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Numb

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„Numb“ ist das zweite Soloalbum des RPWL-Recken Kalle Wallner – und was in 2007 als Projekt gedacht war, findet nun so seine Fortsetzung. Dabei geht Wallner ein ganzes Stück rockiger, ja ruppiger (man nehme nur „Guilt“) als bei seiner Stammband und seinem Erstling zu Werke – als Gitarrist möchte er sich bei SEINEM Projekt ja wohl auch ein wenig mehr in den Vordergrund spielen - legitim. Oder es liegt daran, das ein Song von SEPELTURA Schlagwerker Iggor Cavalera eingedroschen wurden („Change Reprise“)? Egal! Mit Tracks wie dem einfühlsam und zugleich drängenden bombastischen 10-Minüter „Death“, dem straight-ahead-Track „Seek“ oder dem gitarrendominierten „Torn“ wird richtig gerockt – und die spielerisch-kompositorischen Feinheiten etwas in den Hintergrund gedrückt. Die schöne Rockballade „Leave“ kommt dann noch obendrauf. So mag „Numb“ beim ersten Durchlauf etwas gleichförmig für anspruchsvollere Musikliebhaber erscheinen (die sich ja oft nur selbst so sehen) – ist aber nicht. „Vow“, das abwechslungsreiche „Change“, aber auch das schon benannten überlange „Death“ sollten auch den Die-Hard-RPWL’ern gefallen. Veredelt wird das Album noch dadurch, das für den kompletten Lead-Gesang Paul Wrightson (früher ARENA) verantwortlich zeichnet. Die Überraschung die BLIND EGO mit ihrem Debüt gelungen ist, kann Wallner & Co. zwar nicht wiederholen, aber mit „Numb“ sollte trotz lauterer Töne (die durchaus auf Livekompatibilität außerhalb der reinen Progszene schielen) jedweder Prog-Rockfan etwas anfangen können.

Numb


Cover - Numb Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 68:45 ()
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Original Album Classics

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Mit ARGENT hat Sony für seine „Original Album Classics“ Serie eine heutzutage eher unbekannte Band ausgegraben, die aber für Interessenten in keyboardlastigen, zwischen Pop und Prog pendelnden Sound durchaus ein Geheimtipp sein dürfte. Neben Keyboarder Rod Argent, welcher mit seinem Piano und Orgelklängen den Sound dominierte, dürfte vielen vor allem noch Gitarrist und Songwriter Russ Ballard ein Begriff sein, welcher neben vonnihm geschriebenen bekannten Songs (z.B.: „Since You Been Gone“ für RAINBOW, „You Can Do Magic“ für AMERICA) in den Achtzigern ja auch einige Soloerfolge („Voices“, „The Fire Still Burns“, „Two Shilouettes“) feiern konnte. ARGENT selbst (als Nachfolgebands der ZOMBIES 1969 ins Leben gerufen) veröffentlichten zwischen 1970 und 1976 sieben Alben, deren erste 5 Werke („Argent“, „Ring Of Hands“, „All Together Now“, „In Deep“, „Nexus“) in den „Original Album Classics“ berücksichtigt wurden. Dabei lässt sich gut die Entwicklung der Engländer beobachten, vom Jazz und den Beatles kommend (Rod Argent) integrierte die Band Blues, Pop, progressive Rockelemente und orchestrale, gar kirchenmäßige Orgelklänge in ihren Sound – kennzeichnend auch die oft ausufernden mehrminütigen Keyboardparts. So lassen sich auf den Alben immer wieder Kleinode entdecken („Liar“, „Lothlorien“, „Pure Love“, „It’s Only Money“, „Thunder And Lightning“), wobei ihre Hits („Hold Your Head Up“, „God Gave Rock And Roll To You“) auch von anderen Bands (u.a. URIAH HEEP und KISS) gecovered wurden. Wie bei der Serie gewohnt gibt es die Alben jeweils im Cardboard-Sleeve und zusammen in einem Pappschuber. Einfach, aber dem Preis entsprechend zweckmäßig. Allerdings gehen der ARGENT-Veröffentlichung jegliche Boni (tolles Modewort) ab. Trotzdem eine lohnende Sache für Liebhaber vergangener Klanggebilde.



Disk: 1 ARGENT

1. Like honey

2. Liar

3. Be free

4. Schoolgirl

5. Dance in the smoke

6. Lonely hard road

7. The feeling is inside

8. Freefall

9. Stepping stone

10. Bring you joy



Disk: 2 RING OF HANDS

1. Celebration

2. Sweet Mary

3. Cast your spell Uranus

4. Lothlorien

5. Chained

6. Rejoice

7. Pleasure

8. Sleep won't help me

9. Where are we going wrong



Disk: 3 ALL TOGETHER NOW

1. Hold your head up

2. Keep on rollin'

3. Tragedy

4. I am the dance of ages

5. Be my lover, be my friend

6. He's a dynamo

7. Finale



Disk: 4 IN DEEP

1. God gave rock and rollt to you

2. It's only money (Part 1)

3. It's only money (Part 2)

4. Losing hold

5. Be glad

6. Christmas for the free

7. Candles on the river

8. Rosie



Disk: 5 NEXUS

1. The coming of Kohoutek

2. Once around the sun

3. Infinite wanderer

4. Love

5. Music from the spheres

6. Thunder and lightning

7. Keeper of the flame

8. Man for all reasons

9. Gonna meet my maker


Original Album Classics


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 43
Länge: 213:0 ()
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Innergy

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FORGOTTEN SUNS setzten in 2009 auf Härteres. Das dritte Album der Portugiesen weist überwiegend gen Metal gehenden Prog auf und hat mit Nio auch einen neuen Sänger am Start, der gegenüber seinen Vorgänger Linx einen mehr direkten, weniger warmen Stil bevorzugt. So schwelgen FORGOTTEN SUNS auf „Innergy“ zwar in komplexen (hart und breaklastigen) Kompositionen, welche aber nicht immer einem roten Faden zu folgen scheinen und denen etwas die Atmosphäre des Vorgängerwerkes abhanden geht. Gewollt oder nicht – kühl erscheint das Werk, und lässt dazu auch eine etwas transparentere Produktion vermissen, welche Power dieser Art ganz gut verträgt. Trotzdem hat der geneigte Fan genügend Feinheiten in überlangen Tracks wie „Racing The Hours“, „News“ und „Nanoworld“ zu entdecken und das spielerische Können der Südeuropäer zu bestaunen. Man segelt weiter im Fahrwasser DREAM THEATERs (auch mit den zahlreich eingespielten Samples) und lässt richtiggehende Eigenständigkeit nur teilweise zu. So dürften in erster Linie die DT-Gemeinde hier reinschnuppern – und wohl auch gefallen finden.

Innergy


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 64:47 ()
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Dark

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Mit „Song For My Son“ eröffnet das vierte Album der Schweizer Prog-Formation METAMORPHOSIS ungewöhnlich gitarrenlastig, ohne traditionellen Prog-Zugaben außen vor zu lassen. Nicht nur hier, sondern überall auf „Dark“ begegnen einen sphärische, meditative und pychedelic Parts – allerdings im Vergleich zu den Vorgängerwerken weniger PINK FLOYD und GENESIS lastig. So kann man „Dark“ eine bisher vermisste Eigenständigkeit attestieren, auch wenn die Überväter weiter zitiert werden. Die große Stärke der 8 Kompositionen sind ihre mystisch dunkle Seite im Zusammenspiel mit lauteren Momenten und träumerischen Melodien – auch an METAMORPHOSIS scheint der Erfolg von PORCUPINE TREE nicht vorbeigegangen zu sein. Und Bandleader, Sänger und Multiinstrumentalist (Keyboards, Moog, Drums und Bass) Jean-Pierre Schenk steht dies hörbar gut. Mit „Dark“ sollten METAMORPHOSIS ihre bisherigen Fans zufrieden stellen aber auch für Proggies interessant werden, denen es bisher zu „lasch“ war. Anpieltipps: „The Fight Is Over“, „Hey Man“, und „You“.

Dark


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 62:1 ()
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Living On Another Frequency

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Hinter SCIENCE FAXTION verbirgt sich mit Buckethead kein Unbekannter, hat der Gitarrist doch schon mit Axl Rose zusammengearbeitet und einen Haufen Soloscheiben veröffentlicht. Mit bootsy Collins hat er sich jetzt zusammengetan, um SCIENCE FAXTION mit Leben zu füllen und dabei auf Grenzen keine Rücksicht zu nehmen. Munter verbraten die Herren Metal, Funk, Soul und Industrial, um mal wie MARILYN MANSON und mal wie JAMES BROWN zu klingen. Homogen ist das nicht immer, über das ganze Album betrachtet, die Songs selbst sind in sich schlüssig und zeigen die große Kreativität, die in den Musikern steckt. „Living On Another Frequency” braucht Zeit und die Bereitschaft, offen für ungewohnte Wege zu sein, was nicht jedem Metaller gefallen dürfte. Zudem ist das Album nicht wirklich heavy, dafür sorgen schon die vielen Funk-Einflüsse. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, wir mit einer hochinteressanten und jederzeit hörbaren Platte belohnt, die definitiv auf einer anderen Frequenz funkt.

Living On Another Frequency


Cover - Living On Another Frequency Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 51:42 ()
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Pure

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Schon der über 13-minütige Opener „Indigo“ der neuen PENDRAGON Scheibe „Pure“ zeigt auf, was manch Altvorderen Fan aufstoßen wird, vielen aber als eine angenehme Bereicherung des Sounds der Briten ansehen. Trotz der weiterhin dominierenden Mischung aus PINK FLOYD, Neo-Prog und klassischen Rock setzt Gitarrist und Sänger Nick Barrett zusammen mit seinem Keyboarder Clive Nolan vermehrt, und nicht nur punktuell auf modern, ja gar alternative klingende Riffs. Das ist eine konsequente Fortentwicklung des auf „Believe“ begonnenen Weges, aber ein auch (wohl gewollter) Bruch mit manchen der richtig alten Schule. Denn „Indigo“ ist ungewöhnlich rockig, ruhige Parts, schwelgerische Keyboards und faszinierende Gitarrensoli inklusive. Das folgende „Eraserhead“ glänzt wiederum durch eine rockende Grundstimmung, durch Ideenvielfalt und einprägsam ungewöhnlichen Gesangspassagen, bevor mit dem 3-teiligen, überlangen „Comatose“ es ein atmosphärisches, melancholisches Highlight gibt, welches im Mittelpart zwar wieder etwas gitarrenorientierter ausfällt, ansonsten aber mit seinen Keyboard- und Pianoteppichen desöfteren an die alten PENDRAGON anknüpft. „The Freak Show“ ist ein kurzer, deftig mit Gitarrensound startender Track, der später dann schon fast zu ruhig wird, dafür aber mit einen supereingängigen, schon Pop zu nennenden Refrain aufwartet. „It’s Only Me” beginnt SUPERTRAMP-Like und beendet das Album in entspannter, traditioneller Weise – Samples und dezenter Ariengesang sorgen für typisches Art-Rock-Ambiente – klasse.

PENDRAGON werden mit „Pure“ ihre Fans wieder spalten – in jene, die den neuen Riffs und rockenden Elementen zugetan sind und jenen, die dem alten Sound der nun schon seit über 30 Jahren aktiven Progrecken nachtrauern – dies ist Geschmackssache – Qualitativ passt das ansonsten ohne Abstriche.

Pure


Cover - Pure Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 53:10 ()
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Vertrieb:
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White Coma Light

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Mike Pattton würde diese Scheibe mögen, verkündet das Infoschreiben zu „White Coma Light“ ganz selbstbewusst. Und liegt damit wohl richtig, auch wenn CARNEIA nicht so irrsinnig wie MR. BUNGLE oder FANTOMAS zu Werke gehen. Ihre sieben Songs haben es trotzdem in sich und fühlen sich in der Schnittmenge aus TOOL und MESHUGGAH ganz wohl. Hier wurde viel Wert auf die Details gelegt, so stimmt jedes Break, ist keine Melodie fehl am Platz und wurde Wert auf eine starke Atmosphäre gelegt, die dabei dunkel und melancholisch ist, was durch die vielen ruhigen Passagen und den sehr emotionalen Gesang unterstrichen wird. Gleichzeitig ist eine heftige Grundausrichtung vorhanden, die besonders in der Gitarrenarbeit deutlich wird. „White Coma Light“ ist eine vielschichtige interessante Scheibe geworden, die trotz fast einstündiger Spieldauer nie langweilt und mit immer neuen Ideen überrascht. Mike Patton hat Geschmack.

White Coma Light


Cover - White Coma Light Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 57:27 ()
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Re-Releases: Trespass, Foxtrott, Nursery Cryme, Selling England By The Pound

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Nach der Veröffentlichung der GENESIS-Box 1970 – 1975 und dem sensationellen Charteinstieg des nicht grade billigen Vergnügens auf Platz 22 gibt es die vier ersten Alben, nämlich „Trespass“, „Nursery Cryme“, „Foxtrott“ und „Selling England By The Pound“ nun auch in gleicher Art und Weise; also als Doppelteil mit Hybrid-SACD und 5.1 DVD mit Audio Part sowie alten Bild-Aufnahmen und aktuelle Interviews und mit umfangreichen Booklet. Auf die Inhalte der vier Klassiker näher einzugehen würde den Rahmen sprengen, aber einige Anmerkungen müssen sein:

„Trespass“ mit dem genialen „The Knife“ gilt eher als ein Album der „Suche“. GENESIS und Peter Gabriel am Gesang standen am Anfang, viele Fragmente, wie z.B. im Opener „Looking For Someone“ und „Stagnation“ verweisen aber bereits auf das was noch kommt – ein Album das den Fan braucht um sich seiner träumerischen Grundstimmung anzuschließen.

„Nursery Cryme“ startet bereits mit einem der Highlights der GENESIS-Historie, dem 10-minütigen atmosphärischen Parcoursritt „The Musical Box“ (einer Blaupause für Progsongs) und endet mit dem vielschichtigen „The Fountain Of Salmacis“. Dazwischen hat die Band zwar auch mal einfacheres Material gestreut ohne Langeweile zu erzeugen. Somit war „Nursery Cryme“ ein oft etwas unter Wert geschlagener der Fingerzeig auf den Weg zu „Foxtrott“.

An „Foxtrott“ scheiden sich die Geister. Für viele DAS Album der frühen GENESIS, hat es doch mit dem fast 23-minütigen „Supper’s Ready“ eine der wohl stärksten Kompositionen überhaupt zu bieten – was hier an Ideen in den 7 Parts verarbeitet wird kann selbst in mehreren Durchläufen kaum erschlossen werden – besser geht nicht. Allerdings verführt dieser Übersong dazu Songs wie das stimmengewaltige „Watcher Of The Skies“, das ruhige „Time Table“, sowie die beiden komplexen Tracks „Get’em Out By Friday“ und „Can-Utility And The Coastliners“ sträflich zu vernachlässigen. Dennoch werden die folgenden beiden Alben oft noch höher bewertet.

„Selling England By The Pound“ gilt neben „The Lamb Lies Down On Broadway” als der Höhepunkt der progressiven GENESIS Diskographie. In 1973 leisteten sich GENESIS den Luxus auf einer Scheibe Kompositionen wie das abwechslungsreiche und gefühlvolle „Dancing With The Moonlit Knight“, den Hit „I Know What I Like (In Your Wardrobe)” (läutete jene Phase ein, in welche die Band auch mal nach den Charts schielte), das zum Teil balladeske und sehr intensive „Firth Of Fifth”, das mit reichlich Text und guten Gesang gesegnete „Battle Of Epping Forest” und den nächsten Überklassiker „The Cinema Show” zu vereinen. „Selling England By The Pound“ ist ganz großes Kino und Pflichtlektüre für anspruchvolle Proggies. Mit diesem Album wurde für die Band nun auch kommerziell endlich interessant.

Ob der bei den Originalen zum Teil etwas gedämpft daherkommende Sound nun klarer (und besser) ist und ob die neue Abmischung tatsächlich soviel neue Nuancen auf den Alben offenbart sollte jeder für sich selbst entscheiden. Nicht desto trotz bietet die hochwertige Einzelveröffentlichung der erste 4 GENESIS Alben in der Jahrhunderbesetzung Peter Gabriel, Tony Banks, Steve Hackett, Phil Collins und Michael Rutherford für Einsteiger die Gelegenheit sich mit Grundlagen qualitativ guten Art- und Progrock zu beschäftigen und für Prog-Fans gezielt mal sein Lieblingsalbum statt nur (gewollt) analog zu genießen auch mal ins Digitale reinzuschnuppern. Allerdings fehlt mit dem Album „The Lamb Lies Down On Broadway” natürlich noch eine, wenn nicht die Perle des GENESIS Backkataloges als Einzeldisk – dann hoffen wir mal.

Re-Releases: Trespass, Foxtrott, Nursery Cryme, Selling England By The Pound


Cover - Re-Releases: Trespass, Foxtrott, Nursery Cryme, Selling England By The Pound Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 27
Länge: 187:0 ()
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Fragments

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Schon der kleine freche Aufkleber vorne auf der Hülle „Brain required“ des insgesamt sehr gelungenen Artworks, sagt bereits einiges über die Inhalte dieses erste Full-Length-Albums der fränkischen Progmetallformation SHAPESHIFT aus, wenn auch noch längst nicht alles. Dass es sich bei „Fragements“ um eine lupenreine Eigenproduktion handelt, mag man sowieso nicht so recht glauben. Zu hoch ist einfach die musikalische Qualität und vor allem der satte Sound der hier auf knapp 45 Minuten angeboten wird. Nachdem die 2004er EP "Confusedated" zumindest bei meinem Kollegen Dennis nicht gerade offen Türen einrannte, haben mich die Jungs absolut überzeugt. Trotz des durchaus recht komplex-anspruchsvollen Songmaterials und den aufwendigen Arrangements verstehen es die Jungs ihrer Musik einen ordentlichen Punsch an Härte mitzugeben. Dabei werden auch die Melodien nicht zu stark vernachlässigt, die Tasten spielen eine relativ untergeordnete Rolle, es dominieren satte dunkel-tiefe Riffs, oftmals thrashig geprägt und viele Breaks - ja, für mich sind SHAPESHIFT ganz klar die deutsche Antwort auf NEVERMORE. Wobei es hier tatsächlich noch etwas vertrackter zugeht und mir der vielschichtige Gesang von Bernd Wener tatsächlich etwas besser als bei den Kanadiern gefallen. Auch wem die Sachen der Newcomer von COMMUNIC zusagen, kann hier viel lohnendes für die metallisch geprägten Proglauscherchen finden.

Hier hat man auch nicht den Eindruck wie bei vielen Bands heutzutage, dass man aus Mode-bzw. Verkaufsgründen auf die härtere Klientel schielt und daher also en Weg vom melodisch-weicheren Powermetal hin zu deutlich härteren Sphären gegangen ist, sondern hier scheint es viel eher umgekehrt. SHAPERSHIFT sind definitiv eine richtig harte Metalband, der Sänger mit einem eher rau-aggressiven Organ singt, keift auch manchmal und kann auch relativ böse klingen (wenn auch ohne Growls) und die Musik strahlt dabei stets eine absolute Authentizität ohne jegliche Trendanbiederung aus. Wenn auch der Opener „Evil in Mankind“ vielleicht einen Tick zu überladen wirkt, was die gefühlten 150 Breaks sowie die zahlreichen technischen Sperenzchen angeht, und daher melodiemäßig etwas zu kurz kommt. Egal, die nachfolgenden Tracks sind wirklich hervorragend gemacht, bereits mit „New Extreme“ geht es voll ab, ein richtiges Thrashbrett mit viel Doublebass und abgefahrenen Gitarrenspuren und immer grooved ein satter Bass durch die üppigen Rifflinien. Auch für die ein oder andere Überraschung sind die Herren gut, denn beim ebenfalls sehr treibenden Titelsong mit vielen gelungenen Übergängen bzw. atmosphärisch wechselnden Stimmungsbildern hat man im hinteren Instrumentalteil noch ein cooles Mundharmonikalsolo mit sehr viel Bluesfeeling eingebaut, klasse Idee. Bei „The Plague“ beginnt es beinahe schon funkig, was die Licks betrifft ehe sich dann der Song dann in ein wildes Inferno aus doomigen sowie stakkatoartigen Riffs mit melodiös-aggressiven Gesang sowie galoppierenden Drums entwickelt um dann ganz gemächlich mit akustisch-flirrenden Gitarrenparts im nichts zu enden.

Dass man auch noch ganz anders kann, zeigt dann das gefühlvolle sowie sehr melancholische „Price Of Our Last Lies“ aber keine Angst auch hier bleicht sich die band treu und macht keinen auf zu eingängig wie etwas METALLICA's „Nothing Else Matters“ und bringt lieber ihren ganz eigenen Stil mit ein, so dass es zu hier niemals zu einfach bzw. geglättet klingt. Somit bleibt auch hier der ehrenwerte Anspruch Metal mit Hirn sowie Ecken und Kanten zu bieten, die es für den Zuhörer allerdings zu erobern gilt, bestens gewahrt.

Ein weiterer Knaller des Albums ist ganz klar das mitreißende „Indignity“, eine echte Progachterbahnfahrt überzeugt mit vielen Temposchüben, klasse Vocals, aber auch dem Händchen für handzahmere Momente sowie einer ordentlichen Portion Groove, was ich bei vielen gleichgesinnten Bands meistens vermisse, da wird zwar oftmals auch ordentlich gebrettert aber ohne Seele, die gibt’s hier satt. Als bestens passenden Schlusspunkt hauen die Jungs mit „Shapeshift“ nochmal ein richtiges modern Progemtalmonster raus, mit verzerrt-brachialen sowie cleanen Gesang, viel Tempo, schönen Instrumentalparts, spitzenmäßigen Drumparts sowie einen überraschend moderaten Schluss, sehr gefühlvoll mit der akustischen Klampfen untermalt, tja damit hätte man nicht so gerechnet. Wie überhaupt auch mit diesem Hammeralbum, hier wurde ein wirklich absolut kreatives Songwriting mit vielen anspruchsvollen Details an den Tag gelegt.

Wer auf fette Gitarrenwände, intelligent-verschachtelte Songs mit dosiert technischen Anspruch sowie nich zu übertrieben Frickelorgien abfährt, dürfte bei SHAPESHIFT absolut richtig liegen. Könnte mir denken, selbst einige echte Hartwürste, denen Progmetal sonst etwas zu verkopft vorkommt, könnten hier zuschlagen und nicht enttäuscht werden.

Fragments


Cover - Fragments Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 44:26 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Never Ending Illusion

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Die äußeren Faktoren dieses zweiten Albums von DAEDALUS sind schon mal absolute stimmig, das Coverartwork ist wirklich gut gemacht, kein Wunder denn Mark Wilkinson (war u.a. schon für die „alten“ MARILLION, JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN oder BULLET FOR MY VALENTINE tätig) hat wiedermal zugeschlagen. Der Sound sowie die Produktion sind ebenfalls sehr gut gelungen, auch hier wurde kein so ganz Unbekannter von den italienischen Progies ausgewählt: ROLAND GRAPOW seines Zeichens Ex-Gitarristen von HELLOWEEN hat hier seine erfahrenen Finger an den Reglern im Spiel.
Man hat sich etwas Zeit gelassen und erst jetzt 5 Jahre nach dem Debüt wieder etwas neues auf die Menschheit losgelassen. Das Ergebnis "The Never Ending Illusion" ist eine absolute Steigerung zum Vorgänger und kann sich im internationelen Vergleich durchaus sehen lassen. Die Scheibe überzeugt mehr als sie schwächelt, wenn auch nicht gleich nach den ersten Durchläufen. Denn es gibt es schon noch den in oder anderen leichten Hänger was die Kompositionen angeht, aber stilistisch liefern DAEDALUS sehr soliden Prog Metal manchmal in etwas abgeschwächter Rockattitüde ab. Das ganze klingt frisch, meistens sogar relativ locker und weniger technisch verkrampft. Auch den Tendenzen vieler Kapellen in diesem Bereich, etwas mehr in die härtere Ecke abzudriften, hat man sich hier erfolgreich verweigert.

Die Stimme des neuens Sängers Davide Merletto trägt sehr viel dazu bei, dass man sich diese Scheibe immer wieder gerne anhört, er besitzt ein angenehm warmes Timbre irgendwo zwischen James Labrie (DT) und Ted Leonard (ENCHANT) ist sehr variabel, so dass auch höhere und einfühlsamere Parts kein Problem für ihn darstellen. Einen Akzent wie bei vielen Italobands meist deutlich heraushörbar ist hier absolut nicht ausmachen. Man traut sich sogar die sehr emotionale "Mare Di Stele" am Schluß sogar in reinstem italienisch vorzutragen und gewinnt absolut. Der Track mit einem schönen akustischen Vorspiel und klasse Solo in der Mitte verkommt dabei nicht wie zunächst befürchtet zur Giotto oder Kaffeewerbeuntermalung sondern hat wirklich den gewissen Kick. Die andere Ballade „Cold Embrace“ ist auch net so übel (vor allem die Bläserparts) aber hinten raus etwas zu lang geraten, vor allem die gezogenen Vocals sind wirklich net so der Bringer. An ihren Instrumenten haben es die Herren wirklich drauf, handwerklich fundiert gibt es viele klasse Gitarrenparts mit neoprogartigen Solis, sehr abwechslungsreiche Keyboardarrangements sowie Tastenklänge an sich zu hören. Trotz der vorhandenen musikalischen Dichte siegt hier letztlich meist der Song, so dass die Platte doch irgendwie relaxt und nicht zu betont gewollt klingt.

Vom Klangbild herrscht zwar meist eine ganz leichte Melancholie vor, es wirkt aber trotzdem nicht zu düster sondern in enger Verbindung mit den ausgefeilten und stellenweise hymnisch-leichten Melodien ist die Grundstimmung absolut positiv.

Von den Songs gefallen mir neben einem mal zur Abwechslung für dieses Genre mal echt gelungen Intro’s insbesondere „Perfect Smile" (mit sehr tief gestimmten Gitarren aber gegen Ende wird es etwas arg schräg und zu „dudelig“) das ist das fette Brett "The Dancers" schon deutlich kompakter und als Song homogener. Mein persönlicher Favorit ist aber „Life“ mit diesen coolen Classsic Rock Vibes, de mehrstimmigen Vocals und dem getrageneren Zwischenpart sowie der Gitarreninstrumentalhammer „Horizons In A Box“, mensch da läßt die Band ihre genannten Vorbilder IRON MAIDEN mal so richtig durchklingen mit super mehrstimmigen Gitarrenleads die doch tatsächlich an solche Übersongs wie „Alexander The Great“ & Co. von der NWOBHM-Legende erinnern.
Die typisch schwelgischen Gitarrensoli aus dem Neoprog sowie immer mal wieder eingestreuten akustischen Parts und auch die lässigen Jazzsprengsel beim Titeltrack zeugen von hohem Sinn für Innovationen und lassen hoffen, dass DAEDALUS zukünftig noch allerlei mehr zu bieten haben.

„The Never Ending Illusion“ ist daher für alle Freunde des etwas weniger schnellen Progmetals mit Betonung auf knackige Riffs mit schönen Melodien sowie facettenreich instrumentierten Hintergründen absolut solide Sache geworden.

The Never Ending Illusion


Cover - The Never Ending Illusion Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 53:13 ()
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