Review:

Mind Control

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Endlich wieder eine Progmetalformation, die sich soundlich mal nicht wie die Blaupause der beliebten New Yorker Blaupausen Traumtheaterkapelle anhört. Denn hier “Mind Control” zeigt die französische Band SHADYON, das man stilistisch durchaus auch anderst klingen kann, wenn's um melodiebetonten Progmetal geht. Sicher, auch diese Herren sind zwar recht keyboardbetont unterwegs aber jetzt nicht zu symphonisch betont und auch weniger plakativ, nervig-spröde Frickelparts sind ihnen zum Glück ebenfalls fremd, die Riffs sind mitunter recht rau gehalten und nicht zu glattpoliert. Manchmal sind sogar recht thrashige Gitarrenparts auszumachen, die dann aber leider stellenweise etwas zu "franzig" klingen, hier das nächste Mal bitte mehr an der Produktion feilen. Insgesamt ist der Sound aber ansonsten in Ordnung. Auch das ein oder andere Instrumentalteil innerhalb der Songs wird handwerklich gekonnt eingestreut mit schönen Duellen der Instrumentenfraktion, so als eine Art „Zwischenspiel“ ähnlich einem abgeschlossenen Solo. Die ganz komplexen Hammerstücke mit über Siebenminüter und mehr sind hier eher selten zu finden - es wird großen Wert auf packende Hooklines gelegt, fast schon Melodic Metal meets AOR.

Die Vocals von Emmanuel Creis sind recht prägnant, obwohl der Junge sicher kein kraftvoller Shouter ist sonder eher von der gefühlvolleren Fraktion stammt. Er erinnert mich manchmal etwas an TERYY BROOK (STRANGEWAYS) vom leicht kehligen Timbre her, er besitzt stimmliche Ausstrahlung. Keines dieser vielen nervigen Eierschneiderorgane, ab und an übertreibt er es zwar mit den höheren Parts, kann man aber verschmerzen.

Das Songwriting der Franzosen kann sich ebenfalls hören lassen, hier geht es schon auch abwechslungsreich zu, das Bemühen etwas vom Herkömmlichen abzuweichen ist deutlich zu erkennen. Nach einem fast soundtrackartigen leicht düsteren Intro startet das schmissig-dynamische „New Dimension“ mit schönem Refrain absolut souverän. SHAYDYOPN lassen nicht nur hier deutliche Anleihen an THRESHOLD in deren Anfangszeiten durchschimmern. Bei „Forgotten Nightmare“ läßt man es ebenfalls schön laufen, mit ausgefeilten Achtbahnfahrten aller Instrumente, der schnelle Titeltrack ist auch nicht schlecht aber hier ist mir der Gesang dann doch etwas zu höhenlastig. Das balladeske „Guardian Angels“ im spartanischen Akustikgewande ist ebenfalls einer der Pluspunkte der Scheibe. Ein kleines Manko trotz aller Melodien, ist nach hinten raus die vielfach etwas „ähnlich“ klingenden Songs, da sticht kaum noch etwas heraus.

Ab zum Ende kommt dann doch noch mit „Gates Of Dawn“ ein kleines Miniepos, bei dem die talentierten Franzosen nochmals alles geben und ihren schon etwas eigenen Mix aus gutklassigen komplexen Songstrukturen und Eingängigkeit nochmals unterstreichen. Wer auf Progressive Metal „light“ mit hohem Melodicanteil abfährt, liegt hier absolut richtig.

Mind Control


Cover - Mind Control Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 58:17 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

4

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Die Band-Bio von ROTOR aus Berlin liest sich beeindruckend: 1998 gegründet, haben sie bereits mehrere Touren in Europa und den USA absolviert und es dabei ins Vorprogramm von so namhaften Bands wie MOTORPSYCHO, NEBULA, CLUTCH oder ANATHEMA geschafft. Ganz klar: Hier sind keine Anfänger am Werke, sondern drei erfahrene Musiker, die wissen, wie der Hase läuft. Dies hört man ihrem vierten Album – schlicht und einfach „4“ betitelt – auch an. Auf 9 Songs präsentiert die Band hier ihre komplexe, größtenteils instrumentale Mischung aus Progressive Rock und Stoner, die nicht nur extrem ausgereift klingt, sondern sich auch auf musikalisch hohem Niveau befindet. Dieser Sound geht im Grunde ganz gut ab, nur ist er auch fast durchgehend ziemlich frickelig, und immer wieder drohen sich die Musiker zu verzetteln. Auch klingt vieles recht ähnlich, so dass man die Songs teils nur schwer auseinander halten kann, und ebenso vermisse ich zumindest einige wirklich fette, grade Mosh-Parts, die etwas Abwechslung in die auf Dauer recht hektisch wirkenden, krummen Riffs und Breaks bringen. Lediglich das getragene „Costa Verde“, das mit einem tollen Riff und einem leicht psychedelischen, schwebenden Thema einen schönen Ruhemoment bietet, und das düstere, schleppende „Die Weisse Angst“ stechen angenehm heraus. Ein weiteres Problem ist die Produktion: Der Sound ist zwar schön dreckig und roh, aber auch etwas flach, so dass ganz einfach der richtige Wumms fehlt. Unterm Strich ist „4“ sicher ein interessantes Album. ROTOR meinen es hier aber in puncto Komplexität etwas zu gut, und auf Dauer schaltet man irgendwann ab.

4


Cover - 4 Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 42:5 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Legacy

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Nach vierjähriger Studiopause veröffentlichen die Belgier HYPNOS 69 mit „Legacy“ ihr mittlerweile fünftes Album. Das psychedelische Cover-Artwork ließ mich direkt auf ebensolche Musik schließen, aber so ganz richtig lag ich damit nicht. Was einem nämlich während des dreiteiligen, 18-minütigen Openers „Requiem (For A Dying Creed)“ klar wird, ist, dass der Vierer hier puren Progressive Rock zelebriert, und zwar die ursprüngliche, englische Variante. Genauer gesagt: Dieses Stück klingt zu fast 100 % nach den ganz frühen KING CRIMSON, inklusive Saxophon, Flöte, Hammond-Orgel, jazzigen Parts und einem wiederkehrenden, flashigen Thema. Wer weiß, vielleicht steht die „69“ im Bandnamen ja für das Jahr 1969, in dem mit dem wegweisenden „In The Court Of The Crimson King“ das wohl erste Prog-Album überhaupt erschien. Man könnte sich jetzt darüber aufregen, dass HYPNOS 69 so augenscheinlich abkupfern. Geht aber gar nicht, denn dazu ist speziell ihr epischer Opener einfach viel zu gut. Neben dem hervorragenden Songaufbau gibt es auch tolle Solo-Arbeit von der Gitarre zu hören und eben auch das schon erwähnte Thema, das einfach nur zum Reinlegen ist und immer wieder aufs Neue variiert wird. Mit diesem starken Auftakt kann allerdings nicht der gesamte Rest des Albums mithalten. Auf der positiven Seite stehen auf jeden Fall noch die beiden rockigen Songs „An Aerial Archtitect“ und „The Empty Hourglass“, bei denen jeweils in der Mitte großartige Jam-Parts geboten werden. Auch das ruhige und schwebende „My Journey To The Stars“ ist ein wirklich schönes Stück und zeichnet sich auch wieder durch ein fantastisches Gitarren-Solos aus. Abstriche gibt es hier allerdings für die erneut eingesetzt Flöte (die man eigentlich sowieso nur als KING CRIMSON-Reminiszenz durchgehen lassen kann), denn die wirkt arg kitschig. Was aber wirklich nervt, ist das penetrante Saxophon-Gedudel im jazz-rockigen „Jerusalem“. Und im extrem getragenen „The Sad Destiny We Lament“ werden üble Old-School-Synthie-Sounds eingesetzt, zu denen sich gegen Ende im Hintergrund auch noch ein Chor gesellt, was dann doch eine ganze Spur zu theatralisch daherkommt. Auch das abschließende, vierteilige „The Great Work” will nicht so recht zünden. Die einzelnen Parts machen jeder für sich durchaus Spaß, aber insgesamt fehlt ein roter Faden, der alles zusammen hält. Und statt einem großen Finale – oder zumindest irgendeinem richtigen Schluss – läuft das Stück einfach irgendwie ziemlich sang- und klanglos aus. HYPNOS 69 meinen es über die gesamte Albumlänge einfach etwas zu gut, oder anders gesagt übertreiben sie den altmodischen End-60er Sound passagenweise so sehr, dass er wie eine Parodie seiner selbst wirkt. Trotzdem: Zwischendurch entdeckt man immer wieder geniale Parts, und alleine schon der Opener ist ein wahres Meisterstück. Fans des authentischen, ursprünglichen Prog-Rock sollten hier unbedingt zuschlagen.

Legacy


Cover - Legacy Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 72:37 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Official Bootleg Box Set - Vol. 2 (8-CD Box)

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Nach dem die EMI 2008 die MARILLION-Box “Early Stages: Official Bootleg” mit sechs Silberlingen inklusive 50 bis Dato unveröffentlichte Liveversionen von Songs aus der Zeit zwischen 1982 und 1987 veröffentlicht und somit die FISH-Ära komplett abgehandelt hatte, geht es jetzt munter weiter mit der Ausschlachtung von Altmaterial.

Jetzt steht mit „The Official Bootleg Box Set - Vol 2.“ die Phase mit dem neuen Sänger Steve Hogarth, der ja ab 1988 dazu kam und bis heute bei den ehemaligen britischen Neo-Progern am Mikro steht, im Vordergrund. Es sind dabei durchgehend Liveaufnahmen einiger kompletter Konzerte von 1990 bis 1994. Ehemalige Neoproger deshalb, da die heutigen MARILLION musikalisch sowie stilistisch mit ihren Anfangsjahren bis zum FISH-Ausstieg nur noch wenig bis gar nichts mehr zu tun haben. Dies hat natürlich mit den beiden in ihrer Art grundverschiedenen Sängertypen und ihren doch sehr eigenen eigenwilligen Stilen sowie auch einer völlig anderen Bühnenperformance zu tun.

FISH war damals mehr der dominierende Frontman, der den Rest beinahe an die Wand zu drücken schien - dann kam der eher introvertierte Steve Hogarth, der mir eher als eine Art Teamplayer vorkommt und sich selbst nicht so sehr in den Vordergrund drängt. Die Band ist heute wesentlich progressiver im eigentlichen Sinne unterwegs als sie es zu alten Zeiten jemals war, aber diese sicher sehr lobenswerte immer wieder stattgefundene Erneuerung mit manchmal sehr gewöhnungsbedürftigen bis sorry komplett grausigen Alben, hat (zu Recht) nicht immer nur positive Reaktionen hervorgerufen.

Diese üppige Box aus den ersten vier Marillionjahen mit Hogarth zeigt die Band in einer Art Übergangsphase als die ersten drei Studioalben „Holidays In Eden“, „Seasons End“ und das bis heute mit wohl beste Werk der Briten die Konzeptscheibe „Brave“ entstanden. Auf CD Nummer 6 ist dieser Mitschnitt aus Warschau enthalten (Juni 1994) bisher gab es dies offiziell nur auf der 1996 erschienenen Live-CD „Made again“ und in einer schlechteren Klangversion.

Zahlreiche Marillion-Klassiker aus den Jahren 1983 – 1987 sind auf den diversen Setlists natürlich auch noch enthalten als da wären z.B. „Garden Party“, „Kayleigh“, „Lavender“, „Incommunicado“, „Market Square Heroes“ oder „Script For A Jester´s Tear“. Bei so manchem dieser Songs ist der gute Hogarth mit seinem zarteren Organ natürlich etwas überfordert und kann einfach nicht den gewohnten, emotionellen Ausdruck von Fish rüberbringen. Man merkt aber auch je länger er die Sachen über die Jahre singt, klingt das Ganze sicherer mit etwas mehr Routine und so auch mit besserer wenn auch anderer Intonation. Bei den neuen Sachen, die mit ihm entstanden sind wie u.a. aus „Season’s End“ hier das Konzert beim „Cumbria Rock Festival“ sowie aus der Londoner Wembley-Arena als gerade „Holidays In Eden“ draußen war zeigt er aber seine ganz eigene Klasse und verhilft so den Aufnahmen doch noch zu einem rundum positiven Eindruck. Manche Songs sind gleich mehrfach vertreten (u.a. "Hooks in you")aber zum Teil in unterschiedlichen Längen und leicht andreren Versionen

Die Verpackung ist schön aufgemacht, optisch durchaus gelungen auch die einzeln verpackten CD’s sind ansprechend gestaltet, wenn auch die Klasse der kultigen Ursprungscover von Wilkinson natürlich nie erreicht wird. Ein einigermaßen informatives kleines Booklet ist noch dabei, leider ohne Deutsche Übersetzung. Der geneigte Marillion-Fan erhält 78 Tracks mit rund sieben Stunden Musik, die auch klanglich für „Bootleg-Standards“ eher im oberen Level angesiedelt ist. Von der EMI dürfte jetzt nicht mehr viel kommen, denn nach dem allenfalls mittelmäßigen „Afraid Of Sunlight“ Werk vermarkten die cleveren Engländer fortan ihre Musik u.a. über ihre Homepage exklusiv selbst und da gibt es auch immer wieder mal spezielle Liveangebote.

Für die vielen neuen Fans, die Marillion in den letzten Jahren durch ihre manchmal sehr modernen Ansätze sicher hinzugewinnen konnten, dürften diese interessanten Aufnahme nocheinmal die spannende Entwicklung sowie den Reifeprozess, den Steve Hogarth mit Marillion und ihre Musik in diesen Anfangsjahren durchgemacht haben, nocheinmal recht anschaulich nachzeichnen.

The Official Bootleg Box Set - Vol. 2 (8-CD Box)


Cover - The Official Bootleg Box Set - Vol. 2 (8-CD Box) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 78
Länge: 360:51 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

In Limbo

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LAVA ENGINE kommen aus Schweden und liefern auf ihrem zweiten regulären Output „In Limbo“ (2008 erschien das selbstbetitelten 4-Song Debüt) fünf recht lange Songs ab, welche in ihrer angedachten Atmosphäre an alte ANATHEMA, KATATONIA oder den ruhigen Parts der letzen OPETH-Alben erinnern. Setzt man den Fokus eher auf das gesangliche (Magnus Florin) kommen einen bei LAVA ENGINE auch noch PAIN OF SALVATION in den Sinn. Der düster und heavy rüberkommende Opener „Drain Your Soul“ setzt genannte Affinitäten am ehesten um, aber als Anspieltipp sei mal Song Nummer drei, das melancholisch schöne „Common Ground” sowie das mit einem klasse Chorus und Refrain ausgestattete, zwischen doomigen Riffs und Frickel gelegene „Windows Closed“ genannt (Ohrwurm). Kann Gesang und Songwriting also durchaus überzeugen, so hält der Sound der EP da leider nicht ganz mit. Dabei ist es nicht die etwas dünne Produktion (das darf bei einem Underdog schon mal sein) sondern der recht scheppernd eingestellte Schlagzeugsound nimmt den Kompositionen etwas die Power. LAVA ENGINE haben mit „In Limbo“ ein schönes Stück progressive dunkler Musik abgeliefert, welche aber sicher noch Luft nach oben aufweist. Das Potential dies auszufüllen scheinen die vier Schweden aber zu haben.

In Limbo


Cover - In Limbo Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 30:18 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Inhuman Nature

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Mit „Inhuman Nature“ werden die Österreicher JUVALIANT wohl von Anfang an richtig durchstarten und liefern für Freunde symphonisch progressiv harter Klänge ein mehr als nur gutes Debüt ab. Die 2006 gegründete Band hatte das Teil ja bereits letztes Jahr fertig gestellt und an verschiedene Mags und Labels geschickt. Untergekommen ist man nun bei Limb Music und deren euphorische Info ist nicht ganz von der Hand zu weisen – hat man doch mit „Inhuman Nature“ einen Bastard irgendwo zwischen SYMPHONY X und alten RHAPSODY OF FIRE auf der Artist-List. Erstaunlich auch wie reif und mit Sinn für Details die Kompositionen des Newcomers wirken und den oft ausladend bombastischen, mit ausreichend heaviness ausgestatteten eingängigen Songs die Krone aufsetzt. Obwohl das Album ein durchgehend hohes Niveau ohne Ausfälle aufweist, seien mit dem rechten Knaller „Doomsday Machine“ (samt klasse Riffattacken seitens Robert Schönleitner und fetten Drums von Sebastian Lanser – den beiden Vätern von JUVALIANT) und dem sehr abwechslungsreichen, orchestralen „Killing Child“ (Song mit Langzeitwirkung) zwei Anspieltipps genannt. Mein Favorit allerdings kommt dann ganz zum Schluss. Das 11-minütige „Cold Distance Of The Universe“ ist eine Blaupause für hochwertigen symphonischen Metal. Tolle Melodien und Refrains, unterschiedliche Tempi und anspruchvolle Passagen ohne das Langeweile aufkommt kennzeichnen diesen epischen Song – großes Kino. Ergo: JUVALIANT brauchen sich bereits mit ihrem Debüt vor keinerlei Konkurrenz verstecken. Für Fans des Genres gehört „Inhuman Nature“ auf die „to-do-Liste“, basta!

Inhuman Nature


Cover - Inhuman Nature Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 55:38 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Obsidian Conspiracy

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Dass sich die Seattler Metal-Institution etwas schwer tun würde, ihr überirdisch geniales 2005er Werk „This Godless Endeavor“ zu übertreffen, war zumindest für die Fans diesseits der Realitätsbarriere ein unstrittiger Fakt. Aber Warrel Dane, Jeff Loomis und Co. haben die vier Jahre zwischen den beiden Werken nicht sinnlos verstreichen lassen und sich mitunter die Batterien bei ebenfalls sehr starken Solo-Werken neu aufgeladen. Das mag auch der Grund dafür sein, dass „The Obsidian Conspiracy“ eher an Danes Solowerk „Praises To The War Machine“ denn an die frühen Band-Klassiker erinnert. Das Album startet mit „The Termination Proclamation“ und „Your Poison Throne“ erstaunlich sperrig und weit von früheren Überfallkommandos der Marke „Born“ oder „The Seven Tongues Of God“ entfernt. Aber spätestens mit dem atmosphärischen und absolut bandtypischen „Moonrise“ fühlt man sich wieder heimisch im qualitativ einmal mehr erstklassigen NEVERMORE-Universum. Das rhythmisch experimentelle „And The Maiden Spoke“ und das grandiose „Emptiness Unobducted“ (mit Ohrwurm-Refrain der S-Klasse) geben den weiteren Weg vor, bevor der geile Groover „Without Morals“, das halb schrammelige, halb balladeke „The Day You Built The Wall“ und der atmosphärische Banger „She Comes In Colours“ den Schlusspfiff einleiten. Und wie nicht ganz ungewohnt von der Band haben NEVERMORE ihr absolutes Highlight ganz ans Ende gestellt: der herrlich nach vorne peitschende Titelsong mit seinem hymnischen Killer-Refrain darf sich zwischen den besten Kompositionen der Jungs überhaupt einreihen. Den einzigen echten Kritikpunkt liefert die Ballade „The Blue Marble And The New Soul“, die ein allzu großes Abziehbild der Göttersongs „Sentient 6“ und „The Heart Collector“ darstellt. Und auch wenn es NEVERMORE mit „The Obsidian Conspiracy“ insgesamt nicht ganz gelungen ist, ihrer beeindruckenden Karriere einen weiteren Meilenstein hinzuzufügen, kann hier niemand wirklich etwas zu bemängeln haben, denn das Album ist schlichtweg eine Wucht!

The Obsidian Conspiracy


Cover - The Obsidian Conspiracy Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 44:51 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Sol Eye Sea I

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Das neue und vierte Album der Instrumentalband IREPRESS (ausgesprochen: Ear Press) aus Boston trägt den ungewöhnlichen Titel „Sol Eye Sea I“, und auch die Musik darauf ist alles andere als konventionell. Mit seiner Mischung aus Post-Rock, Progressive und Metal liegt der Fünfer irgendwo zwischen MOGWAI, ISIS, DREAM THEATER und PINK FLOYD, zusätzlich werden aber auch artfremde Stile wie Jazz oder Disco (!) eingebaut. Diese Beschreibung mag anstrengend klingen, tatsächlich taucht man aber schon nach kurzer Eingewöhnungsphase in den dichten Sound ein. Scheinbar spielend gelingt es der Band, die verschiedenen Parts ihrer komplexen Songs wie selbstverständlich ineinander greifen zu lassen. So wechseln sich vertrackte und frickelige Passagen mit bolzigen Riffs sowie verspielten und träumerischen Parts ab, ohne dass man aus dem atmosphärischen Fluss des Albums gerissen wird. Sogar das mit Drum ´n´ Bass-Beat (!) unterlegte „Fletchie“ fügt sich ein und sorgt für eine weitere Klangfarbe im Gesamtsound. Mit „Sol Eye Sea I“ ist IREPRESS ein Werk gelungen, das von vorne bis hinten mitreißt, immer wieder neue überraschende Wendungen bietet und auf faszinierende Art und Weise vorführt, was alles möglich ist, wenn man auf Genregrenzen pfeift.

Sol Eye Sea I


Cover - Sol Eye Sea I Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 59:11 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

The Ocean

Band anzeigen
Interview "Heliocentric" ist nun endlich fertig und wird in Kürze erscheinen - wie sind die Reviews bisher ausgefallen? Und wie ist das Feedback der Fans zu Songs?




„Heliocentric“ polarisiert, und das ist gut so. Aber das bisherige Feedback von Medien und Fans ist deutlich umfangreicher und positiver als „Precambrian“, mit dem viele Hörer zunächst überfordert waren.

Die Fans, die uns wirklich schätzen tun dies aber gerade weil wir mit jedem Album etwas anderes machen – das hat mir das sehr positive direkte Feedback von Fans und auch der überwältigende Rücklauf des Preo.rders unserer LP- und CD Boxen gezeigt.

Natürlich gibt es immer auch Meckerköppe, wenn man neue Wege geht... als wir „Fogdiver“ veröffentlichten meckerten einige Leute darüber, dass es keinen Gesang gab. Als dann „Fluxion“ kam war vielen der Gesang zu krass. Bei „Aeolian“ wurde geflennt, dass die klassischen Instrumente und die Atmosphäre weitgehende fehlten.. usw. wenn man sich danach richten würde was die Leute von Dir und Deiner Musik denken, würde man alles falsch machen, was man nur falsch machen kann.

Dass den einen „Aeolian“ besser gefällt und den anderen „Heliocentric“, ist normal. Aber ich glaube die meisten Fans sehen die rote Linie, die sich durch alle unsere Alben und unsere live Shows und unsere Visuals und unser Album artwork zieht – durch alles, was wir machen. Ich will das gar nicht im detail beschreiben, da jeder dort andere Sachen sieht und schätzt, aber es ist wohl eine bestimmte Atmosphäre, eine bestimmte Ästhetik, eine Vorliebe für bestimmte Harmonien und eine recht eigene Art und Weise, mit Dynamik umzugehen.



Die Scheibe ist definitiv anders als erwartet und anders als der Vorgänger. War es eine bewusste Entscheidung oder ist das beim Songwriting einfach so passiert?



Ich bin mit dem „Precambrian“-Abum nach wie vor sehr zufrieden, von einigen Schönheitsfehlern abgesehen. Aber es war alles gesagt, was es im Rahmen der „Precambrian“-Formel zu sagen gab. Wir sind keine Band, die eine Formel für ihren Aound entwickelt und dann 5 Alben lang diese Formel anwendet, bloß weil sie funktioniert. Es war Zeit für etwas Neues. Schon lange bevor Loic in die Band kam war klar, dass wir künftig dem Gesang mehr Platz einräumen wollen. Für mich ist das eine große Herausforderung gewesen, weil Gesang bei uns immer eher den Stellenwert eines Rhythmusinstruments innegehabt hat. Außerdem war es immer das letzte Glied in der Kette des Songwritings, der Gesang wurde am Schluss „on top“ hinzugefügt. Das war bei „Heliocentric“ anders, die meisten Stücke sind schon mit Gesangslinien im Kopf komponiert worden (auch das, bevor Loic in die band kam). Mit Melodiebögen zu arbeiten, die Instrumentierung und Ausschmückung der Instrumental-Parts streckenweise etwas zu reduzieren um Platz zu lassen für Gesang, war ein völlig neuer Ansatz für mich. So was muss gelegentlich ein, wenn man es für sich selbst als Musiker spannend halten will.



Fühlt sich THE OCEAN wie eine "richtige" Band an? Warum der Abschied von der Kollektiv-Idee und dem dauernden Wechsel der beteiligten Musiker?




Ich habe „Heliocentric“ noch im Alleingang geschrieben, aber die anderen Mitglieder haben meine Ideen wesentlich freier umgesetzt... ich habe nicht mehr jedes Drum-Fill vorprogrammiert, weil ich jetzt mit Luc einen Schlagzeuger habe der das viel besser kann als ich... wir verstehen uns musikalisch hervorragend, das passt einfach wie die Faust aufs Auge, auch ohne große umständliche verbale Kommunikation. Das ist das wonach ich immer gesucht habe.
THE OCEAN 2010 sind eine feste Band. Das Kollektiv besteht weiter um den Kern der band herum, wir haben gerade mit einer großen Besetzung von 13 Leuten unsere Record Release-Show gespielt... aber der Kern selbst ist fest.
Wechselnde Mitglieder haben Vor- und Nachteile: es gibt ständig frischen Wind, das ist gut. Man hat eine sehr intensive Zeit zusammen, die man umso intensiver zu schätzen weiß wenn man sich der Tatsache bewusst ist, dass es nicht ewig andauern wird. Gleichzeitig muss man mehr proben und wenn man einen guten Gitarristen und guten Freund gehen lassen muss, ist das immer schade.
Die Line Up-Wechsel in der Vergangenheit waren verschiedenen Dingen geschuldet: einige Ex-Mitglieder erkannten, dass das Tourleben nix für sie war, andere gründeten Familien oder nahmen Karrierejobs an. Mit vielen unserer wichtigsten Ex-Mitglieder bin ich heute gut befreundet und regelmäßig in Kontakt (Meta, Mike, Gerd, Nico, Gordon, Hille z.B.).

Das Line-Up ist nun seit 2 Jahren stabil, bis auf die Tatsache, dass Mike gegangen ist nach der OPETH-Tour, um sich anderen Prioritäten zuzuwenden, und wir stattdessen Loic aufgenommen haben. Es wird auch stabil bleiben, da bin ich überzeugt. Es hat lange gedauert, Leute zu finden, die verlässlich sind, gut am Instrument, gute Freunde, die alle dasselbe wollen und 100% in die band reinpowern. Ich hätte noch vor 2 Jahren nie erwartet, dass THE OCEAN 2010 eine band ist, die zu 80% aus Schweizern besteht... aber das ist wohl eine dieser komischen aber guten Geschichten des Lebens.



Wo wurde das Album aufgenomen? Wie lange wart ihr im Studio?



Wir haben den Grossteil der Produktion bei Julien Fehlmann in La Chaux-de-Fonds in der Schweiz aufgenommen, in mehreren Sessions. Das ist die Heimatstadt meiner Schweizer Bandmitglieder und Julien macht auch unseren Live-Sound. Wir haben dort optimale Bedingungen, es besteht ein großes Netzwerk von verfügbaren Gastmusikern, wir konnten uns alte Neumann-Mikros von einem lokalen Radiosender leihen und hatten den richtigen Raum für jeden Zweck: die Streicher wurden z.B. in einem alten holzvertäfelten Theater aufgenommen, das klang großartig. Gitarren und Bass haben wir bei uns zuhause aufgenommen und dann im Studio reamped, und Gesang und einige der Bläser habe ich in Berlin aufgenommen. Gemixt haben wir dann wieder in La Chaux-de-Fonds. Das ganze hat sich über einen Zeitraum von 6 Monaten abgespielt.



Wurden sie Songs im Studio noch sehr verändert?




Einige schon, besonders die ruhigen Stücke wie "Epiphany" und "Ptolemy Was Wrong". An diesen Songs habe ich im Studio mit dem Pianisten noch viel herumgetüftelt. Die Arrangements sind aber weitgehend gleich geblieben. Trotzdem ist es immer eine ganz andere Welt, wenn man plötzlich mit einem echten Instrument arbeitet und die Vorproduktion zu leben beginnt... dann kommen wieder neue Ideen und man geht an bestimmte Parts ganz anders heran als ursprünglich geplant. Das ist das Spannende an der Studioarbeit.



"Helioentric" wird ja auch in einer aufwendig gestalteten LP-Box erscheinen. Wer hatte die Idee dazu und wer hat die Box und die Gimmicks entworfen?




Die Idee mit der Box stammt von mir, lag ja aber auch auf der Hand. "Heliocentric" und "Anthropocentric", das Album, was im Herbst erscheinen wird, gehören textlich und konzeptuell zusammen. Wir wollten sie trotzdem nicht zusammen releasen, weil das zu viel komplexe Musik und Inhalt auf einmal gewesen wäre und wir die Leute nicht überfordern wollten diesmal. Trotzdem wollte ich den Zusammenhang durch das Artwork deutlich machen, und da bat sich die Idee einer Box an. Die Umsetzung hat dann Martin Kvamme genommen, der ja auch schon das CD-Packaging und Artwork gemacht hat und mit dem wir seit „Aeolian“, und bis in alle Ewigkeit, zusammenarbeiten werden.



In der Box ist auch schon Platz für das im Herbst kommende Nachfolge-Album "Anthropocentric" gelassen - wie weit sind die Arbeiten an dem Werk gediehen? Oder habt ihr beide Scheiben in einem Rutsch geschrieben und aufgenommen?




"Anthropocentric" ist bereits aufgenommen, bis auf den Gesang. Den werden wir direkt nach Ende dieser tour in Spanien aufnehmen. Im August wird gemixt und wir hoffen dass das Album noch dieses Jahr erscheinen wird, wahrscheinlich Ende November wenn alles klappt.



Wenn du die Entwicklung von THE OCEAN anschaust, ist die für dich logisch und nachvollziehbar, sowohl in musikalischer als auch in menschlicher Hinsicht (also aus dem Kollektiv eine Band zu machen)?




Ja, wie gesagt, das Kollektiv war ursprünglich aus der Notlage heraus entstanden, dass es unmöglich war ein beständiges und zuverlässiges Line-Up zusammenzustellen. Der unlösbare Widerspruch bestand über lange Zeit darin, dass wir eigentlich professionelle Musiker brauchten, um die musikalischen Ideen umzusetzen, diese aber gleichzeitig nicht ansatzweise professionell bezahlen konnten. Das hatte immer wieder Line Up-Wechsel zur Folge; dazu kam dass einige plötzlich anfingen Kinder zu kriegen und Familien zu gründen und nicht mehr touren wollten und dass auch einige Pfeifen dabei waren, die uns im Stich gelassen haben. So was passiert, da muss man die Zähne zusammenbeißen und weitermachen. Nun habe ich die richtigen Leute am Start und auch was die Tour-Bedingungen angeht ist heute alles etwas einfacher.
Ist die musikalische und personelle Entwicklung der band logisch? Nein, sie ist das Gegenteil von logisch. Sie ist das Resultat eines langwierigen und chaotischen Prozesses, aus dem über die Jahre und über viele Umwege mehr und mehr eine feste Vision entstanden ist. Ich hatte immer eine Menge von Ideen und Vorstellungen, die veränderlich und waren. Diese Dynamik erlaubte es, so verschiedene Dinge zu machen, wie wir eben bisher gemacht haben.



Könnt ihr von der Band leben? Falls nein, würdest du gerne?




Nein, ich möchte lieber einen Fliessbandjob machen und die Band nur so zum Spaß... nee, im Ernst: natürlich möchten wir das. Es ist ja nicht so, dass das ganze Touren Urlaub ist. Klar macht das Spaß, aber es ist auch ultra-anstrengend auf Dauer. Besonders wenn man sich um Kosten zu sparen so gut wie keine Crew leistet. Wir laden jeden Tag 1,5 Tonnen Gewicht aus unserem Anhänger aus und wieder ein - mit 5 Leuten, die alle in der Band spielen. Das ist unsere Backline und unsere Lichtanlage. Auf dieser Tour haben wir nun unseren alten Kumpel Petri als Mercher mit dabei, ansonsten machen wir alles selber. Insofern: ja, wir leben davon, aber nur weil wir so gut wie alles selbst machen. Es wäre es schon ne enorme Erleichterung sich ein bisschen mehr Crew leisten zu können... wenn wir länger nicht touren haben alle andere Jobs. Ich hab mein Label, das Friction Fest und noch ein paar andere Nebentätigkeiten.



Wie sehr bist du in der Beliner Metal/HC-Szene involviert? Gehst du zu vielen Shows, veranstaltet welche, hängst mit anderen Bands ab...?



Ich gehe regelmäßig zu Shows die mich interessieren, in Berlin gibt es eine ganz gute Szene eigentlich, aber es ist auch sehr verwöhnt, weil eben so viele Konzerte sind, dass die Leute bei weitem nicht so begeisterungsfähig sind wie anderswo. Ich arbeite auch selbst als Veranstalter; zusammen mit ein paar Freunden machen wir das Friction Fest, was dieses Jahr erstmalig in Berlin stattgefunden hat. Wir wollen Reibung erzeugen zwischen verschiedenen Spielarten von experimenteller Rockmusik im weitesten Sinne; dieses Jahr hatten wir ENTOMBED, EFTERKLANG, Bohren und der Club of Gore, BLACK HEART PROCESSION, CRIPPLED BLACK PHOENIX und auch THE OCEAN haben gespielt. Nächstes Jahr wird das Festival im Berghain statfinden, Berlins und vielleicht der Welt berühmtester Technoclub. Die Leute da sind super begeistert von unserem Konzept und veranstalten in letzter Zeit auch viel nicht-elektronische Events, wie SUNN0))) zuletzt, etc. Das wird gut!



Was sind die weiteren Pläne für THE OCEAN 2010? Stehen Touren an?




Wir sind jetzt bis Ende Juni auf tour, anschließend werden wir in Spanien Gesang aufnehmen für das "Anthropocentric"-Album, dann haben wir noch eine Spanien Tour, diverse Festivals, und im August werden wir das kommende Album mixen. Im November geht es in die USA und vorher steht wahrscheinlich noch eine weitere Europa-Tour an, evtl. als Support, ist noch nicht bestätigt.



Und Grüße, Shout-Outs, weise Worte zum Schluss?




Kommt rum!


Review:

Guardian Angel

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DIVIDED MULTITUDE haben eine lange Pause eingelegt, satte acht Jahre sind seit dem letzten Album vergangen, das damals Kollege Goofy nicht sonderlich beeindrucken konnte. Anno 2010 gehen die Herren straighter zu Werke, mehr in Richtung ICED EARTH als DREAM THEATER. Was nicht heißen soll, dass „Guardian Angel“ zu seicht und belanglos geworden ist, die Grundausrichtung der Band ist auch hier progressiver Metal, womit sie sich aber zwischen alle Stühle setzen: echten Proggies sind die elf Songs wahrscheinlich dann doch zu simpel aufgebaut, während beinharte Power Metal-Fans zu viel Gefrickel beanstanden werden. Da hilft es auch nichts, dass hier versierte Musiker am Werk sind, bei denen gerade Sänger Russell immer wieder an ICED EARTH-Sirene Matt Barlow erinnert und die Akzente setzt. Jacob Hansen (VOLBEAT, MERCENARY) hat in Sachen Produktion solide Arbeit geleistet und jedem Instrument genügend Platz eingeräumt, daran scheitert „Guardian Angel“ schon mal nicht. Hätte die Scheibe nicht eine unklare Grundausrichtung, hätte hier was richtig Gutes rauskommen können, aber in der aktuellen Fassung bleibt es bei halbgarem Kram, mit dem niemand wirklich glücklich werden wird.

Guardian Angel


Cover - Guardian Angel Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 61:9 ()
Label:
Vertrieb:

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