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Echoes

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SOMNIAE STATUS gehören in ihrem Heimatland Italien eher zu den Exoten, denn das Quintett frönt nicht dem landestypischen, vom Keyboard im Kettenhemd angeführten Kitsch-Schlachtengetümmel, sondern bewegt sich im Windschatten diverser US-Prog-Kapellen der Marke QUEENSRYCHE, die es SOMNIAE STATUS anscheinend besonders angetan haben. Nicht umsonst coverte man 2004 die Megahymne "I Don´t Believe In Love" vom "Operation Mindcrime"-Wunderwerk der Amis für eine Compilation, aber Windschatten ist die eine Sache, daraus überholen zu können noch eine andere. Vergleicht man "Echoes" allerdings mit den letzten, nicht mehr wirklich überragenden Alben von Geoff Tate und Co., dann sind die Jungs schon bedrohlich dicht hinten aufgefahren, was Hymnen der Marke "Evil Thought", "Selling Souls", "Dark City" oder "Echoes Of Sin" sehr gelungen unter Beweis stellen. Selbst Gedanken an alte SAVATAGE kommen hin und wieder auf, was nicht nur der kernigen Gitarrenarbeit, sondern auch dem melodischen, leicht angerauten Gesang von Ivan Rave und der kratzigen, erdigen Produktion zuzuschreiben ist. Allerdings wirkt das Album über seine gesamte Spielzeit etwas langatmig, da nicht alle Songs die große Klasse der genannten Anspieltipps aufweisen. Trotzdem ändert das nichts daran, dass SOMNIAE STATUS eine der deutlich besseren Bands von der Stiefelinsel sind und "Echoes" ein wirklich gutes Album ist.

Echoes


Cover - Echoes Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 49:19 ()
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Frames

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Die teilweise bisweilen überschwänglich positiven Rezensionen zu den beiden mir (leider) unbekannten Vorgängerwerken, insbesondere des Debüts "Effloresce" (2003), dieser britischen Formation OCEANSIZE konnte ich mich zunächst auch nach mehreren Durchläufen nur bedingt anschließen. Aber diese Musik hat dann auf lange Sicht betrachtet doch etwas besonderes zu bieten. Mögen es die opulente Klangvielfalt oder die ungewöhnlichen Verläufe kombiniert mit emotioneller Tiefe (ohne zu zerbrechlich kitschig zu wirken) sein oder die stark Alternative Rock geprägten Elemente mit leichtem Psychedelic meets Indie Touch, wenn es etwas verworren-melancholischer wird - die Jungs sind etwas besonderes, keine Frage! Doch absolute Vorsicht sollte man bezüglich des Konsums walten lassen, denn "Frames" ist nicht zu jeder Gelegenheit einfach mal so zu anzuhören, im Auto geht diese Mucke schon mal gar nicht, hier ist die volle Aufmerksamkeit vonnöten, ansonsten besteht die akute Gefahr des Vorbeirauschens. Der Start in diese Album ist zwar nicht so perfekt, denn der etwas bedächtig beginnende Achtminüter "Commemorative T-Shirt" bietet neben etwas zu monotonen Motivwiederholungen fast drei Minuten relativ belangloses Sphärengeprogge ehe dann endlich der Gesang einsetzt, dann geht es aber richtig gut ab fette aufwühlende Gitarrenbreitseiten eher man den Track mit dezenten Indie-Rock Ambiente ausklingen lässt. So haben OCEANSIZE dann doch noch die Kurve gekriegt. Direkt ineinander übergehend folgt dann "Unfamiliar" (einer der Höhepunkte der Albums) mit etwas spröde-schepprigen Gitarren aber bestens flankiert mit urwüchsigen Bass sowie treibenden Schlagzeugparts, der Sänger sorgt ebenfalls sofort für temperamentvolle Ausbrüche und dann folgen typisch für diese Band eher introvertierte sehr gefühlvolle Zwischenparts immer mal wieder im Wechsel mit heftigeren Parts. Und tatsächlich, dieser Mix aus epischer Weite, progressiven Arrangements sowie scheinbar nicht zusammenpassender Wechsel sowie stellenweise ungezügelter Dynamik schaffen einen ganz eigenwilligen Sound sowie Charakteristik, die man sich wunderbar hineinfallen lassen kann. Zwischendurch gibt es zwar auch einige Längen mit etwas zuviel "Nichts", u.a. bei "Savan", die sich selbst mir manchmal etwas zu klangmalerisch ausufernd im Nirvana bewegen. Aber dies ist aufgrund der vielen positiven Aspekte zu verschmerzen. Selbst für die ganz Harten drischt dieses Quintett bei "Sleeping Dogs and Dead Lions" dermaßen heavy mit aggressivem Gekreische sowie fetten Riffs auf den Zuhörer ein, dass so manchem Progie wahrscheinlich Angst und Bange wird, aber bei OCEANSIZE gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt - ein Widerspruch? Nein, ganz sicher nicht, denn auf "Frames" verschwimmen einfach sämtliche musikalischen Grenzen. Die gleichzeitig auftretende gefühlvolle Wärme und musikalische Weite, die fast schon popartigen Harmonien sowie der meist verspielt epische Bombast - und dies alles so gekonnt immer wieder auf’s neue zusammenzubasteln mit viel Charisma - das hat schon was und ist wirklich innovativer Prog Rock der heutigen Zeit auf höchstem Niveau. Immer wieder auf’s neu lassen diese hochtalentierten Musiker ihre fesselnde Klangteppiche entstehen um anschließend den Hörer mit halboffenen Mund sowie staunendem Gesichtsausdruck zurück und denken, das eben vernommene kann doch gar nicht gehen oder passen. Der abschließende Titelsong vereint nochmal alle Stärken der Jungs und ist nochmal eine tolle Hymne geworden mit langsamen Beginn, sich langsam steigernd schönen Streicherarrangements, aufwühlend mit furiosem Finale. Dies Platte erfordert ansonsten die uneingeschränkte Aufmerksamkeit bzw. die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit nicht gängigen Songschemata - Fans von THE MARS VOLTA, COHEED AND CAMBRIA oder auch A PERFECT CIRCLE wissen von was ich rede und dürften hier erneut ein lohnendes Objekt mehr gefunden haben.

Frames


Cover - Frames Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 65:23 ()
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The Sum Of No Evil

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Die Veröffentlichungswut aus dem Hause Stolt ebbt nicht ab. Nur drei Monate nach der Best of-Scheibe "The Road Back Home" legen die Proggies um Mastermind Roine Stolt ihre neues Album " The Sum Of No Evil" vor. Dabei ist das blumige Cover der Schweden durchaus als Programm zu verstehen - das neue Werk der Blumenkönige ist schön anzuhören und kommt recht unaufgeregt daher. Die jazzigen Momente und Experimentierfreude der letzten Alben wurden deutlich zurückgenommen. Zugänglicher und für viele Anhänger eher frickelnder Progbands eventuell zu einfach gestrickt ist das neue Album geworden (obwohl dies immer noch instrumental High-End ist). Unsere "wahre Stärke, den puren Prog Rock" wollten THE FLOWER KINGS laut eigener Aussage ihren Fans in den sechs, meist überlangen Songs präsentieren. Gelungen ist es nur zum Teil. Den trotz unbestrittener Klasse lebt progressive Rockmusik nun mal auch von Experimenten. So wird "The Sum Of No Evil” für jene Fans der Band zum Muss, die einfach nur in den gewohnt epischen Arrangements, im ausladenden symphonischen Retroprog der Marke FLOWER KINGS und im genialen Gitarrenspiel des Meister Stolt schwelgen wollen. Wer auf ungewohntes wartet, wartet meist vergebens. THE FLOWER KINGS bleiben sich diesmal einfach nur treu. Das Highlight für beide angesprochene Gruppen dürfte fraglos das etwas flottere, traditionelle Prog-Werte transportierende "The Sum Of No Reason" sein. Also - erst antesten - dann entscheiden.

The Sum Of No Evil


Cover - The Sum Of No Evil Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 74:59 ()
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Noli Me Tangere

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Selten in den letzen Monaten habe ich eine Band gehört, die es so gelungen versteht, nur auf den ersten flüchtigen Höreindruck leicht sperriges Prog Ambiente mit oftmals purem Rock’n'Roll Feeling zu verbinden wie die Herren von BONEBAG. Diese Formation hat nach diversen Produktionen mit dem rührigen Quixote Label (u.a. ARYLIN, PGM, ALIAS EYE) genau den richtigen "Laden" gefunden, um diesen eher unkonventionellen sowie originellen Mischung des Albums "Noli Me Tangere" auf die Menschheit loszulassen. Diese niederländisch-deutsche Formation bei denen u.a. der Sänger der Progmetaller von SIEGES EVEN Arno Menses (bedient hier auch noch sehr versiert die Drums) quasi als Nebenprojekt mitmischt, verstehen es hervorragend einen fast unmöglichen Mix aus breaklastigen Arrangements mit vielen Rhythmuswechseln mit griffigen Melodien mit klasse meist mehrstimmigen Chören zu basteln, der trotzt vieler Details weder zu abgefahren noch zu technisch verspielt daher kommt und dies mietst innnerhalb 4 Minuten abzuhandeln. Auch die grunsaätzlich recht unterschiedlichen Gesangsstimmen (neben Mensens ist noch Gründungsmitglied und Gitarrist Ronald Utens als Hauptsänger am Mikro zu hören) tragen eine starken Anteil an den Abwechslungsreichen Klangbilder in den 10 Songs bei, so wechseln dramatisch opulente manchmal sogar wütenden Vocals ("Disgust" oder "A Word Of ApPreciation") mit fast zurückhaltend soften Parts (wie bei "Oliver Sudden" ist so eine Art aufgemotzter Indieprogrock - einer meiner Favoriten der Scheibe) sehr gekonnt bzw. schlüssig miteinander. Sogar ein Hauch von AOR läßt sich mitunter nicht ganz verleugnen. Urplötzlich lassen BONEBAG dann mit "Feeling Sam" den Classic Rock Saurier fliegen, könnte so durchaus von RUSH stammen, der spitzenmäßige leicht melodramatische Refrain mit diesen fetten Backings in leichter YES-Tradition ist schon sehr perfekt gemacht. Einen wirklich satt-erdiger Hardrock Track wird dann mit "Positive" geboten, da krachen die Gitarren, die Wah-Wah Solis überschlagen sich dabei nur so vor Spielfeude, dass satte Bass sowie Rhythmusgerüst bereitet (nicht nur hier) die besten Vorraussetzungen für einen packenden Song. Die Produktion ist ebenfalls im oberen Qualitätsbereich anzusiedeln, da sitzt alles perfekt, keine Note oder Gekliper zuviel alles klingt so, wie es sein muß. Einer der schnellsten Titel "mmm" ist auch wieder so ein Teil und Beleg für die eher rocklastigere Ausrichtung der Jungs. Trotzdem man kann auch ganz anders. Dies zeigt wiederum "Pictur Perfect" eine echt cool-lässige Nummer mit tollen Tempiwechseln in Verbindung aus zunächst lässigen Reggea Vibes mit rapiden Geschwindigkeitsschüben, dann wird auch ordentlich relativ heftig Gas gegeben. Ja überraschende Wendungen sind hier vielfach zu finden und trotzdem wirkt die leider etwas zu kurte CD wie ein stimmiges Ganzes. Auch scheinbar zunächst etwas spröde anmutende Songkonstruktionen, entwickeln spätestens bei den griffig gehaltenen Hooks doch wieder mehr den Rock als Progcharakter. Stets versteht es die Band ihre eher kurz gehaltenen Songs mit viel frischem Esprit stets knackig und betont auf Unterstatement getrimmt klingen zu lassen. So in etwa nach dem Motto "Wir können und zeigen auch etwas Prog aber letztlich sind wir doch Rocker und wollen Spaß haben".

Letztlich bitte nur nicht den Albumtitel allzu wörtlich nehmen und der CD eine Chance im heimischen Player geben, lohnt sich. Sinn für Humor zeigen die Herren nicht nur mit manchem skurilen Titelnamen sondern auch mit der roten Stacheltomate auf dem Cover. Passt irgendwie schon alles.

Noli Me Tangere


Cover - Noli Me Tangere Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 40:12 ()
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Paradise Out of Time

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Was dass hier sollen POOR GENETIC MATERIAL sein? Die ersten Takte von "New Phase" die da aus den Boxen erklingen, sind nämlich ungewohnt freundlich-hell gehalten, klingen mit den perligen Keyboards fast schon nach Mainstreamrock - kaum zu glauben aber war und nachdem dann der markante Gesang von Phil Griffiths (ALIAS EYE) einsetzt gibt es dann gar keine Zweifel mehr, sie sind’s tatsächlich. Nach dem man zuvor den gelungen Jahreszeitenzyklus in vier sehr gelungenen Werken verarbeitet hatte, war es jetzt an der Zeit mal etwas (ganz) anderes zu machen. Die Band hat sich daher für dieses aktuelle Werk "Paradise Out Of Time" einfach einen neuen, ich will mal sagen, zusätzlichen künstlerischen Ansatz gewählt. Die Songs sind in der Mehrzahl deutlich kürzer geraten, relativ "einfach" gestrickt, kommen schneller auf den Punkt es geht deutlich weniger vertrackt zu - natürlich ist es mit jeder Phase der beteiligten Musiker Progrock "as it’s best". Daher entsteht bei allen neuen klanglichen Aspekten auch kein echter Widerspruch zur bisherigen Prog/Artrock Ausrichtung der Jungs. Denn die bisherigen Bestandteile finden sich auch hin und wieder, nur etwas versteckt nicht mehr ganz so vordergründig bzw. mehr so stark betont in den Titeln wieder. PGM haben nach wie vor ihren ganz speziellen Sound aber hier in ein neues Gewand gepackt, die Musik gewinnt so deutlich an Frische gewonnen, wirkt insgesamt entspannter und so läßt ma es mitunter einfach mal laufen. Die Band überzeugt, für mich schon etwas überraschend, trotzdem auf ganzer Linie ohne dabei oberflächlich zu werden. Selbst als energischer Rocker ist Sänger Phil bei "The Key" überzeugend, fast ganz ohne Schnörkel relativ gerade aus abgehend. Auch der Geigeneinsatz in dem ein oder anderen Song ist wohlüberlegt (z.B. bei "My Other Life" im klasse Duett mit den Gitarren sich zu einem furios extatischen Ende hochsteigernd hat da etwas von CITY’s Klassiker "Am Fenster") , diese wunderbar relaxte Leichtigkeit in den Melodien wird somit noch besser ausgedrückt und wirkt zusammen mit der diesmal absolut spitzenmäßigen Gitarrenarbeit noch nachhaltiger. Apropos nie waren die Gitarren bei PGM so im Vordergrund, egal ob elegische Soli, signifikantes Riffing oder gefühlvolle Parts da paßt diesmal einfach alles perfekt. Selbst bei dem opulenten Achtminüter "Out O Time" der in bester Anlehnung wie eine nie gespielte DIRE STRAITS Nummer mit sägenden Gitarrenriffs beginnt, dann mit hervorragenden Hammonds von Phillip Jaehne weitergetragen wird ehe dann der Track mit typischem Knopfler-Solo sowie lässigen Bläsersounds endet ist so ein Beispiel für einen perfekten Track. "Paradise" kommt dann mit so einem herrlich groovenden Chill-out Feeling daher, dass es eine wahr Freude ist. Im krassen Gegensatz dazu steht das fast zerbrechlich "Starlightbound", zwar formal ebenfalls eine langsame Nummer aber mit einem gänzlich musikalischen Charakter, verträumt, psychedelisch sehr melancholisch beginnend und sich dann zu einem leicht spacigen Finale hochzuspinnen. Einzig für das zum einen viel zu dunkle und zum anderen künstlerisch ziemlich langweilige Cover muß ich eine Rüge erteilen. Ansonsten vergehen 46 Minuten Albumspielzeit sehr, sehr angenehm entspannend wie im Fluge. Prog Musik oder besser gut ausgetüftelte Songs, denen man es aber nicht so anmerkt im manchmal fast popigen Ambiente funktioniert also doch - wie dieses Album einmal mehr bestens beweist. Das nächste Werk soll dann gerne auch wieder eine dichtes Konzeptdoppelalbum werden aber bis dahin vertreibt uns "Paradise Out Of Time" bestens die Zeit.

Paradise Out of Time


Cover - Paradise Out of Time Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 46:3 ()
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A Lullaby For The Devil

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Seit dem tragischen Ableben der unerreichten Prog-Götter PSYCHOTIC WALTZ beschert uns deren ehemaliger Frontmann Buddy Lackey alias Devon Graves mit seiner Band DEADSOUL TRIBE eine konstant brillante Ersatzdroge. "A Lullaby For The Devil" ist das inzwischen fünfte Werk des mittlerweile wohl stabilen Quartetts, das uns erwartungsgemäß wieder viele grandiose Momente beschert, dabei aber auch Experimente nicht außen vor lässt. Einige Passagen des Albums sind relativ hart und thrashig ausgefallen, während auf der anderen Seite etwa Psycho-Gesang, Schrammelgitarren und die immer wieder genialen Flötensoli (hört Euch nur mal "The Gossamer Strand" an!) des Meisters stehen. Das funktioniert über weite Strecken hervorragend, wirkt teilweise aber auch zu gewollt und geht selbst nach zig Durchläufen nicht immer gut ins Ohr. Einige Stücke wie der irgendwie pseudo-modern tönende Opener "Psychosphere", das fast schon nach KORN klingende "Here Come The Pigs", das ebenfalls recht zeitgemäße "Lost In You" oder der ans Ende gestellte, farblose Titelsong sind für sich genommen zwar sehr starke Kompositionen, aber nicht unbedingt das, was die Fanbasis vor Glück im Dreieck springen lässt. Dafür sorgen dann auf der anderen Seite Seelenbomber wie das überlange "Goodbye City Life" (super!!!), das halbballadeske "A Stairway To Nowhere", das an beste "Bleeding"-Zeiten erinnernde "Any Sign At All" oder das sämtliche Depri-Bands vor Neid erblassen lassende "Further Down" (heißer Anwärter auf die Prog-Hymne des Jahres!). Insgesamt schippert "A Lullaby For The Devil" daher nur ganz knapp am "Tipp" vorbei und ist insgesamt nicht ganz so stark wie etwa das grandiose "A Murder Of Crows". Echte Fans dieser begnadeten Combo wird das aber nicht abhalten, zumal eine PSYCHOTIC WALTZ-Reunion wohl endgültig abzuschreiben ist. Hach, was wär´ das geil…

A Lullaby For The Devil


Cover - A Lullaby For The Devil Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 53:53 ()
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Paramount

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Das Comeback einer der deutschen Prog-Größen in 2005 "The Art Of Navigating By The Stars" ließ nicht nur Kollege Dennis in Verzückung geraten, sondern auch bei Fans den Puls in die Höhe schnellen. Das Album durfte sich zurecht als kongenialer Nachfolger des Anfang der Neunziger veröffentlichten Meisterwerkes "A Sense Of Change" bezeichnen lassen. Nach solch einer Scheibe einen draufzulegen ist an sich kaum möglich - und machen SIEGES EVEN auch nicht. Aber "Paramount" hält den Level des Vorgängers ohne Probleme, kopiert nicht und ist so auf paralleler Ebene ein erneuter Überflieger für zahlreiche Stunden unter dem Kopfhörer. SIEGES EVEN liefern somit sehnsüchtig erwartetes Futter für Ohr und Hirn. Erstaunlich mit welcher Leichtigkeit den Gebrüder Holzwart (abseits von RHAPSODY und BLIND GUARDIAN) zusammen mit Gitarrist Markus Steffen und ihrem holländischen Sänger Arno Menses dabei Kompositionen von der Hand gehen, in welchen sich einzigartig komplexe Progambitionen mit eingängigen Melodien und in die Gehörgängen festsetzenden Gesangslinien verbinden. Hier wird nicht gefrickelt - hier wird auf verdammt hohem Niveau gespielt. Der Weg ist das Ziel - und das ist das Erzeugen einer musikalisch fundierten Atmosphäre sowie das transportieren von Stimmungen in äußerst nachvollziehbarer Weise. "Paramount" beweist, das SIEGES EVEN eben dies mehr als nur verstehen. Dazu herrscht an Ideen und Melodien hier wahrlich kein Mangel - und das die Produktion die nötige Transparenz aufweist ist da wohl auch selbstverständlich. Songs wie der Opener "When Alpha And Omega Collide" zeigen auch gleich auf, das SIEGES EVEN der Rhythmusfraktion auf der neuen Scheibe mehr Raum lassen, so dass die Songs "härter" klingen als auf "The Art Of Navigating By The Stars". Das nachfolgende "Tidal" setzt da zu Beginn noch einen drauf, nur um unvermittelt ruhig, ja beschaulich zu werden und sich dabei als melodischer Hit mit Hang zur Repeat-Taste zu entpuppen. Das simpel, nur als Ballade daherkommende "Eyes Wide Open", der über 7-minütigen, semiakustischen Ohrwurm "Where Your Shadows Sleep" (einfach nur schön), das Instrumentalstück "Mounting Castles In The Blood Red Sky" (vertont die geschichtsträchtige "I have a dream" - Rede des US-Bürgerrechtlers Martin Luther King auf stimmungsvolle Art und Weise - noch ein Höhepunkt der SIEGES EVEN Historie) oder der abschließende, überlange Titeltrack "Paramount" (samt Saxophon-Solo, als Essenz der 9 vorhergegangenen Kompositionen mit einigen Effekten versehen) laden zur Dauerrotation ein. Solcher Art Songs verteilt die Konkurrenz schon mal auf X Alben. Trotzdem, auch hier gilt was bei guten Progbands oft der Fall ist: einzelne Songs herauszuheben ist ein individuelle Angelegenheit - das Werk an sich der Hammer. Nicht nur für Fans von SIEGES EVEN eine dringende Empfehlung - wohl eines der Progalben des Jahres.

Paramount


Cover - Paramount Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 61:46 ()
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Isolate

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Schon der Erstling dieses norwegischen Quintetts wusste zu gefallen, und nun legt die Band um Sänger Michael Eriksen und Mats und Truls Haugen ihr zweites Werk vor, das stilistisch direkt an das Debüt anknüpft. Wieder bekommt man sehr traditionellen Progressive Metal mit vielen symphonischen Elementen und dem starken Gesang Eriksens. Dabei fand durchaus noch eine kleine Steigerung statt, doch ein Überfliegeralbum ist auch "Isolate" leider nicht geworden, denn nach dem großartigen Einstiegs-Dreier "A Darkened Mind", "Abyss" und "Wither" nimmt die Band ein wenig den Fuß vom Qualitäts-Gas und verfällt in typische Prog-Lethargie, bei der instrumentales Breitband und Selbstverwirklichung schwerer wiegen als songdienliche Integration. Bereits der vierte Song, "Sane No More", fiedelt und gniedelt vor sich hin, die Luft des starken Anfangs scheint verflogen. Zwar blamiert man sich im Folgenden nicht wirklich, aber Stücke wie das arg kitschige "Arrival Of Love", das zwölfminütige Epos "Mouth Of Madness" oder "From Childhood´s Hour" zünden längst nicht so stark wie man das nach dem tollen Einstieg erwartet hätte. "Isolate" geht unterm Strich als sehr gute Platte durch, die man Genre-Fans bedenkenlos empfehlen kann, die aber, und damit komme ich zum Fazit des Vorgängers, ebenfalls noch Luft nach oben lässt.

Isolate


Cover - Isolate Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 54:43 ()
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Fables From A Mayfly: What I Tell You Three Times Is True

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Nicht nur der mörderlange Titel "Fables From A Mayfly: What I Tell You Three Times Is True” ist erstaunlich bei der Band aus den USA die bislang hierzulande kaum bekannt sein dürfte. Als erste Band des Plattenlabels von SYSTEM OF A DOWN Frontmann Serj Tankian liegt es nicht Nahe, Durchschnitt zu erwarten, und doch ist der Apfel weiter vom Stamm gefallen als ich zunächst vermutet hätte. Vielleicht auch weil der auch als Maxi ausgekoppelte Opener "Dance Of The Manatree” mit fast SOAD-angelehntem Wechselgesang und eher härerer Marschrichtung voranprescht. "Auf Fables From A Mayfly...” regiert trotz zeitweilig modern alternativem Emoeinschlag eine progressive Grundstimmung in größtenteils poppigem Anstrich - der Auftritt in Wacken 2007 erstaunt da umso mehr. In bisweilen höchst vielschichtigen, nicht selten fast erdrückend komplexen und dabei doch poppigen Sounds verstecken sich mehr Details als man bei normalen Hören wahrnehmen kann. Den Höhepunkt des Albums dürfte "A Wolf Descends Upon The Spanish Sahara” markieren, bei dem sich teils MUSE-scher Gesang mit einem tollen Chorus mischt. Leider wird dieses hohe Niveau nicht immer gehalten: Im Kleid einer Halbballade hat etwa "The Wife, The Kids...” zwar eine gefällige Melodie, aber auch einen weichgespülten Radio-Appeal der mir besonders im zaghaft rockenden Chorus nicht gefällt. Der Gesang auf dem Album ist mir auf Dauer etwas zu anstrengend, die mittlere Tonlage sägt doch am Nerv. FAIR TO MIDLAND sind anders, sind neu, sind gut hörbar und doch auch was für den Kopf. Um mit ihrer Musik warm zu werden, brauche aber zumindest ich noch mehrere Anläufe, also lasst euch nicht von einem zunächst etwas verwirrenden Eindruck abschrecken - einen Eindruck den übrigens auch das interessant designte Booklet und die langen Songtitel unterstreichen.

Fables From A Mayfly: What I Tell You Three Times Is True


Cover - Fables From A Mayfly: What I Tell You Three Times Is True Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 44:28 ()
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Tree Of Life

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Eine weitere Gothic Formation könnte man fälschlicherweise beim ersten Betrachtes des typisch düsteren (aber sehr gelungenen) Covers sowie der Schriftart annehmen. Aber der erste Eindruck täuscht gewaltig, genauso wie die Firmierung, die ebenfalls an die Kajalaugenschminkfraktion denken ließe - SILENT TEMPEST nennen sich diese Musiker etwas bedeutungsschwanger. Von "Drüben" stammend, genauer gesagt aus der Nähe von Magdeburg, ist "Tree Of Life" das Erstlingswerk und darf man den einzelnen Bios der Hauptdarsteller glauben schenken, dann haben diese vier jungen Herren Danny Priebe (Gitarre & Gesang), Mario Bärecke (Bass), Matti Gralka (Schlagzeug) sowie Sebastian von Enzberg (Keyboard) bereits diverse musikalische Erfahrungen sammeln können. Dies hört man deutlich durch und so sind die eigenen Ansprüche ebenfalls recht ansprechend. Sound sowie die stilistische Ausrichtung sollen recht vielfältig irgendwo zwischen ungezügelt stürmisch und zärtlich, laut und gefühlvoll, vorwärts-treibend und atmosphärisch ausfallen und so will man sich in die Ohren und Herzen der Hörerschaft hineinspielen. Das Ergebnis dieser ersten professionellen Studioaufnahme nach dem 2005’er Demo "Life´s Lessons" ist wahrlich so schlecht nicht und ja, die gebotenen 40 Minuten haben tatsächlich einen ganz eigenen Klang. SILENT TEMPEST lassen erfreulicherweise wenig bis gar keine Schubladenvergleiche zu. Die selbst genannten Vorbilder wie DREAM THEATER, PORCUPINE TREE oder die göttlichen TOOL sind wohl allenfalls Lieblingsbands aber musikalisch völlig andere Baustellen. Tatsächlich kann dieser Mix aus melancholischen Melodien mit mal aufbrausend-energetischen Leadvocals dann wieder etwas zurückgenommen fast zerbrechlich sowie fette Gitarrenriffs mit vielen verschiedenen Rhythmen und Breaks im Wechsel überzeugen - die Mucke hat schon etwas recht eigenes. Der Begriff Progressive Rock trifft es insgesamt schon aber auch einen Tick Alternative oder Darkmetaleinflüsse sind heraushörbar. Was den Gesang anbetrifft, werden sich die Geister wohl etwas scheiden, die gefühlvollen, die langsameren Parts sind nicht das Thema (wobei auch hier noch am Vibrato gearbeitet werden müßte) aber wenn Meister Priebe etwas mehr aufzieht und aggressiver/härter klingen möchte dann hört sich dies recht kehlig-heißer im besten Timbre von Jon Oliva (SAVATAGE) an. Gefällt mir jetzt trotzdem net schlecht. Die Frage ist nur, ob dieser sicher anstrengende und stimmbandbelastende Art so zu singen noch weiter ausbauen läßt oder ob dies auf Dauer gesundheitlich gut geht. Singen kann der Junge aber auf jeden Fall, lasst euch bloß von irgendwelchen Kollegen da was einreden. Was mir, außer der etwas zu flachen Produktion leider gar nicht gefällt, ist der oftmals zu helle Schlagzeugsound, der außerdem stellenweise extrem beckenbetont ausgefallen ist, da scheppert und zischt es manchmal recht grausig. So wird leider der erste (instrumentelle) Teil von "Tree Of Life" (eine in vier Teile gegliedertes 15-minütige recht anspruchsvolle Progrockachterbahn), ziemlich verhunzt, da die Drums zu dominant sind. Ansonsten bieten hier SILENT TEMPEST fast ProgMetal pur aber bei den nächsten Parts geht es dann fließend ineinander über mit flotten Progrockvibes, virtuosen Gitarrensoli. Der Bass groovt dabei stets ordentlich, die Gitarrenarbeit (manchmal ein wenig schräg) überzeug ansonsten mit einigen sehr schnellen klasse Läufen. Die Keys sind betont abwechslungsreich (meist im Hintergrund) gehalten, bei manchen Pianoparts klingen sie mitunter etwas unhomogen holzig hinter der Rhythmusfraktion. Bei der wunderbaren Powerballade "Worthy To Wait" überzeugt der dichte Streichersound und schafft viel Atmosphäre ohne jeden Kitsch. Die Band liebt die Wechselspiele, mitunter werden fast soundtrackartig einige melodramatische Momente miteingebaut, dies kommt dann beinahe schon experimentell. Mein Favorit ist gegen Ende "Time" eine sich langsam immer mehr steigernde Nummer mit tollem Spannungsbogen sowie furiosem Schluss. Aber auch der letzte Albumsong "Just In Case" hat es in sich ausdrucksstarker Gesang hin und her gerissen mit tollen spacigen Keys - ja so muß abwechslungsreiche (Prog) Rockmusik klingen.

SILENT TEMPEST sind absolut talentiert, bieten für einen Underdog schon sehr viele gute Ansätze mit großem Einfühlungsvermögen, haben aber auch noch genügen Potentiale für den nächsten wichtigen Schritt in der Bandentwicklung.

Tree Of Life


Cover - Tree Of Life Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 39:6 ()
Label:
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