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No One's Words

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Bisher hatten Progbands aus Israel eher den Exotenstatus, außer der klasse Scheibe „Mabool“ der Gothic Metaller von ORPHANED LAND (2004) war da nicht so viel. Zuletzt aber gab es mit AMASEFFER ebenfalls eine weitere hoffnungsvolle Combo aus dem Land der tausend Kibbuzfarmen ihren Einstand via Inside Out. Jetzt haben die Progspezialisten erneut ein paar Landsmänner ausgegraben – von EPHRAT mit ihrem Debüt "No One's Words ist hier die Rede.

Benannt ist die Band nach dem Mastermind hinter dieser durchaus recht komplexen Musik, Omer Ephrat. Er ist Gitarrist, Flötist, Keyboarder sowie der alleinige Songschreiber der vierköpfigen Gruppe. Er möchte einen Spagat zwischen Tradition und Zukunft für das Genre schaffen und dabei anspruchsvolle Musik vom Grundgefühl des Rock´n`Roll getragen vermittelt wissen. Schon der zunächst schwerfällige Opener „The Show“ zeigt, dass er seinen Anspruch recht ernst nimmt und es sich nicht allzu leicht dabei macht. Hier gibt es keine wie auch immer gearteten sofort eingehenden Melodien, da muss man schon etwas mehr reinhören um sich in diese Musik hineinzuversetzen bzw. sie zu verstehen.

„Sperrig“ könnte man etwas negativ für Hookverwöhnte sagen, die Progger aber werden jubeln, was beim ersten Anhören schon hängen bleibt, kann ja nicht gut sein. Der erwähnte Track beginnt mit einer Art Dub-Beat und kommt nur sehr langsam in Fahrt, fast schon doomige Passagen wechseln ab mit psychedelisch-folkigen akustischen Parts mit Flöten, Breaks sowie eine sehr betonte Rhythmik und dann immer wieder diese schneidigen Gitarren. Der Sound bietet insgesamt neben viel 70er Jahre Feeling mit Referenzen an alte PINK FLOYD, LED ZEPPELIN (was das Riffing betrifft) oder auch KING CRIMSON. Trotzdem kommt auch die moderne Komponente nicht zu kurz, es stellen sich auch viele entspannte, etwas an Chill Out Musik erinnernde Momente ein. Insbesondere „Haze“ liefert mit seinen verschrobenen Melodiebögen, teilweiser verfremdeter Stimme ein gutes Beispiel hierfür ab. Die melancholisch-verträumten Vocals von Petronella Nettermalm (PAATOS) geben diesem Track erst das gewisse Etwas. Außerdem wird hier ganz nebenbei auch ein großes BJÖRK-Dejavu heraufbeschworen. Zunächst recht düster, experimentell beginnend, dann mit einem atmosphärischen Zwischenteil mit schönen Streicherparts fortfahrend um dann mit sich langsam steigernden Gitarrenläufen bis ins höchste Tempo zu steigern, ist dies einfach ein klasse Song.

Für die sehr transparente Produktion zeigt sich kein Geringerer als STEVE WILSON (PORCUPINE TREE) verantwortlich, der Mann hat einfach ein Händchen für solche Sachen. Weiter geht's mit getragenen beinahe etwas zu langsamen Songstrukturen, manchmal möchte man gedanklich das Gaspedal betätigen. „Better Than Anything“ hat was von STREAM OF PASSION, nur die haftenden Melodien sind nicht ganz so prägnant. Immer mal wieder sind zur Auffrischung des manchmal etwas arg verquerten Soundbildes auch orientale Klangbilder miteingebaut, das hat was und schafft so die Verbindung zwischen typisch europäischen Sounds zu stimmungsvollen Tonfolgen des Nahen Ostens. Die Band nennt dies "mediterranen" sowie "ethnischen" Charakter und dies verschafft der Musik ein sehr spezielles Ambiente.

Bei EPHRAT sind außerdem noch Bassist Gili Rosenberg, Sänger Lior Seker (ebenfalls ein sehr guter Mann) noch Schlagzeuger Tomer Z (u.a. BLACKFIELD) mit von der Partie. Das reine Instrumental „Blocked“ kommt endlich mal etwas straighter zur Sache, da fließt es gegen Ende fast richtig, da röhren die Hammonds, erneut mit klasse Gitarrenarbeit - hier gibt es viel LED ZEPPELIN Retrofeeling. Bei "The Sum Of Damage Done” hat man sich Daniel Gildelöw für den Gesang ins Boot geholt und dies hat sich voll rentiert. Der Macher von PAIN OF SALVATION singt sich hier souverän durch satte zehn Minuten einer Art Prog Blues Hard Rock mit krönendem Finale, die Nummer erinnert etwas an AYREON. Dann folgt der Abschlusshammer "Real", satte 19 Minuten lang toben sich EPHRAT hier nochmal so richtig aus. Sämtliche Konfessionen werden jetzt über Bord geworfen. Es beginnt zunächst BEATLES-artig, dann wird’s heftiger Progmetal, es folgen doppelläufige Leads, ein eher soundtrackartiger Zwischenteil, etwas Frickelstuff und so weiter und so weiter. Hier werden die Progfreaks voll auf ihre Kosten kommen.

Ich denke mal EPHRAT sind tatsächlich eine sehr talentierte Band, die mit „No One’s Words“ ein Ausrufezeichen in Sachen anspruchsvollem Prog gesetzt haben. Beim nächsten Werk werden die Etablierten der Szene sich warm anziehen müssen.

Außerdem bin ich gespannt, was für talentierte Bands aus Isreal demnächst noch so auftauchen werden.

No One's Words


Cover - No One's Words Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 59:41 ()
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Prime Cuts

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Mensch, schon der letzte Solostreich von JAMES LABRIE „Elements Of Persuasion“ (2005) war wirklich ein sehr gelungenes Progmetal Scheibchen im modernen Gewande. Jetzt bring uns hier sein altes Plattenlabel Magna Carta eine Art Best-Of mit zehn Tracks namens "Prime Cuts" daher, vorwiegend mit Sachen seiner beiden MULLMUZZLER (diese Bezeichnung musste er damals aus rechtlichen Gründen verwenden) - Werke von 1999 bzw. 2001. Auf der anderen Hälfte der CD sind u.a. zwei sehr hörenswerte Beiträge von Tribute Alben für ELP/RUSH, sowie die beiden All Star Projekte EXPLORERS CLUB bzw. „LEONARDO: The Absolue Man“ zu finden.

Der in Ontario (Kanada) geborene (Kevin) James LaBrie hat wohl selbst auf die Zusammenstellung dieser Scheibe keinen so großen Einfluss gehabt, dennoch zeigt dieses Album die vielfältigen Klangbilder einer einmaligen Stimme eines für mich nach wie vor einflußreichsten und besten Progmetalsänger aller Zeiten. Die immer mal wieder unberechtigerweise auftauchende Kritki an seinem Gesangsstil oder Ausdruck, teilweise sogar aus seiner eigenen Stammband DREAM THEATER, haben La Brie aber zum Glück nicht viel anhaben können.

Ganz im Gegenteil, auf den hier aufgeführten Beiträgen zeigt er sich äußerst selbstbewusst, seine maßgeblich selbst beigesteuerten Songwriting-Ideen zeigen einen Musiker, der genügend eigenes Charisma, Visionen und daher viel mehr als nur eine gute Stimme zu bieten hat. Dies geht bei seiner Hauptband doch immer ein wenig unter, dort darf er meistens nur die Texte schreiben. Neben seinen von vielen Kritkern beinahe zu unantastbaren Musik-Proggöttern hochstilisierten anderen DT-Mitstreiter, wird er oft völlig zu unrecht als nötiges "Übel" dargestellt.
Alles völliger Quatsch, dieser Junge kann was, so dass sein eigenes Material eben nicht aus seichten Balladen und schnödem Midtempozeug besteht. Auch hier wird das weite Feld des Prog Rock/Metal sehr gut abgedeckt, aber eben etwas anders und mit mehr Herzblut. Natürlich stehen James LaBrie auch eine ganzer Reihe fantastischer Musiker wie u.a. Matt Guillory (Keys), ex-EXTREME Drummer Mike Mangini, Bassist Bryan Beller sowie die beiden Saitenhexer Mike Keneally und Mike Borkosky sowie Trent Gardner (MAGELLAN) und Carl Cadden-James (SHADOW GALLERY) zur Seite, aber den Großteil der MULLMUZZLER Songs hat er überwiegend selbst geschrieben.

Je nach Beschaffenheit der stellenweise recht anspruchsvollen Musik (jedoch meist ohne dieses sehr technisch geprägte Spiel von DT) kämpft, singt und shoutet sich der Hauptprotagonist durch seine vielfältigen Gesangslinien und kann, egal ob einfühlsam, getragen oder mit geifbarer Düsternis sowie Aggressivität voll überzeugen. Er pendelt dabei locker zwischen Metal, Classic Rock und ja auch auf Musicalebene hin und her, ohne dass es angestrengt oder erzwungen wirkt. Er hat hier die Sicherheit auf das eigene Können verinnerlicht und dies kommt dem Sound optimal zu gute. Dies geht sogar soweit, dass für mich das hier megageil interpretierte RUSH Cover "Red Barchetta" (jetzt kommen bestimmt viele "Blasphemie"-Kommentare, aber ich steh dazu) sowohl stimmlich als auch instrumentell noch einen Tick fetter sowie packender rüberkommt, als bei den Prog Veteranen aus Ahornland selber.

Weitere Höhepunkte sind das wunderbar fernöstlich angehauchte “Shores Of Avalon“ und das hammergeile „This Time This Way” mit schönen Bläsersetzen a la CHICAGO, der Song bietet ein AOR-mäßiges Musicalduett mit Sängerin Lisa BOUCHELLE (u.a. BRUCE SPRINGSTEEN, BON JOVI. MATCHBOX 20), die mit ihrem coolen CHER-Vibrato einen klasse Job macht. Etwas sperriger sowie gewöhnungsbedürftiger sind natürlich die Explorers Club Geschichten wie z.B. „No Returning“ mit diesen kreisenden Gitarrenriffs und hymnischen Hooklines, stilistisch trifft hier „Alternative“ auf Classic Rock. Sehr modern gemacht ist „As A Man Thinks“ mit tollen Gesangsteilen, in einer Art Sprechgesang im Wechsel mit normalen Melodielinien kommt es sehr dynamisch und packend rüber. Die Melodien sind meist im Mittelpunkt, fließen entspannt, balladesk-gefühlvolle Momente gibts natürlich auch und dann ebenfalls recht harte Gitarren – vieles wirkt etwas entspannter („Vertebrates“) und bodenständiger als bei DT. Beste Beispiele dafür sind das etwas 80er-like klingende „Afterlife“ sowie das druckvolle sowie sich langsam steigernde "His Voice".

Ingesamt ist dies eine starke und nicht uninteressante Zusammenstellung für alle LaBrie Sympathisanten, die bisher noch nichts von seinen Solowerken kannten, aber auch für alle anderen Progfreunde mit Vorliebe für Melodie/Dramatik statt "nur" Technik und Anspruch. Nur hätten es vielleicht noch 2-3 Songs mehr sein können, rein platztechnisch. Werde mir auf jeden Fall erst mal die beiden MULLMUZZLER Scheiben besorgen.

Prime Cuts


Cover - Prime Cuts Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 57:39 ()
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Leaving Backstage

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SYLVAN sind für mich nach ihren klasse Album „Posthumous Silence" (2006) sowie dem nicht minder gelungenen „Presets“ (2006) die deutsche Progband der Stunde und haben mit ihrem hohen musikalischen Standart locker internationales Niveau erreicht. Passend zum 10-jährigen Bandjubiläum haben die Hamburger jetzt ein großartiges Livezeugnis ihrer hohen Kunst vorgelegt. Auf dem Doppelsilberling wurde mit „Leaving Backstage“ dabei ein denkwürdiges Konzert vom 01.09.2007 aus dem Kampnagel-Theater in "Uwe Seeler-Town" verewigt. Parallel dazu ist auch eine DVD erschienen, die sich musikalisch und inhaltlich ausschließlich mit der allerdings sensationellen Umsetzung des „Posthumous Silence“ Konzeptes beschäftigt. Ein ausführliches Review dazu gibt es separat. So viel schon vorweg, diese aufwendig und mit viel Herzblut dargebrachte Visualisierung ist absolut sehenswert und für dieses Genre quasi als eine Art Referenz zu bezeichnen.

Wie schon angedeutet, wird auf der ersten CD die tragische Geschichte des Vaters, der die Gründe für den Selbstmord seiner geliebten Tochter erst nach dem Lesen ihres Tagebuch erfährt und dan auch erst versteht, in einer vielleicht noch gefühlvolleren Liveaddaption als auf dem Studiowerk präsentiert. Die Band ist live einfach eine Klasse für sich und es gelingt trotz vieler getragener sowie sehr persönlicher Parts mit viel Einfühlungsvermögen diese tiefen Emotionen glaubhaft rüberzubringen. Zusammen mit tollem musikalischen Handling wurde dieses anspruchsvolle Konzeptwerk bestmöglich auf die Bühne gebracht. Alles wirkt perfekt aber nicht zu steril einstudiert, da läuft nichts quer - die Band spielt wie ein Uhrwerk. Von SYLVAN gibt es eigentlich sowieso kein schlechtes Album aber „Posthumous Silence" wird sicher auch noch in ein paar Jahren als ein absolutes Karriere Highlight, vielleicht so wie es „Brave“ für MARILLION einst mal war, gelten.

Trotz der extremen Melancholie dieser Stücke gelingt es der Band dabei nicht in pathetisch-kitschige Abseits zu schippern. Die bravouröse Leistung von Sänger Marco Glühmann ist dabei nur ein kleiner Baustein eines stimmigen Gesamtkunstwerkes. Manchmal regelrecht außer Atem schafft er es eine ungeheurer Intensität auch an den Zuhörer zu vermitteln bzw. weiterzugeben und ihn so quasi etwas mitleiden läßt. Auf Zwischenansagen verzichtet er wohl aus Gründen des Gesamtkontextes passender Weise völlig. Aber auch ganz besonders die Gitarrenfraktion mit Jan Petersen sowie Gastmusiker Guido Bungenstock ist hier eine Bank, was die Beiden an hammermäßigen Solis sowie elegischen Riffs durch den Äther jagen, das läßt für mich selbst einen Steve Rothery (MARILLION), zumindest wie er sich heute präsentiert, ziemlich alt aussehen. Von den Arrangements her sind die Songs bis auf Kleinigkeiten unverändert gegenüber dem regulären Album. Aber die drei eingesetzten Backgroundsängerinnen sowie Stefanie Richter mit einigen sehr gefühlvollen Celloparts werten den Sound noch etwas weiter auf und so mancher Track gewinnt live sogar noch eine Spur an Dynamik, alles wirkt noch einen Tick packender.

Insbesondere für alle neuen Fans von SYLVAN bietet die zweite CD mit ihren neun Tracks so eine Art Querschnitt des bisherigen Schaffens der Band, lediglich vom 98’er Debüt „Deliverance“ findet sich kein einziger Ausschnitt. Vom letzten Output „Presets" sind die bärenstarken Songs „One Step Beyond“ sowie „When The Leaves Fall“ vertreten. Die Übernummer „Artificial Paradise“ darf dabei nicht fehlen, genießt sie mittlerweile so ne Art Kultstatus und bietet auf knapp 19 Minuten eine typische Achtbahnprogfahrt im Sylvan Stil. Hier gibt es dann auch mal ab und an ein paar Ansagen zu hören, die Gitarren sind hier etwas präsenter als auf dem etwas getrageneren Material der ersten CD. Es gibt schöne Wechselspiele zwischen episch-bombastischen sowie auch heftigeren Parts. Macht ja auch nix, hier wird halt die eher rockigere Seite der Nordlichter betont, wobei das Material die ein oder anderen sperrigen Momente bietet und nicht gleich so einschmeichelnd daher kommt wie „Posthumous Silence“.

Wer bisher also tatsächlich noch nie was von SYLVAN gehört hat, kann sich hier einen sehr guten Eindruck von den herausragenden Fähigkeiten dieser ungewöhnlichen Kapelle verschaffen.

Leaving Backstage


Cover - Leaving Backstage Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 24
Länge: 149:14 ()
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Stille Nacht

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Progmetal mit deutschen Texten, geht das eigentlich? Nun, MOSAIK eine junge Band aus der Region Chiemgau (das ist in Bayern, für alle oberhalb des Weißwurstäquators) tritt diesen Beweis recht eindrucksvoll an. Denn bei dem aktuellen Werk „Stille Nacht“ handelt es sich natürlich nicht um ein vorweihnachtlich-beschauliches Werk sondern dieses bereits zweite Album des Quartetts ist sogar manchmal richtig heftig ausgefallen aber dabei stets mit genügend Anspruch. Mich erinnert die Art des Gesanges und auch die sehr bildhaften Texte (manchmal auf Teufel komm Reim gezogen) schon beginnend beim starken Opener „Erde“ sehr stark an SUBWAY TO SALLY. Nur die Betonung auf die ganze Mittelalterschose, was auch die Instrumentierung betrifft, fehlt hier völlig - denn hier wird stilistisch Rock/Metal in Reinkultur geboten. Einzig bei „Der König“ klingen mal leichte Folkelemente mit durch, aber dann geht es ganz klar in die Richtung 80er Jahre Metal, die klassische Ausrichtung wie bei MAIDEN mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, keinerlei Tasten und dabei geht die Band so richtig gut ab. Die Gitarren, egal ob zweistimmige Leads oder kraftvolle Solis sind sehr erdig gehalten, die Rhythmusfraktion mit treibendem Bass gibt dabei das Tempo vor. Dabei werden immer mal wieder schöne instrumentale Parts eingewoben, so dass einige Songs auch jenseits der 7-Minuten Grenze zu finden sind. Diese episch oder auch leicht progressive Ausrichtung gibt dem Ganzen einen sehr individuellen Touch. Neben den etwas verspielteren Momenten kann es die Band aber auch laufen lassen, zu frickelig wird es sowieso nie. Der Sound ist für eine Eigenproduktion absolut fett und trotz des oldschooligen Charakters stets frisch und unverkrampft. Die Aufmachung ist ebenfalls sehr professionell gemacht, auch wenn mir das Cover nicht voll zusagt.

Hey, und dann was ist denn dass auf einmal: Bei „Ein Neues Lied“ wird mal so richtig losgeledert, erst leicht funkig, dann die Zügel stark angezogen, mit düsteren Riffs klingt es relativ aggressiv, dann folgen wieder Breaks mit getragenem Zwischenteil sowie akustischen Parts, dann ziehen die Gitarren nochmal an und zum Schluss wird noch mal richtig Arsch getreten mit heftigem Gegröle. Ja, so kann spannendes Songwriting aussehen ohne kitschig zu klingen. Wie gesagt, der Gesang ist sehr speziell und hat mich schon etwas beschäftigt bzw. die Gewöhnung an die sehr lyrischen und auch leicht pathetisch-altertümlich anmutenden Texte fallen nicht immer von Anfang an leicht.
Nur mal ein kleiner Ausschnitt: “Dunkle Schaden, beissend Rauch/ gräbt sich der Stahl in Mutters Bauch/ und wühlt in seinen Innereien/ erträgt die Folter ohne Schreien“.

Die Aussage von „Nur einmal möchte’ ich böse sein“, nehm’ ich den Jungs inhaltlich aber eher nicht so ganz ab. Nee böse seid ud solt ihr auch nicht sein! Die starke Betonung des „R“ an so manchen Stellen hat fast schon RAMMSTEIN’sche Dimensionen, trotzdem haben mich MOSAIK mit ihrer Art Musik zu machen dann doch voll auf ihre Seite gezogen. Auch wenn die ein oder Vokalsstelle (bewusst?!) etwas Schräg klingt und die Chöre noch etwas besser klingen könnten, das hat schon was sehr eigenes. Es gibt gleich zwei Hauptstimmen zu hören: Zum einen Sänger Christian Bach (der auch Gitarre spielt) sowie Drummer Flo Huber, die sich recht gut ergänzen. Mal mit Wechselgesang, dann wieder schreiend oder gar beschwörend wettstreitend. Sehr gelungen ist hierbei das wunderbar balladeske „Zwei“, die letzte Nummer des Albums ist eine tolle kleine Hymne. Es fängt an mit wütenden Stakkatoriffs (ein Sonderlob an den Saitenhexer Martin Lukas), dann ein cooler Bassgroove, wieder fette Riffs und dann absolut mitreißend folgt der Schlussteil. Auch textlich passt hier einfach alles zusammen. Bis auf einen Song findet alles in Deutsch statt, nur bei „Unreal“ weicht man von diesem Schema ab. Dieser Song beginnt etwas untypisch sehr verschroben, fast schon relaxt, er braucht etwas lange bis richtig Schwung aufkommt aber dann, nach vier Minuten folgt ein sehr heftigerer Ausbruch. Da kommen auch die Thrashwurzeln der Kapelle voll zu Tage und tatsächlich sind dann echte Growls zu hören, mit fast schon doomigen Strukturen, schwerem Riffing und dann galoppierenden Drums - passt super. Das Songwriting mit den vielfach sehr gelungenen Spannungsaufbauten, manchmal sich langsam hochsteigend sowie die sehr vielen wechselnden Rythmen zeigen schon ein gutes Handling mit Melodien und trotzdem hat die Sache noch genügend Biss sowie progmetallische Härte.

„Stille Nacht“ ist ein ungewöhnliches Werk geworden, keine Frage und ein wirklich gutes noch dazu. Da servieren uns die Herren von MOSAIK eine deftige Metalsuppe mit durchaus anspruchsvoller Einlage, die es absolut Wert ist noch von vielen Musikfreunden ausprobiert zu werden.

Stille Nacht


Cover - Stille Nacht Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 59:54 ()
Label:
Vertrieb:
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The Four Trees

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Eine reine Instrumentalscheibe haben die quasi-Bostoner CASPIAN mit „The Four Trees“ aufgenommen, die sie via Make My Day Records auf die Europäer loslassen. Bei einer Stunde Spielzeit gibt es schon mal nix zu meckern was „value for money“ angeht – in Zeiten von 25-Minuten-„Alben“ ist „The Four Trees“ Gold wert. Wäre aber nur halb so toll, wenn die Musik in den elf Songs nicht überzeugen könnte. Und genau da hakt es: im Grunde machen CASPIAN feinen Postrock, der das Wechselspiel zwischen brettharten Passagen und sphärischen Abschnitten gut beherrscht und auch ohne Gesang funktioniert. Aber auf Dauer gleichen sich die Songs zu sehr, nur selten taucht ein Part auf, der so noch nicht zu hören war, während es die meiste Zeit sehr ähnlich gestaltete Gitarrenwände, Riffs und Waberparts zu hören gibt. Dadurch plätschert „The Four Trees“ irgendwann nur noch vor sich hin und zieht ohne Highlights dem Ende entgegen. Vielleicht wäre weniger hier tatsächlich mehr gewesen…

The Four Trees


Cover - The Four Trees Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 60:22 ()
Label:
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Wasted Time

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Die Schweizer APPEARANCE OF NOTHING verwundern. Sind die Schweiz doch für erdigen Hard Rock oder eher thrashige Sounds berühmt. APPEARANCE OF NOTHING passen in keine der beiden Schubladen. „Wasted Time“ ist eindeutig Progressive Metal der mitunter härteren Schiene.
Natürlich lebt Prog von vielen unterschiedlichen Parts und Tempowechseln, allerdings schaffen es Topbands wie SYMPHONY X oder DOMINICI diese Parts mit einem roten Faden zu verbinden, welcher hier mitunter noch fehlt.
Technisch ist das dargebotene ohne Frage top und der Sound stimmt auch. Auch sind viele gute Ideen und Ansätze vorhanden, aber leider folgen oft genug zwei grundverschiedene Parts aufeinander welche so gar nicht zusmamenpassen wollen, und hinterlassen beim Rezensentein ein großes Fragezeichen. Aber vielleicht ist es auch mein Fehler und ich verstehe es einfach nicht.
Deshalb sollte sich Fans des Genres nicht abschrecken lassen und mal ein Ohr oder zwei riskieren. Neben oben genannten Combos höre auch Einflüsse Frühneunziger Kapellen à la SECRECY oder JESTER’S MARCH heraus. An sich ne echt feine Sache und ich bin mir sicher, dass wenn sich APPEARANCE OF NOTHING noch mehr auf den Song im Song fokussieren, die nächste Scheibe ein richtiger Knaller werden wird.

Wasted Time


Cover - Wasted Time Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 46:32 ()
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Vertrieb:
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Deathanity

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Nein, trotz des leicht in die irreführenden Bandnamens - ODIN'S COURT machen keinen Pagan oder sonstigen Hörner-Met-Metal sondern die Amikapelle aus Maryland bietet unterhaltsamen Progressive Rock mit sehr vielen unterschiedlichen Klangfacetten.

Mit „Deathanity“ hat das Quintett fünf Jahre nach dem Debüt „Driven By Fate“ einen Nachfolger am Start, der sich stilistisch äußerst genreübergreifend darstellt und zwar absolut im positiven Sinne. Nur ganz grob schimmern bei den zwälf Tracks Referenzen von PINK FLOYD (insbesondere was die Gitarrenarbeit betrifft) und RUSH über Klassik Rock Vertretern wie BOSTON, JOURNEY bis hin zu metallischeren Vertretern der symphonischeren Ausprägung wie SYMPHONY X, KAMELOT oder PORCUPINE TREE immer wieder mal durch. Insbesondere Freunde der letztgenannten Bands dürften an diesem Feuerwerk sowohl was die technisch virtuos vorgetragenen Songs als auch was die hohe Dichte an fesselnden Melodiebögen anbetrifft mit der Zunge schnalzen.

Insbesondere Mastermind Matt Brookins (Gitarre Vocals) sorgt mit seinen stimmigen Kompositionen, die vor wendigem Einfallsreichtum nur so strotzen und vermeintlich noch so hohe Genregrenzen meist locker überwinden, für ein stimmiges Gesamtbild. Gesanglich bietet der Fronter ebenfalls passend dazu ein derart unterschiedliches Klangpaket, dass man kaum glauben kann es handele sich um ein und den selben Sänger. Und dann wird es auch durch die mitgelieferten Info klar, Tom Englund (EVERGREY) und Tony Kakko (SONATA ARCTICA) waren als Gäste am Mikro dabei, was so manchen heftigeren Ausschlag in einem anderen Licht dastehen lässt. Die Backingchöre sind an manchen Stellen („Crownet“ ) allerdings nicht ganz so fett und stimmig geraten wie dies hätte sein müssen (klingt eher nach QUEEN für Arme), da geht es mitunter etwas zu schräg und dahingeschludert zu. Auch was das Zukleistern mit zu vielen Ideen bzw. Aufnahmespuren betrifft - bei aller Wertschätzung für diese Kreativität, wäre an mancher Stelle etwas weniger doch auch mehr gewesen. Insgesamt agieren ODIN’S COURT für eine Formation dieses Gustos erfreulich dynamisch bzw. energetisch - heftigere Parts werden mit vielen Breaks aber auch mittels harmonischen Übergängen miteinander verwoben, so dass auch etwas melancholischere Momente mit gefühlvollen deutlich entspannteren Zwischentönen („Cosmosera“) nicht zu kurz kommen. Selbst die mehrfach angedeuteten Jazzanleihen mit improvisierten Instrumentalteilen passen sich nahtlos in den dominierenden Rockkontext ein. Gastsaxophonist Bill Green spielt bei seinen zahlreichen Beiträgen („Obesite“) dabei eine tragende Rolle. Aber keine Angst, es verkommt dabei nie zu nervendem Gesäusel. Insbesondere der zwar schon zig mal durch diverse Bands per Coverversion durchgenudelte Ludwig van Beethoven Nummer „Ode To Joy“ („Ode an die Freude“) zeigt sich das enorme Improvisationstalent dieses Quintetts, das diesem Song dabei tatsächlich noch neue klangliche Aspekte abgewinnt. "Deathanity" ist aber auch inhaltlich ein ambitioniertes Konzeptalbum und beschäftigt sich mit dem menschlichen Einfluss auf die Umwelt. Insbesondere die Verwendung von vielen Effekten und Sprachsamples spinnt sich wie ein verbindender roter Faden durch die Scheiben. Trotz aller komplexen Bestandteile kommt auch der Groove und die Seele nie zu kurz, der Mix aus laut- und leis-Dynamiken sowie die Wechsel von heftigen zu sanfteren Passagen ist meist bestens ausgeklügelt. Bereits der wegweisende instrumentale Opener „Terracide“ ist ein Paradebeispiel für die coolen Ideen sowie musikalischen Sprünge der Amis, geschmeidig-floydige Gitarren spielen sich durch Keyboardteppiche, dann folgen düstere Stakkato-Metalriffs, ein lässiges Basssolo leitet über zu entspannten Akustikklängen und so weiter - sehr gelungen. Der Achtminüter „Volatilestial“ verbindet dann ebenfalls mit gelungenem Saxophoneinsatz Klassik mit Progressive Rock inklusive hymnenhafter Hookline. Deutlich heftiger mit echtem Progmetalflair sowie Gitarrenattacken und doppelläufigen Saitenduellen kommt dann „Manifest Destiny“ daher, von dieser Art Songs gibt es einige zu hören („Mammonific“). Die stellenweise schon auch echt vertrackt angelegten Songs verlangen eine gewisse Ausdauer beim Zuhörer, aber so richtig übermäßig frickelig wird es nie.

ODIN'S COURT haben mich jedenfalls ziemlich überzeugt und legen hier mit „Deathanity“ ein überzeugendes Stück Musik für alle Genregrenzgänger ab, reinhören lohnt sich.

Deathanity


Cover - Deathanity Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 66:39 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Live

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Mit den Namen SPOCK’S BEARD verbinden Progfans weltweit eine einzigartige Mischung komplexer Kompositionen, musikalischer Eingängigkeit und perfekter Instrumentenbeherrschung. Auch der Abgang des übermächtigen Neal Morse konnten daran kaum was ändern. Mit ihrer neuen „Live“ DVD/CD können SPOCK’S BEARD in der Besetzung Nick D’Virgilio (Vocals, Drums, Gitarre), Dave Meros (Bass), Alan Morse (Gitarre), Ryo Okumoto (Keyboard) und Tourdrummer Jimmy Keegan dies auch problemlos belegen. Aufgezeichnet wurde das ganze am 25. Mai 2007 im Rahmen der Europatournee zu ihrem selbstbetitelten 2006er Album im niederländischen Prog-Mekka „De Boerderij“ in Zoetermeer. Höhepunkte gibt es für den Fan dabei reichlich: neben dem überlangen kompletten Longtrack „As Far As The Mind Can See“ noch einige Klassiker (z.B. „Mouth Of Madness“, das fantastische „Thoughts (Part 2)“ sowie „The Water“ und „Go The Way You Go“ als Abschluss statt dem Klassiker „The Light“ - ist auch mal was anderes). Dann noch „Return To Whatever" (von Alan Morse's Soloscheibe) und natürlich einiges an Instrumentalen Highlights („Drum Duel“ und „Hereafter“). Dazu holen SPOCK’S BEARD auch einige mal den Hammer raus und rocken schön drauf los – „Surfing Down The Avalanche" und „Rearranged" grooven kräftig und ernten entsprechende Publikumsreaktionen. Und auch bei „Skeletons At the Feast" lässt man zwischenbei ebenfalls schön Dampf ab. Und was freut - Mr. Nick entpuppt sich zunehmend als echter Fronter und führt seine BEARDS nach vorne. Was diese Live-DVD also sicher beweist: SPOCK’S BEARD bleiben auch ohne Neal Morse eine der Speerspitzen der progressiven Rockmusik.

Sound (Dolby 2.0 und natürlich 5.1) und Bild (schön ruhig und großzügig auf die Fingerfertigkeiten ausgerichtet) stimmen, die Songauswahl (siehe unten) ist bei einer Band wie SPOCK’S BEARD sowieso nur subjektiv zu bewerten und das musikalisch dargebotene hat selbstverständlich höchstes Niveau. Nur das als Extra ausschließlich eine musikalisch untermalte Bildergalerie dabei ist, das ist schon etwas dünn. Ach ja, und als Doppel-CD ist das Teil natürlich auch noch zu haben.



Tracklisting:

01 Intro

02 On A Perfect Day

03 In The Mouth Of Madness

04 Crack The Big Sky

05 The Slow Crash Landing Man

06 Return To Whatever

07 Surfing Down The Avalanche

08 Thoughts (Part 2)

09 Drum Duel

10 Skeletons At The Feast

11 Walking On The Wind

12 Hereafter (Ryo Solo)

13 As Far As The Mind Can See (Part 1: Dreaming In The Age Of Answers)

14 As Far As The Mind Can See (Part 2: Here's A Man)

15 As Far As The Mind Can See (Part 3: They Know We Know)

16 As Far As The Mind Can See (Part 4: Stream Of Unconsciousness)

17 Rearranged

18 The Water

19 Go The Way You Go

Live


Cover - Live Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 19
Länge: 121:0 ()
Label:
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Review:

Slaves For Life

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Die Vertonung des Auszuges der Israeliten aus Ägypten mutet an sich schon als Herkulesaufgabe an – das Ganze als Rock-Trilogie angelegt und durch eine israelische Band verwirklicht weckt dann auch Interesse. AMASEFFER nennt sich die Band und „Slaves For Life“ das erste Album. Dabei haben sich die Gitarristen Hanan Avramovich und Yuval Kramer sowie Drummer und Erzähler Erez Yohanan mit Mats Leven (u.a. MALMSTEEN, THERION, AT VANCE) einen ausgezeichneten Sänger an Bord geholt, der zusammen mit ORPHANED LAND Stimme Kobi Farhi für zusätzlich Dramatik in den bereits der Story entsprechend theatralisch ausgearbeiteten Kompositionen sorgt. Inszeniert hat man das Ganze als Mischung aus symphonischem Rock und Soundtrack, pendelnd zwischen leisen, atmosphärischen, oft orientalischen Klängen, semiakustischen Stellen und Passagen von Hard-Rock bis progressiven Metal, dazu folkige Instrumentalisierung und hebräische Gesangsparts. Um dann den soundtrackartigen Eindruck noch zu vervollständigen arbeiten AMASEFFER mit vielen Soundcollagen (u.a. Wind-, Menschen- und Pferdegeräusche) und eingeschobenen Erzählparts. Anzumerken ist noch, dass bei „Midian“ Angela Gossow (ARCH ENEMY) den Part der perfekten Bestie (natürlich nur gesangstechnisch) übernahm. Als Appetithappen kann man auf Grund der orientalischen anmutenden Vielfalt in den einzelnen Songs praktisch jeden Song anspielen – wirken tun sie, und das ist beabsichtigt, nur als Ganzes – den sofortigen Ohrwurm gibt es hier nicht. Allein vier Songs gehen an die zehn Minuten und länger. Und das ist zugleich auch einer der beiden hörfälligen Mankos: Die meist überlangen Songs glänzen des öfteren mit ähnlichen Passagen, voller Ideen aber auf die Dauer lässt der Aha-Effekt der ersten Songs nach und der Wiedererkennungswert bleibt auf der Strecke. Auch ist die Produktion für ein orchestrales Rockalbum nicht fett genug ausgefallen – da hätte es ruhig ein wenig voluminöser sein dürfen. Nichtsdestotrotz feiern AMASEFFER mit „Slaves For Live“ einen gelungenen Einstand und sollten von Fans von ORPHANED LAND ebenso wahrgenommen werden wie von Freunden symphonisch harter Klänge der Marke KAMELOT (an dessen letztes Werk mich „Slaves For Live“ zum Teil erinnert). Man braucht Zeit um Details zu erschließen. Wie bereits oben gesagt - Interessant.

Slaves For Life


Cover - Slaves For Life Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 77:44 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Opeth

Band anzeigen
Interview Du bist jetzt seit etwas über einem Jahr Mitglied von OPETH – wie hat sich dein Leben in der Zeit verändert?


Nun, ich spiele in einer meiner absoluten Lieblingsbands! Ich war vorher schon professioneller Musiker, aber zu OPETH zu kommen, ließ mich entspannter werden, denn ich wußte vom ersten Augenblick an, dass es das ist, was ich schon immer machen wollte.


OPETH ist eine sehr tourfreudige Band geworden, was das jemals ein Faktor in deiner Entscheidung, mit ihnen zu arbeiten?


Für mich war das eine einfache Entscheidung. Ich wußte, dass sie sehr ausgiebig touren, aber das habe ich mit ARCH ENEMY bereits gehabt und wußte, auf was ich mich einlasse. Natürlich ist es ein Faktor, ich bin lange von Familie und Freunden getrennt, aber damit habe ich schon mein ganzes Leben zu tun. Aber trotz allem lebe ich meinen Traum.


Du kennst Mikael seit einigen Jahren, war da jemals dein Einstieg bei OPETH ein Thema, also bevor Peter sie verließ?


Ich wußte, dass Mikael meine Art des Gitarrenspiel mochte, aber mehr auch nicht. Wir haben gemeinsam die Gigantour in den USA gespielt und ich hing viel mit den OPETH-Jungs rum, da lernten wir uns alle besser kennen. Das half sicherlich bei meiner Entscheidung, in die Band einzusteigen, aber vor Peters Ausstieg haben wir über die Möglichkeit nie gesprochen.

Mikael hat mich am Tag von Peters Ausstieg angerufen und gesagt, dass ich auf der Kandidatenliste wäre, was natürlich eine große Ehre für mich war.


Als du dann bei OPETH eingestiegen warst, wie sehr warst du am Songwriting von „Watershed“ beteiligt?


Ich bin genau zu Beginn des Songwritings dazugekommen und haben dadurch sogar einen Song einbringen können, „Porcelain Heart“, für den wir auch ein Video gedreht haben. Mikael ist und bleibt der Hauptsongwriter, aber ich war für die Solos zuständig. Nachdem die Demo-Versionen der neuen Songs fertig waren und jeder in der Band sie für fünf Wochen gehört hatte, überarbeiteten wir sie noch einmal und da war sich irgendwie eine Inspiration, denke ich *lacht*.


Wie sieht denn das Video zu „Porcelain Heart“ aus?


Wir haben das vor einigen Wochen außerhalb von Stockholm gedreht, mit dem Regisseur der auch schon mit PORCUPINE TREE gearbeitet hatte. Es gab einige Schauspieler, einige Mädchen und ein alter Mann, die mit einer Wide Angle-Kamera augenommen wurden, was einen Tim Burton-Eindruck erzeugen sollte. Ich habe das fertige Video noch nicht gesehen, aber es wird schon gut sein.


Ihr habt für „Watershed“ einige Coversongs aufgenommen, die nicht auf der regulären Version sein werden…


Ja, es sind drei Stück, die auf verschiedenen Versionen zu finden sein werden. Einer davon ist im Original von Marie Fredriksson, der ROXETTE-Sänger, ein weiterer von ALICE IN CHAINS. Die werden auf verschiedenen Versionen des Albums zu finden sein, so dass die Fans die Wahl haben und sich für die Version entscheiden können, die ihnen mehr zusagt.
Eine Version hat auch eine 45-minütige Dokumentation, in der Mikael sein Studio zeigt, einige Riffs vorführt und über den Entstehungsprozess von „Watershed“ spricht.

Man muss den Fans Extras bieten, wenn man CDs verkaufen will.


Denkst du, dass OPETH sehr von illegalen Downloads betroffen ist?


Ich mag den Gedanken, dass unsere Fans lieber die regulären Versionen unserer Alben zu Hause haben. Metalfans sind da mehr Sammler, Popfans eher weniger. Und deswegen sind Popbands auch stärker von illegalen Downloads betroffen. Ich selbst mag auch das Kaufen und Sammeln von Alben, mp3s auf dem Computer sind mir zu langweilig.


Songs als legalen, kostenlosen Download anzubieten, könnte eine neue Form der Werbung werden…


Ja, auf jeden Fall. Die Leute hören sich den Song an, finden ihn interessant und kaufen das Album. Das ist die positive Seite der ganzen Downloads.


Mikael war ja auch der Produzent des Albums. Wie war das Arbeiten mit ihm, wenn er sowohl Musiker als auch Produzent war?


Für mich war es die entspannteste und problemloseste Aufnahme, die ich jemals hatte *lacht*. Jeder kannte seine Parts, jeder war gut vorbereitet, jeder hatte die Demos oft gehört. Das war neu für mich *lacht*. Mikael hat mir viel Freiheiten gelassen und stand nicht hinter mir, um zu schauen, ob ich alles richtig spielen. Es war eine sehr disziplinierte, sehr fokussierte Aufnahmesession. Meistens bis mitten in die Nacht, wobei wir Morgens anfingen, was sicher keine inspierende Zeit ist.

Wir haben in zwei Studios aufgenommen, die aber im gleichen Gebäude waren. So konnten wir verschiedene Sachen aufnehmen und haben Zeit gespart.


Wie lange wart ihr denn im Studio?


Fünf Wochen, davon fünf Tage nur die Drums. Mit den ganzen Violinen und dem Cello, die wir auch noch nutzten, ist das sehr schnell. Ein paar Sachen haben wir auch in einer Kirche aufgenommen, wie die Kirchenorgel.


Ist es für dich einfach, die alten OPETH-Songs zu lernen.


Es ist eine Herausforderung! Es sind viele Riffs und viele Breaks. Aber durch Herausforderungen lernen wir und entwickeln uns weiter. Mir macht das Spaß. Ich habe nur Probleme mit den Akustik-Sachen, in denen Mikael sehr gut ist. Ich brauchte einige Zeit, um da auf sein Level zu kommen und die Parts richtig spielen zu können.


Hat die Zeit mit OPETH deine Art Gitarre zu spielen verändert?


Jede Band beeinflusst mich. OPETH haben meinen Spielweise erweitert, gerade in den akustischen Sachen.


Gibt es schon Pläne für eine OPETH-Headliner-Tour?


Ja, nach den Sommerfestivals werden wir nach Australien und Japan gehen, dann eine Headliner-Tour in den USA machen und dann als Headliner nach Europa kommen. Wir werden natürlich einen längeren Set spielen – aber eine Stunde sind ja nur fünf OPETH-Songs, also heißt das nicht viel *lacht*.


Könntest du dir vorstellen, euer Live-Set Projektionen oder spezieller Light-Show zu unterlegen?


Ja, wir planen sowas gerade. Es gibt noch keine Details, aber wir werden das sicherlich bei den Headliner-Touren machen. Auf jeden Fall so 70er Jahre-Trockeneis-Nebel auf dem Bühnenboden. Das ist cool. *lacht*.

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