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A Home In The Rain

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Schon die letzte EP aus 2004 der Holländer A DAY’S WORK hatte für mich dieses gewisse "Etwas" zu bieten, wenn auch vielleicht noch nicht so eigenständig ausgeprägt wie dieses mal. Das jetzt hier vorliegende bereits zweite Full-length Werk bietet ebenfalls wieder einiges für die etwas anspruchsvollere Alternative Hörerschaft. Will sagen für alle diejenigen, die mehr wollen als ne gute Melodie mit aufgemotzter Gitarrenbetonung. Denn diese Jungs verbinden mit einer fast schon zum Himmel schreienden Lässigkeit kraftvolle Rockriffs mit klasse Hooks sowie gekonnt unterschwelligne Progeinflüssen und über allem irgendwie tronend immer irgendwie ein Hauch von Pop ohne dass es aber zu platt und aufgesetzt wirkt. Die Musik auf "A Home In The Rain" kommt bei aller offensichtlicher Eingängigkeit nicht zu übertrieben pathetisch (wenn auch mitunter sehr emotinoell) und auf die Tränendrüse drückend daher wie bei vielen Bands dieses Sektors, die derzeit in die Charts Stürmen möchten. Die Band agiert unbekümmert, mal treibend dann wieder gefühlvoll zwischen wirbelnden Gitarrenattacken und dann überraschend mit Cellobegleitung. A Day’s Work verbinden die zahlreichen melancholischen Momente von neuen MARILLION, mit denen man schon getourt hat, dabei erinnert Sänger Paul nicht nur einmal mit seinen akzentuierten Vocals an Steve Hogart, und den kraftvollen Vibes von FILTER. Die catchy Refrains sprudeln geradezu durch die, leider etwas zu kurzen 40 Minuten, dieser Scheibe - man will betont nicht zu kopflastig klingen und läßt trotz einiger etwas detailreicherer Arrangements oder leicht angedeuteten instrumentellen Parts dann ganz schnell wieder die Gitarren, mitunter sogar recht heftig sprechen. Sowie bei dem kongenialen Tempokracher "Open My Eye" hier wird gegen Ende sogar mal richtig fast befreiend geschriehen. Besonders die Gitarrenarbeit musst als eines der herausstechenden Elemente genannt werden, mal urwüchsig kraftvoll wie U2 zu ihren Anfangstagen ("Welcome Home"), dann wieder fast schon neoprogartig fliesend wie bei "Runaway" sehr gut zu hören. Meine beiden absoluten Favoriten unter den zehn hervorragenden Tracks (ohne jeden Ausfall) sind das leicht melancholische "Day’s go By" sowie dass wunderbar treibende "Become" auch hier verhilft u.a. der sehr wandelfähige Gesang dem Song zu einem ganz besonderen Klang. Hier gibt es kein Reisbrettsongwriting von der Stange zu hören, kein Song klingt wie der andere und die unterschiedlichsten Stimmungsbilder werden gekonnt verinnerlicht vorgetragen. Jede Note scheint mit viel Bedacht aufgenommen, voller aufopferungsvoller Kreativität um ja nicht wie schon mal gehört zu klingen und dies haben A DAY’s WORK mit großer Bravour eindeutig geschafft. Trotz der gelungenen Nichtanbiederung an den großen Mainstream hätte man aber vielleicht auch mal einen etwas ausufernden Song jenseits der 5 Minuten angehen können, das musikalische Potential ist hierfür locker vorhanden. Na ja es muß ja auch noch etwas Luft nach oben für die nächste Aufnahme da sein. Da geht noch mehr!

A Home In The Rain


Cover - A Home In The Rain Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 40:6 ()
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Blood Of The Snake

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Derek SHERINIAN, der ehemalige Keyboarder von DREAM THEATER sowie Mastermind bei so ambitionierten Progprojekten wie PLANET X oder PLAYTUPUS unterstreicht mit seinem neuen Solowerk "Blood Of The Snake" erneut seine Ausnahmestellung als einer der einfallsreichsten Tastenvirtuosen in der internationalen Musikszene.

Auf diesem fünften Solowerk, dessen Material man durchaus zum Besten zählen kann, was er bisher veröffentlicht hat, entstanden größtenteils zusammen mit Schlagwerker Brian Tichy zehn äußerst abwechslungsreiche Tracks im Querschnitt von viel Progressive Metal, (Hard) Rock, ein wenig Jazz (Fusion) sowie leichten Ambient Sprengseln. Eine unheimlich kompakte sowie richtig fett-tighte Produktion dürfte nicht nur die bisherigen Fans begeistern. Natürlich hat der ansonsten auch als Gastkeyboarder bei ALICE COOPER oder KISS tätige Musiker wieder einige illustre Gäste eingeladen u.a. John PETREUCCI oder SLASH und so mancher überzeugt dabei stellenweise deutlich mehr als auf den eigenen Solowerken insbesondere Meister Yngwie MALMSTEEN habe ich lange nicht mehr so virtuos und unverkrampft kreativ spielen hören. SHERINIAN läßt sowohl seinen Freunden als auch den anderen Instrumenten soviel eigenen Platz, daß man nie den Eindruck hat, hier die Solo-CD eines Keyboarders zu hören. Trotz diverser Stilverflechtungen sowie vieler unterschiedlicher Einzelprotagonisten besticht dieses Album durch eine bemerkenswerte Kompaktheit und kompositorische Zielsicherheit - hier will niemand, selbst der Initiator nicht, irgendjemand ständig zeigen, was man so alles drauf hat, absolutes Understatement ist angesagt -diese Jungs haben es halt einfach drauf.

Warum hier jetzt ausgerechnet der Uralt-Oldie "In The Summertime" von Mungo Jerry noch mal aufgewärmt wurde .. na ja aber BILLY IDOL mit seiner tollen Gastperformance sowie dass wirklich geile Solo von SLASH rechtfertigen den Tracks dann doch noch irgendwie und außerdem könnte man es ja eventuell auch noch als Single verwenden. Schade dass Derek seinen Kumpel IDOL nicht noch für ein paar Einlagen mehr überreden konnte, denn solche Hämmer wie das Epic Power Metal Masterpiece "Blood Of The Snake" oder der Bombast Doubelbasskracher "Viking Massacre" schreien mit ihren tollen Melodien förmlich nach einem Vocalisten. Die beste Nummer der Scheibe ist ansonsten ganz klar "Man With No Name" auf der Zakk WYLDE mit seinem ccol-charismatischen Gesang mehr als einmal an OZZY bzw. auch musikalisch etwas düster-doomig an BLACK SABBATH erinnert - einfach spitze! Aber auch die packend furiosen Gitarren von ex-Kollege John Petrucci bieten bei "Czar Of Steel" Prog Metal für höhere Ansprüche. Daneben ist auch Rhythmusgruppe der Sherinian-Bandbesonders bei dem jazzigen PHANTOM SHUFFLE mit den Drummern Simon Phillips (u.a. TOTO) & Brian Tichy sowie den überwiegend von Tony Franklin (BLUE MURDER, DAVID COVERDALE) bedienenden Bass ebenfalls ein Klasse für sich. Sherinian selbst hält sich insgesamt mit seinen stets abwechslungsreich gehaltenen Keyboardsounds und meist eher unaufdringlichen gehaltenem Spiel meist zurück, nur manchmal läßt er es richtig laufen aber gerade dass ist vielleicht auch die Stärke dieses gelungenen Albums.

Blood Of The Snake


Cover - Blood Of The Snake Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 52:59 ()
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Milliontown

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Wenn ein Artfremder wie Jem Godfrey sich aus purem Frust entscheidet die Seiten zu wechseln kann man schon mal gespannt sein was dabei herauskommt. Mr. Godfrey zeichnet bisher in erster Linie für Songs verantwortlich, welche u.a. von Künstlern wie Blue, Ronan Keating, Atomic Kitten (für welche er sogar einen Nummer 1 Hit komponierte), usw. performt wurden. Aus Frust wurde FROST* - Jem Godfrey entschied sich seiner Kreativität neuen Raum zu geben und sich progressiver Rockmusik zu widmen. Um seine Kompositionen den nötigen musikalischen Background zu geben, holte sich Sänger und Gitarrist Jem Godfrey schlagkräftige Unterstützung bei bekannten Szenengrößen, als da wären: die beiden IQ-ler Andy Edwards (Schlagzeug) und John Jowitt (Bass), Gitarrist und Sänger John Mitchell (Arena und Kino) sowie Gastgitarrist John Boyes. Der Opener "Hyperventilate" startet mit melancholischen Pianoklängen um dann symphonisch gitarrenorientiert immer wieder in instrumentale Gewitter zu versinken ohne dabei das Thema zu verlieren. Mit dem nachfolgenden "No Me No You" ist FROST* sogar ein astreiner Hit gelungen - hier schlägt Godfrey Herkunft für eingängige Popsongs voll durch. Spaß anzuhören macht das schon recht flott rockende Teil allemal. Auch das atmosphärisch ruhige "Snowman" und der groovende, zwischen Funk- und leichten Industrial-Anleihen pendelnde Ohrwurm "The Other Me" fallen nicht ab und bleiben auf dem guten Level. Echt Stark dann auch der 10-minüter "Black Light Machine", eher wieder poppig gehalten kommt mit einem Refrain daher, welche sich unversehen im Gehirn festsetzt und setzt im Mittelteil gekonnt auf von Keyboard dezent begleitete melodiöse Gitarrensoli, das sich dann in einer Keyboard/Schlagzeugorgie wiederfindet. Höhepunkt das Albums ist dann der über 26-minütige Titeltrack "Milliontown", abwechslungsreich komponiert, mit Breaks und Soundcollagen durchsetzt versuchen FROST* hier die Geschichte des Prog durchzuspielen - mit dem Songs kann man sich eine Weile unangestrengt beschäftigen. Das dabei manche Passagen trotz musikalischer Virtuosität konstruiert wirken dürfte wohl nur reine Prog-Puristen stören. Ebenso die Tatsache, dass FROST* sich bei seinem Debüt desöfteren bekannt vorkommender Versatzstücke bedient; ist dies alles doch zu einem nicht zu schwer verdaulichen Cocktail gemixt. Das Godfrey neben Kino und IQ auch bei Yes, Pink Floyd und dessen Producer-Ableger Alan Parson reingehört hat sind nämlich nicht die schlechtesten Referenzen - das mit der eigenen Note kommt noch. Auch solch ein Projekt braucht Zeit zum Reifen. Das dass Teil dann auch noch amtlich gut produziert ist darf man von einem Profi wie Jem Godfrey erwarten. FROST* haben ein Debüt vorgelegt welches man als Freund progressiver Rocktöne, trotz genannter Kritikpunkte, schon mal antesten sollte. "Milliontown" können in diesem heißen Sommer schon für ein wenig Kurzweil Sorgen. (hardy)




Weggeblasen. Doch, ich denke, das ist es - der erste Song hat mich weggeblasen. Lange habe ich kein Lied im Prog-Sektor mehr gehört, das mich von Anfang an derart packt. Geschafft hat das ausgerechnet der Produzent solch konturloser Reißbrett-Lachnummern wie Blue, Ronan Keating oder Atomic Kitten. "Nach fünf Jahren Songwriting mit drei Akkorden und Texten, in denen sich ´Heart´ auf ´Start´ reimt", musste sich Jem Godfrey also mal "das Hirn
durchpusten". Dazu hat er, quasi im Vorbeigehen, eine bärenstarke weil ungewöhnlich frisch klingende Prog-Rock/Metal-Scheibe eingetütet, wie ich sie - auch soundtechnisch - seit den Yes-Meisterwerken "Union" oder "Talk" nicht mehr gehört habe. Unterstützt haben ihn dabei mit John Mitchell (git.), Andy Edwards (dr.) und John Jowitt (bs.) drei der besten UK-Progger, die sich Godfrey von Kino bzw. IQ lieh und mit denen er seine Band FROST komplettierte. Alleine die beiden Opener rechtfertigen den Kauf von "Milliontown" - Proggies sollten diese Scheibe wirklich kennen! (heavy)

Milliontown


Cover - Milliontown Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 59:6 ()
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Vertrieb:
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Chimera

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Mit seinen bisherigen zwei Alben, "Extension Of The Wish" und "II = I", konnte das schwedische Quintett bereits auf sich aufmerksam machen, obwohl man den ganz großen Wurf noch nicht landen konnte. Mit "Chimera" wagt man sich nun an das obligatorische dritte Album heran, das ja als das maßgebliche Werk in der Karriere einer Band gilt. Kollege Maio schrieb in seiner Romanvorlage zum Vorgänger, dass ihm dort etwas die musikalische Seele fehle und alles einen Tick unausgegoren klinge. Genau diesen Eindruck habe ich auch von "Chimera", denn auf der einen Seite wissen ANDROMEDA mit echt tollen Melodien zu begeistern, die sogar bisweilen an späte FATES WARNING (die nebenbei als stilistischer Vergleich sehr gut geeignet sind) erinnern, auf der anderen Seite kann mich jedoch kaum einer der neun Songs vom Hocker reißen. Die größten Treffer landet die Band mit dem dynamischen Opener "Periscope", dem leicht experimentellen "Going Under" (hier fallen mir direkt MASTERPLAN ein!) und der superben Hymne "Inner Circle". Auch die beiden überlangen, mit leichten DREAM THEATER - Anleihen versehenen "The Cage Of Me" und "Blink Of An Eye" sind sehr gelungen, leiden aber, wie auch der Rest von "Chimera", darunter, sich beim Hörer nur sehr schwer oder gar nicht festzubeißen. Jeder Song ist auf seine Weise erstklassig, und kein Proggie dürfte hier enttäuscht werden, nur an den ganz großen Seelenstreichlern haben ANDROMEDA (wieder einmal?!) vorbeigearbeitet. Und das ist echt schade, denn diese Band kann im Grunde sicher viel mehr!

Chimera


Cover - Chimera Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 59:4 ()
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Vertrieb:
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Posthumous Silence

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Gab es gleich zu Anfang dieses Jahres eine richtige Hammerplatte der Hamburger Neoprogrockformation RICOCHET zu besprechen, folgt jetzt eine weitere interessante Band ebenfalls aus der Elbmetropole mit ihrem aktuellen Werk "Posthumous Silence" nach - die Artrocker von SYLVAN haben zugeschlagen! Bisher leider nur als Geheimtipp vornehmlich bei den Proggies bekannt, sollte den Nordlichtern hier mit ihrem ersten Konzeptalbum über satte 70 Minuten, bei der man äußerst gekonnt in einem opulent-weiten Bogen komplexe Arrangements mit außergewöhnlicher emotionaler Tiefe sowie packenden Melodien verbindet, mehr als "nur" ein Achtungserfolg gelingen. Dabei zeigt sich eine in sich gefestigte Band, mit einer ungeheuren musikalischen Breite sowie überdurchschnittlichen technischen Fähigkeiten, die sich bei diesem anspruchsvollen Unterfangen auf ein ausgeprägt gutes Händchen für abwechslungsreiches Songwriting verlassen kann und die, trotz der vielen gefühlvollen Parts, stets ihre eigentliche Rockbasis niemals ganz aus den Augen verliert. Anderst als bei den vielen zusammengeklimperten Allstarprojekten des Genres mit 28 Sängern und 35 Co-Songwritern wirkt hier nichts gekünstelt oder zu konstruiert und auch die instrumentellen Selbstbeweihräucherungen bewegen sich gegen null. Hier wirkt keine Note der Note willen gespielt sondern dient immer dem Ausdruck von Gefühlen bzw. des Gesamtkonzepts.

Es wird inhaltlich ganz grob die Geschichte eines Vaters erzählt, dem von seiner Tochter (zu ihren Lebzeiten ziemlich entfremdet) nur noch die Erinnerung "als" Tagebuch geblieben ist. Er setzt sich hin, beginnt dieses Tagebuch zu lesen und begibt sich damit auf die sicher schwerste Reise seines ganzen Lebens und lernt sie dadurch erst richtig kennen. Das erinnert dann doch irgendwie an die aktuellen MARILLION der Hogart Ära u.a. mit dem brillanten "Brave" oder auch "Marbles" nur dass SYLVAN doch etwas mehr psychedelisch sowie verstärkt auf den Wechsel zwischen normalen und richtig heavymäßigen Gitarrenriffs setzen. Hier dürften aber insbesondere auch PORCUPINE TREE Anhänger eine neue Hausadresse finden. "Posthumous Silence" ist ein ungemein berührendes Album sowie intensives Werk geworden, es lohnt sich daher in die flirrenden Sphären einzutauchen und sich von den Klangmalereien entführen zu lassen. Sicher so ganz neu ist dass zwar stilistisch und von der Machart sicher nicht, gab es schon von anderen Progformationen aber SYLVAN gelingt es mit genügend eigenen Ideen dieses Konzeptalbum gekonnt zu variieren, den Hörer zu fesseln und sich zu keiner Sekunde zu verzetteln. Die Mischung aus tieftraurigen, stark melancholischen Momenten mit viel Pathos und Dramatik, die dann mit überraschenden Wendungen wieder hin zu ruhiger,getragenen Teilen um dann an der nächsten Ecke wieder in fast schon brachiale Wutausbrüche umzuschlagen, das ist schon großes (Kopf) Kino ohne aber zu kalkuliert/technsich zu klingen. Insbesondere der äußerst wandelfähige Sänger Marco Glühmann sowie dass großartige Gitarrenspiel von Kay Söhl sind als die beiden prägende Elemente der Hamburger zu nennen. Aber auch die äußerst differenzierten Keyboards sowie die perfekte Rhythmussektion machen einen klasse Job.

Somit ist es natürlich sehr schwer einzelne Tracks herauszuheben aber das aufwühlend-packende "In Chains" nach einer zuvor kongenialen Hinführung sticht doch etwas heraus. Genauso wie das hymnische "Answer To life" oder der todtraurige Schluß mit den typisch wunderbar elegischen Gitarren beim Titelsong. SYLVAN haben mit dieser überragenden CD ganz klar einen riesen Schritt an die sehr breite Spitze, nicht nur des rein deutschen, Proggenres gemacht - internationale Klasse.

Posthumous Silence


Cover - Posthumous Silence Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 15
Länge: 70:3 ()
Label:
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The Remedy Of Abstraction

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A TRIGGERING MYTH vermengen von Jazz, Klassik über Fusion bis Rock alles was Ohr und Hirn aufnehmen kann. Die beiden Keyboarder Tim Drumheller und Rick Eddy legen vier Jahre nach "Forgiving Eden" mit "The Remedy Of Abstraction” ihren sechsten Longplayer vor und bleiben dabei ihrem seit dem Debüt im Jahre 1990 eingeschlagenen Weg treu - anspruchvolle progressive Rockmusik in der Tradition der siebziger Jahre, ruhig und unaufgeregt vorgetragen. Dabei bilden verschachtelte Arrangements, meist auf Klavierpassagen beruhende die Grundlagen der neun Kompositionen. Das dabei auch der Rest der Band, Scott McGill (Electric und Nylon String Gitarren), Vic Stevens (Schlagzeug, Percussions), Michael Manring (Bass) und Akihisa Tsuboy (Violine) musikalisch hohes Niveau aufweist braucht da nicht zu wundern. Harte Gitarrenriffs, heftiges Drumming oder gar Gesang sucht man auf "The Remedy Of Abstraction” vergebens. Das dass rein instrumental gehaltene Album sich selbst geübten Ohren nicht im ersten Durchlauf erschließt und seine Vielschichtigkeit erst ergründet werden muss, versteht sich bei dem musikalischen Anspruch der beiden Hauptprotagonisten eigentlich von selbst. A TRIGGERING MYTH sind somit selbst für Otto-Normal-Proggies eher schwere Kost. Für ihre Fans aber ist "The Remedy Of Abstraction” wohl ein unverzichtbarer Bestandteil der Einkaufsliste. Und für Proggies die aus der Ecke Transatlantic, The Flower Kings & Co. kommen sollten A TRIGGERING MYTH mal ein Reinhören wert sein.

The Remedy Of Abstraction


Cover - The Remedy Of Abstraction Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 53:0 ()
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Vertrieb:
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Silence Of Another Kind

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Auch mit ihrem aktuellen Output "Silence Of Another Kind" stößt die Stockholmer Formation PAATOS bei mir, eigentlich wie erwartet, nicht sofort alle offenen Türen auf, es dauert schon etwas länger, bis sich diese sphärischen ambientartigen mirt viel Meltron geschwängerten Sounds mit dieser engelsgleichen Stimme nachhaltiger in den Gehörgängen festsetzen. Obwohl, diesmal kommt der Fünfer schon nicht mehr so sperrig wie beim Vorgänger vor knapp zwei Jahren rüber, der selbsternannte "melancholic post rock" wurde diesmal tatsächlich um eine deutlich stärkere Portion Rock verfeinert. Progrock in Reinkultur waren PAATOS ja sowieso nie und auch jetzt werden immer noch verschiedenste Stilelemente von Jazz bis zu melancholisch, verträumten Trip Hop Parts inklusive Streichereinlagen sehr frei miteinander kombiniert.

Mit diesem dritten Werk hat sich die Band also deutlich weiterentwickelt, man geht auch beim Songwriting durch etwas klarere Strukturen neue Wege, die Songs wirken somit insgesamt stimmiger, etwaige Verzettelungen wie bei älteren Werken sind fast nicht mehr zu hören. Die Rocktendenzen sind aber beileibe nicht so stark wie es uns der Beipackzettel gerne vorschreiben möchte. Und zu THE GATHERING sind es musikalisch schon noch Welten und sowieso eine ganz andere Baustelle, auch die stellenweise sehr betont riffigeren Gitarren sowie die etwas erdigere Produktion ändern daran nichts. Bereits der ungewohnt direkte Opener "Shame" mit seinem pumpenden Bass setzt gleich zu beginn ein positives Ausrufezeichen. Die nächsten beiden Tracks "Your Misery" und die perfekte wunderbar mystische Ballade "Falling" sind dann wieder typisch "alte" PAATOS - sehr ruhig, entspannend fast schon Chill-Out mäßig tötnt es da mit harzigem Schlagzeug asu den Boxen. Im Mittelpunkt der Musik steht ansonsten Sängerin Petronella Nettermalm die, auch wenn sie es wahrscheinlich längst nicht mehr hören kann, neben leichten LIV KRISTINE Tendenzen hauptsächlich wie die mittlerweile große Schwester von BJÖRK klingt ohne aber deren manchmal betont nervigen, extravaganten Ausschweifungen. Ihre recht tiefsinnigen Songtexte interpretiert sie facettenreich mal leicht geheimnisvoll, dann wieder geradeaus und auch ein wenig Jazz meets Folkappeal hat sie locker drauf. Bei "Still Standing" entwickelt sich zunächst aus hypnotischen Klangeffekten ein hell klingend, optimistischer Song mit erstklassiger Hook und denn schon erwähnten härteren Gitarren. "Is That All?" ist sicher einer der besten Songs der CD wobei auch hier die relative Geradlinigkeit sowie der nicht in Moll sondern positiv hell gehaltene Refrain überraschen. Mit dem kurzen sowie leicht mit Indie Rock vibes versehenen "There Will Be No Miracles" wurde dann sogar ein Song mit Radioformat für den Mainstream gebastelt. Abwechslungsreiche Streicherklänge treffen auf düstere Synthieteppiche, verpackt in einem süß-todtrauriges Depriflair das alles bietet dann "Not A Sound". Ja PAATOS sind nicht so einfach gestrickt oder gar vorhersehbar und langweilig schon gar nicht. Abgemischt wurde diese CD, wie immer von der Band selbst produziert, unter der Regie von Janne Hansson im legendären Stockholmer Atlantisstudio, dass analoge Equipment sorgt für einen durch und durch organischen Sound. Einzig dass etwas altbackene Coverartwork sowie die beiden kurzen aber höchst überflüssigen Instrumentaltracks sind hier als negative Punkte zu erwähnen. Ansonsten gilt hier, insbesondere für tolerante Proger einfach mal eintauchen, in die entspannenden aber eindringlich zugleich klingende schöne Musik von PAATOS.

Die Erstauflage von "Silence Of Another Kind" erscheint in aufwändig gestaltetem Gimmick-Digipak.


Silence Of Another Kind


Cover - Silence Of Another Kind Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 42:15 ()
Label:
Vertrieb:
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Return To Childhood

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Als Hintergrundinfo dieses opulent aufgemachten Doppellivepackets "Return To Childhood" des schottischen Rockpoeten Derek William Dick alias FISH sollte man vielleicht doch folgendes wissen: 2005 feierte ein legendäres Progrockalbum sein 20-jähriges Jubiläum - "Misplaced Childhood" von MARILLION mit dem allseits bestens bekannten "Kayleigh" als Singlehit. Diese Platte mit ihrer tiefen Emotionalität war und ist eines dieser Kultwerke, die auch heute noch auf viele Fans eine fast magische Anziehungskraft ausüben. Ich weiß nicht, wie oft ich dieses geniale Konzeptalbum schon angehört habe, es gehört nach wie vor zu den wichtigsten Neoprogalben der 80er Jahre und hat unzählige Bands danach maßgeblich beeinflusst.

Nachdem sich die Band 1987 von ihrem charismatischen Frontman FISH getrennt hatte und beide Seiten fortan alleine weiter machten, wurde dieses Werk lange Zeit nie mehr komplett aufgeführt. Leider gab es auch zum Jubiläum keine (einmalige) Zusammenführung der beiden ehemaligen aber wohl auch heute noch zerstrittenen Parteien. Vor allem die heutigen MARILLION so hört man, haben keinen großen Wert darauf legten mit ihrem ehemaligen Vocalisten aufzutreten. FISH beschloss daher ganz einfach das Album unter seiner Firmierung mit dem Titel "Return To Childhood" noch mal auf die Livebühne zu bringen, ergänzt um eine quasi "Best Of" seines bisherigen teilweise recht durchwachsenen Soloschaffens. Allein bereits dass spitzenmäßige Artwork, eine Art Fortsetzung des Originals, vom Macher aller dieser genialen Cover von MARILLION in den 80’ern Mark Wilkinson, ist wirklich klasse gemacht. Leider fehlen ansosnten auf der Kartonage die einzelnen Spielzeiten und der etwas zu lange und manchmal recht pathetisch-selbstgerechte Text des Booklet vom Chefe selbst verfaßt sind eher na ja und zu lang. geraten.

Ehrlich gesagt, war ich anfangs relativ skeptisch, ob der gute "Onkel" Fish es gesanglich noch so voll bringen würde aber nach intensiven Durchhören bleibt festzuhalten: Er hat sich meinen meinen Respekt verdient, die Stimme ist zwar deutlich tiefer/dünkler geworden aber er kämpft sich mit viel Einsatz, Wut, Heißerkeit und so manchen Zischlauten durch "sein" Lebenswerk. Denn das war und ist MPC bis heute geblieben, natürlich auch sein kommerziell größter Erfolg (und wahrscheinlich auch einer der Hauptgründe für diese Veröffentlichung) - ein guter Geschäftsmann war der Hühne ja noch nie, mit seinen bisherigen CD´s hat er so manchen bitteren Flopp gelandet. Wie gesagt, die Stimme bietet noch immer ihren typischen Klang sowie einiges an Charisma, wenn sie auch mit zunehmender Dauer des Albums merklich kraftloser daherkommt. Die ganz hohen Sachen schafft er bekanntlich nicht mehr so gut aber dafür hat sich FISH hier ein klasse Soul/Blues Sängerin dazugeholt, die hier einen absolut super Job macht, ihn mehr als optimal ergänzt und bei manchem Parts sogar dem Original ein paar neue lohnende Aspekte hinzufügt. Was man von der Begeleitband allerdings leider nicht immer behaupten kann. Sicher die Jungs bemühen sich sind auch nicht wirklich schlecht aber es wirkt vieles zu sehr nach Coverband, die aber nicht annähernd das Vorbild erreicht. Die zusätzliche zweite Gitarre ist bei MC kaum entscheidend hörbar und der Hauptgitarrist tut sich schwer bei den MARILLION Songs, man merkt ihm an, dass er viel eher ein erdiger Rockgitarrist ist als so ein Filigranakrobat wie Steven ROTHERY, der mit seinen singenden Leads schon recht deutlich fehlt. Bei den Fishsongs fühlt er sich dann auch deutlich hörbar sicherer und somit auch besser aufgehoben. Auch der Tastenmann überzeugt eher zwiespältig, der Sound ist nicht oft so volumig wohlig-warm wie bei Mark Kelly sondern eher etwas zu computerartig kühl. Aus diesen Gründen fallen (zumindestens bei mir) auch die vielen Gänsehautmomente des Werks in dieser Interpretation eher flach, die Band ist solide bemüht aber an das Original oder die tolle Liveaufnahme von 1988 "The Thieving Magpie" kommt man (leider) nie ganz heran. Insbesondere im Zugabeteil bei dem Kultsong "Fugazi" kommt diese Version im hinteren Teil mit den disharmonischen Gitarren nicht so packend über aber egal die Stimmung beim Publikum tat dies keinen großen Abbruch, die Fans sind voll dabei. Das frisch-dynamische "Market Square Heroes" hingegen kann da doch deutlich besser überzeugen.

Die erste Seite mit den FISH Solostücken ist ansonsten recht gut zusammengestellt, sicher kann man hier über den ein oder andere Songauswahl etwas streiten aber es wurde hier zum Glück Material aus Aussetzeralben wie "Fellini Days "oder "Suits" weggelassen. Fish wirkt hier deutlich entspannter als bei den meist etwas anspruchsvolleren Tracks von "Misplaced Childhood". Vor allem aber diese fantastische "Credo" Fassung ist wirklich göttlich geraten sowie auch die überzeugende Version von "Brother 52". Wie gesagt bei seinen Solostücken kommt FISH frischer rüber, mag sein, weil die Songs zuerst auf der Setlist standen und erst dann der Klassiker am Stück gespielt wurde. Wie schon angedeutet viel improvisiert wurde insgesamt nicht, das "geänderte" Klangbild beim Refrain von "Kayleigh" ist etwas gewöhnungsbedürftig, die Übergänge passen, sind öfter sogar länger geraten. FISH gibt alles kann aber nicht immer die Erinnerungen an bessere stimmliche Tage verleugnen. In solchen Momenten reißt es dann aber die "Background" Vocalistin Deborah French so richtig raus, vor allem gegen Ende, wenn der Meister etwas erschöpft wirkt bringt sie noch mal neue Power in die Musik. Nun wer braucht aber dieses Album, klar für alle FISH Fans sicher eine Pflichtveranstaltung und auch für alte MARILLION Nostalgiker, die einmal hören möchten wie sich eine Stimme und ein Kultalbum nach zwanzig Jahren anhören, könnte diese Doppel-CD mit den genannten Abstrichen durchaus interessant sein. Die meisten Songs stammen übrigends von einem Konzert in Tilburg am 13.11.2005, "Fugazi" wurde am 18.11.05 im E-Werk in Köln aufgenommen.
Im Sommer soll dann noch eine DVD erscheinen, wahrscheinlich von einem Gig in Amsterdam, bin schon jetzt sehr gespannt auf diesen visuellen Eindruck.

Return To Childhood


Cover - Return To Childhood Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 22
Länge: 125:3 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Communic

Band anzeigen
InterviewSeid Ihr denn im Nachhinein mit den Reaktionen auf Euer erstes Album "Conspiracy In Mind" zufrieden, wenn Ihr auf das letzte Jahr zurückschaut?



Das letzte Jahr war wirklich fantastisch! All die Reaktionen auf das erste Album waren so gut… es ist schwer, das alles hinter sich zu lassen und mit einem neuen Album zu beginnen, aber es ist besser, mit der Arbeit weiterzumachen als herumzuhängen und abzuwarten. Solange die Songs fertig sind, und wir der Überzeugung sind, dass die Qualität gut genug für einen Nachfolger ist, ist es besser, nachzulegen, solange das Debüt noch frisch in den Köpfen rotiert.



Auch Eure Shows waren ja als Erfolg zu werten?!



Ja, ich denke schon, weil wir nach dem Release des Albums nicht allzu viele Shows gespielt haben. Wir sind drei Wochen durch Europa getourt, und dann kamen noch ein paar Festivals, von denen das "Rock Hard" das größte war. Diese Erfahrungen haben uns als Band wachsen lassen und uns noch näher zusammengeführt. Wir hoffen aber, mit dem neuen Album eine größere Tour und ein paar größere Festivals zu bekommen, haha!



Jetzt, wo Euer neues Album fertig ist, würdet Ihr da sagen, dass "Conspiracy In Mind" immer noch ein gutes Album ist, oder findet Ihr, dass Ihr im Nachhinein noch ein paar Dinge hättet besser machen können?



Ja, wir können jetzt vergleichen, und ich habe schon viel verglichen, haha! Natürlich findet man im Nachhinein ein paar Sachen, die man jetzt anders machen würde, wenn man die Möglichkeit hätte, noch etwas zu verändern. Aber alles in allem ist "Conspiracy In Mind" ein großartiges Album gewesen, und wir haben es mit ein bisschen Druck hinter uns gelassen, weil die Erwartungen nun sehr groß gewesen sind. Ich habe das Debüt erst jetzt wieder im Auto auf dem Weg zur Arbeit gehört, und ich höre es nach wie vor gerne!



Das Debüt erreichte ja auch im Buch "Best Of Rock & Metal - Die 500 Stärksten Scheiben Aller Zeiten", das von der "Rock Hard" - Redaktion veröffentlicht wurde, den Platz 497…



Ja, hahaha! Ich weiß nicht, was sie über das Album denken, aber es ist absolut weit weg von dem, was wir damit erreichen wollten! Die Scheibe ist kein Mainstream, und sie ist recht schwer zugänglich. Es ist fantastisch, wir wurden ja auch als "Bester Newcomer 2005" gewählt… was können wir noch mehr verlangen?!



"Conspiracy In Mind" ist gerade mal erst ein Jahr alt. Wie habt Ihr denn "Waves Of Visual Decay" so schnell fertig bekommen?



Nun, viele der Songideen zu dem Album waren schon sehr früh vorhanden. Und als wir nach den Aufnahmen zum Debüt aus dem Studio kamen, legten wir keine Pause ein oder machten Ferien. Wir wollten so schnell wie möglich weiter Musik machen. Als wir dann bemerkten, dass wir genug Ideen für einen Nachfolger haben, teilten wir unserem Label mit, dass wir das Album noch gerne vor dem Sommer veröffentlichen würden. Wir machten uns daraufhin selbst ein wenig Druck. Es sollte eine ganze Stunde an Musik aufgenommen werden, und als wir sie zusammen hatten, buchten wir ein Studio und nahmen die sieben Songs auf. Solange man das Material fertig hat, muss man doch keine zwei Jahre warten, bevor man das Album auf den Markt bringt. Außerdem ist das Debüt jetzt noch frisch in den Köpfen, und die Leute werden sich hoffentlich an uns erinnern, wenn die neue Scheibe herauskommt.



Es kommt aber ein wenig das Gefühl auf, dass Ihr das neue Album so schnell fertig bekommen musstet…



Wir wollten damit einfach nicht zu lange warten, aber auf der anderen Seite auch nichts veröffentlichen, mit dem wir nicht zufrieden waren. Auch fanden wir es nicht so gut, mehr Songs zu schreiben, bevor wir ins Studio gehen.



Bereits beim letzten Interview zu "Conspiracy In Mind" meintest Du, dass schon Songs für einen Nachfolger fertig seien. Seid Ihr denn so fixe Songwriter?



Nun, wir setzen uns mindestens einmal die Woche zusammen, für Rehearsals, etc., außerdem sitzen wir nicht herum und spielen nur die alten Sachen, sondern wir arbeiten ständig an neuem Material und neue Ideen aus! Und immer, wenn wir auf etwas warten mussten, wie etwa auf den Release des ersten Albums, die Tourdaten, die Promotion, etc., werkelten wir an den neuen Stücken. Wir sind auch schon dabei, Ideen für ein weiteres Album zu sammeln, so dass wir kontinuierlich neue Musik schreiben. Ich sitze zu Hause oft mit meiner Gitarre und probiere neue Musik oder Gesang aus. Und am Ende sind sehr viele Ideen fertig, und es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, mit den Jungs alles zu rehearsen und die endgültigen Songs fertig zu stellen.



Aber wenn Ihr so schnelle Songschreiber seid, dann kann ich mir vorstellen, dass Ihr viel mehr Songs geschrieben habt, als auf dem Album stehen.



Ja, wir hatten mehr Ideen für noch mehr Songs, aber ich sehe das alles als langen Prozess. Ich habe auch viele Songs aus früherer Zeit, auf die ich noch zurückgreife, weil ich sie einfach zu gut finde, um sie hinter mir zu lassen. Beim ersten Album gab es keine "Leftovers", weil wir keine Songs geschrieben hatten, die nicht gut genug für die Scheibe waren. So haben wir es auch mit dem Nachfolger gehalten. Die Ideen, die nicht gut genug sind, werden gleich verworfen, bevor sie sie zu einem Song werden. Darum gibt es bei uns kein übrig gebliebenes Material, und man investiert keine Arbeit in Dinge, mit denen man nicht zufrieden ist.



Auffällig ist, dass "Waves Of Visual Decay" die gleiche Struktur hat wie "Conspiracy In Mind". Es sind sieben überlange Songs bei ähnlicher Spielzeit. Mögt Ihr keine kürzeren Stücke?



Wir denken gar nicht darüber nach! Wir nehmen keine Zeiten von den Songs nach dem Motto: "Jetzt haben wir vier Minuten, das reicht!". Wir versuchen, jeden Song mit allem, was er beinhalten soll, fertig zu stellen. Am Ende schauen wir, wie lang er ist und staunen selbst über die Spielzeit. Wir wollen die Stücke aber nicht kürzen, solange sie unserer Meinung nach in Ordnung sind. Ich denke, es verhält sich so, dass ich ein Stück von etwa fünf Minuten Länge schreibe und die anderen Bandmitglieder danach noch weitere Ideen einbringen. Der Song entwickelt sich dann noch weiter, und wenn wir meinen, dass eine Idee hinein genommen werden soll, dann nehmen wir sie auch auf. Und wir haben nun mal so viele Ideen! Vielleicht wird es auf dem nächsten Album ein vierminütiges Stück geben, keine Ahnung. Das ist eben unsere Arbeitsweise!



Meiner Meinung nach ist das neue Album auch ein wenig thrashiger als der Vorgänger.



Ja, ein bisschen thrashiger und heavier, das stimmt!



Außerdem arbeitest Du etwas mehr mit höherem Gesang.



Das habe ich schon auf dem ersten Album gemacht, aber nicht so viel, mehr im Hintergrund. Aber dieses Mal wollte ich etwas variablere Vocals und auch ein wenig düsterer. Es sollte einfach interessanter werden, als immer nur in einer Tonlage zu singen, und ich denke, das hat auch gut geklappt. Spaß hat es außerdem gemacht, all diese verrückten Sachen zu singen, haha!



Was soll der Titel "Waves Of Visual Decay" genau aussagen? Das klingt sehr spirituell.



Nun, der Titel kann auf viele unterschiedliche Arten erklärt werden. Die Leute werden für sich ihre eigene Bedeutung finden, aber natürlich habe ich meine eigene Vorstellung davon. Es ist kein Konzeptalbum, aber alle Stücke können mit diesem Titel verknüpft werden. Auch das Cover - Artwork drückt die Handlungen der Stücke aus, was etwa soviel bedeutet, dass uns die Medien mit Fernsehen, Radio, etc. füttern und wir das glauben, was wir sehen. Das wirft die Frage auf, wer entscheidet, was wir sehen dürfen. Es geht um Manipulation, Korruption und um die Frage, ob das, was wir sehen, auch die Realität ist. Es ist eine sehr düstere Thematik, die sich mit der Frage befasst, was wirklich außerhalb unserer Wohnzimmer passiert. Die Texte sind auch sehr offen, so dass sich jeder sein eigenes Bild machen kann. Für Dich ist es spirituell, das ist eben Deine Interpretation, und so soll es auch sein! Es ist für mich auch einfacher, über solche Dinge zu schreiben als über fröhliche Themen.



Im letzten Interview hast Du gesagt, dass Du viele Deiner Inspirationen aus dem Fernsehen bekommst, und der Typ auf dem Cover schaut in diesem Moment auch ins Fernsehen. Ist das bewusst so gemacht?



Ja, die Figur wird mit Informationen gefüttert. Es stimmt, dass viele meiner Einflüsse daher kommen, und der Titel und das Artwork drücken für mich auch etwas in dieser Richtung aus. Da wir schon darüber gesprochen haben, weißt Du es, aber die ganzen Leute nicht.



Ihr werdet teilweise immer noch mit SANCTUARY / NEVERMORE verglichen. Seid Ihr denn immer noch maßgeblich von diesen beiden Bands beeinflusst?



Nein, das würde ich nicht sagen. Ich kann verstehen, dass uns die Leute mit NEVERMORE oder sogar SANCTUARY vergleichen, aber das liegt wohl hauptsächlich an meiner Stimme und daran, wie ich singe. Ich persönlich sehe es nicht so, dass wir diesen Bands so nahe sind. Es wird auch behauptet, dass wir ein Rip - Off davon seien, aber das kommt von Leuten, die vielleicht ein Stück von uns kennen oder uns nur kurz gehört haben. Wenn man sich das Album anhört, dann wird man schnell feststellen, dass es nach COMMUNIC klingt und nicht nach einer dieser Bands. Natürlich haben wir unsere Wurzeln, aber NEVERMORE haben die Musik von COMMUNIC nicht sonderlich beeinflusst. Ich bin stilistisch eher im älteren Thrash Metal beheimatet, wie etwa frühe MEGADETH, TESTAMENT, METALLICA oder Stoff aus den frühen 90ern. Dann kamen Bands wie FATES WARNING, QUEENSRYCHE,… es ist eine große Suppe aus Allem! Und die anderen Jungs in der Band hören ihre eigenen Sachen und bringen daher auch eigene Ideen mit. Darum denke ich, dass unsere Musik sehr eigenständig ist und wir keine andere Band kopieren.



Der Vergleich ist ja auch mehr als Kompliment zu verstehen!



Wir nehmen es auch niemandem übel, wenn er uns mit diesen Bands vergleicht, denn sie gehören zu den besten Bands überhaupt. Ich habe auch kein Problem damit, und ich kann auch verstehen, warum die Leute immer Vergleiche suchen.



Geht Ihr drei eigentlich einer geregelten Arbeit nach, bzw. habt Ihr normale Jobs?



Ich habe eine eigene Firma, in der ich Grafikdesign, Magazine, Bücher und so etwas mache. Tor (Atle Andersen - Drummer - Anm. d. Verf.) ist Mechaniker, aber Erik (Mortensen - Bassist - Anm. d. Verf.) ist der einzige in der Band, der keinen regulären Job hat.



Du hast vorhin QUEENSRYCHE erwähnt. Dann bist Du doch sicher auch ein Fan von deren Album "Operation Mindcrime" und hast den zweiten Teil davon gehört?!



Ja, aber ich war nicht unbedingt glücklich damit. Ich habe es aber auch erst einmal gehört, und vielleicht braucht es ein paar Durchläufe mehr, haha! Der erste Teil ist echt klasse, darum hatte ich auch große Erwartungen an den zweiten Teil.



Und irgendwie habe ich das seltsame Gefühl, dass "Waves Of Visual Decay" allgemein besser ankommen wird und bessere Kritiken erhält als "Operation Mindcrime II".



Hahaha! Ja…




Review:

The Age Of Rock

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Bei den Saarländern UNDER PRESSURE von einer "Nachwuchsband" im eigentlichen Sinne zu sprechen wäre schon etwas arg untertrieben, denn dieser klassische Dreier besteht aus absolut erfahrenen Musikern jenseits der 30. Diese Reife bzw. Erfahrung hört man auf dieser professionell gemachten CD "The Age Of Rock" bei jeder einzelnen Note, und das sind hier einige auf über 60 Minuten Spielzeit. Hier sind richtige Könner am Werk, die Band gibt es jetzt schon seit fast drei Jahren und bezeichnet ihren Stil selbst als "Modern Hardrock", man will Rockmusik jenseits aller "Sex and Drugs and Rock’n’Roll" Klischees machen (gerade bei den Texten) und dies ist UNDER PRESSURE tatsächlich bestens gelungen. Mit einer ausgesprochenen Rhythmusbetonung und absolut coolem Riffing haben die Jungs eine absolut hörenswerte Mischung aus Classic Rock, ein bisschen Funk, leichte Jazzsprenkeln und auch sehr viel unterschwelligen Progappeal zusammengezimmert. Auch wenn es fast nicht machbar erscheint - UP sprechen damit gleichermaßen die Traditionalisten mit straighten Tracks wie "Living On Stage" oder "Time For Love", genauso wie Anhänger von eher Classic Rock inspirierter Kompositionen "Ready To Rock" aber auch die Superanspruchsvollen detailverliebten Hörer "Nothing Is like It Seems" werden hier ihre helle Freude haben. Gerade die immer mal wieder eingebauten sehr gelungenen Progeinschübe kommen nie zu oberlehrerhaft daher sondern bleiben durchaus erdig. Mit diesen Parts manche nennen es etwas negativ "Kopfmusik" wird es aber hier nie übertrieben, es ist mitunter zwar (recht) anspruchsvoll aber trotzdem stets nachvollziehbar - so kommen eher schlichtere Gemüter genauso wie Detailfetischisten auf ihre Kosten. Die gute Mischung macht es einfach, so passen Einflüsse von Rockheroen wie VAN HALEN, RUSH und TOTO wunderbar zusammen und werden .a. im Song "Believe" miteinander verwoben und stehen gleichberechtigt nebeneinander. UP sind vom Songwriting her gesehen ganz klar stark durch die 70/80er Jahre geprägt, ist ja auch kein Wunder beim alter der Protagonisten, aber die Band schafft es trotzdem dabei modern zu klingen und sich bzw. diese Musik neu zu definieren. Dies liegt auch an der wunderbar differenzierten und glasklaren Produktion, bei der jedes Instrument deutlich herauszuhören ist und nicht alles irgendwie zusammen in einen Soundbrei vermanscht wurde. Mastermind Ralf Zimmer ist ein erfahrener Funk- und Jazz-Bassist der hier wirklich einen absolut coolen Part runterzockt und auch mit einer sehr abwechslungsreichen Stimme irgendwo zwischen ROGER CHAPMAN, GEDDY LEE und BERNIE WEISS (AXXIS) aufwarten kann. Der ebenfalls studierte Gitarrist Dirk Hofacker kann und will zu keiner Zeit seine deutlichen VAN HALEN Vorlieben verleugnen und macht ebenfalls einen richtig klasse Job, so was innovatives haben wir von Eddy schon seit Jahren nicht mehr gehört. Am Schlagzeug gab es zuletzt einen Besetzungswechsel aber der hier noch trommelnde Karsten Wernet wird mit seiner Power sowie außergewöhnlichen Stil sicher eine große Lücke hinterlassen.

UNDER PRESSURE vermitteln auf "The Age OF Rock" gekonnt Anspruch mit großer Virtuosität sowie packender Energie, so daß die vielen songwriterischen Details trotzdem noch locker daherkommen und der Spaß jederzeit hörbar im Vordergrund steht. Bitte weiter so!!

The Age Of Rock


Cover - The Age Of Rock Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 63:9 ()
Label:
Vertrieb:

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