Das letzte offizielle Werk „The Tall Ships“ (2008) von IT BITES war schlicht klasse, jetzt sind die Briten um Mastermind John Mitchell (ARENA, KINO, FROST) wieder zurück und präsentieren auch auf „Map Of The Past“ ihren typischen Neoprog mit ganz viel popigen Elementen recht überzeugend, wenn auch nicht ganz so stark wie gewohnt.
Die Platte hat zwar bei mir diesmal doch etwas länger gebraucht, um richtig zu zünden, und zwar nicht weil sie etwa sperriger wäre – eher im Gegenteil, aber ist in der Summe nur einen Tick “schwächer “ als der Vorgänger. Neu im Band-Line-up ist Lee Pomeroy, der mit einen super knackig daherkommenden Bass aufwarten kann (Gründungsmitglied Dick Nolan war bereits vor dem Erscheinen der letzten Scheibe ausgestiegen) und diesmal hat man sich inhaltlich ein eher nostalgisches Konzeptalbum auf die Fahnen geschrieben. Das Ganze spielt Anfang des 19. Jahrhunderts und entstand anläßlich eines vergilbten Familienfotos, auf eine sehr persönliche Entdeckungsreise mitnimmt. Eine Story voller Emotionen mit Liebe, Leidenschaft, Eifersucht und auch Wut bei der eine Art Zeitreise zu früheren Generationen mit vielen Kindheitserinnerungen abgehandelt wird, um u.a. dabei Dinge richtig zu stellen, die falsch gelaufen sind.
IT BITES gehen dabei ähnlich unkonventionell wie beim Vorgänger vor, in stilistische Schubladen pressen will man sich eher nicht, der Hörer soll sich lieber auf die Musik einlassen ohne diese allzu ernst zu nehmen. Gerade letzteres ist ja bei eher konservativen Progfans sich nicht jedermanns Sache, und ganz so aberwitzig (wie man es selbst verkaufen möchte) ist die Musik dann auch nicht ausgefallen. Klar, es gibt so manche Schlenker und Breaks aber alles noch im Rahmen abgefahren ist hier rein gar nichts sondern es wird letztlich alles in wohlige Melodien gepackt. Der melodramatische Start mit reiner etwas schummriger Orgelbegleitung und Solostimme hat was von PETER GABRIEL-Sachen, insbesondere stimmlich. Die weitere Umsetzung bietet erneut einige hörenswerte Schmankerl - die Band beherrscht beinahe perfekt den Mix aus Gefühl und (Prog) Rock. Egal ob mal etwas härter (wie das energetische "Wallflower" oder das etwas spröde „Flag“), dann wieder wunderbar hymnenhaft wie beim Titellied mit der fast überall präsenten Melancholie, dann wieder balladesk („Clocks“ mit schöner Kirmessounduntermalung) - dass alles hat Hand und Fuß in ist in schönen Arrangements perfekt verbunden. Der Gesang ist sehr emotionell, mit einen angenehmen Timbre es gibt viele schöne Gesangharmonien, die diese Story perfekt transportieren. Kompliziert oder gar verquert ist auf dieser CD so gut wie nichts, für mich sind die Fünfminüter trotzdem kleine Pop-Progsongs aufgrund ihre Anlagen in dieser Richtung nur ohne halt die typisch ausladenden Strukturen oder instrumentellen Orgien der „echten“ Genrevertreter. Quasi als I-Tüpfelchen hat man sich dann noch das London Symphony Orchestra dazugeholt, wobei die Streichersequenzen dem ein oder anderen eventuell etwas zu viel sein mögen. Meine Favoriten sind ganz klar, das melodramatische „The Big Machine“ sowie das eher treibende „Cartoon Graveyard“.
Die Songs auf „Maps Of the Past“ mögen mitunter recht einfach wirken ohne große stilistische Überraschungseffekte, haben aber einfach einen gewissen Charme und sind schlichtweg gut gemachte Unterhaltung. Wenn noch ein zwei schnellere Sachen dabei gewesen wären, hätte man am Niveau des Vorgängers durchaus kratzen können, so langt es halt nicht ganz.
Das Album erscheint auch als Special-Edition mit einer Bonus-CD inklusive sechs Livetracks.
Map Of The Past
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
52:40 ()
Label:
Vertrieb:
Review: A Tower Of Silence
Eine australische Progband namens ANUBIS präsentiert uns hier mit "A Tower Of Silence" ein neues Album. Mir waren diese sechs Herren zwar bisher gänzlich unbekannt aber vor zwei Jahren konnte das Debüt "230503" in zahlreichen Kritiken teilweise überragende Reviews absahnen und wurde gar mancherorts als Hoffnungsträger der Szene bezeichnet. Nun um es mit dem Fußball-Kaiser zu sagen, schaun mer mal was hier Sache ist und ja für die reine Optik des Artworks können ANUBIS auf jeden Fall schon eine Höchstnote vorab verbuchen.
Inhaltlich hat man sich ein Konzeptalbum ausgedacht wobei kurz gesagt, die Geschichte eines kleinen Mädchens erzählt wird, das nach einem kurzen sowie traurigen Leben im Alter von elf Jahren in einem Armenhaus stirbt wobei dort auch ihre Seele quasi gefangen wird. Ein Jahrhundert später erscheint deren Geist ein paar Jugendlichen während einer Séance und berichtet so von ihrem trostlosen Leben, an dessen Ende nicht einmal der Tod für echte Erlösung sorgen konnte.
Ja, der Stoff hört sich jetzt so depressiver an, als die Musik letztendlich rüber kommt, und klar es gibt schon viele düster-melodramatische Momente aber trotzdem kommt der ungemein weitläufige Sound mit opulenten Stimmungsbögen nicht zu verkrampft kopflastig daher. Als „Cinematic Progressive Rock” bezeichnen ANUBIS selbst ihren Stil, für mich ist es aber schlicht „nur“ mehr oder weniger typischer Neoprog mit ein wenig Art Rock vermengt, inhaltlich zwar nichts wirklich Neues aber auch nicht zu staubig oder gar antiquiert.
Nicht nur der gefühlsbetonte Gesang von Fronter Robert James Moulding erinnert mich an alte IQ-Sachen, alle anderen Mitglieder sind ebenfalls am Mikro vertreten, was für ein zusätzlich variables Klangbild mit schönen mehrstimmigen Harmonien sorgt. Bereits der viergeteilte Opener „The Passing Bell (Part I-VI)" zeigt auf knapp 18 Minuten wohin die Reise geht, abwechslungsreiche opulent ausgestattete Arrangements mit gefühlvollen Übergängen mal heftiger dann wieder gedämpft perfekt eingebettet in wohlige Soundgebirge. Die Gitarren sind hier noch recht führend gegen Schluß elegisch solierend. Wobei viele prägende Parts durch massiv (wabernde) Keyboardflächen wahlweise aber mit Piano-, Spinett- und teilweise wohligen Hammondklängen flankiert sind. Die Tatsache, dass hier drei Gitarristen (ohne den Bass) am Werke sind, geht im Gesamtklang manchmal etwas unter, da sind soundtrackartige Flächen durchaus etwas dominant. Dafür lockern aber schöne Flöten- und Saxophoneinlagen des Gastmusikers Martyn Cook (ex-IQ) in so manchen Song („The Holy Innocent“ mit einem Wahnsinnssolo) die Musik wohltuend auf. Nicht nur deswegen kommen einem Erinnerungen auch an PINK FLOYD in den Sinn, insbesondere die vielen elegischen Gitarrensoloparts dürften hier als Vorbild gedient haben, wobei aber durchaus (zwar weniger stark als Waters & Co.) PORCUPINE TREE als neuere Vertreter des Art Rocks mitunter ebenfalls als Soundpaten taugen könnten.
Die Herren wissen einfach wie man schöne Harmonien und griffige Melodien mit einer guten Portion epischer Breite verbindet, sie tun dies war nicht so überoriginell aber mit viel Können und hörbarem Herzblut. ANUBIS daher als bloße Kopie der ARENA’s, PENDRAGON’s & Co. abzutun wäre ziemlich ungerecht, denn dafür ist die Musik der Aussies dann doch zu individuell und facettenreich. Auch wenn man von echten Progfans den „Alles schon mal gehört“-Faktor hier wohl schon zu hören bekommen könnte. Sei’s drum die berühmte Weiterentwicklung mit noch mehr eigenem Charakter kann man sich ja für Album Nummer drei vornehmen.
Bis dahin bleibt von "A Tower Of Silence" das Fazit eines größtenteils gelungenen Werkes welches mit viel Atmosphäre und großen Spannungsbögen aufwartet. Lediglich in der Mitte der Scheibe mit u.a. dem Titelsong oder „Weeping Willow“ geht es mir etwas zu bedächtig-schwülstig zu und erinnert mich etwas an zu zahnlose JON ANDERSON Soloalben). Keinesfalls wird hier aber Prog von der Stange oder nur Aufgewärmtes geboten auch wenn die Originale stets präsent wirken.
A Tower Of Silence
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
8
Länge:
72:14 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten