Review:

01011001

()

Er hat es tatsächlich wieder getan (in seiner ganz unnachahmlichen Art) und uns eine weitere dieser bombastisch produzierten Sci-Fi Space-Rockopern mit genreübergreifendem Mix sowie üppigen Klangfacetten und packenden Atmosphären zusammengebastelt: Die Rede kann eigentlich nur vom progenden Holländer Arjen Lucassen sein, der uns hier sein mittlerweile siebten Teil „01011001“ im Rahmen des AYREON Projekts in Form einer üppigen Doppel-CD präsentiert.

Und auch diesmal schafft er den schmalen Spagat, natürlich wieder mit der Unterstützung einer stattlichen Anzahl von Gastsängerinnen bzw. Vokalisten sowie diverser Instrumentalisten - ein opulent-sattes Werk, das sich ausdrucksstark um eine (zugegeben etwas sehr abgefahren und nicht ganz leicht zu verstehende) Konzeptgeschichte mit allen Höhen und Tiefen musikalischer Ausdrucksformen dreht, zu erschaffen ohne dabei zu überzeichnen. Lucassen spring dabei nicht (wie so mancher „Erstkontakter“ vermuten mag) auf den derzeit angesagten Konzeptstory- oder Rockoper-Trip auf, nein er spinnt schon seit 1995 um diese - oftmals recht mystisch-rätselhaften aber stets mit einem realitätsbezogenen Seitenhieb auf aktuelle Themen bestehenden - Storys sehr detailreich seine ausgetüftelten Klangwelten. Die musikalischen Gäste kommen seit jeher quer aus allen Bereichen des Rock und verkommen dabei nicht (wie zuletzt bei einigen sehr inhaltlosen „Projekten“) zur bloßen Aufmotzstaffage für billige Promozwecke bzw. zum reinen Booklettuning, weil’s gut aussieht. Hier steckt wirkliches Herzblut in jeder Note und im Arrangement, mittlerweile ist Lucassen’s Händchen (völlig zu Recht) für stimmige Kompositionen zu zementiert in der Szene, so dass die Auswahl hier mitmachen zu dürfen einem Ritterschlag gleicht. Jede Stimme (wenn auch so manche etwas kurz kommt) bekam ihren Part dazu quasi auf den Leib geschneidert. Wer die bisherigen Teile von AYREON mit den beiden absoluten Höhepunkten „Into the Electric Castle“ (1998) und „The Human Equitation“ (2004) gemocht hat, wird diese Scheibe lieben, denn auf „01011001“ werden die bisherigen typischen Trademarks weiter fortgesetzt und zusammen mit Elementen seines nicht ganz so harten STAR ONE Projektes kombiniert.

Mag die Story auch etwas hanebüchen klingen, der Sound ist erstklassig produziert, sehr dynamisch mit genügend Wucht, aber auch bei den fast folkigen Passagen sowie Balladen mit einigen echt klasse Duetten passt es einfach - die Songs kommen, ganz egal ob mal härter mit tiefen Growls oder mit engelsgleichem Gesang im Gothic Style, absolut einschmeichelnd und sehr hörerfreundlich mit glänzenden Harmonien daher.

Kurz zum Inhalt: Es geht um den Planeten „Y“ (CD 1), dessen Bewohner, die Wassergeschöpfe „Forever“, sich so degeneriert weiterentwickelt haben, dass man sich in totale Abhängigkeit von Maschinen manövriert und dabei völlig jede Emotionalität verloren hat. Mittels eines Kometen versucht man nun die eigene DNA (01011101 ist der binäre Code für den Buchstaben Y) auf die Erde zu schicken um die Rasse dort neu wiederzubeleben. Als der Komet einschlägt (CD2 „Earth“) werden zunächst aber die Dinosaurier ausgerottet, aber daraus quasi die Menschen geschaffen. Jetzt hat man zwar wieder die Gefühle zurückentwickelt, will allerdings nun die vielen menschlichen Schwachstellen per beschleunigter Evolution beseitigen. Das Dilemma scheint sich zu wiederholen, die Menschheit gerät zunehmend in ähnliche Abhängigkeiten von Technologie wie ihre „Erfinder“ und die Emotionen gehen den Bach runter – ein tragischer Kreislauf bis zur scheinbar nicht aufzuhaltenden Selbstzerstörung.

Doch nun genug der zeitnahen Gesellschaftskritik (zum Glück ohne den erhobenen Zeigefinger), die Musik macht den Ton oder so ähnlich. Und die ist wirklich klasse geworden, die erste Seite ist stellenweise ungewöhnlich düster-deftig und ja beinahe depressiv (Mastermind Lucassen musste seine Scheidung sowie den Auszug aus seinem geliebten Electric Castle Studio verarbeiten), mit industrialartigen Sounds wird hier die Maschinenherrschaft bestens untermalt. Aber dann folgt auf der zweiten CD eine stilistische Wandlung mit vielen Folkelementen, Cello, Streichern, Querflöte und dann fesselnd hymnischen Chorarrangements, die einen eine Gänsehaut verpassen. Mit persönlich gefällt diese Seite etwas besser, obwohl hier die Herren einen etwas dominanteren Part ausfüllen. Überhaupt sind mir da besonders positiv Hansi KÜRSCH (BLIND GUARDIAN), Altmeister Bob CATLEY (MAGNUM) sowie GOTTHARD Frontröhre Steve LEE aufgefallen: Was die hier abliefern ist einfach bravourös. Klar, auch Ich-sing-überall-mit-was nicht bei-drei-die-Studiotür-verrammelt-hat Jorn LANDE hat seine Reibeisenstimme perfekt im Einsatz. Die vielen ähnlich klingenden Gothic Goldkehlchen auf der ersten Seite sind mir (ohne das sie jetzt etwa schlecht sängen) allerdings doch etwas zu gleichgeschaltet, da finden sich kaum heraushörbare eigene Klangmuster. Eines der Highlights folgt dann mit „Liquid Eternity": Die melancholischen Parts von Jonas RENSKE und Daniel GILDENLÖW bilden den Kontrast für Magali LUYTEN (Virus IV) die mit fettem Refrain im STAR ONE Gedächtnis-Style den Song erst so richtig krachen lässt. Genau dieses Vibrato von Rockröhre Magali lässt auch „Ride The Comet“ zu etwas Besonderem werden, da können die Mädels auch ein paar Punkte gegen ihre männlichen Widerparts gutmachen. Eine weitere Ausnahme ist auch noch die großartige Anneke van Giersbergen (ex-THE GATHERING) die u.a. auf dem verschrobenen "Comatose" zusammen mit Lande ein Hammerduett abliefert. Einigen Gastsängern bleiben nur relativ kurze Stippvisiten u.a. auch Gildenlöw – 17 Stimmen auf knapp 100 Minuten war wohl doch etwas zu viel des Guten. Großartige Solos an der Gitarre (wunderbar floydig), sowie schöne fette Chöre mit Hansi gibt es auf „Beneath the Waves“. Rein mit akustischer Gitarre sowie Streichern vorgetragen von Simone SIMONS (EPICA) und Phideaux Xavier beendet das sehr ruhig-verträumte "Web Of Lies" die erste CD.

Der Opener zum zweiten Teil „The Fifth Extinction" markiert den Aufprall des Kometen auf der Erde, hier singen Bob und Hansi in bestem Wechselgesang, schöne Chöre und dann die harten Riffs begleitet vom Streitgespräch zwischen Tom S. Englund (EVERGREY) und Jorn, an den Keys liefert Derek Sherinian (ex- DREAM THEATER) ein abgefahrenes Solo ab. Mein Lieblingstrack ist aber ganz klar das 70er Jahre inspirierte „Walking Dream“ mit „Child In Time“-Gedächtnis-Hammondsound, dem endgeilen Gitarrensolo sowie dem coolen Wechselgesang zwischen der charismatischen Stimme von Jonas Renske (KATATONIA) sowie erneut Anneke. „The Truth Is In Here“ hört sich an wie ein Mittelalter Folk Song von BLACKMORES’ NIGHT, auch hier singt Lucassen sehr passabel selbst. Dann folgt mit „River of Time“ erneut ein sehr folklastiger Song, wie gemacht für Kürsch. Die packenden Violinen- und Flötenarrangements sind allererste Sahne. Zwei relativ unbekannte Stimmen dürfen „E=mc²“ veredeln: Wudstick und Marjan WEEMAN geben dabei eine überzeugende Vorstellung und Michael ROMEO (SYMPHONY X) darf einmal mehr zeigen, dass er ein mehr als passabler Gitarrenspieler ist. Dann folgt das finale "The Sixth Exctintion" mit hochdramatischem Beginn, düsteren Zwischenteil und nochmal allen Hauptstimmen zum glorreichen Schluss auch des inhaltlichen Kontextes, die Welt geht mit fliehenden Fahnen ihrem Ende entgegen – Rums und das Tor geht zu!

Wer AYREON bisher schon mochte bekommt hier erneut ganz großer Bombast-Kino, ob jetzt großartig Progressiv im engeren Sinne sei mal dahingestellt, aber dieser Musiker kann nichts verkehrt machen. Sicher, der ein oder andere Song mag etwas subtil erscheinen, aber das Gesamtbild passt. Neben dem (fast) perfektem Songwriting (die einfachen Texte und einige Wiederholungen lassen wir mal außen vor), singt Arjen erstaunliche viel Parts selbst mit, wummern wuchtig seine geliebten Hammonds. Synthies, egal ob analog oder digital kommen perfekt volumig aus den Boxen, die Gastsolos der Gitarristen sind hammermäßig und insbesondere (Dauer-) Drummer Ed WARBY verdient sich für sein abwechslungsreiches Spiel ein Sonderlob. Egal ob stampfende Rhythmik, heavy Gitarren, exzellente Gesangseinlangen, halb-akkustische Instrumentalpassagen, balladesk-folkige Elemente: Arjen mixt alles perfekt zusammen. Ist zwar für Fans nicht so großartig „neu“ aber er schafft erneut ein stimmiges Gesamtkunstwerk (inkl. superbem Coverartwork) mit wunderbaren Melodien voller Energie und tiefreifenden Melancholie ohne aufgesetzt zu kitschig wirkendem Weltschmerz. In diese Musik kann man einfach wunderbar hineintauchen durch diese unendlichen Klangwelten in Sachen Progressive Space Metal mit symphonischen Rock und Folk Elementen – ganz klar, hier hat Arjen Lucassen erneut seine einsame Spitzenstellung als virtuoser Musikschaffender unter Beweis gestellt und mit „01011001“ bereits Anfang des Jahres den Genrehammer schlechthin abgeliefert, dies wird wohl nur schwer zu toppen sein. Im Backkatalog von AYREON sicher nicht das beste aber immer noch ein sehr gutes Album.
Mensch, und ich wollt mich diesmal kürzer halten mit dem Review – sorry ging einfach nicht.

Das Album erscheint als „normale“ Doppel-CD, als Special Edition in einer Box mit 28-seitigem Booklet und Bonus-DVD. Zusätzlich gibt es für die Die Hard-Fans eine Limited Deluxe Edition in einem faltbaren Digipack und Schuber mit 36-seitigem Booklet und Bonus-DVD.

01011001


Cover - 01011001 Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 15
Länge: 102:21 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

All Seeing Eye

()

Reichlich verschroben gehen KLONE auf „All Seeing Eye“ zu Werke. An freakiges Riffing und anstrengenden Songaufbau ist der Durchschnittshörer gewöhnt, CYNIC, MESHUGGAH und DILLINGER ESCAPE PLAN sei Dank. Aber vermischt mit Alternative-Klängen („Candelight“) und Stoner-Klängen? Gab es bislang eher selten. Aus gutem Grund, denn die Mischung will nicht so recht zünden und braucht einige Durchläufe, bis sie ihren Charme entfaltet. Das mag auch an der etwas basslastigen Produktion liegen, die stellenweise zu undifferenziert rumpelt. Positiv ist anzumerken, dass KLONE anders unberechenbar sind als die hörbaren Einflüsse, wodurch sie sich vom Klon entfernen. Kreativ sind sie zweifellos, manche Ideen passen wunderbar („Promises“), andere sind Ausfälle („Choked“). Langweilig wird „All Seeing Eye“ dabei zu keiner Minute – und das ist ja auch schon mal was. Aufgeschossene Proggies können sich den Franzosenhappen ruhig mal zu Gemüte führen. Vielleicht auch Stonerfans, wenn sie grad das Richtige zu Rauchen im Haus haben.

All Seeing Eye


Cover - All Seeing Eye Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 55:1 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Nil Recurring

()

Die englischen Prog Rocker um Musikgenie Steven Wilson haben gerade mal ihr letztes Meisterwerk „Fear Of A Blank Planet“ im Kasten und auf die sabbernde Gemeinde losgelassen, da steht mit „Nil Recurring“ bereits der nächste Release an. Aber keine Sorge, dieses Mini-Album ist nicht etwa ein Schnellschuss um vertraglichen Pflichten mit dem Label nachzukommen. Die vier durchweg überlangen Kompositionen sind während der Sessions zu „Fear Of A Blank Planet“ entstanden und somit zwar „B-Seiten“, aber qualitativ erwartungsgemäß über jeden Zweifel erhaben, wenn auch ebenso erwartungsgemäß nicht sofort zugänglich. Aber da PORCUPINE TREE sowieso nicht für eingängige Hitsingles und Easy Listening bekannt sind, dürften die Fans mit der Komplexität der Songs nicht die geringsten Probleme haben. Für das instrumentale Titelstück konnte man sogar Lead-Gitarrist Robert Fripp von der Prog-Legende KING CRIMSON gewinnen, der aber nur das I-Tüpfelchen auf dieses erstklassige Mini-Album setzt. Neben den beiden spacigen, sehr 70´s-lastigen „Cheating The Polygraph“ und „What Happens Now?“ sticht besonders das überragende „Normal“ heraus, dessen hochemotionales Finale eine echte Gänsehaut verursacht – klasse! Für Fans der Briten ist „Nil Recurring“ natürlich eine Pflichtveranstaltung, und auch Ottonormalprogger dürfte ganz sicher auf seine Kosten kommen, aber ich vergebe hier bewusst keinen „Tipp“, da diese Minischeibe erstens eher ein „Add-On“ zum fantastischen Backkatalog der Band darstellt und zweitens höchstwahrscheinlich zum Vollpreis, bzw. nur knapp darunter (zum Bleistift bei Amazon) angeboten wird, was nicht Sinn der Sache ist. Oder soll es bald heißen: fear of a blank Girokonto???

Nil Recurring


Cover - Nil Recurring Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 4
Länge: 28:47 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Prime Cuts

()

Eine der künstlerisch unterbewertetsten und folglich leider auch kommerziell relativ erfolgsneutralen Bands des Progmetal Genres sind zweifellos SHADOW GALLERY. Obwohl diese amerikanische Formation seit 1991 insgesamt fünf Alben, davon vier uneingeschränkte Hammerwerke, abgeliefert hat, ist der ganz große Durchbruch bisher (noch) nicht gelungen. Parallelen zu den britischen Progies THRESHOLD vor ihrem Wechsel zum großen Nuclear Blast Label sind hier nicht von der Hand zu weisen. Bei SHADOW GALLERY liegt dieses Missverhältnis ebenfalls ganz sicher nicht an der genialen Musik, einer Mischung aus episch geprägtem Progmetal mit symphonischen Elementen, sondern auch am bisher relativ dünnen Bekanntheitsgrad - sprich an der bisherigen zu geringen Promo oder auch an der spärlichen eigenen Präsenz. Livemäßig waren die Jungs aber auch eher zurückhaltend, denn in Europa hat man so gut wie noch nie gespielt.

Diese „Best Of“ mit zwölf Tracks der Herren um die Masterminds Carl-Cadden-James (Bass, Flute) und Gary Wehrkamp (Guitar. Keys) wurde jetzt im Rahmen der "Prime Cuts"-Serie von Seiten ihres alten Labels MAGNA CARTA initiiert, durfte aber freundlicherweise von der Band selbst zusammengestellt werden. Die Auswahl ist dabei ganz gut gelungen, die Aufmachung im optisch soliden Digipack ist ebenfalls zu loben. Einzig die Frage warum man nicht gleich ein sattes Doppelalbum herausgebracht stellt sich schon, denn SHADOW GALLERY stehen eher für opulente Longtracks und hier hätte man noch einiges mehr zu den knappen 70 Minuten draufpacken können. Aber sie’s drum - mittlerweile hatte man bei den Progspezialisten des InsideOut Label angeheuert und zuletzt 2005 die Scheibe „Room V“ veröffentlicht, da wollten die alten Geschäftspartner wohl nicht mehr zu dick auftragen. Die meisten Songs (4) stammen vom bisherigen Überwerk der Band „Tyranny“ (1998), von vielen Kritikern wird diese CD sogar ähnlich stark eingeschätzt wie DREAM THEATER’s Genreklassiker „Images And Words“. So weit würde ich jetzt zwar nicht ganz gehen wollen aber „Tyranny“ ist sicher nur ganz knapp hinter dem Traumtheater anzusiedeln. Weiterhin sind Nummern vom Debüt (1992), dem 95er Nachfolger „Carved In Stone“ sowie „Legacy“ aus 2001 enthalten. Zwei “Legacy“-Songs wurden etwas überarbeitet und zum Ende gibt es das wirklich klasse leicht heavy geprägte „Rule The World“. Diese schnelle Nummer war bislang unveröffentlicht und stammt als Demoversion aus den „Carved In Stone“ Sessions, aber der Song ist aber wirklich absolut vollwertig und klingt qualitätsmäßig nicht wie ein unvollendetes Demo.
Für Einsteiger und Liebhaber von melodiebetontem Progmetal und geilen Chorgesängen ist diese Compilation ein absoluter Tipp. Übermäßiges Gefrickel oder endlose Soloorgien sind ihre Sache trotz der vielen langen Titel nicht, aber man schafft mit packenden Songaufbauten, schönen Wechseln und wunderbar getragenen Parts sehr viel Atmosphäre. Gefahr die Bodenhaftung, d.h. den Bezug zu den Songs, zu verlieren besteht nicht. Hier kommen sowohl (anspruchsvolle) Musiker als auch „normale“ Fans auf ihre Kosten, trotz aller Komplexität. Die hohen technischen Fertigkeiten sind dabei nicht vordergründig im Mittelpunkt sondern die Songs selber und die ebenfalls herausragenden Vocals von Sänger Mike Baker. Dies alles schafft wunderbare Stimmungen wie zum Beispiel bei der genialen Bombast Ballade „Don’t Ever Cry, Just Remeber“. Insbesondere die stets leicht und fließend daherkommenden kanonartigen versetzten Choruspassagen und hymnischen Gesänge mit betont warmklingenden, perligen Keyboardsounds sorgen für Hörvergnügen pur und verleihen der Band einfach das gewisse Etwas. Trotzdem kommen auch kraftvolle Passagen mit echtem Progressive Metal nie zu kurz. SHADOW GALLERY schaffen es locker QUEEN’schem Bombast („New World Order“) mit folkiger Leichtigkeit und Querflöteeinsatz a la JETHRO TULL (Say Goodbye To the Morning“) sowie kongeniale Melodien im BEATLES Flair („Ghost Of A Chance“) melodramatisch miteinander zu kombinieren und das alles zusammen hat einfach Klasse. SHADOW GALLERY verdienen viel, viel mehr Beachtung und sollten beim nächsten Gang zum Plattendealer eures Vertrauens unbedingt auf dem Einkaufszettel stehen.

Prime Cuts


Cover - Prime Cuts Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 68:14 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Fly Paper

()

Die neue TILES ist so ein Album, das an sich wohl mehrere Durchläufe braucht, um alle Facetten der Kompositionen zu offenbaren. Bei mir hat „Fly Paper“ trotzdem auf Anhieb gezündet - und sei es eventuell auch nur deswegen, weil TILES Anno 2008 schon recht oft wie RUSH klingen (man hat sich ja u.a. auch des früheren RUSH-Produzenten Terry Brown bedient). Aus einem Album ohne Ausfälle stechen dabei das mit Siebziger-Zitaten und einer gehörigen Portion Hardrock ausgestattete „Landscrape“ und das abschließende überlange, mit einem äußerst eingängigen Refrain versehene und mit einem bluesigen Solo versehene „Hide And Seek“ (mehr melodischer Rock wie Prog) heraus. Aber auch mit Songs wie „Sacred And Mundane“ (mit von Meister Alex Lifeson eingespielten Gitarrenparts und einem ebenfalls sehr an RUSH erinnerten Gesang und Drumpart), „Back And Forth“ (weniger komplexer, schnell ins Ohr gehender Song mit Alannah Miles), „Dragons, Dreams And Daring Deeds“ (mit Gitarrist Kim Mitchell – epischer Longtrack ohne gefrickel) und „Crowded Emptiness (die Keyboards der eher leicht flockigen Ballade kamen da vom Coverkünstler Hugh Syme) kann die eingefleischte Fangemeinde nun gar nichts falsch machen. Aber auch der Progfan im allgemeinen sollte trotz der allgegenwärtigen Affinität zu genannter Genregröße bei TILES doch mal reinschnuppern – könnte sich lohnen. Ach ja, und das klasse Artwork auch.

Fly Paper


Cover - Fly Paper Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 49:34 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Spontaneous Combustion

()

Liest man den Begleitzettel zum Album "Spontaneous Combustion" von LIQUID TRIO EXPERIMENT aufmerksam durch, darf einem schon irgendwie der Begriff "Resteverwertung" in den Sinn kommen und dies zunächst völlig ohne negative Wertung. Das Gros der hier vorliegenden Aufnahmen stammt nämlich aus dem Jahre 1999 als das damalige LIQUID TENSION EXPERIMENT, ursprünglich innitiert von Drummer Mike Portnoy (DREAM THEATER),zusammen mit Bassist Tony Levin (u.a KING CRIMSON, PETER GABRIEL), Gitarrist John Petrucci (DREAM THEATER) sowie Keyboarder Jordan Rudess (seit 1999 dann ebenfalls bei DT) zwei Alben produzierte. Damals wurde während der Aufnahmesessions des Zweitwerks Petruccis Tochter Kiara geboren und er stand somit eine zeitlang nicht zur Verfügung. Die restlichen drei Protagonisten beschlossen aber trotzdem das bereits gebuchte Studio für eine Reihe längerer Jams zu nutzen. Einige der Sachen davon landeten in etwas veränderter Form später dann auch auf LTE2. Die restlichen "Songs" gingen dann zunächst verloren, aber da Portnoy irgendwie noch ein Band mitgeschnitten hatte, tauchten in seiner Garage bzw. weitläufigen Archiven die Aufnahmen nach vielen Jahren wieder auf. Jetzt hat er dieses wieder herausgekramt und somit kommen wir in den Genuss dieser zehn Jahre alten Takes. Ehrlich gesagt, trotz einem großen Faible für Instrumentalmucke kann mich auch nach dem x-ten Durchlauf diese rein instrumentelle Notenorgie nur wenig begeistern und schon gar nicht irgendwie fesseln. Zum einen fehlt doch stark die Gitarre, die Schlagzeugspuren hat sich der Meister himself viel zu stark nach vorne gemischt. Außerdem nerven seine Sounds mitunter sehr. Insbesondere die schepprige Snare und die zu hallige Tom gehen mir mitunter etwas auf den Zeiger. Die Drums sind daher viel zu dominant, die Keyboards dürfen sich nur wenig einbringen und eingängige Melodien sucht man ebenfalls mit der Lupe. Die meist recht coolen Basslines von Levin sind zwar nicht schlecht, der Mann hat einfach den vollen Groove drauf - aber sein eher laues Solostück ist nicht so dolle und außerdem leidet er genauso unter dem Gesamtsyndrom dieser Platte: Kaum nachvollziehbare Strukturen, wenig eingehende Melodielinien. Klar, Ideen sind schon genügend vorhanden aber die Ausführung ist nur wenig prickelnd und es klingt auch irgendwie nicht ausgereift bzw. unvollständig. Trotz des wohl relativ freien Zustandekommens dieser Musik mit sehr vielen improvisierten Parts geht einem die Musik nicht gleich auf die Nerven, da Frickelparts komplett außen vor sind (wahrscheinlich aber nur weil die Gitarre fehlt) und daher sind auch ein paar jazzige Einlagen wie bei "Jazz Odyssey" oder den recht elektronischen aber coolen "Return of the Rubberband Man"
ganz gut gelungen. Ansonsten hätte man die einzelnen Titel eigentlich nicht benamen müssen, sondern auch als ein Stück mit den Parts 1 bis 12 benennen können. Bis auf den letzten Track "Disneyland Symphony", denn hier ist mit dem einzig nach klassischen Songwriting aaufgebauten Track noch der beste Song gelungen. Wie gesagt, der Titel "Spontaneous Combustion" sagt eigentlich schon alles - es klingt alles sehr nach Jam und eher wenig nach ausgefeilten Songs. Es fehlt einfach der letzte Tick um zu überzeugen, trotzdem ist die Mucke nicht ganz seelenlos. Die Reihenweise mal jazzig dann wieder bluesig angehauchten Geschichten dürften, wenn überhaupt, nur die ganz großen Technikfreaks ansprechen. Wie gesagt: Das eigentlich wichtigste bei Musik, die Melodiebögen, fehlen fast völlig. Hier haben wirklich Musiker eine allenfalls durchschnittliche Platte für andere Musiker gemacht, der Rest hört lieber wo anders rein.

Spontaneous Combustion


Cover - Spontaneous Combustion Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 77:56 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Delusions

()

TO-MERA bewegen sich auf "Delusions" mit dem schon fast klassischen Line-Up aus Sängerin plus männlichen Bandkollegen irgendwo zwischen Progressive und Gothic Metal und spieltechnisch haben sie durchaus einiges drauf, da muss man ihnen eindeutig Respekt zollen. Allerdings geht das mitunter etwas auf Kosten der Hörbarkeit, da das Ganze zum Teil dann doch recht sperrig daherkommt oder wiederum so avantgardistisch ist, dass man zwar die Kunstfertigkeit bewundern kann, das Hörvergnügen dabei jedoch ein wenig auf der Strecke bleibt (als Beispiel hierfür sei stellvertretend das zwar bewundernswert flinke, nichtsdestotrotz jedoch eher nervtötende Piano im -langen!- Intro von "The Glory Of A New Day" genannt). Die einzelnen Songs kurz und gleichzeitig treffend zu beschreiben soll hier gar nicht erst versucht werden, da die Tracks es allesamt auf eine stattliche Länge bringen und somit in der Mehrzahl über unterschiedliche Parts verfügen, die sich mitunter deutlich voneinander unterscheiden. So ist beispielsweise "A Sorrow To Kill" den größeren Teil der Zeit über eher ruhig und getragen gehalten, zieht zwischenzeitlich in einem gitarrenlastigen Instrumentalteil aber deutlich an. Fazit: primär für Leute, die das "Progressive" in "Progressive Metal" am liebsten groß, fett und kursiv schreiben würden.

Delusions


Cover - Delusions Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 62:3 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Pathosray

()

Italienische Bands genießen nicht gerade den besten Ruf, wenn der Basser dann auch noch Fabio D'Amore heißt, scheint das meiste Hopfen und Malz bereits vorher verloren. Doch, was PATHOSRAY – auch der Name lässt die schlechten Erwartungen nicht steigen – bieten, hat mit dem Spaghetti-Schmonz a la Turilli nichts gemein. Wohingegen die gutgemeinte Vergleiche mit Dream Theater viel zu hochgestochen sind. Aber die bereits 2006 aufgenommene und 2007 von Tommy Hansen neu produzierte Scheibe bietet jede Menge interessanten Stoff, vorausgesetzt, der werte Hörer und progressiver Hard Rock sind gute Freunde. Die Song bauen interessante Spannungsbögen zwischen laut und leise, zwischen hart und balladesk auf, versinken nie im triefenden Schmalz oder im diffusen Prog. Und auch der Gesang stimmt, hier kneift keiner in Eier oder übertreibt es ähnlich - bei Marco Sandron kommt der Einfluss von 70er/80er-Jahre-Hard-Rock-Größen voll zur Geltung. Ein harschen Kritikpunkt gibt es aber doch: Wenn das Keyboard mal so ganz allein loslegt, klingt nicht selten gefährlich nach einer experimentellen Version von Puhdys’ Reise zum Mittelpunkt der Erde. Und das (aber eben nur das) ist nicht das, was anspruchsvolle Rocker heute hören wollen.

Pathosray


Cover - Pathosray Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 52:37 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Minstrel's Curse

()

Kunst um der Kunst willens kann für Außenstehende schnell schwer greifbar, ja sogar verstörend wirken. Gerade im Musikbereich unterwerfen sich Musiker den Grenzen eines Genres, um den Hörer nicht zu überfordern. NOEKK haben sich solche Fragen nie gestellt, „The Minstrel’s Curse“ ist als Ergebnis fordernd und birst vor kreativer Freiheit. Schlagworte wie Prog, Doom und als Vergleich herangezogene Bands (DISILLUSION, BORKNAGAR) könne das Klangerlebnis nur unzureichend wiedergeben. Das verantwortliche Duo hat seine Ideen frei fließen lassen und in der Klangschmiede E auf Tonträger gebannt. Munter bedienen sich die beiden kreativen Köpfe in allen Genren, springen von atmosphärischen Parts zu eruptiven Abschnitten, nur um dann sofort wieder in träumerisch-verspielte Tälern zu wandeln. Das lässt sich sowohl bei der Gitarrenarbeit wie auch beim Gesang leicht nachvollziehen, die Rhythmus-Fraktion ist da eher Mittel zum Zweck. Easy Listening ist das genaue Gegenteil dieser halben Stunde Musik. Wer sich vor einer klanglichen Herausforderung nicht scheut, wird mit dem neuen NOEKK-Werk glücklich werden. Qualitativ hochwertig ist das Ergebnis allemal.

The Minstrel's Curse


Cover - The Minstrel's Curse Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 4
Länge: 34:27 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Road Home

()

Mit seinem neuen Solo-Album hat der umtriebige DREAM THEATER-Keyboarder nicht nur allen Progrock-Fans, sondern wohl auch sich selbst ein Geschenk gemacht. Ein Geschenk für die Progrock-Fans ist das Album, weil er hier mit Ausnahme einer kurzen Eigenkomposition Songs von Größen des Genres neu interpretiert und mit eigenen Passagen kombiniert, als da wären GENESIS, YES, GENTLE GIANT, EMERSON, LAKE AND PALMER, KING CRIMSON und Jon Anderson. Sich selbst hat er damit ein Geschenk gemacht, weil er hier mal richtig viel spielen und sich austoben kann. Ein gewisser Grad an Selbstinszenierung ist dabei nicht von der Hand zu weisen, aber Rudess' Spielfreude und sein schier unendlicher Ideenreichtum lassen einen ihm das verzeihen. Dass das musikalisch alles erste Sahne ist, steht außer Frage, zumal alte Bekannte wie Neal Morse, Nick D'Virgilio und Steven Wilson die Gesangsparts übernommen haben und natürlich auch weitere exzellente Musiker am Start sind, wie Rod Morgenstein an den Drums und Ed Wynne und Ron Thal, die einige Gitarren-Soli beigesteuert haben. Es könnte alles so schön sein, wenn nur... ja, wenn nur irgendjemand auf dieser Scheibe Bass spielen würde! Der fehlt nämlich komplett, und das ist auch zu hören. Teilweise versucht Rudess, dies durch Keyboard-Basslinien auszugleichen, aber das täuscht nicht über die Tatsache hinweg, dass man hier echte tiefe Töne und die im Progressive Rock so wichtigen durch den Bass gesetzten Akzente vermisst. Trotzdem: Man hört diesem Mann und seiner Crew einfach gerne bei der Arbeit zu. Wenn man das Bass-Manko ausblenden und sich darauf einlassen kann, Rudess in sein musikalisches Universum zu folgen, hat man daher viel Spaß mit der Scheibe.

The Road Home


Cover - The Road Home Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 64:14 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

Subscribe to RSS - Progressive