endlich: Knüppel aus dem Sack, aber natürlich nimmt auch der Song Wendungen. Der Titeltrack „Urian“ startet ebenfalls hart und geht eher in die Extreme Metal-Richtung, nach 3 Minuten wird es elektronischer und wirrer mit ekstatisch-progressiven Start-Stop-Momenten. Der Song strotzt vor Wut und wilder Verzweiflung. Es folgen die melodische Alternative Rock-Nummer „Stegodon” und das melancholische „Granica“. Textlich dreht es sich um eine Reise an die polnisch-ukrainische Grenze zur aktuellen Kriegszeit, gegen Ende nimmt das Lied mehr Fahrt auf. „Blud“ weiß mich vollkommen zu überzeugen und hat heftige Riffs und Screamo-Offensiven im Gepäck. Hier zeigen die Hirsche ein wunderbares Spannungsfeld zwischen Vorschlaghammer und Melancholie. Mit „Eristys“ setzt die Band einen nachdenklichen langsamen Song an das Ende der Scheibe.

Insgesamt ist „Urian“ für THE HIRSCH EFFEKT-Verhältnisse weniger vertrackt. Brachiale Ausbrüche treffen auf Melancholie und teilweise durchaus eingängige Melodien, aber es gibt auch dichtes Bass-Schlagzeug-Gitarrengefrickel mit Djent-Grooves.

Das Hannoveraner Trio zeigt ein beeindruckendes kreatives Wechselbad der Gefühle!

Urian


Cover - Urian Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 52:14 ()
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Something Ominous

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Nach dem brillanten "The Mutiny" aus dem Jahr 2021 legt die irisch-französische Truppe MOLYBARON ein neues Album vor. "Something Ominous" ist dessen Titel und die kompakte Spielzeit von rund 38 Minuten, verteilt über zehn Songs, lässt knackigen Inhalt vermuten. Und genauso ist es auch. Die Band hat noch einmal an ihrem Songwriting gefeilt und herausgekommen ist ein Album, das in allen Belangen höchsten Ansprüchen genügt. Warum MOLYBARON dann weiterhin keine Stadien füllen werden? Nun, sie teilen das Schicksal einiger großartiger Bands der Rockgeschichte, indem sie stilistisch keinem (Sub-)Genre eindeutig zugeordnet werden können. Zwar stehen sie bei Inside Out unter Vertrag, sind aber weit weg von proggigem Gefrickel, auch wenn die handwerklichen Fähigkeiten beeindruckend sind. Für den Fan des straighten (Alternative-)Metals könnten die Arrangements allerdings zu ungewöhnlich sein. Dazu kommen allerlei Einflüsse, bei denen Bands aus der Bandbreite von MUSE, ALTER BRIDGE bis hin zu TRIVIUM einfallen, gerne gewürzt mit Riffs, die die ein oder andere Metalcore-Band stolz machen würde. MOLYBARON sind darüber hinaus Meister der Dynamik, die das Laut-/Leise-Spiel perfekt zelebrieren. Wie die Band das Ganze ein um das andere Mal in flüssige, packende, eingängige Kompositionen gießt, ist ganz hohe Kunst. Großen Anteil hat der Gesang von Gary Kelly, der mit seiner prägnanten Stimme die Band unverkennbar macht..

"Something Ominous" kommt etwas düsterer und auch härter als der Vorgänger daher, was sich bereits im farbbefreiten Artwork manifestiert. Musikalisch werden einem teilweise die härtesten Riffs der Bandgeschichte um die Ohren gehauen.("Dead On Arrival"), andererseits brilliert das Quartett mit der düsteren Ballade "Daylight Dies In Darkness" oder mit Ohrwürmern wie dem Titelsong oder "Set Alight". Eigentlich gehört sowas auf die ganz großen Bühnen dieser Welt.

Wer bislang MOLYBARON mochte, wird mit dem neuen Album sehr glücklich werden, wer sie noch nicht kennt, tut sich einen großen Gefallen, der Band eine Chance zu geben. "Something Ominous" hat als Album alles, was eine Band riesengroß werden lassen könnte, wenn sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Ansonsten bleibt es auf jeden Fall ein Leckerbissen für musikalische Feinschmecker und ein Anwärter auf das Album des Jahres.

 

 

 

 

 

Something Ominous


Cover - Something Ominous Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 37:46 ()
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The Approbation

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AVKRVST ist eine norwegische Progressive Rock Band, die von Martin Utby (Komponist, Schlagzeuger und Synthesizer) und Simon Bergseth (Komponist, Gitarren, Bass und Gesang) gegründet wurde - zwei Musikern und Freunden, die zusammen aufgewachsen sind und schon unzählige Gigs mit vielen verschiedenen Bands gespielt haben, aber bis dato nicht zusammen. Mit dem nun vorliegenden Erstlingswerk sollte sich das ändern.

Die gesamte Musik wurde in einer kleinen Hütte tief in den norwegischen Wäldern (Alvdal) während eines regnerischen, kalten Herbstes und Winters geschrieben und aufgenommen. Simon und Martin wurden im Folgenden von Øystein Aadland (Bass, Keyboard), Edvard Seim (Gitarre) und Auver Gaaren an den Tasten unterstützt.

“The Approbation“ ist ein Konzeptalbum über eine düstere Seele, die nur mit ihren Gedanken allein gelassen wird. Es führt den Hörer durch die Gedanken eines Mannes, der mit der Akzeptanz des Todes kämpft und in den Abgrund gezogen wird.
Nach einem kurzen Intro namens “Østerdalen“ startet es mit der ersten veröffentlichten Single “The Pale Moon“. Die überaus atmosphärisch dichte Nummer zeigt direkt, wo die Reise hin geht. Eingeleitet von einem Gitarrenbrett schwebt man anschließend in ruhigere Sphären auf luftig leichten Melodiebögen. Das ändert sich jedoch gegen Ende des Tracks. Die Stimmung wird zunehmend finsterer und schwerer bis uns schauerliche Growls hinausgeleiten. Das anschließende “Isolation“ kommt mit jeder Menge Dynamik und bissigen Gitarren aus den Startlöchern. Die folgenden Parts werden durch einen üppigen, klassischen Hammondorgelsound vorzüglich in der Spur und auf Spannung gehalten, er nimmt im Ausklang dagegen erneut durch die zupackenden Gitarren deutlich an Fahrt auf. “Arcane Clouds“, die zweite Single, nimmt uns mit in die Hütte, weit abseits der Zivilisation, in der das Werk entstanden ist. Man kann sogar den Regen an den Scheiben plätschern hören. Der Titelsong markiert den epischen Abschluss dieses wuchtigen, melancholischen Stück Musik. Er vereint im Prinzip alles, was die Protagonisten in den vorherigen Stücken kreiert haben und steht mit seinen variierenden Stimmungen symbolhaft für das komplette Werk. Klanglich wird hier alles geboten von lässig über beschwingt bis hin zu düster, dunkel, schwer und aggressiv. Einerseits stehen die Keys im Gegensatz zu den beißenden Gitarren, die die Schärfe zum Vorschein bringen, andererseits erschaffen die üppigen Orgeln einen wunderbaren Soundteppich.

Bereits im Alter von sieben Jahren schlossen Martin und Simon einen Pakt, eine Band zu gründen, wenn sie älter wären. Jetzt, 22 Jahre später, haben sie diesen Wunsch in die Tat umgesetzt. Ein Album ist entstanden, inspiriert von allem, was sie in ihrer Kindheit gehört haben, wie z.B. Porcupine Tree, Opeth, Neal Morse und King Crimson.

Leider ist es den Norwegern nicht gelungen, diese vielen Einflüsse und Vorlieben zu einer eigenen Identität zu entwickeln. So wirkt einiges, wie Stückwerk, etwas unausgegoren, ja bisweilen leer. Die Scheibe ist gleichwohl ein guter Anfang mit reichlich Potential.

Das Artwork von “The Approbation“ stammt übrigens von Mastermind Eliran Kantor, der Folgendes über das Cover zu sagen hat: „Ich wollte das Element der vergehenden Zeit während einer Zeit der Abgeschiedenheit und Selbstreflexion in einer Waldhütte finden und dachte an die Sterne über mir. Alles auf dem Boden schläft und schlummert, während direkt über uns das Universum auf niemanden wartet. Das passte gut zu vielen Texten, da in ihnen die Elemente des Himmels immer die Rolle spielen, die unaufhaltsam ist und ständig auf den Menschen da unten einwirkt, der nach oben starrt und sich von der Schwerkraft seiner Umgebung mitreißen lässt und wie sie ihn zum Nachdenken anregt."

 

 

 

 

The Approbation


Cover - The Approbation Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 48:0 ()
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Tubular Bells – 50th Anniversary Edition

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Als ich das erst Mal mit MIKE OLDFIELD in Berührung kam war das Anfang der 80er-Jahre als er mit Hits wie „Moonlight Shadow“, „Shadow On The Wall“ oder „To France“ die Hitparaden anführte. Erst Jahre später entdeckte ich die wahren Werke des Multitalents – darunter sein 1973er-Debüt „Tubular Bells“ – das sich bis heute über 16 Millionen mal verkaufte, Virgin Record von null auf hundert brachte und sich ganze 286 Wochen in den britischen Charts hielt.
Michael Gordon Oldfield (Jahrgang 1953) ist dabei ein „alleinschaffendes“ Genie – Multiinstrumentalist, Komponist und Texter. Seine Einflüsse reichen vom Rock/Blues über Folk bis in die Klassik. Und so war schon sein Debüt „Tubular Bells“ geprägt von unterschiedlichen musikalischen Stilen und unterschiedlichsten Instrumenten und Effekten (die sich auch auf unterschiedlichen Tonspuren wiederfanden). Das Album ist fast ausschließlich instrumental, Oldfield spielte innerhalb einer Woche fast alles selbst ein (akustische und elektrische Gitarren, Farfisa, Hammond-Orgel, Flöte, Glockenspiel, Klavier, Mandoline, Perkussion und Violine), wobei man die „Tubular Bells“ man Ende des ersten Teils hört. Die fast 50-minütige Komposition wirkt auch vor allem als Ganzes – ein paar Fakts zu Einzelheiten möchte ich hier trotzdem bringen:

  • Das Klavierintro des Part One wurde im Film „Der Exorzist“ verwendet.
  • Im Mittelteil des Part Two gibt der gute Mike einige undefinierbare, gutturale Laute von sich (wurde als „Caveman“ bekannt).
  • Bei der Aufnahme wurde unbeabsichtigt das Rufzeichen des Langwellensenders GBR in Rugby (England) aufgezeichnet. Die Signale des streuten offenbar in Mikrofone und Tonabnehmer ein und wurden mit aufgenommen.
  • Am Ende von Part Two wurde das Traditional „The Sailor’s Hornpipe“ mit eingearbeitet.

Dabei enthält die „Tubular Bells – 50th Anniversary Edition” neben dem aufgewerteten Original-Mix auf der CD noch ein unveröffentlichtes Demo, das vor fünf Jahren aufgenommen wurde und damals der Anfang einer neuen Version des Werks zu seinem 50-jährigen Jubiläum sein sollte. Dann entschied sich Mike Oldfield dagegen - und die achtminütige Einleitung wurde auf Eis gelegt. „Tubular Bells 4 Intro“ bildet nun praktisch den Abschluss dieses Klassikers. Zum ersten Mal seit 2012 ist auch „Tubular Bells/In Dulci Jubilo (Music for the Opening Ceremony of the London 2012 Olympic Games)“ enthalten, welches damals nur sehr begrenzt veröffentlicht wurde. Dazu gibt es noch die Tubular Beats Remix-Zusammenarbeit mit YORK, welche die tanzbare Seite des Werkes zeigt (sicherlich Geschmackssache).

Originalton Mike Oldfield: „Wenn man sich die musikalischen Ergüsse eines angstgeplagten Teenagers noch einmal anhört, ist es schwer zu glauben, dass ich das vor 50 Jahren wirklich war. Die Musik klingt nicht so angstbesetzt, aber nur ich kenne die Jahre der Arbeit und des Stresses, die `Tubular Bells´ hervorgebracht haben. Das waren alles Live-Aufnahmen, ohne zweite Chancen oder Studiotricks, wie wir sie heute gewohnt sind. Als ich `Tubular Bells` aufnahm, hätte ich nie gedacht, dass es jemals jemand hören würde, geschweige denn, dass wir es fünf Jahrzehnte später feiern würden! Vielen Dank an alle, die mir über die Jahre zugehört haben."

 

Tubular Bells – Part One 1973 mix

Tubular Bells – Part Two1973 mix

Tubular Bells 4 Intro (previously unreleased demo 2017)

Tubular Bells/In Dulci Jubilo (Music for the Opening Ceremony of the London 2012 Olympic Games)

Tubular Bells (Mike Oldfield & YORK Remix)

Tubular Bells – 50th Anniversary Edition


Cover - Tubular Bells – 50th Anniversary Edition Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 77:52 ()
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Crime Scene

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Wie man derart schlimme und abscheuliche Themen (Serienmorde, Kannibalismus, häusliche Gewalt) in solcher Art und Weise angenehm vertonen kann bleibt mir ein Rätsel – und zeigt natürlich das Können der deutschen Art-Rock-Urgesteine von RPWL. Auf ihrem neuen Werk „Crime Scene“ präsentieren Yogi Lang, Kalle Wallner, Marc Turiaux und der neue Bassist Marcus Grützner Abartiges und Gewalttätiges. Oft in ihrer ureigenen, an PINK FLOYD angelehnten Art wie beim hervorragenden, überwiegend melodisch-sanften Opener „Victim of Desire“ (der dazu noch einiges an instrumentalen Finessen präsentiert), aber auch ungewohnt episch-rockig („Another Life Beyond Control” mit seinen recht überraschenden Wendungen). Dazwischen ist es vor allem das fast schon poppige „Life In A Cage“ und das fast 13-minütige Prog-Glanzstück „King Of The World” das einen schwelgen läßt. DIE RPWL-Fangemeinde wird es lieben. „Crime Scene“ von RPWL ist wieder ein tolles und zeitloses Album einer klassen Truppe.

Crime Scene


Cover - Crime Scene Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 45:6 ()
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Heimdal

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Bei ENSLAVED bleibt es spannend und unberechenbar! Auf ihrem 16. Album liefern die Norweger komplexe Songstrukturen und tolle Atmosphäre: Ein bisschen Black Metal (in erster Linie in Form des harsch raspelnden Gesanges von Sänger und Bassist Grutle Kjellsons) und viel psychedelischer Progressive Metal. Die Band aus Bergen entwickelt sich auch nach 30 Jahren noch weiter und hat ein quasi unerschöpfliches Kreativpotential. Vor 30 Jahren veröffentlichten ENSLAVED bereits einen Song mit dem, aus der nordischen Mythologie stammenden Titel „Heimdal“, so wird thematisch eine Verbindung zu den Anfangstagen der Truppe geschaffen. Klanglich liegt das neue Material einige Seemeilen entfernt von „Vikingligr Veldi“ aus dem Jahr 1994 und dem vorangehenden „Yggdrasill“-Demo. Wobei die Inhaltsstoffe ähneln und auch damals nachdenkliche Keyboardteppiche gewoben wurden. Viel Liebe steckt die Band auf „Heimdal“ in die Arrangements und Effekteinsatz und sie beweisen wieder mal „Arsch in der Hose“ und scheißen auf Komfortzone. ENSLAVED machen das was sie wollen und kümmern sich herrlich wenig um Trends, und auch darum geht’s im Black Metal. Natürlich wird der ein oder andere Hörer, härteren Zeiten der Band (verständlicher Weise) nachweinen; ich persönlich mag den alten und den neueren experimentellen Stil der Truppe.

Eilif Gundersen (WARDRUNA) spielt ein blechernes Horn, schwappendes Wasser erklingt; auf das Wikinger-Langschiff gesprungen und los geht’s! Zum Auftakt gibt’s mit „Behind The Mirror“ einen komplexen Song, Clear-Gesang und Kreisch-Gesang wechseln sich erwartungsgemäß ab. Zumeist schauen ENSLAVED gedankenverloren verträumt in die Natur und kurz blitzen wilde böse dreckige Momente auf. „Behind The Mirror“ besitzt ein schönes Riffing und spacige Mellotron-Effekte. „Congelia“ offenbart einen sperrigen monoton-frenetischen Rhythmus und einen ordentlichen Stapel Black Metal-Disharmonien. Es folgt „Forest Dweller“ und der Song hat es in sich: Akustik-Gitarre, ein Hauch von Okkult-Rock und natürlich Progressive Rock. Keyboarder Håkon Vinje sorgt szenenweise für DEEP PURPLE-Momente, die Hammondorgel-Sounds sind schön eingesetzt. Kommt hier eigentlich jedes Bandmitglied ans Mikro? (Håkon Vinjes, Iver Sandoy, Grutle) Zu „Kingdom“ trifft proggiger Groove auf ein Industrial-Sequenzer-Intro und exzellente Theatralik. Das Zwischenspiel in der Mitte des Tracks wirkt wie ein Ausschnitt aus einem Ritual. „The Eternal Sea“ ist ein super Track: mysteriös und ergreifend. „Caravans To The Outer Worlds“ kennen wir bereits von der gleichnamigen EP (2021). Es gibt ein gutes Gitarrensolo von Arve "Ice Dale" Isdal, einen lässigen Basslauf und thrashige Riffs zu hören und gegen Ende sind TOOL-Anleihen zu vernehmen. Das Album endet mit dem Titeltrack „Heimdal“ mit schwerem langsamen Riffing.

ENSLAVEDs Architekt Ivar Björnson („Peersen“) schreibt den größten Anteil der Texte und der Musik. Man muss sich nichts vormachen, die progressive und mitunter abgefahrene Komplexität der Musik geht auf Kosten der Hitdichte der Songs. Die Musik ist nicht eingängig, aber macht trotzdem Spaß. Die Produktion ist absolut lupenrein. Das mystisch-stimmungsvolle Coverartwork stammt von Grutle Kjellson und seiner Lebenspartnerin.

Es bleibt spannend wohin die Entdeckungsreise mit ENSLAVED noch hingeht, die Jungs werden noch viele Geschichten zu erzählen haben.

Heimdal


Cover - Heimdal Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 48:25 ()
Label:
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