Review:

White Light Generator

()

Ein neues Werk von Mastermind Justin Greaves und CRIPPLED BLACK PHOENIX weckt immer gespannte Vorfreude – so auch „White Light Generator“. Und das man schon wieder einen neuen Sänger hat – auf der letzten EP war es noch John E. Vistic, jetzt der Schwede Daniel Änghede – verwundert bei Greaves Karussell kaum. Der Neue macht dabei nichts falsch, passt in das Progressive Post Rock Konzept, setzt aber auch keine eigenen Akzente. Und eines auch noch vorneweg – die intensive Faszination der letzten CRIPPLED BLACK PHOENIX-Werke will sich bei „White Light Generator” leider nicht so richtig einstellen – auch nach mehreren Durchläufen. Die wieder mal überragenden Ideen werden hier zum Teil etwas zu breit ausgewalzt (wie zum Beispiel bei „NO! – Pt.2”). Musikalisch top wird der recht geniale erste Teil („NO! – Pt.1”) breit durchgearbeitet; Wobei das Wort „gearbeitet” hier passt; verliert die Komposition im Verlauf der Minuten doch etwas die ansonsten bei CRIPPLED BLACK PHOENIX vorhandenen Schlüssigkeit. Ganz ander da „Northern Comfort“ – das Album-Highlight packt die experimentelle Schiene aus. Dark Rock, mal flott, mal schmeichelnd – immer melodisch; Klavier und Violine begleiten die Gitarre – davon hättes es ruhig mehr sein dürfen. Der Großteil von „White Light Generator“ pendelt zwischen den genannten Polen, geht meist gut ins Ohr, verharrt aber eben nicht wie gewohnt für immerdar. Atmosphärisch ist das natürlich wieder alles erste Sahne. Das über 70 Minuten lange Album ist an sich in zwei Hälften geteilt – die erste Seite trägt den Titel „Black Side“, die zweite Seite wurde als „White Side“ betitelt. Dadurch sollen die Stimmungen, welche die Songs transportieren gekennzeichnet werden. Aber an sich kommt das Album in Gänze schwer melancholisch bis düster rüber. Selbst die schnelleren, härteren Songs erinnern mehr an Doom als an Metal und Rock (das ungewohnt dunkle „Parasites“, „Let's Have An Apocalypse Now!“) und haben einen hörbaren 70er-Occult-Bezug (auch an Greaves gehen die aktuellen Trends nicht unbeschadet vorbei). Um Mißverständnissen vorzubeugen - CRIPPLED BLACK PHOENIX haben beileibe keine schlechte Platte abgeliefert, nein das Teil ist gut und wird keinen Fan der Band enttäuschen. Aber gemessen an der eigenen Diskografie ist „White Light Generator” eine eher normale CRIPPLED BLACK PHOENIX Platte – was immer das bei Justin Greaves & Co. auch heißt.

White Light Generator


Cover - White Light Generator Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 70:52 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Wanted

()

Das letzte Album „Beyond Man And Time“ der deutschen Prog-Institution RPWL war ein Gourmet-Happen für Freunde des gepflegten Artrock, mit gelungenen Verweisen auf GENESIS und vor allem PINK FLOYD. Aber RPWL wären nicht RPWL, wenn sie als Nachfolger einfach eine Kopie des gelobten 2012er-Albums abliefern würden. „Wanted“, das sechste Studioalbum der Bayern, setzt auf die bekannten Stärken der Band, tönt dabei in Gänze betrachtete aber härter, ja rockiger; ohne die beiden o.g. Vorbilder zu verleugnen und setzt vom Songwriting her auf reichlich Abwechslung. Das Erstgenannte (mehr Härte) wird bereits beim 5-minütigen instrumentalen Intro („Revelation“) deutlich, welches das Album mit einigen deftigeren Parts und komplexen Arrangements eröffnet, „Hide And Seek“ mit seiner „Metal“-Schlagseite, seinem verzerrten Gesang und kurzen akustischen Verschnaufpausen ist einfach nur klasse. Der längste Track des Albums, das 11-minütige „The Attack“ offenbart vor allem zu Beginn melancholische Dunkelheit, wird aber gegen Ende des Songs, dem Titel zum Widerspruch, doch etwas ruhig. Als Appetizer für das Zweitgenannte (Abwechslung) möchte ich mal den fast schon poppigen Titeltrack „Wanted“ nennen, aber auch das düster drückende „.Swords and Guns“ - ein teilweise typischer RPWL-Song bei dem die fast 9 Minuten Spielzeit durch elektronische Spielereien und einem Moog-Solo wie im Flug vergeht. „Perfect Day“ vermengt dann Elektronik, Rock und Pop zu einem anspruchsvolleren Ausflug auf die Tanzfläche. Die abschließende recht entspannte Artrock-Ballade „A New Dawn“ glänzt durch hervorragendes Gitarrenspiel und offenbart nochmals, was für tolle Songs Yogi Lang, Kalle Wallner & Co. schreiben können. Alles in allem haben RPWL sich nicht neu erfunden, aber sie bringen auf „Wanted“ auf höchstem Niveau neue Facetten ins Spiel. Fans können hier bedenkenlos zugreifen, aber auch für Neulinge in Sachen Progressive ist „Wanted“ eine gute Wahl.

Wanted


Cover - Wanted Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 61:42 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Paraíso

()

SUBSIGNAL liefern mit dem aktuellen Werk „Paraíso“ nicht nur ihr mit Abstand bestes Coverartwork ab, sondern es gelingt der Band mit einem wunderbar zelebrierten Wohlfühl-Prog bereits das dritte Hammeralbum in Serie.

Das Hirn auf dem Cover deutet die musikalische Umsetzung schon irgendwie an, aber ich kann Entwarnung geben, wer hier betont strategisch-kühle Breaks oder gar technisches Gefrickel erwartet, liegt völlig daneben. Hier setzt man viemehr auf Gefühl und packende Songs verbunden mit viel Tiefe ohne sich auf zu ausufernde Longtracks einzulassen. Den Tipp verdienen sich die sympathischen Süddeutschen erneut absolut gerechtfertigt, auch wenn sich gegenüber dem direkten Vorgänger "Touchstones" doch einiges verändert hat, vor allem die progmetallische Ausrichtung wurde hier ziemlich außen vor gelassen.

Die schmälert das Hörvergnügen aber in keinster Weise, "Paraiso" biete stilistisch eine Art Mischung aus "Beautiful & Monstrous" und "Touchstones" mit sehr elegischer Betonung. Bei der ungemein transparent und klaren Produktion lag diesmal das Hauptaugenmerk auf erstklassigen Melodien sowie den Gesangsarrangements mit perfekten Chorpassagen. Die Songs strahlen fast alle eine gewisse Leichtigkeit aus, die von der tollen Leadstimme von Arno Menses souverän getragen werden. Mein Eindruck ist der, als klängen SUBSIGNAL rein von den Vocals her, noch nie so stark nach YES, wie auf dieser Scheibe. Rein musikalisch geht es viel eher artrockig zu, manche werden ob der nochmals gesteigerten Eingängig sogar sagen geradezu poppig, da verschnörkelte Breaks oder technisches Parts nur sehr wohldosiert vorkommen. Auch die Instrumentenfraktion beweist erneut, dass sich eine Band neue erfinden kann ohne ihre Wurzeln und ihre Einzigartigkeit zu verlieren. Neudrummer Danilo Batdorf fügt sich hervorragend in das fesselnde Zusammenspiel mit seinen Kollegen ein, so als sei er schon immer dabei gewesen.

Nach einem eher simplen Intro bietet der Titeltrack "Paraiso" eher untypisch für diese Scheibe, prägnant härteres Riffing, besonders gelungen sind die harmonischen Breaks, die ein gewisses RUSH-Feeling aufweisen, sehr starke Melodie. Einer meiner Favoriten ist ganz klar "A new reliance" mit einem typischen SAGA-Riff beginnend mit viel Stakkato und wuchtigen Drums. Die Tempiwechsel mit mal schnellen Parts, dann wieder eingestreuten Reggaerhythmus sorgen für viel Abwechslung. Mit Streichern sowie akustischen Gitarren mit temperierter Pianobegleitung sorgt "A Heartbeat away" für ein wohliges Hörgefühl und setzt sich sofort im Gedächtnis fest. Überhaupt - die dichten Klangbilder fesseln den Zuhörer, man hat tagelang die Refrains im Kopf. Auch „A long Way since the Earth crashed" funktioniert so, die hymnische Hookline mit den mächtigen Backingschorussen harmonieren super mit den martialen Marschdrums. „A giant Leap of Faith“ läßt neben cleanen Gitarren auch wieder als Gegenpart härteren Riffs etwas Raum super kombiniert mit perligen Tasten und einem gewissen Bombastfaktor. Bei dem sehr mainstreamige-popigen „The Blueprint af a Winter" werden sich die Geister scheiden, mir gefällt dieses tolle etwas poetische Duett mit Marcela Bovio (STREAM OF PASSION) recht gut. Den Kontrastpunkt dagegen setzt dann wieder „The Colossus that bestrode the World" der düsterstes Song des Albums, eher heavy angereicherte Parts wechseln mit luftig-schwebenden Geangsharmonien a la YES, klasse. Das wunderbar elegisch-schwelgerische „Swimming Home“ mit einem gewissen MARILLION-Touch beschließt ein großartiges Album.

Wie gesagt, die Songs sind nur auf den ersten“Blick“ vermeintlich etwas ruhiger bzw. glatter, bestechen aber durch bestens abgestimmte ineinander übergehende Passagen. Es gibt dabei keinen einzigen schwachen unter neun Songs (ohne Intro) alle haben ihren ganz eigenen Charme, mit teilweise genialen Hooklines und stehen für intelligent gemachten Prog-Artrock mit einem unschlagbarem Langzeitanhörfaktor.


Paraíso


Cover - Paraíso Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 53:5 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Into The Maelstrom

()

BIGELF bzw. ihr Mastermind Damon Fox hatten es noch nie besonders eilig, Alben aufzunehmen. „Into The Maelstrom“ ist seit 1996 erst das sechste. Dass seit „Cheat The Gallows“ sechs Jahre vergangen sind, hat aber auch noch andere Gründe, vor allem den, dass Fox das BIGELF-Line-Up fast komplett neu aufbauen musste. Besonders der Drummer-Posten ist jetzt prominent besetzt: Hierfür ist nämlich Mike Portnoy eingesprungen, den Fox 2009 während der Progressive Nation-Tour kennengelernt hat. Inhaltlich geht es auf „Into The Maelstrom“ dann u. a. auch um die schwierige Zeit zwischen den Alben, um die Verarbeitung der Auflösung der Band, des Todes von Fox’ bestem Freund, dem ehemaligen BIGELF-Gitarristen A. H. M. Butler-Jones, und von Schmerzen und Ängsten. Aber es geht auch um die Zukunft und die selbstzerstörerischen Kräfte der Menschheit.

Passend dazu nennt sich der Opener „Incredible Time Machine“, und der befördert einen auch musikalisch in die Vergangenheit, nämlich in den englischen Prog der End-60er, klingt mit seinen surrenden, spacigen Sounds gleichzeitig aber auch ziemlich (retro)futuristisch. Eine perfekte Einleitung in die Welt von Damon Fox und sein neues Werk, das so verspielt wie vertrackt ist, stellenweise aber auch wieder sehr eingängig, bei dem an jeder Ecke alte Orgeln und Synthesizer flirren, genauso aber immer wieder sägende und doomige Gitarrenriffs und schwere Grooves das Kommando übernehmen. Und zwischendurch werden auch große Melodien und Harmonien aufgefahren, die mal an PINK FLOYD oder QUEEN erinnern, mal auch an David Bowie oder die BEATLES. Man höre sich nur das wunderbare „Mr. Harry McQuhae“ mit seinem großartigen, sich steigernden Aufbau und seinem Schlussthema zum Reinlegen an. Immer wieder wird aber auch gnadenlos nach vorne gerockt, wie in „Control Freak“ oder „Hypersleep“. Überhaupt gelingt es BIGELF oft, in fünf bis sechs Minuten alles abzuhandeln, wofür SPOCK'S BEARD doppelt so lange brauchen. Die Produktion klingt dabei angenehm warm und altmodisch, wie sich das für diesen Sound gehört.

Und Portnoy? Spielt natürlich toll – aber doch vor allem songdienlich. Das soll aber gar nicht negativ gemeint sein, denn wenn man ihn nur von DT kennt, mag man kaum glauben, dass es Portnoy ist, der hier so dreckig, tight und schwer groovend in die Felle prügelt. A pro pos: Ob es Zufall ist, dass Song 11 „Theater Of Dreams“ (sic) heißt? Angeblich hatte Fox die Songs schon geschrieben, als er sie Portnoy geschickt hat, aber vielleicht haben die beiden ja später noch an den Lyrics gefeilt. Bei Songzeilen hört wie „Contracts misleading / while friendships are bleeding“ ist das durchaus vorstellbar.

Was BIGELF mit „Into The Maelstrom“ vorlegen, ist wirklich ganz großes Kino. Sicher muss man diesem Retro-Sound und besonders alten Orgeln schon etwas abgewinnen können, sonst nervt die Musik wahrscheinlich kolossal. Wer sich darauf einlassen kann, wird hier aber ein Album vorfinden, das überbordet vor fantastischem Songwriting und tollen musikalischen Einfällen und tatsächlich einen wahren Sog entwickelt - und damit seinem Titel absolut gerecht wird.

Into The Maelstrom


Cover - Into The Maelstrom Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 62:17 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Das Seelenbrechen

()

Zu Ihsahns Schwenk vom stilprägenden Black Metal früherer Tage hin zu avantgardistischen Klängen, viel Progressivität und Experimentierfreude muss man nicht mehr viel sagen; wer in diesem Jahrzehnt noch immer „In The Nightside Eclipse Part II“ erwartet, wird hoffnungslos vor einen Bus laufen. Das interessanterweise deutsch betitelte „Das Seelenbrechen“ ist schon sein fünftes Album innerhalb von sieben Jahren und die konsequente Weiterentwicklung von „Eremita“ und – das muss man einfach sagen – ein schwerer Happen. Mit der musikalischen Öffnung ist im Laufe der Jahre leider ein selbst auferlegter, meiner Ansicht nach gekünstelter Anspruch eingezogen, den Ihsahn, so gut er als Songwriter und Visionär sein mag, nicht erfüllen kann. Ähnliche Symptome hat man auch bei Devin Townsend („Ghost“ oder „Deconstruction“) oder OPETH („Heritage“) bemerkt, die gerne mal übers Ziel hinausschossen und vor lauter Freiheit die Zugänglichkeit aus den Augen verloren. Ein weiteres Indiz sind die pseudointellektuellen, viel- und nichts sagenden Titel auf „Das Seelenbrechen“: „Regen“, „NaCl“, „Rec“ oder „M“. Und warum „Tacit 2“ vor „Tacit“ kommt, weiß auch nur der Meister selbst. Besonders Ersteres (also Teil Zwei…) ist ein heftiges Krachmonument industrieller Prägung, das einem atmosphärischen Schmeichler wie „Pulse“ oder einer wenig essentiellen Noise-Orgie wie „See“ in starkem Kontrast gegenübersteht. Man kann das Album nicht als wirklich schwach einordnen, dafür ist es zu vielseitig und zu gut umgesetzt, aber es fehlt das Gesamtbild, der rote Faden, den Ihsahn bei seinen unterschiedlichsten Arbeiten stets in der Hand hielt – schon damals bei EMPEROR.

Das Seelenbrechen


Cover - Das Seelenbrechen Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 48:55 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Over

()

Mit ihrem fünften Album „Over“ machen FREQUENCY DRIFT dort weiter, wo sie in 2012 mit „Laid To Rest“ aufgehört hatten: ein episches Art-Rock-Grundgerüst mit fast schon Soundtrack-mäßigen Anwandlungen, erweitert um zahlreiche Folk-Instrumente und versehen mit schönen, aber unaufdringlichen, oft elfenhaften weiblichen Vocals. Überwiegend in floydscher Tradition ruhig gehalten (nicht umsonst steuerte auch Kalle Wallner von RPWL Gitarrenparts bei) erweiterte Mastermind und Bandgründer Andreas Hack sein Ensemble in kleinen Schritten. Diesmal sind es etwas mehr Streichereinsatz und eine dichtere Atmosphäre mit denen FREQUENCY DRIFT punkten. Ansonsten bietet man fast 80 Minuten progressive Musik auf künstlerisch hohem Niveau, welches wieder mal das schönste am Art Rock - ohne Kitsch und Frickelei - zelebriert. „Over“ ist für die Fans der Oberfranken ein sicheres weiteres Schmankerl und sollte auf der „Schnupperliste 2014“ qualitätsbewußter Proggies stehen. Anspieltipps: das epische, dank Flöte gar in JETHRO TULL schwelgenden „Suspended“ und die wunderschöne Übernummer „Sagittarius A“ (schmeichelnder Ohrwurm), sowie die als Kammermusik startende und ins metallene fallende überlange Achterbahnfahrt „Memory“.

Over


Cover - Over Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 77:18 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Theory Of Everything

()

Mein Lieblingsholländer ist wieder da: Mit seiner aktuellen Scheibe „The Theory Of Everything“, diesmal wieder unter dem AYREON-Banner, untermauert der umtriebige Multi-Instrumentalist, Komponist, Sänger und Produzent Arjen Anthony Lucassen erneut seinen hervorragenden Ruf als Meister des Progressive Rock's. Wie fast immer garniert er seine typischen opulenten Klangbilder aus kraftvollen Metalriffs mit folkig-symphonischen Beiwerk.

Eigentlich war die Story von und um AYREON musikalisch nach „The Human Equation“ (2004) und „01011001“ (2008) schon fertig erzählt. Aber Mastermind Lucassen wollte doch nochmal etwas Neues dazu machen und so einfach eine komplett andere Story entworfen, die weniger kryptisch, eher in einer nächstmöglichen Gegenwart angesiedelt ist.

Nach seinem überzeugenden Solowerk „Lost In The New Real“ (2012) bietet dieses opulente Doppelalbum „The Theory Of Everything“ erneut viel packende Musik für's Geld.
Verzichtet wird diesmal auf die sonst üblichen 30 Gaststimmen (das war beim Vorgänger wohl doch etwas zu viel). Arjen hat außerdem bewußt „nur“ vier (Haupt)Songs aufgenommen, die jeweils um die 20 Minuten lang sind und in vier Hauptparts mit 42 (Stichpunkt „Per Anhalter durch die Galaxis“ .. Fans wissen bescheid) teilweise recht kurze Sektionen aufgeteilt sind. Er wollte bewußt in Anlehnung an seine großen musikalischen Vorbilder aus den 70ern eher längere Songs schaffen ohne zu starke Betonung einzelner Tracks oder Refrains.

Ein ganzheitliches Kunstwerk von Story und Musik sollte dadurch entstehen und dies ist ihm ohne Frage perfekt gelungen – sein typischer sich stets spannungsgeladen steigernder Mix aus atmosphärischen aber auch progrockenden Parts, verbindet er mit einem unglaublichen Gefühl für Melodien. Lucassens Handschrift ist omnipräsent der typische AYREON-Sound zieht den Hörer sofort in seinen Bann und läßt ihn erst nach 90 fesselnden Minuten wieder zurück in die Gegenwart.
.
Wunderschöne Piano-Klänge, fette Synthesizer, Hammond Orgeln, Akustikgitarren, spacige Parts, fette Riffs, pumpende Drums, viele luftig-folkige Sprengsel und vielleicht einen tick weniger symphonisch - so präsentiert sich AYREON in Höchstform. Bei den Sängern kommen diesmal auch etwas weniger bekannte Talente den Vorzug, die aber allesamt genauso wie die bekannteren Namen eine super Performance abgeliefert haben.

Inhaltlich geht es ganz grob um eine Art Wunderkind (Tommy Karevik von KAMELOT), der aber eine gewisse Konzentrationsschwäche aufweist. Sein Vater (Michael Mills von TOEHIDER), ist ein Wissenschaftler, der die Fähigkeiten seines Sohne nicht sofort erkennt, eher auf seinen Job fixiert ist aber dem aus dem Sohn ein echter Rivale erwächst. Die eher besorgte Mutter (Cristina Scabbia von LACUNA COIL) unterstützt ihren Sohn genauso wie der Lehrer Janne "JB" Christoffersson (GRAND MAGUS). Die Rolle des Widersachers wurde mit M. Hietala (NIGHTWISH, TAROT) genauso perfekt besetzt wie die Rolle des Psychiaters mit einem meiner Lieblingssänger J. Wetton (ASIA). Auf der Instrumentenseite sind Kracher wie Jordan Rudess (Keys; DREAM THEATER), Steve Hackett (Git.; GENESIS), Troy Donockle (NIGHTWISH) oder auch Keith Emerson (Keys; EMERSON, LAKE & PALMER) mir dabei.

Aus diesem Ganzen einzelne Parts herauszustellen ist mehr als schwierig. Die „Phase I: Singularity“ ist ganz grob eher folkig geprägt mit vielen verschiedene Stimmungen. „The Teacher's Discovery“ mit einem etwas orientalischem Touch ragt etwas heraus, die beiden Stimmen von Tomy, JB und Marco agieren klasse. „Phase II: Symmetry“ startet mit John Wetton und seiner Diagnose, hier zeigt der ASIA-Fronter dass er mehr kann als einfach nur nette Melodien singen. Auch der erneut fulminante Schlagwerker Ed Warby (u.a. GOREFEST) sorgt auf dem ganzen Werk für hammermäßige Power und Rhymthmusintensität. Auch die vielen Gesangsdynamiken und Wechselspiele der Stimmen lassen mitunter eine gewisse Musicalatmosphäre (ähnlich wie bei AVANTASIA) aufkommen. in der „Phase III: Entanglement“ herrscht eine mitunter eher etwas düsterer Stimmung vor, die Songs sind etwas härter, powermetallischer geprägt. Es gibt auserdem schöne elegische weibliche Songparts. In der letzten „Phase IV: Unification“ folgt dann ein bombastisches Finale mit typisch symphonischen Streicheranteil inklusive inhaltlichem Happy End.

Lucassen geht mit diesem neuen Album und seinem Aufbau stilistisch etwas zurück in „Into The Electric Castle“-Zeiten aber mit modernerem Sound. Die Songs wirken weniger gewollt bzw. konstruiert als die beiden Vorgänger – letztlich zählt rein dass Ergebnis und hier bleiben keine Wünsche offen, es gibt über 90 Minuten keinerlei Langeweile. Alle AYREONAUTS werden erneut begeistert sein.

"The Theory Of Everything" erscheint als „normale“ Doppel-CD, als Special Edition im Digi-Book mit einer Making-Of-DVD sowie als besondere Edition, die neben den beiden CD‘s und der DVD noch zwei CD‘s mit der instrumentalen Version und ein erweitertes Booklet beinhaltet.



The Theory Of Everything


Cover - The Theory Of Everything Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 42
Länge: 89:18 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Kaleidoscope

()

TRANSATLANTIC markieren meiner Meinung nach einen eigenen Zweig des Progressive Rock - ruhig, lang, komplex ohne sich die Finger zu brechen und auf eine eigene, charmante Art sehr atmosphärisch, kurzum Musik für die Stereoanlage und den dazu passenden Ledersessel - wobei auch die letzte Tour der Jungs ja durchaus Funken geschlagen hat.

Ich selber hab die Truppe mal zufällig beim CD-Shopping kennen gelernt und dabei völlig ignoriert, dass das Lineup natürlich mehr als prominent ist und die Truppe als "Supergroup" vermarktet wird: Neal Morse (ehemals SPOCK'S BEARD) an Vocals, Keyboard, Gitarre, Pete Trewavas (MARILLION) am Tiefsaiter, Roine Stolt (FLOWER KINGS) an der Gitarre und Mikro, und - wer mal ein Review von mir las weiß, das der nächste Name besondere Freude auslöst - Mike Portnoy, ehemaliger DREAM THEATER Trommler. Genug Namen runtergeballert, was kann die neue Scheibe Namens "Kaleidoscope" denn überhaupt?


Erst mal: Sie kann das, was ich erwarte: Es gibt zwei Songs die knapp ("Into The Blue") und über ("Kaleidoscope") die 30 Minuten Grenze gehen und ohne Langeweile diese Minuten auch füllen. Generell komme ich (auch ob des Lineups) nicht umher, mehr als eine Parallele zu SPOCK'S BEARD zu ziehen; durch die Gastgesänge von Pete Trewavas und auch Mike Portnoy in ruhiger Form wird das allerdings an einigen Stellen aufgelockert und von einigen zusammengebastelten Instrumentals und Balladen-Elementen unterbrochen.


Im Endeffekt kann ich nur etwas tun, was für ein Review vielleicht nicht geeignet, für dieses Album aber einfach nur fair (und im Umkehrschlus sonst unfair) ist: Besorgt euch möglichst die Vinyl, legt sie in Ruhe auf den Plattenspieler, sperrt Frau, Mann, Kinder, Mitbewohner oder Haustiere aus und nehmt euch Zeit, "Kaleidoscope" in Ruhe zu genießen. Die Variationen die die einzelnen Songs haben, die kleinen Feinheiten wie leise eingestreute Bass-Vibes, entspannte Gesangsparts, Soli oder enthusiastische Höhepunkte - die sollte man nicht auf einzelne Songs mit Minutenangabe reduzieren ("Bei Minute 23 von "Kaleidoscope" geht der Progressive-Part einmal richtig instrumental steil und weckt Erinnerungen an THE LIQUID TENSION EXPERIMENT...!" - nicht falsch, lediglich nicht hilfreich bis irreführend), sondern im Gesamtbild genießen und auf sich wirken lassen.

Generell liegt es mir daher auch eher fern, Parallelen oder Unterschiede zu entweder einzelnen Songs oder Bands zu ziehen oder Vergleiche zu den Vorgänger-Alben anzustellen. Daher: Mir gefällt TRANSATLANTICs neues Werk sehr. Es deckt Erwartungen, es schürt aber keine; es begeistert durch Details, es ärgert vielleicht den ein oder anderen Hörer in anderen Details - wirkt aber harmonisch und wie zu erwarten war auf höchstem Niveau komponiert. Daher: Empfehlung. Ende.

Kaleidoscope


Cover - Kaleidoscope Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 75:49 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Greatest Show On Earth

()

Zwischen PINK FLOYD und PORCUPINE TREE ordnen sich AIRBAG auch mit ihrem neuen Album „The Greatest Show On Earth” ein – die Affintät zu RIVERSIDE und natürlich MARILLION bilden die beiden anderen Eckpunkte der norwegischen Art Rock Formation. Wie gewohnt agiert man eng an den Vorbildern, Eigenständigkeit und Innovation sind nicht dass was AIRBAG auszeichnet. Die Stärke liegt in anspruchsvollen und nachvollziehbaren Kompositionen, welche vor allem in den Longtracks ihre Anziehungskraft entfaltet und in der Tatsache, das man hörbar Wert auf Gitarre legt – dies befreit die Band zusehends vom Klon-Vorwurf. Die durchaus mit Gilmour-Format vorgetragenen Gitarrenparts – mal melancholisch einschmeichelnd (“Call Me Back”), mal mit Kante – geben dem Album jenen Kick, welches es aus der Masse der zweiten Reihe Bands des Prog hervorhebt. “Redemption” und das bereits genannte “Call Me Back” seien da mal als Anspieltipp genannt. AIRBAG kommen auf „The Greatest Show On Earth” lauter daher als auf dem Vorgängerwerk und haben auch im Songwriting weiter zugelegt – einschlägige Fangruppen haben das teil damit auf den Einkaufszettel.

The Greatest Show On Earth


Cover - The Greatest Show On Earth Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 50:23 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Tartarus: The Darkest Realm

()

In einer Rangliste der beklopptesten Bandnamen aller Zeiten hätten DÄNG gute Karten, von Null in die Top Ten schießen. Das sehr umtriebige Quartett aus North Carolina legt mit „Tartarus: The Darkest Realm“ sein Debütalbum vor und hat damit einen schweren Brocken aufgefahren, der vor Allem eines kann: anstrengen. Es soll ja Musiker geben, die vor Ideen überquellen und gleich ein halbes Dutzend Projekte haben müssen um sich auszuleben – bei DÄNG hat jedes Bandmitglied gleich drei bis neun (!) weitere (!!) Baustellen, was mich angesichts des schwer zugänglichen Songwritings auf dem Album zu der Überzeugung führt, dass weniger meistens mehr ist. DÄNG wollen progressiv sein, sind aber allerhöchstens monoton, mit mechanisch-sterilem Gitarrensound und noch seelenloserem Gesang (Gitarrist Chris Church klingt wie ein kaputter Roboter; hört Euch nur mal den gruseligen Opener „Sisyphus“ an!). Hinzu kommt, dass die Songs allesamt wirken, als seien sie wild am Rechner zusammengepuzzelt worden, denn sämtliche Parts ergeben in ihren Summen herzlich wenig Sinn und hinterlassen eher Fragezeichen denn das Gefühl, es hier mit durchdachtem Material zu tun zu haben (gute Beispiele sind die ebenfalls überlangen „Ixion“ und das gegen Ende völlig nervtötende „Tytios“). Ach ja, wer sich über die seltsamen Titel wundert, dem sei gesagt, dass „Tartarus: The Darkest Realm“ ein Konzeptalbum über Teile der griechischen Mythologie ist. Für mich klingt es eher wie eine Vertonung der griechischen Staatspleite. Fürchterlich!

Tartarus: The Darkest Realm


Cover - Tartarus: The Darkest Realm Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 51:49 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

Subscribe to RSS - Progressive