Review:

Into The Maelstrom

()

BIGELF bzw. ihr Mastermind Damon Fox hatten es noch nie besonders eilig, Alben aufzunehmen. „Into The Maelstrom“ ist seit 1996 erst das sechste. Dass seit „Cheat The Gallows“ sechs Jahre vergangen sind, hat aber auch noch andere Gründe, vor allem den, dass Fox das BIGELF-Line-Up fast komplett neu aufbauen musste. Besonders der Drummer-Posten ist jetzt prominent besetzt: Hierfür ist nämlich Mike Portnoy eingesprungen, den Fox 2009 während der Progressive Nation-Tour kennengelernt hat. Inhaltlich geht es auf „Into The Maelstrom“ dann u. a. auch um die schwierige Zeit zwischen den Alben, um die Verarbeitung der Auflösung der Band, des Todes von Fox’ bestem Freund, dem ehemaligen BIGELF-Gitarristen A. H. M. Butler-Jones, und von Schmerzen und Ängsten. Aber es geht auch um die Zukunft und die selbstzerstörerischen Kräfte der Menschheit.

Passend dazu nennt sich der Opener „Incredible Time Machine“, und der befördert einen auch musikalisch in die Vergangenheit, nämlich in den englischen Prog der End-60er, klingt mit seinen surrenden, spacigen Sounds gleichzeitig aber auch ziemlich (retro)futuristisch. Eine perfekte Einleitung in die Welt von Damon Fox und sein neues Werk, das so verspielt wie vertrackt ist, stellenweise aber auch wieder sehr eingängig, bei dem an jeder Ecke alte Orgeln und Synthesizer flirren, genauso aber immer wieder sägende und doomige Gitarrenriffs und schwere Grooves das Kommando übernehmen. Und zwischendurch werden auch große Melodien und Harmonien aufgefahren, die mal an PINK FLOYD oder QUEEN erinnern, mal auch an David Bowie oder die BEATLES. Man höre sich nur das wunderbare „Mr. Harry McQuhae“ mit seinem großartigen, sich steigernden Aufbau und seinem Schlussthema zum Reinlegen an. Immer wieder wird aber auch gnadenlos nach vorne gerockt, wie in „Control Freak“ oder „Hypersleep“. Überhaupt gelingt es BIGELF oft, in fünf bis sechs Minuten alles abzuhandeln, wofür SPOCK'S BEARD doppelt so lange brauchen. Die Produktion klingt dabei angenehm warm und altmodisch, wie sich das für diesen Sound gehört.

Und Portnoy? Spielt natürlich toll – aber doch vor allem songdienlich. Das soll aber gar nicht negativ gemeint sein, denn wenn man ihn nur von DT kennt, mag man kaum glauben, dass es Portnoy ist, der hier so dreckig, tight und schwer groovend in die Felle prügelt. A pro pos: Ob es Zufall ist, dass Song 11 „Theater Of Dreams“ (sic) heißt? Angeblich hatte Fox die Songs schon geschrieben, als er sie Portnoy geschickt hat, aber vielleicht haben die beiden ja später noch an den Lyrics gefeilt. Bei Songzeilen hört wie „Contracts misleading / while friendships are bleeding“ ist das durchaus vorstellbar.

Was BIGELF mit „Into The Maelstrom“ vorlegen, ist wirklich ganz großes Kino. Sicher muss man diesem Retro-Sound und besonders alten Orgeln schon etwas abgewinnen können, sonst nervt die Musik wahrscheinlich kolossal. Wer sich darauf einlassen kann, wird hier aber ein Album vorfinden, das überbordet vor fantastischem Songwriting und tollen musikalischen Einfällen und tatsächlich einen wahren Sog entwickelt - und damit seinem Titel absolut gerecht wird.

Into The Maelstrom


Cover - Into The Maelstrom Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 62:17 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Das Seelenbrechen

()

Zu Ihsahns Schwenk vom stilprägenden Black Metal früherer Tage hin zu avantgardistischen Klängen, viel Progressivität und Experimentierfreude muss man nicht mehr viel sagen; wer in diesem Jahrzehnt noch immer „In The Nightside Eclipse Part II“ erwartet, wird hoffnungslos vor einen Bus laufen. Das interessanterweise deutsch betitelte „Das Seelenbrechen“ ist schon sein fünftes Album innerhalb von sieben Jahren und die konsequente Weiterentwicklung von „Eremita“ und – das muss man einfach sagen – ein schwerer Happen. Mit der musikalischen Öffnung ist im Laufe der Jahre leider ein selbst auferlegter, meiner Ansicht nach gekünstelter Anspruch eingezogen, den Ihsahn, so gut er als Songwriter und Visionär sein mag, nicht erfüllen kann. Ähnliche Symptome hat man auch bei Devin Townsend („Ghost“ oder „Deconstruction“) oder OPETH („Heritage“) bemerkt, die gerne mal übers Ziel hinausschossen und vor lauter Freiheit die Zugänglichkeit aus den Augen verloren. Ein weiteres Indiz sind die pseudointellektuellen, viel- und nichts sagenden Titel auf „Das Seelenbrechen“: „Regen“, „NaCl“, „Rec“ oder „M“. Und warum „Tacit 2“ vor „Tacit“ kommt, weiß auch nur der Meister selbst. Besonders Ersteres (also Teil Zwei…) ist ein heftiges Krachmonument industrieller Prägung, das einem atmosphärischen Schmeichler wie „Pulse“ oder einer wenig essentiellen Noise-Orgie wie „See“ in starkem Kontrast gegenübersteht. Man kann das Album nicht als wirklich schwach einordnen, dafür ist es zu vielseitig und zu gut umgesetzt, aber es fehlt das Gesamtbild, der rote Faden, den Ihsahn bei seinen unterschiedlichsten Arbeiten stets in der Hand hielt – schon damals bei EMPEROR.

Das Seelenbrechen


Cover - Das Seelenbrechen Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 48:55 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Over

()

Mit ihrem fünften Album „Over“ machen FREQUENCY DRIFT dort weiter, wo sie in 2012 mit „Laid To Rest“ aufgehört hatten: ein episches Art-Rock-Grundgerüst mit fast schon Soundtrack-mäßigen Anwandlungen, erweitert um zahlreiche Folk-Instrumente und versehen mit schönen, aber unaufdringlichen, oft elfenhaften weiblichen Vocals. Überwiegend in floydscher Tradition ruhig gehalten (nicht umsonst steuerte auch Kalle Wallner von RPWL Gitarrenparts bei) erweiterte Mastermind und Bandgründer Andreas Hack sein Ensemble in kleinen Schritten. Diesmal sind es etwas mehr Streichereinsatz und eine dichtere Atmosphäre mit denen FREQUENCY DRIFT punkten. Ansonsten bietet man fast 80 Minuten progressive Musik auf künstlerisch hohem Niveau, welches wieder mal das schönste am Art Rock - ohne Kitsch und Frickelei - zelebriert. „Over“ ist für die Fans der Oberfranken ein sicheres weiteres Schmankerl und sollte auf der „Schnupperliste 2014“ qualitätsbewußter Proggies stehen. Anspieltipps: das epische, dank Flöte gar in JETHRO TULL schwelgenden „Suspended“ und die wunderschöne Übernummer „Sagittarius A“ (schmeichelnder Ohrwurm), sowie die als Kammermusik startende und ins metallene fallende überlange Achterbahnfahrt „Memory“.

Over


Cover - Over Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 77:18 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Theory Of Everything

()

Mein Lieblingsholländer ist wieder da: Mit seiner aktuellen Scheibe „The Theory Of Everything“, diesmal wieder unter dem AYREON-Banner, untermauert der umtriebige Multi-Instrumentalist, Komponist, Sänger und Produzent Arjen Anthony Lucassen erneut seinen hervorragenden Ruf als Meister des Progressive Rock's. Wie fast immer garniert er seine typischen opulenten Klangbilder aus kraftvollen Metalriffs mit folkig-symphonischen Beiwerk.

Eigentlich war die Story von und um AYREON musikalisch nach „The Human Equation“ (2004) und „01011001“ (2008) schon fertig erzählt. Aber Mastermind Lucassen wollte doch nochmal etwas Neues dazu machen und so einfach eine komplett andere Story entworfen, die weniger kryptisch, eher in einer nächstmöglichen Gegenwart angesiedelt ist.

Nach seinem überzeugenden Solowerk „Lost In The New Real“ (2012) bietet dieses opulente Doppelalbum „The Theory Of Everything“ erneut viel packende Musik für's Geld.
Verzichtet wird diesmal auf die sonst üblichen 30 Gaststimmen (das war beim Vorgänger wohl doch etwas zu viel). Arjen hat außerdem bewußt „nur“ vier (Haupt)Songs aufgenommen, die jeweils um die 20 Minuten lang sind und in vier Hauptparts mit 42 (Stichpunkt „Per Anhalter durch die Galaxis“ .. Fans wissen bescheid) teilweise recht kurze Sektionen aufgeteilt sind. Er wollte bewußt in Anlehnung an seine großen musikalischen Vorbilder aus den 70ern eher längere Songs schaffen ohne zu starke Betonung einzelner Tracks oder Refrains.

Ein ganzheitliches Kunstwerk von Story und Musik sollte dadurch entstehen und dies ist ihm ohne Frage perfekt gelungen – sein typischer sich stets spannungsgeladen steigernder Mix aus atmosphärischen aber auch progrockenden Parts, verbindet er mit einem unglaublichen Gefühl für Melodien. Lucassens Handschrift ist omnipräsent der typische AYREON-Sound zieht den Hörer sofort in seinen Bann und läßt ihn erst nach 90 fesselnden Minuten wieder zurück in die Gegenwart.
.
Wunderschöne Piano-Klänge, fette Synthesizer, Hammond Orgeln, Akustikgitarren, spacige Parts, fette Riffs, pumpende Drums, viele luftig-folkige Sprengsel und vielleicht einen tick weniger symphonisch - so präsentiert sich AYREON in Höchstform. Bei den Sängern kommen diesmal auch etwas weniger bekannte Talente den Vorzug, die aber allesamt genauso wie die bekannteren Namen eine super Performance abgeliefert haben.

Inhaltlich geht es ganz grob um eine Art Wunderkind (Tommy Karevik von KAMELOT), der aber eine gewisse Konzentrationsschwäche aufweist. Sein Vater (Michael Mills von TOEHIDER), ist ein Wissenschaftler, der die Fähigkeiten seines Sohne nicht sofort erkennt, eher auf seinen Job fixiert ist aber dem aus dem Sohn ein echter Rivale erwächst. Die eher besorgte Mutter (Cristina Scabbia von LACUNA COIL) unterstützt ihren Sohn genauso wie der Lehrer Janne "JB" Christoffersson (GRAND MAGUS). Die Rolle des Widersachers wurde mit M. Hietala (NIGHTWISH, TAROT) genauso perfekt besetzt wie die Rolle des Psychiaters mit einem meiner Lieblingssänger J. Wetton (ASIA). Auf der Instrumentenseite sind Kracher wie Jordan Rudess (Keys; DREAM THEATER), Steve Hackett (Git.; GENESIS), Troy Donockle (NIGHTWISH) oder auch Keith Emerson (Keys; EMERSON, LAKE & PALMER) mir dabei.

Aus diesem Ganzen einzelne Parts herauszustellen ist mehr als schwierig. Die „Phase I: Singularity“ ist ganz grob eher folkig geprägt mit vielen verschiedene Stimmungen. „The Teacher's Discovery“ mit einem etwas orientalischem Touch ragt etwas heraus, die beiden Stimmen von Tomy, JB und Marco agieren klasse. „Phase II: Symmetry“ startet mit John Wetton und seiner Diagnose, hier zeigt der ASIA-Fronter dass er mehr kann als einfach nur nette Melodien singen. Auch der erneut fulminante Schlagwerker Ed Warby (u.a. GOREFEST) sorgt auf dem ganzen Werk für hammermäßige Power und Rhymthmusintensität. Auch die vielen Gesangsdynamiken und Wechselspiele der Stimmen lassen mitunter eine gewisse Musicalatmosphäre (ähnlich wie bei AVANTASIA) aufkommen. in der „Phase III: Entanglement“ herrscht eine mitunter eher etwas düsterer Stimmung vor, die Songs sind etwas härter, powermetallischer geprägt. Es gibt auserdem schöne elegische weibliche Songparts. In der letzten „Phase IV: Unification“ folgt dann ein bombastisches Finale mit typisch symphonischen Streicheranteil inklusive inhaltlichem Happy End.

Lucassen geht mit diesem neuen Album und seinem Aufbau stilistisch etwas zurück in „Into The Electric Castle“-Zeiten aber mit modernerem Sound. Die Songs wirken weniger gewollt bzw. konstruiert als die beiden Vorgänger – letztlich zählt rein dass Ergebnis und hier bleiben keine Wünsche offen, es gibt über 90 Minuten keinerlei Langeweile. Alle AYREONAUTS werden erneut begeistert sein.

"The Theory Of Everything" erscheint als „normale“ Doppel-CD, als Special Edition im Digi-Book mit einer Making-Of-DVD sowie als besondere Edition, die neben den beiden CD‘s und der DVD noch zwei CD‘s mit der instrumentalen Version und ein erweitertes Booklet beinhaltet.



The Theory Of Everything


Cover - The Theory Of Everything Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 42
Länge: 89:18 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Kaleidoscope

()

TRANSATLANTIC markieren meiner Meinung nach einen eigenen Zweig des Progressive Rock - ruhig, lang, komplex ohne sich die Finger zu brechen und auf eine eigene, charmante Art sehr atmosphärisch, kurzum Musik für die Stereoanlage und den dazu passenden Ledersessel - wobei auch die letzte Tour der Jungs ja durchaus Funken geschlagen hat.

Ich selber hab die Truppe mal zufällig beim CD-Shopping kennen gelernt und dabei völlig ignoriert, dass das Lineup natürlich mehr als prominent ist und die Truppe als "Supergroup" vermarktet wird: Neal Morse (ehemals SPOCK'S BEARD) an Vocals, Keyboard, Gitarre, Pete Trewavas (MARILLION) am Tiefsaiter, Roine Stolt (FLOWER KINGS) an der Gitarre und Mikro, und - wer mal ein Review von mir las weiß, das der nächste Name besondere Freude auslöst - Mike Portnoy, ehemaliger DREAM THEATER Trommler. Genug Namen runtergeballert, was kann die neue Scheibe Namens "Kaleidoscope" denn überhaupt?


Erst mal: Sie kann das, was ich erwarte: Es gibt zwei Songs die knapp ("Into The Blue") und über ("Kaleidoscope") die 30 Minuten Grenze gehen und ohne Langeweile diese Minuten auch füllen. Generell komme ich (auch ob des Lineups) nicht umher, mehr als eine Parallele zu SPOCK'S BEARD zu ziehen; durch die Gastgesänge von Pete Trewavas und auch Mike Portnoy in ruhiger Form wird das allerdings an einigen Stellen aufgelockert und von einigen zusammengebastelten Instrumentals und Balladen-Elementen unterbrochen.


Im Endeffekt kann ich nur etwas tun, was für ein Review vielleicht nicht geeignet, für dieses Album aber einfach nur fair (und im Umkehrschlus sonst unfair) ist: Besorgt euch möglichst die Vinyl, legt sie in Ruhe auf den Plattenspieler, sperrt Frau, Mann, Kinder, Mitbewohner oder Haustiere aus und nehmt euch Zeit, "Kaleidoscope" in Ruhe zu genießen. Die Variationen die die einzelnen Songs haben, die kleinen Feinheiten wie leise eingestreute Bass-Vibes, entspannte Gesangsparts, Soli oder enthusiastische Höhepunkte - die sollte man nicht auf einzelne Songs mit Minutenangabe reduzieren ("Bei Minute 23 von "Kaleidoscope" geht der Progressive-Part einmal richtig instrumental steil und weckt Erinnerungen an THE LIQUID TENSION EXPERIMENT...!" - nicht falsch, lediglich nicht hilfreich bis irreführend), sondern im Gesamtbild genießen und auf sich wirken lassen.

Generell liegt es mir daher auch eher fern, Parallelen oder Unterschiede zu entweder einzelnen Songs oder Bands zu ziehen oder Vergleiche zu den Vorgänger-Alben anzustellen. Daher: Mir gefällt TRANSATLANTICs neues Werk sehr. Es deckt Erwartungen, es schürt aber keine; es begeistert durch Details, es ärgert vielleicht den ein oder anderen Hörer in anderen Details - wirkt aber harmonisch und wie zu erwarten war auf höchstem Niveau komponiert. Daher: Empfehlung. Ende.

Kaleidoscope


Cover - Kaleidoscope Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 75:49 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Greatest Show On Earth

()

Zwischen PINK FLOYD und PORCUPINE TREE ordnen sich AIRBAG auch mit ihrem neuen Album „The Greatest Show On Earth” ein – die Affintät zu RIVERSIDE und natürlich MARILLION bilden die beiden anderen Eckpunkte der norwegischen Art Rock Formation. Wie gewohnt agiert man eng an den Vorbildern, Eigenständigkeit und Innovation sind nicht dass was AIRBAG auszeichnet. Die Stärke liegt in anspruchsvollen und nachvollziehbaren Kompositionen, welche vor allem in den Longtracks ihre Anziehungskraft entfaltet und in der Tatsache, das man hörbar Wert auf Gitarre legt – dies befreit die Band zusehends vom Klon-Vorwurf. Die durchaus mit Gilmour-Format vorgetragenen Gitarrenparts – mal melancholisch einschmeichelnd (“Call Me Back”), mal mit Kante – geben dem Album jenen Kick, welches es aus der Masse der zweiten Reihe Bands des Prog hervorhebt. “Redemption” und das bereits genannte “Call Me Back” seien da mal als Anspieltipp genannt. AIRBAG kommen auf „The Greatest Show On Earth” lauter daher als auf dem Vorgängerwerk und haben auch im Songwriting weiter zugelegt – einschlägige Fangruppen haben das teil damit auf den Einkaufszettel.

The Greatest Show On Earth


Cover - The Greatest Show On Earth Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 50:23 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Tartarus: The Darkest Realm

()

In einer Rangliste der beklopptesten Bandnamen aller Zeiten hätten DÄNG gute Karten, von Null in die Top Ten schießen. Das sehr umtriebige Quartett aus North Carolina legt mit „Tartarus: The Darkest Realm“ sein Debütalbum vor und hat damit einen schweren Brocken aufgefahren, der vor Allem eines kann: anstrengen. Es soll ja Musiker geben, die vor Ideen überquellen und gleich ein halbes Dutzend Projekte haben müssen um sich auszuleben – bei DÄNG hat jedes Bandmitglied gleich drei bis neun (!) weitere (!!) Baustellen, was mich angesichts des schwer zugänglichen Songwritings auf dem Album zu der Überzeugung führt, dass weniger meistens mehr ist. DÄNG wollen progressiv sein, sind aber allerhöchstens monoton, mit mechanisch-sterilem Gitarrensound und noch seelenloserem Gesang (Gitarrist Chris Church klingt wie ein kaputter Roboter; hört Euch nur mal den gruseligen Opener „Sisyphus“ an!). Hinzu kommt, dass die Songs allesamt wirken, als seien sie wild am Rechner zusammengepuzzelt worden, denn sämtliche Parts ergeben in ihren Summen herzlich wenig Sinn und hinterlassen eher Fragezeichen denn das Gefühl, es hier mit durchdachtem Material zu tun zu haben (gute Beispiele sind die ebenfalls überlangen „Ixion“ und das gegen Ende völlig nervtötende „Tytios“). Ach ja, wer sich über die seltsamen Titel wundert, dem sei gesagt, dass „Tartarus: The Darkest Realm“ ein Konzeptalbum über Teile der griechischen Mythologie ist. Für mich klingt es eher wie eine Vertonung der griechischen Staatspleite. Fürchterlich!

Tartarus: The Darkest Realm


Cover - Tartarus: The Darkest Realm Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 51:49 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Kingom Of Rust

()

RUSTFIELD sind eine noch recht junge Band aus Italien, welche mit "Kingdom Of Rust" ihr Debut präsentieren, dafür aber bereits Gastmusiker wie Trommler John Macaluso (SYMPHONY X & ex YNGWIE MALMSTEEN) oder Federica De Boni (WHITE SKULL) einsammeln konnten. Das mag auch daran liegen, dass die Gründer, Davide Ronfetto an der Gitarre sowie Sänger Davide Ronfetto, ein klares Konzept hatten: Progressive Metal mit Heavy Metal und einigen atmosphärisch-psychedelisch-elektronischen Elementen zu spielen der dennoch nicht in den tiefen des hipsterigen Avantgarde abrutscht.
Alright, klingt gut. Aber: Was kann "Kingdom Of Rust" nun?


Strategisch ist es in einem Review zu der Platte nicht clever, diese Frage zu stellen, denn: "Kingdom Of Rust" ist ziemlich schwierig zu fassen. Die Grundidee wird definitiv umgesetzt - kurze Titel wie "Losing Time" oder "Sacrifice" dümpeln auf positive Art und Weise ruhig, mit elektronischen Keyboard-Sounds und entspannten Basslines daher (Stichwort: PORCUPINE TREE), andere zünden durchaus den Nachbrenner was Prog- und Heavy-Sounds angeht ("Amongst The Fields Of Rust").

Ein schönes Beispiel ist der Song "Waxhopes" (der Song mit allen drei Gastmusikern). Hier wird elegant zwischen ruhiger Stimme mit coolen Bass-Vibes und Drum-Pattern (ich will nicht schon wieder Steven Wilsons Truppe referenzieren...) und straight-fordward gehendem Heavy Metal gewechselt und auch noch das ein oder andere bodenständige, dennoch aber etwas komplexere Prog-Lick eingeworfen.
Einen Spagat zwischen an sich simplen Chords bis zu schniekem Palm-Mute Riff und bösem Solo mit im Gesamtbild dennoch verschachteln gezockten Lines und progressiv-psychedelischem Sound schafft auch ein Song wie "Social Contract" (auch wenn sie glaube ich zwischendurch den gleichen Soundeffekt wie HAMMERFALL auf "Patient Zero" einsetzen...) - die Kombination aus diesem irgendwo simplen Powerchord-Riffing und den komplexeren Riffs macht definitiv etwas her.


Mit dem Gesamtfazit tue ich mir leider denkbar schwer. RUSTFIELD machen ganz zweifelsohne ziemlich gute Musik und halten ihr Versprechen, Musikstile gut in den Kochtopf zu werfen - haben aber auch nach dem mittlerweile sechsten Durchlauf leider teilweise (bei mir) verfehlt so zu zünden, wie es ein Album der Bands an die sie mich (durchaus positiv) erinnern schaffen würde. Nimmt man sich Zeit auf die Einzelheiten der Songs zu achten, vielleicht nebenbei durchs Booklet zu blättern - dann kann RUSTFIELDs Debut einiges. Doch die Zeit sollte man sich definitiv nehmen, als Musik nebenbei taugt es meiner Meinung nach aus den erwähnten Gründen gar nicht. Was ihr daraus macht, das ist euch überlassen.

Kingom Of Rust


Cover - Kingom Of Rust Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 67:13 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Clear (EP)

()

PERIPHERY starten 2014 mit einer EP (verwirrender Weise mit dem gleichen Namen wie das kommende 3. Album der Jungs, "Clear") mit einem Konzept, welches durchaus als sehr interessant zu betiteln ist: Jedes Mitglieder der Band hat genau einen Song geschrieben - die Chance, dass man auf dem Ding also ein breites Spektrum an Musik findet ist, gelinge gesagt, hoch.



Und genau das ist der äußerst charmante Fall:
"Feed The Ground" gibt mit Anlauf einen musikalischen Roundhousekick aufs Trommelfell und in die Nackenmuskukatur. Mit deftigem Gitarrensound, antreibend-schnellem Chorus und bösen Auf-Die-Fresse-Parts mit abwechselndem klaren Gesang und Screaming ("Feed the f*cking ground!") wird der ruhigere, mehr in Richtung Clear und Metalcore gehende Opener "The Summer Jam" abgelöst.

Die definitiv progressive Seite der Band wird dann beim Instrumental "Zero" mit komplexen, verschachtelten Gitarren- und Drum-Ensembles (anders kann man das wirklich nicht nennen) abgelöst und wirkt ein wenig wie der Spielplatz eines Progressive-Musikers bei dem man vergessen hat, das obligatorische "Jetzt ist aber gut, Takte mit natürlichen Zahlen klingen auch gut!" beim Songwriting zu sagen - also richtig nice!
"The Parade Of Ashes" geht dann wieder in eine komplett andere Richtung, stimmt die Gitarren auf irgendwas im Rahmen zwischen C und Y und klingt Anfangs mit militärisch-klarem Takt ein wenig wie DISTURBED und wird dann über den Song zunehmend heftiger. "Pale Aura" führt das Konzept des Wechsels zwischen Ruhe und Attacke weiter vor und streift dann eher wieder die Core-Schiene.



Fazit: PERIPHERYs Experiment, eine konzeptbedingt bunte EP zu schmieden ist mehr als gelungen und macht Lust auf mehr, bietet sich allerdings vor allem dazu an, sich einzelne Lieblingstracks zu picken anstatt es durchzuhören. Nur das Albumcover strahlt vor Hässlichkeit - aber man kann ja nicht alles haben.


Release: 24.01.2014

Clear (EP)


Cover - Clear (EP) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 29:47 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Dimensionaut

()

Nach einem etwas säuselnden (weil der Gesang etwas von Steve Hogarth von MARILLION hat) typisch spacig-artrockendem Opener gehen SOUND OF CONTACT mit dem tollen Instrumental „Cosmic Distance Ladder“ gleich in die Vollen. Die Band zeigt kraftvoll-riffbetonten sowie virtuos vorgetragenen Progrock mit viel Power und Spielwitz. Diese neue Formation besteht u.a. aus tollen Musikern wie Dave Kerzner (Keyboard) von GIRAFFE, Matt Dorsey (Bass/Gitarre), John Wesley (PORCUPINE TREE, FISH) an der Gitarre und Jonathan Schang (DISTRICT 97) an den Drums sowie Simon Collins (Vocals, Drums) als die Stimme und einer der Masterminds der Prog-Newcomer.

Auch klar dieser Name ist nicht immer hilfreich (man hätte sich ja auch einen neuen Künstlernamen zulegen können), er hat es nicht gemacht und so muß er sich natürlich ständig mit Vergleichen seines berühmten Erzeugers PHIL COLLINS herumschlagen. Nun stimmlich sind auch ganz klar Gemeinsamkeiten auszumachen, er besitzt schon ein recht ähnlich warmes Timbre aber versucht bestimmt sein Organ betont etwas mehr zu zu variieren. Dies gelingt eindrucksvoll und dabei kommen auch die ein oder Assoziation an PETER GABRIEL hoch, vorallem wenn es in die hymnisch höheren Sphären geht.

Musikalisch bricht der Kanadier nach drei Solowerken mit diesem Debütalbum „Dimensionaut“ mit dem progressive (Pop)-Rock von SOUND OF CONTACT jetzt in etwas andere Gefilde auf und lehnt sich dabei aber deutlich stärker an die Tradition des GENESIS-Sounds der 70 er Jahre an.
Dies gelingt absolut überzeugend, der Mann weiß wie man eingängige Melodiebögen in ein anspruchsvolles (ohne zu übertriebene Kopflastigkeit) Korsett verpackt.

„Dimensionaut“ ist Sience-Fiction Konzeptalbum über einen dimensionalen Zeit- und Raum-Reisenden namens Dimo. Er startet eine Mission um die Grenzen menschlicher Erfahrung zu erweitern. Klingt kryptischer als die Musik letztlich rüber kommt aber die komplette CD bietet eine packende Atmosphäre, ist super klar produziert und ist eher so eine Art reduzierter Spacerock mit gewissen leichten Mainstreamattacken bei so manchen Songpassagen – aber dies paßt absolut ins Gesamtkonzept der Musik. Die kommt durchaus vielseitig, verspielt und abwechslungsreich daher ohne diese bei vielen anderen Progbands vorkommende technisch-kunstvolle Betonung. Die Songs sind durchaus unterschiedlich mit viel Progbetonung und sehr eingängig, hier gelingt durchaus der schmale Grad zwischen den frühen (proggigeren) und den etwas poppigeren GENESIS der 80er Jahre. Alles Hand und Fuß - bei dem eher etwas reduzierteren „Pale Blue Dot“ darf sich Collins Stimme mit einem wunderbaren Megahookline in den Vordergrund stellen. Das eher etwas sphärisch melodramatische „I am Dimensionaut“ mit diesem hymnischen Refrain, hat was von PETER GABRIEL – toll gemacht. „Not coming down“, die erste Single, ist dann tatsächlich eher eine Pop-Rock-Ballade aber mit einem gewissen dunklen Wechsel, so dass es doch nicht zu glatt wirkt. „Beyond Illumination“ wird getragen von klasse Keyboardeinlagen bzw. Streichersamples sowie weiblichen Vocals in bester KATE BUSH-Manier hier wunderbar gesungen von Hannah Stobard.

Das Album gewinnt insgesamt bei jedem Durchgang an Eindringlichkeit und macht einfach Spaß. „Closer to you“ ist wieder so ein Beispiele, ein balladesker Ohrwurm vor dem Herrn sehr gefühlvoll aber nie zu fluffig, da ist es wieder, dass Collins-Gehn für Hammermelodien. Für alle Progfreaks bietet dann die knapp 20-minütige Übernummer „Moebius Slip“ (unterteilt in vier Akte) passend zum Artwork eine echtes Progepos mit vielen opulent-elegischen Momenten die u.a. an PINK FLOYD erinnern, ein sehr würdiges Finale.

Simon Collins hat hier mit seinem kongenialen (Keyboard)-Partner Dave Kerzner ein wirklich vielschichtiges Werk geschaffen, dass allen Fans von spacigem Progrock gefallen dürfte. Auf über 70 Minuten gelingt es die Spannung mit intelligentem Songwriting aufrecht zu erhalten, besitzt einen durchgehenden homogenen Fluss ohne Brüche und zu aufgesetzt oder gar einfältig zu klingen. Leider ist der Tastenmann jetzt vor kurzem ausgestiegen - bleibt abzuwarten wie dies die junge Band künstlerisch verkraftet.

„Dimensionaut“ ist jedenfalls trotz aller genanter Einflüsse ein höchst eigenständiges Stück Musik geworden, und verdient eine Fortsetzung auf diesem Niveau.

Dimensionaut


Cover - Dimensionaut Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 73:45 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

Subscribe to RSS - Progressive