DREAM THEATER. Eine der Bands wo ich seit Jahren die CDs möglichst in der Platinedition mit integrierter Kaffeemaschine und Adelstitel vorbestelle und mich wie ein Kleinkind darauf freue – und damit unter den Prog-Fans nie alleine bin. Nicht anders war es bei der aktuellen Veröffentlichung mit dem Bandnamen als Titel, dem ersten Album wo der nicht-mehr-so-neue Drummer Mike Mangini voll im Entstehungsprozess involviert war.
Nach dem instrumentalen Opening „False Awakening“ mit gewissen, nicht von der Hand zu weisenden Ähnlichkeiten zu „Six Degrees Of Inner Turbulence“ wird bei „Enemy Inside“ direkt die Progressive-Keule mit vollen Zügen geschwungen. Die vorher bereits als Single veröffentlichte Nummer fasst das heutige DREAM THEATER eigentlich gut zusammen: Komplexes Riffing und Drumming mit charakteristischem DREAM THEATER Sound im Stile von „Overture 1928“ (inklusive diverser Taktwechsel), starkem und durchdringenden Gitarrensound und ein Einsetzen der Vocals nach über einer Minute, alles in einem ordentlichen Tempo mit wiederum ruhigen Vocals beim Chorus und Gitarren- wie Keyboardsoli – das sind DREAM THEATER wie man sie kennt und schätzt.
Ein wenig gemäßigter kommt dann „The Looking Glas“ daher und schafft mit eher bodenständigem Riffing und einfachen, allerdings nie wirklich zur Ruhe kommenden Strukturen und klarer Betonung der großartigen Vocals von Frontmann James LaBrie einen ordentlichen Song der sonst aber eher als Intro zum kommenden Highlight in Form von „Enigma Machine“ gesehen werden kann. Denn das Ding hat es faustdick hinter den Ohren: Unglaublich dicker Sound mit tiefsaitigen Allüren an „A Nightmare To Remember“, sehr komplexer und spielerisch besonders anspruchsvoller Struktur (ja, und das bei DREAM THEATER) ist der Song für mich eine Mischung aus der Kompexität von „Dance Of Eternity“ und dem ziemlich in die Heavy-Schiene gehenden Sound des 2009er Albums „Black Clounds And Silver Linings“ – ein absoluter Brecher und mein persönliches Highlight der Platte.
Nachdem man sich wieder beruhigt hat darf auch Mr. LaBrie wieder singen (und der Rest der Band sich eher im Hintergrund halten) und erhält mit „The Bigger Picture“ eine Ballade im „Wither“-Stil und breitet sich stimmlich von der Stereoanlage quer durch das Wohnzimmer aus – wer die Stimme von dem Mann mag wird solche Songs zu schätzen wissen.
„Behind The Vail“ gönnt sich dann ein 1:20 langes Gefiedel als Intro, haut dann so richtig auf die Kacke und lässt auch schon mal einen Gitarrenakkord mit Snare-Betonung im Raum stehen und macht es möglich auch mal rhythmisch den Kopf zu bewegen ohne wie ein epileptisches Eichhörnchen zu wirken – denn das Ding ist eher simpel gestrickt und geht einfach gut ins Ohr.
„Surrender To Reason“ holt die Akkustik-Klampfe raus, dreht später dann die Zerre an und macht den Namen zum Programm, denn hier wird mal ganz „vernünftig“ simplen Progressive Metal ohne Überraschungen gezockt. Punkt. „Along For The Ride“ ist ein Song wo man eigentlich das Ende des Albums erwarten würde – ruhiges Geklimper-Intro, eingängige Vocals („I can’t stop the world from turning arround / Or pull of the moon on the tide“), schön anzuhören und eigentlich gut als rund klingender Abschluss geeignet. Wenn es nicht DREAM THEATER wären.
Denn mit „Illumination Theory“ gönnt sich die Band mal eben eine 22:17 Minuten lange Nummer als wirklichen Abschluss und zeigt noch einmal in voller Breite was die Truppe kann, kombiniert diverse Stile und Möglichkeiten des Band-Portfolios von klassischem Prog-Geballer mit Keyboard- und Gitarren-Soli bis zu akzentuierten, bissigen Riffs und teilweise den böse Vocals wie bei „Systematic Chaos“ – und eine ganze Zeit lang Streicher im gemeinsamen Solo-Aufritt. Wer vergessen hat, dass DREAM THEATER sehr monumental sein können, hier wird man dann dran erinnert.
Als Fazit zu sagen: Für Fans mal wieder ein Muss ohne Enttäuschungen, allerdings auch ohne große Überraschungen – diverse Highlights, keine Songs die man überspringen will, DREAM THEATER in ihrer Essenz als Progressive Metal Großmacht. Kein komplex gestricktes Konzeptalbum wie „Octavarium“ oder „Scenes From A Memory“ (was ich persönlich gerne wiedersehen würde), eher eine Sammlung dessen was DREAM THEATER sind und können. Und das ist ja doch auch ganz geil.
Release: 20.09.2013
Dream Theater
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
9
Länge:
68:1 ()
Label:
Vertrieb:
Review: The Making Of The Dark Side Of The Moon
PINK FLOYD’s „The Dark Side Of The Moon“ gilt als das 2. meist verkaufte Album der Welt und ist, so unter uns gesagt, auch einfach eine verdammt gute Platte die Millionen von Fans auf aller Welt begeistert hat und weiterhin begeistern wird. Fakt, Punkt, Aus.
Allerdings geht es hier nicht um das Original-Album, sondern um die Dokumentation „The Making Of The Dark Side Of The Moon“, welche im Rahmen der „Classic Album Series“ von Eagle Vision neu veröffentlicht wird. Die „Classic Album Series“ geht Meilensteine der Musikgeschichte durch, zeigt Interviews mit den Musikern und nimmt zusammen mit selbigen jeden Song des Originals bis auf die letzte Note auseinander. Und das ist auch exakt das, was bei „The Making Of The Dark Side Of The Moon“ geschieht: Mit Roger Waters, David Gilmour, Richard Wright und Nick Mason stehen alle Musiker auf dem Interview-Stundenplan und werden zu jedem einzelnen Song von „The Dark Side Of The Moon“ ausgefragt, spielen teilweise akustische Versionen der Titel (u.a. „Brain Damage“ von Roger Waters) und gehen teilweise in einem Detail auf einzelne Akkorde und Noten ein, dass es selbst vermutlich einem Musiker den ein oder anderen ungläubigen Blick entlocken wird. Dabei spricht unter anderem Richard Wright über seine Jazz-Vergangenheit und seine liebe zu einem bestimmten Akkord, über den Wechsel vom 7/8 Takt des Saxophon-Solos in „Money“ zum 4/4 Takt im folgenden Gitarren-Solo bis zu der Wichtigkeit des damals genutzten Synthesizers und den Unterschieden zur heutigen Digitaltechnik. Wer nun an langweilige Vorträge denkt: Keine Angst. Jede Aussage wird von den Musikern direkt demonstriert, gezeigt und wirft einen oft interessanten, in jedem Fall jedoch anderen Blick auf die Songs. Oft wird auch von der Solo-Demonstration im Interview nahtlos zu einem Ausschnitt des Original-Songs übergeblendet – definitiv cool!
Darüber hinaus macht Toningenieur Alan Parsons das, was schon bei der ähnlichen Doku über „Whish You Were Here“ passiert ist: Die einzelnen Spuren der Songs zeigen, sie solo abzuspielen, das Echo bei „Us And Them“ mit seinen extra dafür eingeplanten Pausen wegzulassen oder ähnliche Spielereien am Mischpult. Wer von den musikalischen Demonstrationen schon seine Freude hatte, der wird die Aktionen am Mischpult auch zu schätzen wissen.
Doch es ist nicht nur die Musik und ihre detailverliebte Analyse die im Vordergrund steht, auch Leute wie der Cover Designer Storm Thorgerson sprechen über das weltberühmte Album-Cover und wie es in der Band aufgenommen wurde (und über seine Bedeutung), Bhaskar Menon von der damaligen Plattenfirma spricht über die Vermarktung in den USA, Sängerin Claire Torry über Improvisationen im Background-Gesang von „A Great Gig In The Sky“ und die Band selber natürlich auch über Syd Barrett, die musikalische und persönliche Entwicklung und viele weitere Details.
Die Doku erschien Original 2003 auf DVD und wird nun als „SD-Blu-Ray“ – ein Begriff den ich auch als BD-Player-Besitzer der frühen Stunde zum ersten mal höre – neu veröffentlicht. „SD-Blu-Ray“ heißt eigentlich nur, dass die Original-DVD-Doku mit Upscaling (Hochrechnen auf ein HD-Format) und unkomprimiertem Stereo-Sound (nicht 5.1!) versehen worden ist und damit die Vorteile der Blu-Ray in punkto Speicher nutzt. Erwartet vom Bild also kein „Avatar“ oder ähnliches – wir reden von Verbesserungen zu einer DVD. Dennoch kann ich vorweg sagen: Das Bild ist ohne Zweifel scharf, der Ton ist klar und die Nachteile des nicht-nativen Materials zeigen sich nur an einigen Stellen. Aber das sind wir von PINK FLOYD Blu-Rays gewohnt – oft ist einfach auch das Material steinalt.
Was mich aber stört ist die Tatsache, dass das eigentliche Album nicht Bestandteil der Blu-Ray ist. Platz wäre da gewesen. Klar, wer sich das Ding kauft kennt die Scheibe ohnehin auswendig – aber ein wenig nervig ist das schon. Dennoch, Fazit: Für Enthusiasten und Fans ist es quasi ein Muss, für nicht ganz durchgeknallte Fans ist es eine spannende Doku über eine vielschichtige und großartige Band. Ob ihr die SD-Blu-Ray oder die DVD braucht sei euch aber überlassen – der Preisunterschied ist kein großer.
Release: 23. August 2013
The Making Of The Dark Side Of The Moon
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
92:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Ravens & Lullabies
Nach den ersten Durchläufen von „Ravens & Lullabies“ aus der Musikerkollaboration der Herren GORDON GILTRAP & OLIVER WAKEMAN, fiel mir sofort ein Wort als grobe Beschreibung ein: gediegen. Für die einen mag dies mitunter etwas leicht negativ klingen (im Sinne von langweilig ohne große Höhepunkte(, ich sehe es aber eher als Umschreibung für solide aber durchaus musikalisch gehaltvoll. Die beiden Masterminds bieten nämlich auf ihrem erstes gemeinsame Art-Rock-Album „Ravens & Lullabies“ größtenteils semi-akustischen Rock mit leichten Neoprogeinschüben sowie einigen weiteren (akustischen) Feinheiten.
Gepflegte Melodien, die Songs sind eher weniger hektisch, es geht meist getragen daher, trotzdem nicht zu einschläfernd, es gibt auch ein paar progressive Farbtupfer, und etwas Prog Rock gibt es auch. Das Line-up mit Gordon Giltrap (Akustische und E-Gitarre), Oliver Wakeman (Piano, Keyboards, Backgroundgesang), Paul Manzi (Vocals/ARENA), Steve Amadeo (Bass) und Johanne James (Schlagzeug, Percussion/THRESHOLD) sowie als Gastsänger Benoit David (war zuletzt relativ erfolglos bei der Proglegende YES) hat auf den 13 Tracks durchaus etwas zu bieten.
Der starke Opener „Moneyfacturing“ startet sehr schön durch, nach eher etwas popigem Start (der Refrain erinnert mich irgendwie an MIKE & THE MECHANICS) entwickelt sich ein dann doch ein durch viel Tasteneinsatz geprägter symphonischer Progrocker mit einem tollen Gitarrensolo gegen Ende. Ein erstes akustisches Instrumental (davon gibt es hier einige) Namens „Fiona’s Smile“ mit Pianobegleitung kommt eher etwas weniger spannend daher. Da ist „LJW“ zwar ähnlich verträumt aber songlich doch etwas besser, trotzdem diese Zwischenspiele nehmen der Platte leider etwas den Drive. Das etwas behäbige „From The Turn Of A Card“ ist dann Retro pur, klingt nicht nur durch das Georgel irgendwie nach 70er Jahre Rock etwa DOORS meets alte YES oder KING CRIMSON. Am Mikro ist hier überzeugend Benoit David zu hören.
Ganz klar der Höhepunkt und auch der stärkste Song der Scheibe ist das über zehnminütigen „Is This The Last Song I Write?“ (leider) der einzige Longtrack des Albums. Hier gibt alles was das Progerherz höher schlagen läßt innerhalb einer stets leicht melancholische Neoproggrundstimmung werden nach ruhigem Start klasse Melodiebögen mit intensiv verwobenen Instrumentalpassagen verwoben, angereichert durch gelungen Soli, betont sparsame Breaks sowie interessante Stilvariationen runden den Song bestens ab. Gegen das Restmaterial sticht dieser Track schon deutlich heraus. Weiterhin noch erwähnenswert ist das richtig rockende „Credit Carnival“ die Gitarre mal etwas fetter und mit Keys al la IQ wird hier mal ein wohltuender Kontrast zu den vielen (mir manchmal etwas zu) ruhigen Zwischenspielen gesetzt. Das Finale mit „Ravens Fly Away“ ist dann wieder geprägt durch einfühlsame Parts und einer geschmeidigen Melodie, getragen von perligem Pianospiel und der akustischen Gitarre, ganz knapp am Kitsch vorbei geschrammt aber irgendwie typisch für dieses Album.
Produziert wurde die CD von THRESHOLD-Gitarrenbediener Karl Groom, er hat einen sehr passenden warm, fluffigen Sound für die vielen akustischen Sachen geschaffen. Die limiterte 2-CD Edition (die uns leider nicht vorlag) bietet noch einige akustische Liveaufnahmen.
Für Proglight Hörer und Leute, die es etwas gediegener mit viel romantischen Touch mögen dürfte „Ravens & Lullabies“ als Entspannungsmusik durchaus etwas sein.
Ravens & Lullabies
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
13
Länge:
54:17 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten