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Noli Me Tangere

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Selten in den letzen Monaten habe ich eine Band gehört, die es so gelungen versteht, nur auf den ersten flüchtigen Höreindruck leicht sperriges Prog Ambiente mit oftmals purem Rock’n'Roll Feeling zu verbinden wie die Herren von BONEBAG. Diese Formation hat nach diversen Produktionen mit dem rührigen Quixote Label (u.a. ARYLIN, PGM, ALIAS EYE) genau den richtigen "Laden" gefunden, um diesen eher unkonventionellen sowie originellen Mischung des Albums "Noli Me Tangere" auf die Menschheit loszulassen. Diese niederländisch-deutsche Formation bei denen u.a. der Sänger der Progmetaller von SIEGES EVEN Arno Menses (bedient hier auch noch sehr versiert die Drums) quasi als Nebenprojekt mitmischt, verstehen es hervorragend einen fast unmöglichen Mix aus breaklastigen Arrangements mit vielen Rhythmuswechseln mit griffigen Melodien mit klasse meist mehrstimmigen Chören zu basteln, der trotzt vieler Details weder zu abgefahren noch zu technisch verspielt daher kommt und dies mietst innnerhalb 4 Minuten abzuhandeln. Auch die grunsaätzlich recht unterschiedlichen Gesangsstimmen (neben Mensens ist noch Gründungsmitglied und Gitarrist Ronald Utens als Hauptsänger am Mikro zu hören) tragen eine starken Anteil an den Abwechslungsreichen Klangbilder in den 10 Songs bei, so wechseln dramatisch opulente manchmal sogar wütenden Vocals ("Disgust" oder "A Word Of ApPreciation") mit fast zurückhaltend soften Parts (wie bei "Oliver Sudden" ist so eine Art aufgemotzter Indieprogrock - einer meiner Favoriten der Scheibe) sehr gekonnt bzw. schlüssig miteinander. Sogar ein Hauch von AOR läßt sich mitunter nicht ganz verleugnen. Urplötzlich lassen BONEBAG dann mit "Feeling Sam" den Classic Rock Saurier fliegen, könnte so durchaus von RUSH stammen, der spitzenmäßige leicht melodramatische Refrain mit diesen fetten Backings in leichter YES-Tradition ist schon sehr perfekt gemacht. Einen wirklich satt-erdiger Hardrock Track wird dann mit "Positive" geboten, da krachen die Gitarren, die Wah-Wah Solis überschlagen sich dabei nur so vor Spielfeude, dass satte Bass sowie Rhythmusgerüst bereitet (nicht nur hier) die besten Vorraussetzungen für einen packenden Song. Die Produktion ist ebenfalls im oberen Qualitätsbereich anzusiedeln, da sitzt alles perfekt, keine Note oder Gekliper zuviel alles klingt so, wie es sein muß. Einer der schnellsten Titel "mmm" ist auch wieder so ein Teil und Beleg für die eher rocklastigere Ausrichtung der Jungs. Trotzdem man kann auch ganz anders. Dies zeigt wiederum "Pictur Perfect" eine echt cool-lässige Nummer mit tollen Tempiwechseln in Verbindung aus zunächst lässigen Reggea Vibes mit rapiden Geschwindigkeitsschüben, dann wird auch ordentlich relativ heftig Gas gegeben. Ja überraschende Wendungen sind hier vielfach zu finden und trotzdem wirkt die leider etwas zu kurte CD wie ein stimmiges Ganzes. Auch scheinbar zunächst etwas spröde anmutende Songkonstruktionen, entwickeln spätestens bei den griffig gehaltenen Hooks doch wieder mehr den Rock als Progcharakter. Stets versteht es die Band ihre eher kurz gehaltenen Songs mit viel frischem Esprit stets knackig und betont auf Unterstatement getrimmt klingen zu lassen. So in etwa nach dem Motto "Wir können und zeigen auch etwas Prog aber letztlich sind wir doch Rocker und wollen Spaß haben".

Letztlich bitte nur nicht den Albumtitel allzu wörtlich nehmen und der CD eine Chance im heimischen Player geben, lohnt sich. Sinn für Humor zeigen die Herren nicht nur mit manchem skurilen Titelnamen sondern auch mit der roten Stacheltomate auf dem Cover. Passt irgendwie schon alles.

Noli Me Tangere


Cover - Noli Me Tangere Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 40:12 ()
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Paradise Out of Time

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Was dass hier sollen POOR GENETIC MATERIAL sein? Die ersten Takte von "New Phase" die da aus den Boxen erklingen, sind nämlich ungewohnt freundlich-hell gehalten, klingen mit den perligen Keyboards fast schon nach Mainstreamrock - kaum zu glauben aber war und nachdem dann der markante Gesang von Phil Griffiths (ALIAS EYE) einsetzt gibt es dann gar keine Zweifel mehr, sie sind’s tatsächlich. Nach dem man zuvor den gelungen Jahreszeitenzyklus in vier sehr gelungenen Werken verarbeitet hatte, war es jetzt an der Zeit mal etwas (ganz) anderes zu machen. Die Band hat sich daher für dieses aktuelle Werk "Paradise Out Of Time" einfach einen neuen, ich will mal sagen, zusätzlichen künstlerischen Ansatz gewählt. Die Songs sind in der Mehrzahl deutlich kürzer geraten, relativ "einfach" gestrickt, kommen schneller auf den Punkt es geht deutlich weniger vertrackt zu - natürlich ist es mit jeder Phase der beteiligten Musiker Progrock "as it’s best". Daher entsteht bei allen neuen klanglichen Aspekten auch kein echter Widerspruch zur bisherigen Prog/Artrock Ausrichtung der Jungs. Denn die bisherigen Bestandteile finden sich auch hin und wieder, nur etwas versteckt nicht mehr ganz so vordergründig bzw. mehr so stark betont in den Titeln wieder. PGM haben nach wie vor ihren ganz speziellen Sound aber hier in ein neues Gewand gepackt, die Musik gewinnt so deutlich an Frische gewonnen, wirkt insgesamt entspannter und so läßt ma es mitunter einfach mal laufen. Die Band überzeugt, für mich schon etwas überraschend, trotzdem auf ganzer Linie ohne dabei oberflächlich zu werden. Selbst als energischer Rocker ist Sänger Phil bei "The Key" überzeugend, fast ganz ohne Schnörkel relativ gerade aus abgehend. Auch der Geigeneinsatz in dem ein oder anderen Song ist wohlüberlegt (z.B. bei "My Other Life" im klasse Duett mit den Gitarren sich zu einem furios extatischen Ende hochsteigernd hat da etwas von CITY’s Klassiker "Am Fenster") , diese wunderbar relaxte Leichtigkeit in den Melodien wird somit noch besser ausgedrückt und wirkt zusammen mit der diesmal absolut spitzenmäßigen Gitarrenarbeit noch nachhaltiger. Apropos nie waren die Gitarren bei PGM so im Vordergrund, egal ob elegische Soli, signifikantes Riffing oder gefühlvolle Parts da paßt diesmal einfach alles perfekt. Selbst bei dem opulenten Achtminüter "Out O Time" der in bester Anlehnung wie eine nie gespielte DIRE STRAITS Nummer mit sägenden Gitarrenriffs beginnt, dann mit hervorragenden Hammonds von Phillip Jaehne weitergetragen wird ehe dann der Track mit typischem Knopfler-Solo sowie lässigen Bläsersounds endet ist so ein Beispiel für einen perfekten Track. "Paradise" kommt dann mit so einem herrlich groovenden Chill-out Feeling daher, dass es eine wahr Freude ist. Im krassen Gegensatz dazu steht das fast zerbrechlich "Starlightbound", zwar formal ebenfalls eine langsame Nummer aber mit einem gänzlich musikalischen Charakter, verträumt, psychedelisch sehr melancholisch beginnend und sich dann zu einem leicht spacigen Finale hochzuspinnen. Einzig für das zum einen viel zu dunkle und zum anderen künstlerisch ziemlich langweilige Cover muß ich eine Rüge erteilen. Ansonsten vergehen 46 Minuten Albumspielzeit sehr, sehr angenehm entspannend wie im Fluge. Prog Musik oder besser gut ausgetüftelte Songs, denen man es aber nicht so anmerkt im manchmal fast popigen Ambiente funktioniert also doch - wie dieses Album einmal mehr bestens beweist. Das nächste Werk soll dann gerne auch wieder eine dichtes Konzeptdoppelalbum werden aber bis dahin vertreibt uns "Paradise Out Of Time" bestens die Zeit.

Paradise Out of Time


Cover - Paradise Out of Time Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 46:3 ()
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A Lullaby For The Devil

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Seit dem tragischen Ableben der unerreichten Prog-Götter PSYCHOTIC WALTZ beschert uns deren ehemaliger Frontmann Buddy Lackey alias Devon Graves mit seiner Band DEADSOUL TRIBE eine konstant brillante Ersatzdroge. "A Lullaby For The Devil" ist das inzwischen fünfte Werk des mittlerweile wohl stabilen Quartetts, das uns erwartungsgemäß wieder viele grandiose Momente beschert, dabei aber auch Experimente nicht außen vor lässt. Einige Passagen des Albums sind relativ hart und thrashig ausgefallen, während auf der anderen Seite etwa Psycho-Gesang, Schrammelgitarren und die immer wieder genialen Flötensoli (hört Euch nur mal "The Gossamer Strand" an!) des Meisters stehen. Das funktioniert über weite Strecken hervorragend, wirkt teilweise aber auch zu gewollt und geht selbst nach zig Durchläufen nicht immer gut ins Ohr. Einige Stücke wie der irgendwie pseudo-modern tönende Opener "Psychosphere", das fast schon nach KORN klingende "Here Come The Pigs", das ebenfalls recht zeitgemäße "Lost In You" oder der ans Ende gestellte, farblose Titelsong sind für sich genommen zwar sehr starke Kompositionen, aber nicht unbedingt das, was die Fanbasis vor Glück im Dreieck springen lässt. Dafür sorgen dann auf der anderen Seite Seelenbomber wie das überlange "Goodbye City Life" (super!!!), das halbballadeske "A Stairway To Nowhere", das an beste "Bleeding"-Zeiten erinnernde "Any Sign At All" oder das sämtliche Depri-Bands vor Neid erblassen lassende "Further Down" (heißer Anwärter auf die Prog-Hymne des Jahres!). Insgesamt schippert "A Lullaby For The Devil" daher nur ganz knapp am "Tipp" vorbei und ist insgesamt nicht ganz so stark wie etwa das grandiose "A Murder Of Crows". Echte Fans dieser begnadeten Combo wird das aber nicht abhalten, zumal eine PSYCHOTIC WALTZ-Reunion wohl endgültig abzuschreiben ist. Hach, was wär´ das geil…

A Lullaby For The Devil


Cover - A Lullaby For The Devil Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 53:53 ()
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Vertrieb:
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Paramount

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Das Comeback einer der deutschen Prog-Größen in 2005 "The Art Of Navigating By The Stars" ließ nicht nur Kollege Dennis in Verzückung geraten, sondern auch bei Fans den Puls in die Höhe schnellen. Das Album durfte sich zurecht als kongenialer Nachfolger des Anfang der Neunziger veröffentlichten Meisterwerkes "A Sense Of Change" bezeichnen lassen. Nach solch einer Scheibe einen draufzulegen ist an sich kaum möglich - und machen SIEGES EVEN auch nicht. Aber "Paramount" hält den Level des Vorgängers ohne Probleme, kopiert nicht und ist so auf paralleler Ebene ein erneuter Überflieger für zahlreiche Stunden unter dem Kopfhörer. SIEGES EVEN liefern somit sehnsüchtig erwartetes Futter für Ohr und Hirn. Erstaunlich mit welcher Leichtigkeit den Gebrüder Holzwart (abseits von RHAPSODY und BLIND GUARDIAN) zusammen mit Gitarrist Markus Steffen und ihrem holländischen Sänger Arno Menses dabei Kompositionen von der Hand gehen, in welchen sich einzigartig komplexe Progambitionen mit eingängigen Melodien und in die Gehörgängen festsetzenden Gesangslinien verbinden. Hier wird nicht gefrickelt - hier wird auf verdammt hohem Niveau gespielt. Der Weg ist das Ziel - und das ist das Erzeugen einer musikalisch fundierten Atmosphäre sowie das transportieren von Stimmungen in äußerst nachvollziehbarer Weise. "Paramount" beweist, das SIEGES EVEN eben dies mehr als nur verstehen. Dazu herrscht an Ideen und Melodien hier wahrlich kein Mangel - und das die Produktion die nötige Transparenz aufweist ist da wohl auch selbstverständlich. Songs wie der Opener "When Alpha And Omega Collide" zeigen auch gleich auf, das SIEGES EVEN der Rhythmusfraktion auf der neuen Scheibe mehr Raum lassen, so dass die Songs "härter" klingen als auf "The Art Of Navigating By The Stars". Das nachfolgende "Tidal" setzt da zu Beginn noch einen drauf, nur um unvermittelt ruhig, ja beschaulich zu werden und sich dabei als melodischer Hit mit Hang zur Repeat-Taste zu entpuppen. Das simpel, nur als Ballade daherkommende "Eyes Wide Open", der über 7-minütigen, semiakustischen Ohrwurm "Where Your Shadows Sleep" (einfach nur schön), das Instrumentalstück "Mounting Castles In The Blood Red Sky" (vertont die geschichtsträchtige "I have a dream" - Rede des US-Bürgerrechtlers Martin Luther King auf stimmungsvolle Art und Weise - noch ein Höhepunkt der SIEGES EVEN Historie) oder der abschließende, überlange Titeltrack "Paramount" (samt Saxophon-Solo, als Essenz der 9 vorhergegangenen Kompositionen mit einigen Effekten versehen) laden zur Dauerrotation ein. Solcher Art Songs verteilt die Konkurrenz schon mal auf X Alben. Trotzdem, auch hier gilt was bei guten Progbands oft der Fall ist: einzelne Songs herauszuheben ist ein individuelle Angelegenheit - das Werk an sich der Hammer. Nicht nur für Fans von SIEGES EVEN eine dringende Empfehlung - wohl eines der Progalben des Jahres.

Paramount


Cover - Paramount Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 61:46 ()
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Vertrieb:
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Isolate

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Schon der Erstling dieses norwegischen Quintetts wusste zu gefallen, und nun legt die Band um Sänger Michael Eriksen und Mats und Truls Haugen ihr zweites Werk vor, das stilistisch direkt an das Debüt anknüpft. Wieder bekommt man sehr traditionellen Progressive Metal mit vielen symphonischen Elementen und dem starken Gesang Eriksens. Dabei fand durchaus noch eine kleine Steigerung statt, doch ein Überfliegeralbum ist auch "Isolate" leider nicht geworden, denn nach dem großartigen Einstiegs-Dreier "A Darkened Mind", "Abyss" und "Wither" nimmt die Band ein wenig den Fuß vom Qualitäts-Gas und verfällt in typische Prog-Lethargie, bei der instrumentales Breitband und Selbstverwirklichung schwerer wiegen als songdienliche Integration. Bereits der vierte Song, "Sane No More", fiedelt und gniedelt vor sich hin, die Luft des starken Anfangs scheint verflogen. Zwar blamiert man sich im Folgenden nicht wirklich, aber Stücke wie das arg kitschige "Arrival Of Love", das zwölfminütige Epos "Mouth Of Madness" oder "From Childhood´s Hour" zünden längst nicht so stark wie man das nach dem tollen Einstieg erwartet hätte. "Isolate" geht unterm Strich als sehr gute Platte durch, die man Genre-Fans bedenkenlos empfehlen kann, die aber, und damit komme ich zum Fazit des Vorgängers, ebenfalls noch Luft nach oben lässt.

Isolate


Cover - Isolate Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 54:43 ()
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Fables From A Mayfly: What I Tell You Three Times Is True

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Nicht nur der mörderlange Titel "Fables From A Mayfly: What I Tell You Three Times Is True” ist erstaunlich bei der Band aus den USA die bislang hierzulande kaum bekannt sein dürfte. Als erste Band des Plattenlabels von SYSTEM OF A DOWN Frontmann Serj Tankian liegt es nicht Nahe, Durchschnitt zu erwarten, und doch ist der Apfel weiter vom Stamm gefallen als ich zunächst vermutet hätte. Vielleicht auch weil der auch als Maxi ausgekoppelte Opener "Dance Of The Manatree” mit fast SOAD-angelehntem Wechselgesang und eher härerer Marschrichtung voranprescht. "Auf Fables From A Mayfly...” regiert trotz zeitweilig modern alternativem Emoeinschlag eine progressive Grundstimmung in größtenteils poppigem Anstrich - der Auftritt in Wacken 2007 erstaunt da umso mehr. In bisweilen höchst vielschichtigen, nicht selten fast erdrückend komplexen und dabei doch poppigen Sounds verstecken sich mehr Details als man bei normalen Hören wahrnehmen kann. Den Höhepunkt des Albums dürfte "A Wolf Descends Upon The Spanish Sahara” markieren, bei dem sich teils MUSE-scher Gesang mit einem tollen Chorus mischt. Leider wird dieses hohe Niveau nicht immer gehalten: Im Kleid einer Halbballade hat etwa "The Wife, The Kids...” zwar eine gefällige Melodie, aber auch einen weichgespülten Radio-Appeal der mir besonders im zaghaft rockenden Chorus nicht gefällt. Der Gesang auf dem Album ist mir auf Dauer etwas zu anstrengend, die mittlere Tonlage sägt doch am Nerv. FAIR TO MIDLAND sind anders, sind neu, sind gut hörbar und doch auch was für den Kopf. Um mit ihrer Musik warm zu werden, brauche aber zumindest ich noch mehrere Anläufe, also lasst euch nicht von einem zunächst etwas verwirrenden Eindruck abschrecken - einen Eindruck den übrigens auch das interessant designte Booklet und die langen Songtitel unterstreichen.

Fables From A Mayfly: What I Tell You Three Times Is True


Cover - Fables From A Mayfly: What I Tell You Three Times Is True Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 44:28 ()
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Tree Of Life

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Eine weitere Gothic Formation könnte man fälschlicherweise beim ersten Betrachtes des typisch düsteren (aber sehr gelungenen) Covers sowie der Schriftart annehmen. Aber der erste Eindruck täuscht gewaltig, genauso wie die Firmierung, die ebenfalls an die Kajalaugenschminkfraktion denken ließe - SILENT TEMPEST nennen sich diese Musiker etwas bedeutungsschwanger. Von "Drüben" stammend, genauer gesagt aus der Nähe von Magdeburg, ist "Tree Of Life" das Erstlingswerk und darf man den einzelnen Bios der Hauptdarsteller glauben schenken, dann haben diese vier jungen Herren Danny Priebe (Gitarre & Gesang), Mario Bärecke (Bass), Matti Gralka (Schlagzeug) sowie Sebastian von Enzberg (Keyboard) bereits diverse musikalische Erfahrungen sammeln können. Dies hört man deutlich durch und so sind die eigenen Ansprüche ebenfalls recht ansprechend. Sound sowie die stilistische Ausrichtung sollen recht vielfältig irgendwo zwischen ungezügelt stürmisch und zärtlich, laut und gefühlvoll, vorwärts-treibend und atmosphärisch ausfallen und so will man sich in die Ohren und Herzen der Hörerschaft hineinspielen. Das Ergebnis dieser ersten professionellen Studioaufnahme nach dem 2005’er Demo "Life´s Lessons" ist wahrlich so schlecht nicht und ja, die gebotenen 40 Minuten haben tatsächlich einen ganz eigenen Klang. SILENT TEMPEST lassen erfreulicherweise wenig bis gar keine Schubladenvergleiche zu. Die selbst genannten Vorbilder wie DREAM THEATER, PORCUPINE TREE oder die göttlichen TOOL sind wohl allenfalls Lieblingsbands aber musikalisch völlig andere Baustellen. Tatsächlich kann dieser Mix aus melancholischen Melodien mit mal aufbrausend-energetischen Leadvocals dann wieder etwas zurückgenommen fast zerbrechlich sowie fette Gitarrenriffs mit vielen verschiedenen Rhythmen und Breaks im Wechsel überzeugen - die Mucke hat schon etwas recht eigenes. Der Begriff Progressive Rock trifft es insgesamt schon aber auch einen Tick Alternative oder Darkmetaleinflüsse sind heraushörbar. Was den Gesang anbetrifft, werden sich die Geister wohl etwas scheiden, die gefühlvollen, die langsameren Parts sind nicht das Thema (wobei auch hier noch am Vibrato gearbeitet werden müßte) aber wenn Meister Priebe etwas mehr aufzieht und aggressiver/härter klingen möchte dann hört sich dies recht kehlig-heißer im besten Timbre von Jon Oliva (SAVATAGE) an. Gefällt mir jetzt trotzdem net schlecht. Die Frage ist nur, ob dieser sicher anstrengende und stimmbandbelastende Art so zu singen noch weiter ausbauen läßt oder ob dies auf Dauer gesundheitlich gut geht. Singen kann der Junge aber auf jeden Fall, lasst euch bloß von irgendwelchen Kollegen da was einreden. Was mir, außer der etwas zu flachen Produktion leider gar nicht gefällt, ist der oftmals zu helle Schlagzeugsound, der außerdem stellenweise extrem beckenbetont ausgefallen ist, da scheppert und zischt es manchmal recht grausig. So wird leider der erste (instrumentelle) Teil von "Tree Of Life" (eine in vier Teile gegliedertes 15-minütige recht anspruchsvolle Progrockachterbahn), ziemlich verhunzt, da die Drums zu dominant sind. Ansonsten bieten hier SILENT TEMPEST fast ProgMetal pur aber bei den nächsten Parts geht es dann fließend ineinander über mit flotten Progrockvibes, virtuosen Gitarrensoli. Der Bass groovt dabei stets ordentlich, die Gitarrenarbeit (manchmal ein wenig schräg) überzeug ansonsten mit einigen sehr schnellen klasse Läufen. Die Keys sind betont abwechslungsreich (meist im Hintergrund) gehalten, bei manchen Pianoparts klingen sie mitunter etwas unhomogen holzig hinter der Rhythmusfraktion. Bei der wunderbaren Powerballade "Worthy To Wait" überzeugt der dichte Streichersound und schafft viel Atmosphäre ohne jeden Kitsch. Die Band liebt die Wechselspiele, mitunter werden fast soundtrackartig einige melodramatische Momente miteingebaut, dies kommt dann beinahe schon experimentell. Mein Favorit ist gegen Ende "Time" eine sich langsam immer mehr steigernde Nummer mit tollem Spannungsbogen sowie furiosem Schluss. Aber auch der letzte Albumsong "Just In Case" hat es in sich ausdrucksstarker Gesang hin und her gerissen mit tollen spacigen Keys - ja so muß abwechslungsreiche (Prog) Rockmusik klingen.

SILENT TEMPEST sind absolut talentiert, bieten für einen Underdog schon sehr viele gute Ansätze mit großem Einfühlungsvermögen, haben aber auch noch genügen Potentiale für den nächsten wichtigen Schritt in der Bandentwicklung.

Tree Of Life


Cover - Tree Of Life Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 39:6 ()
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Heart Of Sun

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Es scheint sich tatsächlich ein positiver Trend in Italien verstärkt bemerkbar zu machen - denn es gibt derzeit viele gute Bands, die nicht dem jahrelang gepflegten Klischee der typischen Tralala Metal Kapellen entsprechen. Neben zuletzt recht überzeugenden Bands wie u.a. KINGCROW oder ELDRITCH kommt nun wieder so ne wirklich gute Kapelle aus dem Mekka des Schutzgeldtourismus Namens HEART OF THE SUN mit ihrem gleichnamigen Debüt. Diese Jungs sind aber bei weitem kein reinen Anfänger sondern haben in diversen Formationen u.a. TIME MACHINE MACHINE mitgewirkt.
Bereits in dem gelungen Intro bei dem gekonnt in paar locker vorgetragene Hochgeschwindsigkeitsfrickelparts mit einem soundtrackartigem Schluss kombiniert werden, zeigen die Jungs wo’s lang geht. Es wird melodischer ProgMetal geboten wie z.B. bei "The Last Experiment"/"Not Through Our Eyes" hier werden Erinnerungen an Band's wie THRESHOLD sowie DREAM THEATER Phase zu deren "Images And Words"-Zeiten wach. HOS ergänzen dazu noch gekonnt einige Power Metal Parts mit akzentuiert gesetzten symphonischen Elementen im Stile von SYMPHONY X (ohne letztlich deren Härtegrade zu erreichen) sowie noch ne ganze Menge ganz eigenwilliger Soundcharistika. Die Keyboards sind relativ dominant, es gibt einige betont elektronisch gehaltene Spielerreien wie "2016ad.net" - dem Mann am "Klavier" muß man ansonsten für sein gelungenes Händchen gratulieren. Dieser Abwechslungsreichtum kommt im weiteren Verlauf des Albums mit oftmals sehr opulenten Stücke (bis zu 8 Minuten) der Musik insgesamt zu Gute. Soundtrackartige Passagen mit teilweise sehr schönen Ambient klängen werden gegen Ende etwas dominanter, dabei sind auch leichte Reminiszenzen zu PINK FLOYD ("Solar Wind") durch diese tolle luftige Gitarren mit diesen typischen Schwebesounds unverkennbar. Trotz mitunter etwas (zu) betont technischer Kabinettstücken in Sachen Geschwindigkeit, Breakgewittern und stilistischer Wendungen sowie gelegentlicher härterer Einschübe haben HEART OF THE SUN ein sicheres Gefühl für schöne Melodien sowie hymnisch getragener Parts mit entspannt emotionellen Parts. Da wird nicht um jeden Preis die Frickeltour geritten, nein neben den treibend-satten Riffing sind auch filigran Momente mit deutlichem Gespür für Tiefe und Raum. Dies hört sich jetzt zwar etwas nach Sepp Herberger's Fußballphilosophie an, trifft es aber genau. Sänger Pino Tozzi mit einem wunderbaren Timbre irgendwo zwischen James LaBrie (DT) und Michael Sadler (SAGA) ausgestattet, versteht es wunderbar der Musik mit viel Ausdruck den passenden Deckel aufzusetzen. Manche Kompositionen sind vielleicht einen Tick zu überdehnt mit einigen Längen aber letztlich gelingt es der Band doch zu überzeugen und immer wieder die Kurve zu kriegen. Insbesondere die atmosphärischen Sachen sind dabei besonders gut geraten. Anspruchsvoll und doch auch eingängig aber nicht zu offensichtlich, energiegeladen und nicht zu kühl-technokratisch - diesen Spagat haben HOS jedenfalls recht souverän hinbekommen. Mein persönlicher Favorit ist ganz klar die Hymne "Promixa Centauri" mit einer klasse Melodie, schönen Backings eine Art Hit der Sorte "Pull Me Under".

Trotz gleich dreier detailreicher Instrumentals bei denen ebenfalls, die immer mal wieder gelungen eingestreuten symphonischen Sounds zum Vorschein kommen, bieten die restlichen mal stärker mal weniger stark episch gefärbten Songs eine ideale Spielwiese für alle (Melodic) Progmetalfans, die es gerne etwas weniger abgefahren mögen und dafür lieber auf Atmosphäre setzen. Gutes Album einer Band, von der wir zukünftig hoffentlich noch mehr zu hören bekommen werden.

Heart Of Sun


Cover - Heart Of Sun Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 60:0 ()
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Vertrieb:
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A World Full Of Grey

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Mit ihrem zweiten Album "9 Elements Of Inner Vision” haben die australischen Prog-Metaller ein kleines Meisterwerk abgeliefert, das große Folgetaten erwarten ließ. Doch mit seinem Einstand beim Label "Dockyard 1" kann das Quintett nicht ganz an den erstklassigen Vorgänger anknüpfen, was primär daran liegt, dass die Kompositionen zwar immer noch sehr gelungen sind, aber nicht mehr so tief in die Seele vordringen und oftmals "auf halber Strecke verhungern". Bereits der über siebenminütige Opener "Searching For Forgiveness" (der sich auch noch als kürzerer "Radio Edit" auf der Scheibe befindet) kommt eher zäh und unglücklich sperrig als mitreißend daher, was sich dann leider auch durch das gesamte Album zieht. Nimmt man den ebenso epischen Titelsong, das flotte "Lost Within", das leicht vertrackte "The Eyes Tell No Lies" oder den Banger "Whispers Of The Soul", dann stellt man fest, dass die Band hier zwar technisch superbe Arbeit abgeliefert hat und besonders Sänger Danny Cecati einen Bombenjob macht, das Songwriting jedoch geradewegs am Ziel vorbeischießt. Lediglich gegen Ende beim geilen, sehr melodischen "Haunted Memories" kriegen die Jungs noch mal knapp die Kurve, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass man es auf "A World Full Of Grey" nicht geschafft hat, an die angegebenen Vorbilder QUEENSRYCHE (na gut… die älteren Sachen…), FATES WARNING oder BALANCE OF POWER anzuknüpfen. Das Album ist keine wirkliche Enttäuschung und wird problemlos seine Fans finden, aber nach dem letzten Werk hätte zumindest ich ein wenig mehr erwartet.

A World Full Of Grey


Cover - A World Full Of Grey Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 51:39 ()
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The Hemulic Voluntary Band

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Technische Fähigkeiten, kompositorische Klasse, innovatives Arrangieren - RITUAL’s Oberguru Patrik Lundström präsentiert auf dem neusten Werk die Stärken seiner Formation ohne große Umschweife. Waren schon die im gewohnten Vierjahresrhythmus erschienen Vorgänger "Ritual" (1995), Superb Birth" (1999) und "Think Like A Mountain" (2003) allesamt starke Scheiben, so schließt auch "The Hemulic Voluntary Band" in 2007 hier nahtlos an, wobei man die härteren Rockanteile etwas zurückgenommen hat (der Titel kommt übrigens aus den Büchern des "Mumins"-Autors Tove Janssons und bezeichnet dort eine Art Blaskapelle aus Hemulens). Die Schweden zeigen das sie spielen können, und dass nicht nur mit den klassischen Instrumenten des Rock: Jon Gamble (Keyboard, Harmonium und Harmonika), Fredrik Lindquist (Bass, Busuki, Mandoline, Flöte und was weis ich noch) und Johan Nordgren (Schlagzeug und Percussions) verströmen neben Progambiente und leichten Jazzanleihen auch einiges an Folkatmosphäre. Wobei Meister Lundström bei RITUAL nicht für die Gitarren verantwortlich zeichnet, sondern sich dabei als mehr als nur passabler Sänger outet. Der eröffnende Titeltrack "The Hemulic Voluntary Band" braucht eine Weile bis er zündet, zeigt dann aber kräftig Langzeitwirkung. Stark das instrumental dominierte "In The Wild" und die Ballade "Late In November", welche mit deutlich in den Vordergrund geschobenen folkloristischen Instrumenten Vorfreude auf neblige Herbsttage verbreitet. "The Groke" (ein Teil der Melodie erinnert mich an Petersens "Das Boot") und das "funkige" und mehrstimmige "Waiting By The Bridge" können mit dem Eröffnungstrio nicht ganz mithalten - lassen aber manchen bemühten Artrock der Konkurrenz locker hinter sich. Weniger gelungen, da irgendwie bemüht klingend, der über 26-minütige Longtrack "A Dangerous Journey". Nicht von ungefähr nimmt Lundström selbst die Definition vor: "fast wie eine Aneinanderreihung einzelner Stücke, die durch eine epische Geschichte sowie ineinandergreifende musikalische Themen verbunden sind". Letzteres erschließt sich nicht so einfach - musikalisches Staunen dennoch erlaubt. RITUAL bleiben also was spezielles, für einen kleinen Kreis enthusiastischer Fans unverzichtbar - für die breite Masse nur begrenzt tauglich. Und Trotzdem - Prog, Folk und Ideen sind sich im hier Reinen.

The Hemulic Voluntary Band


Cover - The Hemulic Voluntary Band Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 52:56 ()
Label:
Vertrieb:

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