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The Source

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Mensch, gute vier Jahre sind es jetzt schon wieder her, dass uns Arjen Lucassen mit "The Theory Of Everything" im Rahmen seines Projektes AYREON mit neuer Musik beehrt hatte. Damals, 2013 wollte er eigentlich die für sich selbst stehende Story abgeschlossen haben – jetzt kam es aber doch anders. Das neue Doppelalbum "The Source" des rührigen Niederländers begibt sich wieder auf alte Pfade, es wird nun eine Art Prolog zur den bisherigen Alben erzählt, so ganz grob unter der Thematik „Wie die Menschheit ihr Ende fand und die Maschinen die Macht übernahmen“.

Die Story spielt dabei in der Andromeda Galaxie, wo Computer die menschliche Rasse verdrängt und die Kontrolle gewonnen und alles im Chaos endet. Die neue Scheibe ist musikalisch eine ganze Kante härter und auch wuchtiger als „The Theory of Everything“. Dort klang alles etwas mehr keyboardorientierter auch mit den entsprechenden Protagonisten, auf „The Source“ hingegen holt er erfreulicherweise wieder etwas mehr die Riffkeule raus, die Gitarren braten ordentich und erinnert mich mitunter etwas an das letzte STAR ONE Album „Victims of the Modern Age“.

Trotz der heftigeren Ausrichtung ist das Material songorientierter und ohrwurmtauglicher geworden. Es gibt diesmal sogar verstärkt normale Songs mit einfachem Aufbau und deutlich erhöhtem Wiedererkennungsfaktor. Tracks mit relativ simpel gehaltenem Vers-Refrain-Vers- Refrain-Mittelteil-Refrain Schema wie u.a. bei „Sea Of Machines“ sind genauso zu finden wie schon schwer verdaulichere Sachen wie das brachiale „The Day That The World Breaks Down“, da wird keine Struktur als solches verfolgt, hat aber trotzdem was. Dieses Album mit seinen aufwendig gestalteten Songs lernt man aber sowieso erst so richtig ab dem 10 Durchgang aufwärts kennen und lieben. Da gibt es zunächst immer solche typischen AYREON-Songs, die einem nicht sofort rein laufen. Die viele Elemente von Prog über Metal bis hin zu Folk und Electronic fügen sich trotz aller Komplexität dann so nach und nach stimmig zusammen.

Was das Line-up betrifft, bedient sich Arjen Lucassen bei alten Bekannten und ein paar neuen Gesichtern. Neben den Leuten ,die schon mal bei Ayreon am Mikro zu hören waren wie Russell Allen, James Labrie, Hansi Kürsch, Tommy Karevik sind auch Talente wie Michael Mills, denn hatte Arjen schon für den Vorgänger auf YouTube entdeckt, erneut mit dabei. Auch Tobias Sammet ist diesmal mit einer Rolle vertreten und liefert einen wirklich klasse Job als „The Captain“ ab. Er hatte ja schon 2008 zusammen mit Lucassen 2008 ein gelungenes Cover von ALICE COOPER'S "Elected" aufgenommen. Manche Kritiker belächeln ihn ja immer noch (völlig zu unrecht) ob seines Stimmumfangs hier beweist er z.B. bei "Run! Apocalypse! Run" zusammen mit einem energetischen Duell mit Nils K. Rue (PAGAN'S MIND), dass er eine echte Powerstimme hat.

"Everybody Dies!" ist auch so ne Nummer, zunächst etwas Programming im Industrial Sound dann folgen fette Gitarrenriffs, in der Bridge gibt es dann ein wunderbar episches Duell zwischen den beiden Tommy's (Karevik & Rogers). Eine der Highlights der Scheibe wurde das folkig-rockige Sea Of Machines", hier zeigt Michael Eriksen (CIRCUS MAXIMUS) mit seinem wunderbar emotionalem Timbre sein großes Können. Auch das kraftvolle „Into The Ocean“ mit etwas STAR ONE-mäßigen Parts ist eine klasse Nummer geworden, genauso wie die uptempo Granate „Planet Y is alive“ Die vielfältige Musik bietet neben vielen unterschiedlichen Gefühlswelten und Stimmungen auch eine tolle Bandbreite an Instrumenten. Neben wummernden Tastensounds verwendet Arjen immer mal wieder Streicher und Flöten in bester JETHRO TULL-Manier („Deathory of a Race“).

"The Source" startet auf dem zweiten Teil mit hymnisch geprägten Songs wie "Aquatic Race" oder auch dass fluffige „Journey to Forver" mit klasse mehrstimmigen Chorarrangements. Innerhalb der einzelnen Songs werden quasi als Verbindung immer mal wieder Themen und Riffs wiederholt u.a. "Everybody Dies!", das in "Star Of Sirrah" nochmals auftaucht oder der Mittelteil von "Sea of Machines", gegen Ende ist bei "The Human Compulsion" fast die gesamte Truppe nochmals vereint. Auch die beiden beteiligten Mädels Floor Jansen (NIGHTWISH) und Simone Simons (EPICA) müssen besonders erwähnt werden, ihre gesanglichen Parts sind ebenfalls eindrucksvoll und nicht nur schmückendes Backingbeiwerk.

FAZIT: „The Source“ ist erneut ein typisches AYREON-Werk geworden, dass trotz vieler musikalischer & textlicher Inhalte nie zu überladen wirkt. Mitunter relativ komplex aber auch catchy zugleich, Prog mit Pomp & Power sowie tollen Sängern - wer sich darauf einläßt hat viel zu entdecken.

Das Album gibt es in verschiedensten Versionen u.a. als Doppel-CD mit zusätzlicher DVD im Digibook (auf der DVD befinden sich Musikvidoes, Interviews, eine Making-of-Dokumentation und das Album im 5.1-Surround Sound), als „Earbook“ mit aus vier CD's sowie einer DVD und natürlich auch als Doppelalbum auf Vinyl.

The Source


Cover - The Source Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 17
Länge: 88:41 ()
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The Seraphic Liveworks

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Die großartigen VANDEN PLAS kommen mit einem neuen Live-Album ums Pfälzer Eck geproggt. Pfälzer Eck stimmt nur zum Teil, denn das Ding ist in Amerika mitgeschnitten worden. Genauer gesagt, 2011 auf dem Prog Power Festival in Atlanta. Im Zentrum steht, wie der Titel schon vermuten lässt, das zur damaligen Zeit aktuelle Werk "The Seraphic Clockwork" (fünf von neun Songs).
 
Der überragende Sound sowie die musikalische Darbietung und Abstimmung der Band begeistern. Das Quintett musiziert nahezu fehlerfrei und ohne Holprigkeiten. Die Songs wirken live noch eine Spur eindringlicher und mächtiger. Die DVD relativiert den phantastischen Höreindruck ein wenig. Die Bildqualität und Kameraführung sind zwar makellos, nur die zu Beginn etwas hölzern und distanziert wirkende Band auf der unscheinbaren, nüchtern gehaltenen Bühne kann da rein optisch nicht ganz mithalten. Gleichwohl ist "The Seraphic Liveworks" als CD + DVD eine wertige Anschaffung - allen voran die CD überzeugt von Anfang bis Ende.

The Seraphic Liveworks


Cover - The Seraphic Liveworks Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 80:14 ()
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In The Passing Light Of Day

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Die Entwicklung der schwedischen Progmetalller PAIN OF SALVATION nach dem grandiosen Album „The Perfect Element, Pt. I“ (2000) habe ich aus unerfindlichen Gründen leider nicht mehr intensiver weiterverfolgt. Und dies trotz der klasse Leistung von Mastermind, Sänger, Multiinstriumentalist Daniel Gildenlöw mit seinen Gastvoclas auf dem ebenfalls hammermäßigen "01011001" Album von AYREON aus dem Jahr 2008 - die eigenen Werke dieses Ausnahmemusikers gingen danach an mir vorbei.

Jetzt gibt es aber wieder etwas neues und klar, wie immer, ist es ein Konzeptalbum geworden. Über fünf Jahre sind seit dem letzten Release der Band vergangen, wobei auf „Road Salt Two – Ebony“ stilistisch eher bluesrockige Töne dominierten. Die Aufnahmen zu dieser Scheibe stammten dabei sogar noch von 2010, damals zusammen mit dem ersten Teil aufgenommen. Sei's drum, jetzt tönt als endlich wieder neues Material aus den Boxen und es geht musikalisch wieder deutlich „back to the Roots“. Sowohl die für POS typische Komplexität, teilweise auch etwas Verschroben-und Vertracktheit verbunden mit einer gewissen düsteren Note – dies alles findet der aufmerksame Zuhörer auf 72 Minuten ausladenden Progmetals vor. Exemplarisch hierfür steht der 10-minütige Opener „On a Tuesday“: der Song startet mit heftigen Metalriffs, variiert dabei immer mal wieder das Tempo, garniert mit melancholischen Streicherparts und sogar Beats sind zu hören. Eine wirklich klasse Melodie sowie zart klingenden Frauengesangparts sorgen für die nötige Eingängigkeit, da wird sofort klar – hier gibt es keinen Progmetal von der Stange sondern etwas ganz Eigenes.

In den letzten Jahren ist viel passiert rund um Pain Of Salvation insbesondere auch bei der Besetzung, fast die Hälfte der Musiker ist nicht mehr dabei, nur noch Drummer Léo Margarit und der Mastermind himself bilden die Konstante seit 2011. Daniel Gildenlöw hatte außerdem eine schwere Krankheit zu überstehen und fiel in 2014 fast ein ganzes Jahr lang aus, dies hat das Songwriting unüberhörbar beeinflusst. Und so beschäftigt er sich inhaltlich mit den Fragen über Leben und Tod sowie den Gefühlen und Erlebnissen in dieser Zeit. In der Musik kommen diese Erfahrungen voll zum Tragen, es gibt viele Ecken & Kanten und schroffe rhythmische Wechsel. Darüber hinaus findet sich oftmals ein gewisser Industrial Einschlag mit wuchtigen Gitarreneinschüben wie u.a. bei dem starken „Meaningless“.

Es dominieren zwar vermeintlich härtere Klänge, die aber stets mit feinen Melodien versehen sind wie etwa bei „Tongue of God“ - erst ruhig mit Piano startend kommt der Song dann mit einem verschleppten sowie bulligem Gesangsrefrain sowie Gitarrenlicks in bester FAITH NO MORE-Tradition daher. Ja, es geht hier mitunter auch mal sperrig und rau zu, der Sound ist eher ungeschliffen aber dann kommt wie aus dem Nichts so mal zwischendurch eine berührende Klavierballade “Stilen Gold“ hervor, die ist einfach klasse gemacht. Zwei weitere Longtracks sind auf dem Album enthalten u.a. „Full Throttle Tribe“ das mit vielen Sounds und elektronischen Keyboardsamples aufwartet und zusammen mit fetten Prog-Metal-Vibes ein fettes aber auch atmosphärisches Stück Musik geworden ist. Immer wieder spielt er mit gekonnten Wechseln zwischen gefühlvollen und brachialen Parts sowohl stimmlich als auch instrumentell, dies klingt manchmal recht verstörend und aggressiv aber er findet meist wieder in die hoffnungsvolle Spur zurück „The taming of the Beast“. Der 15-minütige finale Albumtrack beginnt zunächst recht langsam aufbauend (fast ein wenig zu lange) mit rein rein akustischen Slidegitarrens und entspannten Vocals, danach entwickelt sich der Mittelteil erst ab Minute acht mit leicht schrägen Sprengseln zu einem echten Pathosrocker. Dieser endet, irgendwie auch typisch für diese Scheibe, mit einem getragene Part und einem positiven Ausblick - Daniel Gildenlöw hat somit seine Krankheit auch musikalisch besiegt bzw. zum Guten verarbeitet.

Letztlich wurde hier ein ganz starkes Album abgeliefert, dass trotz alles Düsterniss und teilweiser Schwermut, nicht im musikalischen Selbstmitleid untergeht sondern mit schönen Stimmungsbögen den Hörer fordert aber auch mit nimmt und in tolle soundliche Welten eintauchen läßt. So schaffen PAIN OF SALVATION insgesamt ein überzeugendes Comeback und setzen ein erstes Prog-Highlight des Jahres 2017.

In The Passing Light Of Day


Cover - In The Passing Light Of Day Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 71:45 ()
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Marbles in The Park

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Die Progikonen von MARILLION haben zuletzt mit ihrem aktuellen 2016er Studioalbum „F*** Everyone And Run (F E A R)“ ein sehr eindrucksvolles Album an den Start gebracht. Das sahen viele Fans wohl genauso und sorgten mit ihren Käufen dafür, dass die Scheibe eines der erfolgreichsten Alben in der 38-jährigen Bandgeschichte wurde. In ihrer Heimat Großbritannien stieg das Album auf Platz 4 ein und in Deutschland erreichte man mit dieser tollen Scheibe erstmals seit 1988 wieder Plätze in den TOP 10.

Darauf ausruhen wollte man sich scheinbar nicht lange und so bringen die ohnehin allgemein recht veröffentlichungsfreudigen Briten um Sänger Hogarth mit "Marbles In The Park" eine knapp 136 minütige Live CD/DVD eines Konzerts aus dem Jahr 2015 auf den Markt. Hierbei wurde das Konzeptalbum „Marbels“ (2004) noch einmal komplett aufgeführt. Im Rahmen der seit 2002 veranstalteten im 2-Jahres Rhythmus veranstalteten „Marillion-Weekend“ in den Niederlanden sind diese Aufnahmen entstanden.

Das „Marbles“-Werk wurde in einem großen Festzelt mit einer wirklich beeindruckenden Liveshow mit tollen Projektionen, Einspielern und Lasereffekten sowie einem hervorragenden High-Definition-Sound (in 96KHZ DTS-HD Master Audio 5.1 und 96KHZ PCM Stereo) als Doppel-CD, DVD und Blu-Ray aufgenommen.

Dass es die „Murmel“-Scheibe tatsächlich Wert war, noch einmal zur Gänze mit allen technischen Finessen aufgeführt zu werden, unterstreichen diese Aufnahmen mehr als nachhaltig. Dieses Album war nach vielen mittelmäßigen Alben ab Ende der 90er Jahre ein echtes Highlight in der Nach-Fishära. Zunächst hatte man sich die eigene Messlatte mit dem Überwerk „Brave“ (2004) auch ziemlich hoch gelegt. Dieses Niveau konnte dann leider musikalisch insbesondere durch solche energie- und orientierungslosen sowie zu verkopften Alben wie „Radiation“ (1998) und „Marillion.com“ (1999) nicht annähernd gehalten werden – eher im Gegenteil, für mich sind dies die bis heute beiden schwächsten Werke dieser Band.

Doch dann kam "Marbles" und wurde über die Jahre zu einem echter Klassiker. Bei Marillion löste sich damit eine gewisse künstlerische Verkrampfung, endlich paßten die weiten musikalischen Bögen mit Stimmungen, Gefühlen und vor allem auch wieder packenden Melodien wieder perfekt zusammen, Hogarth sang sich wieder frei, weniger Gejammer & Gewimmer sondern deutlich songorientierter. Prompt gelang mit „You're gone“ der erste UK-Top Ten Hit seit 1991. Auch bei den Liveaufnahmen kommen die stilistisch vielfältigen Songs sehr gut rüber, egal ob das eher etwas Sixties-angelegte The Damage“, poprockige Songs wie „Genie“ oder „Don't hurt yourself“ aber auch opulent, dramatisch ausgeschmückte Longtrack Epen wie „The Invisible Man“ überzeugen - die Band kann einfach beides: kompliziert und eingängig zugleich. Insbesondere der wiedererstarkte Rothery mit seiner singenden Gitarre und tollen Licks trägt einen Hauptanteil an den stimmigen Sortencharakter, so dass den aufmerksamen Zuhörer jede Menge Abwechslung ohne jegliche inhaltliche Längen erwartet.

Ganz besonders visuell wird auf der DVD so einiges geboten, dafür sorgt „Chefbeleuchter“ Simon Ward, der stets für die passende Untermalungen mit riesigen Videoscreens rund um die Bühne sorgt und so der emotionalen Musik optisch noch einmal mehr tiefe und Betonung verleiht. Insbesondere Fronter Steve Hogarth zeigt sich hier als charismatischer Sänger u.a. beim Opener 'The Invisible Man“, bei dem er zunächst per LED-Screeneinspieler intoniert und erst später zusammen mit der Band auf der Bühne steht – spitzenmäßig umgesetzt. Die Fans sind ebenfalls begeistert, gehen für Progverhältnisse voll mit und sind sogar stellenweise richtig aus dem Häuschen, ob dieses perfekt umgesetzten Kopfkinos voller dichter Emotionen und Glücksgefühle.

Ergänzt wird "Marbles" noch durch die ebenfalls passablen Zugaben "Out of this World", "King" und "Sounds that can't be made". Letztlich überzeugen MARILLION mit einem wahrlich tollen Album (inkl. gelungenem Booklet) im Rücken auf ganzer Ebene und sorgen für viele beeindruckende visuelle als audiophile Momente, so dass dieses Album allen Fans der Band sowie auch Anhängern von anspruchsvollem aber nicht zu abgehobenem Progrock absolut zu empfehlen ist.

Marbles in The Park


Cover - Marbles in The Park Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 18
Länge: 136:12 ()
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Errai

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Für die EP „Errai“ haben sich TESSERACT vier Stücke ihres letzten Albums „Polaris“ noch einmal vorgenommen und diese komplett überarbeitet und neu aufgenommen. Was an den neuen Versionen als erstes auffällt, ist, dass es die Band dabei deutlich ruhiger angehen lässt. Allesamt klingen sie deutlich zurückgelehnter, stimmungsvoller und enthalten balladeske Elemente. Dem Gesang wurde mehr Platz eingeräumt, die Instrumente wurden teilweise sehr sparsam eingesetzt und die Melodien und Harmonien sind in den Vordergrund gerückt.

Das ursprünglich treibende „Survival“ erhält hier einen schwelgerischen Charakter, und das vormals rhythmusorientierte „Cages“ mit seinen unregelmäßigen Takten baut sich behutsam bis zu seinem groovenden zweiten Part auf. Das eh schon getragene „Tourniquet“ wird hier noch ruhiger und klingt in der ersten Hälfte geradezu meditativ, und auch die Steigerung in der zweiten Hälfte geht fließend vor sich. Dem Schluss-Track „Seven Name“ schließlich wurde der Bombast genommen.

Man hört den Songs von „Errai“ an, dass sie tatsächlich völlig neu erarbeitet wurden, denn sie sind kaum wiederzuerkennen. Diese EP hat also mehr zu bieten als lediglich einige bereits bekannte, neu aufgewärmte Tracks und hat damit absolut ihre Berechtigung. Mehr noch – alle vier Stücke haben durch die Neubearbeitung deutlich gewonnen. Es wurde – im Gegensatz zum Album – eher auf weniger als auf mehr gesetzt, und diese Reduktion hat den Songs gutgetan. Sie klingen weniger kühl, strahlen mehr Ruhe als die Originale und oft eine ganz spezielle schwebende Atmosphäre aus. Wer mit „Polaris“ nicht viel anfangen konnte, könnte daher trotzdem an dieser EP Gefallen finden, und wer das Album mochte, kann sich über tolle Neuinterpretationen freuen.

Zu haben ist „Errai“ zusammen mit „Polaris“ als Doppel-CD sowie als Stand-Alone-Release auf Vinyl oder als Download.

 

 

Errai


Cover - Errai Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 4
Länge: 18:59 ()
Label:
Vertrieb:
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Solar Movie – Box-Set

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GROBSCHNITT - eine der innovativsten und einflussreichsten Band der deutschen Rockmusik - auch wenn sie heutzutage (außer bei den Genre-Freaks) selten im Bewusstsein des Musik-Biz zu finden ist. Und wenn auch der kommerziell wohl erfolgreichste Longplayer „Rockpommel’s Land“ war, so dürfte mit das Beste was GROBSCHNITT zu bieten hatte die auf dem 1974-Album „Ballermann“ enthaltene Komposition „Solar Music“ sein (die dort auf zwei LP-Seiten aufgeteilt 33 Minuten lang war). Da GROBSCHNITT aber vor allem auch für ihre furiosen Liveauftritte und ihren dortigen Improvisationen ihrer Stücke bekannt waren, wurde „Solar Music“ auf jedem (!) Konzert in einer anderer Version vorgestellt, verlängert, verändert, verwandelt. Und es wurde auf wirklich jedem GROBSCHNITT Konzert gespielt.

Die Zeitzeugen zufolge beste Version von „Solar Music“ bot man beim 1978er Rockpalast Konzert in Dortmund – dieser Auftritt steht auch im Zentrum von „Solar Movie“. Die Live dargebotene war eine innovative Mischung aus Progressivem Rock, Krautrock, Space Rock, Psychedelic – dazu Showelemente aus Rauch, Funken und Feuer und ungewöhnliche Texte und Ansagen – von Eroc (Joachim Ehrig): Schlagzeug, Perkussion, elektronische Effekte, Lupo (Gerd-Otto Kühn): Sologitarre, Mist (Volker Kahrs): Keyboards, Pepe / Popo / Hunter (Wolfgang Jäger): Bass du Wildschwein (Stefan Danielak): Gesang, Gitarre musikalisch und künstlerisch überragend improvisiert (lange Gitarren- und Keyboardsoli) ohne den Kern der Komposition zu verlieren. Ob man alle Versionen und Gimmicks der Box wirklich braucht muss ein jedweder für sich selbst entscheiden – so zum Beispiel der dann doch etwas langatmige „Solar Movie“ – aber das Herz der Veröffentlichung, der vollständige GROBSCHNITT-Auftritt in der Dortmunder Westfalenhalle vom 08. Dezember 1978 ist in Ton und Bild ein überzeugendes, tolles Zeitzeugnis deutscher Rockmusik und progressiver Kunst – sollte man als Proggie kennen.

Und das siebenteilige „Solar Movie“ - Box-Set bietet hier die Vollbedienung auf dem ausstattungsmäßigem höchstem Level  -als da wären:

- remasterte PAL-SD DVD vom Rockpalast (85 Min.) und Solar Movie (56 Min.)

- remasterte Audio-CD (79:10 Min.) vom Rockpalast-Konzert

- Audio-CD mit Solar Music aus Berlin - musikalisch auch vom Feinsten ist zweite Version von „Solar Music“ aus dem Berliner Latin Quarter, 26. März 1978, inklusive zweier Bonustracks (79:10 Min.)

- farbige 180-Gramm-Vinyl, 33 RPM (54:36 Min.) mit Solar Music vom Rockpalast

- farbige 180-Gramm-Vinyl, 33 RPM (52:08 Min.) mit Solar Music aus Berlin

- 48 seitiges Booklet im LP-Format mit Fotos, Infos zu den Auftritten und Memorabilien – wertig gedruckt

- Solar Movie Kunstdruck als Farbmotiv

- verpackt ist das Ganze in einem stabilem Pappschuber in LP-Format und dort in einem mehrteiligen Gatefold

- und zu guter Letzt gibt es zum Kernstück der ganzen Veröffentlichung noch einen Code zum kostenlosen Download

 

„Solar Music“ gibt es in zahlreichen (über 20 Veröffentlichungen) und wurde später von GROBSCHNITT auch unter dem Titel „Powerplay“ und „Sonnentanz“ dargeboten (zum Teil aus kommerziellen Gründen auf mehrere Parts verteilt). Die ersten Ideen und Grundstrukturen spielte die Band bereits seit 1968.

Das Ganze wird dabei sicher nicht als Schnäppchen über den mehr oder minder virtuellen Ladentisch gehen. Aber Sammler werden das Teil lieben. Und die eigentliche Zielgruppe, die Fans, werden auf Grund der gelungenen Überarbeitung von Ton und Bild gut bedient. Ob das alles den hohen Anfangspreis rechtfertigt darf man aber durchaus diskutieren.

Solar Movie – Box-Set


Cover - Solar Movie – Box-Set Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 1
Länge: 406:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Spiral Of Fear

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POVERTY’S NO CRIME haben in den letzten knapp 25 Jahren nunmehr 7 Alben vorzuweisen, welche allesamt im Prog Metal zu verordnen sind und den einmal gefundenen Stil zwar nicht revolutionieren, aber dennoch immer weiterentwickeln. „Spiral Of Fear“ ist das erste Album nach der 2007er Veröffentlichung „Save My Soul“. In diesem Business sind 9 Jahre eine verflucht lange Zeit. Man kann nur hoffen, dass POVERTY’S NO CRIME nun nicht ganz von vorne anfangen müssen, denn das hätten die Nordlichter nicht verdient. Etwas melodischer als ihre Gesinnungsgenossen von IVANHOE lassen es POVERTY'S NO CRIME angehen. Eigentlich wollte ich mir den DREAM THEATER Vergleich sparen, da er an vielen Stellen doch etwas hinkt und POVERTY’S NO CRIME mit Sicherheit keine Copycats sind. Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass viele Leute, die den „Images & Words“ -Tagen des Traumtheaters hinterher trauern, durchaus ihre Freude mit „Spiral Of Fear“ haben könnten. Denn der mit einer gesunden Härte ausgestattete melodische Prog Metal vereint in ähnlicher Weise musikalischen Anspruch mit Eingängigkeit. Das wäre dann auch schon die Kritik, denn POVERTY’S NO CRIME lassen es missen, den einen oder anderen nicht so glatten Widerhaken einzubauen. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau. Die Liebe zu einschmeichelnden Sounds wird einem besonders bei „A Serious Dream“ bewusst, wo das Stakkato-Piano FOREIGNER’s „Cold As Ice“ zitiert. Diese AOR Momente sind es auch, die POVERTY’S NO CRIME von vielen anderen ähnlich gelagerten Bands abheben. Wie weiter oben bereits angesprochen ist dieses Alleinstellungsmerkmal Fluch und Segen zugleich. Den einen ist es womöglich zu glatt und die anderen erfreuen sich gerade daran. Bleibt eine gute Progressive Metal Scheibe, die man als Genre Fan mal antesten sollte.

Spiral Of Fear


Cover - Spiral Of Fear Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 55:54 ()
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Review:

Liquid

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Es ist schon fast 10 Jahre her, dass Kalle Wallner (RPWL-Gitarrist) mit seinem ersten BLIND EGO Solostreich „Mirror“ für durchweg positive Resonanzen sorgte. Das 2 Jahre später folgende „Numb“ war ebenfalls eine gute Scheibe – wenn auch nicht ganz so zwingend. Nun also – nach langer Solo-Pause und hörbar gut gereift der dritte Streich „Liquid“. Gewohnt eingängig und melodisch (was sonst erwartet man von einem RPWL-Recken) geht es bei den neun, meist längeren Werke zugange, der als durchscheinende moderne Touch setzt BLIND EGO gekonnt und gut von RPWL ab. Dabei setzt Wallner natürlich mit seiner Gitarre viele Akzente – harte Riffs und virtuose Soli sind ein Genuss. Dazu läßt er die Songs von 3 gestandenen Sängern veredeln: Arno Menses von SUBSIGNAL, Erik Ez Blomkvist von SEVEN THORNS und  Aaron Brooks (SIMEON SOUL CHARGER). Ansonsten setzt Wallner mit BLIND EGO auf abwechslungsreiches Songwriting; da kommen einen auch schon mal FATES WARNING oder PETER GABRIEL in den Sinn. Als mein Highlight habe ich dabei das über 8-minütige „Never Escape The Storm“ ausgemacht – einen epischen Song der alles zeigt, was Kalle Wallner mit BLIND EGO so drauf hat. Aber auch der von ruhigen Start und Ende eingerahmte Ohrwurm „Blackened“ und das instrumentale „Quiet Anger“ (samt geilen Bass-Part) bringen BLIND EGO auf den Punkt. Und das man „Liquid“ ohne Zutun in einem Hör durch genießen kann spricht wohl auch für sich. Fans progressiver Mucke zwischen Hard Rock und Prog-Metal sollten „Liquid“ auf jeden Fall mal antesten.

Liquid


Cover - Liquid Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 62:48 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Sorceress

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OPETH haben mit "Heritage" und "Pale Communion" deutlich gemacht, dass sie sich vom Metal verabschiedet und dem Progressive Rock zugewandt haben. Mit dem ersten Versuch gelang das ob der schwachen Songs nur bedingt, aber der zweite Versuch in Form von "Pale Communion" war rundum gelungen. Jetzt also "Sorceress", mit welchem OPETH unter Beweis stellen müssen, dass sie sich in den letzten Jahren als Progressive-Songschreiber gefestigt haben. Klar ist schon beim ersten Durchlauf, dass es - die von vielen Fans ersehnte - Rückkehr zum Metal nicht gibt. Keine Growls, kein "Blackwater Park" Nummer 2, kein Stromgitarrenmassaker. Stattdessen progressive Songs, vorgetragen mit ruhiger Stimme ("A Fleeting Glance"), im Wechsel mit knackigen Rocksongs ("Chrysalis"). Und das Schöne: beides funktioniert. OPETH haben sich zu beim Songwriting spürbar verbessert, wodurch die Songs für sich gesehen gut funktionieren. Zwar ist "Sorceress" kein homogenes Album; der Fokus liegt stärker auf den einzelnen Songs. Dabei müssen "Persephone", "Sorceress 2", "The Seventh Sojourn" und "Persephone (Slight Return)" als Ausnahmen gesehen werden, sind sie doch eher Interludes oder Verstärkungen vorgangenener Themen. Als Verbindung zwischen den Songs, als Kitt für ein homogenes Album verfehlen sie allerdings ihren Zweck. Immerhin kommen so Songs wie das mit Metalkante beim Drumming ausgestattete "Era" besser zur Wirkung, genau wie das wunderschöne und progressive "Strange Brew", bei welchem insbesondere die Gesangsleistung - und das Zurücknehmen des Gesangs im richtigen Moment - in Verbindung mit dem Bombast des Progressive Rocks die Highlights sind. Der Titelsong des Albums ist unfassbar eingängig, "Will O The Wisp" ein Lehrstück in Sachen harmonischer Musik und mit folkigem Einschlag, und "A Fleeting Glance" als langsam wachsendes Duell zwischen Gitarre, Gesang und Piano.

OPETH machen - mehr als bisher - die Songs, auf die sie Lust haben. Sie scheinen sich von allen Erwartungen und Nörgeleien ihrer Fans befreit zu haben, wodurch "Sorceress" positiv und fröhlich klingt. Åkerfeldts Stimme ist noch einmal facettenreicher geworden und wird von ihm selbstbewusster selbst in den ruhigen, zerbrechlichen Parts eingesetzt. Dazu gesellt sich eine leichte Metalkante in vielen Songs, mit der OPETH den Bogen zur eigenen Vergangenheit schlagen, auch wenn im aktuellen Line-Up nicht mehr viele "Blackwater Park"- oder "Orchid"-Beteiligte zu finden sind.

"Sorceress" ist ein vielschichtiges Album geworden, in welchem sich OPETH kreativ austoben. Die Songs überzeugen im Grunde alle, mögen sie auch sehr unterschiedlich sein - und doch immer die OPETH-Handschrift erkennen lassen - und von einigen eher unnötigen Interludes eingerahmt werden. Im Grunde geben die Schweden ihre Interpretation des Wortes progressiv wieder: sie entwicklen sich weiter, sie verändern sich, sie verfeinern ihren Stil. Davor und vor dem Ergebnis kann jeder Musikfan nur den Hut ziehen. 

 

Sorceress


Cover - Sorceress Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 56:36 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

F.E.A.R. (Fuck Everyone And Run)

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Mensch MARILLION, die Progveteranen von der Insel haben es tatsächlich geschafft und nochmal ein wirklich starkes Album raus gehauen. Das Teil nennt sich „F E A R“ und steht für „Fuck Everyone And Run“. O.k. bei dem plakativen Titel ist beinahe zwangsläufig ein eher zeitkritisches Album zu erwarten und tatsächlich MARILLION liefern hier mit ihrem 18'ten Album fast eines der besten Werke in der Post-Fish Ära ab. Bisher war dies nach meiner bescheidenen Meinung „Bave“ aber FEAR bietet ähnlich hochwertigen Progrock mit ganz viel Atmosphäre, songlicher Tiefe und tollen Melodien.
Es ist ja mittlerweile schon das Studiowerk Nummero 12 mit Sänger Steve Hogarth und der drückt nicht nur mit seinen emotionellen Vocals sondern auch mit den hier besonders politischen Texten seinen Stempel auf. Er schafft hier den schmalen Spagat zwischen zerbrechlich und für seine Verhältnisse wütend, krafvollen Parts hervorragend, dies war nicht immer so. Sehr schwache Scheiben wie etwa „Marillion.com“ oder „Radiotion“ litten neben dünnem Songwriting auch an zu viel Gesäuselparts des Frontmannes.      
Doch hier auf Fear keine Spur davon, Hogarth will die Scheibe gar als Protestalbum verstehen, es werde hier die heutzutage weitverbreitete Mentalität, die Menschen auszunutzen, zu verarschen und sich anschließend aus dem Staub zu machen angeprangert. Fehlende gesellschaftliche Normen bzw. deren Einhaltung und fragwürdiger Gesinnungen. Geld regiert die Welt, was kümmert da noch  Moral oder Ethik. Dies will man insbesondere auch die Politik zu.
Doch genug der Sozialkritik selbst diejenigen, die tatsächlich immer noch der FISH-Ära hinterher trauern könnten hier sowohl in textlicher als auch musikalischer Hinsicht ihren Frieden mit der Band machen. Das Album gliedert sich grob in Hauptsongs mit diversen Unterparts, die auch ineinander übergehen. Bereits das Opening Paket Eldorado ist vielleicht am gewöhnungsbedürftig bietet aber tolle Passagen mit einer gewissen Traurigkeit („Demolished Lives“) aber auch rockig, markante Momente („Fear“) mit fesselnder Rhythmik.       
Diese Scheibe bietet viele gelungene melancholische Momente ist aber nicht ganz so dunkel & düster wie „Brave“ geraten, auch wenn das Ende inhaltlich eher negativ geraten ist, denn da übernehmen die Bösen bzw. „The New Kings“ quasi die Herrschaft.
MARILLION besinnen sich insgesamt wieder eher auf die melodischen Momente, lassen das verschroben-experimentelle früherer Phasen außen vor  und lassen wieder verstärkt die elegischen Gitarren von Steve Rothery („The Jumble Of Days“) sprechen, perfekt kombiniert mit breit angelegten Keyboardsounds von Mark Kelly. Das alles klingt sehr gut abgestimmt und Hogarth vergißt, neben seinen typisch hohen Gesangsteilen auch nicht die etwas mehr abgehenden Rockpassagen mit einzubinden. Selten klang er dabei so abwechslungsreich.
Der Schluß mit dem über 20 minütigen Epos „The New Kings“ verbindet dann perfekt die typischen Trademarks der Band, bombastischer Sound mit vielen kleinen Details und einer packenden roten Linie. Da kommen dem geneigten Hörer Reminiszenzen an vergangene Zeiten in den Sinn aber ohne dass es zu altbacken wirkt. Man erfindet sich mit „F.E.A.R.“ wiedereinmal gekonnt neu, auch deshalb weil hier einfach die Balance stimmt d.h. weniger aufgesetzter musikalischer Anspruch und weniger Drama bei Hogarth.
Die eingefleischten Fans werden sowieso blind zu greifen, alle anderen die Marillion vielleicht schon etwas länger nicht mehr auf der Liste stehen hatten, sollten „F.E.A.R.“ wieder eine Chance geben. Dieses Album gehört sicherlich zu den stärksten Werken, die man in der langen Banddiskographie finden kann.
Das eher bescheidene Coverartwork drückt, trotz viel Gold, diese Qualität leider nicht so ganz aus aber dies war schon bei vielen Alben zuvor recht ähnlich. Aber hier zählt ja nicht die Verpackung sondern der Inhalt und der überzeugt mit vielfältigem Progkino der Spitzenklasse.    

F.E.A.R. (Fuck Everyone And Run)


Cover - F.E.A.R. (Fuck Everyone And Run) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 68:16 ()
Label:
Vertrieb:

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