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Good Morning, How Did You Live?

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Endlich hat es geklappt und ich darf Euch CRYPTEX als Album-Review vorstellen (siehe PAIN OF SALVATION Konzert-Bericht). Schon das aufwändige und atmosphärische Cover schafft Neugierde und weckt Interesse. Und der "Inhalt" wird dem visuellen "Vorboten" gerecht, überbietet den Eindruck gar. Was die drei deutschen Musiker auf ihrem Debüt bieten, ist selbstbewusst, kreativ, anspruchsvoll und eigenständig, so dass man kaum glauben kann, dass dies erst Album Nr. 1 ist. "Think Big" ist wohl die Herangehensweise der Musiker, die auf "Good Morning, How Did You Live?" kleine progressive Folk-Rock-Epen erschaffen. Der Gesang von Bandleader Simon Moskon ist eigenständig, erinnert in manchen Momenten an STYX. Die Instrumente, die eingesetzt werden, variieren und vermitteln Atmosphäre, mal Akustik-Gitarre, Piano, mal Keyboard, Mundharmonika oder gar ein Didgeridoo. Abwechslung und Kontraste sind hier fester Bestandteil des "Hörgenusses". Die Songs schleichen, purzeln, oder stampfen aus den Boxen, nie ist man sich sicher, was als nächstes kommt. Den roten Faden bilden die Folk Roots, die allgegenwärtig spürbar sind.

"Hicksville" eröffnet das Album nach kurzem Intro knackig-rockig, mit Piano-Unterstützung und grooviger Rhythmik. Die ersten 3 - 4 Nummern bieten Rock mit Folkanleihen, oder auch mit 70er Flair. Gegen Mitte wird die Scheibe ruhiger und etwas komplexer, eingeläutet durch das fast ganz auf Akustik-Instrumente gebettete "It´s Mine". Die softere "Gangart" wird nur durch das starke, wilde "Leviathan" und das mit fast doomig bedrohlichen Parts versehene "Most Lovable Monster" unterbrochen. Ansonsten bleiben CRYPTEX verhaltener, zuweilen ein wenig kauzig mit Trompeten-Sound ("The Big Easy"), bis das Album schließlich in die 11-Minuten-Nummer "A Colour Called Gently" mündet, welche progressiv alles bietet, was man sich so in dem Genre darunter vorstellt.

LED ZEPPELIN, STYX, von der Rhythmik eine Prise RUSH, aber viel eigene Vibes zeichnen das Trio aus. Die Band sollte man auf dem Zettel haben, nach so einem autarken und authentischen Debüt. Das Teil braucht weniger Zeit als vermutet, bietet aber für eben diese kurzweilige Unterhaltung mit großen akustischen Gesten. Den TIPP spar ich mir mal, denn erstens ist der Silberling schon ein wenig älter und zweitens, wenn CRYPTEX die Qualität halten oder gar ausbauen, ist Album Nummer zwei so sicher ein TIPP wie der Papst katholisch ist.

Good Morning, How Did You Live?


Cover - Good Morning, How Did You Live? Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 16
Länge: 56:41 ()
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The Antikythera Mechanism

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Der Mechanismus von Antikythera war wohl ein antikes Instrument zur astrologischen Forschung und fristet heute sein recht trostloses Dasein im griechischem Archölogie-Nationalmuseum – und eine finnische Progressive Band benennt ihr Album nach diesem Ding. Was genau STANDING OVATION dazu geritten hat, Songs darüber zu schreiben kann ich euch nicht sagen. Was ich aber definitiv berichten kann: „The Antikythera Mechanism“ ist eine heiße Prog-Produktion.

Nach dem obligatorischen Intro legen die Jungs mit „Escapade“ direkt ein richtigen Prog-Metal Song hin der in vielen Teilen an andere Bands des Genres erinnert, in meinem Falle u.a. an die Jungs von 81DB. Mit einem Mix aus scharf akzentuierten und vorstechenden Gitarrenriffs, gelegentlichen Takt- und Tempowechseln sowie wirschen Keyboard-Elementen ist bereits der erste Song eine richtige Progressive Orgie. Das gleiche Spiel setzen die meisten der insg. 11 Songs durch, allerdings alle auf ihre eigene und niemals identische Weise – „Black Box“ ist z.B. eine sehr melodische Nummer mit durch die Gitarren geführten Melodics, „Hemorrhage“ wirft tiefe und raue Vocals mit ausladenden Stimmeskapaden und melodischen Prog-Balladen-Solo zusammen. Das ist eine definitiv geniale Sache bei „The Antikythera Mechanism“: Sie jagt unglaublich viel Abwechslung und erfrischende Kreativität durch den D/A-Wandler. So fängt der Track „Travesty“ mit einer akustischen Ballade an, leitet zu einem Teil über der mich schwer an die aktuelle Pressung von OPETH erinnert und endet in einem durchaus als heftig zu betitelndem Metal-Teil.

Es ist aber nicht nur die hervorragende musikalische Umsetzung die „The Antikythera Mechanism“ ein gewisses Suchtpotential anhängt; gerade die Vocals, Lyrics und die musikalische Umsetzung dessen ist bemerkenswert. „I Have Superhuman Powers“ erzählt beispielsweise eine eher deprimierende (und auch dementsprechend melodisch umgesetzte) Geschichte von einem Kind, welches nur vor seinen von den Eltern ungeliebten Comicbüchern sitzt („My happy place is a pile of comicbooks; I whish that some day I could turn into one of my beloved heroes“) und von einem anderen Leben träumt, später aber wieder mit der erwähnten tiefen Stimme die Stimmung wechselt („Hey! Give me all I want, or I will destroy all of you! Now is enough, I have superhuman powers!”) – und wieder vice versa. Weitere Highlights sind der wirklich wirsche Song “Hey Ho!”, welcher mit fröhlichem Gepfeife in Wechsel zu dick aufgetragenem Metal arg morbide Texte enthält (“Hey, ho, scream and shout, a girl got stabbed and her guts fell out!”) und das gleiche Prinzip des Stimmungswechsels wie „I Have Superhuman Powers“ ausnutzt, sowie die namensgebende Triologie “The Antikythera Mechanism Pt. 1 – 3“.


Standing Ovations sind grundsätzlich etwas, was jeden Künstler auf einer Bühne freut: Das Publikum steht auf (notfalls wie der volltrunkene Metal-Phönix aus dem Matsch des Moshpits) und applaudiert voller Begeisterung. Keine Ahnung ob die STANDING OVATION das für ihren Namen als Vorlage genommen hat, verdien hätten sie es für „The Antikythera Mechanism“ auf jeden Fall!

The Antikythera Mechanism


Cover - The Antikythera Mechanism Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 55:27 ()
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No Sadness Or Farewell

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Das im Frühjahr erschienene „(Mankind) The Crafty Ape" von CRIPPLED BLACK PHOENIX dürfte eines der besten Alben des Jahres 2012 sein – basta – auch wenn nicht alle Altfans diesen Weg der Band mitgehen wollen. Das es jetzt zum Jahresende mit der 6-Track-EP „No Sadness Or Farewell“ nochmals neues Stoff des genialen Bandleaders Justin Greaves gibt, wäre fast untergegangen und freut meinereiner. Denn wieder gibt es eine tolle Melange aus Prog-, Post- und Classic-Rock – eher düster, eher langsam, immer gut. „Hold On (Goodbye To All Of That)“, eine überragende Ballade mit 80er-Melancholie pur und der abschließende Rocksong „Long Live Independence“ seien da mal ans Herz gelegt. Aber auch der eröffnende, rein instrumentale12-minütige Longtrack „How We Rock“ als typischer CBP-Song gefällt – wie es hier eh‘ keine Ausfälle gibt. Ach ja, man hat mal wieder einen neuen Sänger – John E. Vistic tritt zwar eher wenig in Erscheinung, was bei der Qualität der Kompositionen auch zweitrangig ist, aber der Mann hat eine gute Stimme und die paßt – wie seine erste Visitenkarte bei o.g. „Hold On (Goodbye To All Of That) zeigt. Ergo – es gilt bei CRIPPLED BLACK PHOENIX weiterhin – wer auf anspruchsvoll gute Rockmusik steht fährt mit „No Sadness Or Farewell“ goldrichtig.

No Sadness Or Farewell


Cover - No Sadness Or Farewell Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 45:8 ()
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Anima

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Obwohl REFIRAN aus Mainz kommen, haben sie so gar nichts mit alkoholgeschwängerter Fastnachtsmucke am Hut. Vielmehr offerieren sie uns einen feinen Happen düsteren, elegischen Prog Metal. Meist getragen im Tempo und mit schwebenden Melodiebögen versehen, kommen die 5 Stücke (plus Intro) sehr eigenständig um die Ecke. Trotz allem Wert, den REFIRAN auf Melodie und fette Keyboardteppiche legen, erreichen sie bei „Feel The Pain“ eine beachtliche Heavyness. Was mir sehr gut gefällt, ist eine gewisse Melancholie welche über allen Stücken liegt und so den Trademarksound von REFIRAN maßgeblich prägt. Manchmal fühle ich mich an alte, weniger metallische EVERGREY erinnert. Aber dies nur als Näherungswert. „Anima“ ist ein interessantes erstes Lebenszeichen einer hoffnungsvollen und ambitionierten jungen Band.

Anima


Cover - Anima Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 36:44 ()
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To Nowhere And Beyond

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Die geistigen Väter von ATLANTYCA sind die Brüder Julien und Maxime Putigny, welche gemeinsam mit Schlagwerker Laurent Falso und einer illustren Riege an Gastsängern (u.A. Edu Falaschi (Ex-ANGRA, ALMAH), Andy Kuntz (VANDEN PLAS), oder Paul Shortino) ein wunderschönes, unaufgeregtes, klischeebefreites und sehr erwachsen klingendes Stück Prog Metal auf die geneigte Hörerschaft los lassen. ATLANTYCA haben ihren Songs eine passende luftige Produktion verpasst, welche den filigranen Stücken den nötigen Raum zum Entfalten lässt. Trotz aller Melodien schleicht sich auch immer wieder das eine oder andere harschere Riff in den Sound von ATLANTYCA ein, was „To Nowhere And Beyond“ sehr gut zu Gesicht steht. Dass hier Ausnahmemusiker am Werk sind, hört man zu jeder Sekunde und trotzdem -oder auch gerade deshalb- hat es keiner der Protagonisten nötig mit Angebertum glänzen zu wollen. Alles was die Herren abliefern steht immer im Dienst der Melodie und der Nachvollziehbarkeit der Songs. „To Nowhere And Beyond“ ist ein abwechslungsreiches Album geworden, welches sich zum Analysieren unterm Kopfhörer genauso eignet, wie zum nebenbei Hören auf dem Sofa.

To Nowhere And Beyond


Cover - To Nowhere And Beyond Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 47:21 ()
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Wheels Of Impermance

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HEAVEN’S CRY wollen es tatsächlich nochmal wissen und haben jetzt mit “Wheels of Impermanence” ihr drittes Album seit dem Debüt („Food for Thought Substitute“/1996) sowie nach dem Zweitwerk (2002) und zehn Jahren kompletter albummäßiger Funkstille auf ihre Fans losgelassen. Diese vierköpfigen kanadischen Band aus Montreal hat sich erst 2011 zu einem Konzert wieder zusammengetan und frönt weiter stilistisch ganz klar dem lupenreinen Progmetal. Aber halt der etwas sperrigeren Art. Will sagen mit dem u.a. von THRESHOLD aktuelle gerade genial vertonten neuen Werk „March Of Progress“ haben diese Herren doch deutlich weniger am Hut. Hier gibt es keinen dieses meist sofort zündenden „Wohlfühl-Melodienselligkeits’“-Prog Power Metal der genannten Briten zu finden - hier darf man sich schon doch etwas mehr durch die sperrig-breaklastigen Songs mit starker Bassbetonung sowie vielschichtiger Melodielinien reinhören.

Ist ja auch kein Problem oder gar eine negatives Qualitätsmerkmal - im Gegenteil also die Lauscherchen aufgestellt, am besten mit Kopfhörer, und die knapp 50 Minuten ein durchaus sehr lohnendes Progfeuerwerk auf sich einprasseln lassen.

Seit dem von mir ebenfalls besprochenen Zweitalbum "Primal Power Addiction" (2002) ist zwar viel Zeit vergangen, der Musik hört man dies in keinster Weise an, es scheint als hätte man da konsequent weitergemacht, wo man damals aufgehört hat. Diesmal nur etwas weniger keyboardlastig, der symphonische Eindruck (trotzt der ersten paar Sekunden des eher rifflastig-düsteren „Empire’s Doll“) des Vorgängers ist jetzt eher reduziert, dass Ganze kommt schon gitarrenbetonter sowie kantiger daher und wird ab und an mit einer starken Prise heavyness (z.B. das etwas zerstobene „Realigning“) garniert. Die damals festgestellten deutlichen ENCHANT-Einflüsse sind nahezu komplett verschwunden, weniger songliche Sprödheit als packende Dynamik mit mehr Drive stehen im Focus.

Der Gesang, es gibt zwei Leadstimmen, ist insgesamt ebenfalls eher relativ gediegen in einer normalen Auslage manchmal zwar etwas aggressiver aber keinesfalls „böse-growlig“ auch mit den vielfach typisch Eierkneifergesängen haben HEAVEN’S CRY wenig zu tun, meist werden die Vocals glasklar und mit sehr eigenständigem Feeling präsentiert. Einer der songlichen Höhepunkte ist dann ohne Zweifel „Hollow“ mit klasse Melodiebögen, trotzt der vielen Tempowechsel, hektischer Drumparts und etwas „franzenden“ Gitarrensounds. Der etwas geradlinigere und mit deutlich stärkerer Tastenbetonung versehene Titelsong überzeugt außerdem mit vielschichtigen Backingchören. Die Band übertreibt es dankenswerter Weise nicht mit allzu langen Songs (meist so um die 6 Minuten), klar ein paar typische Verschachtelungen, rhythmische Vertracktheiten müssen schon sein aber nie zu präsent-dominant („The Mad Machine“) und als reiner Selbstzweck sondern meist im Sinne des Songs um diesen voranzutreiben bzw. zu tragen. Bei „Consequence“ beginnt es zunächst etwas funkig, dann wird es fast truemetallisch bei den Schreien ehe hinten raus mit Saxophoneinlage fast schon angedeutet jazzig wird – klingt interessant? Ist es auch absolut und zwar das komplette Album in seiner Aussage. Gegen Schluss gibt es eine Art balladenartigen Song, hat was von den großartigen SHADOW GALLERY ohne zu glattgebügelt, heimelig zu klingen. Mit dem überzeugenden Instrumental „A Glimpse Of Hope“ zeigen HEAVEN’s CRY nocheinmal ihr ganzes Können in Punkto Detailreichtum und packendem Songwriting.

„Wheels Of Impermanence“ hat die hohen Erwartungen aufgrund der starken Vorgänger jedenfalls voll erfüllt und stellt für Progmetalfans ein absolutes Pflichtalbum dar. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht wieder solange dauert bis der nächste Silberling erscheint.

Wheels Of Impermance


Cover - Wheels Of Impermance Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 49:29 ()
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The Parallax II: Future Sequence

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Vorhang auf für „The Parallax II: Future Sequence“ dem ersten vollen BETWEEN THE BURIED AND ME-Album auf Metal Blade, der neuen Label-Heimat der Amerikaner. Im vorangegangen Jahr gab es bereits den ersten Teil in Form einer EP, jetzt also endlich das ersehnte ganze Album dazu. Metal Blade können stolz auf diesen Einstand sein, erfüllt und bricht „The Parallax II: Future Sequence“ doch die Erwartungen der Gemeinde für technisch hoch anspruchsvollen Metal. Die Ausnahme-Band aus den Staaten, die Dank des neuen Labels auch endlich öfter in Deutschland spielt, setzt mit dem neuen Epos noch mal einen drauf und sollte auch die Skeptiker, die nach „Colors“ keine Steigerung mehr für möglich hielten, hinlänglich überzeugen. Zwölf Songs, vier Zwischenteile (inkl. In- und Outro) drei über zehn Minuten lange Stücke, über eine Stunde Musik insgesamt und mal wieder unglaublich komponierte Dramen aus allen Stilen, die gute Musik anzubieten hat. BETWEEN THE BURIED AND ME schaffen es auch bei ihrem achten Output, sich nicht zu kopieren und so hält „The Parallax II: Future Sequence“ wieder einmal eine riesige Fundgrube aus Musikvirtuosität bereit, die den Hörer auch nach unzähligen Durchläufen immer wieder neue Entdeckungen liefern kann. Das die fünf Herren auch live überzeugen und wirklich alles 99% perfekt auf die Bühne bringen, was auf einem BETWEEN THE BURIED AND ME-Album zu hören ist, macht diese Band zu einer wirklich einmaligen Erfahrung. Für die Gemeinde eh ein weiteres Muss und für alle Neueinsteiger ein perfektes Erst-Umwerf-Geschoss, das einem multiple Hörorgasmen liefern kann. Viel Spaß!

The Parallax II: Future Sequence


Cover - The Parallax II: Future Sequence Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 72:33 ()
Label:
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Thick As A Brick - 40th Anniversary Edition

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Zum Vierzigsten von „Thick As A Brick” gibt es nun eine überragend aufgemachte „40th Anniversary Edition“ jenes Albums, dass man durchaus als das Werk betrachten darf, das für den Urknall progressiver Musik und thematischer Konzeptalben mit verantwortlich zeichnet. Wobei die Meinungen der eingefleischten JETHRO TULL Fans hier durchaus unterschiedlich sind. Denn die Songidee von „Thick As A Brick“ wurde (wie in 1972 nicht unüblich) episch breit ausgewalzt, durch die progressive Mangel gedreht und als 1-Track-Konzeptalbum veröffentlicht. Da damals ja noch Tape und Vinyl das Mittel der Wahl war, gibt es einen Part 1 und Part 2 des Werkes – eines pro Seite.

Die Geschichte über den imaginären kindlichen Dichter Gerald Bostock, dessen (ausgedachte) lyrischen Anwandlungen die Grundlage des Albums bilden, wird in einer Mixtur aus Folk, Rock, Blues, Klassik, Jazz und natürlich der Querflöte dargeboten. Der facettenreiche Gesang von Anderson – von theatralisch modern über englisch Folk bis mittelalterliche Minne – setzt einen zusätzlichen unverwechselbaren Akzent. Das es dabei trotz wiederkehrender Eingängikeit keinen Refrain gibt, und die verschiedenen Stile doch sehr kreativ vermischt werden läßt das Werk nicht für jedweden Hörer zugänglich erscheinen und bedingt Muse und Toleranz. Durchweg unkommerziell und das gewollte Gegenteil eines Album wie „Aqualung“ oder „Living In The Past“ ist „Thick As A Brick“ für Neueinsteiger in Sachen JETHRO TULL sicherlich nicht erste Wahl. Denn wer von den oft kompakten, eingängigen und mit Folk angereicherten Rock-Hits des Ian Anderson auf dieses Werk schließt, liegt nicht richtig.

Ansonsten ist das 70er Prog-Kult in überragender Sammleraufmachung – das CD-/DVD-Teil kommt in Buchform mit einem alle Wünsche erfüllenden 104-seitigen Super-Booklet als Hardcover daher. Der Inhalt: die komplette 1972 mit der LP ausgelieferte Zeitung, einen Artikel des Rock Journalisten Dom Lawson, seltene Fotos von 1972/1973 und von der Tour 2012, eine Ian Anderson Interview über beide „Thick As A Brick”-Alben, Aufzeichnungen verschiedener Protagonisten zu den Aufnahmen, Infos zur damaligen World-Tour und eine Übersetzung in deutscher Sprache der beiden Alben. Wobei man sich durchaus Fragen darf, warum es bei solch einer aufwändigen Aufmachung nicht zu ein paar Bonus-/Demos-/Liveaufnahmen gereicht hat. Die Originalaufnahme in unterschiedlichster Klangversion auf DVD sind ein Schmankerl und für Soundfetischischten sicher reizvoll (neue Stereo- und 5.1-Mixe von Steven Wilson) - zusätzliches Material ist aber leider Fehlanzeige, was Abzug in der B-Note gibt und so dem Teil den Tipp kostet. Fans des „Thick As A Brick“ Konzeptes müssen hier allerdings zugreifen.

Thick As A Brick - 40th Anniversary Edition


Cover - Thick As A Brick - 40th Anniversary Edition Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 2
Länge: 43:51 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Disclosure

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Ja, die Kritiker lieben THE GATHERING, sie scheinen einen festen Platz in den Herzen der schreibenden Zunft zu haben. Haben sie auch meinen Lebensmuskel besetzt? Da gibt es ein klares und entschiedenes jein!!!

Natürlich kommt auch meine Musiksammlung nicht ohne die anspruchsvollen und atmosphärischen Werke der Niederländer aus, aber zur heißen und innigen Liebe hat es nie gereicht. Vielleicht gelingt ihnen das ja jetzt mit ihrem neusten Werk?

Scheibe zwei nach dem Weggang Anneke van Giersbergen stimmt uns auf die kommende, sich bereits ankündigende Jahreszeit ein. Das ansprechende, in Herbst - Tönen gestaltete Cover vermittelt schon mal diese Stimmung. So ist es keine Überraschung, dass der Albumeinstieg verhalten, melancholisch beginnt. Rhythmisch auf Keyboardklängen gebettet fließt "Paper Waves" leicht poppig aus den Boxen. Erstaunt nehme ich zu Beginn bei "Meltdown" eine flüsternde Männerstimme war, nur um kurz danach von Silje Wegeland´s Sirene "eingefangen" zu werden. Hier kommen als Farbklecks gar Trompeten zum Einsatz, welche dem Song ungemein gut stehen. Diese zwei Nummern gefallen und kommen trotz komplexer Strukturen zügig auf den Punkt. Leider bleibt es nicht so kompakt. "Paralyzed" erreicht irgendwie gar nicht seinen Kern, sondern schleicht wie ein Intro unfertig vor sich hin.

Die 10 Minuten Nummer "Heroes For Ghosts" schwebt zu bedächtig, höhepunktarm an mich heran. Sicher finden sich in dem kontrastierten Song immer wieder Momente die gefallen, nur gelingt es THE GATHERING nicht meine Spannung und Aufmerksamkeit auf Dauer zu binden. Kurz gesagt - es kommt manchmal gar Langweile auf. Die schöne Ballade auf CD-Platz Nr.6 kann mich wieder gewinnen. Doch reichen zwei, drei Songs die zünden nicht aus, um das Album als Ganzes gelungen zu sehen. Einige der acht Nummern bleiben irgendwie Fremde. Auch wenn man durchaus Sympathien entwickelt – es bleibt eine letzte Distanz. Respekt, Anerkennung und verhaltener Applaus; aber Liebe meinerseits wird es auch bei "Disclosure" nicht.

Disclosure


Cover - Disclosure Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 54:45 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Black Mass

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JUST LIKE VINYL ist die „neue“ Band von Ex-FALL OF TROY-Sänger und -Gitarrist Thomas Erak. Das selbstbetitelte Debüt erschien 2010, jetzt ist mit „Black Mass“ der zweite Streich gefolgt. So heftig und vetrackt wie bei Eraks Ex-Band geht es hier allerdings nicht zu. Balladen gibt es zwar nicht zu hören, aber das ein oder andere gerade Hard Rock-Riff kommt durchaus zum Tragen. Trotzdem ist der Post-Hardcore-Einfluss auch immer wieder deutlich zu erkennen, vor allem im brachialen „Sucks To Be You“, und an jeder Ecke lauern kurze progressive Passagen. Überhaupt gefallen sich JUST LIKE VINYL darin, immer wieder kleine musikalischen Spielereien, überraschende Wendungen und anderes wildes Zeug einzubauen, was ihnen einen sehr eigenständigen Sound verleiht. Auf jeden Fall ein interessantes und intensives Album, das JUST LIKE VINYL hier abgeliefert haben, und ballern tut es auch immer mal wieder gut. Was aber fehlt, sind ein echter roter Faden und herausragendes Songmaterial. So hat man am Ende einfach eine Reihe spannender Riffs und Breaks, aber mehr bleibt langfristig leider nicht hängen.

Black Mass


Cover - Black Mass Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 42:45 ()
Label:
Vertrieb:

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