Review: Time Must Have A Stop
Ja was denn, schon wieder eine Progkapelle von unseren östlichen Nachbarn aus Polen. Dort scheint in den letzten Jahren eine regelrechte Epidemie ausgebrochen zu sein, ähnlich wie die Skandinavier mit ihren zig typischen Düsterkapellen, egal ob Death oder Gothic Metal Schiene, hat sich dort eine andere Szene entwickelt. Diese Band nun nennt sich VOTUM, kommt aus Warschau und reiht sich mit ihrem gelungenen Debüt „Time Must Have A Stop“ problemlos in die bisherige Reihe bereits etwas bekannterer Formationen wie SATELITE, QUIDAM, AFTER und natürlich den Senkrechtstartern der letzten Jahre RIVERSIDE ein und muss sich qualitätsmäßig beileibe nicht vor den bereits Etablierten verstecken.
Wobei VOTUM ganz klar schon eher die Metalschiene bedienen, vielleicht nicht die schnellste und härteste Ausprägung wie etwas SYMPHONY X, aber es geht deutlich geradliniger rockend, nicht so betont vertrackt, auch atmosphärisch weniger prägnant und eine ganze Ecke weniger kopflastig als bei ihren Vorbildern von RIVERSIDE zu. Apropos, da werden von dem Sextett auch noch OPETH, PORCUPINE TREE und PINK FLOYD genannt, aber musikalisch findet sich davon nur relativ wenig vordergründig wieder. Von den Stimmungsbildern her ist alles relativ düster, melodramatisch angehaucht, fast schon einen Tick Gothic und es gibt auch vor allem ab der Mitte des Albums zunehmend sehr viele gelungene atmosphärische Parts, aber in bester Progmetal-Tradition auch immer mal wieder mit heftigeren Attacken. „Time Must Have A Stop“ braucht zu Beginn etwas, um in die Gänge zu kommen aber dann kriegt die Band doch noch die Kurve mit einigen sehr gelungenen Tracks bzw. Passagen. Wie schon angedeutet sind VOTUM deutlich mehr Metal als RIVERSIDE, die dies immer nur mal andeuten und sich dann wieder in ihre verträumt-sphärischen Arrangements zurückziehen, auf dieser Scheibe ist dies schon anders, etwas geradliniger, man lässt es etwas mehr laufen. Fette Riffs sind hier kein Fremdwort, es gibt aber auch typisch elegische (Neoprog) Solos u.a. bei dem eingängigen „The Pun“. Die Rhythmusfraktion ist eher etwas lebendiger unterwegs mit kraftvollen Drums und auch die Tasten dürfen neben vielen düsteren Flächen auch mal gelungene Klaviersounds mit einbringen. Der Sound insgesamt ist recht direkt gehalten, manchmal etwas roh, mit weniger Hochglanz und kommt ohne viel Effektspielereien aus. Auch die Stimme am Mikro ist mit Maciel Kosinski gänzlich anders bestückt als bei RIVERSIDE. Er ist viel mehr ein Metalsänger mit einem kraftvoll-klaren Organ, er kann richtig „aufmachen“ aber auch durchaus gefühlvollere Parts rüberbringen. Nur muss er hier noch etwas am Feeling feilen, „Train Back Home“ klingt da noch etwas zu dünn. Da ist dann die balladeske Nummer „Away“ schon etwas besser geraten, schöne ruhige Akustikparts zu Beginn und hinten raus wird es schön packend mit einem klasse Gitarrensoloabschluss.
Die Arrangements sind relativ geradlinig, auf größere Überraschungseffekte wurde genauso verzichtet wie technische Zuschaustellung der einzelnen Musiker. Hier wird Wert auf harmonisches Teamwork gelegt und die Pladde ist dabei mehr als ordentlich geworden, solide ohne einen negativen Ausreißer nach unten aber auch ohne echten Kracher - na ja, mit einer Ausnahme. „Passing Scars“ mit diesem orientalischen Flair sowie dieser leicht bedrohlichen Note hätte so was werden können, aber dazu fehlt es noch an der ein oder anderen Nuance am Songwriting. Mein Favorite ist daher ganz klar das abwechslungsreiche „The Hunt Is On“, ein Track der sich erst langsam aufbaut mit coolem Refrain, klasse Drums und schönen Verläufen mit viel Dynamik. Das heftigste Teil ist dann für unsere Schwarzkuttlerfraktion „Look At Me Now“ geworden, hier wird sogar mal ordentlich gegrowlt, zwar ein wenig viel „Aahs“ beim Normalgesang aber nicht übel. Zum Schluss hauen VOTUM dann noch mit dem 11-minütigen Titeltrack einen Proghammer raus, der sich gewaschen hat: hymnenhafte Refrains, melancholische Parts, viele Breaks mit wechselnden Songverläufen, gelungene Instrumentalteile und ein stimmiges Gesamtbild runden ein überzeugendes Debüt ab. Dort bitte beim nächsten Album weitermachen.
Time Must Have A Stop
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
8
Länge:
51:11 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Original Album Classics
Mit ARGENT hat Sony für seine „Original Album Classics“ Serie eine heutzutage eher unbekannte Band ausgegraben, die aber für Interessenten in keyboardlastigen, zwischen Pop und Prog pendelnden Sound durchaus ein Geheimtipp sein dürfte. Neben Keyboarder Rod Argent, welcher mit seinem Piano und Orgelklängen den Sound dominierte, dürfte vielen vor allem noch Gitarrist und Songwriter Russ Ballard ein Begriff sein, welcher neben vonnihm geschriebenen bekannten Songs (z.B.: „Since You Been Gone“ für RAINBOW, „You Can Do Magic“ für AMERICA) in den Achtzigern ja auch einige Soloerfolge („Voices“, „The Fire Still Burns“, „Two Shilouettes“) feiern konnte. ARGENT selbst (als Nachfolgebands der ZOMBIES 1969 ins Leben gerufen) veröffentlichten zwischen 1970 und 1976 sieben Alben, deren erste 5 Werke („Argent“, „Ring Of Hands“, „All Together Now“, „In Deep“, „Nexus“) in den „Original Album Classics“ berücksichtigt wurden. Dabei lässt sich gut die Entwicklung der Engländer beobachten, vom Jazz und den Beatles kommend (Rod Argent) integrierte die Band Blues, Pop, progressive Rockelemente und orchestrale, gar kirchenmäßige Orgelklänge in ihren Sound – kennzeichnend auch die oft ausufernden mehrminütigen Keyboardparts. So lassen sich auf den Alben immer wieder Kleinode entdecken („Liar“, „Lothlorien“, „Pure Love“, „It’s Only Money“, „Thunder And Lightning“), wobei ihre Hits („Hold Your Head Up“, „God Gave Rock And Roll To You“) auch von anderen Bands (u.a. URIAH HEEP und KISS) gecovered wurden. Wie bei der Serie gewohnt gibt es die Alben jeweils im Cardboard-Sleeve und zusammen in einem Pappschuber. Einfach, aber dem Preis entsprechend zweckmäßig. Allerdings gehen der ARGENT-Veröffentlichung jegliche Boni (tolles Modewort) ab. Trotzdem eine lohnende Sache für Liebhaber vergangener Klanggebilde.
Disk: 1 ARGENT
1. Like honey
2. Liar
3. Be free
4. Schoolgirl
5. Dance in the smoke
6. Lonely hard road
7. The feeling is inside
8. Freefall
9. Stepping stone
10. Bring you joy
Disk: 2 RING OF HANDS
1. Celebration
2. Sweet Mary
3. Cast your spell Uranus
4. Lothlorien
5. Chained
6. Rejoice
7. Pleasure
8. Sleep won't help me
9. Where are we going wrong
Disk: 3 ALL TOGETHER NOW
1. Hold your head up
2. Keep on rollin'
3. Tragedy
4. I am the dance of ages
5. Be my lover, be my friend
6. He's a dynamo
7. Finale
Disk: 4 IN DEEP
1. God gave rock and rollt to you
2. It's only money (Part 1)
3. It's only money (Part 2)
4. Losing hold
5. Be glad
6. Christmas for the free
7. Candles on the river
8. Rosie
Disk: 5 NEXUS
1. The coming of Kohoutek
2. Once around the sun
3. Infinite wanderer
4. Love
5. Music from the spheres
6. Thunder and lightning
7. Keeper of the flame
8. Man for all reasons
9. Gonna meet my maker
Original Album Classics
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
43
Länge:
213:0 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten