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Message To Ourselves Outside The Dreaming Machine

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Ein überaus ambitioniertes Werk haben WOBURN HOUSE mit dem 4-Tracker vorgelegt. Mehr als 50 Minuten Spielzeit lassen erahnen, dass hier progressive oder extrem doomige Töne angeschlagen werden. Die Musiker mit Verbindungen zu ISLAND, KLABAUTAMANN und einigen anderen deutschen Combos haben sich für Variante eins entschieden und ihren progressiven Ideen freien Lauf gelassen. Die Vocals wurden dabei auf das Wesentliche beschränkt, die Instrumentalparts nehmen klar den Großteil der Platte für sich in Anspruch („Motor“). Stilistisch vermengen WOBURN HOUSE doomige, progressive und natürlich metallische Töne, wie es ANATHEMA auch machen, ohne sich dabei zu sehr an die Briten anzulehnen. Von OPETH lassen sie ebenfalls die Finger. Wer sich gerne Zeit für seine neuerworbenen Alben nimmt und stilistisch aufgeschlossen ist, sollte „Message To Ourselves Outside The Dreaming Machine“ ruhig eine Chance geben, es lohnt sich!

Message To Ourselves Outside The Dreaming Machine


Cover - Message To Ourselves Outside The Dreaming Machine Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 4
Länge: 54:31 ()
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The Inner Circle

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Es ist schon der Hammer was heutzutage Kapellen ohne Vertrag, klar auch aufgrund der enormen technischen Möglichkeiten, für wirklich hochwertiges Material völlig ohne „professionelle“ Basis auf die Beine stellen können. Nicht nur was das klasse Artwork von „The Inner Circle“ mit den markanten Pinguinen sowie dem ultrafetten Booklet (beides von Drumer Christian Eichlinger erstellt) von DANTE betrifft sondern vor allem musikalisch haben die Augsburger so einiges Hochwertiges anzubieten.

Ganz klar, im stilistischen Fahrwasser der Genrevorzeigeband DREAM THEATER oder auch den bayrischen Kollegen von DREAMSCAPE unterwegs, liefern diese Herren nach nur knapp einjährigem (!) Bestehen ein sehr ordentliches im Allgemeinen und für einen reinen Underdog sogar recht bemerkenswert fundiertes Album ab. Progmetal mit den bekannten ausufernden Arrangements, zahlreichen Breaks/Läufen, vielen tragend-opulenten Parts, mächtigen, relativ abwechslungsreichen Keyboardwänden (mal Piano, dann wohlige Hammonds dann wieder flächige Synthies), fette Metal-Riffs treffen auf akzentuierte Licks und auch sonst allerlei vielschichtige Klangfacetten – dies alles wird über sieben Tracks, meist in Überlänge bis zu 18 Minuten (z.B. das Hauptstück am Schluss) sehr gekonnt vorgetragen. Schon der Beginn, mal nicht genretypisch mit irgendeinem Intro, kommt mit seinem relativ sphärischen Klangbild und einer gelungenen Melodie daher. Drumherum werden gekonnt die Tempi variiert und mit schönen Atmosphären sowie dem passablen Gesang Alexander Göhs verbunden. Apropos, dieser Vokalist ist keiner von der Shoutersorte sondern eher der gefühlvolle, ausdrucksstarke LaBrie-Typ, könnte aber ruhig noch etwas mehr aus sich herausgehen und versuchen in anderen Tonlagen zu intonieren. Insbesondere auch bei den zwei relativ gleichförmig gehaltenen Balladen fehlt doch etwas der letzte Kick, will sagen die beiden Songs sind inhaltlich zwar formschön aber zu unspektakulär, da fehlen die Höhepunkte - auch gesanglich, da müsste etwas mehr Feuer rein. Auf die Frickelkeule greifen DANTE ansonsten glücklicherweise nur sehr sparsam zurück. Bei dem recht aggressiven „Ghost From The Past“ ist dies dann etwa der Fall, sehr rhythmisch-wuchtig mit vielen Läufen geht hier doch etwas der rote Faden verloren, ein richtig packender Refrain fehlt hier leider. Ebenfalls dichte Instrumentalparts mit Stakkatoriffs, coolen Tastensounds sowie getragenem Zwischenstück und somit das volle Progmetalprogramm bietet dann „Not Like Myself“. Bei “More Or Less A Man” überzeugt mich die Band dann wieder mit einer deutlich besseren Hook, äußerst betont fokussierten Basslinien - bei den Vorgängern fehlt dann doch stellenweise etwas der Zusammenhang bzw. der erkennbare rote Faden, manches wirkt dann doch sehr technokratisch, quasi stark via Reißbrett komponiert - hier passt es dann deutlich besser. Zum guten Schluss folgt noch ein üppiger 19-Minüter („The Taking“) der mit einer sehr abwechslungsreichen Songdramatik sowie inhaltlicher Dynamik aufwarten kann. Atmosphärische Parts mit soundtrackartigen Arrangements duellieren sich mit heftigen Riffattacken, um dann wunderbar orchestral mit bombastischem Finale und einem furiosen Gitarrensolo zu enden.

Ja, DANTE ist ein Name den man sich merken sollte, sicher einer der Progmetalaufsteiger des Jahres 2008, da kann so viel nicht mehr kommen. Die Jungs zeigen auf "The Inner Circle" nicht nur ein großes technisches, sondern auch kompositorisches Potential. Wenn jetzt beim nächsten Werk noch etwas mehr Wert auf ein eigenständigeres Klangbild gelegt wird, dann werden die DT-Vergleiche verstummen und es fehlt nicht mehr viel zu Bands wie VANDEN PLAS oder auch THRESHOLD, die diesen eigenen Charakter schon erreicht haben.

The Inner Circle


Cover - The Inner Circle Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 64:6 ()
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Interview:

Dark Suns

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Interview Die Record-Release-Party zu "Grave Human Genuine" liegt gerade hinter euch - wie war's? In eurem Blog wurden die Vorbereitungen ja fleißig dokumentiert, hat dann alles so geklappt, wie es geplant war?



Oh, vielen Dank der Nachfrage!

Leider stehen die Vorbereitungen nie im Verhältnis zu dem eigentlichen Abend. Alles ist immer viel zu schnell vorbei. Es war ein unglaublicher Abend...sehr emotional und die Stimmung war gigantisch. Hiermit gilt der Dank natürlich allen Leutchens, deren Weg an diesem Abend ins UT führte! Sicher waren die Proben und alles, was ringherum noch organisiert werden musste recht stressig, aber auch mit unheinlich viel Spaß versehen. Es war und ist uns eine Ehre, mit so tollen Session-Musikern zusammen zu arbeiten...man muß keinem groß etwas sagen, was das Einarbeiten natürlich ungemein erleichtert. Jeder weiß, was er zu tun hat und setzt es absolut perfekt um. Und um deine Frage zu beantworten: Ja alles hat so geklappt wie wir uns es vorgestellt haben...sogar noch etwas mehr! Unvergesslicher Abend mit tollen Eindrücken!


Danach stehen keine weiteren Gigs mehr, scheint es. Was habt ihr für den Rest des Jahres noch in Planung an der Live-Front?


Ja, leider konnten wir uns wegen der Vorbereitung der Release-Show nicht wirklich um die Booking-Aktivitäten kümmern, da wir auch dies nun zum Teil selbst in die Hand nehmen möchten. Wir werden aber umgehend damit loslegen, weil wir selbst unglaublich heiß darauf sind, weiter on the road zu sein. Wir hoffen, noch ganz viele Muggen dies Jahr zu fahren und hoffentlich auch noch ne coole Tour! Be prepared;)


Bassisten sind in Leipzig anscheinend schwer zu finden, ihr steht auch ohne einen da. Woran liegt es, dass ihr z.Zt. keinen Tieftöner in der Band habt? Würdet ihr auch ohne Basser touren?


Also gleich mal vorweg...nein, ohne Basser würden wir nicht touren! Er hat eine immens wichtige Funktion bei uns und ihn vom Band kommen zu lassen wäre natürlich auch absolut keine Lösung für uns...Feeling ist einfach das Wichtigste und würde somit verloren gehen. Ein fester Basser hat sich bisher noch nicht gefunden, dennoch sind Anwärter vorhanden. Bis zu einer Entscheidung wird uns ein Session-Bassist unterstützen.


Kommen wir zu "Grave Human Genuine" - wie lange habt ihr an den Songs geschrieben? Wie ging euch das Songschreiben von der Hand?


Nun ja, es sind jetzt drei Jahre ins Land gegangen nach "Existence". Da wir uns wirklich nicht viel Zeit gelassen haben und recht schnell angefangen haben neues Material zu schreiben, haben wir auch gut 2 Jahre an den Songs gebastelt. Es ist unheimlich viel Stoff entstanden; so viel, daß wir den Plan hatten, ein Doppel-Album in die Läden zu schmeissen. Die richtige Entscheidung war aber letztendlich sich auf die Stärken zu konzentrieren und den Fokus auf nur eine Scheibe zu richten. Das Songschreiben ging uns klarer Weise nicht immer leicht von der Hand...die zwei Jahre sprechen für sich;)...an vielen Stellen und Teilen hat man Tage und Nächte gesessen und auch die ein oder anderen Nerven gelassen. Wie gesagt, gab es auch Unmengen an Material. Aber das ist normal und es ist unheimlich cool, wenn man dann zu dem Punkt kommt wo man sagt...yeah das isses!


Wie lange habt ihr für die Aufnahmen gebraucht? Wie war die Arbeit im Studio?


Wie lang haben wir gebraucht...ich glaub für die Aufnahmen an sich waren es etwa 3-4 Monate. Ich will mich da jetzt aber nicht festlegen, da ich den Stichtag, an dem wir begonnen haben, vergessen hab. 3-4 Monate waren es aber bestimmt. Die Arbeit im Studio war recht relaxed, da wir ja wieder den Luxus geniessen konnten uns die Zeit zu nehmen die wir brauchten. Wir haben ja diesmal alles selbst aufgenommen...inklusive der Drums. Etwas stressig wurde es erst zum Schluss, als der Mixtermin stand und uns unser ex-Keyboarder "sanft" verklickerte, er will die Band verlassen. Es war alles fertig aufgenommen, nur die Piano-Spuren fehlten...die Projekte mussten auch noch editiert werden. Hey wir hatten noch eine Woche...shit. In unserer Not baten wir dann Andy von Disillusion die Projekte in seine Hände zu nehmen, zu editieren und aufzuräumen. Das tat er dann auch netterweise...Danke Andy! Das gab uns die nötige Zeit die Piano-Parts einzuspielen.


Was steckt hinter dem Titel? Steht er mit einem der Songtexte in Verbindung?


"Grave Human Genuine" steht wenn man es so will für den Entstehungsprozess der letzten drei Jahre bzw. für die Band. "Grave" steht für die Ernsthaftigkeit mit der wir an die Musik herangehen...also das was aus unserem tiefen Inneren in die Musik einfliesst. Vielleicht ist es auch ein kleiner erhobener Zeigefinger in Richtung Vergnügungszwang unserer heutigen Zeit. Die Welt ist nicht so..nicht so, wie sie zu sein scheint. "Human" sozusagen für die restlichen verbliebenen drei Bandmitglieder aber auch für die menschliche Aura des Albums. Es sollte nicht steif und statisch klingen. "Genuine" in seiner ureigenen Bedeutung; die Echtheit... das, was wir fühlen, wenn wir dieses Album hören!


Worum geht es in den Texten?


Es gibt diesmal kein textliches Konzept wie bei "Existence". Jeder Song steht vielmehr inhaltlich für sich. Es gibt gesellschaftskritische Songs, siehe "Flies In Amber". In "Rapid Eyes Moment" geht es um eine Art Traumwelt..."Thornchild" verarbeitet eine menschliche Enttäuschung vergangener Zeit und "Free Of You" beschreibt das Loslösen von einer Person...etwa einer Beziehung. Nur um Beispiele zu nennen.


Könntest du dir vorstellen, eine Platte mit kürzeren, leichter zugänglichen Songs aufzunehmen? Oder wäre dir das als Musiker zu langweilig?



Wenn wir an das Songwriting herangehen, gibt es einfach keine Vorgaben, wie lang ein Song werden muß oder wie leicht zugänglich er sein muß. Auch "Grave Human Genuine" soll doch kein Arschtritt sein, so nach dem Motto: "na denn kommt mal klar auf unsere schwierige Musik"...nein, absoluter Quatsch. Es ist das, was aus unserem Herzen kommt...wonach uns gerade ist. Genau so ist es nicht ausgeschlossen, daß es mal, wie du es sagst, leichter eingängige Songs geben wird. Darauf werden wir es aber niemals anlegen...geschweige denn werden wir sowas planen oder dergleichen.


Wie sieht es mit einer reinen Akustikplatte aus, würde dich sowas reizen?


Darüber haben wir schon öfters gesprochen, ja *lacht* Der Reiz ist da.


Ihr habt kürzlich ein neues Video gedreht. Ist das Ergebnis euren Erwartungen gerecht geworden? Für wie wichtig hältst du Videos in der heutigen Zeit?


Oh ja das Video hehe...es ist viel besser geworden, als wir es uns vorgestellt haben! Einfach aus dem Grund, daß der Ansatz ein ganz anderer war. Wir wollten eine Art "Making-Of" unserer Recording-Sessions machen...und irgendwie ist dann dieses verrückte Ding bei raus gekommen. Cool, wa?! Ich glaube Videos sind nicht das Wichtigste...das ist nach wie vor die Musik, die für sich spricht. Dennoch ist ein gut gemachtes Video zu nem tollen Song ne feine Sache. Man denke da nur an Björk oder auch TOOL. Meisterhaft! Wenn Visuelles und Auditives so perfekt harmoniert kann einen das schon umhauen.


Wieviel Zeit bringst du pro Woche für Dark Suns auf? Bleibt da noch Zeit für Job, Freunde, Hobbies oder lebst du nur für die Band?


Pauschal kann man sagen, mein Leben ist die Band. Ja, ich lebe zu 100% DARK SUNS. Man ist so gut wie jeden Tag im Proberaum oder Studio und widmet sich seinem Instrument, dem Business ringsherum etc.. Durch diese Hingabe ist es schwer einen festen Beruf anzunehmen. Das ist ein großes Risiko, daß ist uns allen bewusst...aber das ist es uns auch wert. Für Freunde oder Familie findet sich immer Zeit...das sollte es auch!


Was sind deine Hoffnungen für Dark Suns? Was willst du mit der Band in den nächsten Jahren erreichen?


Es wäre naiv zu denken, daß wir in nächster Zeit einen großen Berg Geld mit unserer Musik verdienen, dazu ist sie sicher zu speziell und wie gesagt verbiegen werden wir uns für Niemanden. Ich denk erreicht haben wir schon sehr viel. Wir haben Menschen mit unserer Musik berührt...dabei ist es egal wieviel es sind. Wichtig ist, wie ehrlich sie uns das vermitteln. Es ist toll, Fans mit leuchtenden Augen vor sich zu haben, die einem sagen, wie sehr sie doch unsere Musik lieben. Wenn wir mit unserer Musik mal Geld verdienen sollten, ist das natürlich cool *lacht*


Hörst du dir Platten anderer Bands an? Wenn ja, welche haben dich in letzter Zeit beeindruckt und warum?


Oh es gibt so unglaublich viele gute Bands da draussen. Wahnsinn. Gerade die Plattform Last.fm macht einem das sehr deutlich. Das Letzte was mich umgehauen hat, waren die aktuellen Platten von SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM, THE DILLINGER ESCAPE PLAN, TEXTURES...ach und einige mehr. Einfach nur, weil sie vor Innovation strotzen, tolle Musiker am Werk sind...ja, und die Songs haben Tiefe und bewegen.


Und gehst du zu Shows? In Leipzig finden ja so einige statt. Kannst du als Musiker Live-Shows anderer Bands unvoreingenommen genießen, einfach nur Fan sein?


Das ist ne sehr gute Frage, die ich mir selbst erst kürzlich stellte. Es ist in der Tat schwer, zu einem Konzert zu gehen und sich einfach fallen zu lassen. Man ist nun mal "dummerweise" selbst Musiker und achtet erstmal automatisch auf jedes Detail. Wie sind die Musiker, groovt es, was für Instrumente werden gespielt...die Songs werden analysiert und so weiter und so weiter. Ich muss sagen das nervt mich manchmal richtig. Es gibt aber schon Konzerte, wo es funktioniert, sich fallen zu lassen. Zum Glück!


Und letzte Worte?


Erstmal vielen lieben Dank für das Interview! Danke auch an die Leute, die unserer Musik ne Chance geben...bereit sind sich länger als einen Hördurchlauf der Musik zu widmen und uns verstehen! Das bedeutet uns unheimlich viel! See you on the road!

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Not As Good As The Book

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THE TANGENT legen mit Album Nummer vier, einen fast 95-minütige Doppeldecker namens „Not As Good As The Book“ ein recht opulentes Werk der progressiven Szene vor. Leider kommt das neue Output nicht ganz so überzeugend rüber wie die Vorgänger. Die von Bandleader, Keyboarder und Sänger Andy Tillison propagierte größere Palette an Sounds und Stilen nehmen den an sich gewollt komplexen Kompositionen doch etwas die Durchschlagskraft und lassen das Manko des gewöhnungsbedürftigen Gesanges deutlicher hervortreten. Stimmungen und Intentionen werden zu Hauff dargeboten, eine tiefere Ausarbeitung hätte es aber manchesmal doch sein dürfen – hier hätte man aus den sieben Songs der ersten CD mehr machen können – es klingt vieles zu einfach. Da „Not As Good As The Book“ als Konzept funktionieren soll, könnten es aber auch die Zwänge der skurillen und ausufernden Story sein, die das Songdienliche zu kurz kommen ließen. Die beiden über 20 Minuten langen Tracks auf der zweiten Scheibe sind auf jeden Fall die Höhepunkte des Albums (samt FLOYD-Zitate). Ansonsten gibt es bei THE TANGENT wie immer alle Stilrichtungen des Prog (samt Jazzparts, Bläser, vielen verträumte Momente und abgefahrene Instrumentalisierung). Optik (100-seitiges Booklet) und Comicstil – das gibt Höchstpunkte, musikalisch erste Sahne (B-Note), aber richtig zwingend ist das was THE TANGENT auf „Not As Good As The Book“ komponiert haben nicht. Vielleicht hat Mr. Tillison & Co. diesmal einfach doch zuviel gewollt (A-Note). Fans der Band und Siebziger-Retro-Freaks werden dies aber auf jeden Fall mit gehörig Zeitaufwand und Geduld selbst herausfinden.

Not As Good As The Book


Cover - Not As Good As The Book Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 94:43 ()
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Bring 'em On

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Bühne frei für eine progressiv angehauchte Hardrock-Combo aus Brasilien! Der Vierer aus Sao Paulo präsentiert sich auf seinem Debut- Album melodiös und leicht progressiv, dadurch aber nicht weniger rockig. Dass die Jungs ordentlich auf die Tube drücken können, stellen sie bei Songs wie dem Titeltrack "Bring ´em On" und "Insanity Desire" unter Beweis, die zum Teil ziemlich heavy daherkommen. Ihre große Stärke zeigen TEMPESTT aber dann, wenn sie sich in ruhigere und progressivere Gewässer begeben: "A Life´s Alibi" beginnt mit einem wunderschönen Piano, der Gesang schmeichelt sich ins Ohr bis schließlich die E-Gitarren loslegen dürfen, die Konzeption erinnert schon fast ein wenig an DREAM THEATER. Über das hochmelodiöse "Enemy In You" lässt sich ähnliches sagen. Mit "Lose Control" wird wieder mehr Gas gegeben, die Ballade "Healing" dagegen ist auf ganzer Länge ruhig und Akustikgitarren-lastig. Und zu guter letzt ist mit "Don´t Stop Believin´" auch noch ein astreiner Melodic Rock-Song auf der Platte. Gelungen.

Bring 'em On


Cover - Bring 'em On Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 58:53 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Fortress

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Mit ihrem ersten Album „Kezia“ konnten die Kanadier PROTEST THE HERO bereits einigen Staub aufwirbeln, doch mit ihrem zweiten Werk „Fortress“ hat die Band den Vogel abgeschossen! Ich kenne zwar leider das Debüt nicht, aber was dieser Zweitling zu bieten hat, ist über jeden Zweifel erhaben. PROTEST THE HERO vermischen Rock, Pop, Mathcore, Progressive Metal und sogar klassische Anleihen zu einer höllischen, sicher nicht für Jedermann nachvollziehbaren, aber stets mitreißenden Melange. „Fortress“ besitzt die jugendlich nach vorne rockende Attitüde von BILLY TALENT, das Durchdacht-Durchgedrehte von SYSTEM OF A DOWN, das Wahnsinnige von WATCHTOWER sowie einen Schuss RUSH. Dabei outet sich besonders Sänger Rody Walker als völlig abgedrehter Stimmbandzauberer, der über weite Strecken wie ein hard durch die Gegend corender Geddy Lee auf Vollgas-Droge klingt, dabei aber sämtliche Facetten über krawallig bis gefühlvoll mühelos beherrscht. Und dass DRAGONFORCE-Keyboarder Vadim Pruzhanov diverse Töne zum starken Song „Limb From Limb“ beisteuert, dürfte dann auch niemanden mehr verwundern. Hört Euch jenes Stück sowie den arschgeilen Opener „Bloodmeat“ (Killerrefrain!), „Bone Marrow“ oder „Goddess Bound“ an und lasst Euch von der Story über Dschingis Khan zum Kopfschütteln in alle Richtungen bewegen. „Fortress“ ist nicht nur das bisher abgedrehteste und innovativste Prog-Album des Jahres, sondern auch das beste!

Fortress


Cover - Fortress Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 42:8 ()
Label:
Vertrieb:
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The RPWL Experience

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In ihren bisherigen vier Alben haben RPWL eine Entwicklung von ihrer hörbaren PINK FLOYD Affinität der Anfangstage zum letzten fast schon zu farbenfrohen Werk „World Through My Eyes“ (2005) durchgemacht. Mit ihrem neuen Album „The RPWL Experience“ wollen die Freisinger die Gefahr bannen sich selbst zu kopieren und haben Erfahrung und Spaßfaktor beim komponieren freien Lauf gelassen. Herausgekommen ist ein Longplayer der den Anspruch der Band nach Homogenität und Lockerheit gerecht wird und noch immer deutlich nach RPWL klingt – den einen oder anderen Oberproggie aber wohl doch etwas zu gradlinig sein dürfte (das ironische „This Is Not A Prog Song“ setzt hier mal ein Ausrufezeichen). Denn Songs wie das recht flotte und mit fast 10 Minuten längste Stück „Silence“ und das leicht experimentelle „Stranger“ (ein eindeutiges Statement zum Thema Krieg) sind zwar immer noch progressive Epen – aber im Vergleich zu den vorherigen Veröffentlichungen von RPWL mit durchaus mehr Drive versehen. Wobei die oft kritischen Texte nach wie vor der Dreh- Angelpunkt der Kompositionen bleiben. Musikalisch lassen RPWL Anno 2008 bei vielen Songs eine unterschwellige Härte in manchen Parts zu und es gelegentlich einfach auch nur mal ohne Prog-Zeigefinger rocken, wie beim bereits oben genannten Opener „Silence“ oder den TV-Kritischen „Choose What You Want To Look At“ – hier hört man deutlichst, was das Quartett einen Spaß hat. Hinweisen sollte man noch auf das gelungene, da emotionale Bob Dylan Cover „Masters Of War“ und das schnell auf den Punkt kommende, kompakte und sich Effektiv in den Gehörgängen festsetzende „Breathe In, Breathe Out“. Mit dem entspannten „River“ kommt gegen Ende der Scheibe noch ein Song, welches geradezu zum verweilen in Träumen einlädt. Fazit: Sänger und Keyboarder Yogi Lang und Gitarrist Karlheinz Wallner sind mittlerweile eine Konstante in der deutschen Prog-Szene und sollten mit „The RPWL Experience“ mühelos ihren Status halten und den einen oder anderen Fan dazugewinnen.

The RPWL Experience


Cover - The RPWL Experience Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 67:5 ()
Label:
Vertrieb:
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Grave Human Genuine

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Die Schnellsten sind DARK SUNS nicht, alle drei Jahre ein neues Album ist für Fans eine fast schon zu lange Wartezeit. Aber komplexe Musik wie des Leipziger Trios schreibt sich nicht mal eben so, da muss gewerkelt, verfeinert und neu gestaltet werden, bis es hundertprozentig passt. Diese Detailverliebtheit und der hohe Anspruch an sich selber findet sich auf „Grave Human Genuine“ zu jeder Sekunde – kein Part wirkt unpassend, keine Stimmung zufällig entstanden. Beschreiben lassen sich die acht Songs sehr schwer, dazu sind sie zu vielschichtig und bedienen sich aus zu vielen Genres, von Progressive bis Black Metal. OPETH, KATATONIA und natürlich DISILLUSION (deren Sänger bei den Growls aushalf) können als Orientierungspunkte auf der musikalischen Landkarte hilfreich sein. Es hilft nur, einfach mal reinzuhören und die Musik auf sich wirken zu lassen. Die zerbrechliche Stimme Nicos, sein anspruchsvolles Drumming, die wunderschöne Gitarrenarbeit und die immer wieder hervorbrechenden Bassläufe. Die Stimmung, die von aggressiv bis melancholisch (ganz besonders in den letzten beiden Tracks) reicht. Und zu die sehr gute Produktion, die auch den Randinstrumenten wie den Flöten und den Techno-artigen Beats genug Platz gibt. „Grave Human Geunine“ ist das lange Warten wert, definitiv. DARK SUNS haben ein kleines Meisterwerk des progressiven Metals geschaffen, das ihr letztes Album übertrifft und sich auf Augenhöhe mit der Konkurrenz befindet. Gratulation dazu!

Grave Human Genuine


Cover - Grave Human Genuine Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 58:9 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Animations

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Mit dem atmosphärischen Keyboardintro „Dare You Enter?“ und dem direkt darauf folgenden, eher kurzen aber dafür recht heftigen „Sonic Maze“ eröffnen ANIMATIONS aus Polen ihr selbstbetiteltes und (für mich unverständlich) in Eigenregie veröffentlichtes Debüt. Vorneweg schon mal: für ein reines Instrumentalalbum bannt die Band unglaublich abwechslungsreiche Kompositionen auf CD und scheint dabei hohe Ansprüche problemlos musikalisch in den Griff zu kriegen. Und dass ohne Melodie und Struktur auszugeben – hier macht die Frickelei zweifelsohne Sinn. Mit „911“ folgt dann der erste von vier Longtracks, welcher die Trademarks der Band am Besten zur Geltung bringt – den prägend für den ANIMATIONS-Sound sind die gekonnten Duelle zwischen Keyboard und Gitarre, welche in unterschiedlichsten Tempi sämtlichem Protagonisten, also einschließlich der Rhythmusfraktion, als große Könner mit sehr überdurchschnittlichen Taktgefühl ausweisen – sachte, fast schon soundtrackmäßige Parts zum Entspannen inklusive. Alleine diese viertel Stunde Gehirnnahrung ist schon den Tipp wert. Ohne Niveauverlust geht es so durch insgesamt herzerfrischende, gut produzierte 70 Minuten (endlich mal wieder ein Album, bei dem die zeit wie im Fluge vergeht) bis zum 18-minütigen, voller Spannungsbögen und Ideen steckenden Abschluss „Animations“. Mit den an DREAM THEATER angelehnten RIVERSIDE kommt ja bereits ein progressive musikalischer Überflieger aus unserem östlichen Nachbarland – das Quartett ANIMATIONS (Tomek Konopka (Keyboard), Bartek Bisaga (Bass), Pawel Larysz (Drums) und Kuba Debski (Gitarre)) bietet zwar auch nicht grundlegend Neues (und erinnert zum Teil an eine Kombination an jene Prog-Institution Meets SATRIANI) – aber das was auf dem Debüt vertont vorliegt ist schon echt große Klasse. Frickel-Proggies – unbedingt mal intensivst anchecken.

Animations


Cover - Animations Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 69:20 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Porcupine Tree

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InterviewWarum veröffentlicht Ihr das Mini-Album „Nil Recurring“ so kurz nach dem letzten Album „Fear Of A Blank Planet“?



Das sind Songs, die in derselben Zeitperiode entstanden sind wie die von „Fear Of A Blank Planet“. Es ist ein begleitender Release zu dem Album; die Schwester, wenn Du so willst und jetzt gut neun Monate her, dass das Album veröffentlicht wurde. Ich denke, es ist jetzt eine gute Zeit, diese Extra-Songs verfügbar zu machen.



Das wirft trotzdem die Frage auf, warum Ihr das Album nicht als Doppel-CD veröffentlicht habt, also inklusive „Nil Recurring“.



Das hatte zwei Gründe. Zuerst einmal war „Fear Of A Blank Planet“ ein sehr Konzept-orientiertes Album, besonders was die Texte betrifft. Speziell diese Songs passten einfach nicht in das Konzept des Albums. Und zweitens bin ich der Meinung, dass gerade Alben heutzutage viel zu lang ausfallen. Ich bin in den 80er Jahren aufgewachsen, dem Ende des großen Zeitalters der Vinyl-LPs. Diese LPs waren 40 oder maximal 45 Minuten lang. Egal, ob man „Sgt. Pepper“, „Dark Side Of The Moon“ oder „Reign In Blood“ von SLAYER nimmt; diese Alben waren maximal 40 Minuten lang. Einer der großen Nachteile des CD-Zeitalters ist, dass Alben heutzutage auf bis zu 80 Minuten aufgeblasen werden. Das ist einfach zu lang. Ich denke, dass sich niemand so lange auf ein Stück Musik konzentrieren kann, ich kann das zumindest nicht. Meiner Meinung nach waren die alten LPs mit ihren 40, 45 Minuten genau richtig, aber auch „Fear Of A Blank Planet“ ist ein bisschen länger ausgefallen und gut 50 Minuten lang. Es ist deswegen aber noch kein überlanges Doppelalbum. Stattdessen bin ich dafür, dass immer ein konstanter Fluss an Musik vorhanden ist und nicht alle drei Jahre ein 80-Minuten-Album. Es ist besser, die Musik aufzuteilen und sie besser dosiert fließen zu lassen.




Es ist ungewöhnlich, dass gerade Du als Prog-Musiker der Ansicht bist, dass eher kürzere Alben besser seien. Normalerweise steht speziell dieses Genre für überlange Scheiben im Gegensatz zu eher härteren Gangarten wie Thrash- oder Death Metal. Du schreibst ja auch sehr komplexe Musik.



Ja, aber schau Dir doch mal die großen Progressive Rock-Alben der Rockgeschichte an, wie „Close To The Edge“ von YES, das ist 36 Minuten lang. „Dark Side Of The Moon“ von PINK FLOYD hat 40 Minuten… das sind alles keine langen Alben. Ich denke, dass komplexe Musik nichts mit Länge zu tun hat! Und man kann auch so argumentieren, dass es, gerade weil die Musik so komplex ist, besser ist, sie in kleinen Portionen zu verabreichen. Progressive Musik enthält eine Menge an Informationen, die man in zu großer Menge gar nicht aufnehmen kann. Da wäre es umgekehrt eher sinnvoller, eher Ambient Music auf 80 Minuten aufzuweiten, da sie nicht so viele Informationen enthält und leichter konsumierbar ist. Falls „Fear Of A Blank Planet“ so lang geworden wäre, hätte das Album kaum jemand aufnehmen können. Das Gehirn schaltet sich nach gewisser Zeit einfach ab, das geht mir nicht anders. Davon abgesehen bin ich mir auch gar nicht sicher, ob ich mich wirklich als typischen Prog-Musiker bezeichnen kann. Prog-Rock ist sehr weit dehnbar, und einige Alben aus diesem Bereich handeln von Science Fiction oder Fantasy. Aber bei PORCUPINE TREE ist das nicht so, das bin nicht ich, denn unsere Texte handeln, im Gegensatz zu vielen anderen progressiven Bands, von persönlichen Erfahrungen. Es gehen in der Welt genug bizarre Dinge vor sich, die wesentlich interessanter sind als fiktive Themen. Wie sagt man doch so schön: „The truth is stranger than fiction!“.



Dann magst Du zum Beispiel auch die langen Epen von DREAM THEATER nicht?



Zu DREAM THEATER bin ich schon oft gefragt worden, aber das ist echt nicht meine Musik! Es ist wunderbare Musik, wundervoll gespielt, wundervoll produziert und umgesetzt, aber es ist nicht meine Baustelle. Ich mag eher Musik, die weniger geschliffen, sauber und technisch klingt. Das ist für mich so etwas wie mathematische Musik, aber Mathematik ist nun mal keine Musik. „Reign In Blood“ von SLAYER ist 30 Minuten lang, und mit jeder Minute mehr würde es anfangen, schlechter zu werden. Das ist aber nur meine Meinung!



Steckt denn auch ein Konzept hinter „Nil Recurring“? Wovon handelt das Mini-Album?



Das Konzept hinter der Scheibe ist, dass sie kein Konzept hat. Es sind die Songs, die außerhalb der Thematik von „Fear Of A Blank Planet“ stehen. Die Stücke passen auch zu nichts anderem. Der Titelsong ist ein Instrumental, „Cheating The Polygraph“ handelt vom Musikgeschäft und ist einer der ersteren Songs, die ich über das reine Business geschrieben habe. Das Geschäft hinter der Musik ist oftmals sehr hinderlich für die Kreativität. Bei „What Happens Now?“ geht es darum, ein Flugzeug zusammen mit einem Terroristen zu besteigen. Alle diese Stücke hängen nicht in einem Konzept zusammen. Wir finden sie genauso gut wie Songs des Albums, aber sie haben nicht dorthin gepasst, das ist einfach Fakt.



Ihr habt nach der Veröffentlichung des Albums auch das Label gewechselt und seid von Roadrunner zu Peaceville gegangen. Warum denn das?



Wir haben gar kein Label! PORCUPINE TREE arbeiten so, dass wir bei keiner Plattenfirma unter Vertrag stehen. Wir machen das jetzt so wie es RADIOHEAD auch getan haben und bezahlen für die Aufnahmen unserer Platten selbst. Wenn die Aufnahmen beendet sind, entscheiden wir uns, welches Label die Lizenz dafür bekommen soll. So eine Lizenz ist etwas völlig anderes als bei einem Label unter Vertrag zu stehen. Wenn man unter Vertrag steht, gehört dem Label die Musik, aber wenn man sie nur lizenziert, dann gehört einem die Musik weiterhin und man bekommt die Rechte nach fünf Jahren zurück. Danach kann man sich entscheiden, was weiterhin damit passieren soll. Bei „Fear Of A Blank Planet“ hatten wir uns umgeschaut, welches Label das Beste für das Album ist. In Europa waren es Roadrunner, in den USA Atlantic und in Japan auch ein anderes Label. Wir haben Roadrunner auch die EP angeboten, aber sie haben verständlicherweise deutlich mehr Interesse an unserem nächsten Album gezeigt. Das Mini-Album war ihnen nicht so wichtig, denn sie wollten lieber das Album weiter promoten. Daraufhin haben wir die Initiative ergriffen und uns an ein anderes Label gewandt, das wir ebenfalls sehr hochklassig finden, und das sind Peaceville. Aber all diese Deals sind wirklich nur Deals; die Musik gehört weiterhin der Band!



Dann wollt Ihr also auch in Zukunft die Herren über Eure Musik sein?!



Ja, absolut! Das machen jetzt aber viele Bands so, wie eben RADIOHEAD oder auch NINE INCH NAILS. Sie sind sehr stolz darauf, nie wieder bei einem Label unter Vertrag zu stehen. Dadurch können sie immer die optimale Firma für sich finden oder die Musik sogar zum Download anbieten, so dass die Fans direkt zuschlagen können. Diese Vorgehensweise wird sich in den nächsten paar Jahren noch weiter verbreiten.



Seit der Gründung der Band im Jahr 1987 habt Ihr fast ausschließlich viel umjubelte Alben herausgebracht. Du hast es vorhin schon einmal kurz angesprochen: woher nehmt Ihr auch heute noch die Ideen für Eure Musik und Texte?



Das ist eine gute Frage und schwer zu beantworten, weil sie alles hinterfragt. Aber ich denke mir, dass es dafür nötig ist, ein wirklich komischer Typ zu sein. Ich selber bin so ein komischer Typ! Ich bin sehr daran interessiert, neue Musik, neue Filme oder Bücher kennen zu lernen oder die Nachrichten zu gucken. Ich unterhalte mich auch viel mit meinen Freunden über deren Erfahrungen, und all diese Dinge werden von Deiner Persönlichkeit absorbiert und können Dich dabei inspirieren, neue Songs zu schreiben. Am heutigen Punkt meiner Karriere ist der größte Einflussfaktor aber immer noch das Leben! Die gesamte Mischung aus Treffen, Reisen, Gucken, Lesen, Hören, Reden, wieder Hören,… all das verändert Deine Person, also deine Einstellungen und Vorstellungen. Und wenn sich Dein Input immer wieder verändert, dann ist Dein Output auch immer frisch. Ich vertraue auf diesen Prozess und werde es auch weiterhin so handhaben.



Beim Durchstöbern Eurer Diskografie taucht ein älteres Instrumental mit dem Titel „Tinto Brass“ auf, was ich ganz witzig finde, denn der Mann selben Namens ist ein italienischer Pornofilm-Regisseur (der unter Anderem auch den abgefahrenen Streifen „Caligula“ mit Malcolm McDowell und Peter O´Toole gedreht hat – Anm. d. Verf.)…




Ja, das stimmt! Ich fand einfach, dass sich sein Name sehr schön anhört. Außerdem mag ich solche Kontraste, denn die Tatsache, dass Tinto Brass Pornofilme macht, ist auf der einen Seite so gesehen etwas Schäbiges, aber andererseits klingt der Name wunderbar. Dieser Klang gefiel mir einfach, und wenn man ein Instrumental schreibt, dann hat man ja keine Texte, an die man sich bei der Titelwahl halten muss. Da hat man freie Wahl, und ich wollte schon immer einen Song mit dem Titel „Tinto Brass“ schreiben, weil ich den Namen liebe. Ich sage damit nicht, dass ich seine Filme so großartig finde, hahaha! Aber sie sind ganz sicher einzigartig, weil er seinen eigenen Stil und Look hat.



Wie viel steuern eigentlich die anderen Musiker von PORCUPINE TREE zum Songwriting bei?



Auf das Songwriting haben sie nicht so großen Einfluss, dafür aber eine Menge auf die Arrangements. Der Sound der Band lebt von der Fusion der vier Bandmitglieder. Die Strukturen der Songs sind sehr persönlich für mich, aber ich sage den anderen nicht, wie sie ihre Instrumente zu spielen haben. Wenn ich ihnen einen Song gebe, dann arbeiten sie ihre eigenen Parts komplett selbst aus. Die Stücke passt sich jeder seinem eigenen Stil und seiner Persönlichkeit an. Das macht die Band auch aus, es soll keine Diktatur sein, das ist nicht der Sinn der Sache. Ich bin dabei als Songwriter nur der Kern, wenn Du so willst.



Du hast neben PORCUPINE TREE auch noch zahlreiche Projekte und eine Soloband laufen. Füllt Dich die Band nicht völlig aus?



Nein, überhaupt nicht! Meine musikalischen Einflüsse und mein Geschmack reichen von Ambient Music bis hin zu Black Metal inklusive allem dazwischen. PORCUPINE TREE stellen nur so etwas wie die progressive Seite meiner Persönlichkeit dar.

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