Nö, auf den Zug springe ich nicht auf! Nicht mit mir! HAIL SPIRIT NOIR werden noch immer als Black Metal-Band gehandelt. Nein, nein und nochmals ein dickes NEIN! Das ist kein Black Metal! Manch einer wird jetzt sagen: „Es sind doch die Einstellung und die Texte, auf die es ankommt“ und dazu noch die düstere Attitüde… Ist doch alles bei HAIL SPIRIT NOIR gegeben und somit eindeutig der bösen Seite zuzuordnen. Einen feuchten Sch….. ordne ich zu! HAIL SPIRIT NOIR betreten Pfade und Sackgassen, welche Bands wie OPETH und ANATHEMA schon gebrandschatzt haben. Die Aggressivität versteckt sich hinter Pseudo-70er-Keyboardsounds, welche wir alle schon bei PINK FLOYD gehört haben. Der Gesang kommt weder kernig oder überzeugend, sondern angeglichen und eierlos aus den Lautsprechern. Es ist zum Heulen! Da helfen auch gedoppelte und verdreifachte Vocal-Lines nichts.
Man gewinnt kein Album, und man gestaltet einen Longplayer auch nicht interessant, wenn man sich ausschließlich auf Sounds aus der Konservendose und halbgaren metallischen Einschlag verlässt. Um den alten Hörern zu gefallen, wird auch mal die Gitarre ein wenig mehr strapaziert, und auch die Drums zeigen, dass man schneller als ein VW Käfer agieren kann. Natürlich werden solche (seltenen) Momente wieder durch unerträgliche Effekte und Synths verwässert, die uns wieder in die musikalisch abartigen 70er Jahre begleiten. Da hilft auch die Unterstützung von Lars Nedland nicht, der bei BORKNAGAR seine Brötchen verdient. Nein, die Ehrlichkeit und den dunklen Spirit nimmt Euch leider keiner mehr ab, und wer das tut, dem kann nicht mehr geholfen werden.
Und jetzt mal mein Aufruf an alle OPETHs, ANATHEMAs und Konsorten dieser Welt. Ihr habt alle mal tolle Musik gemacht, aber Death Metal bleibt Death Metal, Black Metal bleibt Black Metal, und wenn Ihr, wie HAIL SPIRIT NOIR, einen neuen Markt sucht, dann bitte nicht im Dunstkreis des Heavy Metals.
Um eine Sache klarzustellen, ja, ich bin engstirnig und HAIL SPIRIT NOIR haben gewiss etwas zu bieten, aber bei mir nicht! Wie eine Rückbesinnung zu alten Werten funktionieren kann, das haben PARADISE LOST kürzlich bewiesen. Ich habe fertig.
Jetzt wird es albern und vermessen. Die Norweger COURSE OF FATE wollen sich mit Bands wie QUEENSRYCHE ("Operation Mindcrime"), PINK FLOYD ("The Wall"), DREAM THEATER ("Scenes From A Memory") sowohl textlich als auch musikalisch messen und denken tatsächlich, dass nicht jeder Progressive-Fan mit ein wenig Ehre spätestens bei dieser Aussage verächtlich mit den Schultern zuckt und seines Weges geht.
Mit solchen Aussagen wird man konfrontiert, wenn man die Reise durch „Mindweaver“ startet und mit wenig bis gar keinen Erwartungen in die eigene Welt von COURSE OF FATE eintaucht und dann am Ende der Reise ein völlig verschobenes musikalisches Weltbild hat.
Wie genial ist bitte diese Scheibe? Wo kommen die her? Wo wollen die hin? Was soll das alles, und habe ich das nur geträumt?
Aber fangen wir erst mal ganz nüchtern bei den Basics an, die aufhorchen lassen und auf eine außergewöhnliche Laufbahn und eine perfekt geplante Inszenierung hindeuten. Die Songs aus dem Konzeptalbum haben schon einige Jahre auf dem Buckel und stammen genauer gesagt aus dem Jahr 2014. Nach einigen Testaufnahmen in diversen Studios kam man zu der Erkenntnis, dass die Aufnahmen von Gitarre, Bass und Keyboards doch besser im heimischen Studio verwirklicht werden sollten. Man wollte 100% Perfektion erreichen, und mit der gewaltigen Stimme von Gastsängerin Jeanette Heidenstrøm sollte ein weiterer Baustein die Musik von COURSE OF FATE eindrucksvoll bereichern. In den Nobel Street Studios wurde von Arnold Lindberg der letzte Feinschliff vorgenommen, und so wurde „Mindweaver“ mit einem klaren, druckvollen und jederzeit transparenten Sound belohnt. Auch das Coverartwork, welches das Wort „Art“ ganz zurecht in seinem Namen hat, besticht durch die Detailverliebtheit der Band. Hier wurde wirklich alles in Bewegung gesetzt um ein echtes Kunstwerk zu erschaffen.
Da COURSE OF FATE einen großen Schwerpunkt auch auf die textlichen Inhalte gelegt haben, kommen wir kurz noch zu diesem Part von „Mindweaver“. Ein Bewohner des Universums sieht in seinen Visionen das Ende der Welt, welche den Einsturz vom Himmel, Seuchen und eine große Flutwelle beinhalten. Verzweifelt versucht der Mann, Anhänger in der Bevölkerung zu finden, die seine Theorie unterstützen und die Welt vor dem Abgrund retten sollen. Er entdeckt sein Talent, Menschen mit seinen Worten zu überzeugen und zu manipulieren und entfremdet sich aber immer mehr von seiner eigenen Familie, die er schließlich verliert. Er sucht nach Erlösung und ist sich nicht mehr sicher, ob seine Visionen nicht doch nur Träume und Halluzinationen gewesen sind. Auch eine persönliche Geisteskrankheit schließt er fortan nicht mehr aus. Das Ende der Geschichte und das Schicksal der Welt und des Mannes bleibt offen und schreit schon jetzt nach einer Fortsetzung.
Kommen wir jetzt endlich mal zu der Musik. Nach dem Intro „There Is Something Watching“, in dem wir zum ersten Mal mit der fantastischen Stimme von Eivind Gunnesen Bekanntschaft schließen dürfen, kommen wir gleich zum ersten Kracher. „The Faceless Men Part I“. Die Seuche wird eingeschleppt und grandios in DREAM THEATER-Manier vertont und dargeboten. Wie auf der ganzen Scheibe herrscht ein hohes technisches Niveau, welches aber nichts an dem Wiedererkennungswert der Songs ändert. Ein sehr starkes Stück, welches gleich von „Endgame“ mit zwingenden Keyboards und einem ruhigen Gesangspart eingeläutet wird. Man fühlt sich ein wenig an „Into The Electric Castle“ von AYREON erinnert, und dies ist wahrlich ein königlicher Vergleich, der einem Ritterschlag sehr nahe kommt. „Utopia“ ist der Teil der Geschichte, bei der die Anhängerschaft überzeugt werden soll, und nicht nur die Anhängerschaft soll überzeugt werden, sondern auch der Hörer. Eivind begeistert durch seine überzeugenden QUEENSRYCHE-meets-FATES WARNING-Vocals, die von ruhigen Klängen begleitet werden um dann musikalisch komplett ins QUEESNRYCHE-Universum abzugleiten. Tolle Gitarrenmelodien runden das Musikstück perfekt ab. Das ist Musik ganz nahe an der Perfektion. “The Walls Are In“ ist ein gefühlvoller Anspieler für „Wolves“. Hier geht es um die Unsicherheit, ob alles nicht doch eine Halluzination gewesen ist. Hier passiert unglaublich viel, und alle Register eines Progsongs, der etwas auf sich hält, werden mit einer Leichtigkeit ausgespielt, dass es eine wahre Freude ist. Besonders die Six-String-Front kann hier mit ihrem musikalischen Können beeindrucken. Der Mann bedauert sein Schaffen, und dies wird in „Drifting Away“ bemerkenswert vertont. Erinnert tatsächlich an PINK FLOYD in langsamen und getragenen Stücken und lässt einen verzaubert zurück. Man fängt fast an, den Mann zu bedauern. So kann Musik berühren. Großartig! Als Endstück von „Mindweaver“ steuert man geradlinig in QUEENSRYCHE-Gewässern und hält deren Niveau zu jeder Zeit. Ein sowohl musikalisch als auch gesangliches Meisterwerk, in dem AYREON-Keyboardparts einen hohen Stellenwert haben, die die eine oder andere Gänsehaut hinterlassen.
Wenn man bis hierhin gelesen hat, dürfte klar sein, da ich von der Finesse, der Professionalität und besonders der Genialität der Band nicht nur komplett überzeugt bin, sondern tatsächlich mit Haut und Haaren in die Platte eingetaucht bin. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie man dieses Prog-Feuerwerk noch toppen könnte, und dabei sprechen wir hier von einem Debutalbum. Dies kann man wirklich nicht alle Tage sagen. Ok, „Operation Mindcrime“ bleibt trotzdem noch auf seinem Thron sitzen und wird dort wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit über die Prog-Szene wachen, aber „Mindweaver“ hat sich einen nur minimal kleineren Thron verdient, und COURSE OF FATE greifen mit diesem Meisterwerk tatsächlich nach den Sternen. Wahnsinnig gut und somit alle Daumen in den Himmel!
Vorweg schon einmal - ein wirklich gutes Album habe ich hier zu besprechen. Es ist das Debüt der britischen Band NOVENA und geboten wird feiner, eingängiger Prog Rock. Bekannte Größe des Kollektivs ist Sänger Ross Jennings, der auch der Vokalist von HAKEN ist.
Der 8 Minuten lange Opener ("22:59") darf exemplarisch für das facettenreiche und gehaltvolle Album stehen. Sänger Ross Jennings führt mit seiner melodiösen und kontrastreichen Stimme durchs Programm. Störend empfinde ich die unnötigen und antiquiert wirkenden Growls, die aber im weiteren Verlauf, völlig zu recht, immer weniger Platz auf dem Longplayer bekommen. Progaffine Hörer kommen hier auf ihre Kosten. Aber auch Freunde von direkten Zugängen müssen das Werk nicht fürchten, denn die Melodien, die verarbeitet bzw. geboten werden, holen in ihrer ganzen Breite generell Rockfans ab. Das hymnische und wunderschöne "Disconnected" würde sich auch auf einem MARILLION-Album wohl füllen. Oder die atmosphärische und verträumte Ballade "Sail Away" erinnert an YES oder ALAN PARSONS. Also keine Angst, auf "Eleventh Hour" wird überwiegend proggig gebellt und eher rockig gebissen. Abwechslungsreiches, überraschend verträgliches und letztendlich, wie oben erwähnt, gutes Album!
Folkige JETHRO TULL, theatralische QUEEN, dramatische SAVATAGE, eine Prise querlaufende RUSH und dazu eine kauzige, eigentümliche Gesangsstimme - und fertig sind CRYPTEX. Wobei, eigentlich ist die Band aus dem Norden der Republik mittlerweile schon selbst eine Marke und nur bedingt vergleichbar mit anderen: eigen, ein deutlich gezeichnetes Profil sowie ein unverkennbarer und charakteristischer Sound. Diesem Sound ist die Band nunmehr seit 12 Jahren treu und untermauert das mit ihrem dritten Studio-Album "Once Upon A Time".
Schwülstig und bombastisch eröffnet der Titelsong das Album, wobei er sich für CRYPTEX-Verhältnisse überraschend geschmeidig in die Ohrmuschel legt. Natürlich scheiden sich die Geister an Simon Moskons stelziger, mit viel Eigenheit ausgestatteter Stimme und an seinem Gesangsstil. Hier gilt love it or leave it. "Once Upon A Time" ist prachtvoll und ambitioniert. Die Songs öffnen sich wie Blumen, nichts scheint hier schnell und hastig arrangiert worden zu sein. Eine Nummer wie "Bloodmoon" erfasst der Hörer nicht in einem Durchlauf. Hier wechseln sich Härte, Tempo, Intensität und Stimmungen wie das Farbenspiel eines Chamäleons. Dieser Wandel im Song fordert zu Beginn, unterhält aber im Verlauf ungemein. CRYPTEX beschreiten kontinuierlich ihren Weg, ohne zwingenden Blick auf Gefolgschaft. Das verdient Respekt, lässt die Band wachsen und ihren ureigenen Stil entwickeln und festigen. "Once Upon A Time" ist somit logischerweise ihr reifstes und bis dato, was das Songwriting und die Performance angeht, das gelungenste und schöpferischste Werk. Ich finde hier keinen einzigen halbherzigen Song - jede Nummer hat eine Idee/ein Konzept, wenn auch nicht immer gleich nachvollziehbar. Ich für meinen Teil genieße das Album, je mehr ich es höre.
Geheimnisvoll, düster und bedrohlich wird der fordernde und vertrackte Opener "Of Raven and Pigs" eingeleitet. Sofortige Aufmerksamkeit ruft die starke und vertraute Stimme von Roy Sætre Khantatat, auch unter dem Namen Roy Khan bekannt, ex-Sänger von KAMELOT hervor. Die verbindende und nachhaltige Visitenkarte geben CONCEPTION aber erst mit dem viel gefälligeren, gleichwohl nicht weniger anspruchsvollen "Waywardly Broken" und der melodramatischen Halbballade "The Mansion" ab.
CONCEPTION ist die norwegische Progressivband, die in den 90ern durchaus von sich Reden machte, aber nicht verhindern konnte, dass ihr Sänger sich den letztendlich erfolgreicheren KAMELOT anschloss. Mit dem Longplayer "State of Deception" melden sich die Nordeuropäer nun eindrucksvoll zurück. Das fünfte Langeisen der Band punktet mit fesselnden, dynamischen und spannenden Songs. Das Album bleibt unberechenbar und energiegeladen, dennoch wirkt es in seinem beständigen Hang zum Drama gebunden. Mit zuweilen ausladenden musikalischen Gesten ("Anybody Out There") atmen CONCEPTION partiell den Zauber ehemaliger SAVATAGE aus. Ein ambitioniertes, anspruchsvolles und prachtvolles Album, das oft gehört werden will, um seinen Inhalt in Gänze zu offenbaren.
Nachdem die Göttertruppe aus San Diego bereits seit einigen Jahren zumindest live wieder aktiv ist, hat ein würdiger Nachfolger des letzten Monuments „Bleeding“ ein knappes Vierteljahrhundert auf sich warten lassen. Umso spannender ist es gewesen, ob die Gitarrenzauberer Dan Rock und Brian McAlpin nebst Sänger Buddy Lackey (der uns ja als Devon Graves mit DEADSOUL TRIBE immerhin einige Jahre lang, zumindest in Umrissen, den legendären Sound von PSYCHOTIC WALTZ warm gehalten hat), Bassist Ward Evans und Drummer Norman Leggio, die tatsächlich allesamt zur 1986er Urbesetzung gehören, die überirdische Klasse ihrer Alben aus den 1990er Jahren würden halten können. Und an dieser Stelle gibt es ein klares Jein. „The God-Shaped Void“ ist ein in allen Belangen herausragendes Progressive-Metal-Album geworden, mit Seelenkraulern wie „Stranded“, „Back To Black“, „All The Bad Men“, „The Fallen“, „While The Spiders Spin“ oder „Sisters Of The Dawn“, die fast über ihre gesamte Spielzeit hinweg die urtypische Atmosphäre der Band einfangen und in die neuen 20er Jahre transportieren. Was allerdings über die weitesten Strecken fehlt, und das mag man gerne als völlig subjektiven Eindruck und Jammern auf allerhöchstem Niveau abtun, ist die Magie solcher Stücke wie einst „I Remember“, „Into The Everflow“, „Butterfly“ (für mich der wohl unterbewertetste Song im Kosmos der Band), „Locust“ oder „My Grave“, wobei gerade Letztere bewiesen, dass man auch mit unter vier Minuten Spielzeit echte Jahrhundertperlen aus dem Hut zaubern kann. Vielleicht haben sich die Hörgewohnheiten in den letzten 24 Jahren geändert, vielleicht ist das Quintett inzwischen „nur noch“ großartig und nicht mehr überirdisch, aber das spielt am Ende auch keine große Rolle. Denn Fakt ist: „The God-Shaped Void“ ist eines der besten Comeback-Alben überhaupt von einer Band, die eine derart lange Zeit von der Bildfläche verschwunden war. Und das ist letzten Endes das größte Geschenk, das man den Fans dieser Tage machen konnte!
Musiker, die versuchen, mit Masken und ihrer Identitäts-Verschleierung Interesse zu kreieren, sind nicht wirklich neu oder gar innovativ. Und das macht eher skeptisch als neugierig auf die Band ART AGAINST AGONY. Die fünf Stuttgarter Musiker bleiben auf ihrem dritten Album "Shiva Appreciation Society" ihrem avantgardistisch aufgeladenen Konzept mit Masken und rein instrumentaler Musik, schwankend zwischen Art Rock, Jazz und Prog Rock treu. Handwerklich kann man dem Kollektiv nichts vorwerfen. Piano, Gitarren, weitere Instrumente und Soundeffekte unterhalten zuweilen abwechslungs- und kontrastreich. Hin und wieder gelingt es ART AGAINST AGONY, gefällige Melodien in ihrer wilden Melange aus verschiedenen Rythmen und Tempowechseln zu platzieren. In den besten Momenten erinnern sie mich an DISILLUSIONs experimentelles "Gloria" Album. Doch insgesamt wirkt mir das Gebotene zu fordernd und zu inszeniert. Eine für den Hörer nachvollziehbare Songstruktur ist zu selten im Fokus der Musiker. Das Darstellen von musikalischem Vermögen wird parziell zum Selbstzweck. Der Hörer und sein Mitnehmen sollten mehr Beachtung finden. Das wichtigste an Kunst sollte neben Ästhetik und Unterhaltung die Nachvollziehbarkeit und das Erreichen des Rezipients sein, was bei "Shiva Appreciation Society" zu wenig vorkommt.
RIVERSIDE sind durch den tragischen Tod ihres Gitarristen Piotr Grudziński zum Trio geschrumpft. Aber vielleicht auch gerade durch diesen Schicksalsschlag wirken sie fokussierter und musikalisch präsenter als Jahre zuvor, war doch seit "Shrine of New Generation Slaves" eine gewisse Zahnlosigkeit und Zufriedenheit im Songwriting festzustellen. Mit der halbgaren Veröffentlichung "Eye of The Soundcape" rückten sie sogar parziell in die Nähe des von Bandkopf Mariusz Duda betriebenen und rein elektronischen Soloprojekts LUNATIC SOUL.
"Wasteland" ist eine Rückbesinnung. Dieses Album präsentiert die Warschauer Band wieder düsterer, härter, sicher gereifter, aber doch ein Stück annähernd an den Beginn ihrer beeindruckenden Karriere. Der Sechsminüter "Acid Rain" groovt dunkel bedrohlich bis zum hochmelodiösen, im Kontrast dazu fast lieblichen Refrain und wird im weiteren Verlauf zunehmend luftiger und leichter. "Vale of Tears" macht einen auf schroffen, unnahbaren Prog Rock-Song mit überraschend gefälligen Episoden, und die bezaubernde Ballade "Guardian Angel" schmiegt sich akkustisch fast geflüstert an den Hörer. Im letzten Drittel zeigt die Band sich eher nachdenklich ("River Down Below") und minimalistisch instrumentiert ("Night Before").
"Ödland", das siebte Werk, ist lebendiger, ertrag- und kontrastreicher als der Titel verheißt. Zum melancholisch Faden, den das Album durchzieht, bieten RIVERSIDE als Gegensatz Hoffnung an, erkennbar in leichten Melodien und in verträumt wirkendem Gesang. RIVERSIDE haben auf "Wasteland" nicht nur ihre Härte neuerlich entdeckt, sondern auch wieder an kompositorischer Güte zugelegt. Für mich das stärkste Album seit der Reality-Dream-Trilogie!
Gerade mal sieben Monate sind nach dem beeindruckenden "Fractured"-Album vergangen und doch gibt es schon wieder neue Ware von LUNATIC SOUL. Dieses neue Album ist eher eine Ergänzung, ein Zu-Ende-Erzählen und ist, wie der Künstler berichtet, eigentlich eine so nicht geplante, sondern eher spontane Veröffentlichung. Daraus resultierend ist sicher die relativ kurze Spielzeit (35 Minuten). Mariusz Duda bleibt seinem atmosphärischen, melancholisch-empfindsamen und überwiegend elektronischen Art Rock auch auf Album Nr. 6 treu. Ungemein gekonnt und inspiriert verknüpft er wieder elektronische mit organischen Tonfarben und schafft so seinen ganz eigenen Klang-Kosmos. Mariusz sensibler Gesang rückt ein Stück weiter in den Hintergrund und dient teilweise gar nur als Zierde, quasi als weiteres Instrument ("Trials", "The Art of Repairing"). Dem polnischen Musiker ist mit "Under The Fragmented Sky" wieder ein hervorragendes Album gelungen. Beeindruckend, welch hohes Niveau er mit RIVERSIDE und nun auch mit LUNATIC SOUL kontinuierlich in der Lage ist abzuliefern. Großartiger Künstler!
Es scheint, als ob sich die Melodien quasi frei von jedweder Einschränkung gleich einem Vogel, der in der Luft verspielt seine Piouretten fliegt, ohne Bindung zur Schwerkraft entfalten dürfen. Hymnisch und komplex präsentieren SUBSIGNAL die 11 Nummern ihres neuen Albums "La Muerta". Die Schwere und Melancholie des gelungenen Vorgängerwerks werden durch eine ausgeschmückte Feierlichkeit und noch opulentere Melodien ersetzt. Arno Menses legt, so scheint es, noch einen Spurwechsel mehr in seine Gesangsharmonien, und der progressive Anteil wirkt noch geschmeidiger, wird aber nie zur plumpen Staffage, sondern bleibt Markenkern.
SUBSIGNAL vereinen auf wunderbare Weise radiotaugliches Songwriting mit anspruchsvollen, progressiven Elementen - und das mit einem unverkennbaren, ganz eigenen Profil. Die Finesse, die neben dem sensiblen und großartigen Spiel von Gitarrist Markus Steffen zusätzlich Schlagzeug und Keybord mit einweben und zum Schmuck der Songs beitragen, ist überragend. Einmal mehr haben die Musiker bewiesen, welch große Könner sie in ihrem Fach sind. Mehr noch, SUBSIGNAL setzt als Kollektiv mit "La Muerta" Maßstäbe. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: die Alben der Band gehören mit zum Besten, was man im Platten-/CD-Laden (wenn´s sein muss, auch bei Spotify) finden kann. Grandios!!!