InterviewWarum veröffentlicht Ihr das Mini-Album „Nil Recurring“ so kurz nach dem letzten Album „Fear Of A Blank Planet“?
Das sind Songs, die in derselben Zeitperiode entstanden sind wie die von „Fear Of A Blank Planet“. Es ist ein begleitender Release zu dem Album; die Schwester, wenn Du so willst und jetzt gut neun Monate her, dass das Album veröffentlicht wurde. Ich denke, es ist jetzt eine gute Zeit, diese Extra-Songs verfügbar zu machen.
Das wirft trotzdem die Frage auf, warum Ihr das Album nicht als Doppel-CD veröffentlicht habt, also inklusive „Nil Recurring“.
Das hatte zwei Gründe. Zuerst einmal war „Fear Of A Blank Planet“ ein sehr Konzept-orientiertes Album, besonders was die Texte betrifft. Speziell diese Songs passten einfach nicht in das Konzept des Albums. Und zweitens bin ich der Meinung, dass gerade Alben heutzutage viel zu lang ausfallen. Ich bin in den 80er Jahren aufgewachsen, dem Ende des großen Zeitalters der Vinyl-LPs. Diese LPs waren 40 oder maximal 45 Minuten lang. Egal, ob man „Sgt. Pepper“, „Dark Side Of The Moon“ oder „Reign In Blood“ von SLAYER nimmt; diese Alben waren maximal 40 Minuten lang. Einer der großen Nachteile des CD-Zeitalters ist, dass Alben heutzutage auf bis zu 80 Minuten aufgeblasen werden. Das ist einfach zu lang. Ich denke, dass sich niemand so lange auf ein Stück Musik konzentrieren kann, ich kann das zumindest nicht. Meiner Meinung nach waren die alten LPs mit ihren 40, 45 Minuten genau richtig, aber auch „Fear Of A Blank Planet“ ist ein bisschen länger ausgefallen und gut 50 Minuten lang. Es ist deswegen aber noch kein überlanges Doppelalbum. Stattdessen bin ich dafür, dass immer ein konstanter Fluss an Musik vorhanden ist und nicht alle drei Jahre ein 80-Minuten-Album. Es ist besser, die Musik aufzuteilen und sie besser dosiert fließen zu lassen.
Es ist ungewöhnlich, dass gerade Du als Prog-Musiker der Ansicht bist, dass eher kürzere Alben besser seien. Normalerweise steht speziell dieses Genre für überlange Scheiben im Gegensatz zu eher härteren Gangarten wie Thrash- oder Death Metal. Du schreibst ja auch sehr komplexe Musik.
Ja, aber schau Dir doch mal die großen Progressive Rock-Alben der Rockgeschichte an, wie „Close To The Edge“ von YES, das ist 36 Minuten lang. „Dark Side Of The Moon“ von PINK FLOYD hat 40 Minuten… das sind alles keine langen Alben. Ich denke, dass komplexe Musik nichts mit Länge zu tun hat! Und man kann auch so argumentieren, dass es, gerade weil die Musik so komplex ist, besser ist, sie in kleinen Portionen zu verabreichen. Progressive Musik enthält eine Menge an Informationen, die man in zu großer Menge gar nicht aufnehmen kann. Da wäre es umgekehrt eher sinnvoller, eher Ambient Music auf 80 Minuten aufzuweiten, da sie nicht so viele Informationen enthält und leichter konsumierbar ist. Falls „Fear Of A Blank Planet“ so lang geworden wäre, hätte das Album kaum jemand aufnehmen können. Das Gehirn schaltet sich nach gewisser Zeit einfach ab, das geht mir nicht anders. Davon abgesehen bin ich mir auch gar nicht sicher, ob ich mich wirklich als typischen Prog-Musiker bezeichnen kann. Prog-Rock ist sehr weit dehnbar, und einige Alben aus diesem Bereich handeln von Science Fiction oder Fantasy. Aber bei PORCUPINE TREE ist das nicht so, das bin nicht ich, denn unsere Texte handeln, im Gegensatz zu vielen anderen progressiven Bands, von persönlichen Erfahrungen. Es gehen in der Welt genug bizarre Dinge vor sich, die wesentlich interessanter sind als fiktive Themen. Wie sagt man doch so schön: „The truth is stranger than fiction!“.
Dann magst Du zum Beispiel auch die langen Epen von DREAM THEATER nicht?
Zu DREAM THEATER bin ich schon oft gefragt worden, aber das ist echt nicht meine Musik! Es ist wunderbare Musik, wundervoll gespielt, wundervoll produziert und umgesetzt, aber es ist nicht meine Baustelle. Ich mag eher Musik, die weniger geschliffen, sauber und technisch klingt. Das ist für mich so etwas wie mathematische Musik, aber Mathematik ist nun mal keine Musik. „Reign In Blood“ von SLAYER ist 30 Minuten lang, und mit jeder Minute mehr würde es anfangen, schlechter zu werden. Das ist aber nur meine Meinung!
Steckt denn auch ein Konzept hinter „Nil Recurring“? Wovon handelt das Mini-Album?
Das Konzept hinter der Scheibe ist, dass sie kein Konzept hat. Es sind die Songs, die außerhalb der Thematik von „Fear Of A Blank Planet“ stehen. Die Stücke passen auch zu nichts anderem. Der Titelsong ist ein Instrumental, „Cheating The Polygraph“ handelt vom Musikgeschäft und ist einer der ersteren Songs, die ich über das reine Business geschrieben habe. Das Geschäft hinter der Musik ist oftmals sehr hinderlich für die Kreativität. Bei „What Happens Now?“ geht es darum, ein Flugzeug zusammen mit einem Terroristen zu besteigen. Alle diese Stücke hängen nicht in einem Konzept zusammen. Wir finden sie genauso gut wie Songs des Albums, aber sie haben nicht dorthin gepasst, das ist einfach Fakt.
Ihr habt nach der Veröffentlichung des Albums auch das Label gewechselt und seid von Roadrunner zu Peaceville gegangen. Warum denn das?
Wir haben gar kein Label! PORCUPINE TREE arbeiten so, dass wir bei keiner Plattenfirma unter Vertrag stehen. Wir machen das jetzt so wie es RADIOHEAD auch getan haben und bezahlen für die Aufnahmen unserer Platten selbst. Wenn die Aufnahmen beendet sind, entscheiden wir uns, welches Label die Lizenz dafür bekommen soll. So eine Lizenz ist etwas völlig anderes als bei einem Label unter Vertrag zu stehen. Wenn man unter Vertrag steht, gehört dem Label die Musik, aber wenn man sie nur lizenziert, dann gehört einem die Musik weiterhin und man bekommt die Rechte nach fünf Jahren zurück. Danach kann man sich entscheiden, was weiterhin damit passieren soll. Bei „Fear Of A Blank Planet“ hatten wir uns umgeschaut, welches Label das Beste für das Album ist. In Europa waren es Roadrunner, in den USA Atlantic und in Japan auch ein anderes Label. Wir haben Roadrunner auch die EP angeboten, aber sie haben verständlicherweise deutlich mehr Interesse an unserem nächsten Album gezeigt. Das Mini-Album war ihnen nicht so wichtig, denn sie wollten lieber das Album weiter promoten. Daraufhin haben wir die Initiative ergriffen und uns an ein anderes Label gewandt, das wir ebenfalls sehr hochklassig finden, und das sind Peaceville. Aber all diese Deals sind wirklich nur Deals; die Musik gehört weiterhin der Band!
Dann wollt Ihr also auch in Zukunft die Herren über Eure Musik sein?!
Ja, absolut! Das machen jetzt aber viele Bands so, wie eben RADIOHEAD oder auch NINE INCH NAILS. Sie sind sehr stolz darauf, nie wieder bei einem Label unter Vertrag zu stehen. Dadurch können sie immer die optimale Firma für sich finden oder die Musik sogar zum Download anbieten, so dass die Fans direkt zuschlagen können. Diese Vorgehensweise wird sich in den nächsten paar Jahren noch weiter verbreiten.
Seit der Gründung der Band im Jahr 1987 habt Ihr fast ausschließlich viel umjubelte Alben herausgebracht. Du hast es vorhin schon einmal kurz angesprochen: woher nehmt Ihr auch heute noch die Ideen für Eure Musik und Texte?
Das ist eine gute Frage und schwer zu beantworten, weil sie alles hinterfragt. Aber ich denke mir, dass es dafür nötig ist, ein wirklich komischer Typ zu sein. Ich selber bin so ein komischer Typ! Ich bin sehr daran interessiert, neue Musik, neue Filme oder Bücher kennen zu lernen oder die Nachrichten zu gucken. Ich unterhalte mich auch viel mit meinen Freunden über deren Erfahrungen, und all diese Dinge werden von Deiner Persönlichkeit absorbiert und können Dich dabei inspirieren, neue Songs zu schreiben. Am heutigen Punkt meiner Karriere ist der größte Einflussfaktor aber immer noch das Leben! Die gesamte Mischung aus Treffen, Reisen, Gucken, Lesen, Hören, Reden, wieder Hören,… all das verändert Deine Person, also deine Einstellungen und Vorstellungen. Und wenn sich Dein Input immer wieder verändert, dann ist Dein Output auch immer frisch. Ich vertraue auf diesen Prozess und werde es auch weiterhin so handhaben.
Beim Durchstöbern Eurer Diskografie taucht ein älteres Instrumental mit dem Titel „Tinto Brass“ auf, was ich ganz witzig finde, denn der Mann selben Namens ist ein italienischer Pornofilm-Regisseur (der unter Anderem auch den abgefahrenen Streifen „Caligula“ mit Malcolm McDowell und Peter O´Toole gedreht hat – Anm. d. Verf.)…
Ja, das stimmt! Ich fand einfach, dass sich sein Name sehr schön anhört. Außerdem mag ich solche Kontraste, denn die Tatsache, dass Tinto Brass Pornofilme macht, ist auf der einen Seite so gesehen etwas Schäbiges, aber andererseits klingt der Name wunderbar. Dieser Klang gefiel mir einfach, und wenn man ein Instrumental schreibt, dann hat man ja keine Texte, an die man sich bei der Titelwahl halten muss. Da hat man freie Wahl, und ich wollte schon immer einen Song mit dem Titel „Tinto Brass“ schreiben, weil ich den Namen liebe. Ich sage damit nicht, dass ich seine Filme so großartig finde, hahaha! Aber sie sind ganz sicher einzigartig, weil er seinen eigenen Stil und Look hat.
Wie viel steuern eigentlich die anderen Musiker von PORCUPINE TREE zum Songwriting bei?
Auf das Songwriting haben sie nicht so großen Einfluss, dafür aber eine Menge auf die Arrangements. Der Sound der Band lebt von der Fusion der vier Bandmitglieder. Die Strukturen der Songs sind sehr persönlich für mich, aber ich sage den anderen nicht, wie sie ihre Instrumente zu spielen haben. Wenn ich ihnen einen Song gebe, dann arbeiten sie ihre eigenen Parts komplett selbst aus. Die Stücke passt sich jeder seinem eigenen Stil und seiner Persönlichkeit an. Das macht die Band auch aus, es soll keine Diktatur sein, das ist nicht der Sinn der Sache. Ich bin dabei als Songwriter nur der Kern, wenn Du so willst.
Du hast neben PORCUPINE TREE auch noch zahlreiche Projekte und eine Soloband laufen. Füllt Dich die Band nicht völlig aus?
Nein, überhaupt nicht! Meine musikalischen Einflüsse und mein Geschmack reichen von Ambient Music bis hin zu Black Metal inklusive allem dazwischen. PORCUPINE TREE stellen nur so etwas wie die progressive Seite meiner Persönlichkeit dar.
Er hat es tatsächlich wieder getan (in seiner ganz unnachahmlichen Art) und uns eine weitere dieser bombastisch produzierten Sci-Fi Space-Rockopern mit genreübergreifendem Mix sowie üppigen Klangfacetten und packenden Atmosphären zusammengebastelt: Die Rede kann eigentlich nur vom progenden Holländer Arjen Lucassen sein, der uns hier sein mittlerweile siebten Teil „01011001“ im Rahmen des AYREON Projekts in Form einer üppigen Doppel-CD präsentiert.
Und auch diesmal schafft er den schmalen Spagat, natürlich wieder mit der Unterstützung einer stattlichen Anzahl von Gastsängerinnen bzw. Vokalisten sowie diverser Instrumentalisten - ein opulent-sattes Werk, das sich ausdrucksstark um eine (zugegeben etwas sehr abgefahren und nicht ganz leicht zu verstehende) Konzeptgeschichte mit allen Höhen und Tiefen musikalischer Ausdrucksformen dreht, zu erschaffen ohne dabei zu überzeichnen. Lucassen spring dabei nicht (wie so mancher „Erstkontakter“ vermuten mag) auf den derzeit angesagten Konzeptstory- oder Rockoper-Trip auf, nein er spinnt schon seit 1995 um diese - oftmals recht mystisch-rätselhaften aber stets mit einem realitätsbezogenen Seitenhieb auf aktuelle Themen bestehenden - Storys sehr detailreich seine ausgetüftelten Klangwelten. Die musikalischen Gäste kommen seit jeher quer aus allen Bereichen des Rock und verkommen dabei nicht (wie zuletzt bei einigen sehr inhaltlosen „Projekten“) zur bloßen Aufmotzstaffage für billige Promozwecke bzw. zum reinen Booklettuning, weil’s gut aussieht. Hier steckt wirkliches Herzblut in jeder Note und im Arrangement, mittlerweile ist Lucassen’s Händchen (völlig zu Recht) für stimmige Kompositionen zu zementiert in der Szene, so dass die Auswahl hier mitmachen zu dürfen einem Ritterschlag gleicht. Jede Stimme (wenn auch so manche etwas kurz kommt) bekam ihren Part dazu quasi auf den Leib geschneidert. Wer die bisherigen Teile von AYREON mit den beiden absoluten Höhepunkten „Into the Electric Castle“ (1998) und „The Human Equitation“ (2004) gemocht hat, wird diese Scheibe lieben, denn auf „01011001“ werden die bisherigen typischen Trademarks weiter fortgesetzt und zusammen mit Elementen seines nicht ganz so harten STAR ONE Projektes kombiniert.
Mag die Story auch etwas hanebüchen klingen, der Sound ist erstklassig produziert, sehr dynamisch mit genügend Wucht, aber auch bei den fast folkigen Passagen sowie Balladen mit einigen echt klasse Duetten passt es einfach - die Songs kommen, ganz egal ob mal härter mit tiefen Growls oder mit engelsgleichem Gesang im Gothic Style, absolut einschmeichelnd und sehr hörerfreundlich mit glänzenden Harmonien daher.
Kurz zum Inhalt: Es geht um den Planeten „Y“ (CD 1), dessen Bewohner, die Wassergeschöpfe „Forever“, sich so degeneriert weiterentwickelt haben, dass man sich in totale Abhängigkeit von Maschinen manövriert und dabei völlig jede Emotionalität verloren hat. Mittels eines Kometen versucht man nun die eigene DNA (01011101 ist der binäre Code für den Buchstaben Y) auf die Erde zu schicken um die Rasse dort neu wiederzubeleben. Als der Komet einschlägt (CD2 „Earth“) werden zunächst aber die Dinosaurier ausgerottet, aber daraus quasi die Menschen geschaffen. Jetzt hat man zwar wieder die Gefühle zurückentwickelt, will allerdings nun die vielen menschlichen Schwachstellen per beschleunigter Evolution beseitigen. Das Dilemma scheint sich zu wiederholen, die Menschheit gerät zunehmend in ähnliche Abhängigkeiten von Technologie wie ihre „Erfinder“ und die Emotionen gehen den Bach runter – ein tragischer Kreislauf bis zur scheinbar nicht aufzuhaltenden Selbstzerstörung.
Doch nun genug der zeitnahen Gesellschaftskritik (zum Glück ohne den erhobenen Zeigefinger), die Musik macht den Ton oder so ähnlich. Und die ist wirklich klasse geworden, die erste Seite ist stellenweise ungewöhnlich düster-deftig und ja beinahe depressiv (Mastermind Lucassen musste seine Scheidung sowie den Auszug aus seinem geliebten Electric Castle Studio verarbeiten), mit industrialartigen Sounds wird hier die Maschinenherrschaft bestens untermalt. Aber dann folgt auf der zweiten CD eine stilistische Wandlung mit vielen Folkelementen, Cello, Streichern, Querflöte und dann fesselnd hymnischen Chorarrangements, die einen eine Gänsehaut verpassen. Mit persönlich gefällt diese Seite etwas besser, obwohl hier die Herren einen etwas dominanteren Part ausfüllen. Überhaupt sind mir da besonders positiv Hansi KÜRSCH (BLIND GUARDIAN), Altmeister Bob CATLEY (MAGNUM) sowie GOTTHARD Frontröhre Steve LEE aufgefallen: Was die hier abliefern ist einfach bravourös. Klar, auch Ich-sing-überall-mit-was nicht bei-drei-die-Studiotür-verrammelt-hat Jorn LANDE hat seine Reibeisenstimme perfekt im Einsatz. Die vielen ähnlich klingenden Gothic Goldkehlchen auf der ersten Seite sind mir (ohne das sie jetzt etwa schlecht sängen) allerdings doch etwas zu gleichgeschaltet, da finden sich kaum heraushörbare eigene Klangmuster. Eines der Highlights folgt dann mit „Liquid Eternity": Die melancholischen Parts von Jonas RENSKE und Daniel GILDENLÖW bilden den Kontrast für Magali LUYTEN (Virus IV) die mit fettem Refrain im STAR ONE Gedächtnis-Style den Song erst so richtig krachen lässt. Genau dieses Vibrato von Rockröhre Magali lässt auch „Ride The Comet“ zu etwas Besonderem werden, da können die Mädels auch ein paar Punkte gegen ihre männlichen Widerparts gutmachen. Eine weitere Ausnahme ist auch noch die großartige Anneke van Giersbergen (ex-THE GATHERING) die u.a. auf dem verschrobenen "Comatose" zusammen mit Lande ein Hammerduett abliefert. Einigen Gastsängern bleiben nur relativ kurze Stippvisiten u.a. auch Gildenlöw – 17 Stimmen auf knapp 100 Minuten war wohl doch etwas zu viel des Guten. Großartige Solos an der Gitarre (wunderbar floydig), sowie schöne fette Chöre mit Hansi gibt es auf „Beneath the Waves“. Rein mit akustischer Gitarre sowie Streichern vorgetragen von Simone SIMONS (EPICA) und Phideaux Xavier beendet das sehr ruhig-verträumte "Web Of Lies" die erste CD.
Der Opener zum zweiten Teil „The Fifth Extinction" markiert den Aufprall des Kometen auf der Erde, hier singen Bob und Hansi in bestem Wechselgesang, schöne Chöre und dann die harten Riffs begleitet vom Streitgespräch zwischen Tom S. Englund (EVERGREY) und Jorn, an den Keys liefert Derek Sherinian (ex- DREAM THEATER) ein abgefahrenes Solo ab. Mein Lieblingstrack ist aber ganz klar das 70er Jahre inspirierte „Walking Dream“ mit „Child In Time“-Gedächtnis-Hammondsound, dem endgeilen Gitarrensolo sowie dem coolen Wechselgesang zwischen der charismatischen Stimme von Jonas Renske (KATATONIA) sowie erneut Anneke. „The Truth Is In Here“ hört sich an wie ein Mittelalter Folk Song von BLACKMORES’ NIGHT, auch hier singt Lucassen sehr passabel selbst. Dann folgt mit „River of Time“ erneut ein sehr folklastiger Song, wie gemacht für Kürsch. Die packenden Violinen- und Flötenarrangements sind allererste Sahne. Zwei relativ unbekannte Stimmen dürfen „E=mc²“ veredeln: Wudstick und Marjan WEEMAN geben dabei eine überzeugende Vorstellung und Michael ROMEO (SYMPHONY X) darf einmal mehr zeigen, dass er ein mehr als passabler Gitarrenspieler ist. Dann folgt das finale "The Sixth Exctintion" mit hochdramatischem Beginn, düsteren Zwischenteil und nochmal allen Hauptstimmen zum glorreichen Schluss auch des inhaltlichen Kontextes, die Welt geht mit fliehenden Fahnen ihrem Ende entgegen – Rums und das Tor geht zu!
Wer AYREON bisher schon mochte bekommt hier erneut ganz großer Bombast-Kino, ob jetzt großartig Progressiv im engeren Sinne sei mal dahingestellt, aber dieser Musiker kann nichts verkehrt machen. Sicher, der ein oder andere Song mag etwas subtil erscheinen, aber das Gesamtbild passt. Neben dem (fast) perfektem Songwriting (die einfachen Texte und einige Wiederholungen lassen wir mal außen vor), singt Arjen erstaunliche viel Parts selbst mit, wummern wuchtig seine geliebten Hammonds. Synthies, egal ob analog oder digital kommen perfekt volumig aus den Boxen, die Gastsolos der Gitarristen sind hammermäßig und insbesondere (Dauer-) Drummer Ed WARBY verdient sich für sein abwechslungsreiches Spiel ein Sonderlob. Egal ob stampfende Rhythmik, heavy Gitarren, exzellente Gesangseinlangen, halb-akkustische Instrumentalpassagen, balladesk-folkige Elemente: Arjen mixt alles perfekt zusammen. Ist zwar für Fans nicht so großartig „neu“ aber er schafft erneut ein stimmiges Gesamtkunstwerk (inkl. superbem Coverartwork) mit wunderbaren Melodien voller Energie und tiefreifenden Melancholie ohne aufgesetzt zu kitschig wirkendem Weltschmerz. In diese Musik kann man einfach wunderbar hineintauchen durch diese unendlichen Klangwelten in Sachen Progressive Space Metal mit symphonischen Rock und Folk Elementen – ganz klar, hier hat Arjen Lucassen erneut seine einsame Spitzenstellung als virtuoser Musikschaffender unter Beweis gestellt und mit „01011001“ bereits Anfang des Jahres den Genrehammer schlechthin abgeliefert, dies wird wohl nur schwer zu toppen sein. Im Backkatalog von AYREON sicher nicht das beste aber immer noch ein sehr gutes Album.
Mensch, und ich wollt mich diesmal kürzer halten mit dem Review – sorry ging einfach nicht.
Das Album erscheint als „normale“ Doppel-CD, als Special Edition in einer Box mit 28-seitigem Booklet und Bonus-DVD. Zusätzlich gibt es für die Die Hard-Fans eine Limited Deluxe Edition in einem faltbaren Digipack und Schuber mit 36-seitigem Booklet und Bonus-DVD.
01011001
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
15
Länge:
102:21 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten