Review:

Lose Control

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FARTHER PAINT liefern mit „Lose Control” ein Werk progressiver Rocks und Metals ab, das mit komplexen Kompositionen einerseits und verdammt schönen und eingängigen Gesang andererseits zu punkten weiß. Für letzteres zeigt Frontfrau Monia Rossi verantwortlich, für die handwerklich mit hohem Anspruch umgesetzten Instrumentalparts ihre italienischen Landsleute, wobei, typisch Italien, ein Schwerpunkt auch auf den Keys liegt – Geschmackssache das. Nach obligatorisch kurzem Intro (die Herren zeigen mal was sie können) gibt „Hold On“ einen guten Überblick über die Scheibe. Eine hohe, mit leichten Soul-Touch versehene Gesangsstimme, welche man so in diesem Genre eher nicht vermuten würde und vertrackte Strukturen, die trotzdem im Ohr bleiben – leider nicht ganz so fett produziert und trotz härterer Part eher in gemäßigteren Gefilden angesiedelt. Auch die kurze Pianoballade „Chains“ mit seinem Fokus auf den einfühlsamen Gesang und das klasse gefrickelte „Illusion In My Hand“ kommen gut rüber; zu Beginn des abgefahrenen Instrumentalstückes „Anger” wird man erst einmal an die gute alte Radiozeit erinnert – es dauert bis der Empfang klar ist. Das locker experimentelle „Inside The Cage“ geht dann nicht nur dank der gefühlsbetonten Vocals direkt ins Herz, auch die instrumentale Fraktion findet hier den Mittelweg zwischen Anspruch und Eingängigkeit. Recht kurzweilig, und so darf der aufgeschlossene Proggi bei FARTHER PAINT ruhig mal reinhören.

Lose Control


Cover - Lose Control Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 42:46 ()
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Die Andere Seite

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Prog-Rock mit deutschen Texten? Gewagt! TRAUMHAUS aus Rheinland-Pfalz gehen das Wagnis zum wiederholten Male ein und legen nach ihrem selbstbetitelten Debüt von 2001 und der EP „Hinaus“ von 2005 mit „Die Andere Seite“ bereits das zweite Album vor. Musikalisch gibt es hier alles, was sich der Prog-Fan wünschen kann: Vertrackte Rhythmen, Ohrwurm-Melodien zum Reinlegen, theatralische Refrains und komplex aufgebaute Songs mit wiederkehrenden Themen. Letzteres ist schon durch den Titelsong gegeben, der sich über drei Parts erstreckt, welche am Anfang, in der Mitte und am Ende zu finden sind. Und immer wieder hört man die großen Vorbilder heraus, von GENESIS und RUSH bis zu SPOCK’S BEARD und DREAM THEATER. Dazu ist alles hervorragend gespielt, und es ist ein wahrer Genuss, dem Trio plus Studio-Bassisten beim Musizieren zuzuhören. An die deutschen Texte muss man sich allerdings etwas gewöhnen, vor allem, da sie äußerst bedeutungsschwanger daherkommen. Mit ihrem pseudo-poetischen Pathos erinnern sie stellenweise gar an Xavier Naidoo. Hier seien nur Songzeilen zitiert wie „Zweifelsfrei ist kein Tun / Unsere Furcht weist den Weg“, „Hader nicht in deinem Schmerz / Eh dein Stolz in dir erliegt“ oder „Siechend Untertan, weilend in der Zeit / Dramen überdauernd und allein / Geblendet im Licht / Beängstigt vor der Wahl, harrend in dem gleichen alten Leid“. Laut Presseinfo beschreibt Sänger und Keyboarder Alexander Weyland in den Texten des Albums „die unterschiedlichen Phasen der inneren Entwicklung, von der scheinbaren Gefangenheit der unbewussten inneren Einflüsse hin zur reflektierten kathartischen Selbstbefreiung“. Starker Tobak also, fast schon intellektuelle Esoterik, die sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Zum Glück gibt es aber immer wieder lange Instrumental-Passagen, da kann man den Inhalt der Texte ganz gut ausblenden. Zugegebenermaßen verbinden sich die Texte nach einer Eingewöhnungsphase aber sogar ziemlich gut mit der Musik. Was aber wirklich etwas stört, ist die recht flache und vielleicht auch ein bisschen zu keyboard-lastige Produktion. Besonders die Rhythmus-Gitarre kommt für meinen Geschmack an einigen Stellen zu dünn daher, und damit es richtig wummst, muss man schon ordentlich aufdrehen. Trotzdem kann ich nur jedem Prog-Fan empfehlen, mal in die Scheibe reinzuhören. Denn was TRAUMHAUS hier musikalisch und kompositorisch bieten, ist allererste Sahne und überrascht immer wieder aufs Neue.

Die Andere Seite


Cover - Die Andere Seite Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 63:9 ()
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A Tribute to The Lamb Lies Down On Broadway

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Ich bin ja schon mal grundsätzlich erklärter Fan von Coverversionen oder auch ganzer Alben, ob dann die jeweiligen Interpretationen aber tatsächlich gelungen sind oder zu Majestätsbeleidigungen gegen über den Originalkünstlern ausarten, ist dann natürlich wieder eine ganz andere Sache. Soviel nur mal als kleiner Vorspann zu diesem Werk von einer Projektformation Namens REWIRING GENESIS. Die zu huldigende Band ist klar benannt GENESIS und jetzt kommt’s - hier wagt man sich tatsächlich an einen Meilenstein des Progressive Rocks heran: „The Lamb Lies Down On Broadway“ von 1974 in einer kompletten Neueinspielung d.h. ein komplettes Doppelalbum (zum damaligen Zeitpunkt waren dies übrigens 4 LP’s) mit über 97 Minuten anspruchsvoller Musik.

Jetzt höre ich viele eher ultrakonservative und weniger toleranten Progrocker bereits blasphemische Wortkreationen ausrufen aber Leute lasst die Kirche im Dorf, was hie runter der Federführung von SPOCK’S BEARD Drummer Nick d’Virgilio und dessen Kompagnon, der Toningenieur und Produzent Mark Hornsby mit ihrer Neufassung abgeliefert haben, ist mehr als gelungen-solide sondern einfach ohne wenn und aber nur klasse gemacht.
Es gibt ja mittlerweile zig Coverbands die u.a. von GENESIS oder auch PINK FLOYD ganze Alben und Phasen bis auf die Note genau nachspielen, dieser Ansatz hier ist ein völlig anderer. Es wurde tatsächlich etwas verbessert wobei sich Mastermind D’Virgilio absolut sicher auf diesem anspruchvollen Terrain bewegt und beinahe mühelos den schmalen Spagat zwischen inhaltlicher Wahrung des Originals sowie sinnvoller Ergänzung durch neue Arrangements, zusätzlicher Klangbilder und eines natürlich deutlich moderneren Sounds zu schaffen.

Ich bin jetzt mal ehrlich, die damalige Studiofassung hat mich nie so recht vom Sockel gehauen, es gab größtenteils schwerverdauliche Kost in bezug auf die Story aber auch die äußerst ambitionierte Musik. Der bekannteste Song daraus dürfte das recht eingängige aber nicht repräsentativ für das Album stehende „The Carpet Crawlers“ sein. Die damaligen GENESIS u.a. mit PHIL COLLINS noch (nur) hinter den Drums an PETER GABRIEL am Mikro waren sehr experimentierfreudig unterwegs, mit zig verworrenen Nebenschauplätzen wie Geräuschen, Sounds sehr flächigen, leicht psychedelischen Keyboards manchmal etwas zu abgehoben und das ganze zog sich auch etwas in die Länge. Die Geschichte des Hauptprotagonisten Rael, der auf die schiefe Bahn gerät, danach in wirre persönlichkeitsspaltende Abgründe abdriftet und sich von Wahnvorstellungen geplagt quer durch die New Yorker Unterwelt voller abgefahrener Orte und skurriler Typen bewegt .. alles klar o.k. klingt seltsam wie manchmal auch die Musik. Gabriel wollte mit diesem Konzeptalbum eine Art Satire auf Mythologie, die Sexuelle Revolution, Werbung und die zunehmende Kommerzialisierung schreiben. Nun lassen wir es mal so dahingestellt.

Die neue Fassung bewegt sich textlich genau auf diesem Terrain aber wirkt irgendwie entspannter, lockerer ja geradezu groovig. Durch den verstärkten Einsatz u.a. von viel Blechinstrumenten wie Trompeten, oder auch Flöten sowie Streichern kommt oftmals ein swingend-jazziges Feeling auf, was im Original doch eher etwas steif und verklärt trocken daher kam. Es gibt außerdem auch weibliche Vocals zu hören, die Gitarren wirken etwas packender mit teilweise rauem Klang, die Tasten sind eher pianomäßig vorgetragen weniger voluminös-flächig. Weiterhin hat man auch ein Akkordeon miteingebaut. Das alles verleiht der Musik einige neue Aspekte und Eindrücke, die so klingen als wären es schon immer so gewesen. D'Virgilio hat sich mit dem gebührenden Respekt an diesen Klassiker angenähert, eine hammermäßige Umsetzung geschaffen, mit einer ganz eigenen Note ausgestattet. Dieses „Lamm“ klingt einfach frisch-modern ohne zu stark in gänzlich andere Stile abzugleiten, die Produktion ist fast schon als fett-vollmundig zu bezeichnen, alles klingt betont entstaubt und die Songs haben hier einen gewissen Hang zur Einfachheit sowie leichtem Musicalfeeling. Dazu bei trägt auch der absolut klasse und weniger theatralische Gesang D'Virgilio, der mich GARBIEL (oh je schon wieder gefrevelt) fast nicht vermissen läßt. Eine kleine Armada von hochfähigen Studiomusikern trägt absolut positiv dazu bei, ein tolles Gesamtkunstwerk abzurunden. Die leichten Längen zwischendurch vor allem auf Seite zwei, sind in dieser Fassung fast nicht mehr zu spüren.

Diese letzen Sätze allein würden schon ausreichen, um mich aus sämtlichen GENESIS-Fanclubs mit Schimpf und Schande auszuschließen aber ich setz sogar noch einen drauf REWIRING „ A Tribute To The Lamb Lies Down On Broadway“ kommt deutlich besser als das Original daher. Hammerteil die Scheibe.

A Tribute to The Lamb Lies Down On Broadway


Cover - A Tribute to The Lamb Lies Down On Broadway Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 23
Länge: 97:55 ()
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Jazzraptor's Secret

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Viel Progpuristen werden bei dem hier dargebotenen sicherlich etwas die verwöhnte (Anspruchs-) Nase rümpfen, denn dieses Trio Namens JACK FOSTER III wagt es doch vornehmlich Progrock geprägte Songwritertracks mit ab und an sehr stark akustischen Gitarrenparts und mainstreamartigen Melodien sehr einschmeichelnd miteinander zu kombinieren. Und dies gelingt dann auch noch fast über die gesamte Spielzeit anstandslos.

Schon dreimal hatte sich JACK FOSTER (Vocals, Guit.) zusammen mit Robert Berry (Bass, Drums - war in den 80er Jahren mit Carl Palmer und Keith Emerson (ELP) gemeinsam als THRRE sowie bei GTR aktiv) sowie Trent Gardner (Keys - u.a. MAGELLAN sowie Explorers Club) zusammengetan und auch dieses neue Werk „Jazzraptor's Secret“ kann durchaus überzeugen. Mit reinem Jazz hat die Musik (zum Glück) so gut wie rein gar nichts zu tun, es finden sich wenn überhaupt mal leichte Versatzstücke wie bei „Sometimes When You Win“ mit cool schrägen Bläsersätzen al la CHICAGO. Ansonsten sind diese Musiker im "Alte Herren"-Bereich sehr entspannt unterwegs, verstehen es einfach den Zuhörer auf eine abwechslungsreich-entspannte Reise von knappen 60 Minuten zu nehmen und dabei geschickt eingängige Refrains mit vertrackten, manchmal leicht opulenten kleinen Instrumentalepen zu vermengen. Ein paar ganz nette soundspielerische Effekte wurden ebenfalls noch geschickt mit eingebaut, so dass hier in keinster Weise ein angestaubter Retrotouch aufkommen kann.

Nach dem eher sinnlosen Intro legt die Band los mit „The Corner“, nach einem heftigen Beginn folgt hier ein etwas sehr handzahmer Part mit Akustikgitarre und dann geht es los: Fette Keyboard sowie heftige Gitarrenriffs mit sattem Schlagzeug und üppigem Bombast sowie schräge Solis und dieser klasse mehrstimmige Gesang. Mich erinnern dabei diese typischen mehrstimmigen Chorarrangements sowie der Hammersound an YES zu ihren kommerziellsten Zeiten mit dem 1984er Album „90125“ (ein für mich nach wie vor hammergeiles Album auch wenn dies viele Hardcore-Fans dies eher negativ sehen).

Die Stimme von FOSTER kommt dabei sehr positiv wandelfähig daher, mal rau fast, schon bluesig, dann wieder glatt poppig mit deutlichem "Christopher Cross"-Feeling - kaum zu glauben, dass dies der gleiche Sänger sein soll. Egal, die Band setzt auf schöne Harmonien beim Gesang sowie der Musik, es gibt leicht chillige Sache wie „To Have And To Hold“ oder auch das sehr atmosphärisch-bedrohlich ansteigende „Mandelbrot World“ mit seinen etwas vertrackteren Songaufbauten. Insbesondere das mit einem superb a capella startende "God And War" (hat was von einem Kirchenmusikstück) ist ebenfalls sehr gelungen gemacht und zeigt was diese Jungs sowohl kompositorisch als auch handwerklich noch alles so drauf haben. Für Radionormalhörer dürfte diese leicht angeprogte Mucke mit "Mainstream-Rock meets Singer/Songwriter" sowie Folkrock Charakter sehr angenehm klingen, wenn auch die ganz großen Momente vielleicht fehlen und der ein oder andere Part etwas zu lang bzw. zu seicht geraten ist.

Wer auf solche Sachen abfährt, dem muss eher die aktuelle Scheibe „The Tall Ships“ von IT BITES empfohlen werden, die ist noch ne ganz Ecke besser als „Jazzraptor's Secret“. Aber auch JACK FOSTER III sind so übel nicht, man kann sie sich gut nebenbei anhören - nichts Weltbewegendes aber doch sehr solide gemacht.

Jazzraptor's Secret


Cover - Jazzraptor's Secret Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 60:56 ()
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Step in 2 My World

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Manchmal geht es schon etwas verquert zu in der Musik, denn da muss erst über ein amerikanisches Label eine Scheibe aus heimischen Landen zu mir auf den Rezensionstisch flattern. Die Rede ist hier von SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR die mit ihrem aktuellen Zweitwerk „Stepp in 2 My World“ ein wirklich sehr beachtliches Stück Prog Rock abgeliefert haben. Wobei diese Kategorisierung es nur zu einem ganz kleinen Teil trifft, denn die Musik bietet inhaltlich und stilistisch noch sehr viel viel mehr. Zum einen sehr gelungene Gesangsparts von zwei hervorragenden Sängern und einer Sängerin, selbst crossoverartige Rapparts sind hier zu finden und auch musikalisch schrecken diese sieben Vollblutmusiker vor fast nichts zurück. Nur eines ist hier ganz bestimmt nicht zu hören, wie andernorts zu lesen war: Neo Prog. Nee, also wirklich nicht, da seid ihr komplett auf dem Holzweg. Die 2004 gegründete Band hat schon diverse Nachwuchspreise abgesahnt wie u.a. den "German Rock and Pop Award" und dies bereits mit ihrem 2006er Debüt "The Puzzle". Eine Platte die leider, wenn man das hier Gehörte bewerten darf, an unserer Redaktion komplett vorbei ging. Macht ja nix, genießen wir eben die neuen CD.
Hier sind schöne Wechsel was Arrangments, Ausdruck oder die Musik selsbt betrifft zu finden. Sanftmütige Melodien im Klassik-Rock Gewande folgen auf heftig brachiale Riffs, dann wieder gehen groovig fließende Sachen nebeneinander einher oder ineinander über mit geradezu popig eingehenden Hooks (wie bei dem hammermäßigen „Stay Beside“). Dieses Hin- und Herspringen ist hier nicht die Ausnahme sondern die Regel. Aber auch jazzartige Improvisationen (klingt zumindest so) wie das schon vom Titel her etwas abgefahrene „My Lovely Mr. Singing Club“ sind hier zu finden, hab’ mich mit diesem Titel schon etwas schwer getan, da der Dudelfaktor recht ausgeprägt ist, aber hinten raus hat der Song doch noch etwas cool-lässiges.

Auch die instrumentelle Besetzung ist absolut vielseitig und nur scheinbar auf dem Papier nicht stimmig, denn hier können Saxophon, Klarinette, abwechslungsreiche Drums, pumpende Basslinien, modernes Programming und auch Rockgitarre miteinander harmonieren ohne zu aufgesetzt nach „hey, seht her was wir alles so können“ zu klingen. Bestes Beispiel hierfür ist der grandiose Titelsong. Nein, diese Musik von SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR hier hat Hirn, Herz und vor allem viele packende Songs die vor Ideen nur so strotzen aber nie den goldenen Faden verlieren. Ambitioniert klingt es zwar schon, auch aber nicht auf Teufel komm aus mit zu viel technischem Kalkül: Unterhaltung mit viel Esprit, tollem Gesang, Harmonien („Attract Me“), Chorarrangements und einer Leichtigkeit was die Melodien angeht, die beinahe schon unverschämt gut ist. Auch etwas balladeskere Töne wie bei dem relativ einfach gehaltenen „Melissa“ werden authentisch rübergebracht. Verschiedenste Stimmungen auch innerhalb eines Songs werden mal mit Streichern, dann wieder riffig oder auch elektronisch getragen und stimmig ineinander verwoben.

Für den Tastenmann Marek Arnold (ist seit 1997 bereits mit den Progmetallern von TOXIC SMILE unterwegs) muss ich außerdem eine Lanze brechen, der Junge hat es echt voll drauf, sehr breit was die Sounds angeht, fette Hammondklänge treffen auf ungeheuer perlige Klavierparts wie „Paid For Glance“, da ist schon etwas von TOTO zu deren besten Zeiten durchzuhören. Zusammen mit den ebenfalls sehr variantenreichen Gitarren von Andreas Gemeinhard, die sich zu Recht oft solimäßig austoben dürfen, denn hier klingt nie der egomanische Saitenhexer durch sondern es wird sehr songbetont gespielt. Weiter Highlights sind neben „Moon Talks To Me“, der Song klingt für mich gesanglich irgendwie nach STEVE WINWOOD meets PETER GABRIEL, das unheimlich ambient-chillig meets P.O.D. daherkommende „Closer“ sowie das vorwiegend funkig geprägte „Out Of Clouds“ mit vielen Gitarrenparts und diesem „An Englishman in New York“ (STING) Dejavu in der Mitte sowie gegen Ende des Tracks.

Gratulation an die Kapelle, “Step in 2 My World” ist wirklich eine äußerst kreative absolut abwechslungsreiche sowie inhaltlich sehr spannende Scheibe geworden, die den zusätzlichen CD Aufkleber „Modern Progrock made in Germany“ verdient hat. Bitte unbedingt so weitermachen.

Step in 2 My World


Cover - Step in 2 My World Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 65:49 ()
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Measuring The Abstract

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Seit 1998 ist dieser schwedische Technikerhaufen schon unterwegs, doch erst jetzt erscheint das Debüt des Quartetts/Quintetts (Bassist Lars Söderberg ist nur live anwesend). Als Einflüsse gibt die Band unter Anderem CYNIC, MESHUGGAH, DEATH und Frank Zappa (!) an, die alle für „Measuring The Abstract“ Pate gestanden haben sollen. So ganz abwegig ist das nicht, doch schaffen es TERMINAL FUNCTION nicht ganz, das Niveau ihrer Vorbilder zu erreichen. Zu vertrackt und gewollt progressiv klingen die Songs, die sich zwar durch mitunter schräge Instrumentalpassagen, allerlei Frickeleien und abwechselungsreichen Gesang (Screams/clean gesungene Abschnitte) auszeichnen und sogar gewisse Ohrwurmqualitäten offenbaren (wie etwa das coole „The Brain–Shaped Mind“), doch hinterlässt das Album keinen allzu lange anhaltenden Eindruck. Ich bin mir auch sicher, dass die Stücke live eher abschrecken als mitreißen werden, denn irgendwie habe ich den Eindruck, dass hier der Wille, ein hochtechnisches Werk abzuliefern, höher im Kurs stand als das Schreiben möglichst nachvollziehbarer Songs. „Measuring The Abstract“ hat seine Reize, könnte einigen Genre-Fans gefallen, erreicht aber zu keiner Sekunde die Genialität des neuen CYNIC-Albums „Traced In Air“. Ok, aber nicht essentiell!

Measuring The Abstract


Cover - Measuring The Abstract Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 43:28 ()
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Traced In Air

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Alle Achtung! Während die Welt ganze 17 Jahre auf das nächste, reguläre GUNS´N´ROSES-Album gewartet hatte (oder auch nicht…) und grausam enttäuscht wurde, schafft ein Haufen aus Kalifornien das nahezu Unmögliche und haut seinen Fans 15 Jahre nach seinem Debüt den ebenbürtigen Nachfolger um die Ohren. „Focus“ war seinerzeit (1993) nicht nur ein eigenständiger Gehversuch eines Teils des legendären „Human“-Line-Ups von DEATH, sondern auch ein Schritt in musikalisch völlig abstruse Welten. Death Metal traf auf Progressivität, verzerrte 70´s-Kifferteppiche, sanfte Einschübe und eine Experimentierfreudigkeit, die sich heute, im Zeitalter von Wirtschaftskrisen aller Art, kaum noch eine Band traut. Aber anstatt auf Nummer Sicher zu gehen, führen Paul Masdival und Sean Reinert (die einzig verbliebenen Originalmitglieder von CYNIC) das Konzept nahtlos fort und liefern mit „Traced In Air“ eine vielschichtige Achterbahnfahrt ab. Zugegeben: für den gemeinen Todesmetaller bleibt die Band nach wie vor mehr als gewöhnungsbedürftig, aber Leute ohne Scheuklappen und mit Gespür für überragende Musikalität kommen nicht umhin, sich Hammersongs wie „The Space For This“, „Evolutionary Sleeper“ (zwei echte Ohrwürmer!) oder das völlig verdrehte „King Of Those Who Know“ akustisch einzuführen und eines der überzeugendsten, ehrlichsten, intensivsten und schlichtweg besten Comebacks des ausklingenden Jahrzehnts zu erleben. So stark und gleichzeitig zu jeder Sekunde glaubwürdig ist seit John Arch mit seiner EP „A Twist Of Fate“ kein totgeglaubter Musiker mehr zurückgekehrt. Traumhaft!

Traced In Air


Cover - Traced In Air Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 34:18 ()
Label:
Vertrieb:
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The Black Flux

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Post Black Metal, auch Avantgarde genannt – das macht Carl-Michael Eide (auch Aura Noir) alias Czral mit seinen Kollegen. Das tat er auch schon mit Ved Buens Ende. Fans dieser Band müssen nicht weiterlesen, sondern sollten sofort losrennen, um sich diesen schwarzen Ausfluss zu besorgen. Alle anderen aber sollten dieses Machwerk mit Vorsicht genießen. Ich persönlich bin mit ja ganz sicher, dass ohne die Beteiligung Bekannter (Ex-)-Black-Metaller auch nur ein harter Hahn nach diesem Scheibchen krähen täte. Denn wo sie die schwarze VIRUS-Seele, von der oft geschrieben wird, entdecken, bleibt ein Rätsel. Der „Gesang“ klingt leiernd wie Cure für Arme oder gesprochen wie vom affektierten Prediger in der leeren Kirche. Die beinahe ausnahmslos unverzerrten Instrumente dengeln orientierungslos durch die Gegend. Okay, wenigstens das Leiden Christi (oder von wem auch immer) dokumentiert VIRUS ganz passend. Die „Songs“ verweigern sich konsequent den üblichen Strukturen und dennoch wirkt hier jegliche Progressivität konstruiert, bisweilen langweilig. Der fortwährende Gebrauch von Dissonanzen trägt eben auch nicht zur Überraschung bei. Sicher, vor allem der Bass besticht durch jede Menge interessante Läufe stilfremder Genres und spielen können die VIRUS-Kameraden bestimmt alle wie verrückt. Aber wirkliche psychedelische Atmosphäre bauen sie nicht auf. Letztlich nervt „The Black Flux“ bestimmt einige, langweilt aber viele Hörer wohl noch mehr. Und was gibt es Schlimmeres für einen progressiven Avantgardisten?

The Black Flux


Cover - The Black Flux Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 50:50 ()
Label:
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Blue Circles

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Warum werde ich nur mit dieser Scheibe der deutschen Formation NERONIA einfach nicht so recht warm?! Es liegt dabei ganz bestimmt nicht an zu wenig Umläufen, die ich diesem Album „Blues Circles“ auf meinem Player eingeräumt habe, außerdem ist die Musik bei weitem nicht sperrig oder gar zu technisch verquert wie man es bei manchen Progalben schon empfunden hat, nein es ist etwas anderes. Es ist diese Stimme von Sänger Frank Ullmann, der mit seiner stark pathetischen Art zu singen sowie auch den vielen „gesprochen-erzählenden“ Parts, dem leicht unrunden English sowie insgesamt der Tatsache, dass mir die Vocals doch etwas zu weit vor die Instrumente gemischt wurden, einfach den Höreindruck etwas trübt. Jetzt bitte nicht falsch verstehen, der Junge kann schon singen, nur triff er bei mit seiner sehr hellen Stimme einige Hörnerven, die mich eher etwas stirnrunzelnd zurücklassen. Der Hang manchmal sogar (absichtlich) leicht schräg und zu betont theatralisch zu klingen, insbesondere bei der Melodieführung, trägt ein übriges dazu bei. Gleich beim Opener „Desert Sand“ ist dies sehr prägnant und hier passen die Backings auch nicht dazu.Dies trifft dankenswerterweise aber nicht bei jedem Song zu, aber schon bei vielen eingängigeren Parts. Die Musik ansonsten ist nicht schlecht gemacht, ich würde dies mal einfach als deutschen (Neo) Progrock mit Hardrockanleihen charakterisieren.

Die Band entstand ursprünglich mal aus der Formation ULYSSES und vor fünf Jahren lieferten NERONIA dann ihr Debütalbum „Nerotica“ ab, bei dem Keyboarder Rainer Teucher bereits als Gastmusiker an Bord war. Apropos, dieser Musiker gefällt mir mit seinen sehr speziellen sowie abwechslungsreichen Sounds sehr gut, denn er verleiht dem Gesamtbild der Band oft das gewisse Etwas und einen Hauch von Exklusivität. Dies trifft bei dem prägnanten Loop von „Shockwaves“ zu, das hat was von 80’er Jahre Wave. Auch das schöne Tastensolo gegen Ende geht dahin, der Bass groovt klasse, die Gitarren am Ende klingen etwas nach alten SAGA, der Refrain wird etwas zu oft wiederholt. Dieser Neo Prog kommt erfreulicherweise nicht typisch britisch daher, die Darmstädter versuchen schon betont etwas melancholisch-düsterer zu variieren, immer wieder werden mal etwas härter-erdigere Töne mit eingebaut. „Naked Pale“ ist dabei so eine typische Ballade, am Anfang passiert inhaltlich lange relativ wenig dann folgt ein klasse fast schon bluesartig gespielter Gitarrenpart, um dann wieder mit angezogener Handbremse zu schließen.

Insgesamt ist aber (zu) vieles im Midtempobereich wenn nicht gar betont balladesk gehalten, da fehlt es mir etwas an Power bzw. Überraschungen, bei den hinteren Songs wird dies zwar etwas besser, aber es fehlt in Summe an Kompaktheit. Es gibt opulente, nicht allzu komplexe Arrangements, schönen Soli mal etwas schwebender dann wieder riffig, es sind dabei vielleicht der ein oder andere atmosphärische Parts zuviel mit Klavierklängen und akustischer Klampfe, da fehlt es an den belebenden Elementen. Als Beispiel sei hier „One On One“ genannt, zu nervige Textwiderholungen und zu gleichförmig. Ich hätte mir etwas mehr Songs der Kategorie „Cold and Strange“ mit fetzigeren Rhythmen oder noch besser „Lost in Grey“ (tolle doppelläufige Gitarrenleads) gewünscht, hier legt die Band deutlich mehr Energie sowie mehr Elan an den Tag, wirkt mitreißender als zuvor und auch der Schluss mit „Seven Shades“ und tollem auslaufendem Gitarrensolo ist absolut überzeugend gemacht. Beim Drumming hätte es stellenweise aber schon noch etwas mehr Dynamik gebraucht, da könnten die Songs ruhig etwas an Drive zu legen.

Insgesamt gefällt mir die Produktion aber schon mit einem sehr klaren Klang, kein Wunder für das Mastering war Kulttastenmann Eroc (Grobschnitt) zuständig. Die Scheibe kommt professionell daher, passt im Großen und Ganzen. Aber wie gesagt: An vielen, aber nicht den entscheidenden, Details hapert es (wie erwähnt) schon noch. Daher ist diese Scheibe eine durchschnittliche, aber beileibe keine schlechte CD geworden. Mit dem Sänger hatte ich etwas zu kämpfen, das mögen andere sicher nicht so empfinden. Trotz der erwähnten Mankos lässt sich „Blues Circles“ ganz gut anhören. Manche mögen die CD sogar als eine Art Geheimtipp sehen, ich hatte den Eindruck, es hätte von den Möglichkeiten noch etwas mehr sein können aber vielleicht dann beim nächsten Mal.

Wem die deutschen Bands wie MARTIGAN oder ARILYN etwas sagen, sollte auch hier fündig werden, wenn auch NERONIA deren Songwritingniveau (bisher) noch nicht ganz erreicht haben.

Blue Circles


Cover - Blue Circles Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 51:37 ()
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Piktors Verwandlungen (Re-Release)

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Einen, wenn nicht sogar den Klassiker der deutschen Progressive Rock Geschichte haben ANYONES DAUGHTER mit "Piktors Verwandlungen" bereits Anfang der 80er Jahre abgeliefert. In Zeiten von Disco, Punk, New Wave und NDW schien diese Vertonung eines eher romantisch-verklärten Märchens von Hermann Hesse ohnehin schon sehr gegen den Trend zu sein.

Aber die Band war von sich, den Inhalten und der Musik absolut überzeugt, genauso wie die vielen Fans, von denen recht zahlreich so zwischen 2.000 und 3.000 zu den damaligen Konzerten erschienen. Das Quartett hatte „Piktors Verwandlungen“ seit 1977 bereits ca. 250mal live innerhalb ihrer Sets aufgeführt und so beschloss man für eine LP (!) Aufnahme dass ca. 40 minütige Gesamtstück am 18. Januar 1981 im schwäbischen Heidenheim mitzuschneiden. Wobei diese Liveaufnahme nur in wenigen Momenten als solche hörbar zu erkennen ist.

Jetzt erscheint die Scheibe nochmal digital remastert und mit verändertem Cover, bereits 2002 war das Album zum 125- jährigen Hesse-Jubiläum von "Deshima Musik" zuletzt veröffentlicht worden und schnell vergriffen, seitdem blüht der Schwarzmarkt, da kommt jetzt diese neue Fassung in stark verbesserter Klangqualität fffür alle Freaks natürlich sehr passend wieder auf den Markt.

Damals finanzierten die Süddeutschen Art-Rocker, der Begriff Krautrock wird zwar auch häufig in diesem Zusammenhang verwendet ist mir aber viel zu platt für den sehr feinen Stil von ANYONE’S DAUGHTER (für GROBSCHNIIT und Co. trifft dies schon eher zu!), ihre Scheibe völlig aus eigenen Mitteln. Die damalige Plattenfirma wollte nicht so recht an den (finanziellen) Erfolg dieses Konzeptes glauben. Ein vorwiegend verbal vorgetragener Text basierend auf einem philosophischen Märchen in dem es um Veränderung, Selbstfindung, Liebe sowie den Sinn des Lebens geht, verbunden mit musikalischen Zwischenstücken, starker Tobak zu anspruchsvoll - da winkten die Bosse dankend ab. Obwohl die ersten beiden LP’s „Adonis“ (1979) und „Anyone’s Daughter“ (1980) recht solide Verkäufe erzielten, war man jetzt auf sich selbst gestellt. Der Rest ist mittlerweile Geschichte, die schwarze Scheibe verkaufte sich tatsächlich dann mehr als 30.000 mal.

Ich muss zugeben, der leicht modifizierte Text von Hesse mit diesem etwas sanfmütigen Hippie-artigen Flair ist nicht so ganz mein Fall, auch wenn er toll vorgetragen wird. Aber zusammen mit der klasse Musik ist dieses Prog Hörbuch bzw. -spiel schon etwas ganz besonderes. Gesungen wird hier fast gar nicht, erst fast gegen Ende, der Sound ist meist ruhig gehalten, fast schon introvertiert, aber es gibt auch mal schnellere Parts mit klasse Gitarrenparts („Purpur“) oder auch mal heftigere Keyboardsounds (u.a. „Der Baum“). Das Gesamtstück ist in 13 Parts eingeteilt, die Musik ist eine durchgehende Komposition mit manchmal wiederkehrenden Versatzstücken. Bei den gesprochenen Parts laufen die instrumente meist im Hintergrund dezent weiter. Es werden dabei recht unterhaltsame Spannungsbögen aufgebaut, musikalisch wird klassischer Progrock im ganz weiten Ursprungsfeld zwischen GENESIS und YES der 70er Jahre geboten. ANYONE’S DAUGHTER brauchen sich aber qualitätsmäßig wahrlich nicht hinter diesen Genregrößen zu verstecken. Denn sie schaffen auf deren inspiriernder Grundlage mit viel Improvisationsgeschick und auch leicht jazzigen Pegelausschlägen ihr ganz eigenes Proggebräu zusammenzumixen. Die ganze Geschichte kommt sehr emotional daher, sollte am besten als Ganzes und in ruhiger Atmospäre angehört werden - im Auto geht das irgendwie gar nicht. Dass es sich hier um einen Livegig handelt merkt man erst bei der hymnischen Schlussnummer „Der Doppelstern“, danach feiern die Fans die Jungs zu Recht frenetisch ab.

Die aktuelle Neuauflage enthält neben dem komplett überarbeiteten Artwork, viele unveröffentlichte Photos sowie informative Liner-Notes. Als Bonus ist noxch eine ältere, auch etwas kürzere da schneller gespielte Demofassung von 1977 enthalten, die einen schönen Vergleich zur Entwicklung dieses Stückes bietet. Eine limitierte Auflage von 2.000 Pressungen in einem schön gestalteten Pappschuber enthält außerdem ein gefaltetes Mini-Originalplakat des Konzertes von 1981.

Piktors Verwandlungen (Re-Release)


Cover - Piktors Verwandlungen (Re-Release) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 63:22 ()
Label:
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