Es ist schon fast erschreckend mit welcher Regelmäßigkeit die englischen Progrock-Genies von ARENA Alben der Extraklasse auf die wohlgesonnene Prog-Gemeinde loslassen. Über sieben Jahren nach dem vor allem von Marillion geprägtem Debüt "Songs From The Lion Cage" erscheint nun mit "Contagion" das fünfte reguläre Studioalbum in vertrauter Qualität. Auch wenn der Beginn mit "Witch Hunt" für ARENA-Maßstäbe recht heftig ausfällt, so ist "Contagion" ein durch und durch ARENA typisches Album geworden, das in erster Linie die Tradition ihres 1995er Debüts und des 1998er Überfliegers "The Visitor" aufgreift. Das nachfolgende "An Angel Fall/Painted Man" kommt mit leichten Pink Floyd-Einflüssen daher, bevor das erste von drei Instrumentalstücken die Musikergemeinde verzweifeln lässt. ARENA haben wieder ausnahmslos Ohrwurmware am Start, welche sich in den Gehörgängen einnistet. Im Schnitt einen Tick härter geraten als die Vorgängerscheibe "Immortal", kommen im Mittelteil dann auch die besinnlichen und etwas ruhigeren Momente zu ihrem Recht. Den Abschluss bildet mit "Mea Culpa", "Cutting The Cards" und dem monumentalem "Ascension" ein Dreier, der einem die kalten Schauer über den Rücken jagt. Der auch schon für den Gesang des letzten Silberlings zuständige Rob Sowden glänzt mit einem an FISH angelehnten Gesang - wenn auch meist etwas rauer als zuletzt - was ex-Marillion Drummer/Songwriter und ARENA-Bandleader Mick Pointer nicht unrecht sein dürfte. Der sich auch erst seit dem letzten Album an Bord befindliche Bassist Ian Salmon (Shadowland) überrascht mit einem den Gesamtsound auflockernden und extrem variantenreichen Spiel, welches sich perfekt mit den typischen Gitarrenklängen von John Mitchell ergänzt. Dazu noch die bombastischen Keyboardteppiche von Mick Pointers kongenialen Partner Clive Nolan (Pendragon), welcher auch reichlich Zeit für elektronische Spielereien und Soundeffekte hat; die sich aber absolut unaufdringlich in das Gesamtwerk einfügen. Fans der Band können hier nicht anders als zulangen - allen anderen Freunden des Hörgenusses Marke IQ, Saga, Everon und natürlich Marillion sei ARENA dringenst ans Herz gelegt bzw. für den Kopfhörer empfohlen. Alles andere als eine glasklare Empfehlung mit Höchstpunktzahl wäre glatter Wahnsinn.
Jenes Teil welches mir diese Tage das Compact-Disc-Abspielgerät blockiert (nachdem es beim Antesten schon nach den ersten beiden Tracks verdammt schnell in meine Einkaufstasche gewandert ist) hört auf den Namen "Celistial Entrance" und ist das Zweitwerk der Norweger PAGAN’S MIND. Die sechs Herren (bis vor zwei Jahren noch unter dem Namen SILVERSPOON unterwegs) stellen ein vor Spielfreude nur so strotzendes Album vor, welches auf äußerst angenehme Weise das schwierige Terrain zwischen eingängigen, melodiösen Refrains und instrumental komplexen Riffs und Songstrukturen meistert. Die klare und harte Produktion tut ein übriges um den Hörgenuss zu steigern. Um es kurz zu machen: Wer auf die alten Dream Theater steht (besonders das Kult-Album "Images And Words"), wer nichts dagegen hat, dass hin und wieder ein Stück Symphony X und Crimson Glory durch die Musik und Kompositionen schimmert, wer gar noch die Hammerscheibe "In Your Multitude" von PAGAN’S MIND norwegischen Landsmännern Conception kennt oder wer eine Reinkarnation von Geoff Tate zu besten Queensrÿche-Zeiten sucht wird sie in Sänger Nils K. Rue und seinen PAGAN’S MIND finden. Er wird zwar nichts grundlegend Neues entdecken - aber es wird eine exzellente Mischung oben aufgeführter Combos geboten. Zitate dieser Qualität lasse ich mir gerne des Öfteren um die Ohren hauen. Ob die beiden Erstklassigen Einsteiger "Through Osiris’ Eyes" und "Entrance: Stargate" oder der immer wieder mit neuen Ideen und Überraschungen gespickte 12-minütige Instrumental-Track "The Seven Sacred Promises", für Fans anspruchsvoller harter Klänge resultiert daraus eine Pflichtaufgabe: Auf zum Dealer des Vertrauens und das Teil Antesten, oder auf der Homepage von PAGAN’S MIND mal in die Sound-Clips reinhören - den Rest überlasse ich euch.
Was ein besch... Cover, hier sollten die Jungs mal dringend Kontakt mit ihrem Management aufnehmen - so was kann man ja schon fast als Imageschädigend bezeichnen. Und das zu Unrecht - denn hinter diesem bescheidenem Cover verstecken sich mit ARTENSION fünf Könner ihres Faches, welche mit "New Discovery" bereits ihren sechsten Longplayer vorlegen. Chef im Ring bei ARTENSION ist der Keyboarder Vitalij Kuprij (welcher auch für Songwriting und Produktion verantwortlich zeichnet). Dazu gesellen sich mit Sänger John West (Royal Hunt), dem Gitarristen Roger Staffelbach, Schlagzeuger Mike Terrana (Rage, Axel Rudi Pell) und Bassist Kevin Chown (Magnitude 9, Tiles) die Herren des Original Line-Up’s zum zweiten Streich nach der letztjährigen Reunion-Scheibe "Sacred Pathway". Die Musik kann man gutes Gewissens als eine Mischung von Malmsteen, Royal Hunt, ein bisschen Symphony X und Rainbow-Anleihen verstehen. Wobei der musikalische Schwerpunkt ganz klar beim Keyboard liegt, welches mal untermalende Klangteppiche webt, mal Purple-Flair verbreitende Hammond-Anleihen durchschimmern lässt um dann wieder klassische Klänge von sich zu geben. Im Vergleich zum Vorgänger ist das neue Werk songdienlicher und melodischer ausgefallen, ohne das dieser Schritt bis in letzter Konsequenz durchgezogen worden ist - für manche werden noch immer zu viele, für andere bereits zu wenig Frickelparts in den einzelnen Songs sein. Einer dieser Songs ist der Opener und Titeltrack "New Discovery": eher im gediegenen Tempo gehalten, mit schönen Refrain versehen und einem Keyboardsoli im Mittelteil schafft er diese Mischung mühelos. Auch "Innocence Lost", "Hearts Are Broken" und "Call Of The Wild” schaffen diese schwierigen Spagat. Wobei "Call Of The Wild” auf eine eigene Weise eine wunderbare Siebziger-Jahre-Stimmung transportiert. Leider können nicht alle Songs, obwohl spielerisch einwandfrei, immer mit ihren Melodiebögen und Refrains überzeugen. Auch das kurze Instrumentalstück "Symphonic Expedition" hätte man sich trotz der eindeutig heraushörbaren Klassik-Anleihen sparen können. Gelungen ist die Ballade "Endless Days", welche recht abwechslungsreich komponiert ist (legt nach hinten raus nochmals voll zu) und bei der Sänger John West einen Top-Job macht (als Schmankerl gesellt sich zum siebenminütigen Original als Schlusstrack noch eine halb so lange Radio Edit des Songs). Fazit. Gute Scheibe guter Musiker.
Nicht genug daß STONEHENGE, zumindestens was die Herkunft angeht, schon eine absolute Rarität darstellen, denn es handelt es sich hierbei um eine Metalband aus Ungarn (bereits 1992 gegründet), nein, die Jungs haben sich auch noch ganz der progressiven Richtung verschrieben, was ja auch im derzeitigen Power und Deathmetalbooom die Ausnahmne darstellt. Aber die Jungs wollten unbedingt, daß wir ihre noch aktuelle CD "Angelo Salutante” etwas genauer unter die Lupe nehmen. Zusammen mit ihrem kleinen Underground Label Nail Records will die Band jetzt auch in der internationalen Progszene Fuß fassen, wobei man schon zusammen mit Bands wie PSYCHOTIC WALTZ oder PAIN OF SALVATION in der Heimat auf Tour gewesen ist und dabei bereits mehr als "nur" ein paar Achtungserfolge verzeichnen konnte. Stonehenge spielen eindeutig Progressive Metal aber mit Betonung auf viel Melodie und sind des weiteren stark geprägt durch eine etwas epische Ausrichtung. Teilweise kommen die Tracks zwar recht düster daher aber der Sound bleibt immer in doch eher "warmen" Grundstimmungen verhaften. Der tolle Sänger Balázs Bóta erinnert von seinem Timbre etwas an Joey TEMPEST (Ex-EUROPE) oder auch James LaBRIE (DT), wobei die Musik dann allerdings überhaupt nicht mit den Schweden und schon deutlicher mit den Proggöttern aus USA zu vergleichbar ist. Aber bei diesen Jungs liegt die Betonung nicht auf möglichst vielen Breaks oder Verschachtelungen, nein hier dominieren Melodien und Atmosphären. Den Keyboards kommt neben den wuchtigen Gitarrenparts eine wichtige Bedeutung zu, immer wieder gibt es schöne Zwischenparts und Klaviereinlagen, die der ganzen CD eine Art Konzeptcharakter verleihen und somit auch ein produktionstechnisch perfektes Gesamtbild von "Angelo Salutante" abgeben. In der Bio werden zwar mehrfach DREAM THEATER als Vorbilder genannt aber Stonehenge sind bei weitem nicht so technisch orientiert sondern agieren trotz hörbarem Können viel songdienlicher. Abwechslungsreiche Instrumentierungen und interessante Klangbilder wie z.B. "Angels", das irgendwie mit einem arabischen Soundflair aufwartet oder es kommt z.B. auch ein Cello zum Einsatz wie bei der Ballade "Full Moon" und bei "Whisper" werden sogar zwischen den tiefen Riffs tatsächlich auch noch neoprogige Licks mit eingebaut. Dies sind nur einige Beispiele für diese wirklich tolle Scheibe. Sicher, für die ganz harten Metal Progfans könnte das (vielleicht) etwas zu lasch sein aber Liebhaber von opulenteren, getrageneren Sounds mit trotzdem ordentlich "Schmackes" irgendwie aus der Schnittmenge von ENCHANT meets SYMPHONY X mit einem Schuß RUSH, klingt unglaublich? Ist aber wirklich so, diese ungarischen Jungs spielen sich unglaublich leicht und locker zwischen einem fesselnden Spagat von progressiven Rock und Metal in einem sphärischen Soundgewand. Auf der CD-Version gibt es auch noch einen Multimedia Track als eine remixte Version eines Video Clip außerdem kann man sich auf der Homepage einiges downloden bzw. anhören also unbedingt vorbeischauen und sich das Teil besorgen. Ansonsten wahrlich eine klasse Scheibe, da kann ich nur die Höchstnote vergeben.
Eine interssante Formation aus Südwestdeutschland SENGAYA hat uns hier ihr zweites Demo "Metamorphosis" geschickt und mit diesen "nur" sieben Titeln bei mir sofort einen tiefen positiven Eindruck hinterlassen. Melodischen Progressive Metal - diesen Stil haben sich diese Jungs auf die Fahnen geschrieben und sie praktizieren ihn auf dieser starken halbe Stunde ein selten abwechslungsreiches Stück Musik, stilistisch etwas härter als POVERTY’S NO CRIME aber wiederum auch nicht ganz so metallisch vertrackt wie streckenweise VANDEN PLAS. Das eher ungewöhnliche Cover "Metamorphosis of Narcissus" stammt von einem Gemälde Salvador Dalis, daß so auch gleichzeitig als Namensgeber für diese CD Pate stand, und kann daher als gleichfalls hoher (künstlerischer) Maßstab für die Musik von SENGAYA herangezogen werden. Die beteiligten Musiker, die schon seit 1998 gemeinsam werkeln und hier bereits das zweite Demo produziert haben, kombinieren geschickt verschiedene genreübergreifende Stilrichtungen miteinander, so daß eine hörenswerte CD entstanden ist. Getragen von tollen Melodien mit eingängigen Refrains warten die Jungs mit einem guten, geradezu klassisch geprägten Streicherintro "Eos" das in "Way Of Ecstasy" mit seinen tollen Chorpassagen übergeht sofort richtig los, der Track frißt sich geradezu ins Gedächtnis. Weiter geht’s dann mit kraftvoll, rauen Powermetalriffs aufgelockert durch klare saubere Solos und das Ganze wird immer wieder gekonnt mit balladesken, getragenen Parts verbunden. Auch die natürlich klingenden, pianomäßigen Keyboardsounds (es wird übrigends derzeit immer noch nach einem festen "Tastengott" gesucht) runden die CD zu einem song -und soundtechnisch zu einem perfekten Gesamtbild ab. Die Songs klingen dabei nicht gekünstelt sondern kommen äußerst locker rüber, so daß auch eine schöne Gitarrenballade mit opulenter Schlußsteigerung wie "World Of Illusions" auf dieser CD Platz gefunden hat. Insgesamt ein wirklich abwechslungsreicher Mix, bei dem Melodic Anhänger, Progfans und Traditionallisten gleichermaßen auf ihre Kosten kommen werden. Was hätte hier eine professionelle Produktion noch mehr rausreißen können (vor allem der manchmal etwas scheppernde Drumsound!) egal, für eine "Garagenproduktion" klingt es noch ganz ordentlich. SENGAYA sind ansonsten absolut auf dem richtigen Weg, haben genügend eigenes Potential um dann vielleicht schon mit ihrer nächsten CD den nächst größeren Schritt auf nationaler Ebene schaffen zu können. Die CD kann für 10 Euro (inkl. Versand) auf der Homepage erworben werden. Sollt eman tun für nur 13 Euro (ebenfalls inkl. Versand) bekommt man übrigends "Metamorphosis" zusammen mit dem Vorgänger-Silberling aus dem Jahr 2000.
Mit einer fast schon "Heribert’schen Eröffnung" nämlich "Schönen Guten Abend zusammen ..." beginnt der damalige Sänger Harald Bareth seine gefühlvolle Einleitung zu dieser außergewöhnlichen Livescheibe, der in den 80er Jahren äußerst erfolgreichen Kultband ANYONE’S DAUGHTER. Wer sich einigermaßen für progressive Musik interessiert (hat) kennt diese Band und ihren charakteristischen Sound. Mittlerweile hat sich die Schwester ja wieder ganz neu formiert aber einen Stilwechsel mehr hin zu gefühlvollen, atmosphärischen Rock (Pop) vollzogen. Mit der erfolgreichen Vergangenheit dieser Aufnahmen "Requested Document Live 1980-1983" hat dies daher auch nicht mehr allzuviel gemein. Aufgrund der großen Nachfrage vieler Fans hat sich das Label dazu entschlossen diese bisher unveröffentlichten Livedokumente zu veröffentlichen. Die Doppel-CD teilt sich in zwei Phasen nämlich in die der englischsprachigen Tracks mit solchen Hits wie "Adonis" "Supermann" & "Moria" sowie den mutigen Wechsel hin zur Vertonung deutschsprachiger Lyrik auf der zweiten CD u.a. wurde Hermann Hesses Märchen "Piktor’s Verwandlungen" musikalisch umgesetzt. Die Qualität sämtlicher Songs kann nur als äußerst gelungen bezeichnet werden, Respekt an den Toningenieur von damals, Klasse Leistung! Anyone’s-Daughter-Konzerte waren immer ein Erlebnis und zusammen mit den sympathischen und einfühlsamen Ansagen von H. Bareth kommen viele der sozialkritischen Bemerkungen (z.B. im Song "Der Plan") auch heute noch authentisch und vor allem erschreckend aktuell rüber. Die Musik wird virtuos getragen durch die tolle Gitarrenarbeit von Uwe Karpa sowie die spacigen Keyboardsounds von Matthias Ulmer zusammen mit den poetischen Texten bildet dies alles eine gelungene Symbiose. Nicht vergessen werden darf natürlich auch das solide Rhythmusfundament, das die beiden Schlagzeuger Kono Konopik (bis 1981) und Peter Schmidt (ab 1981) in diese Aufnahmen eingebracht haben und so dem Gesamtsound, bei allen liebevollen Details stets eine kraftvolle Dynamik verliehen haben. ANYONE’S DAUGHTER führen den aufgeschlossenen Höherer in dieser Rückschau nocheinmal durch alle Höhen deutschen Ausnahme-Artprogrocks. Wirklich eine einzigartige CD für alle Genreliebhaber.
Eine Nachwuchsband von über dem großen Teich, um genau zu sein, aus Boston, Massachusetts, die unter der außergewöhnlichen Firmierung INFINITY MINUS ONE gerade ihre ersten Schritte im Musikbusiness unternimmt, hat uns hier eine doch recht ausergewöhnliche 4-Track CD "Tales From The Mobius Strip" geschickt. Dieser Vierer allesamt Berklee Music School Absolventen ist zwar eindeutig der Gattung Progressive Rock zuzuordnen, allerdings fällt mir keine vergleichbare Band ein, um eine "richtige" stilistische Einschätzung dieser Musik treffen zu können, vielleicht dann noch am ehesten ENCHANT. Laut eigener Aussage kombiniert die Band klassische Musikelemente in Verbindung mit Filmmusik sowie Musik für Videospiele und das alles zusammengefasst unter dem Genre des Rock. Die CD beginnt dann auch mit dem schweren "At The Doorway Of Existence" und dabei legen die Jungs sofort richtig los, diese Klangvielfalt zusammen mit einem sehr dichten Sound erschlägt einen zunächst fast. Viele Breaks, Licks und Samples werden uns in diesem vertrackten aber eindeutig meallisch geprägten Stück Musik um die Ohren gehauen ohne dabei den Faden zu verlieren. Die Protagonisten J Lanza (voc), Kairo Zentradi (g, key, voc), Kevin Hammer (key, g, voc) und Libor Hadrava (dr, perc, vln) sind zweifellos hervorragende Musiker und dies beweisen sie auf dieser CD mehrfach. Die Wurzeln liegen dabei aber eindeutig im progressiven Rockbereich, wobei die Kompositionen ein große Bandbreite, von einfach bis extrem ausgefeilt, aufweisen. Bei dem zweiten relativ langsamen Stück könnte sich es auch um eine Art Soundtrack handeln, denn bei "Face To Face" mischen die US-Boys eine bisschen New Age Musik mit härteren Gitarrenklängen, nicht schlecht. Bei dem instrumentalen Track "Independence Day" wurde aber nach meinem Geschmack des Guten zuviel gewollt, denn der Frickelfaktor ist hier eindeutig zu hoch. Gute Ideen hin oder her der unübersichtliche Mix mit vielen jazzigen Passagen geht mir schlicht auf die Nerven und außerdem fehlt hier völlig der rote Faden. Mit dem abschließenden "Architectural Martyr" kriegt die Band dann wieder etwas besser die Kurve. Der Sound ist insgesamt auf "Tales From The Mobius Strip etwas dumpf aber soweit ganz o.k. der gute Sänger wurde aber leider etwas zu stark in den Hintergrund gemischt. INFINITY MINUS ONE bringen gute Vorraussetzungen mit um für eine weitere Belebung des progressiven Rock/Metal zu sorgen. Bei der nächsten CD sollte man sich noch etwas mehr auf die Melodien konzentrieren ohne die hier eindrucksvoll gezeigte Virtuisität zu verlieren, dann spielt es keine Rolle, ob es hier und da mal etwas heftiger zugeht, die Mischung macht’s halt einfach. Auch mit dieser recht anspruchsvollen Musik kann man sich Genreübergreifend Fans erspielen - wird zwar wahrscheinlich etwas länger dauern aber das macht ja nichts.
Meine Herren, viel Glück hab ich nicht mit meinen Versuchen, in die Grenzbereiche des metallenen Universums vorzustoßen. Also, diese Herren kommen aus Vermont. Ich persönlich kenne diesen Landstrich im Nordosten der Vereinigten Staaten durch einsame Wälder und die leckere Eisfirma "Ben and Jerrys" aus Burlington, deren Hauptfiliale ich besuchen durfte und wo mir das Eis wirklich prima mundete. Im Gegensatz zu diesem Opus. Soviel steht fest: Die Musiker wissen, was ihr Instrument hergibt und verlangen sowohl ihrem Arbeitsgerät als auch ihren Adressaten alles ab. Mit leckerem Eis jedenfalls hat das hier absolut nüscht zu tun, eher schon mit einer Teestunde inklusive Räucherstäbchen und mehr im abgedunkelten Dachkämmerchen. Nicht zu vergessen, lila-gebatiktes Boller-T-Shirt und Hippie-Frisur. Zur Musik: Angelehnt an psychedelischen Art-Rock der 70er-Jahre fideln die Krebsler hier herum, tuten ins Saxophon und drücken auf Keyboards herum. Und verzichten in Gänze auf Vocals. Und die Gesamtheit ihres Werkes kommt dann entweder entrückt balladesk rüber oder eben kreuz-und-quer-durcheinander. In den ruhigen Phasen gelingt es THE CANCER CONSPIRACY sogar, den Rezipienten in den Bann zu ziehen. Doch sofort, wenn es ein wenig doller zur Sache geht, überschlägt sich das einst so schöne Klanggebilde in Free-Jazz-Animierte Kackophonien. Freunde des Art-Rocks der Marke Yes oder alter Pink Floyd, Kiffer, Frei-Jazzer oder Leute, die einfach nur mal völlig unkommerzielle Musik hören wollen, die sollten hier mal reinhören. Indes: Auf jeden Fall stellt THE CANCER CONSPIRACY den geneigten Hörer kräftig auf die absolute Geduldsprobe. Wer diese Scheibe dreimal hintereinander in eins durchhört, der muss schon wirklich hartnäckig sein. Auch, wenn "The Audio Medium" progressiv wie Hölle sein mag - da ess ich doch lieber noch drei Eis.
Zunächst mal, ich hab’ ja wirklich nichts gegen innovative Cover aber dieses pelzige "Etwas" auf der vorliegenden CD INES PROJEKT mit dem Titel "Slipping into the Unknown" schreckt dann doch zunächst eher ab, als daß man große Lust dazu bekommen könnte, sich dieses Werk voller Ungeduld anzuhören. Und auch der Band oder Projektname klingt viel eher etwas nach Frauenbewegung als nach progressiven aus dem 70er Jahre geprägten Art-Rock, der einen dann tatsächlich erwartet. Daher bleib dies Cd zunächst etwas liegen - eindeutig ein Fehler. Die deutsche Keyboarderin Ines Fuchs als alleinige Komponistin dieses sehr vielschichtigen Albums hat es eindrucksvoll geschafft tolle Melodien in einen abwechslungsreichen Mix aus modernen Sounds & ungewöhnlichen Klängen in Verbindung mit ethnischen/folkigen musikalischen Elementen (z.B. beim klasse Opener "Making movies in Hollywood") zu verpacken. Diese CD bietet so ein erfrischend unkonventionelles Stück (Welt-) Musik, die es, jenseits aller aktuellen Trends bzw. Mainstreams, verdient hätte, einer größeren Zuhörergruppe bekannt zu werden. Für die Produktion hat sich Ines neben ihrem Ehemann Hansi (Texte) auch noch mehrere tolle Gastsänger wie Boris Huzak, Chicco Grosso und Christoph Pelgen (von denen ich leider unverständlicherweise bisher noch nie was gehört habe?!) dazugeholt, die mit ihren jeweils recht unterschiedlichen aber hervorragenden Stimmen, die vielen unterschiedlichen Atmosphären und Stimmungen sehr gut herausarbeiten. Die zwischendurch deutlich anklingenden Einflüsse des Tastenkollegen Tony BANKS (GENESIS) u.a. bei "In my Street" wirken sich dabei eher positiv aus, denn INES Fuchs verbindet diesen Vorbildcharakter mit neuen, eigenen Ideen. Sie schafft es so die streckenweise komplexen Songstrukturen mit vielen lohnenswerten Details auszustatten ohne dabei die Melodien aus den Augen zu verlieren. Geschwindigkeitsmäßig bleibt zwar alles meist im Midtempobereich angesiedelt aber "Slipping into the Unknown" fesselt den Zuhörer mit zunehmender Dauer immer noch etwas mehr. Nicht, daß es hier etwa sperriges oder gar verjazztes Material zu erkunden gilt, nein ganz im Gegenteil aber man muß sich auf die Songs schon etwas näher einlassen. Auch die ebenfalls mit Liebe zum Detail eingebauten verschiedenartigsten Instrumente wie Sitar, Violine, Drehleiher, Whistle oder die vielschichtigsten Keyboardsounds z.B. Melltron, Hammondorgel sogar moderne Drumloops finden auf "Slipping into the Unknown" Verwendung. Insgesamt bietet diese CD viele positive Überraschungen für den aufgeschlossenen Progfan mit einem Faible für das Besondere. Meine persönlichen Favoriten auf dieser CD sind das etwas melancholische "The Spark" sowie das leicht düstere "Dark Room". Hier hat sich auf jeden Fall jemand mit sehr viel Kreativität und großen musikalischen Einfühlungsvermögen ausgetobt ohne sich selbst allzu sehr in den Vordergrund zu stellen. Dies kommt den teilweise wirklich tollen Songs sowie natürlich letztlich dem Hörer zu Gute - auch wenn hier der Vergleich natürlich schon etwas hinkt (da die Musik nicht so gitarrenorientiert ist), vergeßt SPOCK’S BEARD und gebt bitte INES PROJEKT eine Chance für euer Ohr.
Die Band MAJESTIC wird sicher so manchem Metalfan schon noch etwas sagen, denn sowohl dort als auch bei dieser neuen Formation mit dem bedeutungsschwangeren Titel TIME REQUIEM hat Tastenguru Richard Andersson das amtliche Sagen. Auch einen Großteil seiner Mitstreiter war schon bei der Vorgängerband engagiert (u.a. Sänger Apollo Papathansio/Voice & Magnus Nord/Gitarre) lediglich einen neuen Bassisten (Dick Lövgren/Ex-IN FLAMES, ARECH ENEMY) hat er sich nun hierbei noch gegönnt. Unter produktionstechnischen Fuchtel von Jonas Reingold (FLOWER KINGS) entstand das gleichnamige Album "Time Requiem" ein nicht nur auf den ersten Eindruck relativ hartes und technisch geprägtes aber insgesamt mit sehr vielen guten Melodien versehenes Album, welches (zum Glück) nur ganz wenig an die Flower Kings erinnert. Mit unter hätten einige Songs ohne die teilweise recht nervigen Instrumentalparts sogar noch besser gezündet, vor allem bei der tollen gesanglichen Leistungen von Sänger Apollo. Die vielen endlosen Keyboard-und Gitarrenläufe werden nämlich auch nicht durch ständige Wiederholungen besser sondern nerven teilweise schon etwas. Hier sollte sich der gute Herr Andersson vielleicht mal die letzten Outputs von Kollegen wie AYERON oder auch ERIC NORLANDER etwas genauer anhören, die machen das etwas origineller bzw. abwechslungsreicher und weniger nach dem Motto "Ich bin der schnellste und fingerfertigste". Genug geschimpft, denn so schlecht ist "Time Reqiem" nun auch wieder nicht geworden, denn die gute Mischung aus tollen Melodiebögen mit einem kraftvollen Gitarrenmix bleibt bereits beim ersten Durchlauf hängen. Zwischendurch fühlt man sich teilweise an die guten alten MALMSTEEN "Rising Force"-Zeiten" erinnert, da wird ordentlich Gas gegeben mit viel Doublebass (man höre nur mal "Milagros Charm") inklusive einem satten Punch hinter der Schießbude. Das alles verpackt in diesem typisch neoklassizistischen Stil, einer Produktion, die gelinde gesagt "majestätisch-opulent" ausgefallen ist und den Musikern trotzdem noch ausreichend Platz für ihre Instrumente läßt. Wie gesagt Tastenfetischisten (und dazu zähle ich mich eigentlich auch) werden hier auf jeden Fall voll bedient, die klassischen Vorbilder und Vorlieben des Keyboarders sind eigentlich ständig präsent und kommen mal überdeutlich ("Burtal Mentor" hat doch irgendwie was vom "Hummelflug"?!) und dann wieder unterschwellig durch wie z.B. bei dem spitzenmäßigen "Grand Opus" einer tollen Klassik-Speed-Metalhymne. Mit nur wenigen Abstrichen sind TIME REQUIEM für Genreliebhaber auf jeden Fall zu empfehlen.