Review:

The Official Bootleg Box Set - Vol. 2 (8-CD Box)

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Nach dem die EMI 2008 die MARILLION-Box “Early Stages: Official Bootleg” mit sechs Silberlingen inklusive 50 bis Dato unveröffentlichte Liveversionen von Songs aus der Zeit zwischen 1982 und 1987 veröffentlicht und somit die FISH-Ära komplett abgehandelt hatte, geht es jetzt munter weiter mit der Ausschlachtung von Altmaterial.

Jetzt steht mit „The Official Bootleg Box Set - Vol 2.“ die Phase mit dem neuen Sänger Steve Hogarth, der ja ab 1988 dazu kam und bis heute bei den ehemaligen britischen Neo-Progern am Mikro steht, im Vordergrund. Es sind dabei durchgehend Liveaufnahmen einiger kompletter Konzerte von 1990 bis 1994. Ehemalige Neoproger deshalb, da die heutigen MARILLION musikalisch sowie stilistisch mit ihren Anfangsjahren bis zum FISH-Ausstieg nur noch wenig bis gar nichts mehr zu tun haben. Dies hat natürlich mit den beiden in ihrer Art grundverschiedenen Sängertypen und ihren doch sehr eigenen eigenwilligen Stilen sowie auch einer völlig anderen Bühnenperformance zu tun.

FISH war damals mehr der dominierende Frontman, der den Rest beinahe an die Wand zu drücken schien - dann kam der eher introvertierte Steve Hogarth, der mir eher als eine Art Teamplayer vorkommt und sich selbst nicht so sehr in den Vordergrund drängt. Die Band ist heute wesentlich progressiver im eigentlichen Sinne unterwegs als sie es zu alten Zeiten jemals war, aber diese sicher sehr lobenswerte immer wieder stattgefundene Erneuerung mit manchmal sehr gewöhnungsbedürftigen bis sorry komplett grausigen Alben, hat (zu Recht) nicht immer nur positive Reaktionen hervorgerufen.

Diese üppige Box aus den ersten vier Marillionjahen mit Hogarth zeigt die Band in einer Art Übergangsphase als die ersten drei Studioalben „Holidays In Eden“, „Seasons End“ und das bis heute mit wohl beste Werk der Briten die Konzeptscheibe „Brave“ entstanden. Auf CD Nummer 6 ist dieser Mitschnitt aus Warschau enthalten (Juni 1994) bisher gab es dies offiziell nur auf der 1996 erschienenen Live-CD „Made again“ und in einer schlechteren Klangversion.

Zahlreiche Marillion-Klassiker aus den Jahren 1983 – 1987 sind auf den diversen Setlists natürlich auch noch enthalten als da wären z.B. „Garden Party“, „Kayleigh“, „Lavender“, „Incommunicado“, „Market Square Heroes“ oder „Script For A Jester´s Tear“. Bei so manchem dieser Songs ist der gute Hogarth mit seinem zarteren Organ natürlich etwas überfordert und kann einfach nicht den gewohnten, emotionellen Ausdruck von Fish rüberbringen. Man merkt aber auch je länger er die Sachen über die Jahre singt, klingt das Ganze sicherer mit etwas mehr Routine und so auch mit besserer wenn auch anderer Intonation. Bei den neuen Sachen, die mit ihm entstanden sind wie u.a. aus „Season’s End“ hier das Konzert beim „Cumbria Rock Festival“ sowie aus der Londoner Wembley-Arena als gerade „Holidays In Eden“ draußen war zeigt er aber seine ganz eigene Klasse und verhilft so den Aufnahmen doch noch zu einem rundum positiven Eindruck. Manche Songs sind gleich mehrfach vertreten (u.a. "Hooks in you")aber zum Teil in unterschiedlichen Längen und leicht andreren Versionen

Die Verpackung ist schön aufgemacht, optisch durchaus gelungen auch die einzeln verpackten CD’s sind ansprechend gestaltet, wenn auch die Klasse der kultigen Ursprungscover von Wilkinson natürlich nie erreicht wird. Ein einigermaßen informatives kleines Booklet ist noch dabei, leider ohne Deutsche Übersetzung. Der geneigte Marillion-Fan erhält 78 Tracks mit rund sieben Stunden Musik, die auch klanglich für „Bootleg-Standards“ eher im oberen Level angesiedelt ist. Von der EMI dürfte jetzt nicht mehr viel kommen, denn nach dem allenfalls mittelmäßigen „Afraid Of Sunlight“ Werk vermarkten die cleveren Engländer fortan ihre Musik u.a. über ihre Homepage exklusiv selbst und da gibt es auch immer wieder mal spezielle Liveangebote.

Für die vielen neuen Fans, die Marillion in den letzten Jahren durch ihre manchmal sehr modernen Ansätze sicher hinzugewinnen konnten, dürften diese interessanten Aufnahme nocheinmal die spannende Entwicklung sowie den Reifeprozess, den Steve Hogarth mit Marillion und ihre Musik in diesen Anfangsjahren durchgemacht haben, nocheinmal recht anschaulich nachzeichnen.

The Official Bootleg Box Set - Vol. 2 (8-CD Box)


Cover - The Official Bootleg Box Set - Vol. 2 (8-CD Box) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 78
Länge: 360:51 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

In Limbo

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LAVA ENGINE kommen aus Schweden und liefern auf ihrem zweiten regulären Output „In Limbo“ (2008 erschien das selbstbetitelten 4-Song Debüt) fünf recht lange Songs ab, welche in ihrer angedachten Atmosphäre an alte ANATHEMA, KATATONIA oder den ruhigen Parts der letzen OPETH-Alben erinnern. Setzt man den Fokus eher auf das gesangliche (Magnus Florin) kommen einen bei LAVA ENGINE auch noch PAIN OF SALVATION in den Sinn. Der düster und heavy rüberkommende Opener „Drain Your Soul“ setzt genannte Affinitäten am ehesten um, aber als Anspieltipp sei mal Song Nummer drei, das melancholisch schöne „Common Ground” sowie das mit einem klasse Chorus und Refrain ausgestattete, zwischen doomigen Riffs und Frickel gelegene „Windows Closed“ genannt (Ohrwurm). Kann Gesang und Songwriting also durchaus überzeugen, so hält der Sound der EP da leider nicht ganz mit. Dabei ist es nicht die etwas dünne Produktion (das darf bei einem Underdog schon mal sein) sondern der recht scheppernd eingestellte Schlagzeugsound nimmt den Kompositionen etwas die Power. LAVA ENGINE haben mit „In Limbo“ ein schönes Stück progressive dunkler Musik abgeliefert, welche aber sicher noch Luft nach oben aufweist. Das Potential dies auszufüllen scheinen die vier Schweden aber zu haben.

In Limbo


Cover - In Limbo Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 30:18 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Inhuman Nature

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Mit „Inhuman Nature“ werden die Österreicher JUVALIANT wohl von Anfang an richtig durchstarten und liefern für Freunde symphonisch progressiv harter Klänge ein mehr als nur gutes Debüt ab. Die 2006 gegründete Band hatte das Teil ja bereits letztes Jahr fertig gestellt und an verschiedene Mags und Labels geschickt. Untergekommen ist man nun bei Limb Music und deren euphorische Info ist nicht ganz von der Hand zu weisen – hat man doch mit „Inhuman Nature“ einen Bastard irgendwo zwischen SYMPHONY X und alten RHAPSODY OF FIRE auf der Artist-List. Erstaunlich auch wie reif und mit Sinn für Details die Kompositionen des Newcomers wirken und den oft ausladend bombastischen, mit ausreichend heaviness ausgestatteten eingängigen Songs die Krone aufsetzt. Obwohl das Album ein durchgehend hohes Niveau ohne Ausfälle aufweist, seien mit dem rechten Knaller „Doomsday Machine“ (samt klasse Riffattacken seitens Robert Schönleitner und fetten Drums von Sebastian Lanser – den beiden Vätern von JUVALIANT) und dem sehr abwechslungsreichen, orchestralen „Killing Child“ (Song mit Langzeitwirkung) zwei Anspieltipps genannt. Mein Favorit allerdings kommt dann ganz zum Schluss. Das 11-minütige „Cold Distance Of The Universe“ ist eine Blaupause für hochwertigen symphonischen Metal. Tolle Melodien und Refrains, unterschiedliche Tempi und anspruchvolle Passagen ohne das Langeweile aufkommt kennzeichnen diesen epischen Song – großes Kino. Ergo: JUVALIANT brauchen sich bereits mit ihrem Debüt vor keinerlei Konkurrenz verstecken. Für Fans des Genres gehört „Inhuman Nature“ auf die „to-do-Liste“, basta!

Inhuman Nature


Cover - Inhuman Nature Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 55:38 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Obsidian Conspiracy

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Dass sich die Seattler Metal-Institution etwas schwer tun würde, ihr überirdisch geniales 2005er Werk „This Godless Endeavor“ zu übertreffen, war zumindest für die Fans diesseits der Realitätsbarriere ein unstrittiger Fakt. Aber Warrel Dane, Jeff Loomis und Co. haben die vier Jahre zwischen den beiden Werken nicht sinnlos verstreichen lassen und sich mitunter die Batterien bei ebenfalls sehr starken Solo-Werken neu aufgeladen. Das mag auch der Grund dafür sein, dass „The Obsidian Conspiracy“ eher an Danes Solowerk „Praises To The War Machine“ denn an die frühen Band-Klassiker erinnert. Das Album startet mit „The Termination Proclamation“ und „Your Poison Throne“ erstaunlich sperrig und weit von früheren Überfallkommandos der Marke „Born“ oder „The Seven Tongues Of God“ entfernt. Aber spätestens mit dem atmosphärischen und absolut bandtypischen „Moonrise“ fühlt man sich wieder heimisch im qualitativ einmal mehr erstklassigen NEVERMORE-Universum. Das rhythmisch experimentelle „And The Maiden Spoke“ und das grandiose „Emptiness Unobducted“ (mit Ohrwurm-Refrain der S-Klasse) geben den weiteren Weg vor, bevor der geile Groover „Without Morals“, das halb schrammelige, halb balladeke „The Day You Built The Wall“ und der atmosphärische Banger „She Comes In Colours“ den Schlusspfiff einleiten. Und wie nicht ganz ungewohnt von der Band haben NEVERMORE ihr absolutes Highlight ganz ans Ende gestellt: der herrlich nach vorne peitschende Titelsong mit seinem hymnischen Killer-Refrain darf sich zwischen den besten Kompositionen der Jungs überhaupt einreihen. Den einzigen echten Kritikpunkt liefert die Ballade „The Blue Marble And The New Soul“, die ein allzu großes Abziehbild der Göttersongs „Sentient 6“ und „The Heart Collector“ darstellt. Und auch wenn es NEVERMORE mit „The Obsidian Conspiracy“ insgesamt nicht ganz gelungen ist, ihrer beeindruckenden Karriere einen weiteren Meilenstein hinzuzufügen, kann hier niemand wirklich etwas zu bemängeln haben, denn das Album ist schlichtweg eine Wucht!

The Obsidian Conspiracy


Cover - The Obsidian Conspiracy Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 44:51 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Sol Eye Sea I

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Das neue und vierte Album der Instrumentalband IREPRESS (ausgesprochen: Ear Press) aus Boston trägt den ungewöhnlichen Titel „Sol Eye Sea I“, und auch die Musik darauf ist alles andere als konventionell. Mit seiner Mischung aus Post-Rock, Progressive und Metal liegt der Fünfer irgendwo zwischen MOGWAI, ISIS, DREAM THEATER und PINK FLOYD, zusätzlich werden aber auch artfremde Stile wie Jazz oder Disco (!) eingebaut. Diese Beschreibung mag anstrengend klingen, tatsächlich taucht man aber schon nach kurzer Eingewöhnungsphase in den dichten Sound ein. Scheinbar spielend gelingt es der Band, die verschiedenen Parts ihrer komplexen Songs wie selbstverständlich ineinander greifen zu lassen. So wechseln sich vertrackte und frickelige Passagen mit bolzigen Riffs sowie verspielten und träumerischen Parts ab, ohne dass man aus dem atmosphärischen Fluss des Albums gerissen wird. Sogar das mit Drum ´n´ Bass-Beat (!) unterlegte „Fletchie“ fügt sich ein und sorgt für eine weitere Klangfarbe im Gesamtsound. Mit „Sol Eye Sea I“ ist IREPRESS ein Werk gelungen, das von vorne bis hinten mitreißt, immer wieder neue überraschende Wendungen bietet und auf faszinierende Art und Weise vorführt, was alles möglich ist, wenn man auf Genregrenzen pfeift.

Sol Eye Sea I


Cover - Sol Eye Sea I Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 59:11 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

The Ocean

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Interview "Heliocentric" ist nun endlich fertig und wird in Kürze erscheinen - wie sind die Reviews bisher ausgefallen? Und wie ist das Feedback der Fans zu Songs?




„Heliocentric“ polarisiert, und das ist gut so. Aber das bisherige Feedback von Medien und Fans ist deutlich umfangreicher und positiver als „Precambrian“, mit dem viele Hörer zunächst überfordert waren.

Die Fans, die uns wirklich schätzen tun dies aber gerade weil wir mit jedem Album etwas anderes machen – das hat mir das sehr positive direkte Feedback von Fans und auch der überwältigende Rücklauf des Preo.rders unserer LP- und CD Boxen gezeigt.

Natürlich gibt es immer auch Meckerköppe, wenn man neue Wege geht... als wir „Fogdiver“ veröffentlichten meckerten einige Leute darüber, dass es keinen Gesang gab. Als dann „Fluxion“ kam war vielen der Gesang zu krass. Bei „Aeolian“ wurde geflennt, dass die klassischen Instrumente und die Atmosphäre weitgehende fehlten.. usw. wenn man sich danach richten würde was die Leute von Dir und Deiner Musik denken, würde man alles falsch machen, was man nur falsch machen kann.

Dass den einen „Aeolian“ besser gefällt und den anderen „Heliocentric“, ist normal. Aber ich glaube die meisten Fans sehen die rote Linie, die sich durch alle unsere Alben und unsere live Shows und unsere Visuals und unser Album artwork zieht – durch alles, was wir machen. Ich will das gar nicht im detail beschreiben, da jeder dort andere Sachen sieht und schätzt, aber es ist wohl eine bestimmte Atmosphäre, eine bestimmte Ästhetik, eine Vorliebe für bestimmte Harmonien und eine recht eigene Art und Weise, mit Dynamik umzugehen.



Die Scheibe ist definitiv anders als erwartet und anders als der Vorgänger. War es eine bewusste Entscheidung oder ist das beim Songwriting einfach so passiert?



Ich bin mit dem „Precambrian“-Abum nach wie vor sehr zufrieden, von einigen Schönheitsfehlern abgesehen. Aber es war alles gesagt, was es im Rahmen der „Precambrian“-Formel zu sagen gab. Wir sind keine Band, die eine Formel für ihren Aound entwickelt und dann 5 Alben lang diese Formel anwendet, bloß weil sie funktioniert. Es war Zeit für etwas Neues. Schon lange bevor Loic in die Band kam war klar, dass wir künftig dem Gesang mehr Platz einräumen wollen. Für mich ist das eine große Herausforderung gewesen, weil Gesang bei uns immer eher den Stellenwert eines Rhythmusinstruments innegehabt hat. Außerdem war es immer das letzte Glied in der Kette des Songwritings, der Gesang wurde am Schluss „on top“ hinzugefügt. Das war bei „Heliocentric“ anders, die meisten Stücke sind schon mit Gesangslinien im Kopf komponiert worden (auch das, bevor Loic in die band kam). Mit Melodiebögen zu arbeiten, die Instrumentierung und Ausschmückung der Instrumental-Parts streckenweise etwas zu reduzieren um Platz zu lassen für Gesang, war ein völlig neuer Ansatz für mich. So was muss gelegentlich ein, wenn man es für sich selbst als Musiker spannend halten will.



Fühlt sich THE OCEAN wie eine "richtige" Band an? Warum der Abschied von der Kollektiv-Idee und dem dauernden Wechsel der beteiligten Musiker?




Ich habe „Heliocentric“ noch im Alleingang geschrieben, aber die anderen Mitglieder haben meine Ideen wesentlich freier umgesetzt... ich habe nicht mehr jedes Drum-Fill vorprogrammiert, weil ich jetzt mit Luc einen Schlagzeuger habe der das viel besser kann als ich... wir verstehen uns musikalisch hervorragend, das passt einfach wie die Faust aufs Auge, auch ohne große umständliche verbale Kommunikation. Das ist das wonach ich immer gesucht habe.
THE OCEAN 2010 sind eine feste Band. Das Kollektiv besteht weiter um den Kern der band herum, wir haben gerade mit einer großen Besetzung von 13 Leuten unsere Record Release-Show gespielt... aber der Kern selbst ist fest.
Wechselnde Mitglieder haben Vor- und Nachteile: es gibt ständig frischen Wind, das ist gut. Man hat eine sehr intensive Zeit zusammen, die man umso intensiver zu schätzen weiß wenn man sich der Tatsache bewusst ist, dass es nicht ewig andauern wird. Gleichzeitig muss man mehr proben und wenn man einen guten Gitarristen und guten Freund gehen lassen muss, ist das immer schade.
Die Line Up-Wechsel in der Vergangenheit waren verschiedenen Dingen geschuldet: einige Ex-Mitglieder erkannten, dass das Tourleben nix für sie war, andere gründeten Familien oder nahmen Karrierejobs an. Mit vielen unserer wichtigsten Ex-Mitglieder bin ich heute gut befreundet und regelmäßig in Kontakt (Meta, Mike, Gerd, Nico, Gordon, Hille z.B.).

Das Line-Up ist nun seit 2 Jahren stabil, bis auf die Tatsache, dass Mike gegangen ist nach der OPETH-Tour, um sich anderen Prioritäten zuzuwenden, und wir stattdessen Loic aufgenommen haben. Es wird auch stabil bleiben, da bin ich überzeugt. Es hat lange gedauert, Leute zu finden, die verlässlich sind, gut am Instrument, gute Freunde, die alle dasselbe wollen und 100% in die band reinpowern. Ich hätte noch vor 2 Jahren nie erwartet, dass THE OCEAN 2010 eine band ist, die zu 80% aus Schweizern besteht... aber das ist wohl eine dieser komischen aber guten Geschichten des Lebens.



Wo wurde das Album aufgenomen? Wie lange wart ihr im Studio?



Wir haben den Grossteil der Produktion bei Julien Fehlmann in La Chaux-de-Fonds in der Schweiz aufgenommen, in mehreren Sessions. Das ist die Heimatstadt meiner Schweizer Bandmitglieder und Julien macht auch unseren Live-Sound. Wir haben dort optimale Bedingungen, es besteht ein großes Netzwerk von verfügbaren Gastmusikern, wir konnten uns alte Neumann-Mikros von einem lokalen Radiosender leihen und hatten den richtigen Raum für jeden Zweck: die Streicher wurden z.B. in einem alten holzvertäfelten Theater aufgenommen, das klang großartig. Gitarren und Bass haben wir bei uns zuhause aufgenommen und dann im Studio reamped, und Gesang und einige der Bläser habe ich in Berlin aufgenommen. Gemixt haben wir dann wieder in La Chaux-de-Fonds. Das ganze hat sich über einen Zeitraum von 6 Monaten abgespielt.



Wurden sie Songs im Studio noch sehr verändert?




Einige schon, besonders die ruhigen Stücke wie "Epiphany" und "Ptolemy Was Wrong". An diesen Songs habe ich im Studio mit dem Pianisten noch viel herumgetüftelt. Die Arrangements sind aber weitgehend gleich geblieben. Trotzdem ist es immer eine ganz andere Welt, wenn man plötzlich mit einem echten Instrument arbeitet und die Vorproduktion zu leben beginnt... dann kommen wieder neue Ideen und man geht an bestimmte Parts ganz anders heran als ursprünglich geplant. Das ist das Spannende an der Studioarbeit.



"Helioentric" wird ja auch in einer aufwendig gestalteten LP-Box erscheinen. Wer hatte die Idee dazu und wer hat die Box und die Gimmicks entworfen?




Die Idee mit der Box stammt von mir, lag ja aber auch auf der Hand. "Heliocentric" und "Anthropocentric", das Album, was im Herbst erscheinen wird, gehören textlich und konzeptuell zusammen. Wir wollten sie trotzdem nicht zusammen releasen, weil das zu viel komplexe Musik und Inhalt auf einmal gewesen wäre und wir die Leute nicht überfordern wollten diesmal. Trotzdem wollte ich den Zusammenhang durch das Artwork deutlich machen, und da bat sich die Idee einer Box an. Die Umsetzung hat dann Martin Kvamme genommen, der ja auch schon das CD-Packaging und Artwork gemacht hat und mit dem wir seit „Aeolian“, und bis in alle Ewigkeit, zusammenarbeiten werden.



In der Box ist auch schon Platz für das im Herbst kommende Nachfolge-Album "Anthropocentric" gelassen - wie weit sind die Arbeiten an dem Werk gediehen? Oder habt ihr beide Scheiben in einem Rutsch geschrieben und aufgenommen?




"Anthropocentric" ist bereits aufgenommen, bis auf den Gesang. Den werden wir direkt nach Ende dieser tour in Spanien aufnehmen. Im August wird gemixt und wir hoffen dass das Album noch dieses Jahr erscheinen wird, wahrscheinlich Ende November wenn alles klappt.



Wenn du die Entwicklung von THE OCEAN anschaust, ist die für dich logisch und nachvollziehbar, sowohl in musikalischer als auch in menschlicher Hinsicht (also aus dem Kollektiv eine Band zu machen)?




Ja, wie gesagt, das Kollektiv war ursprünglich aus der Notlage heraus entstanden, dass es unmöglich war ein beständiges und zuverlässiges Line-Up zusammenzustellen. Der unlösbare Widerspruch bestand über lange Zeit darin, dass wir eigentlich professionelle Musiker brauchten, um die musikalischen Ideen umzusetzen, diese aber gleichzeitig nicht ansatzweise professionell bezahlen konnten. Das hatte immer wieder Line Up-Wechsel zur Folge; dazu kam dass einige plötzlich anfingen Kinder zu kriegen und Familien zu gründen und nicht mehr touren wollten und dass auch einige Pfeifen dabei waren, die uns im Stich gelassen haben. So was passiert, da muss man die Zähne zusammenbeißen und weitermachen. Nun habe ich die richtigen Leute am Start und auch was die Tour-Bedingungen angeht ist heute alles etwas einfacher.
Ist die musikalische und personelle Entwicklung der band logisch? Nein, sie ist das Gegenteil von logisch. Sie ist das Resultat eines langwierigen und chaotischen Prozesses, aus dem über die Jahre und über viele Umwege mehr und mehr eine feste Vision entstanden ist. Ich hatte immer eine Menge von Ideen und Vorstellungen, die veränderlich und waren. Diese Dynamik erlaubte es, so verschiedene Dinge zu machen, wie wir eben bisher gemacht haben.



Könnt ihr von der Band leben? Falls nein, würdest du gerne?




Nein, ich möchte lieber einen Fliessbandjob machen und die Band nur so zum Spaß... nee, im Ernst: natürlich möchten wir das. Es ist ja nicht so, dass das ganze Touren Urlaub ist. Klar macht das Spaß, aber es ist auch ultra-anstrengend auf Dauer. Besonders wenn man sich um Kosten zu sparen so gut wie keine Crew leistet. Wir laden jeden Tag 1,5 Tonnen Gewicht aus unserem Anhänger aus und wieder ein - mit 5 Leuten, die alle in der Band spielen. Das ist unsere Backline und unsere Lichtanlage. Auf dieser Tour haben wir nun unseren alten Kumpel Petri als Mercher mit dabei, ansonsten machen wir alles selber. Insofern: ja, wir leben davon, aber nur weil wir so gut wie alles selbst machen. Es wäre es schon ne enorme Erleichterung sich ein bisschen mehr Crew leisten zu können... wenn wir länger nicht touren haben alle andere Jobs. Ich hab mein Label, das Friction Fest und noch ein paar andere Nebentätigkeiten.



Wie sehr bist du in der Beliner Metal/HC-Szene involviert? Gehst du zu vielen Shows, veranstaltet welche, hängst mit anderen Bands ab...?



Ich gehe regelmäßig zu Shows die mich interessieren, in Berlin gibt es eine ganz gute Szene eigentlich, aber es ist auch sehr verwöhnt, weil eben so viele Konzerte sind, dass die Leute bei weitem nicht so begeisterungsfähig sind wie anderswo. Ich arbeite auch selbst als Veranstalter; zusammen mit ein paar Freunden machen wir das Friction Fest, was dieses Jahr erstmalig in Berlin stattgefunden hat. Wir wollen Reibung erzeugen zwischen verschiedenen Spielarten von experimenteller Rockmusik im weitesten Sinne; dieses Jahr hatten wir ENTOMBED, EFTERKLANG, Bohren und der Club of Gore, BLACK HEART PROCESSION, CRIPPLED BLACK PHOENIX und auch THE OCEAN haben gespielt. Nächstes Jahr wird das Festival im Berghain statfinden, Berlins und vielleicht der Welt berühmtester Technoclub. Die Leute da sind super begeistert von unserem Konzept und veranstalten in letzter Zeit auch viel nicht-elektronische Events, wie SUNN0))) zuletzt, etc. Das wird gut!



Was sind die weiteren Pläne für THE OCEAN 2010? Stehen Touren an?




Wir sind jetzt bis Ende Juni auf tour, anschließend werden wir in Spanien Gesang aufnehmen für das "Anthropocentric"-Album, dann haben wir noch eine Spanien Tour, diverse Festivals, und im August werden wir das kommende Album mixen. Im November geht es in die USA und vorher steht wahrscheinlich noch eine weitere Europa-Tour an, evtl. als Support, ist noch nicht bestätigt.



Und Grüße, Shout-Outs, weise Worte zum Schluss?




Kommt rum!


Review:

Guardian Angel

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DIVIDED MULTITUDE haben eine lange Pause eingelegt, satte acht Jahre sind seit dem letzten Album vergangen, das damals Kollege Goofy nicht sonderlich beeindrucken konnte. Anno 2010 gehen die Herren straighter zu Werke, mehr in Richtung ICED EARTH als DREAM THEATER. Was nicht heißen soll, dass „Guardian Angel“ zu seicht und belanglos geworden ist, die Grundausrichtung der Band ist auch hier progressiver Metal, womit sie sich aber zwischen alle Stühle setzen: echten Proggies sind die elf Songs wahrscheinlich dann doch zu simpel aufgebaut, während beinharte Power Metal-Fans zu viel Gefrickel beanstanden werden. Da hilft es auch nichts, dass hier versierte Musiker am Werk sind, bei denen gerade Sänger Russell immer wieder an ICED EARTH-Sirene Matt Barlow erinnert und die Akzente setzt. Jacob Hansen (VOLBEAT, MERCENARY) hat in Sachen Produktion solide Arbeit geleistet und jedem Instrument genügend Platz eingeräumt, daran scheitert „Guardian Angel“ schon mal nicht. Hätte die Scheibe nicht eine unklare Grundausrichtung, hätte hier was richtig Gutes rauskommen können, aber in der aktuellen Fassung bleibt es bei halbgarem Kram, mit dem niemand wirklich glücklich werden wird.

Guardian Angel


Cover - Guardian Angel Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 61:9 ()
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Breakthroughs In Modern Art

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Die aus Ohio stammende Formation SIX GALLERY wurde in 2005 ursprünglich als Instrumental-Combo gegründet, hat sich aber mittlerweile um Sänger Daniel J. Francis erweitert. Herausgekommen ist nach zwei gesanglosen EPs mit „Breakthroughs In Modern Art“ ein lebendiges und zugleich entspannendes Album dessen kompakte Songs trotz unterschiedlicher Stilmittel wie aus einem Guss wirken und welche das übliche Wechselspiel aus druckvolleren Gitarreparts und atmosphärischen Passagen wie selbstverständlich wirken lassen. „Bermuda Triangles“ und auch „Just Hey“ bedienen dabei gekonnt diejenige welche es gern etwas flotter und verspielter haben (wobei der Gesang und der Stil vor allem bei letzterem Song an ältere INCUBUS erinnert) - „Built To Last“ und „Smile Like A Switch” lassen uns dann wohlig zum chillen zurücksinken. Wer sich öfters mal Stoff der Marke OCEANSIZE, COHEED & CAMBRIA aber auch INCUBUS & Co. reinzieht könnte mit SIX GALLERY und „Breakthroughs In Modern Art“ was anzufangen wissen.

Breakthroughs In Modern Art


Cover - Breakthroughs In Modern Art Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 39:56 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Hollywood

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CIRCLE legen mit „Hollywood“ quasi das Vermächtnis einer vergangenen Ära vor, ist doch bei den acht Tracks aus den Jahren 2005 bis 2008 noch der alte Sänger zu hören, während Material mit Neu-Sänger Mika erst noch veröffentlicht werden muss. Die Finnen zeigen sich in der guten Stunde vom Progressive Rock und 70er Jahre-Sachen inspiriert, was sich stark im Songaufbau zeigt („Suddenly“) und sich in der warmen Produktion fortsetzt. Mal flott, mal progressiv-ausufernd sind die Stücke geworden, der Wechsel zwischen beiden Polen lässt „Hollywood“ auch in den langen Songs interessant klingen. Die Gitarren tragen mit leicht psychedelischen Riffs ihren Teil dazu bei, die THC-geschwängerte Atmosphäre einer Clubshow oder des Proberaums in das heimische Wohnzimmer zu bringen, während die Keyboardeinsätze Erinnerungen an okkultigere Sachen wecken. Über allen schwebt (jetzt Ex-)Sänger Bruce mit seinem markanten Timbre, voller Hingabe und leicht entrückt von der Welt gibt er seine Texte zum Besten. Alle Elemente greifen hier schön ineinander und lassen „Hollywood“ zu einer entspannten Rockplatte werden, die Proggies und Stoner-Fans genauso gefallen wird wie aufgeschlossene Postcore-Jünger. Bleibt die Frage, wie das neue Material klingt, aber das wird hoffentlich in Bälde beantwortet werden.

Hollywood


Cover - Hollywood Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 60:3 ()
Label:
Vertrieb:
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Sub Specie Cygnus

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Schon allein der eigenwillige und leicht zungenbrecherische Bandname SWANUSURPATION ließe auf recht abenteuerliche Musik schließen. Der ebenfalls treffende Albumtitel „Sub Specie Cygnus“ sowie die ersten Höreindrücke sorgen dann schnell für absolute Gewissheit: hier sind echte (Tüftler)Freaks am Werk, der Begriff Schwanengesang muß neu definiert werden.

Allein mit dem Begriff „Progressive“ kommt man bei dieser rein instrumentalen Mucke nicht sehr weit, denn dies ist schlichtweg eine absolute Untertreibung, es handelt sich hier vielmehr um eine Art improvisierte experimentelle Musik als eine, laut eignem Bekunden, wie auch immer geartete sehr individuelle Kunstform.

Diese teilweise absolut abgefahrenen Soundcollagen mit viel Elektronik, Samples, Beats sind auch durchzogen mit unterschiedlichen Gitarrensounds - der Metalaspekt ist hier aber ganz weit hinten anzusetzen auch wenn die Saiten mal typisch frickelig, dann wieder eher noisig, shredder und auch mal riffig daher kommen. Dieses Hamburger Duo SWANUSURPATION spielt auch gerne live. Kann ich mir nur ehrlich gesagt nicht so recht vorstellen, wie man diesem Klanggebäu mit lustigem aber auch mal nervigen Gefiepse, Orgelklängen, Geräuschen in meist düsterem Grundtenor und keinerlei nachvollziehbaren roten Faden oder gar irgendwelcher Melodien sich auf einer Bühne reinziehen kann, ohne dabei durchzudrehen. Schon auf der CD fällt mir dies wahrlich nicht ganz einfach, am Stück dranzubleiben klar Massenwahre hört sich anders an, muß ja auch nicht jeder machen aber auch grenzenloses sich selbst verwirklichen kann für andere sehr anstrengend sein.

Nur muß dies wirklich so krass sein, mitunter hört sich dass an wie JEAN-MICHEL JARRE auf Acid meets KRAFTWERK und einen Schuss PORTISHEAD. Manche Songs wirken leider (zwar beabsichtigt) nur sehr Fragmenthaft ohne eigentliche Mitte sondern sind reine Soundhülsen, mal hektisch-konfus dann wieder sehr trancehaft und weitläufig wie in einem Science Fiction Soundtrack. Manche Titel sind sogar selbstredend wie „Cluster-Kopfschmerzen“ andererseits nehmen sich die beiden Künstler auch sehr wohltuend selsbt nicht so ganz ernst und sehen ihre Schaffen auch mit einen gewissen ironischen Unterton, was auch in den Namen wie „Quorks“ oder „Ein ambivalenter Tag“ zum Tragen kommt.

Ich bin ehrlich, es erschlägt einen fast ob soviel Freigeist im künstlerischen Schaffen sowie dieser nur sehr schwer greifbaren und schon garnicht irgendwie mit worten beschreibbaren Musik.
Hier wird stilistisch alles quer durch den Wolf oder auch Mixer gedreht einzelne Parts oder gar Songs, es sind immerhin elf auf diese Pladde, sind eigentlich nicht herauszuheben, man muß wohl das Ganze betrachten oder zumindest die Geduld aufbringen sich einmal durchzuwühlen. Dann könnte schon dass ein oder andere gefallen finden, wobei mir die etwas ruhigeren Sachen noch am besten Gefallen wie u.a. „Monstermelange“.

Zweifellos muß man experimentelle oder auch sehr weitläufig gejammte Parts schon sehr mögen, dann findet sich auch zu dieser unorthodoxen Kopfmusik irgendein Zugang. Sehr speziell dass Ganze.

Sub Specie Cygnus


Cover - Sub Specie Cygnus Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 55:21 ()
Label:
Vertrieb:

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