Das 2008er Werk „Tightly Unwound“ der britischen Progrocker von THE PINEAPPLE THIEF habe ich noch als wirklich gutes Artrock Album in Erinnerung, mehr Material kenne ich bis heute von dieser Formation leider nicht. Dank der Unterstützung von PORCUPINE TREE-Mastermind Steve Wilson bekam man damals ja diesen Plattendeal du auch stilistisch bewegten sich die Herren jetzt nicht so weit weg vom Sound der alten PORCUPINE-Werke sehr psychedelisch angehaucht mit viel Atmosphäre im weiten Feld von TOOL, COLDPLAY (zu deren Anfangstagen) oder auch auf eine gewisse Art als Erben von PINK FLOYD. Veredelt hat die Band aber letztlich ihren Sound trotzdem noch mit ihren ureigenen Trademarks.
Der Vorgänger "Someone Here Is Missing" erntete eher stark geteilte Meinungen, nun melden sich die Briten mit "All The Wars" zurück und bereits die ersten beiden Songs sind relativ stark rockig, ja echt heftiger Alternative "Burning Pieces" und "Warm Seas" kommen sehr schwungvoll aber mit den gewohnten Breaks und Wendungen daher. Bei "Last Man Standing" rufen die Jungs dann ihr ganzes Repertoire aus progressiven, rockig-zarten und diese intensiv atmosphärische Stimmung ab und veredeln den Song mit echten Orchesterarrangements - tolle Mischung im Finale mit furiosen Streichern und heftigen Gitarrenriffs.
Fronter Bruce Soord überzeugt mit seinem klaren, vielfach auch etwas pathetischen Gesangs (hat was von Billy Corgan/SMASHING PUMPKINS) insbesondere beim sehr melancholischen Titeltrack harmoniert er aber bestens mit den Streichern und den akustischen Gitarrenparts – seine traurigen Vocals verströmen dieses typische Melancholie von PINEAPPLE THIEF, die aber nie zu kitschig oder selbstweinerlich klingen. Klasse Song!
Weiter erwähnenswert sind noch das wunderbar dynamische "Build A World", fast schon etwas noisy mit Streicher und Piano als Gegendsatz zum Stakkatorock der Gitarren, der Song strotzt vor "Someone Pull Me Out" lebt auch von kraftvollen Riffs aber mit einer hypnotisch-verträumten Melodie versehen – klingt wie COLDPLAY zu besseren (früheren) Tagen. "One More Step Away" ist mir dann aber schlicht zu fahrig-kitschig und auch zu seicht.
"Reaching Out" als fast zehnminütiges furioses Finale hebt sich dann doch etwas ab vom Rest des Materials – hier wird eine echt Progachterbahn mit vielschichtigen Wendungen, Breaks sowie tollen Chorarrangements mit fetten Streicherparts sowie Hammerfinale aufgefahren und zeigt eine Band, die musikalisch sehr, sehr viel zu bieten hat.
"All The Wars" ist letztlich ein sehr gelungenes Album geworden - packende, rockige Elemente wechseln mit unheimlich dichten Stimmungsbögen und bieten auch dank des satten Soundgerüst durch das Orchester eine warmen Klang mit dieser omnipräsenten Melancholie. Prog-/Alternative-/Art Rock Fans dürfen hier zu greifen, keine Frage.
Diese Scheibe gibt es auch noch mit einer Bonus-CD als Limited Edition und beinhaltet zum einen Akustik-Versionen von den meisten Stücke des regulären Albums sowie einige andere neue Songs.
All The Wars
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
9
Länge:
44:35 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Good Morning, How Did You Live?
Endlich hat es geklappt und ich darf Euch CRYPTEX als Album-Review vorstellen (siehe PAIN OF SALVATION Konzert-Bericht). Schon das aufwändige und atmosphärische Cover schafft Neugierde und weckt Interesse. Und der "Inhalt" wird dem visuellen "Vorboten" gerecht, überbietet den Eindruck gar. Was die drei deutschen Musiker auf ihrem Debüt bieten, ist selbstbewusst, kreativ, anspruchsvoll und eigenständig, so dass man kaum glauben kann, dass dies erst Album Nr. 1 ist. "Think Big" ist wohl die Herangehensweise der Musiker, die auf "Good Morning, How Did You Live?" kleine progressive Folk-Rock-Epen erschaffen. Der Gesang von Bandleader Simon Moskon ist eigenständig, erinnert in manchen Momenten an STYX. Die Instrumente, die eingesetzt werden, variieren und vermitteln Atmosphäre, mal Akustik-Gitarre, Piano, mal Keyboard, Mundharmonika oder gar ein Didgeridoo. Abwechslung und Kontraste sind hier fester Bestandteil des "Hörgenusses". Die Songs schleichen, purzeln, oder stampfen aus den Boxen, nie ist man sich sicher, was als nächstes kommt. Den roten Faden bilden die Folk Roots, die allgegenwärtig spürbar sind.
"Hicksville" eröffnet das Album nach kurzem Intro knackig-rockig, mit Piano-Unterstützung und grooviger Rhythmik. Die ersten 3 - 4 Nummern bieten Rock mit Folkanleihen, oder auch mit 70er Flair. Gegen Mitte wird die Scheibe ruhiger und etwas komplexer, eingeläutet durch das fast ganz auf Akustik-Instrumente gebettete "It´s Mine". Die softere "Gangart" wird nur durch das starke, wilde "Leviathan" und das mit fast doomig bedrohlichen Parts versehene "Most Lovable Monster" unterbrochen. Ansonsten bleiben CRYPTEX verhaltener, zuweilen ein wenig kauzig mit Trompeten-Sound ("The Big Easy"), bis das Album schließlich in die 11-Minuten-Nummer "A Colour Called Gently" mündet, welche progressiv alles bietet, was man sich so in dem Genre darunter vorstellt.
LED ZEPPELIN, STYX, von der Rhythmik eine Prise RUSH, aber viel eigene Vibes zeichnen das Trio aus. Die Band sollte man auf dem Zettel haben, nach so einem autarken und authentischen Debüt. Das Teil braucht weniger Zeit als vermutet, bietet aber für eben diese kurzweilige Unterhaltung mit großen akustischen Gesten. Den TIPP spar ich mir mal, denn erstens ist der Silberling schon ein wenig älter und zweitens, wenn CRYPTEX die Qualität halten oder gar ausbauen, ist Album Nummer zwei so sicher ein TIPP wie der Papst katholisch ist.
Good Morning, How Did You Live?
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
16
Länge:
56:41 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten