Wenn sich Musiker vom Schlage eines "Lef" Lorenzo Esposito Fornasari (BERSERK!, OBAKE) Colin Edwin (PORCUPINE TREE) oder Pat Mastelotto (KING CRIMSON) in einem Projekt zusammenfinden, sind die Erwartungen automatisch hoch. Bei O.R.K. leben die Herren keine unerwarteten musikalischen Ideen aus, sondern bleiben der progressiven Musik treu, die sie kennen und können - und trotzdem ist "Inflamed Rides" kein lahmer Abklatsch ihrer Hauptbands. Glücklicherweise sprudeln die Ideen nur so aus den Herren heraus, was sich in überraschenden Riffs im Opener "Jellyfish", jazzigen Einflüssen in "Dream Of Black Dust" und harten Tönen ("Breakdown") manifestiert. "Inflamed Rides" entpuppt sich nach dem erstem gefälligen Höreindruck als wahre Wundertüte progressiven Rocks. Natürlich finden sich Facetten von KING CRIMSON und PORCUPINE TREE, diese werden durch die vielen verwursteten Ideen schnell in den Hintergrund gedrängt. Das dunkle "Funfair" oder das fast schon tanzbare "No Need" seien hier als Beispiele genannt. Insgesamt ein sehr interessantes Album voller Facetten progressiven Rocks, die in dieser Form nicht zu erwarten waren. O.R.K. zeigen, dass ein Projekt mehr sein kann als nur das Kohle machen mit den Namen der Beteiligten. "Inflamed Rides" ist ein spannendes Progressive Rock-Album geworden, das Fans aller genannten Bands gefallen wird. Erwartungen erfüllt!
DREAM THEATER geben dem geneigten Musikfan mit "The Astonishing" viel Arbeit: mehr als zwei Stunden Material, verteilt auf zwei CDs. Genauer gesagt handelt sich um eine Pogressive Rock-Oper, komplett mit Chor und Orchester - und natürlich einer in sich geschlossenen Storyline. Wie jedes DREAM THEATER-Werk zwingt "The Astonishing" den Hörer zum konzentrierten Hören, da sonst viele Facetten und Spannungsbögen verloren gehen. Ein fast schon preußischer Ansatz an Musik. Musikhören als Arbeit. Ganz so schlimm ist es dann nicht, denn natürlich wissen die 34 Stücke zu unterhalten und sind keine akustische Qual. Dazu trägt die glaskare, sehr differenzierte Produktion einen großen Teil bei, ebenso das auf den Punkt kommende Songwriting - was anderes wäre von dieser Band nicht zu erwarten.
So weit, so gut. DREAM THEATER präsentieren sich auf "The Astonishing" in der erwartet guten Form, die sie immer an den Tag legen. So richtig zünden will das Werk dann aber nicht, denn zu selten wagen sich die New Yorker aus ihrer Komfortzone hinaus. Manches mal wird es arg poppig ("Hymn Of A Thousand Voices"), was die Nerven sehr strapaziert. Natürlich sind die Songs mit viel Pathos ausgestattet und handwerklich auf extrem hohem Niveau, aber es fehlt an vielen Stellen der Überraschungsmoment, das Spritzige, das Unerwartete. DREAM THEATER funktionieren wie ein Uhrwerk. Allerdings will bei einem Uhrwerk auch niemand Überraschungen erleben, von daher ist "The Astonishing" eher an Altfans der Band als an Neueinsteiger in den DREAM THEATER-Sound gerichtet. James LaBrie setzt vielen Songs mit seiner Stimme den Stempel auf, gleichzeitig wird viel zu oft deutlich, wie eindimensional - auf hohem Niveau! - er vorgeht. Damit ist er ein Beispiel für Rest der Band und das Songwriting. Extrem hohes Niveau, routiniert geschrieben und gespielt, aber leider etwas fad.
"The Astonishing" ist eine zwiespältige Platte, denn bei aller Berechenbarkeit machen epische Bombastnummern wie "When Your Time Has Come", "Act Of Faythe" oder "Chosen" Spaß und zeigen Stromgitarrenmusik mit Universitätsabschluss in Reinkultur. DREAM THEATER haben viele Überraschungen in die Songs eingebaut, seien es Folk-Instrumente oder ungewöhnliche (Tango?)-Rhythmen, aber das wirkt alles mehr mit dem Kopf als dem Herz geschrieben. "Lord Nafaryus" sei hier als Beispiel genannt.
Am Ende bleibt ein sehr zwiespältiger Eindruck zurück, auch nach vielen Umdrehungen der CDs im Player. DREAM THEATER sind begnadete Musiker, keine Frage, die sich auch von der Orchester-Chor-Oper-Kombination nicht beeindrucken lassen. Gleichzeitig wirkt das alles kopflastig und routiniert im negativ besetzten Sinne.
Mehr noch als bei anderen DREAM THEATER-Werken - egal ob Konzeptalbum oder reguläre Platte - gilt hier: Zeit nehmen und selber anhören. Ganz sicher ist "The Astonishing" eine Platte, die Liebe oder Langeweile hervorruft, dazwischen gibt es nichts.
Progressive Metal gibt es von TOOTHGRINDER auf die Ohren: Nach der Bandgründung 2010 und einigen EP’s bringen die Vier aus New Jersey „Nocturnal Masquerade“ nun endlich ihr erstes Album heraus. TOOTHGRINDER kombinieren mörderisch brutale Hardcore-Trips mit ausgesprochen melodischen Passagen, satten Grooves und atmosphärischen Spielereien. Abwechslung wird hier also großgeschrieben.
Wie ein Weckruf bricht der Opener „The House (That Fear Built)“ auf den Hörer herein, schmettert alles nieder und punktet dann mit äußerst eingängigem Clean-Refrain. Gitarren und Schlagzeug erweisen sich als ausgesprochen variabel. TOOTHGRINDER halten trotz progressivem Aufbau alles beisammen, steigern sich in ihren Songs kontinuierlich bis zum (meist scheppernden) Höhepunkt und vermeiden Längen. So kommen ruhigere Stücke wie „I Lie In Rain“ oder „Diamonds For God“ einfach nur unheimlich atmosphärisch daher und beweisen aufs Neue wie gut der Mix aus Shouts und Clean-Vocals hier harmoniert. Der Titelsong präsentiert sich wie auch der Opener ziemlich düster. „Lace Anchor“ und „Despondency Dejection“ kommen mit einem fast exotischen Aufbau daher, „Walz Of Madmen“ beendet das Werk als progressives Feuerwerk. Langeweile kommt hier wirklich nie auf, die zwölf relativ kurzen Songs beschränken sich stets auf das Wesentliche, glänzen aber dennoch durch viele Details. Wer auf Progressive mit Hardcore und Post Rock steht, sollte hier mal genau hinhören.
„Winter Thrice“ („Dreifacher Winter (?)“) heißt das neuste Werk der Norweger BORKNAGAR, welches passender Weise im „Winter“ herausgebracht wird. Wirklich winterlich ist es kurz vor Jahresende bei fünfzehn Grad plus nicht wirklich, aber vielleicht können BORKNAGAR das ja ändern.
Gestartet haben BORKNAGAR 1995 als traditionelle Black Metal-Band, die ihre Spielweise aber während der kommenden Jahre und Alben stets ausbaute und verfeinerte. So kann wohl spätestens ab dem filigranen „Epic“ (2014) von Black Metal nicht mehr die Rede sein. Mittlerweile schreiten die Norweger auf sehr bombastischen Wegen: Ein gigantisches Monstrum an musikalischer Untermalung bildet in kontinuierlich leicht progressivem Aufbau die Grundlage für das Schaffen BORKNAGARs. Nicht weniger als drei talentierte Sänger verleihen den meist sehr naturbezogenen Texten Ausdruck.
„The Rhymes Of The Mountain“ eröffnet als klassischer BORKNAGAR-Song mit leicht folkigem Touch, erhabener Atmosphäre und eingängigem Refrain. Rasende Passagen mit Blast-Beats und tiefen Growls zeugen von der Black Metal-Vergangenheit, sind aber mittlerweile echt rar gesät.
Auch der Folk-Einschlag, der bei dem Vorgängerwerk „Urd“ (2012) noch sehr dominant war sinkt auf „Winter Thrice“ etwas zurück. Und weicht in Masse klassischer (Rock) Musik. So präsentieren sich Songs wie „Panorama“, „Erodent“, „Noctiflucent“ oder auch der Titel-Song in fast ungewohnt ruhigem, fast Mainstream-tauglichem Gewand. Harte Gitarren oder Growls lassen BORKNAGAR hier über weite Strecken missen, treten dafür aber mit unglaublichem Bombast (und das ohne Orchester!) und wirklich genialem Klargesang zu Tage. Der abschließende „Terminus“ fährt noch einmal alle Geschütze auf und lässt „Winter Thrice“ zwischen lauen Lüftchen und wütendem Sturm ausklingen.
BORKNARGAR geben sich auf „Winter Thrice“ so cineastisch wie nie. So merkt man den Übergang zwischen den einzelnen Songs im Mittelteil oft nicht. Dafür fehlt es hier explizit verglichen mit „Urd“ doch an prägnanten Refrains und eingängigen Riffs. So dauert es wirklich eine ganze Weile, bis „Winter Thrice“ seinen Charme versprüht und den Hörer verzaubern kann – was bei einigen zuvor veröffentlichten Alben um einiges schneller ging.
Lässt man sich jedoch auf das „neue Schaffen“ von BORKNAGAR ein, hat man hier ein Album das durch frostige Täler und vereiste Ebenen führt und ein episches Feuerwerk an Sinneseindrücken entfacht. Nur das dauert etwas. Black Metal ist es jedenfalls nicht mehr, was BORKNAGAR hier spielen – „Epic“ Progressive trifft es vielleicht besser.
Als Anspieltipps eignen sich neben dem schon veröffentlichen „The Rhymes Of The Mountain“ für alte Fans das düstere „Cold Runs The River“ für weltoffene Musikhörer (oder nicht unbedingt Metal-Fans) eignen sich „Noctilucent“, „Panorama“ oder der mächtige Titel-Song zum warm werden.
Seit mehr als dreizehn Jahren spielen die Polen RIVERSIDE (aus Warschau an der Weichsel) Progressive Metal. Das „Metal“ kann man mittlerweile streichen und durch „Rock“ ersetzen, doch Mittreißen können die Polen nach wie vor – wenn nun auch mehr auf verträumten den düsteren Wogen. „Love, Fear And The Time Machine“ heißt das neuste Stück RIVERSIDE, welches in zarten pastell-Tönen gehalten ist. Ein treffender Titel, schwankt hier doch eine gehörige Portion 70er-/ 80er Feeling mit.
Klar ist aber auch, dass die metallenen Jahre von „Anno Bomini High Definition“ (2009) wohl tatsächlich vorbei sind und „Shrine Of New Generation Slaves“ (2013) mehr als ein ruhiger Ausrutscher war. Denn „Love, Fear And The Time Machine“ macht praktisch genau dort weiter, wenn auch hier vieles irgendwie besser, packender und authentischer als auf dem Vorgängeralbum wirkt. So entführt der Opener Lost mit fabelhaftem Clean-Gesang und kräftigen Bass-Linen in verträumt rockige-Welten. Und auch wenn RIVERSIDE hier was die Instrumentierung betrifft (für Prog.-Verhältnisse) doch ziemlich minimalistisch agieren, ist der Sound auf „Love, Fear And The Time Machine“ doch meist ziemlich voll. Hin undwieder klingen Gitarren und Schlagzeug sogar ziemlich heftig – was meist gegen Ende der Songs der Fall ist. Gegen Ende des Albums schwächeln die Polen aber leider ein wenig was innovativen und stimmungsvollen Songaufbau betrifft. Anspieltipps sind der sanft tragende Opener „Lost (Why Should I Be Frightened By A Hat?)”, das etwas härtere und mit ebenso genialen Vocals versehende „#Addicted” und das düstere „Discard Your Fear“.
Schon das Artwork von "The Beacons Of Somewhere Sometime" kann als "visueller Bote" der Veränderung gedeutet werden. Die so vertrauten Rot- und Orangetöne mussten einem kühl wirkenden türkis weichen. Der einzelne schwarze Schwan auf dem Cover steht als mythologisches Symbol für ein unerwartet negativ eintretendes Ereignis.
Gitarrist und Hauptsongwriter Markus Steffen verarbeitet auf dem Album den Tod seiner Mutter und eine schwierige Trennung. Der neue Longplayer ist jetzt kein typisches Konzeptwerk, dennoch zieht sich ein Thema wie ein roter Faden durch die Songs: Verlust und Trennung. Härter, aber auch zugleich melancholischer und dadurch kontrastreicher zeigen sich hier die Kompositionen im Vergleich zum leichteren und fast poppigen Vorgänger "Paraiso". Aus eben diesem Verarbeiten von negativen Lebensumständen und Gefühlen entsteht hier pure musikalische Schönheit, die perfekt in Szene gesetzt ist, veredelt von Arno Menses gefühlvollem Gesang.
Das vierte Album ist das intensivste und emotionalste des Prog-Duos. Einzelne Songs herauszunehmen gibt keinen Sinn, als Ganzes, am besten mit Kopfhörer, sollte das Teil genossen werden. So entfaltet "The Beacons Of Somewhere Sometime" seine ganze Wirkung und Kraft. Ein starkes, sehr persönliches Werk von Subsignal - und ohne Zweifel eines der Alben des Jahres!
Aus Kalifornien kommen DIMESLAND, die mit „Psychogenic Atrophy“ ihr erstes Album heraus bringen, nachdem sie zuletzt 2012 mit der EP „Creepmoon“ ein Lebenszeichen von sich gaben. „Abstract Metal“ soll hier die Spielart sein, tatsächlich handelt es sich hier um sehr extremen, experimentellen und chaotischen Progressive Death Metal. Abstrakt sind DIMESLAND in meinen Augen nicht wirklich, da sie sich in diesem Fall mehr auf das Allgemeine denn unendlich viele schräge (und verstörende) Details beschränken würden. So ist auch ein wilder Sound-Misch wie „Xenolith“ zwar nur sehr abstrakt als „Musik“ im eigentlichen Sinne zu deuten und tatsächlich fehlen einem hier die Bestrebungen, doch abstrakt sind DIMESLAND nicht.
Wirre, unkontrollierte Instrumentierungen treffen hier auf einen Sänger, der irgendwo zwischen Death Metal und Hardcore steht. Die Gitarren geben abstruse Töne von sich, verfrickeln sich, doch „Technical“ wirkt hier nichts, da gäbe es Struktur im Chaos. Ähnlich verhält es sich auf „Psychogenic Atrophy“ mit dem Spieltempo: Mal spielen DIMESLAND in ungestümen Tempo, dann gibt es zähe atmospheric Parts, gefolgt von Geräuschkulissen verstörender Machart („Xenolith“). Am ehesten werden Freunde experimentellen Underground Death Metals ihre Freude hier dran finden, ich kann der Band nicht so viel abgewinnen.
Feinen Italo-Prog zelebrieren SOUL SECRET auf ihrem schlicht „4“ betitelten dritten Album (das kleine Paradoxon ist mir durchaus bewusst). „4“ ist das erste Konzeptwerk im Schaffen der Italiener. Wenn ich es beim Überfliegen der Lyrics richtig verstanden habe geht es um einen Mann, der seinen Lebenswillen verliert, da eine Krankheit seine große Liebe dahinrafft. Als er zu dem Punkt kommt, dass er selbst auf dieser Welt nichts mehr verloren hat…wacht er auf. Ich hoffe das kommt soweit hin. Die Geschichte hat durchaus autobiographische Züge, da Gitarrist Antonio Vittozzi seine Mutter an den Krebs verloren hat. So weit, so dramatisch: Bei aller Ernsthaftigkeit SOUL SECRETs, die sich auch musikalisch manifestiert, klingt das Ganze keineswegs ausweglos, sondern vermittelt auch immer wieder das Gefühl, dass das Licht am Ende des Tunnels nicht unbedingt der herannahende Zug sein muss. Musikalisch sind als Grundeinfluss DREAM THEATER nicht zu leugnen. Aber auch diverse Italo Proggies wie MADSWORD, TIME MACHINE oder mit Abstrichen auch DGM haben ihre Spuren im anspruchsvollen Material von „4“ hinterlassen. Dabei schaffen es SOUL SECRET bei aller jazzigen Verspieltheit ihre Songs immer nachvollziehbar und -im besten Wortsinne- poppig genug zu halten. Damit wird „4“ sowohl für den Gelegenheitshörer goutierbar, als auch für den Musikstudenten spannend. Keyboardphobie sollte man indes keine mitbringen, denn Luca Di Gennaros Instrument spielt in den Kompositionen SOUL SECRETs eine tragende Rolle. Jedoch wird es trotz den Keys nie kitschig. Im Gegenteil, das Tasteninstrument verleiht dem Material einerseits mehr Erhabenheit und andererseits schaffen es SOUL SECRET damit den Spagat zwischen Prog Metal und Jazz Rock zu vollziehen. „4“ ist eine sehr ernste Scheibe mit Langzeitwirkung geworden, die sich alle, die sich sonst durch das „Sensory“ oder „inside out“ Labelprogramm rauf und runter hören, einverleiben können.
Ziltoid ist zurück! Live! In Farbe! Blu-Ray, DVD, CD – wie immer ihr wollt! Ihr fragt euch gerade wer zur Hölle bitte Ziltoid ist? Lasst mich euch erleuchten: Ziltoid (The Omniscient) wurde vom Kanadier Devin Townsend im Jahre 2010 zum Leben erweckt. In selbigem Album versucht Ziltoid, ein Außerirdischer, nicht mehr und nicht weniger als den besten Kaffee des Universums aufzutreiben, natürlich durch die Erdenbewohner. Musikalisch ist das dann von einem absolut wirschen, proggien-Mix unterlegt den vermutlich nur Devin Townsend auf die Kette kriegt – am Rande bemerkt ein Mensch, der einen Song in einem 2 Stunden Livestream schreibt und aufnimmt. Kann man ja mal machen.
Z2, der naheliegende Nachfolger vom Ziltoid Album, legt Storymäßig noch mal eine ganze Schippe drauf: Ziltoid wird von den Erdenbewohnern gefeiert (warum verrät die Geschichte vom Vorgänger), entscheidet sich jedoch dazu einen „Poozer“, ein kleines, flauschiges... Ding... vom Planeten der Kriegsprinzessin Blataria zu klauen. Die beste Begründung die mir bisher übrigens für die Frage nach dem „Warum“ eingefallen ist: Weil er wohl kann. Dummerweise entkommt selbiges Flauschwesen und ein intergalaktischer Krieg bricht aus. Ebenfalls in der Geschichte involviert ist ein Superhelden-Stereotyp und ein fellbesetzter Planetenzerstörer. Jap.
Das DEVIN TOWNSEND PROJECT (unter welchem Namen sein aktuelles Projekt läuft) ist, man möchte sagen, speziell. Nun ist es aber auch so, dass Z2 vor allem speziell genial ist und sich hervorragend als Live-Album anbietet.
Und eben das ist auf „Ziltoid Live“ – Live in der Royal Albert Hall in London (vom April 2015) wird das komplette Album in einer spektakulären Bild- und Lightshow am Stück gespielt, untermalt von einem verkleideten Chor, Auftritten von Queen Blataria und natürlich auch den Poozern. Wie ihr vermutlich bereits realisiert habt leben die Ziltoid-Alben auch von ihrer verrückt-sympathischen Geschichte – und genau hier kommen die stärken davon raus, dieses ohnehin schon geniale Album Live zu spielen. Egal ob die epochalen Anfänge des Albums (welche mehr an eine Rock Oper erinnern), die storybedingte Härte die nach Blatarias Wutausbruch gespielt wird oder die Story-Einspieler (in der Video-Variante auf Großleinwand im Hintergrund, komplett mit Schauspielern), jede einzelne Minute vom Album profitiert von diesem Live-Set.
Und wenn man denkt es geht nicht besser kommt Part 2 des Albums – eine von den Fans im Netz gewählte Auswahl an Lieblingssongs, welche Devin und Truppe etwas weniger ernst durchziehen. Für mich jedenfalls die Live-Auskopplung des Jahres!
CRYPTEX, die Band aus Salzgitter ist, um das mal vorweg zu nehmen, schon was Besonderes. Selten bekommt man heutzutage soviel Eigenleben und Charakter zu Gehör. Wiedererkennungswert und Alleinstellungsmerkmale hat der deutsche Vierer wie kaum eine andere "neue" Band. Dies unterstreichen CRYPTEX nun eindrucksvoll mit Album Nr. 2 "Madeleine Effect". Der Longplayer ist schon seit April auf dem Markt - sind wir da von Metalinside nicht ein wenig spät dran?! Jein, denn CRYPTEX veröffentlichen am 04.12.15 das Album nun auch erstmalig als Doppel-Vinyl-Version.
Visuell kommt so natürlich das starke, detaillierte Artwork auf Gatefold-Sleeve mit seiner ganzen Ausdruckskraft und den Feinheiten erst richtig zur Geltung. Auf den bedruckten Innenhüllen wiederholt sich das Artwork mit den dazugehörigen Texten. Die Verarbeitung der zwei 140 Gramm-Vinyls ist erstklassik und der Klang weich, klar und druckvoll.
Inhaltlich setzt sich das Werk mit dem Madeleine-Effekt auseinander, welcher sich nach Marcel Proust mit der Thematik verschiedener Sinneswahrnehmungen, der Kraft positiver Prägungen und somit mit dem Geist und der Seele des Menschen beschäftigt.
Musikalisch zeichnen CRYPTEX wie gewohnt mit erdigen, braunen und moosgrünen Tönen ein folkisch-rockiges Bild, welches dominiert wird von Simon Moskons kräftigem, melodiösem und zuweilen kautzigem Gesang. Dieses Mal gehen sie etwas verhaltener, aber nicht weniger atmosphärisch als beim hochgelobten Debüt zur Sache. Das bezaubernde "New York Foxy" inklusive QUEEN-Chören, darf man getrost als weltklasse bezeichnen; oder einen Song wie "When The Flood Begins" mit all seinen Details, dennoch straight rockend, muss man erstmal schreiben. Diese Band hat ungeheures Potenzial - wenn sie sich vielleicht noch ein wenig mehr fokussiert und den ein oder anderen zuviel gesetzten Haken reduziert, sehe ich hier Großes auf uns zukommen.
Wer auf folkisch-progressiven Rock steht, Platten von JETHRO TULL, LED ZEPPELIN, QUEEN und alte MARILLION sein Eigen nennt, der weiß, was er jetzt zu tun hat.