Review:

A Night To Remember (Live)

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EVERGREY verzücken ihre Fans mittlerweile fast im Jahrestakt mit hochklassigen Alben. Folgerichtig gibt es schon recht kurz nach der letzten Ausnahmescheibe "The Inner Circle" den nächsten Anschlag aufs Portmonee. "A Night To Remember” nennt sich das Teil und kommt als Livemitschnitt der letztjährigen Tour daher - standesgemäß als Doppel-CD mit Intro und 19 Tracks (aufgezeichnet in einem mit drei Balkonen versehenen, 160 Jahre altem Theater im heimischen Göteborg). Die auf dem Doppeldecker versammelten Werke stellen dabei eine überaus gelungene Zusammenfassung des bisherigen Schaffens der Kritikerlieblinge dar und sollten so für Neueinsteiger der perfekte Appetithappen sein; für Fans der Band wohl sowieso ein unverzichtbares Muss. Die Progressive Metallern aus Schweden um Meister Tom S. Englund (selbst gesanglich in Topform) zelebrieren auch Live ihre anspruchsvollen Kompositionen ohne ins frickeln zu fallen. Epischer Keyboardsound, bombastische Chöre und ein unter die Haut gehender Gesang symbiotisiert gekonnt mit harten Gitarrenriffs, ausgefeilten Solis und eindrucksvollem Schlagzeugspiel und Bassläufen. Da fallen einem ausschließlich die Besten des Genres ein - Dream Theater, Enchant, Pain Of Salvation oder Shadow Gallery sollten hier ruhig den Maßstab anlegen. EVERGREY setzen Live Maßstäbe wo andere Bands ihr Programm runterspielen. Perfekt arrangiert, aber ohne jeglichen Ansatz von Sterilität und voller Atmosphäre - welche bei EVERGREY nicht nur die Alben prägt, sondern hörbar auch Live transportiert wird - "A Night To Remember".

Hinweis für jene, welche sich neben dem Hörgenuss auch optisch verwöhnen lassen wollen: Das Konzert als Live-DVD im 5.1-Mix (plus Bonusmaterial) ist laut Label bereits in Vorbereitung.

CD 1

01 Intro

02 Blinded

03 End of your days

04 More than ever

05 She speaks to the dead

06 Rulers of the mind

07 Blackened dawn

08 Waking up blind

09 As I lie here bleeding

10 Mislead

11 Mark of the triangle



CD 2

01 When the walls go down

02 Harmless wishes v
03 Essence of conviction

04 Solitude within

05 Nosferatu

06 Recreation day

07 For every tear that falls

08 Touch of blessing

09 The masterplan


A Night To Remember (Live)


Cover - A Night To Remember (Live) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 20
Länge: 112:23 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Final Experiment (Reissue)

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Zehn Jahre sind mittlerweile schon ins Land gezogen seit 1995 mit "The Final Experiment", die erste Rockoper des AYREON Projekts von Arjen Lucassen, seinen kommerziellen Anfang fand. Damals konnte zunächst keiner ahnen, welch großartige Erfolgsgeschichte sich heraus einmal entwickeln sollte. Die recht originelle Rahmenhandlung für dieses Konzeptalbum beginnt im 21. Jahrhundert. Die Welt ist wirtschaftlich und ökologisch zugleich ziemlich heruntergekommen - nur noch ein letztes Experiment kann die Erde retten. Hierfür wurde ein Computerprogramm "Time Telepathy" ausgetüftelt, um eine warnende Botschaft per virtueller Zeitmaschine in die Vergangenheit zu schicken. Diese Nachricht wird dann im 6.Jahrhundert von einem blinden Propheten namens AYREON "empfangen". Dieser lebt am Hofe Königs Artus u.a. zusammen mit dem bekannte Zauberer Merlin. Ayreon will natürlich allen von drohenden Katastrophe berichten und die Mitbürger davon überzeugen mit entsprechenden Verhaltensweisen quasi die Zukunft positiver zu gestalten. Doch keiner fühlt sich so recht angesprochen oder gar bedroht, denn das scheint ja so weit entfernt. Also wird der gute Ayreon stattdessen gepeinigt, verfolgt und flüchtet in die Natur. Dort erlebt er weiter düstere Visionen über die Vorgänge in der Zukunft und wird aus Sicherheitsgründen von den Mächtigen bzw. Merlin mit einem Bann belegt, um ruhig gestellt zu werden.

Zunächst mal interessierte sich keine Company (einige lustige Absagen finden sich im CD Inlay) für diese Story sowie die relativ komplex anmutende Musik des ex-VENGEANCE Gitarristen Lucassen. Daher musste der holländische Multiinstrumentalist mächtig Klinken putzen gehen, ehe sich dann doch ein Label fand, der unerwartet große Erfolg gab ihm letztlich natürlich recht. THE FINAL EXPERIMENT wurde ein Verkaufsschlager, diente auch als Vorbild für viele ähnlich gelagerten Projekte und bildete die künstlerische Ausgangsbasis für sämtliche weiteren Konzeptalben der AYREON oder auch STAR ONE Scheiben. Nun ist mit diesem oplunten Debütwerk (dass mittlerweile auch vergriffen war) endlich der komplette Backkatalog in aufwendigen Reissues sowie teilweise vollständigen Neueinspielungen wiederveröffentlicht. Auch bei dieser CD wollte Meister Lucassen ursprünglich alles noch mal neu einspielen bzw. überarbeiten aber die Mastertapes waren schlichtweg nicht mehr auffindbar und so musste er sich etwas anderes einfallen lassen. Gesagt getan - es war zunächst angedacht zwei Songs der CD im neuen Semi Akustischen Gewande aufzunehmen, letztlich fand der Perfektionist dann aber so gefallen an der Sache, dass gleich ein komplettes Bonusalbum mit neun Tracks entstand. Allein die neuen Songs wären schon Kaufgrund genug, denn das Ergebnis ist wirklich insbesondere für Fans von Folk(Rock), akustischer oder auch unplugged präsentierter Musik ein wahres Festmahl. Die Interpretationen erinnern stark an JETHRO TULL, MOSTLY AUTUMN oder auch an klein wenig an die BLACKMORES NIGHT Geschichten d.h. vielerlei Flöten, Streichinstrumente wie Celli, üppig Percussions und das alles in akustischen bzw. kammermusikartigen Arrangements in einem völlig bombastlosen Kontext. Auch hier hat sich Arjen wieder eine Schar von Gastinterpreten ans Mikro geholt, wenn auch (mit Absicht vielleicht) nicht mit ganz großen Namen, denn hier soll wohl die Musik für sich selbst sprechen. Dies tut sie zweifellos und so werden hiermit auch eindrucksvoll manche Kritikeraussagen widerlegt, dass AYREON Songs nicht ohne das aufgemotztes Äußere sowie üppigen Bombast bestehen könnten - das Gegenteil ist der Fall es funktioniert auch abgespeckt und so entwickelt sich ein ganz neues Hörerlebnis, einfach nur klasse!

Aber auch das "normale" Album mit diesem einzigartigen Mix aus PINK FLOYD Ambiente, aufpolierten Hardrock & Metalriffs, abwechslungsreichen Keyboardklängen, Folkelementen vermengt in ein symphonisch-bombastischen Klangbild sowie den vielen verschiedenen Stimmcharakteren kommt nach wie vor überzeugend rüber. Auch wenn manches noch nicht ganz so ausgereift oder packend inszeniert ist wie auf dem späteren Nachfolger sowie absoluten Meisterwerk "Into The Electric Castle". "The Final Experiment" erscheint als Special Edition in Jewel Casr & Schuber mit reich bebildertem 24-seitigen Booklet sowie neuen Liner Notes von Arjen Lucassen.

The Final Experiment (Reissue)


Cover - The Final Experiment (Reissue) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 24
Länge: 103:26 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Anchor Drops

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Obwohl der Name es durchaus hätte vermuten lassen können - UMPHREY’S McGEE machen absolut nicht in Sachen Folk sondern diese bereits 1997 in Chicago gegründete Formation, benannt nach einem Cousin ihres Gitarristen & Sängers Brendan Bayliss, sind richtige Jamrock Spezialisten. Dies muß ein potentieller Hörer unbedingt vorher wissen, fals er sich näher mit dem aktuellen Werk "Anchor Drops" beschäftigen möchte. Die Band selber sieht sich lieber als "Rockband, die gerne anspruchsvolle Musik macht und dabei oftmals improvisiert". Mit diesem Album wird zum erstenmal eine CD der Band in Europa veröffentlicht und die hier dargebotene Musik lässt sich grob in zwei (Mach) Arten von Songs einteilen. Zum einen die eher kopflastigen, stark jazzigen mit sehr großem Improvisationsvermögen sowie vertrackten Rhythmen betonte Seite aber es gibt auch noch die etwas relativ geradlinige (Rock) Songs sogar teilweise mit coolem Westcoastfealing. Die Vertreter der erstgenannten Richtung mit Tracks wie z.B. "JaJunk Pt. I & II" oder "In The Kittchen" sind daher nicht so ganz mein Ding, hier klingt die Band etwas zu steril, kompliziert und das Zuhören tut manchmal förmlich weh. Doch diese Geschichten sind zum Glück eher selten. Aber wenn Umphrey’s McGee dann wirklich etwas mehr auf den Punkt kommen und solche Songstrukturen schaffen wie es treffend im Beipackzettel steht "Steely Dan & John Coltrane kooperieren zu Ehren von Frank Zappa oder die Dixie Dregs bekämpfen PEARL JAM mit THE PLOICE" dann hat dieser interessante sechser auch für "Normalo" Progfans durchaus etwas zu bieten. Die Band hat neben herausagender Virtuosität noch ein gutes Gespür für schöne Melodien, so daß auch leicht schräge Gitarrenriffs in Verbindung mit Latineinflüssen sowie bluesrockigen Parts sich nicht gegenseitig ausschließen (müssen) sondern eine sehr gute Mischung ergeben. Besonders gelungen ist dies beim dem flüssigen Opener "Plunger" sowie dem hammermäßigen "The Pequed" (u.a. mit tollem Satzgesang & Chören in bester YES Manier) und eine ganz besondere Nummer wurde das leicht countymäßige Duett "Walletsworth", das mit viel Gefühl und guter weiblicher Stimme und ohne übertriebenen Pathos rüberkommt. Der Sänger ist wirklich klasse und hat schon etwas von STING in seinem Timbre. Wer also auf verschiedenste Stilarten egal ob südamerikanische, psychedelische oder viele jazzrockigen Elemente abfährt ohne dass aber der Rockeindruck zu kurz kommt dürfte hier richtig liegen. Zweifellos sind die absoluten Stärken von Umphrey’s McGee auf der Livebühne zu sehen, in den Staaten ist die Band nämlich bis zu 160 Tage im Jahr unterwegs. "Anchor Drops" kommt ohne diesen "staubigen" Soundeindruck wie bei manch anderen Kollegen daher, klingt recht frisch und wirkt nicht zu übertrieben verspielt. Wer sich als Jam-Rock Liebhaber bezeichnet dürfte hier wohl feuchte Augen kriegen.

Bei meiner Promo paßen leider die aufgedruckten Titel nicht ganz zu den tatsächlichen Songs auf der CD, das wird auf der Kaufversion hoffentlich übereinstimmen.


Anchor Drops


Cover - Anchor Drops Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 64:24 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Prélude à La Ruine

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Eine Band die sich NEMO nennt, das könnte sofort falsche Assoziationen wecken, doch keine Angst hier ist nicht der x’ste NIGHTWISH oder WITHIN TEMPTATION Kloon unterwegs sondern eine hoffnungsvolle französische Progband, die mit "Prélude à La Ruine" ein äußerst gelungenes Stück Musik abgeliefert hat. Zugegeben an die etwas ungewöhnliche Sprache muß man sich erstmal gewöhnen, den Französisch gehörte bisher eher nicht gerade zu den gängigen Prog-Rock Klängen. Aber was da Benoît Gaignon (Bass), Guillaume Fontaine (Keys, Vocals), Jean Baptiste Itier (Drums) & Jean Pierre Louveton (Guitars) so von sich geben ist eine gelungene Melange aus traditionellem (Hard) Rock Prog der 70er (ohne auch nur im Ansatz altbacken zu klingen) mit leichten Neoproganleihen und stellenweise richtig betont heavy ausgerichteten Progressive Rock/Metal. Hier kommen nur als ein keines Beispiel sowohl fette & düstere Riffs als auch analog klingende Keyboards gleichermaßen zum Einsatz. Die Solos sind virtuos ohne aufgesetzt zu wirken, eine nicht übertriebene Rhythmusvielfalt und die Musik selber strahlen trotz mancher Retrodejavus eine gewisse Modernität aus, wobei allerdings ein paar mal weniger auf die etwas übertrieben piepsig-spacigen Keyboards zu setzen, auch nicht geschadet hätte. Die Franzosen können aber einfühlsam und so gibt es viele gelungene ruhigere, atmosphärisch sehr differenzierte Momente, da schimmert manchmal auch gekonnt ein Hauch von Chanson in dem ein oder anderen Song mit durch. Die Musik ist ansonsten sehr gut homogen abgestimmt, die Arrangements sind ideenreich und der Spannungsbogen steigt während der CD nach hinten stetig an. Es gibt auch noch genügend Ecken & Kanten mit einem abwechslungsreichen, warmen Soundgerüst ohne das zu viele Breaks oder ebenfalls vorkommende aber meist nur angedeutete Frickelanflüge das Zuhören unnötig erschweren. "Prélude à La Ruine" ist ein Konzeptalbum, dass sich inhaltlich um die beginnende moderne Industrialisierung Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts beschäftigt. Die Melodien sind zwar eindeutig im Vordergrund zu sehen, trotzdem verstehen es NEMO instrumentale Freiräume mit originellen symphonisch betonten Solos zu verfeinern, die manchmal sogar recht jazzig anmuten aber das hat alles Hand und fuß und langweilt so keine Sekunde lang. Alles in allem kann man dem Quartett hier ein sauber produziertes und recht abwechselungsreiches Album bescheinigen, besonders positiv ist hier außerdem der betont eigenständige Charakter der Musik herauszuheben, in der letzten Zeit habe ich sowas selten gehört. Daher dürften NEMO mit ihren ungewöhnlichen Klangbildern auf "Prélude à La Ruine" für etwas aufgeschlossenere Progfans sicherlich einige Höranreize bieten und an die Sprache gewöhnt man sich mit der Zeit dann auch noch.

Prélude à La Ruine


Cover - Prélude à La Ruine Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 62:46 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Process (Re-Release)

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Das vor über einem Jahr als Eigenproduktion veröffentlichte Album "Process" der hessischen Proggies wird hiermit erneut unter’s Volk gebracht, und zwar vom Label MDD. Im Grunde hat unser Goofy in seinem Review zur selbst vertriebenen Platte alles Wesentliche gesagt. COMPLEX 7 spielen, ihrem Bandnamen entsprechend, wenig leicht zugänglichen Progressive Metal, der trotz aller Technik über die weitesten Strecken nachvollziehbar bleibt. Trotzdem sollten Hörer mit "Easy Listening" - Ambitionen einen großen Bogen um "Process" machen. Der Sound tönt kraftvoll, aber auch etwas monoton und statisch, was sich besonders auf den eintönigen Gesang von Norbert Vornam auswirkt, der so oftmals nervig herüberkommt. Bei den Songs sticht vor Allem das tolle Duo in der Mitte heraus, nämlich die beiden Stücke "Nightbirds" und "Toadstool", die zeigen, dass eindeutig Potential in der Band steckt. Der Rest des Materials bewegt sich ebenfalls auf gutem Niveau, benötigt aber einige Durchläufe mehr. Neben den schon von Goofy genannten, vergleichbaren Bands fallen mir noch die Ruhrpottler FORCES@WORK ein, die in etwa ähnliche Töne anschlagen. Wer es also gerne mal komplizierter mag, darf hier ruhig einmal reinhören. Nicht schlecht!

Process (Re-Release)


Cover - Process (Re-Release) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 43:26 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Shadow Realm

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Mein lieber Mann, selten hat mich zuletzt eine reine Underdogproduktion so stark beeindruckt wie "Shadow Realm" von TIMEMAGE nennt sich dieses Projekt aus Baden Württemberg. Ähnlich gelagert, zumindestens von der Machart her, wie solche bekanntere "künstliche" Bands wie z.B. AYREON oder ANIA, hat hier auch eine einzige Person alle Fäden komplett in der Hand. Bei TIMEMAGE ist dies Multiinstrumentalist, Songschreiber & Produzent Stefan Schenkel der zunächst im heimischen Wohnzimmer alle Titel komponiert und dann in den House Of Audio Studios (wo immer die auch sein mögen) in 11 Monaten harter Arbeit zusammengebastelt hat. Das Ergebnis "Shadow Realm" ist ein wahrlich sattes 60-minütiges monumentales Meisterwerk aus Versatzstücken aus Rock, Gothic, Folk, Death, Thrash & ganz viel Metal und dass alles noch verpackt in ein bombast-progressives Gesamtkonzept. Das Äußere der CD kann ebenfalls im überzeugen, es gibt ein aufwendiges 32 Seiten schwarz-weiß Hochglanzbooklet mit schönen Bildern sowie eine insgesamt gelungene Produktion. Mir persönlich sind dabei die vielen Totenköpfe oder Kreuze zwar etwas übertrieben aber egal, letztlich ist dies nicht so entscheidend, die Mucke zählt und die ist wirklich hochwertig. Daher jetzt zum Wesentlichen, der Musik und ihre Protagonisten. Stefan hat für dieses Projekt acht verschiedene Gastmusiker für Gitarren und die Vocals um sich geschart, wobei auch hier so manches Nachwuchstalent positiv heraussticht. So sind die Gitarrenleads sowie Soli von Thomas "Wicky" Gaddum absolut klasse und auch die Gesangsleistungen von Daniel "Otti" sowie der beiden Mädels insbesondere Anja Kütter können sich sehen lassen. Unter der Berücksichtigung einer reinen Amateurproduktion, dass kein Naturschlagzeug im Einsatz war (bis auf wenige Stellen ist das Programming hier besser als bei manchen Profis!) sowie abwechslungsreiche Keyboardsounds in allen Nuancen gibt’s auch von klanglicher Seite nichts zu mäkeln. Bei TIMEMAGE war es zunächst das vornehmliche Ziel unterschiedlichste Einflüsse der schon genannten Stile mit Facetten aus den Bereichen Jazz/Fusion, Alternative, Electro sowie auch Elementen aus Filmsoundtracks zu verarbeiten. Dies ist mit leichten Abstrichen absolut gelungen auch wenn sich der gute Stefan hierdurch stilistisch natürlich (bewusst) etwas zwischen alle Stühle gesetzt hat. Trotzt der wirklich außerordentlich originellen sowie genreübergreifenden Ideen hat er es geschafft ein stimmiges Gesamtwerk vorzulegen. Letztlich bedient "Shadow Realm" zwar vornehmlich die Metalschiene dürfte aber auch Freunde etwas härterer Gangarten erfreuen, denn es gibt hier viele kernigen Momente. Ein kleiner Kritikpunkt sind die mehr oder weniger (zu) regelmäßigen Wechsel bei der Songreihenfolge oder in den Tracks selbst zwischen cleanen melodischen Vocals und den aggressiveren Growlparts bzw. blackmetalartigen "Gesangs", die sind auf Dauer ein klein wenig eintönig bzw. vorhersehbar. Ansonsten kann man bei den durchgehend recht melodischen und oft sogar recht komplex-verschachtelten Kompositionen, wenn überhaupt nur wenig beanstanden. Auch wenn vielleicht so manche Chorarrangements etwas dünner bzw. unausgegoren geraten sind, man an einigen Übergängen bzw. Rhythmuswechseln eventuell hätte noch mehr feilen können und bei dem ein oder anderen Song auch etwas viel hineingepackt wurde, muß das abschließende Resüme einfach nur posititv ausfallen. Die CD ist wirklich überdurchschnittlich gut gelungen, für mich könnte Stefan als der "Schöpfer" von TIMEMAGE durchaus mal ein ganz Großer werden. Es wäre daher echt interessant, was er unter professionelleren Bedingungen aus sich herausholen könnte. Anhänger von AYREON, AFTER FOREVER oder AINA werden auch bei TIMEMAGE auf ihre Kosten kommen, hier gibt es bombastischen Metal mit vielen interssanten Facetten in opulent progressiver Ausrichtung. Als besondere Anspieltips eines Albums ohne jegliche Ausfälle sind Songs wie "Forgive Me", "Drowned In Blood" oder "Fly" zu erwähnen. Die ganze CD gibt es für einen absoluten Spottpreis von lediglich 5 € bei stefan@timemage.de zu erwerben - also lasst ihn bitte nicht allzu lange auf eure Bestellung warten.

Shadow Realm


Cover - Shadow Realm Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 58:35 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Time In Eleven Pictures

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Es war schon bei den letzten Alben wirklich zu einer, zugegebener Maßen recht angenehmen Aufgabe geworden, CD’s der Space Proger von DICE zu besprechen. Auch dieses Mal trog diese Aussicht mit dem Päckchen der neuen Scheibe "Time In Eleven Pictures" aus dem heimischen Briefkasten nicht. Mittlerweile können die Jungs um ihren Bandleader & Multininstrumentalisten Christian Nóvé inklusive des aktuellen Albums tatsächlich schon auf beachtliche 11 DICE-CD’s (plus 1 DVD) zurückblicken. Bedenkt man die lange Zeit, der seit 1974 mit Unterbrechungen sowie nach dem erfolgreichen Comeback von 1997 wieder neu aktivierten Formation, ist dies durchaus bemerkenswert. Diesmal hat mich sogar mal das klasse gemachte Coverartwork mit den deutlichen aber überzeugenden Dali Anleihen voll überzeugt. Fans von PINK FLOYD und deren raumgreifenden Gitarrenklanggebilden sowie ausladenden Keyboardteppichen mit variantenreichen Sounds sind hier jedenfalls goldrichtig. DICE zeigen sich nach der erfolgreichen Integration des Ausnahmekönners Peter Viertel an der Gitarre bei dem vorletzten Album noch einen Tick kompakter und als spielerische Einheit unheimlich in der Tiefe gereift. Sicher der etwas ungewöhnliche (Sprech-) Gesang Nóvés, erinnert mitunter etwas an DIRE STRAITS Mastermind MARK KNOPFLER, dürfte daher für den ein oder anderen aufgeschlossenen Neueinsteiger eventuell etwas Eingewöhnungszeit erfordern aber nach einigen Durchläufen erschließt sich dem Hörer dann ganz sicher der ausladende Klangkosmos von DICE. Die teilweise etwas avantgardistisch anmutenden Tracks bzw. Instrumentals bestechen gewohnt mit gelungenen Melodien und soliden mal mehr oder weniger verspielt-verschachtelter Arrangements mit vereinzelten leichten Neo-Prog Einschüben, die aber meilenweit von allzu (ein) gängiger oder gar konventioneller Songstrukturen entfernt sind. Man bewegt sich hier ganz klar in der Tradition von solch klassischen 70er Jahre Bands wie u.a. HAWKIND wobei aber DICE durch eine doch eher Blues Rocks betontere Ausrichtung (im Gegensatz zu formal ähnlich gelagerten Projekten wie AYREON bzw. STAR ONE) mittlerweile ihren ganz eigenen Stil gefunden haben. Die ostdeutschen Progrocker haben auf "Eleven Pictures" ihren Cosmic Prog noch weiter verfeinert und egal ob so gelungene Tracks wie das monumentale "The Gates Of Heaven" oder zur besseren Abwechslung etwas mehr auf den Punkt gebrachte Rocknummern u.a. "Time Game" - diese Jungs wissen wie sie ihre sphärischen Songs zum (Wohl) Klingen bringen und haben mit "Time In Eleven Pictures" erneut eine reife Leistung abgeliefert. Alle Genreliebhaber sollten hier auf jeden Fall mal reingehört haben.

Time In Eleven Pictures


Cover - Time In Eleven Pictures Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 60:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

In A Word

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Soso, eine australische Progressive - Combo benennt sich nach dem bekannten Stück von QUEENSRYCHE’s "Rage For Order" - Album. Eine legitime Sache, schließlich haben sich früher schon andere Bands nach bekannten Songs diverser Größen benannt. In diesem Fall sind es David Bellion, Dakotah Rhoad, Mark Stone und Corey Batts, deren offiziell im Jahre 2001 gegründete Band sich mit einer fremden Feder schmückt. Schenkt man dem Info Glauben, war Bandchef David Bellion einst als Sänger bei einer Melbourner Lokalband namens VAUDEVILLE CLOWNS tätig, die später den würdevollen Namen VAUXDVIHL annahm. Schade ist bei diesem ganzen Wirrwarr nur, dass NEUE REGEL weder die überragenden, melodischen Achterbahnfahrten der australischen Kollegen, noch die (einstmals!) göttliche Prog - Power von Geoff Tate’s Kapelle erreichen. "In A Word" plätschert von vorne bis hinten dahin und offenbart zumindest meiner Wenigkeit keinerlei echte Höhepunkte. Man legt die CD in den Player und "erfreut" sich an getragenen Songs mit vielen Soundspielereien und emotionalem, fast schon durchgehend "stöhnendem" Gesang, der von der Tonlage her schon ein klein wenig an VAUXDVIHL erinnert, aber kaum Dynamik an den Tag legt. Diese Monotonie wird allerdings von den instrumentalen Gerüsten der Songs vorgegeben; die Geschwindigkeiten auf dem Album schwanken zwischen langsam, ganz langsam, sehr langsam und, wenn überhaupt, angedeutetem Midtempo. Ich habe keine Ahnung, ob man das Werk mit genug THC im Blut besser "versteht" oder generell auf psychedelische Musik abfahren muss, um sich hierfür begeistern zu können. Die drei stärksten Stücke auf der mir vorliegenden CD sind drei Bonustracks, die etwas kraftvoller und härter tönen als der Rest, wobei das durchaus nette "Room 23" dann doch noch eine kleine Brücke Richtung (bombastische) QUEENSRYCHE schlägt. Auch der Gesang ist hier stellenweise richtig gelungen. Es mag Leute geben, die die ganzen aufgezählten Mankos wenig stören, aber ich persönlich halte diese Art von "Stoner Prog" für zu banal, als dass sie mich vom Hocker reißen könnte.

In A Word


Cover - In A Word Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 61:46 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Conspiracy In Mind

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Es gibt in der Musikgeschichte nicht oft Alben, die so dermaßen überirdisch sind, dass man sich fragt, ob die Leute von der jeweiligen Band nicht doch aus den Weiten der Milchstraße eingereist sind! Hatte schon damals bei Göttern wie PSYCHOTIC WALTZ, SANCTUARY, ANACRUSIS, FATES WARNING, DREAM THEATER, QUEENSRYCHE oder WATCHTOWER unser Joschka, schließlich selbst ein grünes Männchen, bei den Einreisevisa seine Finger im Spiel? Nun, beantworten wollen das an dieser Stelle nicht und stellen fest, dass all diese Bands nicht wenige Seelen mit ihren wahnsinnigen Klängen verzaubert haben. Die letzten dieser "gelandeten" Individuen hören auf den seltsamen Namen COMMUNIC und eifern ihren Vorreitern, zumeist amerikanischer Natur, beeindruckend nach. Die Norweger "bedienen" (nicht zu verwechseln mit "klauen") sich bei fast allen der oben genannten Acts, so lange diese in ihrer vollen Blüte standen. Herausgekommen ist dabei ein göttlicher Meilenstein, der so ziemlich alles übertrifft, was seit dem phänomenalen 1994er Jahrhundertwerk "To Dimension Logic" von VAUXDVIHL auf dem Markt zu erhaschen war. Das also mit Abstand beste Progressive - Debüt seit über zehn Jahren erinnert von der Machart her sehr stark an NEVERMORE und etwas an deren Vorgängercombo SANCTUARY. Hauptindiz dafür sind die donnernden Stakkato - Rifforgien, gepaart mit äußerst gefühlvollen, balladesken Parts und dem hochemotionalen, sehr powergeladenen Gesang von Bandchef Oddleif Stensland. Diese Ähnlichkeiten zu Warrel Dane’s Lebenswerk sind, wenn überhaupt, auch das Einzige, das man der Nachfolgeband von SCARIOT und INGERMANLAND vorwerfen kann. Über alle Zweifel erhaben sind jedoch die Songs, die von der ersten bis zur letzten Sekunde eine meterdicke Gänsehaut erzeugen und sogar zu Tränen rühren. Dabei spielt es keine Rolle, welches der von Jacob Hansen fett produzierten, überlangen sieben Stücke man herauspickt; JEDES davon ist ein Kleinod höchst anspruchsvoller, abwechselungsreicher und mitreißender Musizierkunst. Sei es nun der verhältnismäßig straighte Titelsong, "History Reversed", "They Feed On Our Fear", die breite Soundwand "Communication Sublime", das stellenweise etwas an CANDLEMASS erinnernde "Ocean Bed", das mit einem der ergreifendsten Refrains aller Zeiten ausgestattete, nur noch überirdische "The Distance" oder die abschließende Wahnsinnsachterbahnfahrt "Silence Surrounds". In Sachen Songwriting haben die drei Nordlichter eine schier unmenschliche Leistung vollbracht, die nur noch von der gekonnten Umsetzung gekrönt wird; der totale Hammer! "Conspiracy In Mind" steht ganz locker auf einer Stufe mit "Into The Mirror Black", "Into The Everflow", "When Dream And Day Unite" oder "The Warning", ist für mich das beste Progressive Metal - Werk seit Ewigkeiten und hat mich bei jedem Umlauf im Player aufs Neue bis ins Mark gerührt. Kurz: besser geht’s nicht mehr! Die CD (die in der Erstauflage zusätzlich noch zwei Bonustracks enthält) kostet Euch beim Dealer vielleicht etwa 15 Euro, die Musik darauf ist jedoch unbezahlbar!

Conspiracy In Mind


Cover - Conspiracy In Mind Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 57:44 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Communic

Band anzeigen
InterviewEs hat ja nicht lange gedauert, bis Ihr nach dem Release Eurer Demo - CD "Conspiracy In Mind" einen Deal bekommen habt?!



Nein, das ging sogar sehr schnell! Im Februar oder März 2004 haben wir das Demo veröffentlicht und wir hatten vor, also, wir haben uns gewünscht, dass es den Leuten besser zugänglich gemacht wird. Alle von uns hatten vorher etwa zehn Jahre lang in anderen Bands gespielt und die Demos aus dieser Zeit wurden im Underground nur sehr zäh aufgenommen. Das war der Hauptgrund, warum wir uns nach einem Management - Vertrag umgeschaut haben und auf die Plattenfirmen zugehen wollten. Nur einen Monat, nachdem unser Demo draußen war, unterschrieben wir einen Vertag mit der dänischen Gesellschaft "Instrumental" und zusammen mit ihnen wandten wir uns an die Plattenfirmen. Es existierten nur 100 Kopien des Demos und wir schickten es nicht breitflächig an alle Webzines und Magazine. Nur ganz wenige der größten Printmagazine in Deutschland erhielten ein Exemplar und es wurde sogar in einem Magazin zum "Demo des Monats" gekürt. Das war uns bei der Suche nach einem Label natürlich eine große Hilfe. Es gab mehrere Firmen, die Interesse zeigten und wir waren in der glücklichen Lage zu wählen. Darum sind wir am Ende bei Nuclear Blast gelandet, weil sie uns das beste Angebot gemacht haben und weil wir der Meinung sind, dass sie uns als Band auf eine höhere Stufe heben können. Es ging also alles sehr schnell, aber wir hatten aus den vielen Jahren davor gelernt, dass es schwierig ist, als Band Aufmerksamkeit seitens der Labels zu erlangen.



Das Demo enthielt ja lediglich drei Songs der sieben, die letztendlich auf dem Album zu hören sind. Waren sie zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Demos bereits fertig oder sind sie in der Zwischenzeit bis zur Vertragsunterzeichnung bei Nuclear Blast entstanden?



Es war eine Mischung aus beidem. Wir hatten vier Songs fertig, als das Demo erschien, aber wir suchten uns die drei Stärksten davon aus, von denen wir meinten, dass sie das Potential der Band am Besten zeigen. Einer der anderen Songs war also schon fertig und die anderen Stücke entstanden in der Zwischenzeit. Es war demnach nicht so schwierig, das komplette Album innerhalb eines Jahres fertig zu stellen. Wir hätten es vielleicht früher fertig haben können, aber wir brauchten die Zeit einfach um die ganzen Details der Songs auszuarbeiten. Es sollte alles so gut wie möglich werden und hinzukam, dass wir vorher noch nie in einem professionellen Studio gearbeitet hatten. Wir wollten einfach richtig vorbereitet sein und uns nicht selbst als Idioten darstellen. Die ganze Zeit ging also nicht direkt für die Songs drauf, sondern mehr für die Vorbereitung auf das Studio. Wir wollten nicht im Studio sitzen und keinen Plan haben, was wir eigentlich tun müssen, denn wir hatten nur drei Wochen Zeit, das Album aufzunehmen.



Seid Ihr demnach mit dem Endergebnis zufrieden?



Nun, jetzt, wo ich das Album aus einer gewissen zeitlichen Distanz zur Aufnahme höre, bin ich sehr glücklich damit! Kurz, nachdem wir das Studio verlassen hatten, war ich nicht allzu zufrieden, weil wir nach Hause fliegen mussten, bevor der finale Mix im Kasten war. Da hatte ich Zweifel, ob alles richtig hingehauen hatte und ob wir nicht noch eine weitere Woche im Studio hätten gebrauchen können um den Mix fertig zu stellen. Ich muss aber auch sagen, dass ich in diesen Dingen sehr pedantisch bin und nie zufrieden gewesen wäre, selbst, wenn wir noch eine weitere Woche im Studio gehabt hätten, haha. Das Gefühl, vor Vollendung des letzten Mixes nach Hause zu fahren, mochte ich einfach nicht. Wir hatten aber schließlich eine Deadline für das Album, so dass es schon ein paar Dinge sind, die mich im Detail ein wenig stören, gerade, was den Mix angeht. Aber die anderen Jungs in der Band waren total zufrieden und hatten nicht die Zweifel, die ich hatte. Wenn ich mir das Album heute aus einer gewissen Distanz heraus anhöre, denke ich schon, dass es voller Power und Dynamik ist.



Ach ja, wo kommt der Bandname COMMUNIC überhaupt her?



Wir hatten ein paar Ideen für den Bandnamen, aber ich wollte kein Wort dafür haben, das man einfach übersetzen kann oder das eine genaue Bedeutung hat. Natürlich ist der Name von dem Wort "communicate" abgeleitet, aber wir haben die letzten Buchstaben entfernt, so dass es quasi etwas Eigenes darstellt. Daraus entstand COMMUNIC und es ist cool, weil wir ja versuchen, mit unserer Musik zu kommunizieren und die Leute damit anzusprechen. Es hat keine tiefe Bedeutung, aber es funktioniert sehr gut.



Es gibt eine kleine Sache, die ich an "Conspiracy In Mind" kritisieren muss: das Album, sprich: die Band, klingt sehr stark nach NEVERMORE. Die Parallelen zu deren Vorgängerband SANCTUARY drängen sich mir zwar nur bedingt auf, aber die Ähnlichkeiten zu Warrel Dane’s aktueller Band sind nicht zu überhören.



Ja, das haben wir schon öfter gehört, aber auch wir haben unsere Einflüsse. Ich denke aber schon, dass wir dabei unseren eigenen Stil gefunden haben. Dass die Leute uns mit NEVERMORE und SANCTUARY vergleichen, liegt meiner Meinung nach zum größten Teil am meinen Vocals, die denen Warrel Danes’ sehr ähnlich sind. Wir sind eine neue Band und brauchen diese Vergleiche mit anderen Bands. Wir mögen es auch lieber, mit einer Band wie NEVERMORE verglichen zu werden, als mit Bands wie PRIMAL FEAR, HELLOWEEN oder HAMMERFALL……



Oha, magst Du diese Bands etwa nicht?



Doch, ich mag sie schon, aber es gibt einfach zu viele Bands, die so klingen. Und wie viele Bands klingen wie SANCTUARY oder NEVERMORE?! Wenn wir unser nächstes und das dritte Album angehen, werden die Leute sagen, dass wir nach COMMUNIC klingen und nicht nach einer anderen Band. Wir machen unser Ding und am Ende kommt es sowieso auf die Leute an und ob sie denken, dass wir die Metal - Welt mit unserer Musik und unserem Stil bereichern können.



Nicht nur ich denke, dass "Conspiracy In Mind" durchaus mit einem Klassiker wie "Into The Mirror Black" (zweites Werk von SANCTUARY und ein Götteralbum!!! - Anm. d. Verf.) vergleichbar ist. Würdest Du diesen Vergleich mögen?



Darüber denke ich gar nicht groß nach. Natürlich ist "Into The Mirror Black" ein großartiges Album und ich sehe es eher als großes Kompliment, denn als Vergleich. Es ist eines meiner zehn Lieblingsalben und vielleicht das Beste, das überhaupt existiert. Natürlich ist so ein Vergleich für uns nicht von Nachteil, aber es sind Außenstehende, wie unser Label oder die Fans, die uns derartige "Titel" verleihen. Auch, die Leute, die das Album reviewen, werden Probleme haben, unseren Stil richtig einzuordnen, denn die Musik ist so umfangreich.



Ihr erinnert mich auch, gerade in Sachen Emotionen, stark an die leider verblichenen PSYCHOTIC WALTZ…



Ja, ich bin ein großer Fan ihres Sängers Devon Graves und auch seiner neuen Band DEAD SOUL TRIBE. Ich weiß nicht, ob da Ähnlichkeiten zu uns bestehen, aber ich mag die Art, wie er singt. Es ist für mich schwierig, meinen eigenen Gesang zu beschreiben, aber er hat sich seit den frühen Tagen schon verändert. Wenn ich mir unser erstes Demo von 1996 anhöre, kann ich zwar hören, dass ich es bin, der dort singt, aber ich klinge grausam. Mittlerweile habe ich aber herausgefunden, die Power in meiner Stimme besser einzusetzen und präziser zu arbeiten. Ich singe seit etwa zehn Jahren auf die gleiche Weise und versuche, ich selbst zu sein und mein eigenes Ding durchzuziehen. Es stimmt aber, dass diese Vergleiche wichtig sind um die Leute für die Band zu interessieren.



Wo kommen die ganzen Emotionen in den Songs überhaupt her und woher stammen die Ideen für die Kompositionen? Wovon handeln die Stücke allgemein?



Nun, es ist kein fröhliches Album, hahaha!!!



Na gut, Happy Metal ist es wirklich nicht!



Es ist garantiert nicht happy. Für mich ist es einfacher, über bestimmte Dinge zu singen, als darüber zu reden. Die Texte sind sehr düster und wenig erheiternd, sie handeln von der dunklen Seite des Lebens und von den ernüchternden Sachen, die zurzeit in der Welt vor sich gehen. Es passiert dort draußen so viel Scheiße und die Texte sind eine Reflexion dieser Dinge, die mich beeinflussen. Dazu gehören zum Beispiel die Nachrichten im Fernsehen oder einfach die alltäglichen Sorgen. All das versuche ich, mit der Musik auszudrücken und ich mag es, daraus die Emotionen und die traurigen Melodien zu stricken. Ich weiß nicht, woher die Gefühle genau kommen, denn ich bin eigentlich ein fröhlicher Mensch und habe mit dem Leben und was daran hängt keine Probleme. Die Musik ist für mich eine Art Werkzeug, Emotionen zu verarbeiten, die sich in meinem Inneren angestaut haben und die ich irgendwie nicht heraus lassen konnte. Es ist einfacher, es in der Musik auszudrücken und einen Song darüber zu schreiben, als darüber zu reden.



Wie wichtig sind Euch dabei denn kommerzielle Aspekte? Immerhin hat das Album, ohne die Bonustracks, eine Spielzeit von etwa 55 Minuten bei nur sieben Songs. Das ist nicht gerade das, was man gemeinhin unter "Easy Listening" versteht.



Genau das ist der Grund, warum wir nicht einschätzen können, wie das Album allgemein ankommen wird. Ich selbst habe auch gar keine Erwartungen, weil es verdammt schwierig ist, vorherzusehen, wie die Leute darüber denken. Wie Du sagtest: es ist kein "Easy Listening", aber man hört sich sehr flüssig durch das Album. Wenn ich es mir anhöre, hält sich mein Interesse daran die ganze Zeit über aufrecht und so wird es hoffentlich auch der Hörer empfinden. Als wir die Songs gespielt und aufgenommen haben, haben sie sich nicht sieben, acht oder zehn Minuten lang "angefühlt", sondern eher wie vier oder fünf Minuten lang. Wir achten aber auch nicht direkt darauf; wir sind oft selbst überrascht, wie lang ein Stück am Ende geworden ist. Die Songs sind dermaßen detailreich, dass es unterschiedlich ist, wie die Leute darauf reagieren und es ist interessant, die Reaktionen darauf zu beobachten. Ich hoffe, dass es diese Fülle von Details ist, die den Hörer fesselt, denn dem aktuellen Markt angepasst ist das Album sicher nicht. Es gibt heute so viele Bands und viele davon hören sich gleich an und wir machen die Musik, die wir machen wollen und sehen es als Herausforderung an zu begeistern.



Wie werdet Ihr denn zu Hause in Norwegen aufgenommen? Es ist ungewöhnlich, dass eine hoffnungsvolle Progressive Metal - Band ausgerechnet aus Norwegen stammt, also dem Land, das man für gewöhnlich finsterstem Black Metal, brennenden Kirchen und langen Gefängnisaufenthalten zuordnet.



Hahaha! Und genau darunter müssen wir leiden. Es ist in Norwegen sehr schwierig, für etwas anderes als Black Metal beachtet zu werden. Es gibt dort so viele Bands, die diesen extrem blutigen Black Metal spielen und das Land ist leider mit dieser Musik und dem schlechten Benehmen berühmt geworden. Ich denke auch, dass es in Norwegen viele Bands gibt, die richtig cool sind und die seit vielen Jahren ihr eigenes Ding durchziehen. Diese Bands standen immer im Schatten des Extrem - Metals und die Presse hat über die Jahre ihr Auge immer auf die "bösen" Bands Norwegens gerichtet. Das Problem dabei ist, dass all diese Black Metal - Bands in die Fußstapfen anderer Bands treten, die schon lange vorher das Selbe gemacht haben. Es gibt heutzutage kaum gute Bands, die es außerhalb dieses Rahmens aus Norwegen heraus geschafft haben und darum appelliere ich an die Leute, auch dort nach guten Bands Ausschau zu halten, denn gerade die progressiveren Acts hatten immer Probleme, auszubrechen. Musik sollte generell nicht auf Landesgrenzen limitiert werden und jede Band jeder Ausrichtung, egal, woher sie stammt, sollte ihre Chance bekommen, erkannt zu werden. Wir haben, so gesehen, auch zehn Jahre unter den Kirchenanzündern leiden müssen, haha!



Entspringt denn auch das Albumcover Euren Ideen?



Wir hatten ursprünglich andere Ideen für das Artwork, aber als es dann soweit war, sind wir bei diesem Cover gelandet. Ich finde, dass das Cover zur Musik passt und die Motive der Texte sehr gut reflektiert. Es lässt dem Betrachter aber noch genug Raum für eigene Interpretationen. Es gibt tatsächlich Leute, die mich gefragt haben, ob wir gerne Kinder erschrecken, haha, dabei ist doch gar keine Gewalt auf dem Bild zu sehen. Auf dem Album gibt es auch kein gruseliges Material, aber für mich persönlich repräsentiert dieses einsame, kleine Mädchen unsere Position in der heutigen Welt. Viele Menschen sind auf sich allein gestellt und die Sägeblätter drum herum stellen die Gefahren aller Art dar, denen wir tagtäglich ausgesetzt sind. Es zeigt sich auch in unseren Texten, dass die Welt kein guter Ort zum Leben ist. Einige meinten, das Mädel sei in dem Raum eingesperrt, aber auf der rechten Seite steht die Tür offen und sie kann das Zimmer jederzeit verlassen. Sie ist nicht gefangen, aber die Gefahren sind ständig um sie herum.



Kennst Du eigentlich das Album "Power Windows" von RUSH?



Nein, warum?



Dessen Cover zeigt ein ähnliches Bild, nur sitzt dort ein Junge mit dem Rücken zu mehreren Fernsehern, aber auch vor einem Fenster. Wenn man Euer Cover länger betrachtet, fällt die gewisse Ähnlichkeit dazu auf.



Hmmm, das ist interessant. Ich glaube, ich muss mir dieses Album mal anschauen. Aber ich hatte auch anfangs die Idee, ein flimmerndes Fernsehgerät mit abzubilden. Die Idee wurde dann aber verworfen. Ist wohl auch besser so, denn dann wäre die Ähnlichkeit wohl zu offensichtlich gewesen, hahaha!



Das Artwork vom Demo war auch nicht gerade fröhlicher Natur…



Dort hatten wir die dunkle Seite des menschlichen Gehirns abgebildet und mehr die sprichwörtliche Bedeutung von "Conspiracy In Mind" umgesetzt. Es stimmt aber: so richtig happy war das auch nicht gerade… meine einzigen Bedingungen für das Cover des Albums waren: kein nacktes Mädchen, kein Totenkopf und kein Drache, hahaha!!! Das Artwork sollte nicht dazu dienen, das Album besser zu verkaufen, sondern dazu, die Musik und die Gefühle, die von ihr ausgehen zu unterstreichen.



Die limitierte Auflage von "Conspiracy In Mind" wird außerdem noch zwei Bonustracks enthalten, wovon einer den Titel "Another Distance" trägt und der andere ein "Video - Edit" des Titelsongs ist. Was hat es denn gerade mit erstgenanntem auf sich, der als "Piano - Version" angepriesen ist? Stellt es den Song "The Distance" in einer reinen Piano - Fassung dar?



Ja, das ist richtig! Ich wollte es so haben, denn wir wussten, dass wir einen Bonustrack für die "Limited Edition" und für die japanische Version des Albums schreiben mussten. Es sollte schon ein Stück sein, das auf das Album passt und einen übrig gebliebenen Song wollte ich auch nicht verwerten. Daher bin ich darauf gekommen, eines der Stücke auf dem Album umzuarrangieren und auch den Gesang zu verändern. Es ist mal etwas Ausgefallenes, aber es passt zu den anderen Kompositionen. Der andere Bonustrack stellt zwar ein "Video - Edit" des Titelsongs dar, aber ich weiß nicht, ob das komplette Video auf der CD enthalten sein wird. Auch für den Fall, dass es lediglich der Song ist, steht das Video auf unserer Homepage oder auf der von Nuclear Blast zum Download.



Noch eine Sache: auf Eurer Homepage schreibst Du bei Deinem persönlichen Wunsch für eine mögliche Zeitreise, Du würdest am Liebsten "zurück zum 11. September 1842, als Ingermanland am dunklen Südkap Norwegens in der Dunkelheit verschwand", reisen. Was hat es denn damit auf sich???



1996 hatte ich mein eigenes musikalisches Projekt namens "Ingermanland" am Laufen, das sich um eine authentische und tragische Geschichte in unserer norwegischen Heimatstadt drehte. 1842 versank ein großes russisches Schiff an Norwegens Küste, direkt vor der Stadt, aus der wir stammen. Es war ein tragisches Unglück und das Wrack hat seine Spuren in der Stadt hinterlassen. Die Band, die ich hatte, fokussierte sich auf die Geschehnisse an Bord des Schiffes in dieser Nacht, als es unterging. Es ist eine sehr spannende Geschichte und wir haben zwei komplette Alben mit Musik, auf dieser Story basierend, füllen können. Es war schon aufregend, denn es existieren nur wenige Fragmente dieses Unglücks in der Geschichte. Als wir dann die Idee mit dem Wunsch für eine Zeitreise hatten, griff ich diesen Gedanken auf, weil mich die Sache so fasziniert. Und falls ich wirklich in der Zeit zurückreisen könnte, würde ich mich dorthin begeben und sehen wollen, was damals an Bord geschah. Interessant ist noch die Tatsache, dass es am 11. September passierte, das ist schon ein unglücklicher Zusammenhang. Das Schiff muss riesig gewesen sein, es hatte an die 1200 Menschen an Bord. Es hatte drei Kanonendecks und war daher ein gewaltiges Kriegsschiff und es sollte von Russland nach Norwegen übersetzen. Immerhin konnten damals 900 Leute von Fischern, die in unserer Heimatstadt lebten, gerettet werden. Und heute noch, nach über 150 Jahren, ist unsere Stadt mit der Stadt in Russland, von der das Schiff ablegte, befreundet. Die Musik, die wir darüber geschrieben haben, ist sehr komplex und niemand hat eine Ahnung gehabt, wovon sie handelt, haha. Jeder dachte, weil das Schiff "Ingermanland" hieß, dass wir eine Band aus Deutschland seien und das ergab für uns überhaupt keinen Sinn.



Werdet Ihr denn außer dem "Rock Hard Open Air" noch weitere Gigs in Deutschland absolvieren?



Wir haben eine Tour geplant, die am 1. April starten und durch Europa führen wird. Wir spielen dort zusammen mit ENSIFERUM und GRAVEWORM und es wird zweieinhalb Wochen dauern. Wir wollen dabei so viele Länder wie möglich abdecken und freuen und darauf!



Mit ENSIFERUM und GRAVEWORM? Boah, das passt stilistisch ja nun gar nicht zusammen…



Ja, es ist ein interessantes Package, aber ich denke, es wird funktionieren. Es sind drei Bands, die völlig unterschiedliche Sachen spielen und das wird das Publikum mögen, denn es ist besser, als spielten alle Bands das Selbe. Die Leute haben die Möglichkeit, ein paar neuere Bands kennen zu lernen. Es ist vielseitig und mindestens eine der drei Bands wird den meisten sicher gefallen, das ist meine Meinung.



Und plant Ihr schon etwas für die Zeit nach der Tour?



Wir hoffen, im Sommer noch ein paar Festivals zu bekommen. Und danach werden wir uns an das nächste Album setzen; meine Hoffnung ist es ja, im Dezember wieder ins Studio zu gehen und das zweite COMMUNIC - Werk aufzunehmen. Es soll dann im Frühjahr 2006 erscheinen, aber es ist noch lange hin und wir versuchen, das neue Material bis dahin fertig zu haben. Ein Song dafür ist sogar schon fertig. Ich hoffe wirklich, dass wir der Metal - Welt mit unserer Musik etwas Einzigartiges bieten können!




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