Bereits seit Mitte der 90er sind CRYSTAL PALACE aktiv. Seit dieser Zeit haben sie sich dem geschmackvollen und dezent elegischen Prog Rock verschrieben. Auch wenn es das eine oder andere härtere Riff zu hören gibt, so bleibt der metallene Anteil durchaus im Rahmen des Überschaubaren. Was allerdings weder Fehler noch Kritik bedeutet. Im Gegenteil, die mitunter traurigen und mystisch anmutenden Soundscapes entfalten ihre Wirkung nicht durch stählerne Härte, sondern durch wunderbare „schwebende“ Melodien, die so richtig unter dem Kopfhörer zur Geltung kommen. Einerseits erinnern CRYSTAL PALACE an eine modern aufgepimpte Version klassischen 80er Brit Progs (IQ, PALLAS, MARILLION), andererseits lassen gerade die Leadgitarren auch Vergleiche mit AYREON zu. All das sei aber nur dazu genannt, um eine ungefähre Ahnung zu bekommen, in welche Richtung CRYSTAL PALACE tendieren. Denn man verfügt über eine extrem eigenständige Note. Zu den genannten Einflüssen flirtet man nämlich auch mal mit PINK FLOYD („Daylight After The Rain“) oder sogar U2 („The Day That Doesn’t End“). Die verschiedenen Einflüsse werden mit gehörig viel Individuellem zu einer homogenen Masse verwoben, die es trotzdem schafft über Albumdistanz viele unterschiedliche Stimmungen und Gefühle zu transportieren. CRYSTAL PALACE ist mit „Dawn Of Eternity“ ein beeindruckendes Stück Kopfkino gelungen. Proggies hingehört!
Ich mag Box-Sets: man kann sich für relativ kleines Geld umfassend mit einer Band vertraut machen; am liebsten, wenn so wie im Falle von PAIN OF SALVATION, die Alben chronologisch und ohne Lücken (wie z.B. bei RAINBOW) eingetütet sind. Wie üblich bei diesen Sets (auch bei anderen Labels), gibt es die fünf Silberlinge nur in einfachen Papphüllen und ohne Texte und Info-Material.
Das Frühwerk der Schweden PAIN OF SALVATION ist ein gehaltvolles und qualitativ hochwertiges Prog-Leckerli, das jeder Jünger des Genres, zumindest in den relevanten Teilen, im Plattenschrank stehen haben sollte. Die fünf Alben zeichnen den Weg nach vom relativ harten, aber immer anspruchsvollen, hin zu einem weicheren und mit mehr akustischen Momenten, sich partiell dem Hard Rock annähernden Prog Metal. PAIN OF SALVATION hat sich bis heute eine gewisse Sperrigkeit bewahrt. Die warme und melodiöse Stimme von Mastermind Daniel Gildenlöw, einzig verbliebenes Original-Mitglied, ist die unveränderte feste Instanz der sich immer unterscheidenden Alben. "One Hour By The Concrete Lake", "The Perfect Element, Part 1" und nicht zuletzt "Remedy Lane" sind die herausragenden Platten dieser Box. Das akustische Live-Album "12:5" kann nicht ganz so begeistern.
Wie üblich bei diesem Genre brauchen die Alben Ruhe und Zeit, um ihren ganzen Inhalt zu offenbaren. Doch wenn man das befolgt, wird man mit wohligen Schauern und manchem erhebenden Moment entlohnt.
Original Album Collection: Discovering (Ltd. 5CD Edition)
Wer bei DARK SUNS Stillstand oder ein Arbeiten an Details erwartet, wird - und wurde schon immer - eines Besseren belehrt. Die Band hat mit "Orange" ein gelungenes Retro-Rock-Werk veröffentlicht, bietet aber auf "Everchild" viel mehr als "Orange Pt.2". Es dominiert weiterhin der progressive, an den 70er und 80er angelehnte - und die ewigen Vergleiche mit PORCUPINE TREE und OPETH müssen wieder gebracht werden - Rock, aber DARK SUNS verweigern sich einer einer zu einfachen Kategorierung. Die Songs sind durch den Einsatz von Piano, Trompete und der interessanten Melodiearbeit sehr komplex und im ersten Moment wenig greifbar. Sie klingen zerbrechlich, fast schon sanft, und sind eher leise als laut. Es gibt selten eine laut/leise-Dynamik, was "Everchild" zu einem ruhigen - homogen ruhigen - Album macht. Da geht stellenweise die Spannung flöten, das Problem vieler homogen aufgebauter Platten. Auf der Habenseite können DARK SUNS ein durchgehend hohes Niveau und im Grunde wunderschöne Progsongs für sich verbuchen. Alle Klagen, alle Kritik, alle Meckerei an "Everchild" darf nie die Güteklasse der Songs vergessen. Die sind vielleicht mit kleinen Schönheitsfehlern behaftet, aber bieten immer noch mehr als 80 Minuten feinen, verträumt-sanften Progressive Rock mit Vintage-Vibe ("Monsters"). Akzente setzt war-mal-Drummer-ist-jetzt-Sänger Niko mit seiner starken, variablen Stimme ebenso wie die leise-effektiv arbeitende Rhythmusfraktion. Immer wieder scheint auch die interessante Instrumentierung der auf mittlerweile acht Leute gewachsenen Band durch, gerade in den Jaz-angehauchten Passagen ("Torn Wings"). Alles in allem ist "Everchild" ein organisch gewachsenes, fesselnd-komplexes Progressive Rockalbum. Hier und da wäre vielleicht ein Ausbruch aus dem Songwritingkorsett spannend gewesen, ohne dass die Homogenität zerstört worden wäre. "Everchild" ist auch so feines Futter für Freunde komplexer Musik.
FATES WARNING ist die Progressive Metal Band mit der beeindruckendsten Hitstory, und auch dadurch begründet sich ihr erhabener Status. Hinzu kommt, dass sie mit Ray Alder auch den berührendsten und ausdruckstärksten Sänger des Genres ihr eigen nennen. Somit ist eigentlich Kritik an der "heiligen Kuh" des Prog-Metals nicht so mein Ding. Ich habe das Glück, dass dieser Kelch an mir vorüber geht, denn "Theories of Flight" bietet im Gegensatz zum etwas unnahbaren Vorgänger nicht den geringsten Anlass dazu.
Erbarmungslos hart, aber mit der punktgenau richtigen Dosis an Nähe und nachvollziehbarem Grip präsentiert sich das neue Werk. "Seven Stars" schlägt wie ein aufgeregtes Herz tief im Brustkorb, Jim Matheos Gitarre zaubert dazu eine tragisch schöne Melodie, und Ray Alder "beschwert" die Nummer mit seiner unnachahmlich trauergefärbten Stimme. Dieses besondere Zusammenwirken ist beispiellos, es ist die Essenz der neuzeitigen FATES WARNING und 2016 stimmig und funktional wie lange nicht. "The Light And Shade Of Things" hat was von einem langsam aufziehenden Gewitter, das zur Mitte hin losbricht und stürmt, um dann gegen Ende von der wärmenden Gitarre gleich einer Sonne aufgelöst und letztendlich verjagt zu werden. Erwähnung muss noch das starke Schlagzeugspiel von Bobby Jarzombek finden, das gerade dieser Nummer ein hohes Maß an Intensität gibt.
FATES WARNING haben bei diesem Album alles richtig gemacht. "Theories of Flight" ist eine Machtdemonstration, die Band zeigt eindrucksvoll, fast schon liebevoll detailliert, wer hier der Chef im Prog-Ring ist. Ich wusste das schon, aber jetzt muss das auch der letzte Zweifler endgültig kapiert haben
Hinter der englischen Prog-Band FROST* verbirgt sich so etwas wie eine Mini-Supergroup. Bandkopf und Keyboarder Jem Godfrey hat früher Pop-Songs für Stars wie ATOMIC KITTEN geschrieben, Gitarrist John Mitchell spielt sonst bei LONELY ROBOT und IT BITES, Bassist Nathan King ist der Bruder des LEVEL 42-Bassisten Mark King und Drummer Craig Blundell spielt in der Band von Steven Wilson. Ganze acht Jahre hat sich die Gruppe für ihr drittes Album Zeit gelassen – wahrscheinlich hatten die Beteiligten zwischenzeitlich einfach zu viel zu tun.
„Falling Satellites“ klingt, wie aktueller Progressive Rock klingen sollte, nämlich gleichermaßen klassisch wie modern. Vertrackte Passagen werden mit großen Melodien kombiniert, und immer wieder wird man durch unvorhergesehe Wendungen überrascht. Außerdem werden auch immer wieder ungewöhnliche Sounds und kleine elektronische Spielereien eingebaut. Dabei entsteht eine Musik, die wie eine Mischung aus alten SPOCK'S BEARD und aktuellen HAKEN, kombiniert mit einem Schuss Elektronik, klingt. FROST* werden dabei nie zu ausufernd: Die Songlängen bewegen sich unter acht Minuten, wobei die sechs letzten Stücke zusammen eine Suite namens „Sunlight“ bilden. Aber niemand verzettelt sich hier in sinnlosen Solo-Passagen, sondern man kommt immer relativ schnell zum Punkt.
Besonders intensiv wird es in der zweiten Hälfte, eben der bereits angesprochenen Suite. Die Bandbreite reicht hier vom recht poppigen und eingängigen „Heartstrings“ (Man höre sich diesen Wahnsinns-Chorus an!) über das spacig-chillige „Closer To The Sun“ und das wilde, sich immer wieder steigernde „The Raging Against The Dying Of The Light Blues“, das schon in sich selbst einen Mini-Epos darstellt und selbst vor Drum ´n´ Bass-Beats nicht haltmacht, bis zur abschließenden Klavierballade „Last Day“. Fantastisch, was FROST* immer wieder an musikalischen Ideen auspacken und wie sie dabei trotzdem immer songdienlich bleiben.
„Falling Satellites“ ist eine wahre Wundertüte von einem Album, an dem man sich sehr wahrscheinlich lange nicht satt gehört haben wird, und das schon jetzt ein Anwärter auf das Prog-Album des Jahres sein dürfte.
Mit „Dawn Of Eternity“ veröffentlichen die Berliner Proggies von CRYSTAL PALACE bereits ihr achtes Album, welches der eingefleischten Gemeinde und den Fans von anspruchsvollem Sound im Verbund von Neo-Prog, Artrock und melodischen Metal mal wieder ausgezeichnet munden dürfte. Von RIVERSIDE, MARILLION und PINK FLOYD bis DREAM THEATER und PORCUPINE TREE reichen die Einflüsse des Quartetts. Dabei heben CRYSTAL PALACE den melodisch-eingängigen und nachvollziehbaren Ansatz ihrer Kompositionen hervor – und lassen den Hörer unterm Kopfhörer auch genügend Raum in den ausufernden instrumentalen Passagen ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen. Die großen Überraschungen werden dabei zwar nicht präsentiert, aber spürbar wechselnde atmosphärische Veränderungen und der Wechsel zwischen fast poppigen Arrangements (COLDPLAY und U2 höre ich da durch) sorgen für ausreichend Abwechslung und lassen die 60 Minuten Spielzeit wie im Flug vergehen. Am besten führt man sich die in der Albummitte platzierten Highlights „Any Colour You Need” (über 8-minütige Zusammenfassung des Könnens der Band), das bedächtig-melancholische „Daylight After The Rain“ und das nur anfangs etwas sperrig wirkende „Fields Of Conciousness” mal in aller Ruhe zu Gemüte um CRYSTAL PALACE als Neueinsteiger eine Chance zu geben. Ergo - „Dawn Of Eternity“ ist für die Genre-affine Kundschaft ein Album, wie man es von CRYSTAL PALACE in positiver Hinsicht auch erwarten durfte.
Was bedeutet Musik im Allgemeinen oder Metal im Speziellen für dich? Und wie drückt sich das in eurer Musik aus?
Wir haben die Band vor 20 Jahren gegründet. Ich verändere mich stetig und weiß, dass wenn ich heute Schlagzeug spiele, es eben nicht mehr um das Shirt, das man trägt oder die Länge der Haare geht. Es geht um etwas anderes. Darum, am Leben zu sein, um die Kraft der Musik. Um die Rhythmen, die Emotionen hinter den Riffs, hinter den Drums. Es ist ein wenig abstrakt, aber ich fühle mich nicht wie ein Metalhead, weil ich mein Schlagzeug sehr laut spiele, sondern weil ich mich dabei frei fühle und Grenzenlos.
Euer neues Album ‚Magma‘ wird bald veröffentlicht. Kannst du das Album in einem Satz zusammenfassen?
Ich würde sagen, es ist direkt auf den Punkt gebracht, vulkanisch und emotional.
Was meinst du mit ‚vulkanisch‘?
Wir haben das Album ja ‚Magma‘ genannt und es gibt viele verschiedene Bedeutungen des Titels, aber um etwas genauer zu werden: ich erinnere mich mit meinem Bruder gejammt zu haben und wir haben diesen Riff zusammen gespielt. Ich schloss meine Augen, war in mein Schlagzeugspiel vertieft und das Gefühl, dass ich von diesem Riff bekommen habe war so cool dass ich ich meine Augen wieder geöffnet und meinem Bruder gesagt habe: „Das wird ein guter Song, ich hab ein gutes Gefühl bei dem Riff. Wir sollten einen Song um diesen Riff herum machen.“ Das war der erste Riff des Songs ‚Magma‘. Dann haben wir diesen Übungsraum wo wir den Ideen Arbeitstitel geben. Und ich erinnere mich wie ich dieser Idee direkt dem Namen ‚Magma‘ gab, weil es klang nach Magma, nach einem Vulkan. Ich konnte das Magma sehen, als der Riff gespielt wurde. So blieb der Arbeitstitel stehen und am Ende nannten wir das Album dann auch so.
Hinzukommt, dass wir in den letzten vier Jahren so viele verschiedene Erfahrungen gemacht haben: wir wurden Väter, verloren unsere Mutter, wir sind viel getourt und haben die Welt bereist. So viele verschiedene Gefühle – Trauer, Freude. Gute Momente, schlechte Momente. All das haben wir verarbeitet, während wir das Album geschrieben haben. Also ist Magma das perfekte Symbol für unseren Geisteszustand und das Gefühl, das wir in diesem Moment hatten.
Wie seid ihr diesmal an das Songwriting herangegangen? Habt ihr etwas anders gemacht als zuvor?
Ja, so einiges. Einer der wichtigsten Unterschiede ist wohl, dass wir das Album nicht in Frankreich geschrieben haben, sondern in New York und auf der Straße. Ich würde sagen, dass so etwas Neues und Frisches reinkam und die Routine gebrochen wurde. Es war schön, einfach mal woanders Songs zu schreiben.
Wir haben außerdem beschlossen, die Grenzen zu verschieben. Denn du musst wissen, wenn du ein Musiker bist und ein Album schreibst, dann begleitet es dich für die nächsten zwei oder drei Jahre. Wir fanden es sehr wichtig, dass die Stimmung des Albums auch zu unseren Erfahrungen und unserem Alter passt – wir sind schließlich keine 20 mehr. Also geht es auch darum, was wir die nächsten Jahre spielen wollen, womit wir leben wollen. Ehrlich gesagt ist es auch leicht für uns dunkle Musik zu schreiben, denn wir lieben dunkle Musik. Aber wir wollten dieses Mal noch etwas anderes rein bringen – wir selbst sind ja auch nicht nur düster. Insofern ist Magma ausbalancierter, erwachsener.
Außerdem haben wir jedem Detail des Albums sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet. Der Dynamik z.B., den Variationen, der Geschwindigkeit, den Texten. Jedes Detail der Musik hat einen Sinn bzw. einen Zweck. Und um ehrlich zu sein: auf den vorherigen Alben haben wir so nicht gearbeitet. Es war spontaner. Wenn man z.B. einen Riff über zwei Minuten spielen wollte hat man das gemacht. Auch wenn es vielleicht etwas zu lang war. Dieses Mal haben wir über eine Woche nur darüber geredet, wie lang man einen Riff spielen soll.
Hat es dann auch wesentlich länger gedauert, ‚Magma‘ aufzunehmen?
Nicht die Aufnahme, aber das Schreiben der Songs. Auch wenn es stimmt, dass wir uns mehr Zeit genommen haben, den Gesang aufzunehmen. Das war eine der Herausforderungen dieses Albums. Die Instrumente aufzunehmen ist immer fast der gleiche Prozess: du hast einen Song und versuchst ihn bestmöglich zu performen. Aber mit dem Gesang fügt man die Seele, die Stimmung und Poesie des Albums hinzu. Verglichen mit dem letzten Album hat Joe auch viel Zeit damit verbracht, den Gesang wieder und wieder aufzunehmen, wenn er nicht perfekt war. Außerdem hat er den klaren Gesang mit hinein gebracht, was für ihn recht neu war. Und in der Tat war es eine große Herausforderung für ihn. Er hat auch alles allein gemacht – ohne fremde Hilfe.
Würdest du der Aussage zustimmen, dass das Schreiben der Texte der komplizierteste Teil des Songwritings ist?
Nein. Manche Texte entstehen ganz plötzlich. Joe schreibt ja die Lyrics allein, das sind allein seine Texte. Und eines Nachts z.B. – er mag es sehr, in der Nacht zu schreiben – war er sehr inspiriert. Als ich ihn am nächsten Tag traf, hatte er den Song fertig geschrieben. In nur einer Nacht. Andererseits kann der ganze Prozess des Schreibens auch schon mal einen Monat dauern. Also kann es beides sein. Manchmal geht es leicht von der Hand und manchmal ist es sehr schwierig.
Gibt es ein Konzept hinter den Songs auf ‚Magma‘?
Es ist kein Konzeptalbum und in sich sehr spontan. Es ist eigentlich ein einfacher Prozess: wir nehmen die Elemente die in uns drin sind veräußerlichen diese vermittels unserer Kunst. Also hat es kein wirkliches Konzept. Aber dieses Magma-Bild betont die Bewegung, das vor und zurück, das Innere und das Äußere – alles vereint. Es ist wie ein Sturm in uns drin. Wahr ist aber, dass wir in bestimmter Weise im Inneren brannten – wegen der Dynamiken unserer Beziehungen und Verhältnisse.
Also hattet ihr auch keinen konkreten Plan oder eine eindeutige Richtung, in die ihr mit ‚Magma‘ gehen wolltet?
Nein, den hatten wir nicht.
Ihr habt euch einfach hingesetzt und losgelegt.
Genau. Wir hatten so ein Gefühl. Denn wenn du ein Album veröffentlichst, das ist sehr interessant, hörst du es dir an und sagst dir: „nächstes Mal machen wir oder mache ich es so und so.“ Als wir ‚L‘enfant Sauvage‘ veröffentlicht haben dachte ich mir dann auch: “Dieser Part ist zu lang. Und diesen brauchen wir nicht. Also geh’ nächstes Mal sicher, dass es perfekt wird.“ Und zum ersten Mal bin ich sehr zufrieden mit dem neuen Album. Aber es ist immer noch sehr spontan. Du gibst in dem entsprechenden Moment einfach dein Bestes. Auch wenn man natürlich aus der Vergangenheit lernt und wir uns reifer fühlen in Bezug auf das Songwriting.
Was würdest du sagen ist der musikalisch wichtigste Unterschied zwischen ‚Magma‘ und euren früheren Veröffentlichungen?
Wahrscheinlich wird ‚Magma‘ die Extreme-Metal-Fans überraschen, da es weniger Death-Metal-Elemente enthält. Man kann hören, dass wir viel verschiedene Musik aus verschiedenen Genres hören. Der Song ‚Magma‘ z.B. kommt von irgendwo anders her – ich weiß nicht wo genau. Wir haben so viele verschiedene Einflüsse. Aufgewachsen sind wir mit Mike Oldfield, The Beatles und Led Zeppelin. Insofern ist das neue Album auch nah an unseren Wurzeln, aber es passt besser zu unserem heutigen Charakter.
Alles klar, das wäre es soweit von mir. Ich danke dir vielmals. Gibt es noch etwas, dass hinzufügen möchtest?
„A Year With No Summer“ könnte rein optisch betrachtet die neue COLDPLAY-Scheibe sein. Doch manchmal trügt der erste Eindruck. Das Album mit dem pink-grauen Design (welches übrigends Ritxi Ostárix (IHSAHN, ULVER) entworfen hat) stammt nämlich von der spanischen (Progressive) Metal-Band OBSIDIAN KINGDOM, die laut der Enyclopaedia Metallum ihre Wurzeln im experimentellen Black/Death Metal hat. Davon haben die Spanier sich mittlerweile aber auch ziemlich weit entfernt und mit „A Year With No Summer“ ein progressives Post Metal-Album erschaffen. Verträumte Louge-Musik trifft hier auf mächtige Gitarren-Sound-Wände, softe Clean-Vocals treffen auf Growls – OBSIDIAN KINGDOM spielen mit dem Sturm und lassen es mächtig brodeln.
In dem über zehnminütigen „The Kandinsky Group“ werden bekommt der Hörer vertrackte Finsternis zu hören: Düstere Elektronica, düstere Vocals (die Attila Csihar von MAYHEM besteuert) treffen auf die verzweifelten Vocals des Sängers und Akkustik-Parts. Vielleicht repräsentiert so gerade das etwas spezielle „The Kandinsky Group“ den Sound der Band perfekt, während einige rockige Ansätze (vor allem in „Darkness“) dezent an PINK FLOYED erinnern. „Black Swan“ läd zum träumen ein und in „Away / Absent“ geht neben ausgedehnten Post-Phasen die Post ziemlich ab.
Was mir an „A Year With No Summer“ allerdings besonders gut gefällt, ist die Stimmung, die die Band verbreitet: OBSIDIAN KINGDOM schaffen es nämlich den Hörer wirklich zu packen und in einen ewigen Strudel zu ziehen, aus dem man nicht entfliehen möchte. Hervorragendes, abwechslungsreiches Gitarrenspiel, gut dazu harmonisierende Vocals, jede Menge Umbrüche und Überraschungen – „Ein Jahr Ohne Sommer“ weiß echt zu gefallen, glänzt in einer atemberaubenden Aufnahmequalität (was bei dieser Art von Musik unerlässlich ist) und wird in ruhigeren Stunden kalter Sommergewitter sicherlich noch oft aufgelegt. Fans von experimentellem, progressivem Post-Rock (mit Metal-Anteil) sollten hier unbedingt mal rein hören.
Anspieltipps: „The Kandinsky Group“ und der Titelsong.
STEVE HACKETT dürfte in der eingefleischten Prog-Gemeinde weithin als ausgezeichneter Gitarrist und innovativer Songschreiber bekannt sein. Dass er maßgeblich die überragenden 70er-Alben von GENESIS mit prägte weis wohl auch ein jedweder Eingeweihter. Seine ersten Solo-Ausflüge nach seiner GENESIS-Zeit werden jetzt als Doppel-CD mit zusätzlicher DVD in einer Deluxe-Version veröffentlicht - „Please Don't Touch“ (1978), „Spectral Mornings“ (1979) und „Defector“ (1980) – jeweils das digital optimierte Originalalbum (einschließlich Bonustracks) auf CD 1, einen neuen Stereo-Mix auf CD 2 und eine 5.1-Version auf der DVD (von Mastermind Steven Wilson abgemischt) bei den ersten beiden Alben; sowie auf CD 2 von „Defector“ einen Live-Auftritt von HACKETT auf dem 1980er Reading Festival und einen Pseudo-5.1-Mix auf CD 3.
Die vielseitige Ausrichtung der Soloplatten klingen in heutigen Ohren schon etwas gewöhnungsbedürftig; damals war es aber durchaus üblich Kompositionen unterschiedlichster Stile auf ein Album zu packen.
So liefert „Please Don’t Go“ mit dem Prog-Rock-Opener „Narnia“ (gesungen von Steve Walsh, KANSAS), die von Randy Crawfor vorgetragene Soul-Ballade „Hoping Love Will Last", das überragende dreiteilige rein instrumentale „Land Of Thousand Autumns / Please Don't Touch / The Voice Of Necam" oder das bekannte Instrumentalstück „Kim“ (Akustikgitarre und Flöte) reichlich Abwechslung. Und dies schon ein ganzes Stückchen weg vom bisherigen GENESIS-Kosmos.
Danach folgte mit „Spectral Mornings“ ein Album bei welchem STEVE HACKETT erstmals eine „Art“ eigene Band am Start hatte. Das Album selber war kommerziell recht erfolgreich, die Kompositionen in ihrem Abwechslungsreichtum darf man aber gerne als nur zum Teil voll gelungen bezeichnen. Bei Songs wie „The Red Flower“ und dem süßlichen-trägen „The Virgin And The Gypsy" hat man das Gefühl, dass diese noch etwas Zeit gebraucht hätten. Aber mit dunklen, fetten „Clocks“, dem akustischen „Lost Time In Cordoba“ und dem wiederum sehr düsteren „Tigermoth“ gibt es hier richtige Highlights.
Das dritte Album der Reihe „Defector“ wurde dann endgültig in einem Bandgefüge verwirklicht (und die Band danach aufgelöst), Klang sogar homogener (und mehr nach Prog) und wurde ähnlich erfolgreich in die Charts gehievt. „Defector“ hatte aber den gleichen Makel wie das Vorgängeralbum – die Qualität der Stücke war nicht durchweg hoch. So darf man das poppige „The Show“ als Ausfall und das an die 20er-Jahre erinnerte „Sentimental Institution“ getrost als sehr gewöhnungsbedürftig bezeichnen – bezeichnenderweise beide am Ende des Album platziert. Ansonsten verwöhnt uns HACKETT fast durchweg mit tollen Kompositionen wie das melodisch-melancholische „The Steppes“, das komplexe „Slogans“ und die schöne Ballade „Leaving“ (um mal die zu nennen die besonders herausstechen).
Alles in allem drei Pakete die dem STEVE HACKETT Fan die Zeit verschönen können.
Please Don't Touch 2 CD/DVD Deluxe Edition
DISC ONE
1. Narnia
2. Carry On Up The Vicarage
3. Racing In A
4. Kim
5. How Can I?
6. Hoping Love Will Last
7. Land Of A Thousand Autumns
8. Please Don’t Touch
9. The Voice Of Necam
10. Icarus Ascending
11. Narnia (John Perry Vocal Version)
12. Seven Of Cups
13. Narnia (Alternative Version)
DISC TWO - new stereo mix by Steven Wilson
1. Narnia
2. Carry On Up The Vicarage
3. Racing In A
4. Kim
5. How Can I?
6. Hoping Love Will Last
7. Land Of A Thousand Autumns
8. Please Don’t Touch
9. The Voice Of Necam
10. Icarus Ascending
DISC THREE - new 5.1 surround sound mix by Steven Wilson
1. Narnia
2. Carry On Up The Vicarage
3. Racing In A
4. Kim
5. How Can I?
6. Hoping Love Will Last
7. Land Of A Thousand Autumns
8. Please Don’t Touch
9. The Voice Of Necam
10. Icarus Ascending
Spectral Mornings 2CD/DVD Deluxe Edition
DISC ONE
1. Every Day
2. The Virgin And The Gypsy
3. The Red Flower Of Tachai Blooms Everywhere
4. Clocks - The Angel Of Mons
5. The Ballad Of The Decomposing Man
6. Lost Time In Cordoba
7. Tigermoth
8. Spectral Mornings
9. Every Day - Single Version
10. Clocks - The Angel Of Mons - Single Version
11. The Caretaker
DISC TWO - new stereo mix by Steven Wilson
1. Every Day
2. The Virgin And The Gypsy
3. The Red Flower Of Tachai Blooms Everywhere
4. Clocks - The Angel Of Mons
5. The Ballad Of The Decomposing Man
6. Lost Time In Cordoba
7. Tigermoth
8. Spectral Mornings
DISC THREE - new 5.1 surround sound mix by Steven Wilson
1. Every Day
2. The Virgin And The Gypsy
3. The Red Flower Of Tachai Blooms Everywhere
4. Clocks – The Angel Of Mons
5. The Ballad Of The Decomposing Man
6. Lost Time In Cordoba
7. Tigermoth
8. Spectral Mornings
DEFECTOR – Deluxe Edition
DISC ONE1. The Steppes
2. Time To Get Out
3. Slogans
4. Leaving
5. Two Vamps As Guests
6. Jacuzzi
7. Hammer In The Sand
8. The Toast
9. The Show
10. Sentimental Institution
11. Hercules Unchained (B-side of single – released in June 1980)
12. Sentimental Institution (recorded at the Theatre Royal, Drury Lane 11th November 1979)
DISC TWO - recorded live at the Reading Festival, 28th August 1981
1. The Air Conditioned Nightmare
2. Every Day
3. Ace Of Wands
4. Funny Feeling
5. The Steppes
6. Overnight Sleeper
7. Slogans
8. A Tower Struck Down
9. Spectral Mornings
10. The Show
11. Clocks - The Angel Of Mons
DISC THREE - new pseudo 5.1 surround sound up-mix from the original stereo master tapes
1. The Steppes
2. Time To Get Out
3. Slogans
4. Leaving
5. Two Vamps As Guests
6. Jacuzzi
7. Hammer In The Sand
8. The Toast
9. The Show
10. Sentimental Institution
"Please Don´t Touch", "Spectral Mornings" und "Defector" (Re-Release)
BLAAK HEAT haben sich von Frankreich aus Richtung Kalifornien aufgemacht, um der Welt ihre Version des okkulten Stoner Rocks mit arabischen Einflüssen näher zu bringen. True story. Auch wenn sie sehr wild klingt. Was die Jungs auf "Shifting Mirrors" vom Stapel lassen, ist ein interessanter Mix aus relativ hartem 70ies Rock im Mix mit Stoner Rock, ein wenig okkulten Einflüssen und arabischen Themen ("The Approach To Al-Mu'tasim"). Insgesamt eine sehr ungewöhnliche Mischung, mit der sich BLAAK HEAT von ähnlich gelagerten Bands abheben. Gleichzeitig verlassen sich die Jungs nicht zu sehr auf das Exotische in ihrem Sound, sondern jonglieren gekonnt harte Songs Marke "Sword Of Hakim" mit MASTODON-artigen Sounds ("Ballad Of Zeta Brown") und eben immer wieder mit orientalischen Klängen angereicherten Nummern wie dem oben erwähnten "The Approach To Al-Mu'tasim". Richtig gut wird es, wenn die Musiker ihr volles Können zeigen und sich in Prog-Gefilde wagen ("The Peace Within"), was sie leider zu selten machen.
BLAAK HEAT haben sehr viele Ideen, die sie in gute Songs packen, aber in einer knappen Dreiviertelstunde kommt kein Element, kommt kein Schwerpunkt richtig zur Geltung. Dadurch wirkt "Shifting Mirrors" eine Spur zu heterogen. Von einer Verdoppelung der Spielzeit oder der Konzentration auf eine Facette hätten Songs und Album sehr profitiert. Im Grunde die Herausforderung, der sich Band mit überschäumender Kreativität stellen müssen, egal ob sie nun TOOL, SYSTEM OF A DOWN, OPETH oder eben BLAAK HEAT heißen. "Shifting Mirrors" ist trotz allem ein sehr interessantes Album und bietet Stoff für viele Wiederholungen. BLAAK HEAT ist ein sehr gelungener Einstand geglückt. Es bleibt abzuwarten, was sie daraus machen - das Potential für große Alben ist auf jeden Fall da.