Review: The Official Bootleg Box Set - Vol. 2 (8-CD Box)
Nach dem die EMI 2008 die MARILLION-Box “Early Stages: Official Bootleg” mit sechs Silberlingen inklusive 50 bis Dato unveröffentlichte Liveversionen von Songs aus der Zeit zwischen 1982 und 1987 veröffentlicht und somit die FISH-Ära komplett abgehandelt hatte, geht es jetzt munter weiter mit der Ausschlachtung von Altmaterial.
Jetzt steht mit „The Official Bootleg Box Set - Vol 2.“ die Phase mit dem neuen Sänger Steve Hogarth, der ja ab 1988 dazu kam und bis heute bei den ehemaligen britischen Neo-Progern am Mikro steht, im Vordergrund. Es sind dabei durchgehend Liveaufnahmen einiger kompletter Konzerte von 1990 bis 1994. Ehemalige Neoproger deshalb, da die heutigen MARILLION musikalisch sowie stilistisch mit ihren Anfangsjahren bis zum FISH-Ausstieg nur noch wenig bis gar nichts mehr zu tun haben. Dies hat natürlich mit den beiden in ihrer Art grundverschiedenen Sängertypen und ihren doch sehr eigenen eigenwilligen Stilen sowie auch einer völlig anderen Bühnenperformance zu tun.
FISH war damals mehr der dominierende Frontman, der den Rest beinahe an die Wand zu drücken schien - dann kam der eher introvertierte Steve Hogarth, der mir eher als eine Art Teamplayer vorkommt und sich selbst nicht so sehr in den Vordergrund drängt. Die Band ist heute wesentlich progressiver im eigentlichen Sinne unterwegs als sie es zu alten Zeiten jemals war, aber diese sicher sehr lobenswerte immer wieder stattgefundene Erneuerung mit manchmal sehr gewöhnungsbedürftigen bis sorry komplett grausigen Alben, hat (zu Recht) nicht immer nur positive Reaktionen hervorgerufen.
Diese üppige Box aus den ersten vier Marillionjahen mit Hogarth zeigt die Band in einer Art Übergangsphase als die ersten drei Studioalben „Holidays In Eden“, „Seasons End“ und das bis heute mit wohl beste Werk der Briten die Konzeptscheibe „Brave“ entstanden. Auf CD Nummer 6 ist dieser Mitschnitt aus Warschau enthalten (Juni 1994) bisher gab es dies offiziell nur auf der 1996 erschienenen Live-CD „Made again“ und in einer schlechteren Klangversion.
Zahlreiche Marillion-Klassiker aus den Jahren 1983 – 1987 sind auf den diversen Setlists natürlich auch noch enthalten als da wären z.B. „Garden Party“, „Kayleigh“, „Lavender“, „Incommunicado“, „Market Square Heroes“ oder „Script For A Jester´s Tear“. Bei so manchem dieser Songs ist der gute Hogarth mit seinem zarteren Organ natürlich etwas überfordert und kann einfach nicht den gewohnten, emotionellen Ausdruck von Fish rüberbringen. Man merkt aber auch je länger er die Sachen über die Jahre singt, klingt das Ganze sicherer mit etwas mehr Routine und so auch mit besserer wenn auch anderer Intonation. Bei den neuen Sachen, die mit ihm entstanden sind wie u.a. aus „Season’s End“ hier das Konzert beim „Cumbria Rock Festival“ sowie aus der Londoner Wembley-Arena als gerade „Holidays In Eden“ draußen war zeigt er aber seine ganz eigene Klasse und verhilft so den Aufnahmen doch noch zu einem rundum positiven Eindruck. Manche Songs sind gleich mehrfach vertreten (u.a. "Hooks in you")aber zum Teil in unterschiedlichen Längen und leicht andreren Versionen
Die Verpackung ist schön aufgemacht, optisch durchaus gelungen auch die einzeln verpackten CD’s sind ansprechend gestaltet, wenn auch die Klasse der kultigen Ursprungscover von Wilkinson natürlich nie erreicht wird. Ein einigermaßen informatives kleines Booklet ist noch dabei, leider ohne Deutsche Übersetzung. Der geneigte Marillion-Fan erhält 78 Tracks mit rund sieben Stunden Musik, die auch klanglich für „Bootleg-Standards“ eher im oberen Level angesiedelt ist. Von der EMI dürfte jetzt nicht mehr viel kommen, denn nach dem allenfalls mittelmäßigen „Afraid Of Sunlight“ Werk vermarkten die cleveren Engländer fortan ihre Musik u.a. über ihre Homepage exklusiv selbst und da gibt es auch immer wieder mal spezielle Liveangebote.
Für die vielen neuen Fans, die Marillion in den letzten Jahren durch ihre manchmal sehr modernen Ansätze sicher hinzugewinnen konnten, dürften diese interessanten Aufnahme nocheinmal die spannende Entwicklung sowie den Reifeprozess, den Steve Hogarth mit Marillion und ihre Musik in diesen Anfangsjahren durchgemacht haben, nocheinmal recht anschaulich nachzeichnen.
The Official Bootleg Box Set - Vol. 2 (8-CD Box)
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
78
Länge:
360:51 ()
Label:
Vertrieb:
Interview "Heliocentric" ist nun endlich fertig und wird in Kürze erscheinen - wie sind die Reviews bisher ausgefallen? Und wie ist das Feedback der Fans zu Songs?
„Heliocentric“ polarisiert, und das ist gut so. Aber das bisherige Feedback von Medien und Fans ist deutlich umfangreicher und positiver als „Precambrian“, mit dem viele Hörer zunächst überfordert waren.
Die Fans, die uns wirklich schätzen tun dies aber gerade weil wir mit jedem Album etwas anderes machen – das hat mir das sehr positive direkte Feedback von Fans und auch der überwältigende Rücklauf des Preo.rders unserer LP- und CD Boxen gezeigt.
Natürlich gibt es immer auch Meckerköppe, wenn man neue Wege geht... als wir „Fogdiver“ veröffentlichten meckerten einige Leute darüber, dass es keinen Gesang gab. Als dann „Fluxion“ kam war vielen der Gesang zu krass. Bei „Aeolian“ wurde geflennt, dass die klassischen Instrumente und die Atmosphäre weitgehende fehlten.. usw. wenn man sich danach richten würde was die Leute von Dir und Deiner Musik denken, würde man alles falsch machen, was man nur falsch machen kann.
Dass den einen „Aeolian“ besser gefällt und den anderen „Heliocentric“, ist normal. Aber ich glaube die meisten Fans sehen die rote Linie, die sich durch alle unsere Alben und unsere live Shows und unsere Visuals und unser Album artwork zieht – durch alles, was wir machen. Ich will das gar nicht im detail beschreiben, da jeder dort andere Sachen sieht und schätzt, aber es ist wohl eine bestimmte Atmosphäre, eine bestimmte Ästhetik, eine Vorliebe für bestimmte Harmonien und eine recht eigene Art und Weise, mit Dynamik umzugehen.
Die Scheibe ist definitiv anders als erwartet und anders als der Vorgänger. War es eine bewusste Entscheidung oder ist das beim Songwriting einfach so passiert?Ich bin mit dem „Precambrian“-Abum nach wie vor sehr zufrieden, von einigen Schönheitsfehlern abgesehen. Aber es war alles gesagt, was es im Rahmen der „Precambrian“-Formel zu sagen gab. Wir sind keine Band, die eine Formel für ihren Aound entwickelt und dann 5 Alben lang diese Formel anwendet, bloß weil sie funktioniert. Es war Zeit für etwas Neues. Schon lange bevor Loic in die Band kam war klar, dass wir künftig dem Gesang mehr Platz einräumen wollen. Für mich ist das eine große Herausforderung gewesen, weil Gesang bei uns immer eher den Stellenwert eines Rhythmusinstruments innegehabt hat. Außerdem war es immer das letzte Glied in der Kette des Songwritings, der Gesang wurde am Schluss „on top“ hinzugefügt. Das war bei „Heliocentric“ anders, die meisten Stücke sind schon mit Gesangslinien im Kopf komponiert worden (auch das, bevor Loic in die band kam). Mit Melodiebögen zu arbeiten, die Instrumentierung und Ausschmückung der Instrumental-Parts streckenweise etwas zu reduzieren um Platz zu lassen für Gesang, war ein völlig neuer Ansatz für mich. So was muss gelegentlich ein, wenn man es für sich selbst als Musiker spannend halten will.
Fühlt sich THE OCEAN wie eine "richtige" Band an? Warum der Abschied von der Kollektiv-Idee und dem dauernden Wechsel der beteiligten Musiker?
Ich habe „Heliocentric“ noch im Alleingang geschrieben, aber die anderen Mitglieder haben meine Ideen wesentlich freier umgesetzt... ich habe nicht mehr jedes Drum-Fill vorprogrammiert, weil ich jetzt mit Luc einen Schlagzeuger habe der das viel besser kann als ich... wir verstehen uns musikalisch hervorragend, das passt einfach wie die Faust aufs Auge, auch ohne große umständliche verbale Kommunikation. Das ist das wonach ich immer gesucht habe.
THE OCEAN 2010 sind eine feste Band. Das Kollektiv besteht weiter um den Kern der band herum, wir haben gerade mit einer großen Besetzung von 13 Leuten unsere Record Release-Show gespielt... aber der Kern selbst ist fest.
Wechselnde Mitglieder haben Vor- und Nachteile: es gibt ständig frischen Wind, das ist gut. Man hat eine sehr intensive Zeit zusammen, die man umso intensiver zu schätzen weiß wenn man sich der Tatsache bewusst ist, dass es nicht ewig andauern wird. Gleichzeitig muss man mehr proben und wenn man einen guten Gitarristen und guten Freund gehen lassen muss, ist das immer schade.
Die Line Up-Wechsel in der Vergangenheit waren verschiedenen Dingen geschuldet: einige Ex-Mitglieder erkannten, dass das Tourleben nix für sie war, andere gründeten Familien oder nahmen Karrierejobs an. Mit vielen unserer wichtigsten Ex-Mitglieder bin ich heute gut befreundet und regelmäßig in Kontakt (Meta, Mike, Gerd, Nico, Gordon, Hille z.B.).
Das Line-Up ist nun seit 2 Jahren stabil, bis auf die Tatsache, dass Mike gegangen ist nach der OPETH-Tour, um sich anderen Prioritäten zuzuwenden, und wir stattdessen Loic aufgenommen haben. Es wird auch stabil bleiben, da bin ich überzeugt. Es hat lange gedauert, Leute zu finden, die verlässlich sind, gut am Instrument, gute Freunde, die alle dasselbe wollen und 100% in die band reinpowern. Ich hätte noch vor 2 Jahren nie erwartet, dass THE OCEAN 2010 eine band ist, die zu 80% aus Schweizern besteht... aber das ist wohl eine dieser komischen aber guten Geschichten des Lebens.
Wo wurde das Album aufgenomen? Wie lange wart ihr im Studio?
Wir haben den Grossteil der Produktion bei Julien Fehlmann in La Chaux-de-Fonds in der Schweiz aufgenommen, in mehreren Sessions. Das ist die Heimatstadt meiner Schweizer Bandmitglieder und Julien macht auch unseren Live-Sound. Wir haben dort optimale Bedingungen, es besteht ein großes Netzwerk von verfügbaren Gastmusikern, wir konnten uns alte Neumann-Mikros von einem lokalen Radiosender leihen und hatten den richtigen Raum für jeden Zweck: die Streicher wurden z.B. in einem alten holzvertäfelten Theater aufgenommen, das klang großartig. Gitarren und Bass haben wir bei uns zuhause aufgenommen und dann im Studio reamped, und Gesang und einige der Bläser habe ich in Berlin aufgenommen. Gemixt haben wir dann wieder in La Chaux-de-Fonds. Das ganze hat sich über einen Zeitraum von 6 Monaten abgespielt.
Wurden sie Songs im Studio noch sehr verändert?
Einige schon, besonders die ruhigen Stücke wie "Epiphany" und "Ptolemy Was Wrong". An diesen Songs habe ich im Studio mit dem Pianisten noch viel herumgetüftelt. Die Arrangements sind aber weitgehend gleich geblieben. Trotzdem ist es immer eine ganz andere Welt, wenn man plötzlich mit einem echten Instrument arbeitet und die Vorproduktion zu leben beginnt... dann kommen wieder neue Ideen und man geht an bestimmte Parts ganz anders heran als ursprünglich geplant. Das ist das Spannende an der Studioarbeit.
"Helioentric" wird ja auch in einer aufwendig gestalteten LP-Box erscheinen. Wer hatte die Idee dazu und wer hat die Box und die Gimmicks entworfen?
Die Idee mit der Box stammt von mir, lag ja aber auch auf der Hand. "Heliocentric" und "Anthropocentric", das Album, was im Herbst erscheinen wird, gehören textlich und konzeptuell zusammen. Wir wollten sie trotzdem nicht zusammen releasen, weil das zu viel komplexe Musik und Inhalt auf einmal gewesen wäre und wir die Leute nicht überfordern wollten diesmal. Trotzdem wollte ich den Zusammenhang durch das Artwork deutlich machen, und da bat sich die Idee einer Box an. Die Umsetzung hat dann Martin Kvamme genommen, der ja auch schon das CD-Packaging und Artwork gemacht hat und mit dem wir seit „Aeolian“, und bis in alle Ewigkeit, zusammenarbeiten werden.
In der Box ist auch schon Platz für das im Herbst kommende Nachfolge-Album "Anthropocentric" gelassen - wie weit sind die Arbeiten an dem Werk gediehen? Oder habt ihr beide Scheiben in einem Rutsch geschrieben und aufgenommen?
"Anthropocentric" ist bereits aufgenommen, bis auf den Gesang. Den werden wir direkt nach Ende dieser tour in Spanien aufnehmen. Im August wird gemixt und wir hoffen dass das Album noch dieses Jahr erscheinen wird, wahrscheinlich Ende November wenn alles klappt.
Wenn du die Entwicklung von THE OCEAN anschaust, ist die für dich logisch und nachvollziehbar, sowohl in musikalischer als auch in menschlicher Hinsicht (also aus dem Kollektiv eine Band zu machen)?
Ja, wie gesagt, das Kollektiv war ursprünglich aus der Notlage heraus entstanden, dass es unmöglich war ein beständiges und zuverlässiges Line-Up zusammenzustellen. Der unlösbare Widerspruch bestand über lange Zeit darin, dass wir eigentlich professionelle Musiker brauchten, um die musikalischen Ideen umzusetzen, diese aber gleichzeitig nicht ansatzweise professionell bezahlen konnten. Das hatte immer wieder Line Up-Wechsel zur Folge; dazu kam dass einige plötzlich anfingen Kinder zu kriegen und Familien zu gründen und nicht mehr touren wollten und dass auch einige Pfeifen dabei waren, die uns im Stich gelassen haben. So was passiert, da muss man die Zähne zusammenbeißen und weitermachen. Nun habe ich die richtigen Leute am Start und auch was die Tour-Bedingungen angeht ist heute alles etwas einfacher.
Ist die musikalische und personelle Entwicklung der band logisch? Nein, sie ist das Gegenteil von logisch. Sie ist das Resultat eines langwierigen und chaotischen Prozesses, aus dem über die Jahre und über viele Umwege mehr und mehr eine feste Vision entstanden ist. Ich hatte immer eine Menge von Ideen und Vorstellungen, die veränderlich und waren. Diese Dynamik erlaubte es, so verschiedene Dinge zu machen, wie wir eben bisher gemacht haben.
Könnt ihr von der Band leben? Falls nein, würdest du gerne?
Nein, ich möchte lieber einen Fliessbandjob machen und die Band nur so zum Spaß... nee, im Ernst: natürlich möchten wir das. Es ist ja nicht so, dass das ganze Touren Urlaub ist. Klar macht das Spaß, aber es ist auch ultra-anstrengend auf Dauer. Besonders wenn man sich um Kosten zu sparen so gut wie keine Crew leistet. Wir laden jeden Tag 1,5 Tonnen Gewicht aus unserem Anhänger aus und wieder ein - mit 5 Leuten, die alle in der Band spielen. Das ist unsere Backline und unsere Lichtanlage. Auf dieser Tour haben wir nun unseren alten Kumpel Petri als Mercher mit dabei, ansonsten machen wir alles selber. Insofern: ja, wir leben davon, aber nur weil wir so gut wie alles selbst machen. Es wäre es schon ne enorme Erleichterung sich ein bisschen mehr Crew leisten zu können... wenn wir länger nicht touren haben alle andere Jobs. Ich hab mein Label, das Friction Fest und noch ein paar andere Nebentätigkeiten.
Wie sehr bist du in der Beliner Metal/HC-Szene involviert? Gehst du zu vielen Shows, veranstaltet welche, hängst mit anderen Bands ab...?
Ich gehe regelmäßig zu Shows die mich interessieren, in Berlin gibt es eine ganz gute Szene eigentlich, aber es ist auch sehr verwöhnt, weil eben so viele Konzerte sind, dass die Leute bei weitem nicht so begeisterungsfähig sind wie anderswo. Ich arbeite auch selbst als Veranstalter; zusammen mit ein paar Freunden machen wir das Friction Fest, was dieses Jahr erstmalig in Berlin stattgefunden hat. Wir wollen Reibung erzeugen zwischen verschiedenen Spielarten von experimenteller Rockmusik im weitesten Sinne; dieses Jahr hatten wir ENTOMBED, EFTERKLANG, Bohren und der Club of Gore, BLACK HEART PROCESSION, CRIPPLED BLACK PHOENIX und auch THE OCEAN haben gespielt. Nächstes Jahr wird das Festival im Berghain statfinden, Berlins und vielleicht der Welt berühmtester Technoclub. Die Leute da sind super begeistert von unserem Konzept und veranstalten in letzter Zeit auch viel nicht-elektronische Events, wie SUNN0))) zuletzt, etc. Das wird gut!
Was sind die weiteren Pläne für THE OCEAN 2010? Stehen Touren an?
Wir sind jetzt bis Ende Juni auf tour, anschließend werden wir in Spanien Gesang aufnehmen für das "Anthropocentric"-Album, dann haben wir noch eine Spanien Tour, diverse Festivals, und im August werden wir das kommende Album mixen. Im November geht es in die USA und vorher steht wahrscheinlich noch eine weitere Europa-Tour an, evtl. als Support, ist noch nicht bestätigt.
Und Grüße, Shout-Outs, weise Worte zum Schluss?
Kommt rum!
Review: Sub Specie Cygnus
Schon allein der eigenwillige und leicht zungenbrecherische Bandname SWANUSURPATION ließe auf recht abenteuerliche Musik schließen. Der ebenfalls treffende Albumtitel „Sub Specie Cygnus“ sowie die ersten Höreindrücke sorgen dann schnell für absolute Gewissheit: hier sind echte (Tüftler)Freaks am Werk, der Begriff Schwanengesang muß neu definiert werden.
Allein mit dem Begriff „Progressive“ kommt man bei dieser rein instrumentalen Mucke nicht sehr weit, denn dies ist schlichtweg eine absolute Untertreibung, es handelt sich hier vielmehr um eine Art improvisierte experimentelle Musik als eine, laut eignem Bekunden, wie auch immer geartete sehr individuelle Kunstform.
Diese teilweise absolut abgefahrenen Soundcollagen mit viel Elektronik, Samples, Beats sind auch durchzogen mit unterschiedlichen Gitarrensounds - der Metalaspekt ist hier aber ganz weit hinten anzusetzen auch wenn die Saiten mal typisch frickelig, dann wieder eher noisig, shredder und auch mal riffig daher kommen. Dieses Hamburger Duo SWANUSURPATION spielt auch gerne live. Kann ich mir nur ehrlich gesagt nicht so recht vorstellen, wie man diesem Klanggebäu mit lustigem aber auch mal nervigen Gefiepse, Orgelklängen, Geräuschen in meist düsterem Grundtenor und keinerlei nachvollziehbaren roten Faden oder gar irgendwelcher Melodien sich auf einer Bühne reinziehen kann, ohne dabei durchzudrehen. Schon auf der CD fällt mir dies wahrlich nicht ganz einfach, am Stück dranzubleiben klar Massenwahre hört sich anders an, muß ja auch nicht jeder machen aber auch grenzenloses sich selbst verwirklichen kann für andere sehr anstrengend sein.
Nur muß dies wirklich so krass sein, mitunter hört sich dass an wie JEAN-MICHEL JARRE auf Acid meets KRAFTWERK und einen Schuss PORTISHEAD. Manche Songs wirken leider (zwar beabsichtigt) nur sehr Fragmenthaft ohne eigentliche Mitte sondern sind reine Soundhülsen, mal hektisch-konfus dann wieder sehr trancehaft und weitläufig wie in einem Science Fiction Soundtrack. Manche Titel sind sogar selbstredend wie „Cluster-Kopfschmerzen“ andererseits nehmen sich die beiden Künstler auch sehr wohltuend selsbt nicht so ganz ernst und sehen ihre Schaffen auch mit einen gewissen ironischen Unterton, was auch in den Namen wie „Quorks“ oder „Ein ambivalenter Tag“ zum Tragen kommt.
Ich bin ehrlich, es erschlägt einen fast ob soviel Freigeist im künstlerischen Schaffen sowie dieser nur sehr schwer greifbaren und schon garnicht irgendwie mit worten beschreibbaren Musik.
Hier wird stilistisch alles quer durch den Wolf oder auch Mixer gedreht einzelne Parts oder gar Songs, es sind immerhin elf auf diese Pladde, sind eigentlich nicht herauszuheben, man muß wohl das Ganze betrachten oder zumindest die Geduld aufbringen sich einmal durchzuwühlen. Dann könnte schon dass ein oder andere gefallen finden, wobei mir die etwas ruhigeren Sachen noch am besten Gefallen wie u.a. „Monstermelange“.
Zweifellos muß man experimentelle oder auch sehr weitläufig gejammte Parts schon sehr mögen, dann findet sich auch zu dieser unorthodoxen Kopfmusik irgendein Zugang. Sehr speziell dass Ganze.
Sub Specie Cygnus
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
55:21 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten