Review:

Spock´s Beard

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SPOCK’S BEARD die Neunte - eines der Flagschiffe der progressiven Rockmusik gibt sich die Ehre und betitelt ihr neustes Werk schlicht mit sich selbst. Das Quartett um Sänger, Gitarrist und Schlagzeuger Nick D’Virgilio begibt sich dabei auf neue Pfade und lotet so auch ein wenig die Toleranz ihrer Fans aus. Wie schon auf dem experimentellen "Feel Euphoria" und dem recht direkten "Octane" suchen SPOCK’S BEARD auch auf Album Nummer drei der Nach-Neal Morse-Phase Ihren Sound - diesmal sogar mit echter orchestraler Unterstützung. "On A Perfect Day" eröffnet noch als Reminiszenz an vergangene Tage und das nachfolgende Instrumentalstück "Skeletons At The Feast" dürfte als technische Fingerübung der Extraklasse angehende Progbands zur Verzweiflung treiben. Mit "Is This Love" kommt dann eine neue, wohl auch von Bassist Dave Meros angetriebene Ausrichtung zum Vorschein. Recht eingängig, mit am Blues orientierten Elementen arbeitend und mit eher unterschwelligen progressiven Spielereien versehen klingen SPOCK’S BEARD nicht immer nach SPOCK’S BEARD. Das wird fraglos nicht jedem gefallen - einer neutralen Bewertung halten aber die Songs durchaus stand. SPOCK’S BEARD müssen den Spagat wagen sich weder selbst zu kopieren, noch sich in unwegsamen Experimenten zu verlieren - und dies alles unter dem übergroßen Schatten des ehemaligen Bandleaders Neal Morse. "Spock’s Beard" darf da durchaus als Versuchsballon verstanden werden, auf dem neben den oben genanten Stücken auch Tracks wie das Überlange "With Your Kiss", das fast schon in Pop-Gefilden angesiedelte "All That Left", die wunderschöne Ballade "The Slow Crash Landing Man” oder ein ziemlicher Blues-Rocker wie "Whatever You Stand" zu gefallen wissen. Mit dem über 17-minütigen, vierteiligen "As Far As The Mind Can See" gibt es dann gegen Schluss noch das zu erwartende, abwechslungsreiche Epos, welches aber trotz hohem Anspruch nicht ganz die Tragweite vergleichbarer Songs älterer Alben aufweist. Auch wenn die große Faszination vergangener Tage bei SPOCK’S BEARD nur noch vereinzelt hervorbricht, die Bärte Anno 2006 sind anders, aber immer noch richtig gut.

Spock´s Beard


Cover - Spock´s Beard Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 77:11 ()
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Murder Nature

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Auch wenn er hier nicht die treibende Kraft stellt, galt es wohl einmal mehr Herrn Kristoffer Garm Rygg kreativ auszulasten. Dem Sänger von ULVER (und früher auch der Black Metal Allstars ARCTURUS und BORKNAGAR) wurde mit HEAD CONTROL SYSTEM (ex-SinDRomE) eine neue Spielweise geschaffen. Den zweiten Teil des Duos füllt der portugiesische ex-SIRIUS, jetzt RE:AKTOR-Drummer Daniel Cardoso. Soweit so gut. Um diese beiden unter einen Hut zu bringen scheint die Strategie klar: Cardoso muss mutiger werden, während Rygg einen Gang zurückschaltet. Und so ist es auch geschehen. Das allein macht "Murder Nature" weder gut noch schlecht. Auch wenn man vom Kopfkino eines ULVERschen "Perdition City" weit entfernt ist, kann gleich der Opener "Baby Blue" mit Ryggs Vocals die Trademarks festnageln. HEAD CONTROL SYSTEM ist rockiger als ULVER und origineller als RE:AKTOR. Klarere Drumlines und bisweilen echte Rockgitarren stellen Avantgardeansprüche zurück ohne sie ganz zu negieren. Die Qualität beider Musiker hört man zu jeder Sekunde. Das relaxte "Kill Me" wurde rückwärts auf die CD gepresst und erstaunt durch entsprechend "gedrehte" Anschlagsdynamik und markiert die verspielte Seite des Projekts. Das mit brettharten Gitarren beginnen "Wonderworld" etwa driftet in eine krude Vocalspielerei am Ende des Songs. Etliche Male wechselt die Stimmung innerhalb eines Tracks, jazzige Parts tauchen nur selten auf. Und trotz ebensolcher Parts und interessanter Tonart in "Blunt Instrumental" fehlt mir hier ohne Ryggs Gesang ein wichtiger Part in der Musik. Und vielleicht sind es grade die bei aller Originalität erstaunlich leicht zu hörenden Songs im Vergleich zu etwa ULVER, die HEAD CONTROL SYSTEM das ein ums andere mal so unzwingend machen. Und damit nicht gut genug.

Murder Nature


Cover - Murder Nature Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 45:21 ()
Label:
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Gloria

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"Weiterentwicklung” ist für viele Metaller ein rotes Tuch, das Unwort, der Fluch schlechthin und meist ein Vorgang über mehrere Jahre und Alben. Aber selten bis niemals hat es eine Band gewagt, ihren Stil von einem Album zum nächsten um 180 Grad zu drehen, so dass man sich allen Ernstes fragt, ob da nicht das falsche Label auf die CD geklebt wurde. Erinnerten DISILLUSION auf ihrem letzten Werk "Back To Times Of Splendor" noch grob an einen erstklassigen Bastard aus OPETH und PARADISE LOST zu "Icon" - Zeiten, so stellt "Gloria" eine völlige Kursänderung dar, die viele alte Fans der Band gehörig vor den Kopf stoßen dürfte. Den Jungs ist ein äußerst kurioser Soundmix gelungen, den man kaum noch beschreiben kann. Stellt Euch einfach die industrielle Kälte von MINISTRY (inklusive des verzerrten Gesanges), den abgefahrenen Prog - Faktor von PSYCHOTIC WALTZ und die unglaublichen Bombast - Soundteppiche von STRAPPING YOUNG LAD vor, rührt alles einmal kräftig durch, vermischt es und bekommt am Ende nur eine ungefähre Ahnung von der Klangwelt, die DISILLUSION daherzaubern. Die Band übertrifft all diese Größen dabei natürlich nicht, aber entführt den Hörer in eine wirklich fremde Welt, in der er sich erst einmal zurechtfinden muss. Nach dem ersten Hören ist man schier am Verzweifeln, schreibt die Band bereits tot. Zweiter Durchlauf: ähnlich. Dritter Durchlauf: langsames Erkennen des roten Fadens. Zehnter Durchlauf: Abhängigkeit, in den Bann gezogen, morgendliches Aufwachen mit den Songs im Ohr (kein Scheiß!) und einfach fasziniert von Stücken wie dem genialen Opener "The Black Sea" (super eingesetzte weibliche Vocals), dem Groovemonster "Don´t Go Any Further", dem Emotrip "Avalanche", dem fantastischen Titelsong, dem relaxten "Save The Past" oder der geilen Hymne "Too Many Broken Cease Fires". Man könnte noch zeilenweise weiter über die Auswirkungen dieser Platte auf die Anhänger der Band schreiben, aber ich belasse es bei der Aussage, dass DISILLUSION eines der originellsten Alben der letzten Jahre abgeliefert haben. Und egal, was ihnen hiernach droht: sie brauchen sich für nichts zu schämen - im Gegenteil! Hammer!!!

Gloria


Cover - Gloria Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 51:14 ()
Label:
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Creatures Of The Underworld

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Bereits ihr zweites Album "Creatures Of The Underworld" legen uns hier die Jungs von SEID an die verwöhnten Lauscher und tatsächlich, die Mucke der Trondheimer Formation sicher nichts für jedermanns Geschmack bietet. Neben dem für deutsche Ohren schon etwas seltsam klingenden Bandnamen wartet der Vierer mit einem schon recht eigentümlich Songgebäu irgendwo zwischen Progressive Space, Indie und psychedelic Rock auf, wobei vor allem letztere Einflüsse (zu mindestens bei mir) nicht gerade für wohlwollendes Entzücken sorgen. Positiv anzurechnen, von einem ja eher dem Metal zugewandetes Magazin, sind die mitunter recht aggressiven Vocals aber heftigeren Gitarrenparts, die aber dann wieder von den zu stark dominierenden Orgel/Hammond/Mellotron Sounds dominiert und überlagert werden. Ich bin ja auch ein Keyboardfreak aber was uns SEID da manchmal mit ihren schräg nölenden Klimpermelodien zumuten, geht schon stark an die Nerven. Man fühlt sich stellenweise irgendwie an tief in den 60er Jahre verwurzelten Sci-Fi Filmsounds erinnert so eine abstruse Mischung aus "Miss Marple" trifft auf "Raumschiff ORION", liest sich abgefahren gell - stimmt aber so und ist auf CD stellenweise noch viel gräuslicher. Vielleicht sind SEID so eine Art Space DOORS dies trifft die Sache schon eher. Keine Frage, manchmal können die Musiker mit so coolen Namen wie Burt ROCKET, Jan SPACE oder Jürgen KOSMOS durchaus schon musikalisch überzeugen wie z.B. bei dem gelungen fast schon von Heavy Metal geprägten "Cafe Lola" mit seinen energetischen Riffs und Bassläufen. Weitere Aktivposten sind ganz klar "Dragon & Demons" oder "Evil Gnome" und als mit großem Abstand bester Song präsentiert sich dass völlig instrumental gehalten aber geil gemachte "Flight torwards the Sun". Bei diesem relativ entspannt gehaltenen Neunminüter paßt die Mischung zwischen Rock und psychedelic einfach genial, sowohl was die verschiedenen Breaks als auch mitreisenden Melodien und Songaufbau betrifft. Andere etwas langsamer gehaltene Spacerockpassagen wie "Moonprobe" oder "Starla´s Dream" sind nicht übel aber etwas zäh und langweilig gersten, da empfehle ich lieber die Spacproger von DICE. Wären da nur nicht solche viel zu abgedrehten Nummern wie der Titeltrack (mit seltsamen Ska, Polka und Hum-ta-ta Rhytmen) oder auch "Swamp Domm", die mit einem wahrhaften Geisterbahnambiente sowie nervigen Orgelsounds den Zuhörer richtig hibbelich werden lassen. SEID sind ansonsten ganz sicher etwas besonderes und wohl auch mit keiner anderen Band zu vergleichen, ob man dies daher zwangsläufig auch mögen muß, überlasse ich lieber den Genrefreaks. Ist mir einen Tick zu schräg. Ganz witzig gemacht ist noch das Coverartwork, bei dem sich die Jungs in ein Bild von Hieronymus Boschs hineinbasteln liesen, dies paßt irgendwie zu den ironischen Texten von SEID. Drei der Stücke sind in teilweise stark veränderter Form bereits als B-Seiten erschienen ("Café Lola", "Evil Gnome" & "Do as you´re told"). Als kleiner Bonus gibt es noch ein gelungenes Video zur Single "Meet The Spacemen" obendrauf.

Creatures Of The Underworld


Cover - Creatures Of The Underworld Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 49:22 ()
Label:
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Progeny

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Die in 2002 gegründeten SALOME’S DANCE haben sich nicht gerade der leichtesten musikalischen Kost verschrieben. Das Quartett aus Soest ordnet sich selbst irgendwo zwischen A Perfect Circle, Dream Theater, Dredg und Tool ein - "Progeny" - Nachkommenschaft. Wobei der Gesamtsound deutlich in die traurig leidende Ecke tendiert, was auch am emotional angenehmen Gesang von Manuel Wiegmann liegen dürfte. Bereits der Opener "Unseen" mischt diese melancholische Grundstimmung mit Melodie und ausreichend Härte. Das nachfolgende "Recursive" spielt dann mit laut/leise-Dynamik und das eingängige Titelstück "Progeny" offenbart lyrische progressive Gedankengänge. Dazu dann noch fast schon balladesken wie "Go" und der abschließende Rocksong "Dialogue". SALOME’S DANCE legen da einen durchaus beachtenswerten Start hin. Die gut produzierte und auch professionell aufgemachte EP gibt es unter anderem auch auf genannter Bandpage, auf welcher man ebenfalls ein bisschen was zum reinhören findet. Guter Newcomer - für die Zielgruppe zu empfehlen.

Progeny


Cover - Progeny Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 26:38 ()
Label:
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Hollywood Death Scene

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Die Leipziger NITROLYT haben sich 2002 ursprünglich als METALLICA-Coverband formiert. 2003 kam dann schon das erste Album, das den großartigen Namen "Commando Metal" trägt. Nach diversen Besetzungs- und Stilwechseln ist man mit "Hollywood Death Scene" beim vierten Album und dem jetzigen Sound angelangt, in den sich mittlerweile eine gehörige Portion Progressive gemischt hat. Schwer rockende Riffs treffen auf melodische Refrains, Old School-Metal-Parts, instrumentale Frickelparts und komplexe Arrangements. Diese Beschreibung klingt schwer nach DREAM THEATER - und die Musik von NITROLYT tut das auch. Mit den Göttern des Progressive Metal verglichen zu werden, ist natürlich hart, denn man kann nur den Kürzeren ziehen. NITROLYT schlagen sich unter diesen Umständen allerdings erstaunlich gut. Das liegt zum einen daran, dass sie über hohe spieltechnische Fähigkeiten verfügen. Auch die ungradesten Rhythmen und die halsbrecherischsten Breaks werden scheinbar mühelos und gleichzeitig energiegeladen runtergespielt, als wenn das das Selbstverständlichste der Welt wäre. Zum anderen sind die Songs toll komponiert und halten perfekt die Waage zwischen Gitarren-/Drums-Gewitter, Ohrwurmmelodien und musikalischer Verspieltheit. Zudem ist die Produktion mehr als gelungen: Die Gitarren braten fett, die Drums kicken, und trotzdem ist der Sound sehr transparent. Der einzige Kritikpunkt geht an Sänger Stephen. Zwar beherrscht er souverän alle Stimmlagen, aber an einigen Stellen fehlt noch etwas Volumen und Druck. Insgesamt kann man die Musik von NITROLYT sicherlich nicht als besonders innovativ bezeichnen, denn dazu bedient sie sich zu sehr bei DREAM THEATER. Aber die Songs und das musikalische Können der Band sind absolut überzeugend. Für eine so junge Band ist "Hollywood Death Scene" ein beeindruckendes Album geworden.

Hollywood Death Scene


Cover - Hollywood Death Scene Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 37:42 ()
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Downfall Of Honesty

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"Inertia", der direkte Vorgänger von "Downfall Of Honesty" konnte Kollege Knackstedt vor zwei Jahren nicht überzeugen. Zum direkten Vergleich kann ich das Album leider nicht heranziehen, aber was die Frankfurter COURAGEOUS auf ihrem neuen Longplyer abliefern ist ein gelungener Mix verschiedenster Genres und anscheinend eine Steigerung zum letzten Output. Technisch anspruchsvoll, haben COURAGEOUS keine Scheu vor ungewohnten Wegen beim Songwriting und schaffen es spielend traditionellen Metal bös-thrashigen Anleihen und sogar New Metal zu vermischen, was in sehr komplexen Songs resultiert, die den Hörer auf eine gefühlsmäßige Achterbahnfahrt mitnehmen. Die Gitarrenarbeit haben COURAGEOUS in den Vordergrund gerückt, vollkommen zu recht: die Saitenfraktion zeigt stellenweise beeindruckende Fähigketien ("Sacrified Hypocrisy"), kann aber auch anständig braten und die Song vorantreiben. Um das qualitativ ebenso hochwertige Spiel von Basser und Drummer gebührend würdigen zu können, muss man sich "Downfall Of Honesty" schon viele Male intensiv zu Gemüte führen, wird dann aber mit der Erkenntnis belohnt, dass auch hier echte Könner am Werk sind. Als Letztes bleibt noch der Gesang. Sänger Chris schafft locker den Wechsel von emotionalen, klar gesungenen Parts zum aggressiven Weirdo, wie im abgefahrenen "The Gut", verläßt scih aber meist auf seine volle normale Stimmlage. Der Name Warrel Dane kommt einem da nicht von ungefähr in den Sinn - und genau wie der Seattler kann auch Chris auf ganzer Linie überzeugen und den elf Songs seinen Stempel aufdrücken. "Downfallll Of Honesty" präsentiert COURAGEOUS als technisch exzellente Truppe, die dazu noch ebenso abgefahrene wie eingängige Songs schreiben kann, die sich nicht so einfach auf ein Genre beschränken lassen. Für diese Leistung, die in elf tollen Songs resultiert, muss man COURAGEOUS Respekt zollen. Die Jungs könnten die deutsche Antwort auf NEVERMORE werden!



PS: Die Spielzeitangabe bezieht sich auf die ausfadende Promo-Version.

Downfall Of Honesty


Cover - Downfall Of Honesty Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 33:41 ()
Label:
Vertrieb:
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Signal To Noise

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Manchmal ist es doch eher schädlich, wenn man sich als Schreiberling wirklich auf eine Platte freut und mit einigem Erwartungsdruck die CD in den Player schiebt und das Ergebnis einen dann leider eher nicht so überwältigt. Geschehen so mir mit dem aktuellen Werk der norwegischen Progrocker von WHITE WILLOW, über deren letzte CD "Storm Season" es soviele positive Kritiken gab. Enttäuschend als Gesamteindruck für die aktuelle "Signal To Noise" Scheibe wäre zu hart aber doch bleibt irgendwie der Eindruck zurück, hätte die Band sich stilistisch und auch inhaltlich nicht so verzettelt, wäre am Ende ein homogeneres Album herausgekommen. An der starken Produktion von KAI HANSEN liegt es jedenfalls nicht, auch nicht am gelungenen Coverartwork aber die mitunter zu stark experimentell angelegten Songs sowie zu abstrakten Klangbilder lassen einfach desöfteren den Drive und Kompaktheit vermissen. Ein gutes Beispiel ist schon der Opener "Night Surf" der fast drei Minuten in langweilig-wirren BJÖRK Attitüden versinkt ehe die Band dann endlich so richtig Gas gibt um dann erst in fast reinster Progmetalmanier richtig gut loszurocken. Bei "Splinter" beginnen WHITE WILLOW in bester Neoprogtradition mit singenden Gitarren und einem weiten Arrangement aber dann im Zwischenteil diese fast gehauchten Vocals, einem kirchlichen Kanon nicht unähnlich, passen dann irgendwie überhaupt nicht zum Rest. Mit allerlei verqueren Sounds, arabischen Klangelementen sowie viel Melltron wartet dann das Instrumental "Ghosts" auf und die sphärischen Gitarren sind so schlecht nicht aber es klingt trotzdem irgendwie so hingeschlampt. Bandleader Jacob Homlupo wollte dieses fünfte Werk mit modernen Elementen aufpeppen, dies ist nur bedingt gelungen. Ähnlich wie THE GATHERING hat man sich etwas zu weit von den ursprünglichen musikalischen Wurzeln entfernt. Die neue Sängerin Trude Eidtang ist zum Glück kein Sirentyp aber die Gesangsleistung mit ihrem glockenhellen Organ ist mir zu eindimensional und zu wenig mitreißend. Höhepunkt der schwächsten kompositorischen Leistung ist dabei ganz klar dass viel zu popig geratene "Joyride" (kein ROXETTE Cover!) eine Art Song der Marke THE CORRS meets SUZAN VEGA. Dass die Band aber doch auch anspruchsvollen Musik in bester Retromanier mit weiten Spannungsbögen über 9 Minuten mit vielen Rhythmus/Tempi und Stimmungswechseln machen kann, zeigt ein Track wie das recht düstere "The Lingering" mit den schweren Riffs zu Beginn und diesen unheimlich leichten Leads, dass ich eher als Postrock, denn Gothic bezeichnen würde. Ebenfalls sehr gelungen der beste Song des Albums "Dusk City" mit diesen energetischen Bassläufen auch hier stimmt der Mix zwischen verträumt gefühlvollen Passagen und richtig aggressiven Vocals und einer nachvollziehbaren Melodie. Hier sollten WHITE WILLOW vielleicht zukünftig eher weitermachen und überflüssige instrumentale Verwerfungen, bei allem vorhandenen technischen Können eher außen vor lassen. In diesem Bereich sind ansonsten PAATOS derzeit eindeutig stäker. Wer aber mit den moderneren Spätwerken von THE GATHERING etwas anfangen kann, sollte eventuell auch hier glücklich werden.

Signal To Noise


Cover - Signal To Noise Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 09
Länge: 51:32 ()
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Silence

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Wenn jemand von "Prog Rock” spricht, gehen bei Dir direkt die Lampen aus? Is’ Dir alles zu altbacken, zu sehr Genesis und Pink Floyd? Und Marillion haben für Dich seit der Childhood eh nichts Nennenswertes mehr auf die Kette bekommen? Na, dann wird’s aber mal Zeit, sich den Kies aus den Muscheln zu reiben, Sportsfreund! Denn Wasa-Länd hält hier einen ganz feinen Happen modernen(!) Prog Rocks für uns bereit: Mit "Silence" liefern A.C.T. bereits ihr viertes Album ab, und das tönt auf gewohnt hohem Standard.
Songs wie das traumhaft sicher in Szene gesetzte "This Wonderful World" sind verkappte Pop(!)-Hymnen zum Sich-rein-fallen-lassen. Der Fünfer versteht es, wie keine einzige andere Band der Szene, die genretypische Verzagtheit zu ignorieren und positive Stimmung zu verbreiten - da passt die augenzwinkernde Verneigung vor den Prog-Giganten Rush zu Beginn von "Useless Argument" und die immer wieder mal ausgepackte Metal-Axe nur zu gut ins wunderbare Gesamtbild. Trotz des dünnen Drumsounds: Herausragend! (heavy)



Meine schwedische Lieblings Prog-Pop Group A.C.T sind endlich wieder da, mit neuem Label und dem Album "Silence", sie zeigen dabei eindrucksvoll, warum mir die Jungs fast vier Jahre lang so gefehlt haben: Dieses Quintett zeigt sich erneut als Meister des 4-Minuten Progrocks.

A.C.T sind der Beweiß, dass Eingängigkeit und Anspruch doch zusammenpassen und nicht auf Kosten von Songwriting oder auch filigranen Fertigkeiten gehen müssen, sondern gekonnt miteinander harmonieren. Insbesondere die vornehmlich warmen sowie optimistisch hell gehaltenen Vocals erinnern in ihrem in leicht pathetischen Bombast eingebetteten Songstrukturen an Bands wie ELO, SUPERTRAMP oder auch QUEEN ("Call In Dead"). A.C.T bleiben sich aber trotzdem zu jeder Minute absolut treu und frönen dankenswerterweise ihrem leichten Hang für leicht skurile Momente bzw. Überraschungen. Satte 19 Tracks inklusive diverser instrumentaler Zwischenstücke, Reprises, Brücken wurden auf "Silence" so gekonnt und mit einer ungeheuren Leichtigkeit zusammengebastelt, dass dem Hörer unter zunächst vermeintlicher Easy-Listening Beschallung immer wieder mal Proghäppchen mit vielen Rhythmus sowie Tempiwechsel serviert werden - klasse gemacht. Die CD ist dabei außerdem in zwei verschiedene "Strukturen" aufgeteilt, wobei die ersten 10 Songs jeder für sich einzeln alleine steht, auf der anderen Albumhälfte gehen die Stücke dann ineinander über. Als Highlights der freien Tracks sind für mich ganz klar "This Wonderful World" eine melancholische Progpopnummer erster Güte , dass wunderbar 80er lastige "Out Of Ideas" sowie "The Voice Within" mit seinem mitreißenden gute Laune Feeling. Ich kann mir außerdem nicht helfen der Anfang des komplexeren Teil des Albums erinnert mich irgendwie an eine alte Gilbert O’SULLIVAN Schnulzennummer (dieses Thema taucht auch zwischendurch sowie am Schluß nochmal auf) aber der darin vorkommende fast metallische Mittelteil zeigen A.C.T wieder von ihrer überraschenden Seite und entführen den Hörer dann weiter mit vielen melodramatischen Momenten und verschachtelten Parts in eine recht tragische Story. Nicht nur beim heimlichen Titelstück "Johanna" sondern gerade bei dem genialen "A Wound That Won’t Heal" tauchen dann gleich mehrere SAGA meets IQ Dejavus in Serie auf - Neoprog trifft Pomprock. Die Story selbst handelt von einer jungen Frau mit unbedingtem Babywunsch, die - aufgewühlt nach heftigem Streit mit ihrem Freund - ein herannahendes Auto übersieht. Die Schweden schaffen hier aber gerade bei den gefühlvollen Stellen den schmalen Spagat zwischen packenden Melodien sowie unaufgesetzt wirkenden vertrackteren Parts. Einzige leichte Kritikpunkte eines ansonsten formidablen Werkes ist der etwas zu flache Drumsound sowie ein zu mittelmäßiges Cover ansonsten gilt hier - Gratulation A.C.T für 64 Minuten abwechslungsreiche Musik!

Silence


Cover - Silence Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 64:27 ()
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Movements And Detail

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BOLT sind eine Ami-Truppe aus South Carolina und werkeln auf diesen 11 rein instrumental gehaltenen Stücken ihres zweiten Albums (das eigentliche Debüt "Circadian Rhythm" ist bei uns zeitgleich veröffentlicht worden) insgesamt recht unterhaltsam unter dem wie auch immer zu definierenden Oberbegriff "progressiv". Vom Cover her mit seinem leichtem Aliencharakter könnte man eventuell Spacerock vermuten aber weit gefehlt auch Begriffe wie Retro/Postrock oder gar Metal kennzeichnen diese Mucke nur relativ unzureichend. Auch die beiden Hauptprotagonisten zeigen neben Spielfreude sowie gekonnten meist relativ geradlinigen Melodien mit vielen abwechslungsreichen Riffs, dass sie ab und an gerne etwas "heftiger" zur Sache gehen. Richtig Experimentell oder gar fusionmäßig unterwegs sind diese Jungs übrigends nie, macht aber nix, denn es muß ja nicht immer spröde-sperrig klingen. Der Sound ist insgesamt ganz in Ordnung, wenn auch der Gastpercussionist mit seinen oftmals etwas zu beckenlastigen und etwas hohl klingenden Parts den Songs etwas von der Dynamik nimmt. Die Tracks sind zwar komplex gehalten, grooven auf "Movement And Detail" schon noch ordentlich stellenweise wird es dann aber auch schon mal etwas langweilig, da die Schose zu spannungslos aufgebaut ist. Es wird großen Wert auf Rhythmik gelegt mit betont eingestreuten Bassläufen ohne es jetzt mit Breaks ohne Ende zu übertreiben, hier dürfen sich Klänge auch mal entfalten ohne Hochgeschwindigkeitsgenudel - BOLT haben genügend solide Ideen und vor allem, die Band klingt wirklich sehr eigen. Manch einer wird mit nach dem Anhören sicher zustimmen aber letztlich fehlt einfach der gewisse Kick, der die manchmal sogar fast zu "normal" eingängig gehaltenen Songs etwas aus der gepflegten Monotonie herausreist. Würde es nur mehr solch gelungener Songs wie "Anaphase" geben. Trotzdem ist diese Scheibe irgendwie ganz gut anzuhören, mal vom schwerfälligen Opener abgesehen, der Frickelanteil hält sich schön in Grenzen, die Gitarren dürfen sich mit harmonischen Läufen austoben und so hat man nicht den Eindruck von effekthascherischen Instrumentalorgien, wenn jetzt noch etwas mehr Biss sowie Begeisterung zum Ausdruck kommen würde - "Movements and Detail" hätte dass Zeug zu mehr, als nur für angenehme Hintergrundmusik im Progmäntelchen zu taugen. Wer mehr dazu hören möchte, dem sei die MySpace-Seite der Band für einige Hörbeispiele empfohlen.

Movements And Detail


Cover - Movements And Detail Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 47:30 ()
Label:
Vertrieb:

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