Mein Review Nummer 600 für MI, da sollte schon etwas Besonderes besprochen werden und die Scheibe "The Dark Third" ist ganz zweifellos ein solch würdiges Hammeralbum. Für mich haben die sechs Briten von PURE REASON REVOLUTION ganz klar schon jetzt einen vorderen Platz in den Jahresbestenlisten 2007 sicher. Die Formation ist von ihrer musikalischen Bandbreite erfreulicherweise deutlich in anderen Fahrwassern wie derzeit angesagte "einfach" Kapellen im Stile der ARTIC MONKEY’S oder KAISERCHIEFS unterwegs, trotzdem sind gewisse Parallelem in Punkto eingängigeren Melodien nicht ganz von der Hand zu weisen. Andererseits agiert man wiederum nicht so in massiven Härtegraden wie z.B. die Landsmänner der Prog-Metalformation THRESHOLD. Trotzdem verstehen es PURE REASON REVOLUTION zwischen all ihren hymnischen Chorussen und Wechselgesängen ein ordentliches Pfund einzupflegen, deutliche Anleihen an LED ZEPPELIN lassen sich nicht verbergen. Das lange Intro "Aeropause" steht zwar mehr oder weniger als recht (gut gemachte) ganz offensichtliche Blaupause eines typischen PINK FLOYD Klangmusters, aber im Verlauf der weiteren 65 Minuten entledigt sich die Band völlig jegwelcher fremden Federn und entwickelt ein ungeheuer intensives Klangerlebnis. Schon der ungewöhnliche Bandname, dieser ist teilweise vom Philosoph Emanuel Kant beeinflusst ("Kritik der reinen Vernunft") zeugt von einer sehr differenziert denkenden Band und der Albumtitel steht letztlich für das eine Drittel des Lebens, welches der Mensch nur mit Schlafen verbringt. "The Dark Third" beschäftigt sich als eine Art Konzeptalbum mit sämtlichen Phänomenen rund um Schlaf und Traum. Die Musik mit ihren weitläufig, progressiven Gefilden trägt diese Texte mit zahlreichen Sprengseln aus Post/Art/Spacerock, elektronischen Samples und ganz viel psychedelischen Elementen. Und dann immer wieder diese transzendenten Melodien und Hooks - einfach zum reinlegen, irgendwelche Begrenzungen sind bei PRR nicht auszumachen.
"Unsere Maxime lautet, dass es für Songs keine Regeln gibt. Sie können jede beliebige Länge und jede Instrumentierung annehmen. Meine Gedanken und Gefühle äußern sich klar und intensiv, wenn ich sie frei und ungezwungen mit Musik verbinde", erklärt der Gitarrist Jon Courtney.
Die vermeintlich zarte Stimme von Sängerin Chloe Alper entführt den Hörer immer wieder in die ausufernden Klangwelten einer Band, auch die anderen männlichen Vocals sind eher relativ unspektakulär, aber die Zusammensetzung als Ganzes macht hier den eigentlichen Reiz aus. PRR geraten dabei traumhaft sicher nie in die Gefahr ins Belanglose abzudriften, insbesondere die Mischung aus Indierockgitarren und heftigeren Rockriffs ist einfach klasse gemacht. Auch Dank der galaktisch guten Produktion von Paul Northfield (Gentle Giant, Rush, Marilyn Manson, Suicidal Tendencies und Porcupine Tree) besticht "The Dark Third" durch eine sehr intensive und vor allem dynamische Ausstrahlung mit viel Laut/Leise-Wechselspielen. Aber auch kuriose Breaks mit Ambient Trip Hop Sounds wie bei "Voices In Winter/In The Realms Of The Divine" finden hier ihre Berücksichtigung. Als zentraler Track des Albums steht das knapp zwölfminütige Epic-Masterpiece "The Bright Ambassadors Of Morning" welches beginnend mit sphärisch wummernden Keys a la Jean Michel JARRE sich mit einem chill-out Zwischenteil hin zu einem unheimlich intensiv-atmosphärischen Monsterrocktrack mit fetten Riffs verwandelt. Die wunderbaren Gesangsharmonien mit den üppig bombastischen Chorarrangements erinnern dabei teilweise an das geniale Lucassen Projekt STAR ONE. Ein atmosphärisch absolut spitzenmäßiges Album ohne Schwächen, das nie langweilig wird.
"The Dark Third" ist jetzt über InsideOut Music in einer von den bereits vorliegende US- und UK-Ausgaben abweichenden Version - mit modifiziertem Artwork und Booklet sowie einer fünf Tracks umfassenden Bonus-CD (die mir hier leider nicht vorlag) erschienen. Zwei dieser Stücke sind bislang unveröffentlicht, einer ("In Aurelia" stammt von der EP "Cautionary Tales For The Brave", zwei weitere ("The Exact Colour" und "The Twyncyn/"Trembling Willows") von der UK-Version des Albums.
REDEMPTION haben mit ihrem letzen Streich, dem 2005 erschienenen Album "The Fullness Of Time" gehörig Staub aufgewirbelt und damit Freunden zeitintensiven Hörgenusses ausreichend verwöhnt. Und wer diese Scheibe sein eigen nennt, wird wohl auch an REDEMPTION Output Nummer drei "The Origins Of Ruin" nicht vorbeikommen. Schön frickelnd eröffnet die Scheibe mit "The Suffocating Silence", bevor ein harter Metalriff, Ray Alders einzigartiger Gesang und einschmeichelnde Keyboards eine hypnotische Wirkung, ähnlich alter Dream Theater Stücke, entfachen. Schon beim ersten Songs leben REDEMPTION ihre Vorliebe für komplexe Songs hörbar aus. Nicolas Van Dyk, seines Zeichens alleiniger Songschreiber, Gitarrist und Keyboarder und der zweite Gitarrist, Bernie Versailles (Agent Steel, Engine) erzeugen dabei fette Riffgewitter und interessante Soli. Mit "Bleed Me Dry" kommt dann ein etwas ruhigerer und entspannterer wirkender Song daher - vielleicht aber auch schon einen Tick zu unspektakulär. "The Death Of Faith And Reason” ist dann zwar ein anderes Kaliber - hier geht es von Anfang an heftig mit Bass und Schlagzeug zur Sache - allerdings rauscht der Song irgendwie auch recht schnell vorbei. Der erste von zwei Überlangen Songs, das über neunminütige "Memory" macht dann richtig Spaß. Ein mit einleitenden Keyboard gezielt gesteuerter, äußerst melodischer Spannungsaufbau lässt Vorfreude aufkommen. Der eher bedächtige Track lebt von Keyboard und klaren Gitarrensoli und lässt nur in der zweiten Hälfte mal kurzfristig die Zügel Richtung Härte los - Highlight. Das kurze Titelstück "The Origins Of Ruin” kömmt danach als pianogetragene Ballade daher (echt schönes Zwischenspiel), bevor "Man Of Glass" dann wieder in die vollen geht, aber ähnlich wie "Bleed Me Dry" etwas mühsam rüberkommt. Bei "Blind My Eyes" läuft das ganz anders. Der klasse arrangierte Track bleibt umgehend im Ohr hängen, schreit nach der Repeat-Taste und zeugt von detailverliebter Kompositionskunst. Das nachfolgende "Used To Be" überzeugt dann durch eine gelungene Mischung aus harten, rhythmischen Passagen, verspielten Soli und was schon - Ray Alders tiefgründigem Gesang. Das zweite lange Epos, das dramaturgisch geschickt aufgebaute "Fall On You" bildet dann mit viel Melodie einen würdigen Abschluss eines gutklassigen Albums. Neben den musikalisch unbestreitbaren Fähigkeiten der Protagonisten ist es auch vor allem der Gesang von Fates Warning Fronter Ray Alder, der den REDEMPTION Songs dann meist noch die Krone aufsetzt. Ähnlich wie bei seiner Stammcombo versteht es der Sangesmeister den Kompositionen auf "The Origins Of Ruin" eine melancholisch, dramatische Note zu geben und den Hörer tief eintauchend zu fesseln. Seine eingängigen Refrains stehen dabei gekonnt im Kontrast zu instrumental oft sperrigen, bis hin zu viel Doublebass harten, aber auch sehr anspruchsvollen Passagen. "The Origins Of Ruin" ist also nicht einfach zu konsumieren, hat aber dafür eine hohe Halbwertszeit zu bieten und ist damit für den geneigten Fan empfehlenswertes Futter im Dunstkreis von Fates Warning, Dream Theater, Symphony X und Co.
Auf der Original CD scheint es dann noch zwei Cover Songs zu geben; "Precious Things" (von Tori Amos) und "Love To Love" (im Original von UFO).
Das letzte (und das neben der NDW-Eintagsfliege DÖF) auch einzige mir so bekannte erfolgreiche deutsch-österreichische Projekt war dass legendäre WM-Spiel von 1982, als manch sich in einem sensationellen Spiel auf ein 0.0 einigte und so die Algerier rauskegelte. Jetzt haben sich erneut 5 Deutsche und Österreicher zusammengetan und die Formation FUOCO gegründet. Und glaubt mir die Jungs sind wirklich abgefahren auf "A Traveluge" wird ein ungemein intensives Stück Musik geboten, dass mit den stilistischen Oberbegriffen Indie, Psychedelic, Alternative-Noise, Space, Prog Rock nur recht unzureichend beschrieben ist. Auch klar - für die meisten unserer MI-Leser dürfte dieser Kulturschock schon etwas gewöhnungsbedürftig sein aber die zunächst nur formal recht zahm, verspielten und typisch hypnotisch verworrenen (Sound) Tracks entwickeln mit zunehmender Albumlänge immer wieder recht heftige Zwischentöne, die selbst für ansonsten eher als Normalo Rockfans einzustufende Kundschaft interessant und fesselnd sein könnten. Da wird auch eine mit diesen schräg anmutenden Riffs daherkommende Nummer wie "Space" gegen Ende zu einem virtuos aufbrausenden werk, um denn fast schon chill-out mäßig mit floydigen Geklimper auszuklingen. Die 70er als musikalische Grundbasis sind hier natürlich Pate mit solchen Hammerbands wie The DOORS, HAWKIND oder KING CRIMSON und dann immer wieder durchzogen mit diesen wilden psychedelischen Versatzstücken ("Spoonrider"). Als aktuelleren Bezug fallen mit auch noch THE MARS VOLTA oder THE AMBER LIGHT ein, die eine ähnliche Vielfältigkeit an den Tag legen. Ich hatte zunächst schon etwas damit zu kämpfen, dass vieles trotz mehrfachen Hörens gerade am Anfang etwas sehr wirr klang, da wußte man nicht so recht wo diese Reise überhaupt hin sollte. Aber is ja auch klar wer Bläser wie selbstverständlich mit Flöten und akzentuiertem Bassspiel sowie auch bei Bedarf mit spanischem Flamencogeklapper vermengt und die Gitarren dazu wahlweise mit SANTANA Vibes vermischt, der muß einfach einen an de Klatsche haben oder ist schlicht genial. Ich tendiere aufgrund der Klasse der Arrangements sowie der packenden Umsetzung eindeutig zu letzterem. Denn dieses vermeintliche Chaos, ja manchmal fast lautmalerische Soundtrackgebrabbel funktioniert tatsächlich aber wirklich nur als kompakte Einheit. Die vielen Nebenschauplätze, mit ständig wechselnden Tempi, Breaks und dann wieder gefühlvollen Parts und flugs wird mal wieder angezogen ("You can’t comfort the City") dass haut einfach gut rein. Dass Ganze wirkt weiterhin oftmals etwas improvisiert kommt aber ohne diesen bei anderen Bands dieses Genres überstrapazierten Dudel-und Nervfaktor aus. Es ist zwar manchmal etwas schräg aber dann doch nicht zu freaky, die Songs sind nicht zu abgehoben aber natürlich weit jenseits von allem derzeit angesagten oder gar sich in irgendwelche Konventionen bewegend und dass ist wunderbar so. Die Jungs leben ansonsten natürlich nicht auf einem Fleck, daher wird nur unmittelbar vor den Gigs intensiv geprobt, vielleicht klingt auch deshalb die Platte so frisch. Die Songs schreibt hauptsächlich Frontmann Flo Baum, der kann sowohl den verständigen Indiepsaceflüsterer als auch den exzentrischen Divensänger geben, der Mann hat Format. Letztlich bleibt die Frage, wie man solche abgedreht aber sehr emotionelle Musik ohne Drogen komponieren oder erschaffen dann doch wieder nebensächlich - hört’s euch einfach mal an, ist sicher nicht gleich der Bringer aber "A Travelogue" sollte man sich einfach mal gönnen, eintauchen lohnt sich, denn nie waren Hippies cooler.
Laßt euch bitte in Punkto DOMINICI und deren aktuellen Werk "O3 A Trilogy - Part 2" keine solche Plagiatsmärchen erzählen, wie es so manche Schreiberlinge aus mir eher nicht nachvollziehbaren Gründen gerne glauben machen wollen. Sicher der Hauptprotagonist dieser Scheibe Charlie Dominici (1987 bis 1989 Sänger von DREAM THEATER auf deren legendären Debüt "When Dream And Day Unite") nutzt hier in Punkto Promotion seine Vergangenheit durchaus geschickt aber kopiert hier keinesfalls auf Teufel komm raus die stilistischen Feinheiten oder überhaupt seine Ex-Band. Auch wenn er sich musikalisch nicht all zu weit weg von DT bewegt ist doch der musikalische Ansatz schon betont stärker melodramatischer, mit einem hohen epischen Faktor der manchmal fast ins Musical geht geprägt. Er liebt es dabei u.a. in bombastisch-symphonischen Pomp zu schwelgen und da fallend dann Vergleiche wie QUEEN oder SAVATAGE zu seeligen "Streets" Zeiten. Auch seine Stimme, die manchem vielleicht erst etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen mag, da sie viel eher einen typischen True Metal Charakter aufweist und sich allein schon deshalb meilenweit u.a. von einem gewissen James LaBrie oder sonstigen Kollegen des Genres unterscheidet .
Nachdem Charlie sich von seinen Jungs aus New York getrennt hatte zog sich völlig aus dem Musikbusiness zurück und ergriff einen bürgerlichen Beruf nach. Erst im Jahr 2004 trat er wieder ins öffentliche Rampenlicht zurück passend zum 15-jährigen Jubiläum des Dream Theater-Debüts im Rahmen eines Gigs als Special Guest. Danach startete er eine Solokarriere mit nahezu unbekannten und in 2005 selbst vertriebenen "O3 A Trilogy - Part 1". Der zweite Teil dieser Trilogie wurde jetzt über die Spezialisten von InsideOut veröffentlicht und dieses Album bietet wirklich einiges an melodischen Prog Metal mit manchmal zwar recht aufwühlenden Pathos aber ohne dabei so peinlich und klischeehaft wie die meisten Kapellen der Schwertschwingerbrüderszene zu klingen. Die Band schafft es wuchtige, urchwüchsige Riffs sowie virtuose Soli mit klasse Hooklines und vor allem genügend Atmosphäre zu verbinden - das alles im Gesamtkontext mit sinnvollen Breaks und natürlich auch manchmal ausufernden Geschwindigkeitsorgien auf den Gitarrenbrettern oder virtuose Keyboardkaskaden. Seine beteiligten Mitmusiker sind dabei absolut klasse drauf, auch wenn DOMINICI natürlich das Progmetal Rad nicht neu erfinden - dieses Album hat seine Berechtigung, da es trotz natürlich vieler bekannter Stilelemente einfach zu gute Songs, ungewöhnliche Facetten und komplexen Arrangements jederzeit packende und nachvollziehbare Unterhaltung bietet. Der Opener "The Monster" als rein instrumentales acht Minuten Opus könnte noch am ehesten Querverweise an seine Vergangenheit provozieren hier wird moderner Progmetal mit all seine Facetten fliegende Tastenteppiche mit Streicherarrangements und wild zirkulierenden Gitarren geboten. Bereits der nächste Track 2Nowhere to hide", in dem der namenslose Hauptcharakter dieser Geschichte vorgestellt wird (ein cholerischer, gewalttätig veranlagter Alkoholiker, der sich als "Schläfer" in die USA eingeschleust hat, an einer Art biologischer Waffe arbeitet, einen Cop erschießt und zum Schluß sogar das gehasste Land zu verstehen scheint) zeigt die offensichtlichen Eigenheiten von DOMINICI. Hier will man nicht überbetont mit jeder Note oder Sequenz unbedingt beweisen, wie technisch versiert oder toll man an seinen Instrumenten ist sondern man bleibt am Boden, trotz hohen Niveaus, die Vocals sind bodenständig und eindringlich an der Melodie verhaftet mit teilweise ebenfalls schönen Backings. Danach wird der Sound irgendwie rauer, nicht so hochglanzpoliert wie bereits erwähnte New Yorker. Für mich einer der Höhepunkte der CD dann ganz klar das dramatische und sich langsam immer mehr hochsteigernde "School of Pain" bis zum hymnischen Finale. Die Pianoballade "The real Life" kann zwar einen gewissen Musical oder auch MEAT LOAF Touch nicht verleugnen aber warum denn auch großes Epic-Kino. Als krönender Abschluß folgt dann noch "A new Hope" auf dem Dominici nochmal seine ganze stimmliche Bandbreite von rauem Power Metal bis hin zu gefühlvollen Parts besten rüberbringt. Die Band klingt frisch, authentisch und versteht es dabei absolut die weiten Spannungsbögen mit viel Details und Leben zu versehen ohne dass man in Gefahr gerät zu viel instrumentelle Gähnphasen einzubauen. Insgesamt ist "O3 A Trilogy - Part 2" eine grundsolide Sache geworden, super produziert und ohne jede Einschränkung für alle Melodic und Progressive Freunde zu empfehlen. Der dritte Teil soll schon in Planung sein, darauf kann man sich jetzt schon freuen.
Die Schweiz zeichnete sich bislang fast vornehmlich durch herausragende Hardrockformationen wie KROKUS, GOTTHARD, oder SHAKRA aus, für die härteren oder gar progressiven Gefilde finden sich nur wenig bis gar keine Beispiele und schon gar keine die international den Durchbruch geschafft hätten. Ich wage jetzt mal die keineswegs vermessene Aussage, dass auch NEVERLAND mit ihrem Zweitwerk "Schizophrenia" an diesem Fact (leider) nichts ändern werden. Zu gesichtslos und vor allem absolut beliebig kommt dieser eidgenössische Sechser, dessen Ursprünge bereits auf dass Jahr 1999 zurückgehen, mit seinem Progressive Power Metal Gebräu daher. Die Jungs probieren auf der zwar soliden Produktion (einzig der Schlagzeugsound kommt stellenweise etwas flach daher) zwar alles, technisch versiert vor allem die Gitarrenarbeit aber die Songs kommen nur selten über nette Melodien und gefällige Arrangements (der Keyboarder setzt einige gelungene Akzente) hinaus. Der Versuch immer wieder ordentlich Gas zu geben mit vielen Doublebassattacken verliert ebenfalls mit der Zeit seinen Reiz, da diese zwar klassisch geprägten aber meist seelenlosen Läufe die Gitarrenhälse rauf und runter, einfach zu wenig eigenständige Substanz hergeben und einfach nur MALMSTEEN Dejavus in Serie hervorbringen, hatten wir alles schon mal und auch besser. Dann werden auch noch leicht symphonische Facetten mit bekanntem RHAPSODY Bombast hervorgekramt, ebenfalls ein alter Hut und dann der Sänger. Die recht kehlige Stimme besitzt zwar zum Glück keines dieser Standarteunuchen-Timbres reist mich aber trotzdem nicht vom Hocker, da er einfach viel zu angestrengt, betont gepreßt agiert klingt irgendwie nach einem heiseren Claus Lessmann (BONFIRE) nee da müsste einfach mehr Volumen und Ausdruck her. Wie gesagt aus dem Progressive Baukasten wurde hier allzu einfallslos nach bekannten Strickmustern allenfalls zum aufbauschen der ansonsten in typischen Melodic Metal gehaltenen Songstrukturen, wie man sie derzeit von vielen Kapellen dieser Welle findet, verwendet und kommt daher absolut ohne jeden eigenen Esprit daher. Sicher bei dem ein oder andere der 9 Tracks enttäuschen NEVERLAND dann doch nicht ausnahmslos u.a. ausgerechnet die kraftvolle Ballade "Anguish" oder dass gefällige "Mysteria" mit einem recht abwechslungsreichen Songaufbau (auch wenn mir die Hookline irgendwie bekannt vorkommt) kommen ganz solide Wenn da nicht die größtenteils zu sehr schablonenhaften Geschichten dabei wären "Buy your Dream" oder auch der platte Totalausfall wie das nervig-klischeehafte "Brave Warrior". Also nee Jungs, gegen die von "euch" selbst genannten Bands wie SYMPHONY X (paßt stilistisch noch einigermaßen) oder gar DREAM THEATER (hier sind keinerlei Berührungspunkte auszumachen) spielt "Schizophrenia" nur in der zweiten Liga, da reißt auch ein schönes Coverartwork nichts mehr raus.
Was bietet dass World Wide Net nicht alles für tolle Möglichkeiten - dies wird einem immer wieder bewußt, insbesonder, wenn man sich solche Beispiele wie die Entstehungsgeschichte zu diesem Album "Cycles" der Formation GHOST CIRCUS liest. Klar, dass sich weit voneinander entfernt lebende Musiker heutzutage ihre Alben per Mail zusammenbasteln ohne "örtlich" jemals zusammengespielt zu haben ist nichts so neues aber dass sich zwei Musiker wie die beiden Protagonisten dieser CD Chris Brown (Vocals, Gitarre, Bass, Keyboards) aus Tennessee und Ronald Whale (Drums, Keyboards, Gitarre) aus den Niederlanden zunächst 2004 per Internet kennengelernt, sich dann entschlossen eine CD aufzunehmen und dies jetzt auch verwirklichten ohne sich jemals vorher (persönlich) gesehen zu haben, dürfte schon etwas ganz besonderes sein. Nach dem sich beide Musiker zuvor über ihren Lieblingsbereich des Progressive Rock abgestimmt hatten legte man schließlich los und zimmerte sich mit Hilfe der digitalen Möglichkeiten das hier vorliegende Debütwerk zusammen. Eines gleich vorweg, die Jungs haben da ein sehr gut gelungenes Stückchen Musik abgeliefert, sieht man mal von ganz leichten kompositorischen Schwächen in der Mitte des Albums ("The Distance" ist für mich der schwächste Song und dass recht aggressive "Accelerate" mit etwas seltsamen Sprechparts ist in sich nicht ganz stimmig), hätte es sogar fast für einen Tipp gereicht aber so wurden die Scheibe insgesamt nicht ganz so perfekt wie sie hätte sein können. Bereits nach dem gelungenen Opener "Broken Glass" fällt die exquisite Produktion auf sehr satt, mit warmen Sounds und unheimlicher Dynamik. Die Jungs haben was drauf, orientieren sich dabei schon eher in moderner geprägten Progrockgefilden und haben dabei so eine ganz eigene Art ihre Tracks sehr eingängig fast schon mit typischen Popvibes zu gestalten und auch bei den Melodiebögen gelingt es stets den roten Faden beizubehalten. Brown verfügt über eine recht passable Stimme, relativ sanft und tief aber vom Klangbild sehr angenehm. Die Arrangements sind zwar sehr griffig, trotzdem sind viele Details geboten der Hörer wird gerade vom mächtigen Sound überwältigt, fette Keyboardklänge sehr variabel im Sound und dann immer wieder die mal ordentlich riffig, dann auch mal knackig rockig in bester U2-Manier ("Cycles") und wieder diese weitläufigen Leadgitarrenparts - sehr fein gemacht. Für mich die besten Songs des Albums das melancholische mit tollen Harmonien versehene "Let It Flow" und 2Trick Of The Light" ebenfalls etwas düster gehalten, auch wenn der Anfang mit den Tasten doch recht stark an GENESIS ("No Son Of Mine") erinnert - die Musik hat immer eine gewisse Tiefe ohne natürlich im engsten Sinne progressiv zu sein. GHOST CIRCUS sprechen daher wohl eher die Neo bzw. noch besser die Art-Rock Fans mit ihrer starken Betonung auf Melodien, knackigen Gitarren sowie fülligen Keys an - Hardliner werden hier jetzt eine vermeintliche Oberflächlichkeit vermuten, sind aber trotzdem auf der falschen Fährte, denn dieses Duo bietet Gefühl, Harmonie und Details gleichermaßen. Schönes Album.
NEAL MORSE lebt seinen Glauben nicht nur privat, sondern auch musikalisch - das ist bekannt. Mit seinem neuen Album "Sola Scriptura" (was soviel bedeutet wie "nur nach der Schrift") nähert er sich jetzt thematisch der Geschichte Martin Luthers und seiner Thesen an. Demzufolge dürften die Texte wieder einmal nicht jedermanns Sache sein (davon abgesehen, kann ein so komplexes Thema auch kaum ansatzweise in 76 Minuten erfasst werden); aber auch musikalisch gibt es ein deutliches Pro und ein Contra festzustellen. Noch immer versteht Morse es progressive Rockmusik solchermaßen zu verpacken, dass Frickeleien wie selbstverständlich dazu gehören und viele Passagen fast schon airplaytaugliches Hitpotential entwickeln. Andererseits fehlen zusehends die Überraschungsmomente vergangener Tage; vieles wurde ähnlich schon von NEAL MORSE selbst präsentiert, anderes unter dem Spock´ s Beard Banner. Manches erinnert an Transatlantic. Aber seine Wurzeln sollte und darf man ja auch nicht verleugnen ? vor allem wenn es so gekonnt dargeboten wird. Trotzdem - so euphorisch "Sola Scriptura" wohl auf Neulinge in Neals Welt wirken dürfte; so kritisch werden manche alte Beard-Fans die Sache angehen. Qualitativ liegt Morse mit seinem neuen Album besser als auf dem Vorgänger - mit dem 2003er-Überwerk "Testimony", aber auch mit "One" lässt sich der Output 2007 allerdings nicht ganz messen. Dass er dabei mit seine kongenialen Partner Randy George (Bass), Paul Gilbert (Gitarre) und Dream Theater Drummer-Hero Mike Portnoy auf instrumentaler Seite hochkarätiges abliefert ist selbstverständlich. Keine Frage, NEAL MORSE bietet auf ?Sola Scriptura? genau das, was man erwartet: Drei Überlange progressive Epen und eine mainstreamlastige Ballade - Pop-Retro-Prog mit haufenweise Melodien (für die andere Sterben würden). Der halbstündige Opener "The Door" (mit einiges an Neal´s typischen magischen Momenten) und das folgende "The Conflict" (beginnt ungewöhnlich heftig, nur um später in gefühlvollen Flamenco zu fallen - "The Light" lässt grüßen) entführen auf eine bombastische Achterbahnfahrt, in deren Verlauf NEAL MORSE auf immerwährenden melodischen Spuren zwischen harten Riffs, betonten Breaks, Harmoniegesang, Ohrwurmmelodien und instrumentalen Soli schwelgt. Ungewohnte Kompositionen gibt es dabei nicht - Böses wer Arges dabei denkt - aber Spaß macht´s. Nach der 5-minütigen radiotauglichen und eigentlich doch zu eingängigen Ballade "Heaven In My Heart" kommt mit "The Conclusion" (16:34) ein exzellenter Schlusstrack, welcher die NEAL MORSE Bombast-Scala wohl anführen dürfte - ein Song für die Repeat-Taste. Will meinen: Morse wie man ihn kennt - allerdings einen Tick härter und bombastischer - gewohnt gut.
Diese CD von TEA FOR TWO mit den drei unscheinbaren Strichmännchen vorne auf dem Cover von "Twisted" beginnt mit einem recht soliden und viel spanischer Folklore versprühenden Song Namens "Spanish Nights" - hier sind bereits diese typischen, leicht perligen Flöteneinsätze (die auf der gesamten Spielzeit immer mal wieder eingestreut werden), gekonnte akustische Gitarrenparts sowie stilechtes Flamencogeklapper zu hören. Einzig der etwas hölzerne Gesang (mit etwas gestelztem English sowie den etwas platten Hey, hey Passagen na ja ..) von Stephan Weber vermag mich nicht ganz so zu überzeugen. Dies ist bei einigen anderen Tracks stellenweise auch so der Fall und vielleicht der einzige, wenn auch nicht unbedingt so nachhaltig störende Kritikpunkt, eines ansonsten sehr originellen und vor allem aufgrund seiner lohnenswerten Vielfältigkeit sehr zu lobenden Albums. Im weiteren Verlauf der 45 Minuten steigern sich die gesanglichen Darbietungen aber deutlich, vor allem in den höheren Regionen scheint er sich wesentlich freier und etwas gelöster zu bewegen. Diese Band gibt es schon seit über 20 Jahren (aber nur vier Alben) mit wechselnden Besetzungen und auch unterschiedlicher musikalischer Ausrichtungen, das letzte Werk "1012 liegt schon sechs Jahre zurück, man begann als Jazz-Blues-Folk Duo und auch im Neoprog versuchte man sich, davon ist auf dem aktuellen Output nur noch wenig zu vernehmen. Macht aber rein garnix aus, wenn sich das Ergebnis so klasse anhört wie die 10 Tracks von "Twisted". Egal ob rein Instrumental wie bei dem nach bombastischer Filmmusik a la Hans Zimmer klingenden "Soundscape", der obergeilen Pianoballade "Last Drink" (erinnert an SUPERTRAMP zu besseren Zeiten in Originalbesetzung) oder auch mal leicht bluesig geprägt wie bei "Hold on" dieses Trio weiß genau, was es will und setzt dies konsequent um. Alles wirkt sorgsam arrangiert, mit viel Bedacht und dann packen Tea For Two immer wieder die Folkfuchtel auf aber ohne zu nerven, die Flötensounds lockern dabei wunderbar auf, bestes Beispiel dafür ist dass schnelle "Scar Folk" eine Art Speed-Ska Nummer, klingt wie JETHRO TULL auf Acid. Auf "My Own Way", einer der für mich stärksten Songs des Album, mischen die Jungs dann so ein Art Neo-Folk-Rock im akustischen Gewande sowie dezent angedeutetem Bombast zusammen und einem megastarken Gesang, der starke Vergleiche zu IQ aufkommen läßt - ein wirkich sehr guter Song. Als krönender Abschluß kommt dann noch die Ballade "Come What May" zum Einsatz, zunächst langsam mit gefühlvollen Cellospiel veredelt, steigert sich der Song dann hinauf in einen heftigeren Mittelteil mit fetten Gitarrenriffs, wummernden Bass sowie spacigen Keyboards, um dann wieder reduziert akustisch ruhig auszuklingen. TEA FOR TWO sind daher schlichtweg weiterzuempfehlen.
Hauptberuflich sowohl Schlagzeuglehrer als auch in einer regionalen Coverband mit dem pfiffigen Namen "Assholes" unterwegs, lebt der Andernacher Hans Jörg Schmitz hier auf seinem ersten Soloalbum "Membranophonic Experience" unter dem sehr coolen Künstlernamen KING OF AGOGIK wohl seine ganze Passion des "Felle dreschens" aus. Man könnte jetzt meinen, dass dieses toll aufgemachte Digipack nur was für (Fusion) oder Experimentalen Prog-Rock Freaks sein könnte aber weit gefehlt, denn diese 75 Minuten reine Instrumentalmusik sind zwar tatsächlich dermaßen abgefahren aber trotzdem absolut unterhaltsam zugleich. Keine Sekunde ist davon langweilig, ständig passiert irgendetwas, der Hörer gerät hier fast nie, trotz der coolen Anmerkung "A Drummers little Egotrip" nie in die Gefahr, dass sich ein mehr oder weniger virtuoses Schlagzeugsolo nach dem anderen aneinander reiht - ganz im Gegenteil. Der Junge hat sich neben ein paar äußerst fähigen Gastmusikern natürlich selbst ganz gehörig mit eingebracht und sprudelt nur so von Ideen aber vor allem Sounds, Samples, Geräuschen oder was auch immer in diesem Sektor mit modernster Technik alles möglich ist. Wer einmal ein RUSH-Konzert gesehen und dabei den genialen Neil Peart an seinem Rundum-Drumkitt, wild herumwirbeln sah, weiß was ich meine, so in etwa muß man sich wohl Schmitz ebenfalls vorstellen. Nach diesem Vergleich, da bin ich mir sicher, fallen sowieso ca. 98% aller bisher gekannten und kommenden Schlagzeugsolos komplett unter den Tisch, was besseres gibt es derzeit, außer vielleicht noch Mike TERANNA, wohl kaum in Sachen Drumming. Meister Schmitz darf sich also ohne Zweifel zu den 2% der lohnenswerten Schlagzeugsolofetischisten zählen, er hat sich außerdem noch stellenweise zu seinen eigenen Saitenkünsten noch fremde Gitarre sowie gleich zwei Bassisten dazugeholt. Aber alleine seine exzellente Technik sowie der ausgeprägter Hang zu extrovertierten Ideen fließen äußerst gekonnt in seine "Kompositionen" bzw. vielmehr üppigen Klangmalereien oder auch manchmal nur aus Geräuschansammlungen bestehenden Tracks mit ein. Insgesamt mit ganz leichten Abstrichen lassen sich die Songs wirklich gut anhören alleine schon das fast 15-minütige "Mc Wok (Voyage To Innocence)" mit diesen tollen asiatischen Klängen lohnen ein ausgiebiges Probehören. Er besitzt darüber hinaus eine wunderbare Selbstironie, die sich nicht nur in Worten "kingley composed and arranged" sondern auch bei seinen teilweise abstrusen Songtiteln ("Go where the pepper grow", "Me and the birch"), wenn er dann noch so stark betont "no sequences, no programming" diese Behauptungnehm´ nehm´ ich ihm natürlich nicht so ganz ab. Denn da sampelt es zwischen den meistens mit voluminös-sphärischen Keys umrahmten Tracks an allen Ecken und Enden, hier mal ein Sprachfetzen (die berühmte Rede von Martin Luther King - ist allerdings schon etwas abgedroschen) eingebaut oder da ein bekanntes Zitat verwendet (z.B. Die Stimme von Orson Welles). Musikalisch lassen sich bei näherem Hinhören ebenfalls bekannte Sachen von den BEATLES, ALAN PARSONS oder gar GENESIS als Soundanleihen finden - ja dies macht er alles sehr clever und mixt es frech, fröhlich frei zu dem ganz eigenen Klangkosmos des KING OF AGOGIK zusammen. Natürlich ist alles live eingespielt, vor allem die vielen Samples aber dies sollte man wohl mit einem leichten Augenzwinkern zur Kenntnis nehmen. "Agogik" steht ansonsten wohl u.a. für "Lesson of the individual arranging of the speed in a composition" dass allein sagt schon viel aus und damit gehört Hans Jörg Schmitz zu den ganz hoffnungsvollen Drummern der Szene. Insbesondere was seine erfrischende Originalität sowie sein relativ zurückhaltendes Spiel in Punkto ausufernde Solos betrifft (gibt´s natürlich auch, steht aber nicht so im Vordergrund) rechtfertigt er diese leicht gewagte Feststellung mit "Membranophonic Experience" aus meiner Sicht mehr als souverän.
Newcomer-Label signt Newcomer-Band. So schön (und klischeehaft) kann das Leben manchmal sein. Dental Records haben sich mit MEMFIS einen hoffnunsvollen Newcomer gesichert, der besonders im heimischen Close-Up seine Fans hat. "The Wind-Up" haben MEMFIS ihr Debütalbum genannt, das mit einem sperrigen wie aggressiven Opener Parallelen zu alten MESHUGGAH weckt; ein Eindruck, der sich immer wieder bestätigen wird. Und natürlich müssen OPETH herhalten, wenn eine Band aus Elchland komplexe, anspruchsvolle Musik macht. Aber auch dieser Eindruck ist berechtigt, da MEMFIS ähnlich unerwartete Übergänge und Ideen verwursten wie die Mannen um Mr. Akerfeld. Zu guter Letzt gibt es immer wieder jazzig anmutende Passagen, die an die seligen VIRULENCE denken lassen. Man sieht, es wird hektisch, es wird komplex, es wird fordernd. MEMFIS verzetteln sich dabei aber nie in völlig wirren Passagen, sondern haben immer einen roten Faden, was "The Wind-Up" bei aller Komplexität zu einer angenehmen Hörerfahrung macht, die die Vorschusslorbeeren verdient hat. Das ist großer Metal von einer talentierten und im positiven Sinne verrückten Band. Mehr davon!