Review:

Miracle

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ANI LO. PROJECT sind anders! Die Band um die in Berlin geborene Sängerin Ani Lo. könnte man zwar auf Grund des Covers und der symphonischen Parts – welche Sängerin Ani Lo. auch mal opernhaft verstärkt - durchaus in die übervölkerte und einschlägig bekannte Goth-Ecke stecken. Ist aber nicht. Die aus der bulgarischen ANI LOZANOVA BAND entstandene Combo findet sich eher im powervollen Prog wieder; gesanglich schlägt Ani Lo. immer wieder die Brücke zur harten Frontröhre. Denn musikalisch geben die Hauptsongwriter auf „Miracle“ die Richtung vor: IAN PERRY (ELEGY) und Stephan Lill (VANDEN PLAS). So verwundert es nicht, dass Songs wie „The Ark Of The Covenant“ (symphonischer Banger), „Slip Away“ (ruhiger Prog) und „What You Sow, You Reap“ auf epische Größe, progressive Finessen und eine gelungene Mixtur von NIGHTWISH über die beiden oben genannten Bands bis DREAM THEATER setzen. Das abschließende „A Miracle Is All We Need“ greift den guten Opener, nun als Piano-Version und Duett mit Ian Perry, erneut auf und darf man durchaus als Highlight betrachten. Auch das (Achtung!) Michael Jackson Cover „Give In To Me” kann überzeugen, hat es doch nur noch wenig mit dem Original gemein und kommt absolut Headbanging kompatibel rüber. ANI LO. PROJECT liefern mit „Miracle“ abwechslungsreichen und feinen Stoff ab, mal balladesk, mal Power Prog, mit einer großartigen Sängerin am Mikro - auch wenn noch nicht alle Tracks das ganz hohe Niveau halten. Ein Debüt, welches man als Genreübergreifender Kopf ruhig mal antesten sollte.

Miracle


Cover - Miracle Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 50:35 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Acute Mind

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Die polnische Proginvasion geht unaufhörlich weiter - die nächste östliche Formation, diesmal aus Lublin, nennt sich ACUTE MIND und stellt ins hier ihr gleichnamiges Debüt mit einem sehr schönen Coverartwork zur musikalischen Begutachtung zur Verfügung. Neben den auf breiter Eben aufstrebenden RIVERSIDE hatten in den letzten Jahren etliche kleinere Acts schon positiv auf sich aufmerksam gemacht als da wären AFTER, BELIEVE, QUIDAM, INDUKTI, SATELLITE und die zuletzt bei MI auch besprochene aktuelle, sehr ordentliche Scheibe von QUBE. Wobei letztere deutlich härter agieren als ACUTE MIND, denn dieser Sechser mit Keyboarderin steht eher für einen gediegenen, aber durchaus frisch daherkommenden Mix aus Neoprog und Progmetal. Bei sämtlichen Songs wurde trotzt vieler Breaks, Instrumentalparts und sehr vielseitigen Arrangements stets auf eingehende Melodielinien und soundliche Vielschichtigkeit geachtet; Frickeleien aus purem Selbstzweck sind hier völlig außen vor.

Gleich der Opener "Grief And Pain" bietet modernen Progmetal, etwas düster mit teilweise etwas verzerrten Gesang, der Hook kommt stilistisch eher warm und positiv rüber und erinnert mich (nicht nur an dieser Stelle) sehr positiv an ältere THRESHOLD-Sachen. Auch das hinten raus treibende „Garden“ überzeugt neben schönen wechselnden atmosphärischen Parts mit harmonischen Gesangspart und schönen, fließend-singende Gitarrenlicks, die mit mit etwas vertrackteren Rhythmen wechseln, um dann auch wieder heavy Riffs aufzufahren. Die Tastenarbeit gilt es ebenfalls etwas herauszuheben, die Lady hat schon was drauf, sie streut immer wieder gekonnt neue Soundelemente und Klänge ein, ohne dass ein zu weicher und überpräsenter Keyboardtouch entsteht. Dass man mit dem balladesken "Misery" in Polen ein gewisses Radio-Airplay geschafft hat, wundert mich nicht: mit diesem eher hardrockigen Refrain
à la BONFIRE spricht man sicher die breite Masse an.

ACUTE MIND gibt es schon seit 2006, jetzt also die erste Scheibe - hier ist handwerklich nur wenig zu kritisieren, alles wirkt sehr kompakt, die Produktion ist solide, man ist gut aufeinander eingespielt. Nur der Sänger könnte an der ein oder anderen Stelle noch eine Spur mehr Variabilität vertragen und noch etwas mehr Ausdruck in sein Vibrato legen. Sachen wie „Sweet Smell Of Success" besitzen zwischendurch eine gewisse Sprödigkeit ähnlich, wie bei den Amis von ENCHANT, aber dann holen nach etwas verschleppteren Stellen die dynamisch öffnenden Parts mit sehr passenden Melodiebögen den Hörer wieder zurück, dann kommt alles sehr druckvoll aus den Boxen. So ähnlich läuft es auch bei „Bad Incitements“ - hier gehen mit klasse Basslinien unterlegte eher balladeske, etwas zerfahrene Parts zu Beginn in klasse abgehende nach vorne (hard)rockende Passagen ineinander über, sehr gut gemacht. RUSH als Inspirationsquelle könnte man sich durchaus bei „Bonds Of Fear" vorstellen, sehr atmosphärisch startend, herrscht hier eine typische leicht melancholische Stimmung, um dann mit sehr ekstatisch-elegischen Gitarrenparts sehr hymnisch zu Enden, dass bringen nicht viele Kapellen so stimmig hin.

Als zentrales Stück und absolutes Schmankerl für alle Progfans würde ich das fast siebenminütige Instrumental „Faces" bezeichnen. Hier haben ACUTE MIND tatsächlich so eine Art Meisterstück hinbekommen, nach einem elektromystischen Intro steigert sich dieser Song mit seinen packenden Rhythmen die immer wieder mit Tasten- und Gitarrensolos sowie packenden Duellen aufgelockert werden zu einem tollen Gesamtwerk. Sehr gelungen auch die geschmackvoll-perligen Keyboardparts, die zielsicheren laut-leise Dynamiken, dass sich langsam hochsteigernde Ganze bis zum furiosen Schluss, eine Stimme vermisst man da tatsächlich nicht. Der Hinweise auf dem Beipackzettel, dass Fans von PENDRAGON, RPWL, IQ, RIVERSIDE oder auch SATELLITE hier besonders aufmerksam sein sollten, ist zwar nicht schlecht, aber letztlich etwas zu kurz gesprungen. Alle Progmetalfans die mehr auf die melodienbewusste Schiene abfahren und auf recht abwechslungsreiches Songwriting Wert legen, sind bei ACUTE MIND an der richtigen Adresse. Kein Überalbum, aber ein gutes. Und zukünftig dürfte bei dieser Band noch mehr zu erwarten sein, die Musiker müssen sich nur noch mehr (zu)trauen.


Acute Mind


Cover - Acute Mind Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 41:16 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Nevermore

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InterviewHi Jeff! Wie geht es dir?


Mir geht´s großartig, danke schön!


2008 habt ihr eure große Live-Performance “The Year Of The Voyager” veröffentlicht. Warum habt ihr euch so viel Zeit gelassen, euer erstes Live-Album/DVD fertig zu stellen?


Ich glaube, die Zeit war gerade richtig dafür. Die Fans haben sich ebenfalls schon darüber moniert, weil sie so gerne eine Live-Scheibe von uns haben wollten. Wir haben uns dann entschieden, sie in Deutschland mitzuschneiden, weil wir damals dort angefangen hatten, als Band zu touren. Daher dachten wir, dass es die richtige Entscheidung sei.


Zuletzt haben Warrel (- Dane - Sänger und ebenfalls Gründungsmitglied von NEVERMORE - Anm. d. Verf.) und du Soloalben in einer sehr kurzen Zeitspanne veröffentlicht. Was haben diese Alben euch beiden gegeben, das NEVERMORE euch bisher nach all den Jahren der Zusammenarbeit in dieser Band und auch in SANCTUARY nicht bieten konnten?


Die coole Sache bei Soloalben ist, dass man wirklich die Freiheit hat, einfach sein Ding durchzuziehen, wann immer man will. Wir haben diese Freiheit auch bei NEVERMORE, aber bis zu einem gewissen Umfang muss man auch Respekt für die anderen Musiker und ihre Ideen haben. Was mich betrifft, zeigt meine Soloplatte eine andere kreative Seite meines Gitarrenspiels. Ich konnte mit all diesen Instrumentalstücken eine echte Geschichte auf eine Art und Weise erzählen, die mir mit NEVERMORE nicht möglich gewesen wäre. Ich habe eine andere Seite von mir als Gitarrist und Komponist gezeigt. Ich bin bei meinem Solozeug fast explodiert, und ich arbeite schon an einem neuen Album, das im frühen Winter erscheinen soll.


Wenn ich mich nicht irre, ist “The Obsidian Conspiracy” das erste NEVERMORE-Album, auf dem nur ein einziger Gitarrist zu hören ist, nachdem Chris Broderick euch vor ein paar Jahren verlassen hat. Habt ihr schon einen neuen zweiten Mann, der euch unterstützt, speziell auf der Bühne?


Ja, haben wir. Wir arbeiten momentan mit einem ungarischen Gitarristen zusammen, der Attila Voros heißt. Er ist erst 24 Jahre alt und ein sehr talentierter Gitarrist!


Was ist das Thema von “The Obsidian Conspiracy”? Bitte verrate uns ein paar Details über das Konzept. Wovon handeln Songs wie “And The Maiden Spoke”, “The Blue Marble And The New Soul”, “The Day You Built The Wall” oder “She Comes In Colors”? Existiert auf dem Album eine durchgehende Storyline?


Das ist wirklich eher eine Frage für Warrel. Die gesamte CD wandert auf dunklen Emotionen auf und ab, angefangen bei der Todesstrafe bis hin zu Abtreibung. Alles was darüber hinaus geht, ist etwas, von dem Warrel will, dass es die Fans für sich selbst herausfinden, wenn sie sich mit den Texten befassen. Für mich ist es einfach nur eine extrem facettenreiche Platte... viele Leute denken, es sei ein Konzeptalbum, aber das ist es nicht.


Wenn man zurückblickt, habt ihr fantastische und abgefahrene Cover-Versionen gespielt – wie “Love Bites”, “The Sound Of Silence” oder auch “Patterns” and “Lucretia My Reflection” von Warrels Soloalbum. Dieses Mal sind es “The Crystal Ship” von THE DOORS und “Temptation” von THE TEA PARTY. Warum sind diese Songs nur auf den limitierten Versionen der CD und des Vinyls enthalten? Und warum habt ihr euch ausgerechnet diese Songs ausgesucht?


Das war eine Entscheidung der Plattenfirma, darum weiß ich nicht, warum es sich so verhält. Das sind einfach nur Bands, von denen wir selber Fans sind, und wir dachten, wir hätten damit eine gute Auswahl für ein paar Cover-Versionen getroffen. Ich mag THE TEA PARTY echt gerne wegen ihres coolen Klangbildes aus dem Mittleren Osten, das sie draufhaben. Und Warrel und ich sind schon seit Jahren Fans von THE DOORS, und wir dachten, dass "The Crystal Ship" für uns da die offensichtlichste Wahl darstellt.


Das Cover-Artwork eures neuen Albums scheint wieder dieses “Kleine-Mädchen-Thema” aufzugreifen wie schon auf “This Godless Endeavor”, das wiederum auch eine Hommage an den alten Mann auf “Into The Mirror Black” darstellte. Es sieht so aus, als habt ihr gerne diese Art von seltsamen Charakteren auf euren Plattenhüllen. Wer hatte denn dieses Mal die Idee dazu? Kam sie von Travis Smith (brillanter Künstler, der schon x Cover-Artworks entworfen hat, nicht nur von NEVERMORE - Anm. d. Verf.) oder von euch? Und was bedeutet es genau?


Ich denke, die Idee dazu kam teils von Travis und teils von Warrel... einfach ein echt unheimliches Ding, das die Finsternis der gesamten CD sehr gut ergänzt. Wir schätzen solche visuellen Dinge, die etwas zusammen mit dunklen Emotionen entstehen lassen... das ist alles, was ich wirklich dazu sagen kann.


Hast du ein paar besondere letzte Worte für eure Fans in Deutschland?


Ja! Wir lieben unsere deutschen Fans und können es nicht erwarten, euch alle auf Tour zu sehen!



Interview:

Nevermore

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InterviewHi Jeff! How are you?


I´m great, thank you!


In 2008 you came up with the big live-performance “The Year Of The Voyager”. Why had you given yourself so much time to release your first live-album/DVD?


I guess the time was just right. The fans were complaining as well because they wanted one so bad. We decided to film it in Germany because that is really where we first started touring as a band and we just thought it was the right thing to do.


At last Warrel and you have released solo-albums in a very short time interval. What have these albums given to you both that NEVERMORE had not given to you after all the years making music together in this band and SANCTUARY?


The cool thing about solo records is you really have all this freedom to just go off whenever you want. We also have this freedom in NEVERMORE, but to some extent you have to have respect for the other musicians and their ideas as well. For me, my solo record shows another creative side of my guitar playing. I was able to really tell a story with all those instrumentals in a way I couldn't with NEVERMORE. I was showing another side of myself as a guitarist and a composer. I had a blast doing my solo stuff and I am already working on a new one for an early Winter release.


Unless I am very much mistaken, “The Obsidian Conspiracy” is the first NEVERMORE-album that features just a single guitar-player after Chris Broderick has left you a few years ago. Do you already have a new second man to support you, especially on stage?


Yes we do. We are currently working with a Hungarian guitar player by the name of Attila Voros. He is only 24 years old and is a very talented player!


What is “The Obsidian Conspiracy” about? Please tell us some details about the concept. What are songs like “And The Maiden Spoke”, “The Blue Marble And The New Soul”, “The Day You Built The Wall” or “She Comes In Colors” about? Is there a straight storyline existing?


This is really more of a question for Warrel. The whole CD really runs high and low on dark emotions ranging from capital punishment to abortion. Everything else is something that Warrel wants the fans to find out for themselves after reading the lyrics. To me it's just an extremely diverse record.......many people think it's a concept record but it is not.


Looking back, you have played fantastic and fancy cover-versions – like “Love Bites”, “The Sound Of Silence” or “Patterns” and “Lucretia My Reflection” from Warrel´s solo-album. This time it´s “The Crystal Ship” from THE DOORS and “Temptation” from THE TEA PARTY. Why are these songs only available on the limited editions of the CD and the vinyl? And why have you selected especially these songs?


This was a record company decision so I don't really know why it turned out like that. These are just bands that we are fans of and thought would make a good choice for a couple of cover tunes. I really like THE TEA PARTY because of all the cool middle eastern sounding scales that they do. Warrel and I have been a fan of THE DOORS for years now and we thought that "The Crystal Ship" was the obvious choice for us.


The cover-artwork of your new album seems to feature this “little-girl-thing” like on “This Godless Endeavor” which had been a homage to the old guy on “Into The Mirror Black”. It seems that you like to have strange kinds of characters on your album-covers. Who has had the idea this time? Has it come from Travis Smith or from you? And what does it mean exactly?


I think it was partially Travis and part Warrel..... just an eerie thing really that adds to the darkness of the whole CD. We are really into the visual thing that creates something with deep emotions.......that's all I can really say.


Do you have some special final words for your fans in Germany?


Yes! We love our German fans and can't wait to see you all soon on tour!



Review:

Vitruvius I

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Eine hoffnungsvolle neue Progmetalformation aus Mexico - gut, mal was anderes. Hier ist also von VITRUVIUS die Rede. Der Name und vor allem auch die musikalische Ausprägung auf „Vitruvius I“ hätte so rein gar nichts von der heißen und feurigen Herkunft der Band aus Xalapa (Veracruz) schließen lassen. Die Musiker um Mastermind und Multiinstrumentalist Oskar Villarreal klingen rein oberflächlich eher wie eine typische Band aus nordischen Gefilden mit einem relativ breiten symphonischen Grundgerüst, etwas leicht unterkühlter Stimmung, hohem, klaren Gothic-geprägten Gesang von Dulce Robles (zum Glück aber nicht auf Opern-Sopran ausgerichtet) sowie äußerst virtuosem Gitarrenspiel. Letzteres spiegelt sich mitunter im deutlichen Hang zu (übertriebenem) Gefrickel („Stealing A Tear From The Rain“); man könnte es etwas verständnisvoller natürlich auch als Fusion bezeichnen. Zuletzt habe ich solche abgefahrenen Parts bei Altmeister STEVE VAI und dessen letzten sehr zu empfehlenden Silberlings „Where The Wild Things Are“ (2010) gehört. Mitunter wirken mir so manche Songteile etwas zu stark konstruiert, da ist die Stimme oftmals nur spärlich beteiligt und allenfalls schmückendes Beiwerk („Black Sphere Pt. 1 & 2“). Ansonsten versucht man schon bei all der prallen Musik und viel Kopfkino auch etwas atmosphärisch zu klingen sowie mit Stimmungen zu arbeiten („Inner Space“), hier ist aber schon noch etwas Entwicklungspotential.

Die selbst genannten musikalischen Vorbilder von VITRUVIUS sind ähnlich vielfältig wie treffend d.h. wer mit Sachen von SYMPHONY X, AYREON, DREAM THEATER oder auch RUSH was anfangen kann, könnte auch hier fündig werden, wie gesagt mit all den erwähnten Nebengeräuschen und kleinen Spielereien. Der weibliche Gesangspart ist recht gelungen und klingt sehr positiv, nicht ganz so bombastisch aufgemotzt wie die alten NIGHTWISH-Geschichten, sondern eher etwas straighter („Staind In The Moon“) wie eventuell die neue WITHIN TEMPTATION-Scheibe oder auch AFTER FOREVER. Besonders gut ist die Lady, wenn sie mal etwas mehr aus sich herausgeht und etwas kerniger intoniert - wie bei dem klasse Track „Memories“. Die Stimme nimmt sonst schon etwas weniger Spielraum ein als bei allen vorher genannten Formationen, denn es gibt hier (zu) viele instrumentelle Passagen. Dies geht dann leider manchmal etwas zu Lasten von nachvollziehbaren Songstrukturen. Die Gitarren und Keyboards wurden beide von Villarreal eingespielt, daher ist auch eine gewisse Ausgewogenheit beider Instrumente festzustellen, wenn auch ab und an der Fusionfreak wie bei "Alchemist" mit ihm durchgeht. Auch das ein oder andere etwas zu frickelige Solo sei ihm daher verziehen, dies wird aber ganz klar nicht jedermanns Sache sein.

Die Hauptfirmierung läuft hier schon stilistisch Progressive Metal, sehr virtuos mit schönem Frauengesang - aber auch sehr improvisiert klingende Ausflüge ins jazzige sind ab und an mal herauszuhören. Alles in allem ist dies zwar manchmal für „Normalhörer“ sicher etwas anstrengend, aber neben einem klasse Coverartwork wird eine sehr solide Mucke des beschriebene Genres geboten. Manchmal könnte es halt noch etwas songdienlicher sein, dann könnte mit dem nächsten Werk der ganz große Durchbruch gelingen - hörenswert sind VITRUVIUS zweifellos schon jetzt.

Vitruvius I


Cover - Vitruvius I Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 57:29 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Ripples

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Eines der besten progressiven Metal Alben des Jahres 2010 „Ripples“ wird seitens InsideOut jetzt nochmals veröffentlicht. Da fragt sich der unbedarfte Fan schon mal - was soll denn das? Der Bandname war’s! Unglücklicherweise gab es Probleme mit dem damaligen Namen ASPERA – eine Promotion oder gar eine Tour unter diesem Namen mussten auf Eis gelegt werden. Nun nimmt man also einen neuen Anlauf; nennt sich ABOVE SYMMETRY und das Label wirft das Album, ergänzt um drei Bonussongs und ein Video erneut auf den Markt. Musikalisch hat sich dabei (logisch) nichts geändert. ABOVE SYMMETRY bieten melodisch harten Prog; SYMPHONY X meets PAGANS MIND and EVERGREY, THRESHOLD und DREAM THEATER schauen auch um die Ecke. Harte Gitarren, angefrickelte Solis, atmosphärische Keyboards, angenehmer und in mittlerer Tonlage angesiedelter kraftvoller Gesang sowie fette Chöre kennzeichnen der Sound. Die fünf jungen Norweger (haben gerade die 20 überschritten) brauchen sich dabei mit ihren durchaus komplexen, aber nicht die Hooklines vergessenen Kompositionen und ihrem Können nicht hinter den Szenengrößen zu verstecken. „Ripples“ enthält für ein Debüt ungemein ausgereiftes Material, das Album erscheint wie aus einem Guss. Der abwechslungsreiche Opener und Titeltrack „Ripples“ (das unnötige Intro vergessen wir mal) setzt bereits gänzlich auf oben genannte Trademarks und gibt jedweden Hörer die Richtung vor. Wer sich bei diesen Riffs und diesem Gesang heimisch fühlt, braucht keine weiteren Anspieltipps. Mit Songs wie „Between Black & White“, das in über acht Minuten fast alles auslotete was Prog-Metal ausmacht, dem sehr melodischen Quasi-Hit „Torn Apart”, dem mit tollen Schlagzeugspiel veredelte „Traces Inside” und die gerade zweiminütige, von Klavier und Gesang getragene Ballade „Reflections” liegt man goldrichtig. Sänger Atle Pettersen, Gitarrist Robin Ognedal, Basser Rein T. Blomquist, Keyboarder Nickolas Main Henriksen und Drummer Joachim Strøm Ekel und hatten mit ASPERA und „Ripples“ ein dickes Ausrufezeichen in die musikalische Landschaft gesetzt. Auch unter ABOVE SYMMETRY bleiben die zukünftige Erwartungen an das Quintett hoch. Wer noch nicht hat, der sollte nun.

Ripples


Cover - Ripples Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 69:24 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Incubate

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Was ein geiles Coverartwork, dass uns die polnische Formation QUBE hier auf ihrem aktuellen Album "Incubate" präsentiert. Das schicke Digipack mit der Welt im Inkubationskasten und den vielen Details ist sehr hintergründig angelegt; auch die Musik ist ähnlich vielschichtig geprägt. Kernigen Progressive Power Metal mit einem Schuss Alternative bieten die 2005 gegründete polnische Band aus Lublin auf zweifellos gut bis sehr gutem Niveau. Musikalisch recht variabel, handwerklich solide und durchaus sogar auch etwas innovativ.

Trotz teilweise in typischer Progmanier instrumentell großzügig ausgearbeiteter Tracks kommt die Mucke äußerst knackig und sehr heavy daher. Keyboards sucht man hier überraschend vergeblich, keine versüßlichten oder zugeglätteten Parts. Da täuscht der noch etwas verhaltene Start des Openers "Nothing" mit einer sehr melancholisch-düsteren Grundstimmung, die zunächst fast neoprogigen und zurückhaltenden Gitarrenleads sind dann doch eher untypisch für den weiteren Verlauf. Es kommen einem mitunter (aber auch nur etwas) die Landsleute von RIVERSIDE in den Sinn, aber dann geht es schon deutlich heftiger ab. Nach dreieinhalb Minuten wird die Heavykeule rausgeholt. Die ganze Spannung scheit sich zu lösen, die Vocals werden aggressiv, die Gitarren riffen brachial und die Drums feuern druckvolle Doublebasspassagen aus den Boxen. Sänger Daniel Gielza geht dabei relativ schonungslos mit seinen Stimmbändern um, eine tolle Bandbreite vom klaren Gesang, über Shouterqualitäten bis hin zu manchmal sogar (übelsten) Keif-Gedärmgewürge leiert er sich aus dem Hals, ja kommt schon gut und zeigt sich bestens abgestimmt zur Musik. Egal ob brachial, filigran, unterschwellig gebremst oder auch mal straight mit Alternative-Betonung - die Band zeigt sich sehr wandlungsfähig und bleibt dabei stets glaubwürdig.

Die Stimme klingt mitunter in der kraftvollen „Normalauslage“ bei den thrashigen Parts etwas nach wie Hetfield, wie auch die Musik so eine Art Melange aus METALLICA meets TOOL meets SYSTEM OF DOWN ist. Klingt vielversprechend und ist es tatsächlich auch in der Umsetzung – ganz klar, hier gibt es keinen Progmetal von der Stange.

"Mantis" kommt dann etwas verkopfter daher, zunächst viele Breaks, die Songstruktur ist sehr wechselhaft, der Bass kommt ebenfalls klasse variabel, dann wieder ein ruhiger Part mit cleanem und dann wieder dieser derbe Aggrogesang wie u.a. bei „Obsession“. Mitunter übertreibt er es für meinen Geschmack ein klein wenig mit seinem Gebrülle, da leidet doch etwas die Stimmung und es wirkt mir zu gebolzt. An der Produktion gibt es nichts zu mäkeln, paßt alles, klare Abmischung und einfach auf den Punkt gebracht. Insbesondere das Schlagzeug ist sehr geil aufgenommen, der Bassist verfügt ebenfalls über ien tolles Spektrum sogar mitunter funky läßt er es durchschimmern.

Die Songs sind mitunter sehr aufwendig gestaltet, auch komplex (manchmal einen Hauch spröde-sperrig), aber man schafft meist den Bogen zu den etwas eingängigeren melodischeren Parts und schöne Refrains gibt es meist ebenfalls. Immer wieder werden schöne Spannungsbögen zwischen extrem düsteren und vertrackten Teilen mit schön melodischen Sektionen aufgebaut, das sorgt für eine ungeheure Energie, die sehr packend und mitreißend rüber kommt. Die Gitarren bei QUBE klingen ebenfalls sehr vielfältig im Ausdruck, egal ob zunächst thrashige Riffs, Achterbahnfahrten rauf und runter wie zunächst bei "Blame", dann folgen fast psychedelische etwas verschrobene Klangwelten und dann wieder sehr cleane Solos mit (Pink) floydigem Fluss, so dass vielfach solch gelungene, epische Sache wie „Way To Nowhere“ entstehen.

Insgesamt muß man "Incubate" als ein wirklich überzeugendes Werk im Bereich Modern Alternative Prog bezeichnen. Mit QUBE taucht dabei erneut eine polnische Band mit ungemeiner Kreativität in Sachen harter Musik auf, die die zuletzt schon vielen starken Vertreter unserer östlichen Nachbarn um ein weiteres Positivbeispiel ergänzt.

Incubate


Cover - Incubate Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 58:55 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Meet Me In The Afterlife

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Die Amis von SIMEON SOUL CHARGER dürften mit ihrem Debüt „Meet Me In The Afterlife“ alle jene ansprechen, die sich für Musik jenseits des umjubelten Mainstream begeistern. Ihre Mischung aus Prog und Psychedelic erfordert Zeit und Geduld. Schnell sich erschließende Passagen wechseln mit komplexeren Arrangements und ungewöhnlicher Instrumentalisierung - Southern und Alternative Sound trifft Artrock, LED ZEPPELIN meets PINK FLOYD – irgendwo dazwischen in 2011 findet sich SIMEON SOUL CHARGER wieder. Eröffnet das Album mit „Vedanta (The Nothing)“ und „Through The Trees They Talk“ noch auf den Punkt kommend rockend, beweist die Band aus Ohio bei Kompositionen wie dem mit Tempo und Musikstilen spielende „Europa’s Garden“ (Anspieltipp) ihre Klasse. Das abschließende sich von Jahrmarktsmusik zu heavy Rock (und Stoner) steigernde „The Swallowing Mouth“ oder das von Country und Bluegrass beeinflusste „Please“ zeigt weitere Facetten der jungen Band auf. Wie so oft im Prog werden sich die einen am hohen und angerauten Gesang von Aaron Brooks stören und die fast schon überbord nehmenden Vielzahl von Ideen bemängeln, während die anderen dies alles als Teil einer hochkreativen Phase des Quartettes sehen. Wie bereits gesagt – Muse und Open Mind sind Grundvoraussetzung zum Genuss von „Meet Me In The Afterlife“. SIMEON SOUL CHARGER sollten für jene progressive denkenden Menschen etwas im Petto haben.

Meet Me In The Afterlife


Cover - Meet Me In The Afterlife Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 62:51 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Bildfänger

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Hat man einige Minuten des KAMERA OBSKUR-Debüts „Bildfänger“ gehört, werden sofort Erinnerungen an das kürzlich veröffentlichte, erste DINNER AUF URANOS-Werk „50 Sommer–50 Winter“ und das letzte NOCTE OBDUCTA-Werk „Sequenzen Einer Wanderung“ wach. Und tatsächlich: die Obskure Kamera hat nicht nur eine ähnliche Geschichte wie die hinter dem Saturn Speisenden, sondern DINNER OF URANOS-Mastermind Marcel Breuer ist hier ebenfalls mit von der Partie. Somit sind essentielle Teile von ein paar der wichtigsten deutschen Black Metal-Bands wieder vereint, denn während Herr Breuer auch hinter NOCTE OBDUCTA stand, zeichnete KAMERA OBSKUR-Gründer Constantin König für LUNAR AURORA verantwortlich. Als Sänger konnte mit GRABNEBELFÜRSTEN-Allrounder Dirk Rehfus ein weiterer Szene-Bekannter hinzugewonnen werden, so dass man sich nicht wundern muss, dass auf „Bildfänger“ keinesfalls versucht wird, alte Schwarzmetall-Tage (die bei all diesen Bands sowieso recht ungewöhnlich waren) aufleben zu lassen und weder sonderlich hart, hasserfüllt noch flott zu Werke gegangen wird. Hier stehen allein die Songs im Vordergrund, die fast durchweg überlang und nicht nur durch die schrägen, unterschwellig düsteren Texte sehr atmosphärisch ausgefallen sind. „True“-Black Metaller sind hier definitiv an der falschen Adresse, und typische Gothics sind mit dem Konzept dieses Projektes (KAMERA OBSKUR sehen sich nicht als Band) hoffnungslos überfordert, da hier, ähnlich wie bei besagten DINNER AUF URANOS, Genre-Grenzen verschoben werden und der Hörer in einen faszinierenden Sog gezogen wird. Ich persönlich finde zwar „50 Sommer-50 Winter“ einen Tick stärker, da speziell der diabolische, sehr klare Gesang von Dirk Rehfus ein wenig Gewöhnung erfordert, aber ich vergebe trotzdem einen „Tipp“, da auch hier das Gesamtwerk überzeugt und letztlich höchst intelligentes Düstertheater – und im Prinzip die logische „Weiterentwicklung“ der oben genannten Bands - jenseits aller Klischees geboten wird. Bitte mehr davon!

Bildfänger


Cover - Bildfänger Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 55:46 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

No Decoder

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Mit „No Decoder“ veröffentlicht nun der dritte RPWL-Recke YOGI LANG sein Solowerk. Vorreiter waren ja Gitarrist Kalle Wallner (BLIND EGO) und ex-Bassist Chris Postl (PARZIVALS EYE). YOGI LANG, bei seiner Stammband für Gesang und Keyboard verantwortlich, nimmt bei seinem bereits 2010 veröffentlichten Soloausflug auch mal die Gitarre in die Hand und hat im Vergleich zu seinen Kollegen die auffälligste Nähe zu RPWL zu bieten. Das liegt sicherlich auch an seiner Stimme (welche ja schon immer eine gewisse Ähnlichkeit zu David Gilmour aufwies), aber auch die musikalische Ausrichtung sucht nicht verzweifelt nach Unterschieden, sondern besinnt sich auf Stärken. So erinnert mein Favorit „Sail Away“ stark an die Anfangstage von RPWL, und atmet (natürlich) viel PINK FLOYD. Den Fans beider Bands spielt das in die Karten. Mit Schlagzeuger Manni Müller (von 2003 – 2008 selbst RPWL Mitglied), Carmen Maier an den Percussion, Bassist Guy Pratt (PINK FLOYD) und Gitarrist Torsten Weber sowie einigen Gastmusikern, u.a. Anne de Wolf (ROSENSTOLZ) an der Violine, Hubert Trenkwalder mit dem Akkordeon, Saxophonist Ferdinand Settele und RPWL-Gitarrist Kalle Wallner, hatte YOGI LANG bei den Aufnahmen zu „No Decoder“ einiges an Qualität im Back. Dementsprechend professionell und atmosphärisch dicht kommen die 11 meist ruhigen, oft melancholischen Kompositionen rüber. Neben bereits oben genannten „Sail Away“ kristallisieren sich vor allem das verspielte, mit reichlich Effekten versehene und fast ohne Text auskommende „Sacrifice“ (fast 10 Minuten lang), der Titeltrack „No Decoder“ (floydsches Instrumental), das für LANG doch schon etwas ungewöhnliche und mit über 8 Minuten zweitlängste Stück „A Million Miles Away“ sowie das abschließende wunderbare „A Better Place For Me“ heraus. Schönes Album zum relaxen und wegbeamen – mit „No Decoder“ sollte YOGI LANG des Öfteren in die Player der einschlägigen Kundschaft wandern.

No Decoder


Cover - No Decoder Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 56:45 ()
Label:
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