Vor ca. 1,5 Jahren war die Freude groß, als mit „Surrender To No One“ nach fast 25 Jahren ein neues Werk von David T. Chastain und seiner einzig wahren Frontfrau Leather Leone veröffentlicht wurde. Selbiges tönte dann auch wie eine zeitgemäß aufgepimpte Version klassischen CHASTAIN Stoffs. Aber schon damals erzählte uns David, dass eigentlich schon 3 (!!) Alben fertig geschrieben sind und die Schlagzeugspuren wohl auch schon für alle 3 eingespielt wurden. Er wollte aber erst einmal die Reaktionen für „Surrender To No One“ abwarten und dann entscheiden ob es auch eine Veröffentlichung der anderen CDs geben wird. Offensichtlich waren die Reaktionen gut genug, denn es gab nicht nur eine „Uncut“ Variante des „Surrender“ Albums, sondern mit „We Bleed Metal“ nun das zweite „richtige“ Album seit der Reunion. Dank einem Deal mit Pure Steel ist der geneigte Fan nun nicht mehr auf den US-Import angewiesen, sondern kann das Teil ganz regulär im Media Markt um die Ecke erwerben. Was man als Fan zackigen US Metals auch umgehend tun sollte. Dass Leather kein µ ihrer stimmlichen Brillianz eingebüßt hat, sollte sich mittlerweile rumgesprochen haben. Aber auch der Meister selbst gibt sich keine Blöße und lässt ein Hammerriff nach dem anderen vom Stapel und seine Soli sind so wieselflink wie originell. Aber seine Gitarrenarbeit verkommt nie zum Selbstzweck, sondern ist immer songdienlich und in den richtigen Momenten simpel genug um den Songs nichts von ihrer Power zu nehmen. Auch wenn CHASTAIN mit beiden Beinen fest im Jahr 2015 stehen, gibt es immer wieder Songs, die auch auf den ersten 5 Alben eine gute Figur gemacht hätten (z.B. das treibende „Against All Gods“ wäre auf dem 90er „For Those Who Dare“ nicht negativ aufgefallen). Mit dem balladesk beginnenden und sich dann zu einer reinrassigen Power Metal Granate steigernden „The Last Ones Alive“ wird auch die „Angel Of Mercy“ Fraktion perfekt bedient. Das Highlight jedoch ist die Oberhymne „All Hail The King“. Der Song wäre auch auf „The Voice Of The Cult“ outstanding gewesen. Bei so viel Klassematerial verzeiht man auch den etwas zu plakativen Einstieg mit „We Bleed Metal“. Als Standortbestimmung und Eingangsstatement taugt auch dieser Song allemal.
Was soll ich noch sagen um meiner Begeisterung weiteren Nachdruck zu verleihen? Dass der Sound fett ist? Ist er. Dass die Rhythmussektion bestehend aus Mike Skimmerhorn und PAGAN’S MIND Drummer Stian Kristoffersen drückt und schiebt, dass es eine wahre Freude ist? Check! Wie man es auch dreht und wendet: CHASTAIN sind mit Macht wieder da und wenn sie jetzt nicht endlich mal nach Europa kommen, dann verstehe ich die Metalwelt echt nicht mehr.
Ganz neu bei dem finnischen Label Svart Records sind NIGHT VIPER, die sich erst 2014 gegründet haben. Heavy Metal heißt der Stahl, aus dem Fünf geschmiedet sind, wobei hier und da auch immer wieder psychodelische, Stoner oder Blues-Momente durchschimmern – Was nicht n8ur dem mächtig tiefen Bass-Spiel sondern auch der leicht bluesigen Stimme von Frau Johansson geschuldet ist. Während Songs wie „Night Viper“, „The Hammer“ , „Faces In The Mirror” mächtig in Gas und Hart-Stahl geben (und „Run For Cover“ sogar leichte Thrash-Momente mit sich bringt),geht es in „Never Be Enslaved“ oder „The Wolverine“ etwas gemächlicher zu – hier kommt etwas Stoner-Feeling auf und die Stimme der Sängerin kommt besser zur Geltung. Dass NIGHT VIPER auch längere Stücke können beweisen das düster beginnende „Course Of A Thousend Deaths“ und „Warrior Woman“ das so genial zwischen doomigen Gitarren am Anfang und knackigem Heavy Metal mit coolem Refrain pendelt.
NIGHT VIPER haben durchaus Potential, und auch wenn diese Scheibe einen noch nicht ganz aus der Bahn reißt, dann tut es vielleicht die nächste.
SPEEDTRAP haben im Metal-Underground mit ihrem 2013er Debütalbum "Powerdose" für viel Aufsehen gesorgt, lud die Scheibe doch zum Dauerheadbangen und Dauersaufen ein. Das gleiche gilt für "Straight Shooter", auch hier geben die Finnen permanent Vollgas und hauen acht Songs in einer guten halben Stunde durch. Klingt alles wie von zugekoksten Duracell-Hasen auf Speed gespielt - Hauptsache schnell, Hauptsache headbangen, Hauptsache Metal. Das macht schon Spaß, geht über Albumlänge aber schnell auf die Nerven, solange nicht acht Kumpel und zwei Kisten Bier für den Metalabend am Start sind. Dann ist "Straight Shooter" eine feine Scheibe, genau wie für den gepflegten Abriss eines Clubs als Einstieg in das Wochenende. SPEEDTRAP bringen den Speed in Speed Metal. Metal sind sie sowieso. Läuft also. Oder besser: rennt.
Den Titel ihres 21. Studioalbums „Battering Ram“ nehmen SAXON durchaus wörtlich – einiges an flotten, Doublebass getriebenen Up-Tempo-Nummern haben sich unter die 11 Songs gemischt. Schon der eröffnende Titeltrack geht da in die Vollen, ist SAXON pur, bestätigt sämtliche Vorurteile und bleibt als „Battering Ram“-Schrei mit getreckten Fäusten sofort im Ohr. Biff & Co. vermeiden nach fast 40 Jahren Band-Historie und in Folge des sehr starken Vorgängerwerkes „Sacrifice“ Experimente - das wird sehr schnell deutlich und erfreut die Zielgruppe. Mit „Queen Of Hearts“ wird es danach zwar etwas langsamer, aber nicht ruhiger – ein Stampfer vor dem Herrn mit tollem Stakkato-Riff und einer der besten SAXON-Tracks der letzten Jahre überhaupt. „Destroyer“ und „Hard And Fast“ schwingen dann wieder die Keule und gehen wie schon die flotten Nummern des letzten Albums „back to the roots“. Die fette und klare Andy Sneap Produktion verstärkt den Powereffekt dabei noch weiter – ach ja, Digipack im Buchformat mit allen Texten macht auch was her. Aber zurück zu den Songs – weitere Anspieltipps habe ich noch: „Stand Your Ground“ bedient die frühe SAXON-Klassiker-Fraktion, „Top Of The World“ schielt auf die „Destiny“-Gemeinde, „The Devil’s Footprint“ bedient sich Elemente des Melodic-Thrash. Allerdings sind mit „Eye Of The Storm“ und „To The End“ auch Kompositionen enthalten, denen man doch etwas Luft nach oben zuschreiben darf. Auch „Kingdom Of The Cross” ist solch ein Song, bei welchem ich verschenktes Potential sehe. Das Spoken-Word-Intro ist mit eineinhalb Minuten doch zu lange (intoniert von David Bower von HELL), den tollen epischen Parts und der sich ausbreitenden Atmosphäre fehlt letztendlich der Höhepunkt – könnte durchaus gewollt sein – aber da wäre noch mehr drinnen gewesen. Das abschließende „Three Sheets To The Wind (The Drinking Song)” (Digipack-Bonussong) drückt dann wieder aufs Tempo und fungiert als Trinklied - hat aber auch keinen Anspruch außer er klingt wie “von früher”. Fazit: SAXON bleiben sich mit „Battering Ram“ treu – wem das reicht, ja gefällt, der darf hier bedenkenlos zugreifen.
Das sind sie wieder: Die Schweden AMBUSH hauen mächtig rein, liefert die erst 2013 gegründete Band mit „Desecrator“ doch schon tatsächlich bei High Roller Records ab. Musikalisch machen AMBUSH ganz genau da weiter, wo sie 2014 mit „Firestorm“ vorgelegt haben: Heavy Metal der alten Schule in glanzvoller, aber auch nicht zu wuchtiger Produktion wird hier geboten. Hartes Riffing, einige Soli, tiefe Bässe und klassischer Heavy Metal-Gesang fügen sich hier zu einem modernen Kunstwerk der Nostalgie zusammen.
Schon der Opener „Possessed By Evil“ knallt gut aus den Boxen und zeigt was die Band am Besten kann: Kürze, bündige Heavy Metal-Songs mit Refrains, wie man sie gerne beim Autofahren mitsingt. Die Schweden scheuen aber auch nicht davor siebenminütige Heavy Metal-Eben zu konstruieren („The Seventh Seal“). Während „South Street Brotherhood“ mit fast schon thrashigen Gang-Shouts daher kommt, zeigen die Jungs in Songs wie dem Namensgeber „Desecrator“ düstere Seiten. Beonders punkten kann dabei (wie auch vor allem bei „Master Of The Sea“) der Gesang: Ludwig Sjöholm liefert einfach einen hervorragenden Job und singt dabei mindestens genauso gut wie seine (unüberhörbaren) Idole. Und da wären wir auch schon an dem einzigen Minus: Guten, sehr guten Heavy Metal hört man hier und doch stellt man sich leider mehr als einmal die Frage, ob das eben Gehörte nicht ein Wenig zu sehr nach PRIEST, MAIDEN oder den Herren SAXON klingt. Schade eigentlich, dabei haben AMBUSH es wirklich nicht nötig abzukupfern.m
Wer auf ACCEPT, AIRBOURNE, SAXON, IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST steht kann mit AMBUSH eigentlich nichts verkehrt machen. „Firestorm“ hat es bewiesen und „Desecrator“ beweist es wieder: Diese Schweden haben Potential.
Ced Forsberg geht mit seinem RUNNING WILD-Worship BLAZON STONE in die zweite Runde. Stilistisch orientieren sich BLAZON STONE zu 100% an der „Piraten-Ära“ von RUNNING WILD mit Schwerpunkt auf den späten 80er und den 90er Jahren. Oder um es anders zu formulieren: auf die Zeit zwischen „Port Royal“ und „The Rivalry“. Schon das Erstlingswerk „Return To Port Royal“ war mehr als nur ein Fantribut an eine der einstmals besten Heavy Metal Combos überhaupt, es war eine Herausforderung an Kapitän Kasparek wie seine Mannschaft klingen sollte um wieder zu Weltruhm zu gelangen. Dieser Herausforderung folgt nun eine offene Kriegserklärung.
Auf „Return To Port Royal“ war der einzige kleine Schwachpunkt der manchmal nicht ganz sattelfeste Gesang von Erik Nordkvist. Das könnte der Hauptgrund sein, warum Ced auf „No Sign Of Glory“ auf die Dienste von THE OUTER LIMITS Fronter Georgy Peichev zurückgegriffen hat, und dieser macht seinen Job super und sorgt für etwas stilistische Abgrenzung zum Hamburger Original.
Nach dem obligaten Intro „Declaration Of War“ geht es mit „Fire The Cannons“ auch gleich in bester „Riding The Storm“ Manier los. BLAZON STONE legen viel Wert auf hymnische Doublebasskracher. Hier gilt: „Wer bremst verliert.“ Aber es wird nicht langweilig, reißt im Gegenteil richtig mit und wer auf einen epischen Midtempostampfer à la „Battle Of Waterloo“ wartet, der wird zum Schluss mit dem Titelstück „No Sign Of Glory“ auch noch bedient. BLAZON STONE wissen was man als alter RUNNING WILD Fan erwartet und liefern packende Refrains und epische Lead-Melodien am Fließband. So bleibt mir eigentlich nur noch dem Titel zu widersprechen, von wegen „No Sign Of Glory“, die neue BLAZON STONE ist nämlich „Glory Allover.“ Avast ye!
Scheinbar erleben W.A.S.P. zur Zeit ihren zweiten Frühling. Die führenden Printmagazine feiern das neue Album „Golgotha“ nach allen Regeln der Kunst ab. Sogar eine Titelgeschichte war es den Kollegen vom Rock Hard wert. Als langjährigen W.A.S.P. Fan überraschte mich diese Euphorie ein wenig. Haben die Leute den gar nicht „Babylon“, „Unholy Terror“ oder „Dominator“ gehört? – alles gute Alben! Und auch bei den ersten Hördurchläufen dachte ich mir: „W.A.S.P. wie immer, nicht mehr oder weniger!“ Doch dann hat es nach dem vierten oder fünften Mal richtig geknallt. „Scheiße man, dass ist echt um Längen besser, als die letzten Scheiben“, dachte ich mir. Doch wo liegen nun die Unterschiede zu den Vorgängern, die wie erwähnt alles andere als schlecht gewesen sind. Irgendwie klingen alle Songs wesentlich frischer und vor allem inspirierter. Auch die Produktion hat sich ein wenig verbessert und klingt nun druckvoller und kräftiger als sonst.
Mit „Scream“ wird die Platte eröffnet, einem Hardrocker, der gleich gut nach vorne geht. Mit „Last Runaway“ wird noch einer drauf gesetzt. Das Stück ist ne super gute Laune Nummer, die im Chorus regelrecht explodiert und viel Power ausstrahlt. Yeah Mann! Wird hoffentlich in die Setlist kommender Konzerte aufgenommen.
Der Anfang von „Shotgun“ erinnert ein wenig an Blackies Helden von THE WHO. Auch ein Song, der gut nach vorne.
Einen Gang zurück wird in der Ballade „Miss You“ geschaltet. Wie Lawless in einem Interview erzählte , geht das Lied noch in die Zeit von „The Crimson Idol“ zurück. Damals passte es aber nicht zur Platte. Vom Aufbau her ähnelt es dem Göttersong „The Idol“ vom damaligen Album. Das heißt, es beginnt langsam, Blackie singt voller Hingabe und Verzweiflung und am Ende ertönt ein intensives Gitarrensolo, dass einem einen wunderbaren Ohrgasmus beschert.
„Fallen Under“ greift die Stimmung des vorangegangenen „Miss You“ auf. Hier sind die positiven Vibes der ersten drei Titel gewichen. Dafür gefällt einem die Härte und düstere Stimmung.
„Slaves Of The New World“ beginnt ebenfalls getragen und bekommt nach einigen Sekunden einen ordentlichen Schub. Das Drumming treibt ordentlich nach vorne. Vom Text und der Aggressivität her könnte es ein Überbleibsel vom „Headless Children“ Album sein.
„Eyes Of My Maker“, fällt im Gegensatz zu den anderen Stücken ein wenig ab. Nicht wirklich schlecht, aber es hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. „Hero Of The World“ begeistert durch seine Vielschichtigkeit. Ist in seiner Stimmung auch eher düster.
Beendet wird die wirklich gelungene Platte mit dem Titelstück, einer kraftvollen Powerballade, die nochmal ein super geiles Gitarrensolo beinhaltet.
Insgesamt ist Golgotha eine super Scheibe geworden, die auch alte W.A.S.P. Fans begeistern dürfte, die die ehemaligen Schockrocker seit der „Crimson Idol“ nicht mehr hören. Man darf auf die kommenden Konzerte sehr gespannt sein. Hoffentlich schafft es mehr als nur ein Titel in die Setlist!
QUEENSRYCHE hechelten mit ihrem alten Sänger Geoff Tate viele Jahre dem Status nach, den sie in den späten 80ern und frühen 90ern einmal hatten. Nach den Meilensteinen „The Warning“, „Rage For Order“, „Operation: Mindcrime“ und „Empire“ war zu viel verkopft und erzwungen geklungene Durchschnittsmucke unter dem Banner QUEENSRYCHE veröffentlicht worden. Dies führte schließlich zum Eklat und Split mit Alt-Sänger Geoff Tate (der mittlerweile unter dem Banner OPERATION: MINDCRIME musiziert). Mit Todd LaTorre (Ex-CRIMSON GLORY) fand man schnell einen adäquaten Ersatz und das recht flott veröffentlichte Album „Queensryche“ war ein Schritt in die richtige Richtung und eine erste Duftmarke. Mit „Condition Hüman“ setzt sich dieser Aufwärtstrend nun in beeindruckender Art und Weise fort. Der flotte und erstaunlich traditionsmetallisch klingende Opener „Arrow Of Time“ macht dann auch gleich richtig Stimmung. Endlich mal wieder ein richtig mitreißender Refrain im Hause QUEENSRYCHE. Die das Tempo geschickt verschleppende Bridge verdeutlicht, dass Anspruch und klassischer Heavy Metal kein Widerspruch sein müssen. Es werden hier sogar leichte Erinnerungen an ganz alte FATES WARNING wach. Das folgende recht treibende und mit coolen Drum-Patterns versehene „Guardian“ punktet mit seiner bedrohlich-aggressiven Atmosphäre. Und wenn Todd im Refrain etwas von „Revolution Calling“ singt, ist die Welt des geneigten ‘RYCHE Jüngers sowieso in Ordnung. Besonders wenn in den ersten Noten des Solos noch geschickt die „Empire“-Phase zitiert wird. Gute Wahl für ein erstes Video. „Hellfire“ dann hätte auch auf „Mindcrime“ eine gute Figur gemacht. Endlich ist die eigene Identität der Band zurück. „Toxic Remedy“ ist der erste Song, welcher eher an neuere QUEENSRYCHE erinnert. Aber im Gegensatz zu vielen Tracks der letzten zwei Dekaden stimmen auch hier die Hooks und die Melodien. „Selfish Lines“ ist der erste in meinen Ohren etwas schwächere Track und dümpelt ein wenig vor sich hin. Hat meiner Meinung nach auf „Condition Hüman“ in etwa die Rolle von „Della Brown“ auf dem „Empire“-Album. Das rhythmische „Eye9“ zeigt, dass die neuen QUEENSRYCHE nicht nur in der Vergangenheit leben, sondern durchaus bereit für Experimente sind. Doch auch hier scheinen den Herren die Melodien wichtig gewesen zu sein, was man als Altfan nur begrüßen kann. Das balladeske und elegisch schwebende „Bulletproof“ ist perfekt dazu geeignet Todd LaTorre’s wunderschöne Stimme wirken zu lassen. Ein Gänsehautmoment. „Hourglass“ überrascht mit anfangs recht hartem und modernem Metalriffing, nur um parallel zu Todd’s Gesangseinsatz zum Ohrenschmeichler zu mutieren und im Refrain dann wieder zu explodieren. Auch eher modern, aber trotzdem gut. Vor allem auch wegen des „singenden“ Gitarrensolos. „Just Us“ ist eine nette halbakustische Nummer, die es mit „Silent Lucidity“ allerdings nicht ganz aufnehmen kann. Hätte witzigerweise wohl auch auf die schräge dritte CRIMSON GLORY Scheibe „Strange & Beautiful“ gepasst. „All There Was“ ist dann nochmal richtig Heavy Metal. Uptempo, Flitzefinger-Soli und geiler high-pitched Gesang von Todd. Wann konnte man zuletzt zu einer QUEENSRYCHE Nummer so richtig headbangen? Muss wohl „The Needle Lies“ von 1988 (!) gewesen sein. Nach dem kurzen Intro „The Aftermath“ nimmt uns der Titelsong auf eine 7-minütige Reise und präsentiert uns die symphonische Seite QUEENSRYCHEs. Die sich steigernde Dramatik weckt wohlige Erinnerungen an sowohl „Roads To Madness“ als auch „Suite Sister Mary“. Ein perfektes Finale für „Condition Hüman“. Für mich hätte der Song noch gerne ein, zwei Minuten länger sein dürfen, da er etwas abrupt endet.
„Condition Hüman“ ist zwar noch nicht 100 %ig perfekt, aber doch stellt es das beste QUEENSRYCHE Album seit „Empire“ dar.
Ich bin einerseits gespannt, ob Tate mit seiner neuen Scheibe da auch nur ansatzweise mithalten kann und andererseits welchen Stellenwert „Condition Hüman“ in einigen Jahren im Backkatalog QUEENSRYCHEs einnehmen wird.
MACBETH — eine Band mit einer Wahnsinns-Geschichte: 1985 in der damaligen DDR gegründet hatte die damalige Viererformation mit dem System zu kämpfen. Anfänglich spielten sie ohne Spielerlaubnis, später erhielten sie staatliche Fördermaßnahmen — ein Versuch der Stasi, die recht erfolgreiche Band auf den „richtigen“ Weg zu bringen, der im legendären Konzert im Erfurter Stadtgarten endete. Hunderte Fans, Bewachung durch die Stasi, Betrunkene Funktionäre der FDJ — die Stimmung in der Halle eskalierte schließlich. Die Polizei verbot der Band zudem eine Zugabe, was die Fans noch mehr erzürnte und zu einigen Ausschreitungen nach dem Konzert führte. Die Konsequenz: Spielverbot auf unbeschränkte Zeit und ein Schuldenberg von 25000 DM. Erst kurz vor der Wende fand die Band sich wieder, zur Wende verschwanden Basser und Schlagzeuger gen Westen. Fortan bekam die Band Unterstützung durch eine andere Band und konnte die angefangene Tour beenden. Auf dem vorletzten Konzert erhängte sich Sänger Wittenburg. Die Band löste sich auf und feierte erst 1993 ihr Comeback. Bald darauf sprang der Schlagzeuger vom Hochhaus.
Erst eine Dekade nach dem Fall starten sie, mit neuem Sänger und Schlagzeuger, als Support von In Extremo und Eisregen erneut durch und beginnen neues Material aufzunehmen. Mit „Imperium“ ist nun nach der Demo „Macbeth“ (2006) und den beiden Alben „Gotteskrieger“ (2009) und „Wiedergänger“ (2012) ihr drittes Album seit der Neugründung (2004) auf dem Markt. Das Artwork zeigt den seit „Gotteskrieger“ für MACBETH typischen Dämonen, stilvoll, von Ralf Klein erstellt.
Nun zum Kern: Nach einem fast epischen Intro namens „Ultima Ratio Regis“ bricht das Inferno in ganz typischer MACBETH-Manier los: Sturmangriff, Krieg, Verderben, Tot. Markanter, rauer, deutschsprachiger Gesang über kräftigen Gitarren und einem klotzenden Schlagzeug. Fast schon melodiöse Refrains fachen die Mitsingstimmung an. „Das Große Gericht“ (welches Fans schon von den letzten Live-Auftritten der Band ein Begriff sein sollte) trifft voll ins Korn und auch das „WN62“ passt soweit. Mit „Verloren“ präsentieren die Thüringer eine Ballade, welche hier leider etwas Fehl am Platze wirkt. „Pawlows Haus“ beginnt mit Pauken und Trompeten auch etwas gewöhnungsbedürftig. Mit dem Titelsong „Imperium“ sorgen MACBETH dafür für Gänsehaut: Im Mid-Tempo gehalten wird hier vor allem auf sehr gute Gitarrenarbeit und treffsichere Lyrics gesetzt. Leider jedoch nicht für lange Dauer. „Soweit Die Füße Tragen“ heißt der krönende Abschluss der Scheibe. Hierbei handelt es sich auch um ein gefühlvolleres Stück, welches vom Kitsch (anders als „Verloren“) aber weit entfernt ist. Wer sich eine Mischung aus SODOM und BÖHSEN ONKELZ gut vorstellen kann sollte bei MACBETH unbedingt reinhören.
Für ein „Imperium“ wird der neue Ausput aufgrund altbekannter Schwierigkeiten (gewöhnungsbedürftige Formulierungen und Texte) wohl nicht reichen, dafür aber alte Fans zufriedenstellen. Für Fans lohnt sich dieses Mal übrigends der Kauf der Digi: Mit den drei Bonus-Songs beweißt die Band einmal mehr ihr wahnsinniges Live-Potential. „Death Under Moonlight“ lässt mit englischsprachigen Lyrics aufhorchen. „Der Fährmann“ ist ein trauriges, mit Streichern durchzogenes Lied, welches den verstorbenen Bandmitgliedern gewidmet ist. „Maikäfer flieg“ sorgt (ebenfalls in Live-Version) für einen düsteren Abschluss mit jugendlicher Unterstützung.
Im Juni erst haben die Schweden THE GREAT DISCORD ihr Debütalbum herausgebracht, von dem es nun gerade einmal drei Monate später den Nachhall – die EP „Echoes“ zu hören gibt. Die EP bietet eine Akkustik-Version von „The Aging Man“, Cover von den DEFTONES und THE MARS VOLTA, sowie zwei Radio-Versionen („The Aging Man“ und „Ephemeral“). Die Idee dahinter war sich mal in einem etwas anderen Gewand zu präsentieren (so der Promo-Text).
THE GREAT DISCORT spielen klassischen Heavy Metal mit diversen Elementen anderer Stilrichtungen (Sei es ein Hauch Doom, Psychedelic, oder Rock’N’Roll). Sehr charismatisch ist die Stimme der Sängerin Fia Kempe: hart, soulig und vor allem emotional. Dabei läuft die Band trotzdem nicht Gefahr in die Gothic-Ecke zu rutschen. Wer psychedelisch-angehauchten Heavy Metal mit ausdrucksstarkem Frauengesang mag, sollte bei THE GREAT DISCORD ruhig mal reinhören, dann allerdings bei dem Album. THE GREAT DISCORD beweisen mit „Echoes“ Mut anders als gewohnt zu klingen. Somit ist die EP vielmehr eine kleine Kostprobe als ein unabdingbares Sammlerstück und nur Fans zu empfehlen.