Die Ressentiments sind nicht klein. Die Scheiben von U.D.O.sind seit einiger Zeit eher redundant, vielmehr verdient sich der Herr Dirkschneider seine Sporen durch diverse Compilations und Live-Veröffentlichungen mit häufig wechselndem Begleitpersonal. Da überrascht es ein wenig, dass die Reibeisenstimme aus der Solinger Stahlschmiede ankündigt, nie wieder Accept-Songs zu spielen. Weniger originell scheint hingegen der Einfall, mal seine eigenen Metal-Songs mit orchestraler Hilfe aufzupimpen. Und geradezu passend erscheint es, dass der „German Tank“ diesen Feldzug mit einer Militär-Musikabteilung absolviert – dem Marinemusikkorps Nordsee. Trotz dieser keineswegs neuen Idee klingt das Ergebnis erstaunlich interessant, weil die Niedersächsischen Vaterlandsverteidiger sehr Bläser-lastig agieren und den schneidenden Titeln aus der langen U.D.O.-Historie einen völlig neuen Ansatz bringen. Was vor allem beim alles überragenden „Independence Day“ deutlich wird. Eigentlich macht die ganze Scheibe enormen Spaß und zeigt mal wieder, was möglich wäre, wenn seine Originalband auch den originalen Sänger an Bord (sic!) hätte. Sei es, wie es sei: Diese Doppel-Scheibe bringt länger Freude als ein Fußballspiel – und daran ändern auch die hausbackenen Ansagen Udos nichts. Genauso wenig wie das Fremdschämstück „Dancing With An Angel“ mit „der lieben Doro“ oder die kleinen Pausenknackser zwischen den Stücken. Doch das sei noch angemerkt: Auch, wenn Klassiker wie „Animal House“, „Future Land“, „Faceless World“ oder „Book Of Faith“ super-gelungene Umsetzungen sind und das Intro („Das Boot“) sowie einige Solo-Orchester-Einlagen toll sind, nerven zwei Dinge kolossal: Das swingige „Cut Me Out“ und vor allem das Fehlen von „They Want War“. Dennoch, vielleicht auch mit ein bisschen Nostalgie: Geiles Ding, lieber Panzer, auch in der Marine! Vorurteile und Zweifel weitestgehend beseitigt. PS: Dieses Rezi bezieht sich ausschließlich auf die CD, die DVD und Bluray-Versionen gab es nicht zu sehen.
01. Intro (Das Boot)
02. Das Boot
03. Future Land
04. Independence Day
05. Animal Instinct
06. In The Hall Of The Mountain King
07. Heart Of Gold
08. Man And Machine
09. Dancing With An Angel (feat. Doro Pesch)
10. Faceless World
11. Ride
12. Days Of Hope And Glory
13. Cut Me Out
14. Trainride To Russia
15. Stillness Of Time
16. King Of Mean
17. Book Of Faith
18. Animal House
Da legen uns Iron Maiden mit ihrer Veröffentlichung »The Book Of Souls« einen ganz schön großen Klopper vor die Nase. Mit 92 Minuten ist es das längste und das erste Doppelalbum der eisernen Jungfrau. Eine lange Spielzeit muss ja nicht zwangsweise etwas Gutes bedeuten. Die letzten Maiden Platten waren allesamt recht umfangreich, konnten aber nicht alle Fans vollkommen zufrieden stellen. Die Stücke wurden künstlich in die Länge gezogen und waren einfach nicht packend genug. Nun natürlich die Frage: wird es bei »The Book Of Souls« anders sein? Die Antwort: Jain!
Das Album beginnt mit »If Eternity Should Fail«. Ein orientalisch anmutendes Keyboardintro über das Bruce Dickinson mit seiner kräftigen Stimme singt. Zudem ist es das erste von zwei Liedern, die der Sänger für die Platte allein komponiert hat. Ein schwerer riffbetonter Rocker, der bei den ersten Hördurchlaufen nicht richtig zündet – sicherlich kein schlechter Song aber auch kein ergreifender Opener. Muss man ja mal so sagen. Anders sieht‘s mit dem folgenden »Speed Of Light« aus. Geboten wird straighter Rock, der sogar ein wenig an Deep Purple erinnert. Die Nummer geht auf jeden Fall gut nach vorne los. »The Great Unknown« könnte auch von den Vorgängeralben stammen, kriegt aber zum Schluss doch noch die Kurve, da es recht düster und heavy klingt. Das zweite Highlight des Albums ist »The Red And The Black« mit einer Spielzeit von fast 14 Minuten. Die darauf enthaltenen »Woohoohoo-Chöre« lassen einem an das letzte wirklich durchgehend gute Album »Brave New World« denken. Richtig geil ist der Mittelteil, bei dem die Gitarristen Janick Gers, Adrian Smith und Dave Murray zeigen dürfen, was in ihnen steckt. In diesem Lied stecken so viele Killermelodien, die für richtig tolle Glücksgefühle sorgen. Für ähnliche positive Stimmung sorgt »When The River Runs Deep«, das den Hörer sofort gefangen nimmt. Man erwischt sich schnell dabei, wie man die Faust in den Himmel reckt und seinen Kopf im Takt schüttelt.
Das Titelstück hätte auch auf »Brave New World« stehen können. Leicht orientalisch angehauchte Melodien und der dramatische Gesang von Dickinson machen diese Nummer zum nächsten Volltreffer, der die erste CD beschließt.
Mit viel Druck eröffnet »Death Or Glory« den zweiten Teil des Doppeldeckers. Schlagzeuger Nico McBrain treibt die Meute mit einem swingendem Groove an – insgesamt ein sehr kurzweiliger Song, der für gute Laune sorgt. Mit einem Selbstzitat beginnt »Shadows Of The Valley«. Hier wird ganz frech der Anfang von »Wasted Years« noch mal verwurstet. Maiden hätten diesen Song aber auch ruhig weglassen können. Wirklich schlecht ist er nicht aber er schafft es halt nicht, den Hörer zu überzeugen. Das Gleich gilt für »Tears Of A Clown«. Besser hört sich wieder der vorletzte Song »The Man Of Sorrows« an. Das epische »Empire Of The Clouds« beschließt das gute Album. Mit 18 Minuten ist es der längste Iron Maiden Song in der Diskografie der Briten. Sehr klassisch mit Klavier und Orchesterbegleitung startet das Stück. Trotz der Länge wirkt es sehr kurzweilig, weil die Band es schafft, interessante Parts miteinander zu verbinden und mit verschiedenen Geschwindigkeiten und Dynamiken spielt. Textlich beschreibt Flugzeugfan und Hobbypilot Bruce Dickinson den Todesflug des Luftschiffs R101, das in der Nacht vom 4. zum 5. Oktober 1930 in der Nähe vom Paris abstürzte und explodierte.
Fazit: Das 16. Studioalbum von Iron Maiden ist das stärkste Album seit »Brave New World«. Dennoch hätte es der Platte nicht geschadet, wenn zwei oder drei Titel weniger auf der Platte gelandet wären. So würde das Album kompakter wirken.(Roman)
Für wirklich jeden Metal Fan sollte es ein paar echt aufregende Momente geben - zum Beispiel wenn eine der ganz großen Bands ein neues Album heraus bringt.
"Brave New World" ist für mich zweifelsohne das letzte wirklich große Meisterwerk von IRON MAIDEN. Danach folgten gute ("Dance Of Death") bis nur noch eher mittelmäßige
Alben ("The Final Frontier"). Um ehrlich zu sein, hatte ich für mich die Jungfrauen in Sachen "da kommt noch mal was richtig Gutes" schon abgeschrieben. Bis jetzt! Die Singleauskopplung "Speed Of Light" dürfte jedem Fan bereits bekannt sein - knackige Riffs und ein flotter Refrain kommen in typischer Maiden Manier daher. Der Song haut einen zwar nicht direkt zu Beginn aus der Latschen, doch nach zwei bis drei Durchgängen fängt man ungewollt an, den Refrain mitzuträllern. Auf "The Book Of Souls" beginnt jedoch zunächst mit “If Eternity Should Fail” und ruhigen atmosphärischen Flötenklängen, bevor Bruce´s Stimme sachte einsetzt. Die Spannung ist zum greifen nah und dann geht es los mit einem packenden Song der zwischenzeitlich sogar an QUEENSRYCHES "Eyes of A Stranger" erinnert. Der melodische Refrain avanciert sofort zu einem Ohrwurm und die Gitarrenarbeit hat den Stempel IRON MAIDEN verdient. Und das trifft glücklicherweise auf jeden einzelnen Song zu. "The Book Of Souls" durchläuft sämtliche Schaffensphasen der Band und bringt diese eindrucksvoll ins Jahr 2015. Da sind die klassischen NWOBHM Nummern wie "Speed Of Light" und "Death Of Glory". Das atmosphärisch und progressiv angehauchte "Shadow of The Valley" und eben der Titelsong "The Book Of Souls". Überzeugen tut vor allem das Epische, welches in den größtenteils sehr langen Songs stets im Vordergrund steht sowie die packende Leadgitarrenarbeit. Zwar gibt es auch Songs die nicht sofort überzeugen, beispielsweise "The Great Unknown" oder "The Red And The Black" mit anfänglich ziemlich einfallslosen Mitsing "Ohohoho". Doch selbst diese Songs entwickeln sich schnell zu echten Meisterwerken an denen man sich nicht satt hören kann. Auch das theatralische “Tears Of A Clown” braucht ein paar Anläufe bis man die musikalische Botschaft in sich aufsaugen kann. Bärenstark das abschließende 18 minüte Dickinson Epos "Empire Of The Clouds". Harmonische Klavierklänge leiten die majestätische Übernummer mit langem Instrumentalpart ein. Der Song steigert sich und nimmt einen mit auf eine musikalische Reise mit vielen klassisch orchestralen Elementen und echten Gänsehautmomenten. Auf dem ganzen Album zeigt Bruce Dickinson wohin sich seine Stimme entwickelt hat. Vorbei ist es nahezu mit der rauen dreckigen Stimme (zuletzt auf "Fear of The Dark" zu hören). Anstelle dessen hört man mittlerweile eine teilweise stark gepresst klingende sehr hohe Gesangsstimme, die allerdings jeden Ton trifft. Müsste ich mich auf ein Album beziehen, welches das Doppelalbum "The Book Of Souls" am nächsten kommt, wäre dies vermutlich "A Seventh Son Of A Seventh Son". Zweifelsohne das beste Album nach "Brave New World" und das beste Zeichen sollte doch sein, das man nach dem letzten Song immer und immer wieder das Verlangen hat, das Album von vorne zu hören! Ich bin begeistert! (xhb)
MASTERS OF METAL kann man durchaus als Nachfolgeband der 2011 aufgelösten AGENT STEEL betrachten. Und die MASTERS OF METAL sollten ja mit „From World Beyond“ denn auch gar nicht erst in 2015 an den Start gehen. Aber Juan Garcias (AGENT STEEL; EVIL DEAD, ABATTOIR) neues Baby musste durch eine schwere Krankheit von Sänger und Gitarrist Bernie Versailles (ENGINE, REDEMPTION, FATES WARNING) noch ein bisschen warten. Zusammen mit Bassist Robert Cardenas (POSSESSED und natürlich AGENT STEEL,) und Drummer Rigo Amezcua (was schon? AGENT STEEL) hat man nach der Appetizer-EP in 2013 (zwei der Songs gab es schon damals „M.K. Ultra“ und „Evolution Of Being“) nun das erste vollwertige Album am Start – und muss sich dabei vor den letzten AGENT STEEL-Werken nicht verstecken. Starker US-Metal mit Speed, Thrash-Anleihen sowie tollen Gitarren voller Melodien und scharfen Riffs wird hier geboten. Der hohe Gesang des Bernie Versailles macht die Zeitreise in die 80er dann perfekt (obwohl sich einige Songs auch durchaus Stilmittel des Modern Metal bedienen). Als Einstieg hat man mit harten Ohrwurm „Supremacy“ gleich mal ein AGENT STEEL-Gedächtnissong gewählte – klasse Track und gut so. Das Rezept wiederholt man dann gekonnt beim folgenden „World Left In Cinders“. „Third Eye“ drosselt nun etwas das Tempo und überzeugt mit thrashigen-Riffs, „Tomb Of Ra“ (stammt an sich ja schon aus 2011) ist ein richtiger Metal-Hit geworden. „Into The Vortex“ steht dann für die modernere Ausrichtung – „Doors Beyond Our Galaxy“ für die Power Metal-Variante der MASTERS OF METAL - Geschmacksache halt. „Evolution Of Being“ beendet bärenstark den regulären Set, bevor das von HELSTAR (und noch einen Haufen anderer Bands) Frontröhre James Rivera eingesungene „Vengeance & Might“ auch nochmal richtig gute Laune macht -aber doch etwas unter einer dumpfen Produktion leidet. Und das ist dann doch ein kleiner Wehrmutstropfen. „From World Beyond“ scheint nicht am Stück produziert worden zu sein – was dem Album (aber nur vom Sound her) leider etwas an Durchschlagskraft raubt. Anyway - trotzdem muss die Zielgruppe in das MASTERS OF METAL rein hören.
Den klangvollen, düsteren Titel „Nocturnes Of Hellfire & Damnation“ trägt das vierzehnte Werk der US-Metal Legende VIRGIN STEELE. Seit den frühen 80ern und mittlerweile über dreißig Jahren gibt es die unbekannteren, düsteren, MANOWAR-Veteranen aus New York. Dabei schreiten VIRGIN STEELE um einiges intellektueller und progressiver zu Werke als ihre weltberühmten Nachbarn.
Fünf Jahre liegt der zugegebener Maßen etwas schwächere Vorgänger „The Black Light Bacchanalia“ zurück. „Nocturnes of Hellfire & Damnation“ bietet erneut eine über 70-Minütige Spielzeit, gestückelt in vierzehn Songs. Wer VIRGIN STEEL kennt, weiß auch schon gleich, was ihn erwartet: Heavy Metal der progressiven Sorte gibt es hier: Epische Melodien reihen sich an ausgedehnte Gitarren-Soli. Der Gesang von David DeFeis ist wirklich extrem, sollte aber gemeinhin bekannt sein: Rockiger Gesang mit gaaanz spitzen Höhen wird hier zum besten gegeben. Letzterem Element wird sich dabei (zum Glück) nur zum Setzen von Accenten bedient, so wird das Gehör geschont.
Die Lyrics sind auf dem aktuellen Werk ausgesprochen düster ausgefallen und wissen zu gefallen: Wer Heavy Metal ohne Drachen hören möchte ist hier genau richtig. Was ein Wenig fehlt ist hier die Hit-Dichte: Bei einem Album mit einer so langen Spielzeit hätte man ein paar mehr prägnante Melodien rein streuen können und auch die Soli und Riffs scheinen sich ab einem gewissen Punkt sehr zu gleichen. Der extreme Gesang ist für mich über eine Spielzeit von über Siebzig-Minuten nicht immer ein Genuss.
Songs wie das eingängige „Queen Of The Dead“, das düstere „Black Sun – Black Mass“ wissen zu beweisen VIRGIN STEELE haben es trotz fortgeschritten Alters immer noch (und vielleicht sogar mehr als MANOWAR) drauf. Auch wenn einem bei den abschließenden „Hymns To Damnation“ und gerade der Soft-Ballade „Fallen Angels“ irgendwie die Luft wegbleibt …
SPELLCASTER haben 2011 mit „Under The Spell“ ein formidables Speed Metal Werk auf die Menschheit losgelassen. Leider machte ihr Label Heavy Artillery kurze Zeit danach die Pforten für immer dicht. Während z.B. ENFORCER schnell eine neue Heimat fanden, standen SPELLCASTER erst einmal wieder am Anfang. 2014 wurde das neue Werk dann in zwei Kleinstauflagen unters hungrige Volk gebracht. Selbige aber nur in einer wenig einladenden Card-Sleeve Optik (Das Ganze als „Mini-LP Style“ zu verkaufen ist schon der Gipfel des Euphemistischen..demnach habe ich hier schon ne ganze Menge „Mini-LP Style“ CDs 'rumliegen.) Dankenswerterweise erbarmt sich nun Stormspell Records und veröffentlicht die Scheibe mit allem Drum und Dran noch einmal neu und nun gibt es für Traditionalisten keine Ausrede mehr das Ding nicht sofort zu verhaften. Nach dem Ausstieg von Sänger Thomas Adams hat nun Gitarrist Tyler Loney auch die Vocals übernommen und der rückt den Gesamtsound gleich mal ein ganzes Stück Richtung NWoBHM (SATAN / ANGEL WITCH) und auch musikalisch ist man von der reinen Speed Lehre abgerückt und positioniert sich näher am klassischen Heavy Metal. Auch wenn es natürlich immer noch recht flott nach vorne geht. Aber nun heißen die nahen Verwandten eher SCREAMER (swe), AIR RAID, CAULDRON oder auch HEAVY LOAD und eben nicht mehr LIEGE LORD oder POWERMAD. Das Ungestüme des Debuts ist einer melodischeren Herangehensweise gewichen, ohne jedoch auszuwimpen und die Power zu verlieren. „Eyes Of Black“ beispielsweise ist große Heavy Metal Kunst. Auch „Bound“ macht da richtig Laune. To keep a long story short, wer auf melodischen und flotten Heavy Metal steht, der kann hier zugreifen. Wer sich noch unsicher ist, der gehe in ein paar Wochen aufs Headbangers Open Air und ziehe sich die Jungs live rein. Ich jedenfalls freue mich schon.
Es ist in Hellas noch nicht alles verloren. Zumindest nicht, solange die Griechen Bands wie SACRAL RAGE hervorbringen. SACRAL RAGE haben sich einem wunderbaren, aber leider sehr selten gespielten Stil verschrieben: dem technischen Speed Metal. Vertrackt und mit Anspruch aber dennoch immer nachvollziehbar und mit viel Power gezockt. Sofort kommen einem Namen wie REALM, TOXIK, BITTER END oder auch straightere WATCHTOWER in den Sinn. Dazu gibt es die obligaten High-Pitched Vocals, die wie der berühmte Arsch auf den Eimer passen. SACRAL RAGE schaffen die Balance zwischen Frickelei und songdienlichen Abgehparts zu halten und laden sowohl zum konzentrierten Zuhören, als auch zum Sprung in den nächsten Moshpit ein. „A Tyrannous Revolt“ ist zeitloser Speed Metal, während bei „Panic In The Urals Burning Skies“ der WATCHTOWER Einfluss stärker hervor tritt (Remember „Mayday In Kiev“). Alles in allem darf man sagen, dass SACRAL RAGE mit „Illusions Of Infinite Void“ kommerziell wohl auf die Schnauze fallen werden, der überschaubare Kreis an Fanaten, der auch schon den oben genannten alten Helden Altäre gebaut hat, wird auch SACRAL RAGE in ihre Herzen aufnehmen. Aber vielleicht setzt sich auch mal Musik durch, die auf Herz UND Hirn zielt. SACRAL RAGE hätten ein großes Publikum auf jeden Fall verdient.
„Sieben Sünden“ haben STORMZONE noch keine begangen und auch die vier Vorgängerwerke kann man nun nicht gerade als Sünden bezeichnen. Eher schon als kleine, zeitlose Melodic Metal Pretiosen. Und auch Album Nummero Fünf „Seven Sins“ reiht sich da wunderbar ein. STORMZONE vermischen die catchyness von TEN mit der metallischen Power von IRON MAIDEN und GAMMA RAY und gießen das Ganze in eine zeitgemäße Form. Über eine Nummer wie „Special Brew“ wären auch EDGUY nicht unglücklich. STORMZONE klingen zwar 100% professionell, dennoch hört man den Spaß, den Sänger John Harbinson und seine Jungs haben, zu jeder Sekunde. Die Detailverliebtheit, mit der Melodielinien und Refrains ausgearbeitet wurden, macht die Scheibe zu einem richtigen Hörgenuss. Diverse Deja-Vus, die es beim Hören gibt, sollten nicht überbewertet werden. Ich zumindest habe lieber eine gute Platte, die auf Vertrautes setzt, denn experimentelles Geschwurbel, was innovativ aber unhörbar ist.
Und so ist „Seven Sins“ kraftvoller und eingängiger Melodic Metal, welcher von der starken Stimme Harbinson's getragen wird. Ich bin geneigt STORMZONE alle ihre Sünden zu vergeben, wenn ich dafür weiterhin mit solchen Platten entschädigt werde.
Und hier kommt wieder was für die Metal-Archäologen unter euch. Diese PARADOX haben nichts mit der deutschen Speed Metal Band zu tun. Diese kamen aus Minneapolis und haben 1985 eine E.P. namens „Reel Life“ veröffentlicht und das war es dann auch schon wieder. Die hier vorliegende Anthology beinhaltet die besagte E.P., die „Creation Audio Sessions“ von 1982 (in überraschend guter Soundqualität) und die '87er „Westwood Sessions“. Die 82er Songs weisen noch die größte NwoBHM-Affinität auf. Gerade beim Opener „Ain't It Strange“ klingt bei John Eller der junge D'Anno durch. Sonst bieten PARADOX auf ihren ersten Aufnahmen soliden früh 80er Metal mit leicher Rock N' Roll Schlagseite, irgendwo zwischen IRON MAIDEN und THE RODS. Die E.P. dann geht mit „Star Tripper“ recht schmissig los, das folgende mit Honky Tonk Piano versehene „Pyramids Of Mars“ überrascht mit seinem MEAT LOAF meets ELTON JOHN meets ROCKY HORROR PICTURE SHOW meets KISS Sound dann doch etwas. Der Rest bleibt im traditionellen Metal / Hard Rock Kontext. Allerdings klangen die Songs auch für 1985 schon etwas dated und dass PARADOX in der aufkommenden Speed / Thrash Welle keinen Stich mehr machten, ist da nicht verwunderlich. Die 87er Songs klingen nochmal ne ganze Ecke kommerzieller und rockiger. Man kann hier sehr gut nachhören, wie die Musiker sich so langsam von ihren Hard 'N Heavy Wurzeln entfernen und wohl „erwachsen“ wurden. Sinnigerweise wird das Album auch mit der reinen Akustik-Nummer „Too Close“ abgeschlossen. Und so bleibt die Erkenntnis, dass das Vermächtnis von PARADOX zwar nicht essentiell ist, für Metal-Historiker jedoch ein paar nette Häppchen bereit hält.
Fünf Jahre nach „La Raza“ meldet sich „L.A.'s Most Headbanging Band“ ARMORED SAINT mit einem neuen Album zurück. Da die Mannen um Sänger John Bush bis dato noch nie enttäuschten, sind die Erwartungen an „Win Hands Down“ nun nicht gerade niedrig. Aber schon der erste Höreindruck bestätigt: Zu Recht! Weitere Durchläufe bekräftigen dies dann nur noch.
Bassist Joey Vera hat auf „Win Hands Down“ einen zeitlosen und sehr kraftvollen Sound gezaubert, welcher höchsten Ansprüchen genügt und ein ungetrübtes Hörvergnügen garantiert. Dazu kommen 9 neue, sehr abwechslungsreiche Songs, die den Namen ARMORED SAINT zu Recht tragen und mich in ihrer Ausrichtung immer wieder an das 91er Meisterwerk „Symbol Of Salvation“ erinnern.
Sei es das Anfangsriff von „An Exercise In Debauchery“, die Tribaldrums in „Mess“ oder das treibende Riffing in „That Was Then, Way Back When“, es kommen immer wieder wohlige Erinnerungen an die glorreiche Vergangenheit ARMORED SAINTs auf. Allerdings begnügen sich die Herren bei weitem nicht mit einem reinen Nostalgietrip, sondern vermischen ihre Trademarks mit einem frischen up-to-date Songwriting. So bleibt man relevant und interessant, ohne im gleichen Zug alte Fans zu verprellen.
Darüberhinaus hat John Bush's Gesang nichts an Faszination und Finesse eingebüßt und er gehört immer noch zu den besten und vor allem eigenständigsten Metalfronter ever. Auch im flotten „With A Full Head Of Steam“ macht er im Duett mit MEAT LOAF Tochter und Scott Ian-Ehegattin Pearl Aday eine super Figur. Und sogar eine melancholische Ballade wie „Dive“ haben ARMORED SAINT super im Griff und klingen zu keiner Sekunde schwülstig, sondern zeigen hiermit nur den großen Rahmen, in welchem sie sich sicher bewegen.
Das limitierte Digi-Book bietet zudem noch eine Bonus-DVD mit dem Making of zur Scheibe, den Videos zu „Left Hook From Right Field“ und „Win Hands Down“, sowie der kompletten Keep It True Show aus dem Jahre 2009.
Fazit: Zeitloser Heavy Metal, von tollen Musikern mit einem perfekten Sound in einer wertigen Verpackung dargeboten. Herz aus Stahl, was willst du mehr?
Wenn mich wer fragt, wer der beste Heavy Metal Sänger der letzten 60 Jahre war - für mich gibt es da nur eine Antwort: Natürlich der großartige RONNIE JAMES DIO, seines Zeichens Sänger bei RAINBOW, ELF, BALCK SABBATH, HEAVEN AND HELL und natürlich DIO Solo, (Mit-)Schöpfer von dutzenden Records die zwischen leicht angekifftem-Keyboard-Rock über klassischen Rock ’n’ Roll (Long Live!) bis zu den Records voller Tony-Iommi-getriebenden, D#-gestimmten Gitarrenriffs die vermutlich jeder Verstärker schon einmal ertragen musste. Als er 2010 von uns ging waren die Musikwelt ausgesprochen geschockt (ich persönlich erinnere mich da noch an eine “Alter, das glaub ich gerade nicht…”-SMS) - aber die Welt dreht sich weiter und deswegen schauen wir uns heute mal ein Tribute-Album an.
“A Light In The Black (A Tribute To Ronnie James Dio)” macht nämlich genau das, was “This Is Your Life” (mit TENACIOUS D, ANTHRAX, DORO, MOTORHEAD uvm.) von 2014 getan hat, nämlich mit einer Reihe von Musikern ikonische Songs von DIO neu zu vertonen - nur das die Bands hier eben nicht METALLICA sind. Dafür sind mit CRYSTAL BALL, MESSENGER, GUN BARREL, GLORYFUL, THE ORDER, METAL INQUISITOR, CIRCLE OF SILENCE, BURDEN OF GRIEF, LOVE.MIGHT.KILL, REBELLION, IRON FATE und WIZARD genug Musiker am Start um die 20 Songs der Doppel-CD abwechslugnsreich mit Leben zu füllen.
So unterschiedlich wie die Bands sind, so unterschiedlich fallen auch die Stile der Songs aus: Von GLORYFULs klassischem Heavy Metal (welcher in der Vergangenheit von mir bereits seine Lorbeeren erhielt) mit “Holy Diver” und “Heavy Metal Will Never Die” über ein hochtonig-lebendiges “Stand Up And Shout” und “Hungry For Heaven” von LOVE.MIGHT.KILL, einem düsteren, leicht theatralem “Kill The King” im REBELLION-Stil bis zu einer gegrowlten Version von “Neon Nights” von BURDEN OF GRIEF ist hier wirklich eine Menge vertreten. Die Songs werden (meistens) sogar vom Verstärker-Sound ziemlich gut getroffen und finden den Original-Vibe auch ganz hervorragend. So stelle ich mir ein Cover-Albummvor: Wenn IRON FATE nunmal den “Rainbow Rising”-Klassiker “Light In The Black” zocken kommt der zwar von IRON FATE, fängt aber den alten Geist des Songs ein.
Auch die Auswahl der Songs ist super: Zwar finden sich natürlich auch mehr als genug bekannte Songs, es ist aber keine Zusammenstellung der absoluten “Top 20” von DIO, sondern vielmehr ein netter Querschnitt welcher noch ein zusätzliches Quäntchen Abwechslung bringt - leider fehlt aber das HEAVEN AND HELL-Material.
Dennoch, Fazit: “A Light In The Black (A Tribute To Ronnie James Dio)” ist ein fettes Tribute-Album von vielen talentierten, kleineren Bands das sich vollumfassend empfehlen lässt.
A Light In The Black (A Tribute To Ronnie James Dio)