Mastermind Arjen Anthony Lucassen kommt jetzt bereits mit der mittlerweile dritten Singleauskopplung aus dem letzen AYREON-Konzeptalbum "The Human Equation" daher. Lobenswerte Weise gibt es dabei keine unveränderten Wiederholungen bekannten Materials, sondern den Album-Track "Day Seven: Hope" mit neuem Titel (eben "Come Back To Me") und in (leicht) abgeänderter Version. Eingesungen wurde der mit starker Hippieschlagseite versehene und fröhlich an die End-Sechziger angelehnte Song von Dream Theater Sänger James Labrie und Arjen selbst. Dazu gibt es mit dem Folkstück "August Fire" ein von Mostly Autumn Sängerin Heather Findlay gesungenen, bisher unveröffentlichten Song. Das Beatles-Cover "When I’m Sixty-Four” wurde bereits vor 10 Jahren aufgenommen und ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig - passt aber zur Atmosphäre der beiden vorgenannte Tracks. Song Nummer 4: die Dance-Mix-Version der Single "Back 2 Me" hätte man sich allerdings schon sparen können. Dazu kommt noch der recht trashige Video Clip zu "Come Back To Me" und ein dazugehöriges "Making Of ...". Die Erstauflage erscheint im Digipack und ist mit einem Code versehen, der bis Ende September den Zugang zu exklusiven Downloads auf der AYREON-Homepage ermöglicht. Für Fans wohl ein Pflichtteil - ansonsten darf man ruhig erst mal in die ungewöhnlich starken Alben des Niederländers reinschnuppern.
Oh je, schon das extravagante Cover mit seiner doch eher eckig-modernen Geometrie sowie den grellbunten Farben macht eigentlich wenig Lust auf den Inhalt der CD einer Formation Namens ION QUEST. Das gleichnamige Werk stammt eigentlich schon aus 2004 - warum wir dass Ding erst jetzt bekommen haben keine Ahnung. Die fünf Jungs stammen aus Groß Britannien wobei im Mittelpunkt wohl die Brüder Gueldenhaar (Git./Keys) stehen, die zusammen ihrer unspektakulären Rhythmusgruppe einen ganz in der Tradition der 70er Jahre verwuzelten Jazzrock mit leicht progressiven Einschüben aus den Boxen leiern. Und da sind wir auch schon beim Stichwort - dieser doch sehr improvisiert klingender komplett instrumenteller Sound kann mich nur schwer zum längeren Zuhören animieren, der "Dudelfaktor" ist hier schon extrem hoch, die Frickeleien halten sich dabei sogar noch in Grenzen trotzdem gehen einem die, wenn überhaupt, nur spärlich hörbaren zusammenhängenden Songstrukturen mit der Zeit ziemlich auf den Keks. Mann wird sogar irgendwie richtig "hibbelich" von der Musik, die funktioniert im Auto schon mal überhaupt nicht und zu Hause auch nicht viel besser. Als beste Location und dabei halbwegs erträglich könnte man sich diese Mucke eventuell in einem verrauchten Jazzkeller nach dem siebten Bier vorstellen aber auf CD ist dies einfach nur langweilig und ziemlich nervig. Dabei hat man mit einer oft sehr erfrischend funkig daherkommenden Gitarre durchaus positive Momente, die oftmals (zu klebrigen) Hammonds sowie leicht spacigen Keys sorgen zwar durchaus für den ein oder anderen psychedelischen Touch aber irgendwie lassen die meistens viel zu gleichförmig vorgetragenen Tonnen von Noten den Hörer völlig kalt und sorgen eher für ein starkes Gefühl der Erschlagenheit. ION QUEST können auch anders und lassen es manchmal sogar richtig grooven (leider wollen sie zu selten), manchmal sind auch richtig gute Rocksolos zu hören aber das sind leider nur wenige lichte Momente. Ansonsten macht dieser Notenwust nicht besonders viel Spaß, es fehlt vor allem neben ein paar zaghaften Tempovarianten, jegliche Abwechslung. Sorry das ist ganz und gar nicht "my Cup of Jazz" wer aber auf improvisierte Jazz Geschichten abfährt sollte ruhig mal reinhören. Mir fallen ansonsten am ehesten noch TRIGON als kleine einigermaßen vergleichbare Hausadresse ein, wobei die Karlsruher aber einen wesentlich besser hörbaren Stil pflegen.
Vivien Lalu dürfte einigen von Euch bereits unter Anderem als Songwriter von Hubi Meisel (den es, einigen Aussagen zufolge, ähnlich wie Bielefeld, gar nicht gibt) ein Begriff sein. Nun hat der begabte Proggie mit Joop Wolters (Gitarre), Ryan Van Poederooyen (DEVIN TOWNSEND BAND, Drums), Russel Bergquist (ex - ANNIHILATOR, Bass) und Martin LeMar (Vocals) eine schlagkräftige Truppe um sich versammelt und legt mit "Oniric Metal" ein beachtliches Solo - Debüt vor. Stilistisch gibt man sich sehr abwechselungsreich; getragene, ruhige, mitunter akustische Parts und stampfender Power Metal halten sich die Waage und auch Chöre (etwa im coolen "Night In Peonari") weiß man geschickt einzusetzen. Stellenweise erinnern mich LALU an eine progressivere Version der (neueren) ANGEL DUST, auch was den Gesang betrifft. Mit dem Opener "Yesterdayman", dem erwähnten "Night In Peonari" oder dem tollen "Moonstruck (The Soulish Element)" befinden sich ein paar sehr hörenswerte und exzellent umgesetzte Stücke auf "Oniric Metal", aber als Ganzes wirkt das Album schwer zugänglich und "zündet" auch nach mehrmaligem Hören nicht richtig. Die Scheibe wirkt, als habe man hier, wie so oft, versucht, möglichst viel Musik und Stilelemente unter einen Hut zu bekommen. Wer diesen Umstand jedoch als Detailreichtum oder Langlebigkeit (was beides nicht falsch ist) definiert, dürfte mit "Oniric Metal" gut bedient werden.
Vor gut einem halben Jahr erschien die Audio - CD zu diesem Spektakel, das das göttliche Progressive Rock - Geschwader JETHRO TULL auf einem seiner frühen Höhepunkte zeigt. Vor nicht weniger als 600000 (!!!) Leuten spielte die Band um Kultfigur Ian Anderson 1970 auf dem "Isle Of Wight" - Festival. Achtung: die DVD zeigt nicht den kompletten Gig; nicht alle Songs und nicht am Stück!!! Das ist auch der größte Kritikpunkt, den ich zu dieser Veröffentlichung auspacken kann. Es geht hier primär um das Rahmenprogramm des Festivals, aber warum man nicht das ganze Konzert als Zusatzoption, etc. draufgepackt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Was bleibt, ist ein sehr kurzweiliger Dokumentarstreifen, der rockgeschichtlich Interessierten eine echte Steilvorlage bietet. Neben zahlreichen Ereignissen rund um das "Isle Of Wight" - Spektakel, zu denen der Streit mit den Veranstaltern gehört, der fast eskaliert wäre, wie auch einige gewalttätige Szenen, die das baldige Ableben der Hippie - Generation einläuteten, führt Ian Anderson selbst (mit wahlweise deutschen Untertiteln) durch diese bewegte Anfangszeit seiner Band. Zwischen den alten Aufnahmen, die trotz ihrer 35 Jahre technisch sehr gut und überraschend scharf herüberkommen, erklärt er, getreu seinem Motto "Just an old guy having fun", wie er zum Flötenspiel kam, was Religion (in Bezug auf den Song "My God") in seinem Leben bedeutet und wie er retrospektiv die Ereignisse von damals sieht. Die fünf Songs, die komplett gezeigt werden (plus die Doppelzugabe "We Used To Know" / "For A Thousand Mothers"), präsentieren JETHRO TULL in unglaublicher Spiellaune, die in immer extremeren Soloeskapaden ihres Frontmannes gipfelt. Schaut Euch nur mal den Mittelteil des überragenden "My God" an. Dass da keiner mit der weißen Jacke gekommen ist…. Ein weiteres Highlight ist das ebenfalls geniale "Dharma For One", das in einem wahnsinnigen Drumsolo von Clive Bunker gipfelt, Hammer! Die anderen Songs, "Bouree", "My Sunday Feeling", "A Song For Jeffrey" (aufgenommen beim "Rolling Stones Rock’n’Roll Circus" mit dem kurzzeitigen Bandmitglied Tony Iommi an der Gitarre) und "Nothing Is Easy", gehören ebenso zum Pflichtprogramm für Alt - Proggies und krönen diese sehr gelungene DVD. Lediglich die magere Spielzeit von knapp 80 Minuten (man hätte hier wirklich, wie oben schon angedeutet, den kompletten Gig zeigen können) ist nicht das Gelbe vom Ei, wogegen das Ohr aber mit wahlweise "Stereo 2.0", "Dolby 5.1" oder sogar "Dolby DTS Surround Sound" entschädigt wird. Als Bonus gibt es eine nette, aber verzichtbare Fotogalerie und ein Begleitbooklet mit interessanten Liner - Notes von "Flöten - Ian" persönlich. Objektiv betrachtet eine sehr gelungene und absolut sehenswerte DVD, aber ob man für so ein relativ kurzes Vergnügen den Vollpreis von etwa 20 Euro löhnen muss, sei jedem selbst überlassen…
Hmm… Progressive Metal aus Frankreich gehört ganz sicher nicht zum Alltag eines Metal - Fans und daher ist man gleich doppelt gespannt, was sich unsere froschschenkelphilen Nachbarn haben einfallen lassen. ELVARON klimpern nicht einfach nur ein paar unkoordinierte Tonfolgen daher, sondern musizieren tatsächlich ganz im Sinne des Begriffes "progressiv". Das bedeutet, dass sich das Quartett nicht nur auf die handelsübliche Konstellation an Instrumenten, inklusive Keyboard und Klavier, beschränkt, sondern sich gleich zehn (!) Gastmusiker ins Studio geholt hat, die die durchweg sehr komplexen Stücke mit Violine, Cello, Oboe, Klarinette, Trompete, Saxophon, etc. aufwerten und um viele Facetten bereichern. Eine solche Mischung verursacht beim entsprechenden Fan natürlich schon zu Beginn ein Rohr in der Hose, aber so hypergenial, wie man vermuten würde, klingt "The Buried Crown" dann doch nicht ganz. Den Franzmännern ist ohne Umschweife ein tolles, höchst verspieltes und ausladendes Album gelungen, das aber leider auch die alte Floskel "viele Köche verderben den Brei" aufkommen lässt. Selbst nach sechs, - siebenmaligem Hören will sich mir dieses Werk nicht richtig erschließen, obwohl der Hörgenuss immens ist. Aber der klangliche Overkill verwirrt oft mehr, als dass er nützt, denn grundsätzlich sind ELVARON keine schlechten Songwriter. Selbst die letzten DREAM THEATER - Platten empfinde ich hiergegen als echtes Easy Listening und wer "Progressive Metal" gar alleine mit Bands wie FATES WARNING, SYMPHONY X (obwohl auch schon nicht immer einfach…), SHADOW GALLERY oder QUEENSRYCHE verknüpft, sollte hier vorsichtig sein, denn "The Buried Crown" ist eher für die WATCHTOWER, - oder SIEGES EVEN - Fraktion geeignet. Normalerweise würde ich ja ein paar Stücke unterstreichen oder als Hörproben nennen, aber obwohl mir die CD zwölf Songs anzeigt, ist im Info nur die Rede von zehn und das Booklet gibt gar nur Auskunft über acht Stücke. Das macht aber nichts, denn man kann hier in jeden Song hineinhören und bekommt ein gutes Bild des Geschehens. Erwähnt werden sollten noch die etwas dumpfe Produktion und der gewöhnungsbedürftige, monotone Gesang von Matthieu Morand, was Vollblut - Proggies aber nicht davon abhalten sollte, ELVARON eine Chance zu geben. "The Buried Crown" ist nämlich trotz der genannten Kritikpunkte eine echt gute Platte!
Nach der Doppel-CD gibt es für die EVERGREY-Gemeinde jetzt auch noch eine songmäßig gleiche Doppel-DVD im InsideOut-Programm. Neben den 20 Tracks des Live Sets haben EVERGREY auf der "A Night To Remember”-DVD fast 6 ½ Stunden "Behind The Scenes”-Material zur letztjährigen Livetour verbraten, aufgezeichnet in einem mit drei Balkonen versehenen, 160 Jahre altem Theater im heimischen Göteborg. Für die DVD gilt natürlich auch das bereits zur Doppel-CD gesagte: die versammelten Werke stellen eine überaus gelungene Zusammenfassung des bisherigen Schaffens der Kritikerlieblinge dar und sollten so für Neueinsteiger der perfekte Appetithappen sein; für Fans der Band wohl sowieso ein unverzichtbares Muss. Die Progressive Metallern aus Schweden um Meister Tom S. Englund (selbst gesanglich in Topform) zelebrieren auch Live ihre anspruchsvollen Kompositionen ohne ins frickeln zu fallen. Epischer Keyboardsound, bombastische Chöre und ein unter die Haut gehender Gesang symbiotisiert gekonnt mit harten Gitarrenriffs, ausgefeilten Solis und eindrucksvollem Schlagzeugspiel und Bassläufen. Da fallen einem ausschließlich die Besten des Genres ein - Dream Theater, Enchant, Pain Of Salvation oder Shadow Gallery sollten hier ruhig den Maßstab anlegen. EVERGREY setzen Live Maßstäbe wo andere Bands ihr Programm runterspielen. Perfekt arrangiert, aber ohne jeglichen Ansatz von Sterilität und voller Atmosphäre - welche bei EVERGREY nicht nur die Alben prägt, sondern hörbar und sehbar auch Live transportiert - samt weiblichem Backgroundchor, gelungener Lightshow und begeistertem Publikum.
Das ganze in DolbyDigital 2.0 und DTS 5.1, sowie der Livemitschnitt im 16:9 Format, Regional Code 0 und 28-seitigen Booklet. Eine limitierte Auflage im Digipack gibt es dann auch noch.
DVD 2 enthält ausführliche Interviews mit allen Bandmitgliedern, Fachgespräche mit EVERGREY über Instrumente, Mix und Studio (leider alles nur in englischer Sprache und ohne Untertitel) sowie verschiedene Backstage-Berichte von 1996 "The Dark Discoveries", über "The Recreation Day" bis heute "Inside Inner Circle". Die Qualität ist dabei allerdings nicht immer berauschend - will meinen Homevideostandard, aber für Fans durchaus sehr interessant.
DVD 1
01 Intro
02 Blinded
03 End of your days
04 More than ever
05 She speaks to the dead
06 Rulers of the mind
07 Blackened dawn
08 Waking up blind
09 As I lie here bleeding
10 Mislead
11 Mark of the triangle
12 When the walls go down
13 Harmless wishes v 14 Essence of conviction
15 Solitude within
16 Nosferatu
17 Recreation day
18 For every tear that falls
19 Touch of blessing
20 The masterplan
DVD 2
6 ½ Stunden - Backstage, Interviews und folgende Musik-Videos:
Just For Kicks Music haben ja schon den einen oder anderen Schatz aus dem brasilianischen Urwald (oder doch eher aus einer der südamerikanischen Megastädte) gezogen. Mit DESTRA ist es diesmal eine Rockband mit recht ungewöhnlich progressiver Ausrichtung. Die fünf Jungs präsentieren auf ihrem Debüt "Joe’s Rhapsody" eine Mischung aus progressivem Sound und einem Hardrock/Metal Mix der von Bands wie Kansas über Angra bis Dream Theater inspiriert ist. Dabei liegen die Stärken, trotz aller technischen Spielereien mit Gitarre und allgegenwärtigem Keyboard, ihm Ideenreichtum der Kompositionen - dies lässt die eine oder andere kleine Ungereimtheit im Songaufbau des Debüts locker verschmerzen. Dazu noch eine gelungene, zum Teil bluesorientierte Gesangsleistung die DESTRA fast als eine progressive Mischung aus Journey und Bad Company erscheinen lassen. Besonders stark dabei. Intro und Opener "Cruel Jungle (Part One)" (ein wahres Feuerwerk), "Julie” (cool zum relaxen) und "Cruel Jungle (Part Two)". Vor allem. bei all dem wird nicht wahllos rumgefrickelt, DESTRA streuen ständig ungemein lockere Parts ein, hört euch nur mal den Schluss von "Lost Bullet" an - der ist echt klasse. Der abschließende Song "One Last Pray" kommt dann noch als astrein rockende Gospelnummer daher. Das Ganze ist als Konzeptalbum angelegt und behandelt vor christlichem Hintergrund die Geschichte von Joe, welcher ein hartes Leben führt, im Gefängnis landet und dort zu Jesus und zum Glauben findet. Dazu gibt es im Booklet zu den im englisch gesungenen Texten noch die im brasilianischen portugiesisch gehaltenen Übersetzung. Endlich mal wieder ein echt eigenständiges Debüt in einer sich häufig wiederholenden Prog-Szene, welches mehr als nur Perspektive zeigt und hoffnungsfroh stimmt. DESTRAs "Joe’s Rhapsody" sollte die Zielgruppe doch ruhig mal antesten.
Zugegebenermaßen hatte ich von den Tolkien - Fans ISILDURS BANE aus Schweden noch nie vorher gehört. Und ich wette, vielen Anderen geht es ebenso. Ob man daher zuerst einmal auf eines der Studiowerke der Band oder gleich auf diese DVD zurückgreifen sollte, kann ich daher nur schwer beurteilen. Fakt ist jedoch, dass diese Scheibe für Fans der Band einen echten Leckerbissen darstellt. Die in Diezel, Halmstad in Schweden aufgenommene Show wurde von der Band mit allerlei optischen Finessen unterlegt, die der jeweiligen Stimmung der Musik angepasst sind. Es entsteht auf diesem Weg ein etwas surreales Gesamtwerk, das mich in Bildabfolge des Öfteren an das Video auf den Film "The Ring" erinnert (nur, dass hinterher nicht das Telefon klingelt…). Dabei kommen aber auch die Bandmitglieder nicht zu kurz, die von den Kameras geschickt eingefangen werden. Störend wirken auf mich nur das oftmals zu grelle Licht in Kombination mit dem körnigen Bild, das die Köpfe der Musiker wie weiße Flecken aussehen lässt. Zusammen mit den immer wieder eingestreuten Backstage - Szenen (zusätzlich zu den Bildcollagen) vermittelt das knapp eineinhalbstündige Konzert eher den Eindruck eines großen "Live - Videoclips", der allerdings in seiner Ausführung sehr originell geraten ist. Musikalisch bietet das Oktett recht schwer verdauliche Kost aus esoterisch angehauchtem Progressive, - Psychedelic - und Art Rock, wobei besonders der sehr abwechselungsreiche Wechsel zwischen männlichem und weiblichem Gesang auffällt. Als Boni gibt es zusätzlich zum Konzert drei an anderen Orten (teils im Studio) aufgenommene Live - Songs und vier Audio - Tracks ohne optische Untermalung. Wer komplexe, multiinstrumentale und sehr emotionale Rockmusik gerne in sein Herz schließt, Trompetensoli oder sogar geflüsterten (!) Text nicht scheut und insgesamt über zwei Stunden lang auf hohem Niveau, auch optisch, unterhalten werden will, liegt hier sicher nicht falsch und könnte eine echte Perle entdecken! Ein 16 - seitiges Booklet und ein guter Ton gehören hier ebenfalls zur Serienausstattung, wobei ich leider keinen Surround - Sound oder andere Optionen entdecken konnte. Trotzdem eine gute Sache!
Tracklist:
Under The Wind
Heal (Intro)
Good
Open
Dark II
Ends
Cage
Eyes
Idea
Heal
People Are Afraid
The Voyage: The Adventure Of The Whirling Delirium
Zu den fleißigsten Arbeitern, zumindestens was dass Aufnehmen von CD’s betrifft, gehörten die beiden Gardner Brüder alias MAGELLAN bisher eher nicht auch wenn das zuletzt, für meinen Geschmack allenfalls durchschnittliche "Impossible Figures", erst knapp zwei Jahre zurückliegt. Die aktuelle CD "Symphony For A Misanthrope" ("Symphonie für einen Menschenhasser") ist daher auch insgesamt erst Album Nr. 6 - in fünfzehn Jahren Bandbestehen also nicht gerade üppig. Bei Magellan-Mastermind Trend Gardner kann als kleine Entschuldigung aber erwähnen daß er neben seiner Zweiband EXPLORER’S CLUB auch regelmäßig bei diversen Projekten anderer Musiker wie u.a. James LaBrie, Steve Walsh (KANSAS) oder auch Tony Levin (KING CRIMSON) mitgewirkt hat. Gleich vorab, die neue CD kann aufgrund ihrer, natürlich nur für Progressive Rock bzw. MAGELLAN Verhältnisse, relativ eingängigen Songstrukturen, doch sofort deutlich mehr Pluspunkte einfahren. Die immer irgendwie eingestreuten zahlreichen klassischen Elemente bei dem stark von Keyboards geprägten Sound sind zwar noch präsent aber nicht so im Vordergrund wie bei früheren Alben. Was den Hörgenuß aber ungemein verbessert sind die diesmal ziemlich außen vor gebliebenen Jazz und Frickelpassagen - hier haben sich die Jungs löblicher Weise doch ziemlich zurückgehalten. Trotzdem gibt es natürlich diese typischen opulent-monumentalen Stücke wie u.a. das 18-minütige "Cranium Reef Suite" hier dominiert theatralischer Bombast Prog in Reinkultur. Fans solch legendärer Formationen wie YES, älteren GENESIS (mit Peter Gabriel, hier sind auch stimmliche Ähnlichkeiten festzustellen) oder auch RUSH (besonders die ersten 8 Minuten klingen wie die alten 70er Scheiben) werden in diesem Track alle Trademarks dieses Genres wunderbar vereint vorfinden. Dies klingt jetzt vielleicht ein klein wenig anstrengender als sich die Musik in natura anhört aber MAGELLAN schaffen es bei aller Komplexität doch tatsächlich, daß bereits nach dem ersten Hördurchgang einiges hängen bleibt. Neben den erwähnten Klassikanleihen z.B. das klasse Instrumental "Symphonette" (ein mächtiges pompöses Intro der Marke Space Oper) oder die wunderbare "Piano-Intermission" (basierend auf einem Werk von J.-S. Bach) gibt es für diese Band diesmal auch recht ungewöhnliche Songs u.a. das düster-aggressive und richtig metallastig daherkommende "Doctor Concoctor". Der eindeutige Höhepunkt der CD ist ganz klar das dramatische "Why Water Weeds", ein Hammerstück mit vielen fesselnden, abgefahrenen und epischen Momenten zugleich, bei dem krachende Gitarren auf hymnische Vocals bzw. Refrains treffen, einfach spitze gemacht. Dass eher akustisch gehaltene "Wisdom" besticht durch eine herausragende Gesangsleistung. Meinen Respekt an die Brüder Gardner, dass hätte ich den Amis so nicht mehr zugetraut: Eine solche Anzahl gelungener Kompositionen die trotz komplexer Rhythmik sowie schnell folgender authentischer Klanggebilde ein relativ deprimierendes Thema über die Unzulänglichkeit der Menschen, so gekonnt abzuhandeln. Schlüssige Kompositionen mit guten Melodien ohne seicht zu wirken, gelungene Klangexperimente ohne abgehoben zu sein, dass sind MAGELLAN 2005.
Italien stand zuletzt eher als Synonym für Regierungskrisen oder auch zuletzt für "gepflegte" Stadionrandale im Fußball aber auch im Rockmusikbereich waren gute Bands die Progmetal der gehobeneren Güteklasse spielen konnten, wenn überhaupt, doch eher die große Ausnahme. Dies könnte sich jetzt mit "Shape" von den DYNAMIC LIGHTS durchaus verändern, denn dieser Fünfer zeigt mit einem interessanten Progressive Gebräu sehr viele gute Ansätze. Vor allem die wirklich ausgeprägte individuellen Songstrukturen sowie Klangbilder, die oftmals von wunderbaren Pianoklängen, überzeugen egal ob Vordergründig oder einfach als simple Begleitung, getragen sind. Die Jungs setzten ganz eigene markante Duftnoten, von Konventionen halten sie nicht viel, außerdem begeben sie sich viel weniger auf die ausgelutschten Pfade bekannter Formationen. Hat man sich erst mal an den stellenweise recht eigenwilligen Gesangsstil des Sängers Matteo Infante gewöhnt, der sich ansonsten in allen Lagen sicher bewegt, dann erschließt sich dem Hörer eine ganz eigene Welt mit vielen Breaks, Sägegitarren und fetten Riffs mit vielen dynamischen Wechseln, ein grooviges Schlagzeug und nach mehreren Durchläufen ist dann auch der inhaltliche Zusammenhang hergestellt. Diesen Zugang der nicht immer gleich fassbaren Musik muß man sich allerdings mit Geduld erhören. Fans der Schweden PAIN OF SALVATION dürften bei diesen Italienern dass ein oder andere Dejavuerlebnis (u.a. was die Art des Gesangsstiles angeht) bekommen. Aber dieser nicht zu leugnende starke Einfluß ist jetzt nicht so überdimensioniert, als dass man zuviel fremdes Charisma auf Kosten der eigener Identität übernommen hätte. Die streckenweise leicht jazzig-sperrig Passsagen mit dieser typisch spröden Grundstimmung dürften sicher nicht geradefür jedermanns (Progmetal) Geschmack sein. Fans von Formationen wie ENCHANT oder auch FATES WARNING wissen jetzt, wovon ich rede. Die Italiener musizieren bereits seit 1997 zusammen und haben nach nur einem Demo "Night Lights" (1999) und einer weiteren EP "Resurrection" (2002) mit dem holländische DVS Records jetzt ein Label gefunden, dass fest an den Erfolg von DYNAMIC LIGHTS glaubt. Technisch schon äußerst versiert, mit viel Gespür für opulent-dramatische Arrangements und mitreißende Instrumentalparts zeigt die Band wie abwechslungsreicher Progmetal klingen kann. Auch die mehrstimmigen Gesangspassagen passen zu der oft wechselnden Rythmik ohne sich zu verzetteln. Bei dem zunächst auch etwas sperrigen Opener "In The Hands Of A Siren" baut sich in fast 10 Minuten, auch dank des starken Gastauftrittes der wunderbaren Stimme von Jamina Jansson (die ja u.a. schon bei WOLVERINES "Leaving Yesterday" zu hören war) der Song zu einem wunderbar epischen Stück Musik mit Gitarrenbreitseiten und zerbrechlichen Melodien gleichermaßen. Ein weiteres Highlight ist das zunächst mit schleppenden Riffs beginnende und sich dann zu einem mit zahlreichen virtuos gespielten Gitarrensolos sowie mit fulminanten Keyboardattacken ausgestattete "Remembrances". Dazwischen folgen hier ähnlich wie bei den anderen Songs immer mal wieder diese schönen getragenen Parts, um dann flugs wieder mächtig aufs Tempo zu drücken. Mit einer kurzen ziemlich unspektakulär-spartanisch instrumentierten Ballade "Connecting" zeigen DYNAMIC LIGHTS, das sie sich auch minimalistisch wunderbar ausdrücken können. Wie gesagt an den Vocals kann man sicher noch was verbessern, zumindestens was dass manchmal (zu) stark rollende "R" angeht, auch die Drums könnten etwas fetter klingen aber ansonsten gibt es wenig zu bemäkeln. Vor allem diese wunderbar gelungenen frisch-perligen Pianoklänge ohne gleich zu "weich" zu werden, verleihen dem Sound eine wunderbar eigene, angenehme Note. Mit "Shape" haben die Azuros jedenfalls ein heißes Eisen für alle Progfans in der Hand, darf man gerne mal reinhören. Nach oben sind sicherlich noch Steigerungen möglich aber für ein Debüt recht bemerkenswert.