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The Hunting Party

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Mit "The Hunting Party" legen BLIND EGO ihr fünftes Studioalbum vor und beweisen einmal mehr, dass sie zu den spannendsten Protagonisten der deutschen (Prog-)Rockszene gehören. Gitarrist Kalle Wallner (bekannt durch seine Hauptband RPWL) und seine Mitstreiter haben mit diesem Werk ein Album geschaffen, das sowohl bisherige Fans als auch Neulinge begeistern dürfte. Die größte Veränderung gegenüber den Vorgängern ist der neue Sänger Kevin Kearns. Seine kraftvolle Stimme fügt sich hervorragend in den Sound der Band ein und verleiht den Songs eine Portion Härte - wie das gesamte Soundgewand etwas an Heaviness gewonnen hat. Dabei bleiben BLIND EGO jedoch ihrem charakteristischen Sound treu: Melodische Gitarrenriffs, eingängige Hooks und ein proggiges Grundgerüst bilden die Fundament für ein Album, das sowohl straight nach vorne gehen kann als auch nachdenklich-melancholische Momente bietet.

Textlich geht es auf "The Hunting Party" um existenzielle Fragen, gesellschaftliche Kritik und persönliche Erfahrungen. Verfasst wurden die Lyrics vom Autor Dominik Feiner und sie heben sich sprachlich doch sehr wohltuend vom leider oft arg formelhaftem Vorgehen der Konkurrenz ab. Die musikalische Umsetzung ist dabei stets auf höchstem Niveau. Kalle Wallners Gitarrenspiel ist virtuos und präzise, das Schlagzeug von Michael Christoph treibt die Songs filigran-kraftvoll voran und Yogi Langs Keyboards setzen wunderbare, atmosphärische Akzente.

Besonders hervorzuheben sind die Songs "The Stranger", "Spiders" und "Boiling Point", die mit ihrer Energie und ihrer Vielseitigkeit überzeugen. Die abschließende Ballade "When the Party's Over" zeigt die Band von einer anderen Seite und belegt eindrucksvoll das Können aller Beteiligten an diesem Album. Die Sologitarre von Kalle Wallner verdient hier das Prädikat "besonders wertvoll".

Blind Ego haben mit "The Hunting Party" ein starkes Album abgeliefert, das sowohl musikalisch als auch textlich überzeugt. Die neue Besetzung hat dem Sound der Band frischen Wind eingehaucht, ohne dabei die charakteristischen Elemente zu vernachlässigen. Fans anspruchsvoller und moderner Rockmusik dürften hier voll auf ihre Kosten kommen.

 

 

 

 

 

The Hunting Party


Cover - The Hunting Party Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 43:6 ()
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Friend Of A Phantom

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Mit „Friend Of A Phantom“ veröffentlichen VOLA ihr nunmehr viertes Album und sitzen damit weiterhin gekonnt zwischen allen Stühlen. Die Dänen bedienen mit ihrem Sound progressive Metaller ebenso wie Fans von Alternative Rock und Djent. Aber VOLA liefern dabei kein Stückwerk ab – bei den Jungs klingt das Ganze wie aus einem Guss. Natürlich nimmt dabei der Opener „Cannibal“ eine gesonderte Stellung ein. Der mit Sänger Anders Fridén von IN FLAMES aufgenommene Song bietet rohe, emotionale Kost und sticht durchaus heraus (deftige Growls vs. gekonnter Instrumentalisierung). Denn im weiteren Verlauf liegt der Fokus weniger auf härte, eher auf eindringliche Songs mit variablen Strukturen. „Glass Mannequin“ kommt als ruhige Pianoballade, die etwas unauffällige Metal-Single „Paper Wolf“ ist ein unterschwelliger Ohrwurm, „Break My Lying Tongue“ zeigt am deutlichsten die elektronische Seite der Band und hat was von Techno. Und auch wenn gegen Ende „Hollow Kid“ nochmals Härte und Kälte des Anfangssongs aufnimmt; VOLA fühlen sich mit cleanen Vocals und melancholischer Grundausrichtung mittlerweile fast am wohlsten. Und so liefern VOLA auch 2024 ein abwechslungsreiches Album ab, auf das man sich als Owner eines offenen Musikgeschmackes einlassen darf.

Friend Of A Phantom


Cover - Friend Of A Phantom Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 41:0 ()
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No Hill For A Climber

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Man kann es drehen und wenden wie man will: die besten Einfälle im Leben haben doch meistens die Frauen. So schlug die Herzallerliebste von Neal Morse vor, ihr Gatte möge sich mit lokalen Talenten aus Tennessee zusammen tun, um frische musikalische Ideen zu entwickeln. Aus den anfänglichen Jam Sessions kristallisierten sich recht schnell konkrete Songs heraus und das Projekt NEAL MORSE & THE RESONANCE nahm Anfang 2024 ernsthafte Formen an. Natürlich sind die bislang in Prog Rock-Kreisen recht unbekannten Chris Riley, Andre Madatian, Philip Martin, Joe Ganzelli und Johnny Bisaha keine Anfänger oder Amateure, sondern Vollblutmusiker, die dem Altmeister scheinbar tatsächlich noch einmal einen heftigen Push verpasst haben. Versandete die ein oder andere jüngere Veröffentlichung des mittlerweile 64-jährigen Morse in zu viel Worship (bei aller Qualität), so kommt "No Hill For A Climber" wie eine Fortführung der größten Momente von SPOCK'S BEARD und TRANSATLANTIC daher. Insbesondere Ganzelli an den Drums und Madatian an der Gitarre verleihen den Songs die notwendigen Kanten und einen gewissen Punch. Madatians Stil ist moderner und präziser als etwa der von Alan Morse und erst recht von Roine Stolt und veredelt die klassischen Morse-Kompositionen perfekt. Auch Sänger Johnny Bisaha wertet etwa den hochmelodischen Ohrwurm "Ever Interceding" mit seinen tollen Vocals wahnsinnig auf. Bei allem Respekt vor Neal Morses musikalischen Leistungen, lässt die Stimme ab einem gewissen Zeitpunkt im Leben einfach nach und so ist Bisaha eine grandiose Verstärkung an der richtigen Stelle. Morse selbst vergleicht das Album, dessen Titel im übrigen auf ein Zitat aus Barbara Kingslovers Roman Demon Copperhead zurückgeht, mit "Bridge Across Forever" von TRANSATLTANIC oder SPOCK`S BEARDs "V". Und damit schießt er keinesfalls über das Ziel hinaus. Neben drei kürzeren Songs finden sich zwei Longtracks auf dem Album: der 20-minütige Opener "Eternity In Your Eyes" und der fast halbstündige Titelsong. Beide Werke sprühen nur so vor Spielwitz, bedienen sich natürlich - wie bei Morse üblich - gerne beim 70er-Prog von KANSAS über STYX bis KING CRIMSON und sind mit das Beste, was der Meister in diesem Jahrtausend veröffentlicht hat. Von den kompakteren Songs sticht das völlig ungewöhnliche "Thief" heraus. Hier entführt uns die Truppe auf eine proggige Reise in den Film Noir, in Worten kaum zu beschreiben. Der düstere Fünfminüter glänzt mit beschwörenden Vocals von Morse, einer hypnotischen Basslinie und jazzigen Gitarrenakkorden, um sich im Verlauf zu steigern und im Mittelteil eine moderne Version von GENTLE GIANT zu präsentieren. Einer der Songs des Jahres!

In solch einer bestechenden Form war NEAL MORSE eigentlich nicht zu erwarten, insbesondere im Zusammenspiel mit Musikern, die bislang kaum für die breite Masse in Erscheinung traten. Das Kollektiv straft mit "No Hill For A Climber" aber die Zweifler Lügen und legt eines DER Prog-Highlights des Jahres vor. Ein absoluter Pflichtkauf für alle Genre-Fans! Physisch ist das Album gleich in drei Versionen verfügbar: als limitiertes 2CD Digipak (inkl. Instrumentalversionen), Standard CD Jewelcase und Gatefold-Doppel-LP. Get it while you can! 

 

 

 

No Hill For A Climber


Cover - No Hill For A Climber Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 67:3 ()
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Eunoia

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Das japanische Sextett ENVY gehört zu den Pionieren des Post-Hardcores, einer schrecklichen Genre-Wortschöpfung, die mehr oder weniger alle Bands umfasst, die irgendwann aus den tradierten Mustern der Achtziger und Frühneunziger Jahre ausbrachen. In ihren Anfangstagen gingen die Tokyoter noch heftig und ungestüm vor, um sich über die Jahre eher atmosphärischem Material zu widmen. Der Opener "Imagination and Creation" (nach dem Intro "Piecemeal) nähert sich dabei sehr stark dem Atmospheric Black Metal. Der Vergleich wird der Band vielleicht nicht gefallen, Parallelen zu härteren Stücken von ALCEST und Konsorten sind jedoch auf jeden Fall festzustellen. Auf der anderen Seite begibt man sich mittlerweile auch deutlich in die Nähe von Post-Rockern wie MOGWAI oder ISIS wie das folgende "The Night and  The Void" - gleichzeitig Highlight des Albums - eindrucksvoll unter Beweis stellt. Zerbrechliche Gitarren treffen auf zärtlich gestreichelte Drums und sich steigernden Sprechgesang, um im richtigen Moment intensiv zu explodieren. ENVY spielen meisterlich mit dieser Dynamik und sind dabei, wie so viele Bands aus Fernost, auf einem musikalisch sehr hohen Niveau. Trotzdem hat man nie den Eindruck, dass der emotionale Vortrag zum prätentiösen Selbstzweck verkommt. In erster Linie sind ENVY hervorragende Musiker und Komponisten und sollten mit "Eunoia" auch Musikbegeisterte ansprechen können, die der Band oder gar dem Subgenre bislang nicht viel abgewinnen konnten. 

Hervorzuheben ist auch der glasklare und trotzdem druckvolle Sound, der selbst bei heftigen Passagen wie etwa in "Whiteout" die nötige Transparenz verleiht, um den Hörer nicht zu verlieren. Das sehr geschmackvolle Cover rundet den hervorragenden Eindruck von "Eunoia" ab und verleitet hier zum großformatigen Vinyl zu greifen. Auf CD kommt dies natürlich nur bedingt rüber, zumal man - und das ist der einzig ernsthafte Kritikpunkt - auf ein sehr dünnes Digipak setzt, das erfahrungsgemäß recht schnell Abnutzungserscheinungen zeigen wird. Davon abgesehen ist "Eunoia" jedoch ein absolutes Genre-Highlight, das jeden begeistern sollte, der auf atmosphärische und emotionale Klänge steht.

 

 

Eunoia


Cover - Eunoia Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 30:11 ()
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True

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JON ANDERSON ist D I E Stimme von YES, und viele seiner Vertreter oder Nachfolger in dieser ewigen On-Off-Beziehung sollten ein ähnliches Timbre aufweisen. Obwohl er sich offiziell seit 2008 aus den Kreisen des Progdinosauriers zurückgezogen hat, kommt man aus so einer Nummer nie ganz heraus. Nach diversen Solo-Projekten und Kollaborationen führte sein Weg schließlich wieder zurück zu YES. Im Sommer 2023 absolvierte er eine Tour, bei der er zwei Stunden lang YES-Epen und -Klassiker mit den Musikern der THE BAND GEEKS aufführte. Mit dieser Formation beschloss er, ein neues Werk zu erschaffen, das den Weg zurück in den YES-Kosmos der 70er und 80er Jahre finden sollte. Das Ergebnis ist “True“.

Ich persönlich war anfangs sehr skeptisch, da ich mit seinen Solo-Eskapaden bisher nicht viel anfangen konnte. “True Messenger“ weckte jedoch sofort meine Aufmerksamkeit. Es sind ohne Zweifel überragende Musiker an ihren Instrumenten, die zum einen die Chemie von YES adaptiert haben und zum anderen in der Lage sind, Jon in der Spur zu halten. Das macht dieses Gesamterlebnis des Longplayers für viele Herangehensweisen so wunderbar. Ob man nun als Hardcore-YES-Fanatiker, der nur die alten Sachen schätzt, die einzelnen Instrumentalpassagen zerpflücken möchte, oder ob man als Progeinsteiger erste Erfahrungen mit gemäßigten 7/8-Takten sammeln möchte – starke Melodielinien helfen dabei, ohne in den 4/4-Brei abzurutschen. Es funktioniert!

Die Songs variieren in ihrer Kopflastigkeit und Harmonie, ufern jedoch nie wirklich aus. Der Longtrack “Once Upon A Dream“ (16:31) erreicht zwar nicht ganz die Großtaten von YES, muss sich aber auch nicht dahinter verstecken. Der Abschluss mit diesem Opus wäre gelungen, wenn man auf die einzig wirklich schwache Nummer danach, “Thank God“, verzichtet hätte. Jon ist insgesamt noch bestens bei Stimme, auch wenn das ein oder andere Helferlein im Spiel ist. Die Produktion setzt darüber hinaus jeden einzelnen Künstler perfekt in Szene, ist mir jedoch an der ein oder anderen Stelle fast zu glatt – eben frontiers-like. Für die Covergestaltung hätte man ruhig bei Roger Dean anfragen können, um das Hörbare visuell angemessen umzusetzen. Der photogeshopte Anderson mit Sonnenbrille war definitiv eine unglückliche Idee.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

True


Cover - True Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 58:17 ()
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A Sense Of Change (Re-Release)

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Als SIEGES EVEN 1988 „Lifecycle“ herausbrachten, gehörte es zum guten Ton unter heranwachsenden Metallern, die progressive Chose gut zu finden. Mit „Cycle“ schafften die Münchner (die von 82 bis 85 tatsächlich unter dem Namen „Sodom“ firmierten, was der Rezensent zumindest vergessen hatte) 1990 eine Art Durchbruch. 1991 trieben sie ihren Stil mit „A Sense Of Change“ auf die Spitze. Jetzt also der erstmalige Re-Release. Der beweist, dass die zwar außergewöhnlich waren – aber auch schwer verdaulich.

Golden Core mit Meister Neuderth veröffentlicht „A Sense Of Change“ 2024 das Artrock-Highlight erstmals auch auf Vinyl. Das Material ist remastert und dann für CD und LP separat gemastert. Booklet und LP-Einleger enthalten neben Abbildungen vom Original-Release auch Liner Notes von Gitarrist Markus Steffen. Die Gründer Oliver und Alex Holzwarth – das wissen die meisten sicherlich – spielten später bei Rhapsody of Fire vermeintlich leichtere Kost und machten sich in allerlei Projekten einen Namen, Kollegen Steffen gründete ebenso bekanntlich Subsignal, um sich in anderen Gefilden wohl zu fühlen. Apropos Wohlbehagen: Bei aller Klasse beweist das Album auch, dass SIEGES EVEN einige Leute „von damals“ verloren haben – gerade die, die „echten Metal“ mögen. Aber wer auf progressiven Rock oder Pop steht, als Vergleiche seien Marillion (man höre das balladeske „A Change of Seasons“) erlaubt, der sollte sich über die gelungene Wiederveröffentlichung freuen. Warum der Rezensent das damals goutierte,  fragt er sich heute allerdings umso mehr. Wenn er Watchtower verstünde, wäre das die bessere Alternative, so reichen ihm Fates Warning mit John Arch vollkommen.

 

 

A Sense Of Change (Re-Release)


Cover - A Sense Of Change (Re-Release) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 47:33 ()
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Universe Calls

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PARALYDIUM sind eine schwedische Progressive Metal Band welche zu 3/5 aus Ex- und Nochmitgliedern von DYNAZTY besteht. Und während ihre Hauptcombo das „Don’t bore us, get to the chorus“-Prinzip bis zum Exzess auslotet, beschreiten PARALYDIUM den genau entgegengesetzten Pfad und liefern ausufernde Kompositionen teils jenseits der 10 Minuten Grenze. Aber dennoch wissen die PARALYDIUM zu fesseln und können die Aufmerksamkeit des Hörers auch über die Langstrecke halten. Natürlich stehen DREAM THEATER, PAGAN’S MIND, VANDEN PLAS oder softere SYMPHONY X Pate aber abgekupfert wird dennoch nicht, sondern man überzeugt mit einer eigenen Duftmarke. Diese rührt hauptsächlich vom Gespür für feine und nicht zu aufdringliche Melodien, welche sich sowohl beim Gesang aber auch den feinen Gitarren- und Keyboardleads wiederfinden. Gerade die letzte Nummer „The Arcane Exploration, Pt. II“ fast das wunderschön zusammen. Harte Riffs wechseln sich mit sphärischen Passagen ab und trotz der vielen Wechsel wirkt das wie aus einem Guss und perfekt durcharrangiert. Die 13 Minuten vergehen dabei wie im Flug. Das gibt es 3-Minuten Songs, die einem länger vorkommen als dieses Epos. „Universe Calls“ ist ein tolles Kopfhörer Album, welches lohnt entdeckt und erarbeitet zu werden.

Universe Calls


Cover - Universe Calls Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 50:52 ()
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Dream Chaser

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Einmal mit der Tür ins Haus: was haben RENDEZVOUS POINT mit ihrem neuen Album "Dream Chaser" für eine Granate abgefeuert! Nach zwei guten Alben aus den Jahren 2015 bzw. 2019 hat sich das Quintett aus Kristiansand in Norwegen enorm gesteigert und zu den absoluten Top-Acts des modernen Prog Metals aufgeschlossen. Zwar hält man sich mit acht Songs in knapp 38 Minuten relativ kurz, aber vielleicht ist auch gerade das eine Zutat, die diesen musikalischen Leckerbissen besonders munden lässt. Jedes einzelne Lied kommt auf den Punkt, die Arrangements sind straff und von überflüssigem Ballast befreit. Mit ihren Landsleuten von LEPROUS teilen sich RENDEZVOUS POINT nicht nur Drum-Wunderknabe Baard Kolstad, auch stilistisch ist man nicht allzu weit voneinander entfernt. Wo LEPROUS mittlerweile vielleicht jedoch allzu sphärisch und verhuscht agieren, konzentrieren sich RENDEZVOUS POINT auf passgenaue Grooves und einprägsame Refrains. Das natürlich ohne in irgendeiner Weise platt oder gewöhnlich zu wirken. Was Kolstad und die Bassistin Gunn-Hilde Haugen an rhythmischer Akrobatik bei gleichzeitig atemberaubend lockerer Präzision hinlegen, ist allein schon hörenswert. Gitarrist Peter Hallaraker pendelt zwischen kräftigen Riffs und wunderbaren Clean-Parts, die Sänger Geirmund Hansen mit tollen Gesangsmelodien adelt. Und auch Keyboader Nicolay Tangen Svennæs kann als gleichberechtigtes Bandmitglied deutliche Akzente setzen. Nachzuhören direkt im genialen Opener "Don´t Look Up", wo das prominente Tastenspiel von einem treibenden Groove unterlegt ist. Über die gesamte Länger von "Dream Chaser" schafft es das Quintett seine musikalische Artistik spielerisch leicht klingen zu lassen. Das ist ganz große Kunst! Egal welchen Song man anwählt, das eingängige "Oslo Syndrome", das düstere "The Tormented" oder den epischen Abschluss "Still Water", RENDEZVOUS POINT machen hier alles richtig und den Hörer mit ihrem neuen Album süchtig. Ein ganz heißer Anwärter auf die Top 10 dieses Jahres. Viel besser wird es nicht mehr kommen.

 

 

 

 

Dream Chaser


Cover - Dream Chaser Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 37:44 ()
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01011001 - Live Beneath the Waves (2CD+DVD)

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Mit dem siebten AYREON-Album “01011001” gelang Mastermind Arjen Anthony Lucassen ein Meisterwerk. Das progressive Konzeptalbum über die außerirdische Rasse „Forever“ und ihren Einfluss auf die Entwicklung der Erde ist ein zentraler Teil des AYREON-Universums. Die Umsetzung in 15 oft überlange Kompositionen mit zahllosen Sängern (17 an der Zahl) und Instrumentalisten galt als Live kaum umsetzbar.
Lucassen belehrte uns eines Besseren und brachte „01011001“ im September 2023 im Tilburger Poppodium auf die Bühne (für Sage und Schreibe fünf Abende). Die Fans damals waren hin und weg, die Live-Rezessionen überschwänglich. Nun kann sich der geneigte Fan das Ganze auch am heimischen Großbildschirm, und hoffentlich mit vernünftiger Soundanlage zu Gemüte führen. Und das lohnt sich allemal.
Vorneweg – visuell ist die ruhige, sich immer wieder auf Details fokussierende Kameraführung hervorzuheben. Ein monumentaler Bühnenaufbau, zu den jeweiligen Songs passende Einspielungen auf die LED-Wände, Pyros und Laser unterstützten die Performance einer formidablen Band - u.a. Ed Warby (Schlagzeug), Johan van Stratum (Bass), Timo Somers (Gitarre), Marcel Coenen (Gitarre) und Joost Van Den Broek (Keyboards), sowie Musiker mit Cello, Violine und Geige – und der erstklassigen Gesangsriege. Ohne Wertung (da hier alle einfach gut waren): Simone Simons (Epica), Damian Wilson (Threshold), Anneke van Giersbergen, Jonas Renkse (Katatonia), Tom Englund (Evergrey), Daniel Gildenlow (Pain of Salvation), Marcela Bovio (MaYan), Brittney Slayes (Unleash the Archers), Hansi Kürsch (Blind Guardian), John Jaycee Cuijpers (Praying Mantis), Maggy Luyten (Beautiful Sin), Michael Mills (Toehider) und Wudstik. Und natürlich Arjen Anthony Lucassen selbst. Dass das alles stimmig war, ist den Bildern deutlich zu entnehmen – einfach toll wie sich die Künstler bei den wechselnden Gesangseinlagen die „Bälle“ zuspielen, interagieren und abklatschen. Über die Songs und deren Intensität braucht man den Fans nichts zu sagen (alle anderen müssen da einfach jetzt mal ran und reinhören). Von progressiven, überlangen Epen wie „Beneath the Waves“, über folkig angehauchtes wie „Liquid Eternity“, bis zu flotten Rockern wie „E=MC2“ ist da alles dabei. Auch die Zugabe hatte es in sich: nach der (langen) Arjen-„Speech“ mit zahlreichen Danksagungen lassen es AYREON mit „This Human Equation“ kräftig krachen, aber auch „Fate Of Men“ und „The Day That The World Breaks Down“ werden von den Fans euphorisch abgefeiert. Ein Must-have des Genres.

 

01 March Of The Machines

02 Age of Shadows

03 Comatose

04 Liquid Eternity

05 Connect the Dots

06 Beneath the Waves

07 Newborn Race

08 Ride the Comet

09 Web of Lies

10 Fifth Extinction

11 Waking Dreams

12 The Truth is In Here

13 Unnatural Selection

14 River of Time

15 E=MC2

16 Sixth Extinction

17 Speech

18 This Human Equation

19 Fate of Man

20 The Day That The World Breaks Down

01011001 - Live Beneath the Waves (2CD+DVD)


Cover - 01011001 - Live Beneath the Waves (2CD+DVD) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 20
Länge: 135:0 ()
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Morsefest 2022 - The Absolute Whirlwind

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Zu Transatlantic als Rezensent noch irgendetwas beizutragen, das noch nicht gesagt wurde, ist schwierig. Dieses Monster des Neo-Prog hat in den letzten Jahren dermaßen grandiose Alben abgeliefert, dass sie sicher jedem Genrebegeisterten ein Begriff sind. Im Rahmen des Morsefest 2022 wurde die Gruppe, im Kern bestehend aus Neal Morse, Mike Portnoy, Roine Stolt und Pete Trewavas (unterstützt vom großartigen Ted Leonard), nach der unvermeidlichen Corona-Live-Pause wieder zusammengeführt und an zwei Abenden wurde unglaubliche 263 Minuten an feinster Tonkunst auf CD bzw. DVD gebannt. Dies mündete im vorliegenden Artbook, bei dem Inside Out Music wieder alle Register gezogen hat, um den Fan zufriedenzustellen. Verteilt auf fünf CDs bzw. zwei DVDs werden jeweils 41 (!) Songs dargeboten, die zum Besten gehören, was diese Welt derzeit an Musik zu bieten hat. Das Artbook, das den optischen Rahmen gibt, hat fast LP-Format, ist sehr hochwertig gestaltet und mit einer Unmenge an tollen Fotos sowie ausführlichen Linernotes versehen. Die Aufmachung wird dem Inhalt absolut gerecht und rechtfertigt den Preis.

Musikalisch werden Werke wie das absolut außergewöhnliche "The Whirlwind" sowie "The Absolut Universe Pt. I + Pt. II" gleich am Stück dargeboten. Die spielerische Perfektion ist dabei beeindruckend und macht dieses Live-Dokument wirklich zu etwas Besonderem. In Zeiten in denen Konzertaufnahmen oft massiver Nachbearbeitung unterliegen oder gleich komplett im Studio aufgenommen werden, haben wir es hier mit einer hörbar authentischen Aufnahme zu tun. Auch wenn das Wort "authentisch" massiv überstrapaziert wird und KETTCAR in ihrem Song "Kein Außen mehr" in zwei Zeilen schon alles dazu gesagt haben. Auf "Morsefest 2022 - The Absolute Whirlwind" wimmelt es jedoch geradezu von kleinen Spielereien, spontanen Licks, veränderten Arrangements, die solche Könner in einem Live-Setting zum Besten geben. TRANSATLANTIC gehören eben zu den ganz großen Artisten im Musikzirkus. Neben den erwähnten Mammutwerken werden natürlich auch noch weitere Bandklassiker angeboten, wie etwa eine fast neunminütige Version von "We All Need Some Light", die mal wieder die Augen ganz schnell wässrig werden lässt. Denn aller instrumentaler Perfektion zum Trotz treffen TRANSATLANTIC mit ihrer Musik doch genau dorthin wo Musik hingehört - ins Herz.

 

 

Morsefest 2022 - The Absolute Whirlwind


Cover - Morsefest 2022 - The Absolute Whirlwind Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 41
Länge: 263:0 ()
Label:
Vertrieb:

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