Review: The Last Embrace To Humanity
Ab und an fange ich Reviews mit einem Satz an, der irgendwas mit „komisch“ beinhaltet, in diesem Falle auch: Das vorliegende Album, „The Last Embrace To Humanity“ ist der Nachfolger des 2011 erschienenen „Symmetrical“ der italienischen Progressive Gruppe ODD DIMENSION ist eine seltsame Angelegenheit – soweit so gut, aber „progressive“ klingt doch immer erst mal gut. Noch besser klingt es, wenn man weiß, dass es aufwendig in diversen Studios in Italien aufgenommen und gemischt wurde und dass das Artwork vom PORCUPINE TREE Designer Carl Glover stammt. Doch was rechtfertigt das komische „komisch“ im Intro nun?
Nun, sagen wir so: Eigentlich ist „The Last Embrace To Humanity“ total gut. Der Sound ist eigen, professionell und schafft es trotzdem, positive Assoziationen zu diversen Größen der Metal- und Rock-Szene hervor zu rufen ohne wie eine Kopie zu wirken. Der sanfte Rock-Titel „It’s Too Late“ erinnert mich an eine ruhige Nummer von DREAM THEATER, das steiler nach vorne gehende „Fortune And Pain“ ist eine starke, eingehende Nummer die mit ihrem Wechsel aus Sechzentel-Riffing, Keyboard-Solo Marke LIQUID TENSION EXPIERMENT und dem Abschluss mit kraftvollen Hymnen-Tönen (ähnlich der letzten DREAM THEATER-Veröffentlichung „A Dramatic Turn OF Events“) überzeugt. Die Ballade „The New Line Of Time“ erinnert sofort an Timo Kotipeltos (STRATOVARIUS) sehr starken Gesang und die Solo-Elemente sofort an lange Stunden mit Kopfhörern und den (mit Verlaub, ziemlich grenzgenialen) PORCUPINE TREE und der wieder mehr in Richtung Prog-Metal gehende Abschluss „Far From Desire“ kombiniert die Stärken der anderen Titel.
Auch ist das Gesamtbild auch aus musikalischer Sicht stark: Hervorragendes Spiel, Abwechslung, nie Langeweile bei Riffing, Keyboard-Melodien oder Drumpattern. Aber (die Profis werden es gemerkt haben): Ich habe immer noch den „komischen“ Teil nicht erklärt – nur ist das einfacher gesagt als getan.
Denn: So gut die Einzelsongs auch wirklich sind, so unbefriedigend fühlt sich das Durchören an. Mir fehlen die genauen Anhaltspunkte, ich kann auch nach dem Hören jenseits des zehnten Durchgangs irgendwie nie sagen „Jetzt kommt’s!“ – obwohl es dazu eigentlich genug Gelegenheiten gäbe.
Vielleicht machen ODD DIMENSION mir zu viel Potpourri (so gut es auch sein mag!), vielleicht habe ich ja langsam einen Schaden vom Festival-Dosenbier, aber: Der Platte fehlt für mich der gewisse Kick. Und daher kann ich jedem Prog-Fan zwar das Reinhören schwer ans Herz legen, allerdings besteht die Chance, dass das Ding die Gemüter spaltet. Wahrlich eine Hassliebe!
Release: 22. März 2013
The Last Embrace To Humanity
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
8
Länge:
51:5 ()
Label:
Vertrieb:
Das 2008er Werk „Tightly Unwound“ der britischen Progrocker von THE PINEAPPLE THIEF habe ich noch als wirklich gutes Artrock Album in Erinnerung, mehr Material kenne ich bis heute von dieser Formation leider nicht. Dank der Unterstützung von PORCUPINE TREE-Mastermind Steve Wilson bekam man damals ja diesen Plattendeal du auch stilistisch bewegten sich die Herren jetzt nicht so weit weg vom Sound der alten PORCUPINE-Werke sehr psychedelisch angehaucht mit viel Atmosphäre im weiten Feld von TOOL, COLDPLAY (zu deren Anfangstagen) oder auch auf eine gewisse Art als Erben von PINK FLOYD. Veredelt hat die Band aber letztlich ihren Sound trotzdem noch mit ihren ureigenen Trademarks.
Der Vorgänger "Someone Here Is Missing" erntete eher stark geteilte Meinungen, nun melden sich die Briten mit "All The Wars" zurück und bereits die ersten beiden Songs sind relativ stark rockig, ja echt heftiger Alternative "Burning Pieces" und "Warm Seas" kommen sehr schwungvoll aber mit den gewohnten Breaks und Wendungen daher. Bei "Last Man Standing" rufen die Jungs dann ihr ganzes Repertoire aus progressiven, rockig-zarten und diese intensiv atmosphärische Stimmung ab und veredeln den Song mit echten Orchesterarrangements - tolle Mischung im Finale mit furiosen Streichern und heftigen Gitarrenriffs.
Fronter Bruce Soord überzeugt mit seinem klaren, vielfach auch etwas pathetischen Gesangs (hat was von Billy Corgan/SMASHING PUMPKINS) insbesondere beim sehr melancholischen Titeltrack harmoniert er aber bestens mit den Streichern und den akustischen Gitarrenparts – seine traurigen Vocals verströmen dieses typische Melancholie von PINEAPPLE THIEF, die aber nie zu kitschig oder selbstweinerlich klingen. Klasse Song!
Weiter erwähnenswert sind noch das wunderbar dynamische "Build A World", fast schon etwas noisy mit Streicher und Piano als Gegendsatz zum Stakkatorock der Gitarren, der Song strotzt vor "Someone Pull Me Out" lebt auch von kraftvollen Riffs aber mit einer hypnotisch-verträumten Melodie versehen – klingt wie COLDPLAY zu besseren (früheren) Tagen. "One More Step Away" ist mir dann aber schlicht zu fahrig-kitschig und auch zu seicht.
"Reaching Out" als fast zehnminütiges furioses Finale hebt sich dann doch etwas ab vom Rest des Materials – hier wird eine echt Progachterbahn mit vielschichtigen Wendungen, Breaks sowie tollen Chorarrangements mit fetten Streicherparts sowie Hammerfinale aufgefahren und zeigt eine Band, die musikalisch sehr, sehr viel zu bieten hat.
"All The Wars" ist letztlich ein sehr gelungenes Album geworden - packende, rockige Elemente wechseln mit unheimlich dichten Stimmungsbögen und bieten auch dank des satten Soundgerüst durch das Orchester eine warmen Klang mit dieser omnipräsenten Melancholie. Prog-/Alternative-/Art Rock Fans dürfen hier zu greifen, keine Frage.
Diese Scheibe gibt es auch noch mit einer Bonus-CD als Limited Edition und beinhaltet zum einen Akustik-Versionen von den meisten Stücke des regulären Albums sowie einige andere neue Songs.
All The Wars
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
9
Länge:
44:35 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten