Review:

Blink Of An Eye

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Wem Enchant bisher kein Begriff waren, der sollte spätestens dieser Scheibe der Herren aus dem sonnigen San Francisco mal ein paar Minuten sein musikalisches Ohr leihen, sonst hat er echt was versäumt - und bei den paar Minuten wird es dann wohl nicht bleiben, versprochen! Enchant’s Neue, mit dem Titel "Blink Of An Eye" ist progressiver Metal wie er an sich sein sollte. Rassige Gitarrenriffs, atmosphärische Keyboards, filigrane Bassläufe und raffinierte Rhythmen; dazu Melodien die den im Prog-Genre oft schweren Spagat zwischen sperrig und eingängig problemlos meistern. Die exzellente Melodien und Instrumentalpassage erinnern mich eins für andere mal an die früheren Marillion - wenn auch Enchant diese Melodien natürlich ein ganzes Stück moderner und härter vortragen, und bei der US-Band die Gitarren eindeutig im Vordergrund stehen. Schien es als das Enchant mit dem beachtlichen Vorgänger "Juggeling 9 Or Dropping 10" sich eher etwas ruhigeren und melancholischeren Klängen zuwenden würden, ist dieser Trend mit dem neuen Album eindeutig gestoppt, ja, sogar umgedreht worden. Jetzt regiert, trotz einiger ruhigeren Passagen und Tracks wieder mehr die harte, dem Prog-Metal zugewandte Seite der Band. Bandleader Doug Ott, der außer für das Gitarrenspiel auch noch für die Produktion des Albums verantwortlich zeichnet, ist mit "Blink Of An Eye" teilweise wieder zu den Wurzeln von Enchant zurückgekehrt, ohne die Entwicklung der letzten Jahre zurückzudrehen. Trotz einer perfekten, fast klinisch sauberen Produktion (was man von einer vernünftigen Prog-Kapelle auch erwarten kann) klingen Enchant zu keiner Zeit auch nur ansatzweise steril, sondern offenbaren einen frischen und teilweise sogar erdigen Sound, vergleichbar den grandiosen Frühwerken der Band. Sänger Ted Leonard liefert mit seinem bekannt warmen und klaren Organ das i-Tüpfelchen zu den Songs, und hebt zusammen mit bzw. alternierend zu Dougs filigranen Gitarrensoli die Songs auf ein erschreckend hohes Niveau (ist bei Enchant eigentlich selbstverständlich J). Auch ein Wechsel im Line-Up; für den ausgestiegenen bisherigen Schlagzeuger Paul Craddit wurde mit Sean Flanegan ein langjähriger Freund der Gruppe ins Enchant-Boot geholt, sorgte für keinerlei Bruch in der bisherigen rhythmischen Vielseitigkeit der Band, für die auch Bassist Ed Platt steht. Auch wenn Mr. Ott nach dem Weggang des alten Weggefährden Craddit zwischenzeitlich mal Bedenken über den Fortbestand seines Babys kamen, sind diese nach "Blink Of An Eye" wohl endgültig ausgeräumt und der Blick in die Zukunft kann nur hoffungsfroh stimmen (für die Band wie auch für die Fans). Enchant haben mit "Blink Of An Eye" ein Teil abgeliefert, das sich gewaschen hat - hier können anspruchsvolle Prog-Fans bedenkenlos zugreifen.

Blink Of An Eye


Cover - Blink Of An Eye Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 62:0 ()
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Geoff Tate

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Mein lieber Mann, der gute Geoff macht es einem (zunächst) wirklich nicht ganz leicht mit seinem ersten Soloalbum abseits von QUEENSRYCHE. In den 11 Songs verarbeitet er vornehmlich alles rund um das Thema Liebe und seine damit verbundenen ganz eigenen emotionellen Erfahrungen in diesem Bereich. Auf dem nach im selbst betitelten Werk "Geoff Tate" ist insgesamt nur wenig Material, daß auch für seine, zuletzt ebenfalls aufgrund schwacher Alben, stark ins straucheln gekommene, Stammband QUENNSRYCHE in dieser "Form" geeignet gewesen wäre, wenn mich auch phasenweise manche Songstrukturen oder besonders die (Moll-)Stimmungen stark an das "Promised Land" von QR Album erinnern. Progressiver (Art-)Rock mit gelegentlichen Metaleinflüssen kann als grobe Orientierung für dieses bemerkenswerte Album angegeben werden. Mit vielen modernen Sounds, Samples, Schlagzeugloops und Synthieprogramming (von diesem zunächst recht gewöhnungsbedürftigen Sound sollte man sich aber nicht abschrecken lassen) auf der einen aber auch Piano oder akustische Gitarren auf der anderen Seite, kämpft sich diese Wahnsinnsstimme durch die mal eingängig dann wieder etwas schräg und spröde gehaltenen Tracks. GEOFF Tate schafft es so in einem (fast) durchgehenden Spannungsbogen die verschiedensten Stimmungen und sehr viel Atmosphäre aufzubauen. Die Gitarrenarbeit mit den abgehackten stakkatoartigen Riffs klingen bei dem Mann aus Seattle an manchen Stellen durchaus positiv etwas nach den RED HOT CHILLI PEPPERS. Die Qualität und Tiefe erschließt sich dem Höher oft erst nach mehreren Durchgängen aber dann kommt die Wirkung um so heftiger und länger andauernd. Abwechslungsreiche Tracks ständig zwischen vielen einfühlsamen Balladen und Rocktracks hin und her springend, mit den verschiedensten Rhythmen und den immer mal wieder eingestreuten Tempiwechsel zeigen, daß auch seine Begleitmusiker Hochkaräter sind und insgesamt eine perfekt eingespieltes Team bilden. Das Songwriting überzeugt absolut bis auf eine kleine Ausnahme, denn "This Moment" ist leider ein kitschmäßiger Totalausfall, der aber leicht verzeihbar ist, bei solche tollen Songs wie "Helpless" (mit Sägegitarre und treibenden Beat) oder die Megaballade "In other Words" mit originellem Streicherarrangement ("Silent Lucillity" läßt übrigends grüßen!). Hier gibt’s anspruchsvolle Musik, die sicher nicht für Zwischendurch taugt, und daher eine tiefergehende Beschäftigung mit der Seelenwelt des GEOFF TATE verlangt aber es lohnt sich diese Zeit aufzubringen. Bitte eintauchen und sich faszinieren lassen.

Geoff Tate


Cover - Geoff Tate Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 49:51 ()
Label:
Vertrieb:
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Searching For The Sun

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Eine in unseren Breitengraden bisher noch relativ unbekannte Band namens BRAVE kommt nun mit ihrem ersten, unter diesem besagtem Namen veröffentlichten, regulären Album "Searching for the Sun" bei uns in die Läden. Diese Formation war zuvor schon unter der Bezeichnung ARISE FROM THORNS seit 1997 vornehmlich in ihrer Heimat USA (Virginia) zu Gange. In Zeiten des NU Metal überrascht es dann doch um so mehr, daß BRAVE mit ihrer detaillierten aber eingängigen Musik sich (zum Glück) absolut unamerkanisch anhören und sich viel eher an Britisch geprägten Prog orientieren. In Europa müssten sich diese oft melancholisch/verträumt gefärbten Songs mit teilweiser progressiver Ausrichtung und toller abwechslungsreicher Gitarrensounds, mal fettes Riffing dann wieder fließend, perlende Melodien (wie z.B. bei den Neoprogern von IQ immer wieder zu finden) sicher wesentlich besser verkaufen lassen als in der Heimat. Vor allem THEATRE OF TRAGEDY Fans, die die älteren Sachen noch wesentlich besser fanden als die auf modern getrimmten neuen CD's, könnten sich hier als Höralternative eine neue Band mit durchaus eigenständigem Charakter und Profil erschließen. Das musikalische Gesamtbild wir ganz klar von der singenden Keyboarderin Michelle Loose geprägt, deren glockenartig helles Organ sich sofort einschmeichelnd nach den ersten Tönen bereits unauslöschbar in die Gehörgänge geradezu hineinfrißt. BRAVE schaffen es mit ihrer atmosphärischen und dann doch wieder rockigen (für richtigen Metal ist es dann doch insgesamt etwas zu "brav"!) und auch mit einer gewissen Popattitüde versehenen Musik, zu hundert Prozent zu überzeugen. Klasse Songs wie das PINK FLOYD goes Metal mäßige "Bleed into me", die Hyperballade "Candle In The Dark" mit ihren einfühlsamen, sphärischen Höhen oder das progressive "Trapped inside" stehen da nur stellvertretend für ein in sich stimmiges und äußerst abwechslungsreiches Album, in das man als aufgeschlossener, genreübergreifender CD-Hörer zumindestens einmal reingeschnuppert haben sollte.

Searching For The Sun


Cover - Searching For The Sun Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 49:58 ()
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Bridge

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Es gibt Bands, die sahnen bei jeder Neuveröffentlichung in fast allen Szene-Magazinen die vorderen Plätze ab, ohne je einen einigermaßen großen Bekanntheitsgrad oder gar Verkaufszahlen zu erreichen. Everon gehören da leider auch dazu. Die hochgelobte letzte CD "Fantasma" belegte meinen CD-Player dauerhaft - die Vorgängerscheiben wie z.B. "Flood" und "Paradoxes" verwiesen die Konkurrenz auf die Plätze. Mit ihrem neusten Werk "Bridge" können Everon nahtlos an diese Erfolge anschließen, wenn nicht sogar einen draufsetzen. Die 12 Songs sind zeit- und klischeelose Prog-Songs, Rockstücke, Balladen - allesamt Melodiemonster mit Ohrwurmcharakter. Wobei die Stärken des Albums erstaunlicherweise in den doch eher ruhiger anmutenden Momenten so richtig toll rüberkommen. Dazu gehört Oliver Philipps etwas eigenwilliger Gesang mit zu dem besten was das Genre zu bieten hat - er schafft es problemlos den Tracks mit seinem charismatischem Organ zusätzliche Intensität und Dynamik zu geben. Die für eine deutsche Band hervorragenden, meist melancholische Songtexte fügen sich flüssig in die Melodien ein. Was Everon darüber hinaus mit ihren Instrumenten fabrizieren können, erschließt sich teilweise erst bei genauerem hinhören - aber wer es gleich braucht, hört sich mal das Instrumental "Puppet Show" an! Einzelne Songs hier herauszuheben wäre ein hoffnungsloses Unterfangen; trotzdem ein (subjektiver) Versuch: Die Klasse-Ballade Juliet (mit geilem Schluss), das intensive und zugleich gefühlvolle "Driven" und der Melodiehammer schlechthin - der Titeltrack "Bridge" sind Klassesongs vor dem Herrn. Auch Booklet und eine klare Produktion entsprechen den gehobenen Erwartungen der Fans. Noch eine Anmerkung: "Bridge" war zunächst als Doppel-CD angekündigt, erscheint nun zunächst einmal als Einzel-CD mit der Aussicht, dass auch die bereits eingespielte, recht experimentell ausgefallene zweite Scheibe "Flesh", die mit einer Reihe von Gastmusikern eingespielt wurde, in Kürze ebenfalls als Einzel-CD erscheinen soll (besonders kundenfreundlich ist dies in Zeiten knapper Kassen bei der anvisierten Käuferschicht nicht - und denkt mal an den T-Euro). Für Prog-Freaks ist der Erwerb von "Bridge" Ehrensache, der Otto-Normalmetaller sollte Everon auf jeden Fall mal eine Chance geben (vor allem wenn er sich mit Bands wie Rush, Saga, Marillion, usw. anfreunden kann) - dem unbedeutenden Rest der Musikwelt (ich Grüße mal Britney und Co.) brauchen und wollen die Jungs eh nicht gefallen. So, und ich verschwinde wieder unter meinen Kopfhörer.

Bridge


Cover - Bridge Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 55:58 ()
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The Hound Of The Baskervilles

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Bei "The Hound of the Baskervilles" handelt es sich, wie schon der Titel vermuten läßt, um ein Konzeptalbum bei dem die bekannte Geschichte von Sherlock Holmes im schottischen Hochland, mehr oder weniger ausführlich nach der schriftlichen Vorlage von Artur Doyle, musikalisch nacherzählt wird. Die Macher dieses Werks haben nach "Jabberwocky" vor 2 Jahren jetzt auch bereits zum zweitenmal zusammengearbeitet und irgendwie müssen sich die beiden Keyboarder Clive NOLAN (ARENA, PENDRAGON, SHADOWLAND etc.) und Oliver WAKEMAN (Sohn von YES-Mastermind Rick Wakeman!) schon gut verstehen, sonst hätte man nicht erneut zusammen gearbeitet. Was kann der Hörer dieser mit einem tollen Cover aber sonst recht lieblosen Booklets ausgestatteten CD erwarten? Nun die beiden Tastengötter bieten relativ unspektkulären NeoProgrock wie man es auch schon von ihren Soloalben her kennt, manchmal einen Tick zu verspielt bzw. mit zu vielen nichtssagenden Melodieläufen ("Overture") aber deshalb trotzdem nicht übel. Sicher bei dem ein oder anderen Stück hätte man sich schon etwas mehr Zug erwartet und teilweise ist der Sound etwas zu altbacken. Was für mich auch etwas nervig war, ist die Erzählstimme die immer wieder mal auftaucht und teilweise einfach zu lange spricht. Wer weiß wie "The Hounds of the Baskervilles" geklungen hätte wenn sich die Herren für die Umsetzung der vielen Charaktere (wobei die Figur des Sherlock Holmes komischerweise nicht mal vorkommt?!) nicht einige erstklassigen Sängerinnen und Sängern des Prog-Rock-Genres (u.a. Michelle Young, Bot Catley und Tracy Hitchings) dazu geholt hätten? Weitere Gastmusiker wie z.B. Arjen Lucassen (AYREON) und John Jowitt (IQ) haben sich zwar schon hörbar eingebracht aber letztlich sind die Songs manchmal doch etwas zu flach geraten. Trotzdem gibt es einige wundervolle Melodien mit treibenden, kraftvollen ja sogar rockigen Stücken und gefühlvollen Gesang mit schönen Duetten wie z.B. "The Argument oder "Run for your Life") aber auch viel seichte bzw. leichte Kost. Freunde progressiver Klänge mit leichtem Hang zu etwas antiquiertem Songs (da man das alles schon mal irgendwie in leichten Variationen gehört hat!) sollten auf jeden Fall mal reinhören, da als "Zwischenmahlzeit" ganz schon in Ordnung und deshalb beileibe auch keine schlecht CD - für alle anderen sind die Herren NOLAN und WAKEMAN aber nicht so interessant.

The Hound Of The Baskervilles


Cover - The Hound Of The Baskervilles Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 68:47 ()
Label:
Vertrieb:
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Tamarok

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Mag man Journey, Toto und Yes, hört sich gerne Russ Ballard, Genesis, Peter Gabriel und ähnliches an, dann sollte man unbedingt weiterlesen, denn geknüppelt wird bei Arc Angel Cannata definitiv nicht. Wer also rechts und links harter Klänge nichts kennt, kann sich den Rest sparen. Denn auf "Tamorok" herrscht symphonisch und orientalisch angehauchter AOR klassischer Prägung vor, versehen mit einem Schuss Pop. Die CD besteht jeweils zur Hälfte aus älteren, für die Scheibe neu eingespielte Songs und brandneuen Tracks, welche sich wahllos abwechseln, ohne das es zu einem hörbaren Bruch in der Struktur des Albums kommt. Die "älteren" Songs stammen von Jeff Cannata’s beiden Solo-Alben aus den Jahren 1988 und 1993 sowie dem AOR-Klassiker "Arc Angel" aus dem Jahre 1983. "Sailing Ships", "Fortune Teller", "Stars", "When It’s Love” und "Watching The World” sind dabei die Anspieltips; nicht alle der Neukompositionen kommen an die alten Melodien heran. Die sieben neueren Tracks sind dann teilweise geschmückt mit vor allem aus dem Mittleren Osten stammenden Musikelementen. Darauf lässt schon das ägyptisch anmutenden Artwork des Albums schließen. Besonders die beiden starken, recht ruhig gehaltenen Opener "Tamorok" und "Prisoner In The Holy Land" verströmen diese Atmosphäre nach Wüste und Orient und bestechen durch ihre klasse Melodien. "Big Life" hingegen geht etwas mehr in die technische AOR-Ecke und lässt Meister Gabriel durchscheinen, fällt aber genauso wie "Calling You" etwas gegenüber dem starken Anfang ab. Dafür schließt das Album aber so stark wie es angefangen hat, mit dem fast siebenminütigen, abwechslungsreichen und symphonischen "Kings Of The Nations". Ausfälle sind auf "Tamorok" keine zu verzeichnen, trotzdem hätte es dem Album gut getan, wenn zwischendurch mal das Gaspedal etwas mehr durchgetreten worden wäre. Die 14 Songs von Tamorok hat Cannata fast im Alleingang eingespielt und eingesungen - Schlagzeug, Gitarre, Synth und Vocals stammen allenthalben von ihm, nur das eine oder andere Gitarrensoli, Piano oder Saxophon wurde im Studio von anderen Musikern beigesteuert. Auch das Songwriting, sowohl der älteren wie auch der neueren Stücke, trägt Jeffs Handschrift. Warum ein Künstler mit einem derartigen Gefühl für Songs nur so selten zu Veröffentlichungen kommt, bleibt wohl ein Rätsel. Naja, wie oben bereits erwähnt, die ausnahmslos auf harte Rockmusik eingeschworene Gemeinde ist mit Sicherheit nicht Cannata’s Zielgruppe. Freunde ruhiger, leicht progressiver Töne mit einem hörbaren Hang zum AOR der guten alten Endsiebziger und Achtziger Jahren sollten sich mal ein paar intensivere Momente des Reinhörens unterm Kopfhörer gönnen. Denn auch im 21. Jahrhundert wird noch gute Musik dieser Stilrichtung produziert.

Tamarok


Cover - Tamarok Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 68:25 ()
Label:
Vertrieb:
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Vapor Trails

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Auch wenn das letzte reguläre Studio-Output der Rock-Götter von Rush schon sechs Jahre zurückliegt ("Test For Echo"), manches ändert sich nie: Man ist sofort hellauf begeistert, und braucht dann dessen ungeachtet mehrere Durchläufe um alles in sich aufzunehmen. Also eines vorneweg: Rush haben mit "Vapor Trails" wieder mal eine Hammerscheibe in Umlauf gebracht die Kritiker wie Fans einiges abverlangt und zugleich einer der Anwärter für die Scheibe des Jahres darstellt. Zwar gehen die wenigsten Songs gleich ins Ohr, selbst beim x-ten Durchlauf entdeckt man noch neue Melodien und Details, aber was das Trio aus Kanada auf Bass, Gitarre und Schlagzeug an druckvoller Musik bietet, genügt wie selbstverständlich höchsten Ansprüchen. Dabei scheint der Albumtitel "Vapor Trails" auch das Motto der CD vorzugeben: Denn schon der erste Track steht schon voll unter Dampf - "One Little Victory" ist ein treibender, mit brachialen Gitarrenriffs versehener Rocker, welcher vor allem Freunde der Achtziger Rush-Scheiben dazu verleiten wird, erst mal zu prüfen, ob da auch Rush drin ist, wo Rush drauf steht. Ist es! Denn Geddy Lee, Alex Lifeson und Neil Peart sind den mit den letzten beiden Scheiben eingeschlagenen Weg zu wieder rockigeren, gitarrenlastigeren Songs konsequent weitergegangen - auf "Vapor Trails" kommt man praktisch ohne Keyboards aus. Der aktuelle Longplayer legt da jetzt noch eine Schippe drauf. Einzelne Tracks hier hervorzuheben und ausführlich zu beschreiben würde jedweden Rahmen sprengen. Trotzdem ein paar - subjektive - Anmerkungen zu einigen Songs: Das geniale "Freeze" (Part IV of "Fear" - Fans kennen sich aus!) und das eher getragene, balladesk angehauchte "How It Is" sind Highlights auf Jahre hinaus. Herausragend auch das melodische, im Midtempo gehaltene "Ghost Rider", das faszinierende, mit einem überragenden Spannungsbogen versehene "Secret Touch" und "Nocturne", welches heftig, ultramodern und leicht Industrial daherkommt. Den Schluss bildet dann mit "Out Of The Cradle" ein weiterer Prog-Rock-Track der Extraklasse. Nicht alle Songs können diese Klasse halten, ein paar "normalere" Stücke sind auf der CD auch enthalten, vor allem wenn Rush es mal ruhiger angehen lassen. Um die Konkurrenz in die Flucht zu schlagen, reichts aber immer noch. Rush holt sich schon die eine oder andere Anleihe bei den eigenen Songs aus ihren Anfangstagen, ohne sich dabei selbst zu kopieren. Der Gitarrensound erinnert in seiner Heftigkeit schon mal an Tool; die Rhythmusmonster am Bass und Schlagzeug stehen da in nichts nach, Melodie und Gesang reihen sich nahtlos in die Reihe der außerirdisch guten Rush-Scheiben ein. Bezüglich Songwriting gibt es bei Rush eine echte Arbeitsteilung: Geddy und Alex sind für das Schreiben der Musik zuständig, Dichter Neal steuert die Texte bei. Und auch wenn Neal Peart in den letzten Jahren einige Schicksalsschläge zu verzeichnen hatte (bekanntermaßen verstarben Frau und Tochter innerhalb kürzester Zeit), die Songs und insbesondere die Texte driften nie ins depressive ab, auch wenn doch mal die eine oder andere Textzeile die innere Melancholie wiederspiegelt. Man sollte in der Kirche ein paar Kerzen anzünden und beten, das die drei Kanadier sich endlich mal wieder Live in Deutschland präsentieren um ihr neues Album zu promoten (letzte D-Tour war anno 1992). Leider stehen die Chancen dafür nicht so toll, denn im Vergleich zu Nordamerika, wo Rush zu den absoluten Superstars zählen und jede Arena problemlos füllen, sind die Verkaufszahlen hierzulande eher bescheiden. Das wird sich auch mit dieser Scheibe nicht ändern (vielleicht zu "anspruchsvoll"), obwohl Rush der Mehrheit der sich gerade in den Hitparaden tummelten "Möchtegern"-Stars zeigen, wo musikalisch der Hammer hängt. Denn das Ding Namens "Vapor Trails" - wie auch so manches andere Teil von Rush - lässt sich auch in zwanzig Jahren noch ohne Verschleißerscheinungen anhören. Und da gibt’s dann nur eins - KAUFEN.

Vapor Trails


Cover - Vapor Trails Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 67:20 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Space Metal

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Eigentlich könnte auch Ayreon auf dieser CD draufstehen. Warum der holländische Alleskönner Arjen Anthony Lucassen (Gitarre, Bass, Keyboard, Hammond, Songwriting) diese Scheibe unter dem neuen Projektnamen Star One veröffentlicht begründet der Mastermind mit der härteren Ausrichtung des Albums. Nach den ersten (wahrlich begeisterten) Durchläufen kann ich da nicht ganz folgen. Die Scheibe ist zwar schon eindeutig heavier und gitarrenlastiger als die letzten Outputs von Ayreon (oder auch dem letztjährigen Ambeon-Werk), aber "Space Metal" passt perfekt zum 1998er Meisterwerk "Into The Electric Castle", obgleich ruhigere Momente auf "Space Metal" wirklich eher Mangelware sind. Wo Star One draufsteht ist eindeutig Ayreon drin. Auch wenn Master Lucassen selbst das meiste an diesem Album fabrizierte, hat er sich doch wieder mal eine hochkarätige Besetzung für die Vocals zusammengestellt, welche jeden Fan progressiver Rockmusik einen wohligen Schauer über den Rücken jagt. Die da wären: Ex-Threshold-Shouter Damian Wilson, Dan Swanö (Edge Of Sanity), After Forever-Goldkehlchen Floor Jansen und Sir Russell Allen von Symphony X (waren allesamt auch schon auf den einen oder anderen Ayreon-Werken zu bewundern). Auch auf instrumentaler Seite war hochwertiges gefragt: Lana Lane’s Drummer Ed Warby (Ex-Gorefest) sorgt für Druck von der Schießbude und die Gitarristen Jens Johansson (Stratovarius), Erik Norlander (Lana Lane) und Shadow Gallery Klampfer Gary Wehrkamp sorgen ihrerseits für exzellente Solis. Darüber hinaus sorgt Produzent Lucassen für einen Sound, der allerhöchsten Ansprüchen genügt. Einzelne Songs hervorzuheben fällt bei der Klasse aller zehn Tracks äußerst schwer. Allesamt schaffen die Stücke den Spagat die an sich komplexen Kompositionen eingängig rüberzubringen; und immer dabei: harte Riffs und fette Gitarrenparts, bombastische Synthi-Klänge und ein spannungsgeladener, abwechslungsreicher Gesang mit brillanten Chören und Refrains. Nach einem (natürlich) space-mäßigen Intro kommt die erstklassige Prog-Rock-Hymne "Set Your Controls" mit voller Wucht aus den Boxen geknallt (mit einem Hammer Keyboard/Gitarren-Soli). Weitere absolute Highlights sind u.a. die Ohrwürmer "Songs Of The Ocean”, High Moon” und "Intergalactic Space Crusaders". Bei Star One’s "Space Metal" muss aber der überwältigte Hörer jeweils selbst seine Favoriten rausfinden; die Tracks haben ausnahmslos Hitpotential. Das neunminütige, eher getragene und zeitweise an moderne Pink Floyd erinnerte "Starchild" bildet dann den würdigen Ausklang einer Reise durch die Geschichte des Science-Fiction-Films (jeder Song auf Space Metal behandelt einen Klassiker des Genres - viel Spaß beim Raten!). Wer bereit ist ein paar Euro mehr zu investieren, sollte mal einen Blick auf die Limited Edition werfen - und der Blick lohnt sich wirklich. Über 40 Minuten Extra-Mucke auf einer Bonus CD, insgesamt 7 Songs (auch wenn nur 6 Titel benannt sind). Den Anfang macht ein fast zehnminütiges "Hawkwind Medley" (mit Original Hawkwind-Shouter Dave Brock am Mikro werden neun Hawkwind Klassiker Arjen-mäßig aufbereitet), gefolgt von zwei Bonustracks, wobei vor allem "Spaced Out" ein absoluter, straighter Reißer ist. Dazu gibt es noch eine hörenswerte Version des David Bowie-Klassikers "Space Oddity", mit Meister Arjen selbst am Mikro, sowie zwei Songs in alternativen Versionen bzw. Remixes (den Schluss macht ein witziges Akustik-Teil, eben jener nicht benannter "Song 7"). Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen kommen die beiden CDs in einem hochwertigen, festen Bucheinband und mit einem klasse gemachten Booklet daher (Artwork vom Feinsten durch Matthias Noren, u.a. Arena, Evergrey). Dafür kann es nur einen Tipp geben: Auf zum nächsten CD-Dealer und KAUFEN !!!

Space Metal


Cover - Space Metal Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 55:59 ()
Label:
Vertrieb:
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Dea

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Als eine im melodischen Doom Metal verhaftete Band wurde Catharsis 1996 in Moskau von Gitarrist Igor "Jeff" Polyakov und Ex-Frontmann Sergey Bendrikov aus der Taufe gehoben. Als Vorbilder schreiben sie sich Bands wie Crematory und Amorphis auf die Fahne. Nach einer Demo 1997, der ersten CD ein Jahr später und positiven Reaktionen in ihrer Heimat war aber im Jahre 1999 dann ein Stilwechsel angesagt. Heute ist Catharsis eine Truppe welche klassisch angehauchten, progressiven Power Metal spielt, der in seinen metallischen Momenten an Bands wie Stratovarius, Nightwish oder Tad Morose erinnert. Mit "Dea" kommt 2002 nun der bereits im Vorjahr erschienene Nachfolger des in Russland hochgelobten 99er Werkes "Febris Erotica" auf den weltweiten Markt. Schon der Opener "Igni Et Ferro" (der auch als Video-Bonus auf der CD verewigt ist) zeigt wo es langgeht. Eingängige, klassisch angehauchte Melodien, die abwechselnd von Gitarren und Keyboard in Szene gesetzt werden und sich meist im Midtempo-Bereich bewegen. Ich für meinen Teil, kann mit meinen nicht vorhandenen Kenntnissen der klassischen Musik nicht beurteilen, ob die wunderschönen Melodien vollständige Eigenkompositionen sind, oder ob die sechs Jungs aus Moskau den allen Russen nachgesagten Hang zur klassischen Musik erlegen sind, und sich doch etwas in der Vergangenheit bedient haben (vor allem beim Instrumental "... Into Oblivion"). Nichts desto Trotz - die ausgefeilten Kompositionen (sieben Tracks, darunter 3 Instrumentalstücke) klingen meistens einfach nur toll. Ein Manko bleibt allerdings - der Gesang - und damit ist nicht die Stimme von Sänger Oleg Zhilyakov gemeint, die passt; sondern die Umsetzung der englischen Texte durch Oleg. Auch wenn Bands aus Italien, Spanien und teilweise selbst deutsche Kapellen manchesmal einen deutlich heraus hörbaren Akzent zum Besten geben, ist das von Catharsis dargebotene Englisch nun doch arg an der Schmerzgrenze (man kann es einfach nur schwer ignorieren). In ihrer Heimat mag das kein Thema sein, um international aber nach vorne zu kommen muss die Moskauer Combo besonders daran noch feilen. Darüber hinaus ist die Gesamtspielzeit der Scheibe mit knapp 36 Minuten für einen Longplayer doch etwas dürftig bemessen. Dies schmälert die Freude an den wirklich gelungen, melodiösen Instrumentalpassagen leider doch etwas. Deswegen Freunde: erst anhören, ob einem die herrlichen Melodien ausreichen und für das genannte Manko entschädigen.

Dea


Cover - Dea Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 35:58 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Not Of This World

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Der irgendwie niemals rastende sowie anscheinend auch niemals an Ideen mangelnde Ausnahmekeyboarder Clive Nolan hat nach fünf Jahren endlich mal wieder die Zeit gefunden, um sich außer seinen zahllosen "Nebenprojekten", seiner ursprünglichen "Hauptband" PENDRAGON zu widmen. Auf "Not of this World" lebt er eine doch etwas ruhigere, beinahe schon romantische Schiene als bei seiner "zweiten" Band ARENA aus, bei der es insgesamt schon mehr rockiger und heftiger, vor allem was die Gitarren anbetrifft, zu Werke geht. Seit der ersten CD von, ich glaube dies war so um die 1985, hat sich Herr Nolan mit Leib und Seele dem sogenannten Neo-Progrock verschrieben d.h. eine Musikalische Richtung wie sie die ganz frühen MARILLION (noch mit Fish), ARENA (die beiden ersten Alben), IQ & PALLAS (beide heute noch) in wahrer Reinkultur zelebrieren. Wer auf einen solchen episch/monumentalen und durchweg soliden aber zugegeben etwas antiquierten Sound steht, kann hier schon mal nichts falsch machen.

Ganz klar, hier bildet das Keyboard mit seinen dichten und opulenten Klangteppichen die Grundlage für die teilweise recht breit und episch angelegten Songs. All zuviel (brotlose) Tastensoloergüsse werden dem Hörer dabei aber zum Glück erspart. Die typisch "singenden" Gitarren mit ihren hohen Klangfarben u.a. bei den Solos sowie die "gezupften" Parts ergänzen sich ineinanderverwoben zu einem stimmigen Ganzen. Vom Songwriting her gesehen sind die Tracks auf "Not of this World" insgesamt eher in ruhig- bis Mittempo-Bereichen angesiedelt aber immer wieder mal durch etwas "wildere" Parts aufgelockert. Die Arrangements von PENDRAGON sind dabei stets äußerst klar strukturiert, der Sound ziemlich glatt poliert ohne größer Ecken und Kanten aber so muß dies bei Neo-Progrock halt auch sein. Wunderbare Melodien sind "Not of this World" wirklich zu hauf zu finden, wobei eigentlich nur fünf Lieder (teilweise mit verschiedenen Unterparts) auf der ganzen CD enthalten sind. In den entsprechend langen Tracks mit bis zu 9 Minuten Dauer sind dann aber immer wieder sphärische/verträumte Instrumentalteile miteingebaut, um diese dann stimmungsmäßig immer wieder langsam, dramatisch steigernd in einem großen Finale ausklingen zu lassen.
Anspieltipp: "Dance of the seven Veils - All over now". Als Zugabe gibt es dann mit "Paintbox" und "King of the Castle" noch zwei ältere Songs in gelungenen akustischen Versionen zu hören. Für die Hardliner-Progies ist daher "Not of this World" von PENDRAGON sicher eine absoluter Pflichterwerb, könnte aber auch für den ein oder anderen interessierten Neueinsteiger mit etwas Hang zu Bombast-Rock lohnenswert sein.

Not Of This World


Cover - Not Of This World Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 76:72 ()
Label:
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