Review:

The Tall Ships

()

IT BITES sind trotz des eher ungewöhnlichen Namens stilistisch doch eine „reinrassige“ britische Progkapelle die auf dem aktuellen Werk „The Tall Ships“ eine wirklich überraschend starke Leistung im Bereich Neo Prog abliefert. Dies gelingt insbesondere aufgrund des sehr starken Songwritings und eines für mich hammermäßigen Gesangs, so dass über die gesamte Spielzeit und 12 Tracks kein einziger Ausfall zu bemerken ist und dabei nicht mal in kleinen Ansätzen altbacken oder langweilig klingt.

Die bereits Anfang der 80er Jahre von den Schulfreunden Francis Dunnery, Dick Nolan, Bob Dalton sowie John Beck gegründete Band veröffentlichte in den Jahren 1986 bis 1991 drei Studioalben sowie ein Livealbum und kommt jetzt mit dem Comeback „The Tall Ships“ quasi wieder aus der Versenkung empor. Die aktuelle Besetzung hat aber nicht mehr allzu viel mit damals zu tun - Schlagzeuger Bob Dalton und Keyboarder John Beck sind zwar noch dabei, haben sich aber mit Gitarrist und Sänger John Mitchell (ARENA, KINO, FROST) sowie Bassist Lee Pomeroy (u.a. RICK WAKEMANN) mit zwei äußerst renommierte Musikern verstärkt – das Ergebnis lässt sich absolut klasse anhören. Ein äußerst frisch klingender Mix aus Neo Prog Rock mit manchmal fast schon pop-artigen Passagen kommt bestens produziert aus den Boxen.

Als absoluter Pluspunkt dieser Scheibe müssen die superben Vocals von John Mitchell genant werden, der mich mit seinem fast zu 100% authentischen PETER GABRIEL Gedächtnis-Timbre völlig von den Socken haut. Aber auch die mehrstimmigen Backings sind nicht von schlechten Eltern: Gleich der bärenstarke Opener “Oh My God“ mit diesem coolen Satzgesang zu Beginn entwickelt sich zu einer typischen IT BITES Hymne, immer mit positiver Grundstimmung und massig Drive. Kracher wie das stark 80er-Jahre lastige „Ghosts“ („Great Disasters“ geht in eine ähnliche Richtung) oder auch das gelungen melodramatische „Playground“ sind einfach beste Unterhaltung - ich nenne es mal Prog Light mit ordentlich Refrainsschmiss. Die vielschichtigen Keyboards, egal ob Hammondsounds, Fläche oder rührige 80er Casio Spielereien sorgen für schöne Harmonien und dieses fesselnde Klangbild jener Zeit, trotzdem schafft man es im Verbund nicht wie ein müder Zeitenabklatsch zu klingen. Die Mischung macht’s aus, so dass IT BITES dabei wie eine relativ junge Band klingen. „Memory Of Water“ (mit schöner tiefer Orgel) oder „Lights“ sind moderner Neo Prog pur (ersterer Track hätte auch von IQ zu deren mainstreamigeren Phase sein können) und beweisen mit herrlich ausufernden Hooks das große Talent der Band für packende Hymnen. Etwas (positiv) an neuere GENESIS erinnert dann „The Wind That Shakes The Barley“ mit markanter etwas weniger gleitenden sondern eher eckigeren Gitarren sowie schönen Chören. Mein Favorit ist aber ganz klar das eingängige sowie sehr luftige „Fahrenheit“ - Pop Prog as it’s Best. Und auch die Pianoballade „For Safekeeping" kommt in ihrem reduziertem Gewande bestens daher. Zum würdigen Abschluss lassen dann IT BITES aber nochmal richtig die Progsau raus mit dem vielschichtig, stellenweise sogar experimentell-sperrigen „This Is England“. Auf mehr 13 Minuten zeigen die Herren ihr enormes musikalisches Gespür auch für längere Inhalte ohne dabei in Gefrickel zu verenden, legen ein hohes technisches Spielvermögen an den Tag sowie überzeugen durch gekonnte Wechsel zwischen emotionale tragenden Passagen und auch schnelleren Parts.

Für Hardcore-Progger sind IT BITES zwar wahrscheinlich etwas zu glatt aber alle anderen Fans von KINO sowie melodischer Rockmusik mit der ein oder anderen Progspitze, müssen hier unbedingt mal reinhören.

The Tall Ships


Cover - The Tall Ships Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 69:39 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Autoerotic Electrification

()

Die Herren THE PLAGUE aus Niagara Falls in Kanada sind (zumindest ein Teil davon) schon seit Ende der 90er als KINGPIN unterwegs gewesen. Diese Ursprungsformation kam aus der Heavy Metal Ecke mit progressiver Schlagseite. THE PLAGUE gehen auf ihrem Werk „Autoerotic Electrification” dann noch mehr Richtung komplexerer Strukturen ohne ausreichend Härte vermissen zu lassen. So erinnert der Opener „Run From Your Life“ und das cool entspannte und fast 7-minütige „Jamie’s Mind“ zum Teil an alte FATES WARNING. Auch die obligatorische und ohne zuviel Pathos daherkommende Ballade in Form von „So Far Away“ lässt Achtziger-Feeling aufkommen und mit dem melodieverliebten Midtempotrack „Seize The Day“ versteckt sich am Ende der Platte noch ein weiteres Highlight in Form von traditionellen Hard Rock auf „Autoerotic Electrification”. Der in angenehm mittelhohen Sphären, sehr melodisch angesiedelte Gesang des Frontmannes Jeff Hardy ist auch über jeden Zweifel erhaben. Was aber bei der vorliegenden Scheibe so gar nicht geht (wenn man darauf wert legt), ist der miese Sound der leider das Können der Band in schlechterem Licht erscheinen lässt als es ist. Die recht billige Aufmachung tut dann ein Übriges. Da hat man sich im Hause THE PLAGUE einiges vergeben – musikalisch ist das meiste mehr wie solide, nämlich richtig gut – das hätte mehr als ein Demo verdient.

Autoerotic Electrification


Cover - Autoerotic Electrification Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 50:5 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Mercy Falls

()

SEVENTH WONDER haben ihr drittes Werk „Mercy Falls“ als episches Konzeptalbum über eine Familientragödie in einer typischen Kleinstadt angelegt (der instrumental gehaltene Opener lässt die Thematik erahnen). Musikalisch bewegen sich die Schweden irgendwo zwischen melodischen Metal, was durch eine leichte Zugänglichkeit vieler Passagen belegt wird und gekonnt gesetzten Frickel- und breaklastigen Parts. Darüber hinaus zeichnen sich SEVENTH WONDER dadurch aus, das sie nicht nur auf Vollgas setzen, sondern gleichberechtigt im unteren und mittleren Tempobereich agieren und neben den üblichen DREAM THEATER Gitarrenparts die Keyboards eher im AYREON-Synthie-Stil nutzen. Ganz groß dabei noch Sänger Tommy Karevik der mit seinem angenehm hohem Organ in voluminöser Weise den Songs in den Gesangspassagen seinen Stempel aufdrückt. Typisch dafür das kompakte und trotzdem sehr abwechslungsreiche „A Day Away“ das fast alles Trademarks von „Mercy Falls“ auf sich vereint. Der Titeltrack „Welcome To Mercy Falls“ weis mit seiner melodischer Ausrichtung und einem waschechten Hard Rock Refrain zu überzeugen, ebenso das über 7-minütig „Unbreakable“ das sicher eines der Highlights darstellt. Das ebenfalls überlange, an der 10 Minuten-Marke liegende „Break The Silence“ bringt dann mehr die instrumental frickelnde Seite des Quartetts zum Vorschein. Daneben gibt es noch einige andere Songs ähnlichen Kalibers („Destiny Calls“), aber auch ein paar Füller und etwas unausgegorene Konzeptelemente (Radio) welche es verbieten hier gleich von einem 100% Treffer zu sprechen. Und auch das darf gesagt sein – wirklich neu ist das auch nicht. Anyway, SEVENTH WONDER sollten mit „Mercy Falls“ auf Grund der genannten Tracks und des musikalisch wie gesangstechnisch hohen Potentials durchaus weitere Fans in den einschlägigen Kreisen finden.

Mercy Falls


Cover - Mercy Falls Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 15
Länge: 74:28 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Ivanhoe

Band anzeigen
Interview Hallo wie schaut's bei euch gerade so aus - was treibt Ihr (außer Reihenweise Interviews geben) bzw. womit seid ihr beschäftigt?


(Achim Gitarrist/Produzent): Mit dem Überleben ;-)



Warum dauerte es relativ lange (der Vorgänger "Walk In Mindfields" stammt aus 2005) bis es endlich wieder was Neues gab?


(Achim) Also, das ist eine vielschichtige, aber trotzdem recht einfache Frage. Der wichtigste Grund ist: Wir wollten keinen halbgaren Schrott fabrizieren, der niemanden interessiert. Jede neue Ivanhoe CD muss für unser Empfinden einen neuen Maßstab setzen an Eigenständigkeit und Lebendigkeit, und das in allen Belangen - Songwriting, Produktion, Aufnahme, Sounds, einfach alles. Es muss irgendwas entstehen, was unserer Meinung nach rechtfertigt, es zu verkaufen, weil es so interessant ist, dass andere es hören wollen. Wir wollen immer etwas Neues aus unseren Songs machen, ohne an die Vorgängerscheiben zu denken, und uns nicht von irgendeiner Gewohnheit treiben lassen, denn was für die letzten Songs gut war muss nicht zwangsläufig für die neuen gut sein.

Wir haben dazu aber ein lächerliches Budget, das wir bisher mit jeder CD um ein vielfaches überschritten haben, nur um unseren Standard zu halten sprich: Wir arbeiten "umsonst" für euch, für die Fans. Auf dieser CD sind wie schon auf der letzten z.B. keine Drumsamples zu hören, alles ist von Hand gespielt - das war vor zwanzig Jahren immer so. Nur im Zeitalter der Technik und der Rationalisierung ist man dazu übergegangen alles billiger und schludriger zu produzieren, weil sich ein Drumsample eben viel leichter bearbeiten lässt als eine handgespielte Snare. Es klingt halt immer exakt gleich. Leider leidet darunter meiner Meinung nach immer die Lebendigkeit! Klar, ist ja auch ein Computertrigger. Da menschliches Spiel aber "Fehler bedeuten, ist es für unser Empfinden wie eine akustische Gefängniszelle, die sich eng und sinnlos anfühlt, zu perfekt eben. Es passiert soundmäßig nichts innerhalb des Songs, alles ist steriler dadurch und meiner Überzeugung nach kann dieses Manko jeder nachempfinden, wenn eben auch nur unbewusst. Stell' dich in eine öde Eiswüste und geh' danach in den Urwald, so ungefähr fühlt sich das für mich an.

Wirklich die groovigsten, brachialsten oder warum auch immer außergewöhnlichsten Takes herauszufiltern oder mal einen anderen als den "Standardbrutalorectigitarrensound" zu kreieren braucht Zeit und Abstand, was es bei vielen Produktionen einfach nicht gibt. Das bedeutet fast
zwangsläufig, dass alles immer mehr standardisiert werden muss, weil du sonst nicht fertig wirst. Deswegen hört sich heute auch soundmäßig alles mehr oder weniger gleich an. Leider hat sich daraus ein Trend entwickelt, der vielen immer mehr auf die Nerven geht. Sowohl vom Sound her als auch vom Songwriting hecheln viele diesem, ich nenne es jetzt mal "Standardcoolundlautmach" Ding hinterher. Man will es cool, man will es laut. Ist doch auch toll, oder? Das scheinen heute glasklare Kriterien für die Güte von Musik zu sein und damit für viele die Nummer Sicher. Es kostet auch bestimmt weniger Zeit, aber für mich bedeutet dies es wird todlangweilig, weil es keine Überraschungen mehr gibt, alles ist vorhersagbar und funktioniert immer auf die gleiche Weise. Damit finden es blöderweise auch alle schon mal ganz nett, weil es vertraut klingt und weil sie das schon mal von irgendwoher kennen - und schon ist die CD in den Weiten der großen Masse untergegangen. In unserem politisch korrekten Musikbusiness muß man sich trauen, die eingefahrenen Vorstellungen der großen Masse loszulassen. Es gibt noch viele Facetten mehr in der Musik, die Sinn machen, ohne allzu sehr an dem zu kleben, was man schon kennt. Vielleicht will sich auch seltener jemand die Blöße geben, sozusagen das Risiko eingehen, einen Song mit viel eigenem Charakter zu schreiben, (und ich meine WIRKLICH viel!) den manche Leute dann einfach total beschissen finden, (und ich meine WIRKLICH total beschissen!) andere ihn aber dafür lieben (und ich meine WIRKLICH lieben!). Du kannst es dir als ernst zu nehmender Produzent aber meiner Meinung nach nicht erlauben, niemals ein Risiko einzugehen. Wenn man nur noch versucht, es allen recht zu machen kommt ja auch nichts Kompromissloses mehr raus. Bei "Lifeline" verläuft jeder Song fast immer anders als man denkt, aber es macht trotzdem Sinn, und das liegt wiederum nicht etwa daran, dass wir zu wenig Zeit in das Songwriting gesteckt haben.



Die personellen Veränderungen waren nötig?! Erzählt uns was von den neuen Musikern und warum die Vorgänger nicht mehr wollten?


(Achim) Hmmm .. es ist eigentlich nur jemand dazugekommen, der vor Jahren schon mal dabei war: Chuck Schuler, der Gitarrist der ersten zwei Alben. Darüber war ich sehr froh, denn die CD zu produzieren, aufzunehmen, einen Teil der Songs zu schreiben, arrangieren und dann noch allein
Gitarre zu spielen geht einfach zu stark auf Kosten der Qualität. Im Vergleich zur "Walk In Mindfields" hört man das sehr klar, denn ich konnte mich sehr viel stärker auf die Produktionsseite konzentrieren. Chuck hat so 60% der Gitarrenarbeit gemacht, er hat seinen Stempel in der Musik hinterlassen, und alles passt wunderbar zusammen. Wir haben nicht etwa jeder jeden Song gespielt, sonder eher Teil für Teil, wie es halt am besten geklungen hat. Viele Sachen hab ich noch gar nicht gespielt, das finde ich schon sehr spannend.

Der zweite, gar nicht so neue weil auch schon auf der WiM zu hörende Musiker ist Drummer Sebastian Brauchle, für den wir uns gleich nach der letzten Produktion entschieden hatten, da er einfach der beste Garant für geilen Groove mit Köpfchen ist. Deshalb ist das auch jetzt die allererste
Ivanhoe CD, die man durchtanzen kann.

Lars Hörnig, der auf der letzten CD noch zu hören war hat mit seinem Projekt und seiner Familie/Job genug zu tun, und Markus Blind ist auch voll im Beruf, was das Musik machen mit so viel Zeiteinsatz sehr erschwert. Wir haben uns also eher in unserer Besetzung gefestigt, und ich glaube nicht, dass sich da irgendwann noch was ändert, denn es sind viele Spannungen raus durch Chucks Einstieg, und die Stimmung ist prächtig. Ich glaube, wenn wir touren wird das ein richtiges Desaster, denn eines kann die Band auch richtig gut: Feiern.



Wie kam es dann zu dem neuen Plattendeal, warum der Wechsel?


(Achim) Im Prinzip wollten wir keine Plattenfirma mehr, weil es uns einfach nicht glücklich macht, viel Zeit, Arbeit und Geld in eine CD reinzustecken, um dann standardmäßig abgefrühstückt zu werden, ohne Ideen, ohne eigenständige Werbung und sonstiger Unterstützung. Ich finde das mehr als lächerlich, denn das macht natürlich alle Sorgfalt und Qualität zunichte, und dreht praktisch die Begründung fürs Musikmachen ins Gegenteil: Wir machen keine gut produzierte Musik die Spaß macht, sondern weil da eine Firma unsere Musik haben will, machen wir sie so billig und schlecht, wie sie eben dafür zahlt, deswegen tut sie für die Promotion auch nicht viel. Nicht die Musik ist das Wichtigste, sondern dass jemand sie verkauft, und der braucht natürlich ständig Nachschub, er will ja davon leben. So entstehen immer belanglosere, immer nichtssagendere Produktionen, bei denen man hört, dass sie nur da sind, weil es das Business gibt. Tja, und da wundern sich noch einige Plattefirmenchefs, dass sie weniger CD's absetzen - von Produktionen, für die sie zum Teil nicht mal etwas zahlen. Und die sollen dann noch irgendwie gut sein und was verkaufen. Ich will das nicht pauschalieren, für mich gibt es gar keine gute oder schlechte Musik! Es gibt aber Musiker und Produzenten, die sich weniger Mühe geben (dürfen!!) als andere. Weil beim Musiker immer das Geld aufhört, was vorher für alles vorhanden zu sein scheint.

Für mich ist das absurd, wie das ganze Business. Und es zeigt, dass die auch keine Ahnung haben von Musik. So funktioniert Musik nicht. Zumindest nicht für Menschen, die mehr von Musik erwarten als ne Oma die nebenher ihren Volksmusikscheiß hört, der ja mittlerweile zur Volksverdummung avanciert. Ich habe mich schon oft gefragt, ob unsere Gesellschaft an einem Wettbewerb für die am billigsten produzierte Musik teilnimmt, und was man denn bei diesem Wettbewerb noch gewinnen kann außer billige und unbedeutende Musik. Hab ich da was nicht mitbekommen? Suchen nicht alle Menschen nach Bedeutung, nach dem Außergewöhnlichen? Und sind eigentlich diejenigen Bands bescheuert, die Hunderttausende Euro für ne Produktion ausgeben, wenn die Qualität eh wurschtegal zu sein scheint? Aber nein: Es gibt ja dann doch ein paar Leute, die darauf Wert zu legen scheinen. Die können aber leider nicht in den Plattenfirmen sitzen? Die haben, bis auf wenige Ausnahmen, ja keine Ahnung von Musik. (dafür aber umso mehr im "sich-aufplustern") Wolfgang und Mario von Silverwolf haben uns gekriegt, gerade weil sie was von Musik verstehen. Sie haben sich von Anfang an für uns interessiert, und sie haben uns von ihrem Konzept überzeugt, so dass wir trotz aller Vorbehalte wieder eine Plattenfirma haben. Ich weiß, dass sie sich unserer CD annehmen, und alles tun, was in ihrer Macht steht, um uns zu pushen. Das ist ein Geben und Nehmen auf beiden Seiten, viel Engagement und Menschlichkeit in einem oberflächlichen und verarmten Business. Danke euch!



Die größten Unterschiede zum Vorgängeralbum sind in ein paar Sätzen?


(Achim) Das Vorgängeralbum war ein "Kennenlern- und Orientierungsalbum". Trotz des immer gleichen Kerns der Band haben wir Mischa als neuen Sänger integrieren müssen, das war ne Menge an neuem Charakter, wobei wir da versuchen mussten, es schon nach IVANHOE klingen zu lassen. Es ist weniger gitarrenlastiger als die neue Scheibe, und viele Sachen sind live geradezu unspielbar, weil so viel Produktionsgedöns drüber liegt. Das ist natürlich als CD geil über ne gute Anlage, aber leider haben wir ja keine zehn Keyboarder, und über eine Liveanlage mit mäßigem Sound kommt das echt nicht mehr rüber. Wir haben auf "Lifeline" einfach versucht, alles direkter und nachvollziehbarer klingen zu lassen, ohne Riesenschnickschnack schließlich brauchten wir irgendwann noch ein Liverepertoire! Bei dieser Produktion hatten wir uns schon sechs Jahre gekannt, das machte es in vielen Dingen einfacher und eben straighter.



Bei der neuen Scheibe handelt es sich vermeintlich ja um ein Konzeptwerk uns würden die textlichen Inhalte dahinter interessieren - um was geht es?


(Achim) "Konzeptwerk" an sich klingt schon so hochtrabend - das Konzept ist eigentlich nur: Jeder Song hat seinen völlig eigenen Text, und da stecken natürlich viele krasse bis kranke persönliche Erfahrungen von Mischa und mir dahinter, die man als Mensch so macht, wenn man seinen Weg geht und eben nicht alles so hinnimmt, was an Scheiße in unserer Welt passiert, wie es viele tun. Das ist mein Weg, meine Lebenslinie die mein Schicksal besiegelt. Der Song "Lifeline" handelt denn auch von der unerträglichen Wahrheit, die man findet und nicht mehr los wird. "Mad Power" ist ein Text über die Kontrollwut einiger Menschen, die nicht mal Fünfe gerade sein lassen können, nur in ihrer eigenen Denke drin sind und dich damit unglaublich nerven, weil du dich wegen ihrer Unflexibilität ständig auf sie einstellen musst, ohne es zu wollen. "Schizophrenic" behandelt die Zerrissenheit im Inneren, die an Schizophrenie grenzt. "Finally" denkt über die Firmen und Konzerne nach, die davon profitieren, dass die Welt zugrunde geht, und dafür unser Leben verkaufen, und darüber, dass alle Menschen mittlerweile so dermaßen gestresst sind, dass sie nicht mehr über so etwas nachdenken wollen, was auch Teil der Konzernstrategie ist.

Andererseits gibt es auch Liebe und Faszination in den Texten. "Angels Hologram" ist für Anja geschrieben, Mischas wahre Liebe, die sich selbst ermordet hat. "Cheops" ist eine Hommage an die Erbauer der Cheops Pyramide, wer immer sie erbaut hat. "Suffering" ist einer der interessantesten Texte, wie ich finde, denn es geht um eine Frau, die dich immer wieder ködern will und dich durch ihre liebliche Art immer wieder einfängt, aber letztenendes ist sie nicht deine große Liebe. Du lässt dich aber immer wieder in diesen Zwiespalt reinfallen, weil es viel anstrengender wäre, es zu beenden. "Time Machine" ist eine Fantasie über einen Menschen, der sich eine andere Welt herbeisehnt, nur noch weg will in eine andere Zeit, wo er vielleicht schon tot ist und frei von den Menschen, die ihn umgaben. "You'll burn" beleuchtet die Welt eines Kinderschänders, der allen ernstes glaubt, Kinder hätten sexuelle Gefühle und sich damit ein Lügengebäude zurechtzimmert ein Dank an unsere verlogene, angeblich so "christliche" Welt.



Wie kommt man denn auf so was?


(Achim) Es geht um vieles, was Mischa und ich nicht mehr ertragen, weil wir sensible Menschen sind, und diese Welt mit sensiblen Menschen kein Erbarmen hat, sie ausgrenzt, sie für Krank erklärt ohne zu merken dass sie selbst krank ist. Für einen eigenständigen und nachdenklichen Menschen ist diese Gesellschaft ein wahrer Horror, der einer Diktatur gleicht. Alle scheinen irgendwie gestresster als früher, alles muss immer schneller und schneller gehen, und Geduld wird zum Unwort. Es gibt nur noch Propaganda, jeder bezweckt mittlerweile irgendwas Egozentrisches wenn er nur den Mund aufmacht, dass einzige, was niemanden zu interessieren scheint ist die Wahrheit und die Vernunft. Für mich ist alles ein einziger Widerspruch in sich. Die heutige Informationslage ist weiter, als das, was heute im Denken der meisten Menschen noch tief verankert ist. Drogen werden illegalisiert wegen ihrer angeblichen Gefährlichkeit, aber jedes Jahr kostet es drei Milliarden Euro, die Krankheiten zu behandeln, die wegen Fresssucht oder einfach der Überfettung der Gesellschaft entstehen. Es sollte mal eine Statistik über Fresstote geben, damit allen mal klar wird, wer überhaupt
an was stirbt. Wie viele wohl schon an Stress gestorben sind? Zum Glück lässt sich das nicht so leicht feststellen wie bei einem (angeblichen) Rauchertod. Oder wir stellen jedes Jahr Millionen von Geräte her, die dann ein Jahr später funktionstüchtig weggeschmissen oder ausrangiert werden, nur weil wir glauben, durch neue Geräte mit mehr Funktionen uns besser zu fühlen. Oder wir machen sie so schlecht, dass wir jedes Jahr eines nachkaufen müssen, weil das "alte" kaputt ist. Dafür müssen wir immer mehr arbeiten, um noch mehr sinnlose Geräte herzustellen.

Oder die ganze Werbung. Alles was jeder jeden Tag im Fernsehen oder sonstwo sieht, alle Werbeprospekte im Briefkasten, alle Gewinnspiele muss bezahlt werden. Wir leisten uns eine gigantische Werbeindustrie, und zahlen dafür, denn es ist natürlich alles schon in dem Preis drin, den
wir für die beworbenen Produkte zahlen, weswegen sie auch so viel mehr kosten als No Name - Produkte. Das mag einigen Firmen und vor allem Ihren Vorständen nützen, und zugegebenermaßen auch den dort beschäftigten Menschen. Gesamtwirtschaftlich und energetisch gesehen ist es reine Zeit- und Ressourcenverschwendung, wovon wir aber nichts wissen wollen, wenn wir den X-ten superlangweiligen und von uns selbst bezahlten Werbespot angeglotzt haben. Oder den erst ein Jahr alten Staubsauger wegen ein paar kleinerer Macken entsorgen, die der Hersteller (natürlich, er ist ja nicht blöd), extra vorher in das Gerät mit eingeplant hat. Das ist alles blanker Irrsinn. Aber wer soll den Leuten sagen, dass sie jahrelang falsch dachten? Da spielen wir doch lieber "des Kaisers neue Kleider".

Sie werden das so auch deswegen nicht glauben, weil für jeden Menschen das eigene Ego eh unantastbar und makellos ist, er wird also nicht zulassen, dass es durch einen in seinen Augen Riesenirrtum quasi entehrt würde. Der Mensch könnte sich auch einfach sagen: Egal, ich bin ja auch nur ein Mensch und kann mich auch mal irren, weil das eben menschlich ist. Stattdessen meint er ständig, mehr sein zu müssen als "nur" ein Mensch, und alle anderen Menschen um ihn herum die den gleichen Wahn entwickelt haben, bejubeln ihn dann noch dafür. Das merkt man ja schon an den Leuten, die die Bibel gefälscht haben: "Der Mensch wurde nach Gottes Ebenbild erschaffen überheblicher kann man als Mensch glaube ich nicht sein. Und es grenzt zumindest an Dummheit, was sich durch viele andere Beispiele belegen lässt.

In unserer egoistischen sowie komplexen Gesellschaft gibt es nur wenige Menschen, die das große Ganze sehen wollen, denn das große Ganze nützt dem Ego immer nur indirekt, und das ist leider ein Schritt mehr als die meisten Menschen zu denken bereit sind. Fähig dazu wären sie ohne Frage, wenn sie endlich erkennen würden, dass sie sich mal selbst ein Bild der Welt machen müssten, und sich nicht immer auf den lieben Herrgott oder den Politiker soundso verlassen sollten, der ja auch nur für die propagandistische Wahrheit seiner Partei steht und eher daran interessiert ist, seinen mühsam erkämpften Posten zu erhalten. Es gibt tatsächlich Leute, die jemanden wählen würden der ihnen erzählt, dass 1 plus 1 gleich drei ist. So verblödet sind wir mittlerweile. Ein Mensch würde niemals etwas tun, mit dem er offensichtlich seine eigene Existenz aufs Spiel setzt, nur um seinen Mitmenschen zu dienen. Genau das wäre aber vernünftig und würde allen helfen, auch ihm, wenn er nur vertrauen könnte, und alle mitmachen würden.



Wer hat denn das klasse Artwork gemacht, gab es da vorgaben von euch dazu?


(Achim) Mathias Janke, Mischas absoluter Lieblingsgrafiker, hat das Cover nach den Ideen von Mischa und Gio gemacht. Mischa ist wegen diesem Künstler schon bei dem Artwork der ARK-CD vollkommen durchgedreht. Im Fall seiner Solo CD (Provocation) bzw. hat er Mathias einen vermoderten Puppenkopf zu einem Cover gestalten lassen. Es hat sich neben der Produktion her entwickelt, da hatte ich nix damit zu tun, das ist bei uns schon Tradition, dass Gio und jetzt auch Mischa sich intensiv um das Artwork kümmern. Auf ein paar Standards muss man sich dann doch verlassen. Bei „Lifeline“ nun waren es Pyramiden (Mischas Lieblingsthema) und die Lifeline eines Mädchens zu einer Frau (kann jemand eine Frau außer dem Mädchen auf dem Cover entdecken??) Mathias, Gio und Mischa haben sich eine Weile auseinander Gesetzt und ein paar hundert Mails später war das Ergebnis für alle überwältigend!

Ich muss auf jeden Fall sagen: Mathias ist schon ein geiler Designer, super gemacht.



Ich finde die Produktion ist der absolute Hammer, sehr differenziert trotzdem unheimlich fett, klasse Drums sehr packend/druckvoll - wer hat euch dabei unterstützt?


(Achim) Danke für das Kompliment! "Lifeline" wurde wie gesagt von mir produziert, aufgenommen und gemixt, wobei wir das Arrangement meistens zusammen gemacht haben. Außer dem super Mastering von Jan Vacik / Dreamscape Studios ist also alles bei mir im Studio entstanden. Und wer hat uns dabei unterstützt? Viel Erfahrung, viel Zeit.



Mir gefallen "Angels Hologram" und" You Will Burn" mit am besten .. um was geht es
bei den Tracks genau ?



(Achim) Bei "Angels Hologram" geht es um Mischas Liebe zu einer Frau (Anja) die obwohl sie unter tragischen Umständen verstorben ist einfach bleibt und das Gefühl einen Menschen den man liebt nie mehr wieder zu sehen, führt bei Ihm dazu, Sie immer wieder in Irgendjemand zu sehen oder sich in alltäglichen Situationen an sie zu erinnern also aus Schmerz ein Hologramm von Ihr zu erschaffen! Ein Hologramm welches kurz heilt aber letztlich eine Lüge ist! Die Stimme im Intro ist Ihre Originalstimme, eine Aufnahme aus einem gemeinsamen Musical 1990!


(Mischa) You will Burn ist Ausdruck dessen was ein Gesunder Mann/Mensch fühlt wenn er Geschichten hört die einfach unfassbar erscheinen! Gerade als Mann der von einem Mann hört, der ein Kind/sein Kind vergewaltigt und dann auch noch ermordet, könnte ich vor Hass, Wut und der Unmöglichkeit körperlich zu beschützen (im Mann sehr ausgeprägt) sofort alles zusammenschlagen! Hilflosigkeit und Wut gegenüber diesen Wesen sind Grundsteine dieses Textes! Ja, sie sollen brennen!!



Was ist den songmäßig euer Favorit und warum?


(Achim) Also Favoriten gibt's eh keine mehr, wenn du mal anderthalb Jahre lang die Songs gehört hast. Da bist du in jedem Song so drin verwurzelt, dass es echt egal wird. Aber am Anfang stand schon ein Song über allen anderen, nämlich "Cheops". Der Song hat uns mächtig in den Arsch gekickt, und vielleicht ist das dann der Grund gewesen, dass wir uns an diesem Niveau gemessen haben. "Cheops" ist ein perfekter Song für mich, und es wäre schon aufgefallen, wenn der Rest der Scheibe das jetzt nicht auch wäre.



Erzählt uns doch ein bisschen vom Songwritingprozess, was da bei euch wie abläuft, und wo ihr das Album eingespielt habt, macht ihr Demos vorher?


(Achim) Jau, es gibt von allen Songs Demos, die dann nach und nach zum fertigen Song vervollständigt werden. Es ist ein langer Prozess, in dem alle in verschiedenen Sessions die Songs entwickeln und sie dann bei mir im Studio aufnehmen. Im Prinzip völliges Chaos. Aber sehr kreativ, fast zu kreativ, so dass ich eigentlich entgegen meiner Natur viel am ordnen bin, die passenden Takes auszusuchen, eine Linie in den Songs zu entwickeln. Die Möglichkeiten sind schier uferlos, weil alles irgendwie seine ganz eigene Macke hat. Das ist eines der großen Phänomene in der Band: Die Ideen. Wir können gar nicht anders, als zusammen Musik zu machen, weil uns sonst die ganzen Ideen in unseren Träumen verfolgen würden bis wir was draus machen.

Und für dieses Album haben wir gekämpft, weil wir echt noch einen drauf setzen mussten nach der letzten Scheibe. Ein Hörer kann sich eben nicht vorstellen, wie man mit einem Song hart ins Gericht gehen kann, ihn kritisch beäugt, ob er wirklich das Maximum dessen darstellt, was man daraus machen kann? der Herr über einen Song zu sein ist mit sehr viel Unzufriedenheit verbunden, die man zulassen muss, schließlich ist sie der Beweis dafür, dass irgendwas noch nicht stimmt mit dem Song. Du musst deine Trägheit überwinden und vieles ändern was vielleicht so lala funktioniert hat, aber nicht wirklich glücklich macht. Nimm dir alle Zeit - egal wie viel oder wie wenig - die der Song braucht! Zeit darf keinerlei Rolle spielen. Das schwierige daran ist eigentlich nur, zu wissen, wann es gut ist. Es gibt sogar Songs, die über Jahrzehnte hinweg geschrieben worden sind, weil ein oder mehrere Teile gefehlt haben, die den Song erst so richtig zum Leben erwecken.

Abgesehen davon gibt's auch das Gegenteil, nämlich Takes die kurz mal als Demo gemacht wurden, aber einfach so gut waren und so viel Sinn machten, dass wir sie verwenden mussten, egal wie kacke sie mal aufgenommen wurden. Es gibt Stimmungen die in keinem Studio der Welt reproduzierbar sind, und deshalb einmalig keine Chance, sie NICHT zu verwenden. Das heißt, dass du bei manchen Songs dann vier verschiedene Aufnahmen wie eine einzige klingen lassen musst, teilweise sogar mitten im Satz hin- und herschneiden wer mal einen ganzen Tag lang damit verbracht hat, die Gesangstakes eines einzigen Songs aneinander anzugleichen, weiß wovon ich spreche.



Was treibt ihr denn alle Job bzw. berufsmäßig so, denn von der Musik Allein könnt ihr ja wahrscheinlich nicht leben?


(Achim) Ich habe ein Internetportal für fairen Musikhandel entwickelt, das gerade bearbeitet wird, aber demnächst auf www.loadsta.de online geht. (Dort gibt's übrigens auch bald einen Bonustrack von uns und Mischas CD "Provokation"). Wir wollen damit den Bands und Musikern eine Möglichkeit geben, selbst auf einem recht niedrigen Niveau von ihrer Musik zumindest teilweise leben zu können, ohne gleich alle ihre Rechte an eine Plattenfirma abgeben zu müssen. Aber leider gibt es noch starke Vorbehalte gegen den Mp3-Handel - viele Bands stellen lieber ihre Songs umsonst ins Netz, was die Situation nicht gerade einfacher macht. Sie funktionieren noch nach der alten Logik des großen Durchbruchs und des Riesenerfolges. Auch Musiker sind Menschen, und sie müssen dazulernen.



Wie würdet ihr euch selbst musikalisch (Stilbeschreibung) einordnen und welche Ziele musikalischer art habt ihr euch für die Zukunft gesetzt?


(Achim) Musik zu beschreiben finde ich Bullshit. (I'm really sorry!) Wenn jemand ne Beschreibung will sage ich einfach: Hörs dir an, dann weißt du es. Ich sehe auch nicht in die Zukunft. Alles, was ich sagen kann ist, dass da noch sehr viele Ideen warten, und sie machen Spaß.



Bei vielen alten Reviews wurdet ihr als die deutsche Antwort auf DREAM THEATER beschrieben, könnt ihr dass noch hören .. ich finde auch die neue Scheibe klingt viel eher rau-metallischer oder nicht?


(Achim) Das soll sie auch! Es ist eine ganz direkte Power in allen Songs, was wir eigentlich schon immer wollten, aber nie so konsequent umgesetzt haben, vielleicht haben wir uns da auch von unseren alten Vorstellungen befreit, die uns gehemmt haben. Jedenfalls kann Andy (B. Franck) in puncto Straightness nichts mehr an uns bemäkeln, wie er es früher nicht zu Unrecht getan hat. Uns haben aber auch die alten Songs schon immer gefallen, sonst hätten wir sie nicht so gemacht. Bei jedem unserer Alben war immer etwas Exzessives drin. Dieses Mal ist es verspielte Power.

Dieses "deutsche Antwort auf DT-Ding" habe ich immer nur zum Teil nachvollziehen können. Stilistisch wars mal näher dran, aber wir werden uns ja schon von unserem instrumentalen Können her nicht in diesen "Zweikampf" wagen, denn Dream Theater sind einfach an ihren Instrumenten weit, weit besser. Das wären wir vielleicht auch eher, wenn wir den ganzen Tag nur unsere Musik machen könnten. Insofern ist es Blödsinn, einen VW Käfer mit einem Porsche Cheyenne zu vergleichen? Der hat einfach ein viel größeres Budget. Das einzige, was vielleicht vergleichbar ist, ist unsere
Begeisterung für die Musik die wir machen, weshalb wir beim Songwriting Eher Chancen haben, da Schritt zu halten.



In eurem Pressetext wird eine gewisse Nähe zu QUEENSRYCHE und METALLICA angekündigt, o.k. zu ersteren kann man das stilistisch schon sagen aber irgendwelche Thrashroots höre ich da eher weniger?


(Achim) Naja, manche Facetten hört man erst mit der Zeit...vielleicht mal mit "Suffering" probieren! Eigentlich geht es viel mehr darum unsere Roots klar zu machen. Wie sehr man die raushört muss jeder selbst entscheiden.



Ist demnächst auch eine eigene Tour geplant?


Also wir werden definitiv nächstes Jahr einiges spielen, ein paar Gigs schon in trockenen Tüchern. Tour werden wir sehen, aber wir wollen auf jeden Fall eine machen. Da kommt schon was.



Wovon habt ihr denn eure Firmierung abgeleitet von dem bekannte Ritter oder was ganz anderes?


(Achim) Da sieht man mal, wie lange es uns schon gibt! Mit 16 war das schon ein spannender Name für mich, aber das war IRON MAIDEN oder METALLICA auch, und mittlerweile ist der Inhalt unseres Namens mir wichtiger als seine Bedeutung oder Entstehung. Bei Maiden denkt ja auch niemand mehr an "eiserne Jungfrauen". Wir haben jedenfalls Jahrelang einen Bezug zwischen dem Namen und uns Gesucht, aber außer einer gewissen Affinität zu mittelalterlicher Romantik nicht wirklich einen festgestellt. Wir heißen halt so, weil das einem damaligen Kumpel von uns (Hi Schlob!) so einfiel. Aber wir hatten auch schon mal einen Ritter auf der Bühne!? (Hi Rainer!) Der war aber ernsthaft betrachtet echt peinlich, naja, wir waren jung…



Was haltet ihr vom Internet so generell, wie ist eure Meinung zu "Copy kills Music" d.h. das Songrunterladen aus dem Netz bzw. das grundsätzliche viele Privatkopieren von CD's?


(Achim) Naja, die Menschen werden merken, dass Überfluss nicht glücklich macht. Mich macht eine sorgsam ausgewählte, gekaufte CD glücklicher als eine Festplatte mit 20.000 Titeln drauf, die ich alle so nebenher höre, aber nicht wirklich einen Bezug dazu habe. Nicht eine Million Songs für eine Million Stimmungen, sondern eine CD zum richtigen Zeitpunkt macht meiner Meinung nach Sinn. Und selbst diejenigen, die mit der Festplatte keine Probleme haben, werden die Zeche bei den Konzerten die sie besuchen zahlen. Wenn die Künstler nicht von CD-Verkäufen eben können, verdienen sie ihr Geld halt anders. So oder so, den Menschen muss klar sein, dass wenn sie eine lebendige Musikszene haben wollen, es Geld kostet. Leider lassen immer mehr Menschen ihren Alltagsfrust (den sie durch das sinnlose Herstellen von sinnlosen Geräten angehäuft haben) an Künstlern raus, denn das ist immer das, woran sie als erstes sparen. Künstler sind leider, solange sie nicht einigermaßen erfolgreich sind, die Müllschlucker und der Abschaum der Nation, gleich nach den Pennern. Sie sind meistens arm, weil ihre Musik nicht fair gehandelt wird, sondern von den Konzernen und den Konsumenten gestohlen wird. Das ist ein unerträglicher Zustand, man stelle sich vor, jemand könnte nur dann Rechtsanwalt werden, wenn er vorher jahrelang nebenher ganz umsonst arbeitet, und es gäbe nur Großkanzleien, die erstmal nur Verträge abschließen, nach denen man keine Rechte mehr hat? Aber die Arbeit soll exzellent sein, klar. Das ist ungefähr das, was sich im Musikbusiness abspielt. Der kleine Musiker wird von großen Konzernen zerrieben, und alle außer ihm verdienen was an seiner Musik. Auch so ein Irrsinn.



Seid ihr politisch interessiert und was würdet ihr am System ändern wollen?


(Achim) Das Geld abschaffen. Egoismus als Auslaufmodell deklarieren. Steinreiche Menschen enteignen. Es ist nicht demokratisch, was bei uns abgeht. Dies ist eine Diktatur des Geldes, nicht des Volkes. Überall gibt es Grenzen, die nur durch fehlendes Geld entstehen, was insgesamt natürlich vorhanden, aber falsch verteilt ist. Wirkliche Freiheit kann das niemand ernsthaft nennen. Nicht für Geld sollten wir arbeiten müssen, sondern für unseren eigenen Willen. Sonst sind wir nur Sklaven irgendwelcher machtgeilen Verbrecher, die es zulassen, dass Menschen an Unterernährung sterben, obwohl sie tatsächlich die Macht hätten etwas daran zu ändern. Kann ein Mensch sich als aufrechter Christ darstellen, der die Macht hat, Menschen vor dem Tod zu retten, und es nicht tut? Wie armselig kann ein Mensch sich denn noch gebärden? Wenn ich so viel Geld hätte, würde ich es denen geben, die es dringend brauchen, davon gibt's schon mal ne ganze Menge. Das würde mich glücklich machen. Ich kann mir auch schwer vorstellen, wie ein Mensch das nicht so empfinden kann, es sei denn, er wäre ein Rassist, der arme Menschen grundsätzlich als wertlos ansieht. Tja, heutzutage sind Rassisten eben nicht mehr so dumm, und outen sich offen. Auch Rassisten können dazulernen, auch sie haben von Hitler gelernt...

Ein großer Irrtum ist auch, dass wir glauben, all unser Antrieb würde durch Geld entstehen. Deshalb halten wir an ihm fest, weil es ja auch so einfach ist, mit ihm umzugehen. Aber Geld ist in den falschen Händen verheerend, denn es ist nichts anderes als Macht. Es ist sehr gefährlich, und das haben schon Millionen von Menschen zu spüren bekommen, die sich mit reichen Menschen oder Firmen angelegt haben, weil sie nur ihre Grundrechte verteidigen wollten. Man sollte den Menschen von vornherein die Illusion nehmen, dass sie etwas wert sind. Wert hat in unserer Welt nur ihr Geld.

Das Lächeln der Bankangestellten verschwindet schlagartig, sobald sie feststellt, dass bei dir als Kunde nix zu holen ist. Lächeln gibt's nämlich auch nur für Geld. Und Bayern München gewinnt auch nur wegen Geld. Wie langweilig.



Gefallen Euch auch die etwas metallischeren Progsachen wie THRESHOLD, DREAMSCAPE, VANDEN PLAS, SYMPHONY X oder dann eher die traditionelle Art von Band wie YES oder RUSH?


(Achim) Ich höre gar nicht so viel dieses Progzeugs. Gefallen tut mir sehr vieles davon, aber ich kann nicht sagen, was mich eben an dieser oder jener Scheibe gerade so fasziniert. Wo du gerade RUSH ansprichst: Das ist ja auch eine Band, die sich viel Zeit lässt mit jeder neuen CD... RUSH sind natürlich
auch ne Superband, die mich persönlich aber nie ganz gepackt hat. Ich bin da Auch für mich selbst völlig unberechenbar, die letzte RED HOT CHILLI PEPPERS Scheibe fand ich zum Beispiel grandios, fast schon erschreckend geil. Ich wollte mich nie auf bestimmte Mucke beschränken, sonst müsste ich ja in meinem Leben etwas auslassen, was Spaß machen könnte, und das ist doch dumm.





Review:

Gaudi (Re-Release)

()

THE ALAN PARSONS PROJECT gehören bekanntlich zu den kommerziell erfolgreichsten Prog-Bands in den End-Siebzigern und Anfang der Achtziger Jahre. Der tüftelnde Toningenieur und geniale Produzent Alan Parson (u.a. THE BEATLES, John Myles (deutlich hörbar) und PINK FLOYD) uns sein Partner Eric Woolfson erreichten über orchestrale Arrangements und einer Melange aus klassischem Songwriting, Rock, Pop und Elektronik erstaunliche Erfolge und Verkaufszahlen. Die Kunst aus vielen Stilen und Richtungen ganz einfach klingende Songs mit Ohrwurmpotential, Tiefe und Anspruch zu schreiben und zu instrumentalisieren ist an sich das Markenzeichen von THE ALAN PARSONS PROJECT. Soundtechnisch gelten ihren Alben auch heute oft noch als Referenz. Schrittweise wurden und werden zur Zeit alle Alben von THE ALAN PARSONS PROJECT als Re-Releases mit einer Reihe von Bonustracks, ausführlichen Linernotes und vor allem auch Soundtechnisch erneuert veröffentlicht.

Die Arbeiten des spanischen Überarchitekten GAUDI bildeten das Konzept des 1987er-Werkes von THE ALAN PARSONS PROJECT. Hauptwerk des benannten und zugleich fast 9-minütiger, von John Miles eingesungener Höhepunkt des Albums ist die Kirche „La Sagrada Familia“ in Barcelona. Es fungieren wieder mal Eric Woolfson, genannter John Miles, Lenny Zakatek und Geoff Barradale als Sänger und liefern mit der gelungenen Ballade „Closer To Heaven“ und dem radiotauglichen Popsong „Standing On Higher Ground“ zwei gute APP-Songs ab. Bemerkenswert auch noch das abschließende, typisch orchestral arrangierte Instrumentalstück „Paseo De Gracia“. Fazit: „Gaudi“ ist ein gutes Pop-Album geworden – progressive Elemente sind in den Hintergrund getreten. THE ALAN PARSONS PROJECT sind gegen Ende ihrer kontinuierlichen Schaffensphase sehr „leicht“ geworden – da wundert es nicht, das danach Parson und Woolfson getrennte wegen gingen.

Gaudi (Re-Release)


Cover - Gaudi (Re-Release) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 65:7 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Ammonia Avenue (Re-Release)

()

THE ALAN PARSONS PROJECT gehören bekanntlich zu den kommerziell erfolgreichsten Prog-Bands in den End-Siebzigern und Anfang der Achtziger Jahre. Der tüftelnde Toningenieur und geniale Produzent Alan Parson (u.a. THE BEATLES, John Myles (deutlich hörbar) und PINK FLOYD) uns sein Partner Eric Woolfson erreichten über orchestrale Arrangements und einer Melange aus klassischem Songwriting, Rock, Pop und Elektronik erstaunliche Erfolge und Verkaufszahlen. Die Kunst aus vielen Stilen und Richtungen ganz einfach klingende Songs mit Ohrwurmpotential, Tiefe und Anspruch zu schreiben und zu instrumentalisieren ist an sich das Markenzeichen von THE ALAN PARSONS PROJECT. Soundtechnisch gelten ihren Alben auch heute oft noch als Referenz. Schrittweise wurden und werden zur Zeit alle Alben von THE ALAN PARSONS PROJECT als Re-Releases mit einer Reihe von Bonustracks, ausführlichen Linernotes und vor allem auch Soundtechnisch erneuert veröffentlicht.

„Ammonia Avenue“ ist Album Nummer 7 in der ALAN PARSON Diskographie und gehört, auch auf Grund seines kommerzielles Erfolges (das Video zu „Don’t Answer Me“ wurde bei den aller ersten MTV-Awards nominiert) zu den eher etwas umstrittenen Alben bei den Ur-Fans. Denn auch hier macht sich bereits eine gewisse Routine des Duos Parson/Woolfson bemerkbar. Trotzdem bietet das nach einer Industrieanlage benannte 1984 erschienene Album für den unbedarften, eher im AOR- und Pop-Bereich angesiedelten Hörer lohneswerte Songs. Dafür steht schon der für Kenner eher flache, für genannte Hörer einfach nur schöne Opener „Prime Time“. Was aber für immer mit „Ammonia Avenue“ verbunden bleiben wird ist einer der richtig großen Hits des THE ALAN PARSONS PROJECT: „Don’t Answer Me“. Nicht viele Achtziger Pop-Kids fanden mit dieser Single als Start Zugang zu anspruchsvollerer Musik. Darüber hinaus sind mit der ruhigen und bandtypischen Ballade „Since The Last Goodbye“, dem guten, mit klasse Synthie versehenen „You Don’t Believe“ und dem orchestralen, mit Saxophone veredelten Instrumentalstück „Pipeline“ weitere unverzichtbare APP-Tracks auf dem Album vertreten. Ach ja, wie immer gab es auch hier ein konzeptionellen Rahmen für das Werk: die Entfremdung des Menschen in einer modernen Industriegesellschaft – daran hat sich auch fast eine vierteljahrhundert später nichts geändert.

Ammonia Avenue (Re-Release)


Cover - Ammonia Avenue (Re-Release) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 17
Länge: 63:59 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Lifelines

()

IVANHOE haben sich drei Jahre Zeit gelassen um den vielgelobten Nachfolger von „Walk in Mindfields“ (2005) auf die Reihe zu bekommen. Die aktuelle Scheibe mit einem erneut sehr gelungenen Artwork (stammt von Mathias Janke) nennt sich „Lifelines“ und ist erneut ein sehr starkes Werk im weiten Feld des Progmetal geworden.

Die zeitliche Verzögerung der Scheibe hatte vielerlei Gründe (näheres dazu in unserem ausführlichen Interview) u.a. sind zwei neue Bandmitglieder dazu gekommen und außerdem wollte man sich in Punkto Soundausrichtung sowie Songwriting bewußt mehr Zeit lassen, um eine hohe Qualität zu erreichen und handwerklich auf echte Instrumente zu setzen vom ersten bis zum letzten Ton. Dies ist vor allem in Sachen Produktion zu 100 Prozent geglückt, ich habe schon lange kein so gut fundiertes mit knackig-vollem Sound ausgestattetes Album wie „Lifelines“ mehr gehört, die Drums sind extrem dynamisch mit beinahe schon unheimlichen Punsch geworden und auch die Gitarren kommen fett und packend aus den Boxen daher. Da hat Gitarrist Achim Welsch zusammen mit Jan Vacik (Mastering) einfach eine komplett super Arbeit and en Reglern abgeliefert.

Die Band hat hier bereits ihr fünftes Werk abgeliefert (die ersten drei Werke der 1990 gegründeten Band sang noch der heutige BRAINSTORM-Sänger Andy B. Franck ein). Aber ehrlich gesagt braucht sich der Nachfolger „Mischa“ Mang, der auch bereits auf dem Vorgänger zu hören war, vor dem vielgerühmten (und für meinen Geschmack auch etwas überbewerteten Vorgänger) in keinster Weise zu verstecken. Der Mann hat eine mächtige Stimme, kraftvoll-kernig, sehr volumig aber auch durchaus mit emotionaler Schlagseite sowie eine sehr breite Tonvarianz. Nur den ein oder anderen übertriebenen “Zieher“ zukünftig bitte einfach weglassen. „Lifeline“ ist insgesamt eine sehr interessantes sowie auch abwechslungsreiches Album geworden, dass je nach Stimmungslage und Songaufbau Progmetal mal mit leicht symphonischer (dabei an SYMPHONY X erinnernd wie bei „Schizophrenic“) Ausrichtung oder auch deutlich härter mit ordentlich rumst („Mad Power“) und mit viel Power Metal Feeling daher kommt.

Den bereits seit Anfangstagen aufgedrückten „Stempel“, die deutsche Antwort auf DREAM THEATER zu sein, können die Ivanhoe-Jungs sicher nicht mehr hören und er trifft auch nicht (mehr) zu. Außer der gleichen Genrezugehörigkeit machen die Schwaben schon ihr eigenes Ding und überzeugen durch gekonnte Wechsel innerhalb ihrer oftmals opulent-episch geprägten Songstrukturen, die durch eine stets flexible Rhythmik mit auch mal leicht vertrackten Parts. Sehr ideenreich arrangierte Songs, nicht zu anspruchsvoll oder überladen, sind die Regel die Scheibe kommt ohne jegliche Ausfälle. Denn auch die Melodien überzeugen hier bestens, auch wenn diese vielleicht nicht immer sofort mit der Tür ins (Refrain-) Haus fallen, die Hooks haben dadurch eine längere Haltbarkeit. Die tasten haben hier keine so dominante Rolle, werden eher sparsam eingesetzt, manchmal bleiben die Keys auch völlig außen vor, dies sogt für eine ordentliche Portion mehr Power hier pfeffern dann die Gitarrenriffs ordentlich ins Kontor und dürften auch Freunde etwas härterer Colleur überzeugen.

Richtige Kracher gibt es so einige auf dieser CD - bereits der Opener und Titelsong ist dabei zu nennen. „Suffering“ mit diesem tollen Stakkatogesang, singenden Leadgitarren sowie tollen Sololäufen einmal mehr hervorragend interpretiert von Hauptgitarrist und Rückkehrer Chuck Schuler, sowie der hymnenhafte Refrain hat tatsächlich was von QUEENSRYCHE. Meine Favoriten sind jedoch ganz klar das balladesk angehauchte „Angels Hologram“ das ungeheuer intensiv mit einem betont atmosphärischen Aufbau sehr packend rüber kommt. Das etwas düster gehaltene “You’ll Burn“ mit den tiefen Gitarren und dieser melodramatischen Melodie ist ebenfalls ein Höhepunkt.

Mit "Lifeline" stehen IVANHOE ganz klar mindestens auf einer Stufe mit der deutschen Konkurrenz mit herausragenden Kapellen wie etwa LANFEAR, VANDEN PLAS oder POVERTY’S NO CRIME und brauchen auch international keine Vergleiche zu scheuen. Es handelt sich zwar um kein geniales aber immerhin um ein sehr starkes Album ohne jegliche Langeweile mit starker Tendenz nach ganz oben geworden. Technisch äußerst versiert gespielt ist hier eine sehr ambitionierte und sympathischen Band zu hören. So muß unterhaltsamer Progressive Metal einfach klingen und jetzt werden sich auch hoffentlich viele neue Fans und Käufer für diese Musik finden. Es wäre verdient für alle Beteiligten.


Lifelines


Cover - Lifelines Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 51:34 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Eve (Re-Release)

()

THE ALAN PARSONS PROJECT gehören bekanntlich zu den kommerziell erfolgreichsten Prog-Bands in den End-Siebzigern und Anfang der Achtziger Jahre. Der tüftelnde Toningenieur und geniale Produzent Alan Parson (u.a. THE BEATLES, John Myles (deutlich hörbar) und PINK FLOYD) uns sein Partner Eric Woolfson erreichten über orchestrale Arrangements und einer Melange aus klassischem Songwriting, Rock, Pop und Elektronik erstaunliche Erfolge und Verkaufszahlen. Die Kunst aus vielen Stilen und Richtungen ganz einfach klingende Songs mit Ohrwurmpotential, Tiefe und Anspruch zu schreiben und zu instrumentalisieren ist an sich das Markenzeichen von THE ALAN PARSONS PROJECT. Soundtechnisch gelten ihren Alben auch heute oft noch als Referenz. Schrittweise wurden und werden zur Zeit alle Alben von THE ALAN PARSONS PROJECT als Re-Releases mit einer Reihe von Bonustracks, ausführlichen Linernotes und vor allem auch Soundtechnisch erneuert veröffentlicht.

Das 1979 erschienene „Eve“ war Album Nummer vier und zeigt eine erste Hinwendung vom verträumt anspruchsvollen Sound der Vorgänger hin zu Popsound und Songs mit Singlehitpotential. Trotz allem war auch „Eve“ noch ein Album der sogenannten Konzeptphase - diesmal mit der Thematik weibliche Seele, menschlichen Schwächen und Begehrlichkeiten. Die Kompositionen und Harmonien die THE ALAN PARSONS PROJECT auf „Eve“ präsentierte stürmten sogar die Discotanzflächen Europas und der Staaten. Das geniale Instrumentalstück „Lucifer“ dürfte jedem bekannt sein, die Ballade „You Won’t Be There“ (mit Sänger Dave Townsend), „Winding Me Up“ und der Hit des Albums „Damned If I Do“ sollte man als Fan von keyboardorientierten Prog und Siebziger Sound auch mal gehört haben. Wer hier als älteres Semester nicht an alte Tage denkt, ist wohl schon früher nur mit Scheuklappen durch das Leben gegangen. Allerdings lässt „Eve“ auch eine gewisse Beliebigkeit als Interpretation der Songs zu und zeigt THE ALAN PARSONS PROJECT nicht auf der Höhe der ersten Werke. „Eve“ reiht Ohrwurm an Ohrwurm – nimmt aber den Anspruch und Tiefe deutlich zurück.

Eve (Re-Release)


Cover - Eve (Re-Release) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 16
Länge: 67:47 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

X-Rayed

()

Wenn man, so wie ich, die Hamburger Progger von SYLVAN veröffentlichungstechnisch quasi erst von vorne nach hinten kennengelernt hat, kommt die 2004er Veröffentlichung "X-Rayed" soundlich schon eine ganze Ecke verquerter oder auch rauher als das relativ poppige „Presets“ oder das vorwiegend entspannte „Posthumous Silence“ daher.

Als Grundgerüst haben die Herren natürlich immer noch ihren fließenden Progressive/Neo Art Rock mit einprägsamen Melodien beibehalten, aber die Ausschläge in die ein oder andere stilistische Extremausprägung sind deutlich prägnanter. Der typische Gesang von Marco Glühmann prägt natürlich nach wie vor sehr stark die Tracks auf dieser Scheibe aber zwischendurch geht er mal so richtig heftig aus sich heraus, die melancholischen Stimmungen sind düster ausgebreitet, das Riffing ist zum Teil fast progmetallisch, es gibt viele moderne Elemente wie Samples und Programming. Trotz vieler ausladender Instrumentalparts findet die Band durch ihre dichten Harmonien und packenden Arrangements (fast) immer wieder zum Kern der Songs zurück. Der Frickelfaktor ist, wenn überhaupt vorhanden, meist auf einem erträglichen Niveau, die Songs haben trotz aller Komplexität und Vielschichtigkeit meist noch genügend Fluss. Stellenweise gibt es da zwar schon vielfach schwere Kost zu hören, aber die Melodien setzen sich meist gleich in den Synapsen fest, der Rest des ein oder anderen Longtracks kommt dann erst mit der Zeit. Aber dieser Langzeiteffekt spricht ja nur positiv für die Musik. Dadurch wird auch so manche vermeintliche Länge nach mehrmaligen Anhören schlichtweg aufgelöst, so dass Hirn und Melodie gleichermaßen auf ihre Kosten kommen.

Trotz natürlich des musikalisch recht ambitionierten Sounds dieses Gesamtkonzeptwerkes (der aber niemals zu überheblich oder technisch überreizt daher kommt), sind SYLVAN mit ihren Songs eine immer noch „greifbare“ Progformation geblieben. Ein Abdriften ins weit-wummernde Prognirvana, wie bei so manch anderer etwas improvisationsfreudiger Kapelle findet trotz mancher etwas störrischer Ecken hier nicht statt. Als Höhepunkte sind neben dem zunächst etwas schleppend beginnenden und sich dann aber fast industrialartig sehr dynamisch nach hinten raussteigerndem Opener „So Easy“, die mit fetten Progmetal-Riffs ausgestatteten Nummern „Lost“ (mein absoluter Favorit) bzw. „Through My Eyes“, sowie die 13-minütige Übernummer „Given – Used – Forgotten“, die u.a. neben vielen epischen Stimmungswechseln wunderbar „singende“ Neo-Prog-Gitarrensounds bietet, zu nennen. Für die Freunde psychedelischer Klänge oder auch älterer Alben von PORCUPINE TREE könnte hingegen „Fearless“ ein gefundenes Fressen sein.

So ist auch das vierte Studioalbum von SYLVAN mit seiner doch stärker betonten Rockattitüde trotzdem oder gerade deshalb mit den unterhaltsam beigefügten Zutaten aus Gefühl, Dramatik, theatralischem Bombast und leicht experimenteller Schlagseite eine lohnenswerte Angelegenheit geworden, trotz der ein oder anderen holprigen Stelle. „X-Rayed“ wird vielleicht nicht gleich jedem Progfan sofort voll reinlaufen aber da muss man sich halt reinarbeiten. Somit ist auch genügend Langzeitspannung garantiert.

Als kleiner Kritikpunkt ist für mich einzig das etwas halbgare Coverartwork zu nennen.

X-Rayed


Cover - X-Rayed Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 68:46 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Posthumous Silence: The Show

()

Über die musikalischen Inhalte des Albums „Posthumous Silence" (2006) der Hamburger Formation SYLVAN muss an dieser Stelle sicher nicht mehr viel geschrieben werden, ich verweise da auf das Review des regulären Studiooutputs.
Nur kurz soviel - es handelt sich dabei um eines der besten Progalben der letzten Jahre, quailtätsmäßig auf absolut internationalem Niveau. Anhänger von intensiv-melancholischer Progmucke mit unglaublichen Atmosphären sowie packender Tiefe sei es hier nochmal eindrücklich empfohlen.

Passend zum 10-jährigen Bandbestehen haben die Jungs jetzt diese Hammer-Live-DVD auf ihre Fans losgelassen und dieses Teil topt die natürlich recht hohen Erwartungen sogar nochmal, denn die musikalische Umsetzung dieser Konzept-CD ist schlicht überragend. Am 1. September 2007 fand in Hamburg auf Kampnagel die sogenannte „Posthumous-Silence-Show“ statt. Dabei wurde das gesamte Album aufgeführt und in der zweiten Hälfte Gigs auch noch eine Art Best-Of aus (fast allen Alben) bzw. dem Backkatalog von SYLVAN der letzen 10 Jahre gespielt.

Für manchen „Die-Hard“ Fan mag es zwar etwas schmerzlich sein, dass leider nicht das gesamte Konzert per DVD erhältlich ist (außer Posthumous Silence" wurde hier aber noch der 18-minütige Klassiker „Artificial Paradise" draufgepackt) aber SYLVAN haben dafür fast 100 Minuten Bonus-Material dazugestellt. Und dieser Stoff hat es wirklich in sich, ist sehr unterhaltsam gemacht und fällt beileibe nicht so langweilig bzw. standardisiert aus, wie dies aktuell bei vielen Produktionen der Fall ist. Nur der Vollständigkeit halber: den Rest des Konzerts bekommt man dann auf der Doppel-Live-CD "Leaving Backstage" zu hören, die ebenfalls empfehlenswert ist.

Der Extra-Bereich ist üppigt, dies fängt schon an mit einem klasse Artwork und geht mit dem super animiertem Benutzermenü, Interviews mit Band und Technikern (!), Slideshows, lustigen Outtakes und vielen Auswahlmöglichkeiten weiter. Als Untertitelwahl kann man sich hier nämlich die Lyrics entweder auf Englisch oder Deutsch einblenden lassen und die Musiker geben auf einer separaten Tonspur eigene Kommentare über die Show, Musik usw. ab. Der Auftritt ist audiomäßig in Stereo 2.0 und Dolby Digital 5.1 zu hören. Außerdem würde ich empfehlen zunächst nicht das Konzert an sich zu schauen sondern zuerst das Making-of „In the Studio 2005-2006". Da gibt es ein 22-minütiges Tagebuch zu den Aufnahmen von „Posthumous Silence" sowie dem gleichzeitig entstandenen Nachfolgealbum „ Presets" zu sehen. Absolut beeindruckend sind hier die Einblicke in die Entstehungsprozesse der Stücke geworden, mit den verschiedenen Musikern und ihren Instrumenten, das arrangieren des "Soundmannes" am Aufnahmepult (der mich mit seinem absoluten Gehör und Notenverständnis für dieser komplexe Musik absolut begeistert), es gibt Ausschnitte einer Chorprobe zu sehen so dass man fast das Gefühl hat als Bandmitglied dabei gewesen zu sein - klasse. Danach würde dann „34 Days" passen, denn hier wird gezeigt wie sich die gesamte Show langsam in der zunächst nackten Location vom ersten Bühnenbodenteil, steigernd mit der gesamten Technik, Sopundchecks bis hin kurz vor dem Auftritt der Band aufbaut.

Jetzt erst passt dann das eigentliche Konzert im dramaturgischen Aufbau dieser DVD. Die Band hat dabei ein echtes Heimspiel, die Zuschauer sind absolut gespannt und werden nicht enttäuscht. SYLVAN sind super drauf, in bester Spiellaune, die vielen Proben haben sich absolut gelohnt. Die Band zockt diese ungeheuere Dichte der Geschichte vom Vater, der in dem Tagebuch seiner toten Tochter liest, dermaßen überragend runter, das hat schon allerhöchstes Niveau.

Als zweiter Gitarristen ist der Studiomusiker Guido Bungenstock ein echter Bringer und zusammen mit dem neuen Saitenmann Jan Petersen liefern die beiden, so eingespielt als hätten sie nie was anderes gemacht, ein Melodiefeuerwerk der Extraklasse ab. Wie schon an anderer Stelle erwähnt: so gut waren MARILLION wohl selbst in ihrer besten Hogarth Phase eher selten (wenn dann zu "Brave"-Zeiten!). Sänger Marco Glühmann bietet natürlich ebenfalls einen sehr emotionalen Vortrag mit authentischem Ausdruck und gänsehautmäßiger Intensität ab. Die Rhythmusfraktion sorgt für einen stets klasse Groove. Aber auch die Cellistin sowie die Backroundsängerinnen leisten ihren Beitrag zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk.

Der übersichtliche Bühnenaufbau, eine sehr dezent abgestimmte Lightshow mit bewußten "Farbtupfern" zu jedem der 15 Tracks sowie behutsam eingestreuten Videoinstallationen sorgen für tolle optische Reize ohne dabei den Zuschauer zu erschlagen. Richtig zur Geltung kommt diese sehr üppige Produktion natürlich erst durch den genialen Schnitt, bei dem aus satten zehn Kameraperspektiven die Bilder zusammengesetzt wurden. Trotz vieler getragener Parts gelingt es hier eine intensive Konzertatmosphäre in Verbindung mit genügend Fluss zu präsentieren ohne dabei zu hektische Wechsel einzubauen. Der Sound mit schönen Momentaufnahmen der Musiker wird durch geschickte Bildschnitte sowie Ein- und Überblendungen aus verschiedenen Perspektiven einfach perfekt unterstützt, so dass hier der Gesamtkontext die Musik zur Geschichte von „Posthumous-Silence“ bestens gewahrt wird und nicht vom eigentlichen Thema ablenkt.

Ich übertreibe nicht, diese liebevoll zusammengebastelte DVD sollte in keinem Haushalt fehlen, musikalisch und audiovisuell absolute Spitzenklasse. SYLVAN haben sich hier schon selbst eine Art Denkmal gesetzt, gefühlvoller Perfektismus in bester Qualität mit fetten Bonusfeatures - das ist eigentlich fast schon nicht mehr zu toppen.

Posthumous Silence: The Show


Cover - Posthumous Silence: The Show Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 15
Länge: 175:0 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

Subscribe to RSS - Progressive